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Der Lautsprecher: Denn sie wissen, was sie tun - Schon wieder ein Beitrag zur Generation y

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Jeden ersten Freitag im Monat schreibt Marei Martens für den „Lautsprecher", die Branchenkolumne der strategischen Kommunikationsberatung UMPR, PR-Agentur aus Hamburg. Aus Expertensicht - aber ohne Tunnelblick - identifiziert und bewertet sie Trends und Entwicklungen aus Marketing und Kommunikation.

Generationenbegriffe sind kein natürliches Gesetz, sondern etwas durch gesellschaftlichen Diskurs Konstruiertes. Zur Zeit ist das Interesse an der Generation Y riesig. Wer wie ich dieser GANZ besonderen Gruppe angehört, schaut natürlich genau hin, wenn Jung und Alt darüber fachsimpeln, wie egoistisch, ambitioniert oder sinnsuchend der mysteriöse 20- bis 30-Jährige wohl heutzutage ist.

Irgendwie sind sich alle einig über die Nachkömmlinge und ihre Ideale: „Glück statt Geld, Freizeit statt Karriere, Privatleben statt Macht", heißt ihre Devise. Ob das jetzt positiv oder negativ ist, hängt von der Perspektive ab. Die Babyboomer in den Chefsesseln rutschen auf jeden Fall unruhig auf ihren Stühlen herum. Was mache ich mit einem Berufseinsteiger, der eher auf Gehalt und Karriere verzichtet, als sich mit Freude und Drang nach monetärer Anerkennung in die Workaholic-Mühlen zu begeben, um an materielle Statussymbole und Prestige zu gelangen?

Ein beunruhigendes Szenario, wenn der Manager bedenkt, dass er diese Egoisten - wie die 20- bis 30-Jährigen zuweilen auch mal genannt werden - unbedingt braucht. Er benötigt ihr Know-How, ihre Art zu denken und vor allem ihre Arbeitskraft.

Wobei wir auch schon beim Knackpunkt der Gesamtdebatte um die Generation „Why" angekommen wären: Das Interesse und der Versuch, sich in die Köpfe der jungen Sinnsucher hineinzudenken, ihnen zu suggerieren, sie seien verstanden, ist kein philanthropischer Akt, sondern hauptsächlich wirtschaftlich motiviert. Das wissen die Adressierten übrigens auch - und haben dementsprechend eine gewisse Anspruchshaltung an ihren Job. Ist das verwerflich? Nö.

Ganz oder gar nicht - Wer sich wäscht, wird nass
Als Aushängeschild und Andersdenker machen sich besonders die Akademiker aus den Reihen der Generation Y/Millenials/Digital Natives/#Wieauchimmersienochgenanntwerdenmögen hervorragend: Sie haben ein natürliches Verständnis fürs Digitale, riechen immer ein bisschen nach Start-Up und nach Ideen mit viralem Potenzial. Was sie von den 0- bis 19-Jährigen abhebt?

Sie wissen darüber hinaus noch, wie die Welt vor der digitalen Revolution ausgesehen hat - mit Schulfreunden über das Telefon verabreden und so... Mit einer dem Übergang vom Analogen zum Digitalen parallelen Sozialisation geht allerdings auch eine gewisse Mentalität einher, die die 20- bis 30-Jährigen eben zu dem macht, was sie jetzt sind: flexibel, gut ausgebildet und häufig nach dem Alles-kann-nichts-muss-Motto handelnd (auch in Bezug auf ihre Arbeitsinhalte). Man kann es auch wie Blogger Tim Urban machen und sie mit einer gehörigen Portion Ironie sehen.

Er sagt seiner eigenen Generation nach, sich selbst als den Nabel der Welt zu sehen - in der festen Überzeugung, „der Mittelpunkt einer ganz besonderen Geschichte" zu sein. Aber, was ist eigentlich prinzipiell falsch daran, von sich selbst und dem eigenen Können viel zu halten, so lange man sich nicht (wie Urban es ausdrückt) „für etwas Besseres" hält?

Für Unternehmen und potenzielle Arbeitgeber muss es schlussendlich heißen: Ganz oder gar nicht! Wer einen Digital Native will, bekommt die Generation Y mit all ihren Facetten. Punkt.

Selbstbewusster Nachwuchs
Dass die Nachkömmlinge mit Digital-Expertise ihre Karriere nicht „als ein glitzerndes Einhorn, das über eine Blumenwiese springt" betrachten - um noch einmal den Autoren von waitbutwhy.com zu zitieren -, sondern ihren nicht unwichtigen Wissensvorsprung auch monetär oder noch viel besser: in Sachen Work-Life-Balance übersetzt haben möchten, zeigt z. B. die #Nachwuchsdebatte im Rahmen der PR-Young-Talents-Initiative #30u30. Mit der Agenturbranche wird dabei ein Feld bearbeitet, das in Zukunft große Schwierigkeiten im Wettbewerb um qualifizierte Berufseinsteiger haben wird. Diese thematisieren ihre Sicht der Dinge, was ihr gutes Recht ist und von der Branche angenommen wird.

Die Thematisierung von Defiziten seitens des PR-Nachwuchses bedeutet allerdings nicht gleich, dass sie den Anspruch haben, „einmal Vorstandsvorsitzender zu werden, aber nicht unbedingt die Bereitschaft, die nötigen Anstrengungen zu investieren".

Die positive wie negative Kritik an den Millenials dieser Welt ist ein wahres Potpourri an Sichtweisen und Einstellungen. Vielen der jungen Sinnsuchenden spricht Ruben Karschnick auf ZEIT Online allerdings aus der Seele, wenn er konstatiert: „Denn nicht die Generation Y ist seltsam, sondern die heutige Arbeitswelt." In Zeiten, in denen amerikanische Branchengiganten ihren weiblichen Mitarbeitern das Einfrieren von Eizellen zur Vermeidung des Karriereknicks ermöglichen, werden hier sicherlich auch die 0- bis 99-Jährigen eifrig nicken.

Durch das grandiosen Nanny-Land

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In Kanada, dem zweitgrößten Land der Welt, kann man in drei Wochen richtig Meilen machen. Oder man erkundet nur einen Ausschnitt. Und erlebt, zum Beispiel in und um Vancouver, ein großartiges Land - mit teils kleinkarierten Vorschriften

„Ah, drei Wochen Kanada! Sicher mit dem Wohnmobil?" Wir konnten darauf wetten: Jeder, aber auch jeder, den wir von unseren Reiseplänen erzählten, stellte diese Nachfrage. Und die Antwort darauf: Nein. Nicht auf die klassische Tour mit dem Wohnmobil. Sicher, die angepeilte Westküste mit ihrer grandiosen Landschaft, den Naturparks und der Metropole Vancouver ist wie geschaffen dafür, sie im eigenen Häuschen auf Rädern zu durchstreifen. Aber wir sind nun mal überzeugte Camping-Hasser; außerdem: aus Erfahrung wissen wir, dass Meilen fressen mit drei Kindern keinen entspannten Urlaub ergibt.

Deshalb unsere These: Auch von der Ferienwohnung aus kann man per Leih-Auto dieses Land erkunden und kennenlernen. Vielleicht sogar besser, als wenn man es in Siebenmeilenstiefeln durcheilt. Also übernehmen wir am Flughafen Vancouver einen Ford Focus. Noch ein Klischee-Bruch - vielleicht wäre ein gigantischer Pick-Up stilvoller gewesen. Doch auch zu fünft und mit viel Gepäck passen wir in den geräumigen Kompaktwagen hinein.

Ohne Stau und ohne Stress gelangen wir in die Wohnung im Westend. Sofort fällt die unglaublich defensive Fahrweise der Kanadier auf. Fahrradfahrer sind, man glaubt es ja kaum in einem amerikanischen Land, die Lieblinge der Nation, sie finden fast überall breite Wege vor - und an den stromgetriebenen Linienbussen Träger für ihre schicken, gepflegten Bikes.
Ohne Murren unterwerfen sie sich der Helmpflicht.

Wie überhaupt Kanada, speziell die Provinz British Columbia, ein Staat ist, der sich sehr um seine Bürger sorgt. Wer unvernünftigerweise unbedingt einen Träger Bier oder Flasche Wein kaufen will, muss dafür - ähnlich wie in Schweden - spezielle Läden mit vergitterten Fenstern aufsuchen und sollte seine ID (Reisende also ihren Pass) mitnehmen: Auf Volljährigkeit kontrolliert wird jeder, den das Personal auf höchstens 30 schätzt. „Nehmen Sie es als Kompliment", empfiehlt ein Schild.

Ungewohntes auch im normalen Supermarkt (dessen Preise in etwa auf dem doppelten Niveau deutscher Läden liegen): An der Kasse weist eine große Tafel darauf hin, dass man mit dem Erdöl, das in 15 Plastiktüten steckt, einen Kilometer Auto fahren könne. Brav befüllen wir unsere Stofftasche. Und laufen ökologisch korrekt zu Fuß nach Hause.

Wobei man zumindest nicht darauf achten muss, wo man hintritt. Der Kanadier mit Hund packt dessen Hinterlassenschaften zuverlässig in eine Plastiktüte. Große Schilder, mal wieder, drohen andernfalls mit 2000 Dollar Strafe. Die Hotline, unter der Täter sofort anzuschwärzen sind, ist deutlich vermerkt: 311.

Dass wir sehr schnell einen Strafzettel wegen Falschparkens kassieren, ist da schon logisch. 40 Dollar, zahlbar online per Kreditkarte. Sehr praktisch! Wer also je die Befürchtung äußert, Deutschland sei ein Nanny-Staat, der mit väterlicher Strenge über seine Bürger wacht, der kennt Kanada noch nicht.

Aber vielleicht bekommt man ein so großes Land auch anders nicht in den Griff. Schon kurz hinter Vancouver beginnt eine gigantische Wildnis mit Wäldern aus riesigen Bäumen, Wasserfällen und Holz-Trucks. Über die gut ausgebaute Landstraße gelangen wir in die Olympia-Gemeinde Vancouver, stoppen unterwegs immer wieder an grandiosen Stellen.
In Vancouver finden wir mit dem kompakten Pkw problemlos Parkplätze - mit einem Wohnmobil hätten wir wohl ins Taxi umsteigen müssen.

In Halbtages-Touren klappern wir die Sehenswürdigkeiten ab. Baden im Pazifik in Sichtweite gigantischer Öltanker. Buchen einen Rundflug im Wasserflugzeug, verlaufen uns im riesigen Stanley Park. Und überall treffen wir nette Kanadier - die sich oft als Auswanderer aus Deutschland zu erkennen geben.

Nach einer Woche ziehen wir weiter, bepacken das Auto und tanken erst mal. Ach ja, hat sich jemand in Deutschland mal über E10 aufgeregt? Unser Wagen schluckt E85. Also einen 85-prozentigen Anteil von Biosprit. Das überfordert aber auch den kanadischen Tankwart. Er tippt erst mal auf 85 Oktan, dann auf 85 Prozent Erdöl-Anteil - um schließlich zu kapitulieren und uns an die normale Zapfsäule zu lotsen. Ein Blick in die Betriebsanleitung gibt Entwarnung: Unser Modell ist ein Flexible-Fuel-Car und fährt auch mit normalen Sprit.

Nämlich auf die Fähre nach Vancouver Island, der größten Pazifik-Insel Nordamerikas. Nach knapp zweistündiger Überfahrt erreichen wir ein völlig anderes Kanada: Hier ist nicht mehr das glänzende Singlespeed-Fahrrad das Status-Symbol, sondern der mächtige Pickup-Truck. Die Häuser liegen versteckt hinter Bäumen am Wasser. In unserem Domizil wäre es ganz still, wenn nicht manchmal der See-Adler schreien würde, der in der Douglasie neben der Terrasse nistet. Wir schlendern am Pazifik entlang, beobachten ein Reh, das sich aus den Wäldern in die Siedlung wagt.

Wieder erkunden wir diese Welt in Tagestouren per Pkw. 800 Jahre alte Bäume im McMillan-Nationalpark, deren Gipfel man nur erahnen kann. Natürlich durch einen gesicherten, rollstuhltauglichen Weg erschlossen, wir sind ja in Kanada. Und auch um Tiere kümmert man sich: Die North Island Wildlife Recovery Association versorgt und operiert verletzte Wildtiere. Braunbär Knut (der heißt wirklich so!) gibt den Ersatzpapa für von der Mutter verstoßene Bär-Babies. Besuchen und anschauen darf man freilich nur jene Tiere, vor allem Adler und anderes Geflügel, die für eine Auswilderung zu schwer verletzt waren, in Freiheit chancenlos wären und jetzt in dem Zentrum wohnen.

Eine weite Tagestour führt uns nach Victoria an der Südspitze der Insel, der ehemaligen Gold-, Pelz- und Fischhandels-Metropole, in deren Bauten im putzigen Kolonial-Stil heute vor allem Souvenirläden um Käufer buhlen. Jene nämlich, die von hier zum Whale-Whatching starten: Schlauchboote eilen, mit wetterfest verpackten Touristen an Bord, bis auf wenige Meter Nähe zu den residenten Orcas; wer Kinder mitbringt, besteigt eher ein größeres Schiff und hält Respekt-Abstand.

Fazit nach drei Wochen: Auch ohne es im Wohnmobil zu durchreisen, kann man das riesige Kanada gut kennenlernen. Man lernt nicht alles kennen, aber einiges sehr gut. Und das nächste mal geht´s eben an die Ostküste - auch wieder mit dem Pkw.

Alexander Wang x H&M: Jährlich grüßt der Top Designer

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Wir schrieben das Jahr 2004 als H&M mit seiner ersten Designer-Kollektion an den Start ging. Kein Geringerer Mode-Zar Karl Lagerfeld „Der Erste" sorgte damals für lange Warteschlangen, proppenvolle Läden und ausverkaufte Stücke innerhalb weniger Stunden.

Klar, dass weitere Designer-Größen folgten. Diese Woche, am 6. November, lässt Design-Shootingstar Alexander Wang unseren Puls mit seiner Sportswear-Kollektion in die Höhe schnellen. Welche Gastdesigner sonst noch für Schnappatmung in der Fashionwelt sorgten, was ihre Kollektionen ausmacht und was sie über die Arbeit mit H&M denken, zeigt die Slideshow zu den 15 H&M-Designer-Kooperationen.



Alexander Wang - Der junge Wilde
Alexander Wang ist zurzeit DER In-Designer am Modehimmel. Er feiert mit seinem eigenen Label große Erfolge, ist seit 2012 Kreativdirektor bei Balenciaga, Models tragen seine Kollektionen privat, Stars wie Kanye West, Rihanna und Anna Wintour verehren ihn.

Mit seinen 30 Jahren ist er nicht nur der jüngste Gastdesigner, sondern auch der einzige Amerikaner, der bisher für das schwedische Modelabel kreieren durfte. „Ich fühle mich geehrt, ein Teil von H&Ms Designer-Kooperation zu sein", äußert sich Wang in einem offiziellen Presse Statement.

Die Kollektion - very, very Wang
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, wie Donatella Versace oder Isabel Marant, zielt Wang mit seinen Entwürfen auf eine jüngere Zielgruppe ab, was sich auch in den Preisen widerspiegelt. Mit durchschnittlich etwa 93 Euro sind die Stücke deutlich günstiger als andere Kooperations-Kollektionen. Zum Vegleich: Für ein Teil der ISABEL MARANT für H&M Kollektion durfte der Käufer im Schnitt etwa 157 Euro hinblättern.

Dabei war es Wang, dem Amerikaner mit chinesischen Wurzeln, überaus wichtig, keine Archivkollektion aus älteren überarbeiteten Stücken anzubieten. Der Großteil der Kollektion ist brandneu, nur etwa zehn Prozent besteht aus überarbeiteten Stücken.

Werbung - cool and the Wang
Wie schon letztes Jahr bei Isabel Marant, setzt H&M auch dieses Mal wieder voll auf Social Media. Preisgegeben bei einer Party auf dem legendären Coachella Festival, verbreitete sich die Kunde der Kooperation wie ein Lauffeuer auf Instagram und Co.

Geshootet wurde die Kollektion von Star-Fotograf Mikael Jansson mit den Models Joan Smalls, Raquel Zimmermann und Isabeli Fontana, die alle eine bestimmte Sportart darstellen. In die Männer-Riege reihen sich echte Sportler, wie Fußballer Andy Carroll und Kickboxer Rivaldino dos Santos ein.

Und das, obwohl Wang, wie er selbst sagt, ein echter Sportmuffel ist. „Ich mag die Vielseitigkeit von Sportbekleidung. Wenn du ausgehst und tanzt, dann schwitzt du auch". So Wang über seine Inspiration.

Wie sich die Alexander Wang x H&M-Kollektion im Gegensatz zu ihren Vorgängern schlägt, wie lang es dauert, bis die ersten Teile vergriffen sind und ob man damit tatsächlich die Nächte durchtanzen kann, werden wir dann ab dem 6. November wissen.

LinkedIn gewinnt gegenüber Xing

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Die Zahlen

LinkedIn legt immer stärker zu: Bereits im Mai diesen Jahres wurden die fünf Millionen Mitglieder erreicht im DACH Raum. Nun sind es knapp ein halbes Jahr später bereits sechs Millionen. Das bedeutet einen Zuwachs von einer Million Mitgliedern in einem halben Jahr. In Europa sieht es damit so aus:
2014-11-05-LinkedInMitgliederEuropaNovember2014.png Das Interesse an LinkedIn steigt damit deutlich an.

Und Xing?

XING derweil verliert enorm an Schwung. So stellt Meedia fest, dass LinkedIn in Deutschland stärker genutzt wird als XING. Weltweit scheint das Rennen der Businessnetzwerke eh entschieden zu sein:
2014-11-05-MitgliederXINGundLinkedInDACHundweltweitNovember2014.png

XING versucht, wie damals die VZ Netzwerke, die Aspekte der Sicherheit eines deutschen Anbieters in den Fokus zu rücken. Auch die erhöhte Reichweite von LinkedIn versucht der Hamburger Anbieter für seine Zwecke zu nutzen:

2014-11-05-XINGWerbungaufLinkedIn.png
(Kein Fake, sondern gesehen am 23.10.2015).

Mehr zu dem Thema in meinem Blog.

Faschismus und Islamismus - ein ungleiches Paar?

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Der Faschismus ist eine Art »politische Religion«. Seine Anhänger glauben, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Ganz oben in der Hierarchie steht der charismatische unfehlbare Führer, der mit einem heiligen Auftrag ausgestattet ist, um die Nation zu einen und die Feinde zu besiegen.

Die faschistische Ideologie vergiftet ihre Anhänger mit Ressentiments und Hass, teilt die Welt in Freund und Feind ein und droht Gegnern mit Vergeltung. Sie richtet sich gegen die Moderne, die Aufklärung, den Marxismus und die Juden und glorifiziert Militarismus und Opferbereitschaft bis in den Tod.

All diese Eigenschaften treffen auch auf den modernen Islamismus zu, der zeitgleich mit dem Faschismus in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden ist. Sowohl der Faschismus als auch der Islamismus sind aus einem Gefühl der Niederlage und Erniedrigung hervorgegangen.

Beide Strömungen eint das Ziel, ein Imperium zu errichten - die Weltherrschaft als quasi verbrieftes Recht -, dem die totale Vernichtung seiner Feinde vorausgeht. Die eine Bewegung glaubt an die Überlegenheit der arischen Rasse, die andere ist überzeugt von der moralischen Überlegenheit der Muslime gegenüber dem ungläubigen Rest der Menschheit.

Als Benito Mussolini in Italien seine faschistische Bewegung gründete, träumte er davon, an die glorreichen Tage des Römischen Reiches anzuknüpfen. Diese nostalgische Sehnsucht teilte auch Hassan Al-Banna, als er die Muslimbruderschaft wenige Jahre nach Mussolinis Aufstieg gründete.

Er beschwor ebenfalls die große Vergangenheit. Der tunesisch-französische Schriftsteller Abdel-Wahhab Meddeb sieht ein zentrales Problem der islamischen Welt darin, dass die Muslime sich nicht damit abfinden können, nicht mehr - wie noch im Mittelalter - die führende Macht in der Welt zu sein. Die Diskrepanz zwischen einer stolzen Vergangenheit und der bitteren Realität der Gegenwart sieht er als eine der Hauptquellen für Ressentiments gegen den Westen.

Eine Dauerkränkung der islamischen Welt sozusagen, entstanden aus dem subjektiven Gefühl, von der Welt und der Geschichte ungerecht behandelt worden zu sein. Diese Kränkung, gepaart mit einer Überhöhung der Vergangenheit, ist ein wichtiger Motor des islamischen Faschismus.

Eckpfeiler des Ur-Faschismus

Der italienische Literat, Semiotiker und Philosoph Umberto Eco listet in seinem Werk »Vier moralische Schriften« vierzehn Merkmale des Ur-Faschismus auf. Eines dieser Merkmale ist der »Kult der Überlieferung«: Es kann keinen Fortschritt des Wissens geben, da die Wahrheit bereits offenbart wurde. Nicht um eigenständiges Denken und Lernen geht es also, schon gar nicht um eine kritische Analyse, sondern um das strikte Befolgen der offenbarten Botschaft.

Dieser »Kult der Überlieferung« ist ein zentraler Aspekt des islamischen Denkens: Es gilt die Unantastbarkeit des Koran, in dem alles Wissen enthalten ist. Der politische Islam fühlt sich mit einem Auftrag Gottes versehen, der, losgelöst von Zeit, Raum und Realität, erfüllt werden muss.

Salafisten und Dschihadisten verteufeln eine zeitgemäße Interpretation der Texte, denn die Gebote Gottes dürfe der Mensch nicht umdeuten. Für sie spielt es keine Rolle, dass ein Muslim, der die heiligen Texte seiner Religion wortwörtlich nimmt, es oft schwer hat, sich in der modernen Welt zurechtzufinden, die ambivalent ist und sich ständig ändert. Die Moderne ist für sie per se Ausdruck dessen, wie weit der Mensch kommen kann, wenn er sich vom wahren Glauben entfernt hat.

Für Eco ist die Ablehnung von Moderne und Aufklärung ein weiteres Merkmal des Ur-Faschismus, das verbunden ist mit einem Hang zum Irrationalismus. Ablehnung von Kritik, Angst vor dem Fremden, Sexismus und Machismus sind weitere Kernpunkte.

Der Faschismus lebe, so Eco, von der Obsession, »die anderen« hätten sich gegen einen verschworen. Zu diesem Verfolgungswahn gesellt sich ein permanentes Gefühl der Demütigung, des Zu-kurz-gekommen-Seins und ein daraus erwachsender Rachedurst. Hier wird der Kampf zum Selbstzweck.

Denn es ist kein Kampf ums Überleben, sondern ein Leben für den Kampf. Eine Vorstellung, die sich eins zu eins im islamischen Dschihad-Prinzip findet. Der Dschihad wird im Islam nicht nur als Mittel der Selbstverteidigung, sondern als Dienst an Gott verstanden, der bis ans Ende aller Tage geleistet werden muss. Und am Ende dieser Tage wird die Weltherrschaft stehen, alle Feinde, alle Ungläubigen werden bekehrt oder ausgelöscht sein.

Eine weitere Parallele kann man mit folgender These zusammenfassen: Faschismus und Islamismus sind Krankheiten »verspäteter Nationen« oder solcher, die auf eine glorreiche Geschichte zurückblicken, sich nun aber in einem Prozess des Zerfalls befinden. Der Faschismus konnte sich zunächst in Italien durchsetzen, bevor er sich in anderen europäischen Staaten verbreitete.

Warum gerade in Italien? Das Land befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem unvollendeten Einigungsprozess, die politischen Parteien zerfleischten sich gegenseitig, man fühlte sich durch die Pariser Vorortverträge über den Tisch gezogen, die Wirtschaft lag am Boden, und die Furcht vor einer bolschewistischen Revolution ging um.

Zudem war das Land zutiefst katholisch. Das Fundament der mächtigen Kirche fußte unter anderem auf Prinzipien wie Ehre, Hierarchie, Einheit, charismatischer Führung und absoluter Wahrheit. Elemente, die auch Eingang in den Faschismus fanden.

In Ländern, die auf eine lange Tradition als geeinte Nation unter dem Dach eines Staates zurückblicken können, wie etwa England und Frankreich, entstanden im Zuge des erstarkenden Nationalismus Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts zwar ebenfalls nationalistische und faschistische Bewegungen. Auf politischer Ebene allerdings erlangten sie kaum Bedeutung.

Der Historiker Ernst Nolte sieht die französische militant-katholische Bewegung »L'Action française«, die im Jahr 1898 gegründet wurde, als Vorbild für die faschistischen Bewegungen, die später in Italien und Deutschland entstanden. Die Bewegung wollte im Sinne der katholischen Kirche die Moderne stoppen und zu einer christlich-konservativen Gesellschaftsordnung zurückkehren. Es gelang ihr jedoch nie, eine Massenbewegung zu werden.

Und mit der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht verlor sie endgültig ihre Bedeutung. In Großbritannien gründete Oswald Mosley drei Jahre nach der schweren Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929 die »British union of fascists«. Nach eigenen Angaben hatte sie 50000Mitglieder, Mosley bereiste Italien, um den Faschismus zu studieren, und ließ später nach dem Vorbild der SS eine schwarze Parteiuniform entwerfen. Nach dem Röhm-Putsch und vor allem dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verlor seine Bewegung ebenfalls massiv an Rückhalt.

Nur in den verspäteten Nationen Italien und Deutschland zündete der Faschismus, seine Anhänger übernahmen das Ruder und verführten die Massen. Man könnte den italienischen Faschismus als Vollendung jenes italienischen Einigungsprozesses sehen, den Mazzini und Garibaldi im 19. Jahrhundert begonnen hatten. Das italienische Wort fascio leitet sich vom lateinischen fasces her, was »Bund« oder »Bündel« bedeutet.

Gemeint ist ein Rutenbündel, mit dem zunächst königliche Leibwachen, später Amtsdiener und Staatsbeamte den römischen Imperatoren voranschritten. Dieses Machtsymbol war sowohl ein Zeichen der Einheit als auch ein potenzielles Züchtigungsinstrument zur Bestrafung von Abtrünnigen und Verbrechern. Als Benito Mussolini 1919 seine »Fasci di Combattimento« gründete, beschwor er die Erinnerung an die Weltmachtstellung des Römischen Reiches, das er nun wiederherstellen wolle.

Der deutsche Faschismus entstand ebenfalls in einer Phase der Zerrüttung. Der »Schandvertrag« von Versailles, die Schwäche von Wirtschaft und gemäßigten Parteien - um nur einige Punkte zu nennen - bildeten einen guten Nährboden. Der Nationalsozialismus schien das Versprechen zu sein, der geplatzte imperialistische wilhelminische Traum von einem »Platz an der Sonne« für Deutschland ließe sich wiederbeleben.

Die Schmach der Niederlage im Ersten Weltkrieg könne getilgt, die Nation wiedergeboren werden, um dann auf die zurückzuschlagen, die einen in jüngster Vergangenheit gedemütigt hatten. Eine krude Mischung aus Ohnmacht und Allmachtsphantasien, die das perfekte Klima für den Aufstieg der Nationalsozialisten schuf.

Diese Mischung aus Ohnmacht und Allmachtsglaube findet sich auch im Islamismus. Da der Islam erst sechshundert Jahre nach dem Christentum in die Welt kam, kann man ihn als verspätete Religion bezeichnen, die heute das eigene Mittelalter erlebt. Nach islamischer Zeitrechnung befinden wir uns derzeit im Jahr 1435.

Die meisten muslimischen Länder können wie Deutschland und Italien auch als verspätete Nationen bezeichnet werden, die sich seit dem Zerfall des Osmanischen Reiches und der späteren Entkolonialisierung nicht wirklich zwischen dem modernen Nationalstaat, der Verhaftung in alten Stammesstrukturen und dem Gottesstaat entscheiden konnten.

Die widersprüchliche Mischung aus diesen drei Herrschaftssystemen lässt die meisten islamischen Staaten seit Jahrzehnten in Stillstand verharren. In Staaten mit einer (Militär-)Diktatur oder solchen, in denen man vorsichtig eine Annäherung an die Moderne wagt, formieren sich Islamisten als politische Alternative.

Das 20. Jahrhundert erlebte eine heftige Konterrevolution gegen die Moderne und das Gedankengut der Aufklärung: Sowohl Ernest Gellner als auch Ernst Nolte sehen den Islamismus nach dem Faschismus und dem Bolschewismus als die dritte Widerstandsbewegung gegen die Moderne.

Alle drei Bewegungen haben sich zwar der technischen Errungenschaften der Moderne bedient, doch wehrten sie sich vehement gegen zentrale Eckpfeiler der Aufklärung: Vernunft, persönliche Freiheit und Freiheit des Denkens, Individualität, Menschenrechte, die Autonomie des menschlichen Körpers sowie die Meinungs- und Pressefreiheit wurden von allen drei Bewegungen als Gefahr gesehen. Der Übergang von der ländlichen zur urbanen Gesellschaft schien einherzugehen mit dem Zerfall der Gemeinschaft, die ein wichtiges Element totalitärer Systeme ist.

Herkunft und/oder eine gemeinsame Ideologie sollten neue Gemeinschaften formen. Ausgangspunkt für diese Bestrebungen ist oft der ländliche Raum, der beinahe mythisch überhöht wird. Ein antiurbaner Diskurs ist bezeichnend für alle drei Bewegungen. Für den Bolschewiken war die Stadt der Ort, an dem das Proletariat ausgebeutet wurde. Für die Nazis war das Berlin der Goldenen Zwanziger Sinnbild für den Niedergang traditioneller Werte. Und für die Islamisten ist die Stadt ein Ort der Sünde und des Sittenverfalls.

Da, wo Faschisten, Kommunisten oder Islamisten die Macht übernahmen, verwandelten sich die Gesellschaften in Freiluftgefängnisse, deren »Insassen« - die Bürger - ständig überwacht wurden. Vielfalt wurde und wird als Gefahr betrachtet, ein gesellschaftlicher Konsens durch Gewalt und Einschüchterung künstlich erzwungen. Es gilt die eine, die einzig wahre Ideologie, Andersdenkende werden als Verräter und Nestbeschmutzer abgestempelt, im schlimmsten Fall liquidiert.

Um Kritik von innen vorzubeugen, schüren totalitäre Systeme Angst, indem sie ein Bedrohungsszenario entwerfen. Das Land oder die Gesellschaft befinde sich in einem Kampf mit einem realen oder imaginären Feind. Die Nazis waren in dieser Hinsicht recht kreativ: Juden und Kommunisten bedrohten die Deutschen von innen, später kamen die Alliierten als Bedrohung von außen dazu.

Die Sowjetunion wechselte im Laufe ihrer Geschichte den äußeren Feind: Erst waren es die Nazis, dann der demokratische Westen. Die Dissidenten im kommunistischen Reich waren die inneren Feinde, die angeblich den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohten und mit dem Westen kollaborierten.

Für die Islamisten gab und gibt es die immer gleichen drei Feinde: den Westen als fernen Feind, Israel als nahen. Den inneren Feind findet man unter Häretikern, Reformern und säkularen Denkern und Politikern, die allesamt als verlängerter Arm des Westens gelten.

Da, wo der islamische Faschismus die Macht übernommen hat, wie im Iran, im Sudan, in Nigeria, Somalia und Gaza, sind brutale Diktaturen entstanden, die ihre Macht bis heute nicht wieder abgegeben haben. Da, wo der Islamismus vom »Regierungssessel« verdrängt wurde, verwandelten sich die Islamisten in Terroristen und überzogen ihre Länder mit Gewalt und Verwüstung wie in Algerien, Afghanistan, Mali und Libyen. Ein Schicksal, das nun auch Ägypten und Syrien droht.

Dennoch gilt der politische Islam einer breiten Bevölkerungsschicht in muslimischen Gesellschaften als Hoffnungsträger. Das liegt unter anderem daran, dass weder die Massen noch die politischen Eliten in diesen Ländern zugeben wollen, dass sie gescheitert sind und nicht imstande waren, eine eigene Alternative zur westlichen Demokratie zu entwerfen.

Vor allem in der arabischen Welt verhinderte gekränkter Stolz eine Aufarbeitung der eigenen Geschichte und eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Westen. Stattdessen richteten sich viele islamische Staaten häuslich in ihrer Opferrolle ein und trieben eine kollektive Erziehung zum Hass gegen den Westen voran. Von diesem Hass zehren sowohl säkulare Diktaturen als auch deren islamistische Widersacher.

Eine frustrierte, orientierungslose und vor allem wütende Generation ist ein Ergebnis dieser Erziehung. Die einen finden ein Ventil für ihren Ärger im Aufstand gegen die herrschende Elite. Die anderen finden Zuflucht und Trost bei den Islamisten.

Die anfangs friedliche Massenbewegung des »arabischen Frühlings« wurde so zu einer Konfrontation zwischen letztlich unversöhnlichen Blöcken, die ich den »inneren Kampf der Kulturen« nenne. Es ist nicht der vielfach beschworene Kampf zwischen dem Westen und der islamischen Welt, sondern ein innerarabischer, ein innerislamischer.

Man kann sich die islamische Welt als eine multiple Diktatur vorstellen, als eine »Diktatur-Zwiebel«, die aus mehreren Schichten besteht: Es gibt die Klan-Diktatur, repräsentiert von den Familien Mubarak, Gaddafi, Hussein, Bin Ali oder Assad. Als nächste Schicht kommt die Militärdiktatur. Es folgt die religiöse Diktatur, die die Bildung und Erziehung bestimmt. Die letzte Schicht ist die soziale Diktatur, die mit ihren archaischen Rollenvorstellungen das Leben innerhalb der Familie prägt.

Jede Zwiebelschicht ist eine hohe Mauer, die die islamische Welt von der übrigen Welt isoliert, eine Mauer, die angeblich die eigene Identität schützen soll. Die jungen Menschen, die auf der Straße demonstrieren, schälen eine Schicht der Zwiebel ab - und stoßen sofort auf die nächste. Am Ende wird vielleicht nur der Kern der Zwiebel übrig bleiben: die Religion.

Es ist fraglich, ob der Mut der jungen Menschen ausreichen wird, an der Allmachtsstellung der Religion zu rütteln. Wenn ihnen das tatsächlich gelungen ist, werden sie erkennen, dass diese Zwiebel nur aus Angst besteht und dass es hinter all diesen Schichten nichts gibt, das es zu bewahren gilt. Erst dann kann man wirklich von einer Revolution sprechen. Bis dahin werden sich die totalitären Grundzüge des Islam weiter ausprägen und sich auch in Kreisen verbreiten, in denen Religion bislang nicht die Hauptrolle gespielt hat.

2014-11-06-CoverDerislamischeFaschismus_Druck.jpg


Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Der islamische Faschismus. Eine Analyse" von Hamed Abdel-Samad, Droemer Verlag, 18 Euro.

Nadine Kühnemann veröffentlicht neues Buch Saphirherz

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2014-11-06-cover_saphirherz_front4.jpgAm 1. Dezember 2014 wird von der Dinslakener Autorin Nadine Kühnemann der neue Paranormal-Roman "Saphirherz" erscheinen. Das Werk erscheint als ebook und als Taschenbuch. Das besondere an dem Unterfangen ist, dass es sich um ein Indie-Projekt handelt und dahinter kein Verlag steht.

Das Buch ist nicht das einzige mit einem Indie-Hintergrund, aber die Autorin hat auch über den ein oder anderen Verlag veröffentlicht. Ein etwas anderes Interview ist an dieser Stelle zu lesen.

Einige Informationen inklusive des für diesen Beitrag umgeschrieben Klappentextes zum Buch "Saphirherz" gibt es auch direkt von der Autorin Nadine Kühnemann, die das Buch unter ihrem Synonym Narcia Kensing veröffentlicht:

"Lilly ist nicht zu beneiden: sie ist Single, arbeitslos und muss zu allem Übel bei ihrer Cousine auf der Couch schlafen. Ein unzumutbarer Zustand, doch nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter will es Lilly einfach nicht gelingen, die Vergangenheit loszulassen und neu durchzustarten. Ihr Leben ändert sich jedoch schlagartig, als Lilly von verstörenden Visionen heimgesucht wird. Wer ist die fremde Frau in ihrem Kopf?

Ihre Recherchen führen sie nach New York City, eine Stadt, die Lilly bislang mied wie der Teufel das Weihwasser. Trotz anfänglichem Unbehagen stürzt sich Lilly dennoch kopfüber ins Abenteuer Großstadt. Zunächst scheint es das Schicksal gut mit ihr zu meinen, denn sie findet im Big Apple nicht nur einen neuen Job, sondern begegnet auch dem attraktiven Mason, der ihre Gefühle gehörig durcheinander wirbelt. Doch der junge Mann hütet ein finsteres Geheimnis, und Lilly wird das Gefühl nicht los, dass es mit ihren Visionen in Zusammenhang stehen könnte ...

"Saphirherz" ist ein Paranormal-Roman über die Unsterblichkeit der Liebe, aber auch über das Loslassen und den Mut, neu anzufangen. Der Roman ist aufgrund einiger Erotikszenen für Leser ab sechzehn Jahren geeignet. Es handelt sich um ein "Indieprojekt", d.h. es gibt keinen Verlag, der hinter der Veröffentlichung steht. "Saphirherz" erscheint am 01.12.2014 als eBook und Taschenbuch."

Wie man sein Buch bei Amazon nach vorne bringt

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Wie sind Sie auf das Buch aufmerksam geworden, das Sie zuletzt gekauft haben? Hat ein bekanntes Fernsehgesicht damit in einer Talkshow in die Kamera gewedelt? Sind Sie einfach so in den Buchladen und haben sich die Werke auf den Tischen am Eingang angesehen? Oder war das Buch in der Spiegel-Bestsellerliste aufgeführt? Dies sind alles Erfolgsgaranten für Bücher. Doch als Selfpublisherin stehen mir diese Mittel nur bedingt zur Verfügung. Was kann man also tun?

Entscheidend ist der Point-of-Sale

Als Point-of-Sale (PoS) beschreibt man den Verkaufspunkt, also die Stelle, an der der Käufer seine Kaufentscheidung fällt. Jedes Jahr erscheinen 80 bis 100 Tausend Bücher. Mit zunehmenden Erfolg des Selfpublishing, d.h. das Veröffentlichen eines Buches direkt durch den Autor ohne einen Verlag, steigt diese Zahl exponentiell.

Wie soll man es da schaffen, dass das eigene Werk von den potenziellen Lesern wahrgenommen wird? Selbst im klassischen Buchhandel verstauben tolle Werke ungesehen in den Regalen. Wenn sie es dorthin überhaupt schaffen. Nur große Verlage können sich Vertreter leisten, die den Buchhandel betreuen und für gute Buchplatzierungen sorgen. Kleinen Verlagen und Selfpublishern stehen diese Wege nicht zur Verfügung.

Was also tun? Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in eine Talkshow eingeladen werde, ist eher gering, obwohl ich nichts dagegen hätte. Bis zur Spiegel-Bestsellerliste ist es auch noch weit. Für mein Buch ist der entscheidende Buchladen die Onlineplattform von Amazon. Der Büchertisch am Eingang ist dort die Liste der meistverkauften Bücher im Allgemeinen oder in meinem Genre Humor. Taucht mein Buch hier auf, gibt es eine gute Chance, dass ein Käufer zugreift. Allerdings kann man den Platz nicht kaufen.

Der magische Verkaufsrang

Grundlage für die Listung auf diesen Seiten ist der Amazon-Verkaufsrang. Es gibt ganze Abhandlungen dazu, wie sich der Verkaufsrang ermittelt. Im Genauen ist dies natürlich ein Geheimnis von Amazon und man kann davon ausgehen, dass an der Berechnung auch gerne mal geschraubt wird, um die Gewichtungen zu verschieben.

Im Großen und Ganzen kann man aber sagen, dass die Anzahl der Verkäufe in einem Zeitraum entscheidend sind. Viele Verkäufe in kurzer Zeit lassen den Rang ansteigen. Je kürzer der Zeitraum, in dem die Verkäufe entstehen, desto höher der Anstieg. Ist also ganz einfach. Nun muss ich also nur noch dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen in kürzester Zeit mein Buch kaufen. Leichter gesagt, als getan.

Da hilft nur ein Schnäppchen

Da ich erst am Anfang stehe und leider noch nicht über eine so große Fangemeinde verfüge, die alleine dafür ausreicht, mein Buch in die vorderen Ränge zu katapultieren, muss ich andere Register ziehen. Was immer einen Anreiz darstellt, ist ein Schnäppchen. Die Möglichkeiten, ein Buch zu einem Sonderpreis anzubieten sind durch die Preisbindung und beim klassischen Buch durch die Druckkosten begrenzt.

Das eBook bietet mehr Möglichkeiten. Es hat keine Druckkosten, und da der Vertrieb nur über eine Plattform erfolgt, trifft eine Preisänderung sofort alle Kanäle und die Anforderung der Preisbindung ist erfüllt. Viele Autorenkollegen haben in der Vergangenheit hr eBook sogar gratis angeboten. Ich halte aber gar nichts davon, ein Werk zu verschenken, in dem neben jeder Menge Herzblut auch eine nicht unerhebliche finanzielle Investition steckt.

Zudem hat sich gezeigt, dass die Nachhaltigkeit solcher Gratisaktionen eher begrenzt ist. Das eBook von »Kick ins Leben« kosten € 2,99. Dies ist sicher kein exorbitanter Preis. Um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, kann ich den Preis kurzzeitig auf 99ct. senken. Das ist definitiv ein Schnäppchen. Doch wie erfahren dies die Schnäppchenjäger?

Preisaktion promoten

Wie schon beschrieben, reicht meine Fangemeinde noch nicht aus, um einen nennenswerten Effekt zu erzeugen. Es gibt aber verschiedene Plattformen, die über einen ausreichenden Abonnentenstamm verfügen. Allen voran ist XTME zu nennen. Diese und andere Plattformen, wie ebookninja.de, ebook-hunts.de, ebook-rabatte.de oder bookpost.de, versorgen ihre Nutzer regelmäßig mit den Informationen zu aktuellen eBook-Deals.

Als Selfpublisherin habe ich die Möglichkeit, dort meine Preisaktion bekanntzugeben. Greifen genügend Nutzer zu, kann ich mein eBook dadurch in einen sichtbaren Bereich katapultieren. Natürlich entscheiden letztlich die Qualität des Buches und die Markttauglichkeit darüber, ob die Nutzer auch wirklich zugreifen. Mein Buch ist gut, das bestätigen die vielen begeisterten Rezensionen. Ist es auch markttauglich? Das werde ich dann wissen.

Aktion »Raus aus dem Nirvana« gestartet

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Meine Aktion ist nun gestartet. Die verschiedenen Plattformen sind informiert. Parallel habe ich auch eine Anzeige bei Facebook geschaltet. Mal sehen, welchen Effekt dies zusätzlich bringt. Allein die Kosten für die gesamte Aktion betragen ca. € 150,-. Bei einem Verkaufspreis von 99ct. bleiben mir 30ct. an Tantiemen. Ich muss also alleine 500 eBooks im Aktionszeitraum verkaufen, um nur die Kosten für die Aktion einzuspielen.

Funktioniert der Plan und mein eBook erreicht im Aktionszeitraum einen oberen Platz in den Verkaufslisten, dann stehen die Chancen gut, dass es auch später zum vollen Preis entdeckt und gekauft wird. Da dann die Tantiemen wesentlich höher sind, habe ich die Möglichkeit, meine Kosten für die Aktion und hoffentlich noch etwas darüber hinaus einzunehmen. Ich kann nur hoffen, dass diese Rechnung aufgeht.

Während ich diese Zeilen schreibe, hat mein eBook »Kick ins Leben« den Verkaufsrang #110.018, steckt also irgendwo in den Tiefen des Nirvanas und ist unauffindbar für den, der nur stöbert. Es sind sieben Tage, die zeigen werden, ob sich die Arbeit und die Investitionen in dieses Werk auszahlen. Ich freue mich im Übrigen über jede Unterstützung.

Ich werde berichten, wie weit es mein eBook gebracht hat. Sollte ich es dann in die Bestsellerliste schaffen oder demnächst gar in einer Talkshow mit meinem Buch in die Kamera wedeln, dann kriegen Sie das ja sowieso mit.

Der Crash ist vorprogrammiert - dass er kommt, ist keine dunkle Prophetie

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Seit Herbst 2008 sind Krisen unsere ständigen Begleiter: die Immobilienkrise, die Lehman-Krise, die Finanz- und die Bankenkrise, die Staatsschuldenkrise, die Eurokrise. Krisen und Pleitegefahren in Irland, Griechenland, Spanien, Zypern, Italien. Keine dieser Krisen wurde jemals gelöst. Ganz im Gegenteil. Sobald ein Brandherd gelöscht ist, flammt an anderer Stelle ein neues, noch stärkeres Feuer auf. Trotz gigantischer Anstrengungen wird die Halbwertszeit der geschnürten Rettungspakete immer kürzer, kommen die Einschläge immer näher, werden die sogenannten Rettungspakete immer teurer und vor allem immer fragwürdiger.

Schon jetzt ist diese in der Geschichte einmalige und scheinbar unendliche Rettungsorgie eine beispiellose Serie von Vertragsbrüchen, Lug und Betrug. Eigentümer und Einleger von Pleitebanken müssen deren waghalsige Risiken tragen? Ach was! Es muss nur einer der Verantwortlichen »systemrelevant« rufen, und schon zahlen wir alle - als Steuerzahler - die Zeche. Kein Schuldentransfer zwischen Euro-Staaten? Längst ist diese Regel das Papier nicht mehr wert, auf dem sie formuliert wurde. Die Europäische Zentralbank als
unabhängige Währungshüterin?

Inzwischen ist sie zu einer Finanzagentur für Staatsanleihen mutiert. 2009 jagte eine Krisenkonferenz die andere. Nach jeder wurde uns erzählt, dass Banken, Investmenttrusts oder Hedgefonds jetzt aber wirklich an die Kette gelegt würden.

Dass Banken deutlich mehr Eigenkapital zur Absicherung ihrer Risiken bilden müssten. Dass Schluss sei mit den Fantasie-Boni für Finanzmanager. Und was ist tatsächlich passiert? So gut wie nichts!

Viele Banken verdienen wieder besser als vor der Krise. Die ohnehin laschen Ziele bei der Erhöhung der Eigenkapitalquoten wurden bis ins Jahr 2019 gestreckt. Dafür schütten selbst Institute mit bescheidenen Gewinnen schon jetzt wieder fette Prämien an ihre Topleute aus.

Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 und besonders seit Sommer 2012 hat die Politik, Hand in Hand mit der Finanzbranche und den Notenbanken, lediglich die Symptome der Krankheit bekämpft. Die wahren Ursachen der Krise wurden nicht in Angriff genommen.

Damit wurde vor allem eines enorm beschleunigt: die volkswirtschaftliche Schadensmaximierung auf Kosten der Allgemeinheit - und der Demokratie. Lange Zeit Unvorstellbares wird seither getan, um Zeit zu gewinnen und die ungelöste Dauerkrise weiter in die Zukunft zu verschieben. Unternehmen und Banken werden verstaatlicht, Bürger, Aktionäre und Sparer enteignet. Obendrein werden am laufenden Band und von oberster Stelle geltende Gesetze gebrochen, um das kaputte System künstlich am Leben zu erhalten. Dabei ist der Patient Finanzsystem eigentlich klinisch tot.

Bedauerlicherweise ist vieles von dem, was wir in unserem ersten Buch „Der größte Raubzug der Geschichte Anfang 2012" vorhergesagt haben, bereits mit einer Dynamik eingetroffen, die selbst uns überrascht. Wir erleben gegenwärtig nicht nur in einigen Staaten die größte Insolvenzverschleppung in der Geschichte der Menschheit, sondern auch das größte politische Währungs- und Notenbankexperiment.

Nie zuvor war mehr Geld im System als heute. Die Bilanzen der Notenbanken haben historische Dimensionen angenommen. Und der Euro ist in Wahrheit längst gescheitert. Denn Geld, das man retten muss, ist kein Geld! Die volkswirtschaftlichen Zahlen untermauern deutlich: Der Euro zerstört Europa und vernichtet unseren Wohlstand!

Die EU mag aus historischer Perspektive ja ein ganz respektabler Friedensnobelpreisträger sein. Aber vielen Ländern Europas beschert der Euro eine Rekordarbeitslosigkeit. In Ländern wie Spanien und Griechenland findet inzwischen jeder Zweite unter 25 keine Arbeit mehr. Erwachsene Menschen, ja ganze Familien mit Kindern müssen wieder zu ihren Eltern ziehen - oder ihr Land verlassen. Da wird eine komplette Generation verbrannt, um ein gescheitertes, politisch motiviertes Währungsexperiment am Leben zu erhalten.

So verschieden die ökonomischen Hintergründe im Einzelnen sein mögen - Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und die USA sind de facto bankrott. Wir gehen sogar noch weiter: Wir zählen auch Italien, Frankreich und die Niederlande zu den Pleitekandidaten.

[...]

Einzig die Verursacher all dieser Krisen in der Finanzbranche mussten bislang kaum Federn lassen. Großbanken und andere milliardenschwere Kapitalsammelstellen präsentieren sich ungebrochen als alternativlos für die Weltwirtschaft. Es ist wie beim Kinomonster Godzilla: Size does matter. Die Herren der Finanzwelt glauben nach wie vor, sich über die Gesetze stellen zu können. Ungerührt bitten sie den Steuerzahler zur Kasse und treten jegliche Art von Gesetzen, Normen und Werten mit Füßen, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Denn während die Politik im Schneckentempo an vermeintlich schärferen Regeln der Bankenaufsicht laboriert, tun sich immer neue Skandale um Manipulationen, kriminelle Machenschaften und Betrug auf.

Die gesellschaftliche Akzeptanz der Finanzbranche wird dabei immer weiter demontiert. Dass ihr Ansehen nur noch knapp oberhalb von dem krimineller Drogenkartelle rangiert, ist vielen Finanzmanagern natürlich schmerzlich bewusst. Und den Klügeren unter ihnen ist auch durchaus klar, dass ihr System ungebremster Renditespekulation nicht mehr lange funktionieren kann. Deshalb ist unser Buch auch ein Appell an die Verantwortungsträger der Geldbranche und Politik: Nichts ist alternativlos, schon gar nicht unser jetziges Finanzsystem. Es gibt immer Alternativen!

Was wir brauchen, ist eine Reform des Bank- und Finanzwesens an Haupt und Gliedern. Eine Neuausrichtung an einer nachhaltigen, menschenorientierten Unternehmensphilosophie. Wir alle müssen den Banken und Versicherungen die Hand reichen und sie wieder in die Gesellschaft integrieren. Mit spürbarem gesellschaftlichem Druck lassen sie sich auf den Pfad wenn nicht der Tugend, so doch immerhin den der ökonomischen Vernunft zurückführen.

Das sinnlose Spiel auf Zeit

Fakt ist: Es gibt keine Heilung und keine Lösung innerhalb des bestehenden Systems. Gäbe es diese Lösung, die Politik hätte sie uns schon längst stolz und lautstark präsentiert. Zudem fehlen bei den Verantwortlichen anscheinend der Wille und der Mut, den Status quo aufzugeben und einen wirklich nachhaltigen Wandel zum Besseren herbeizuführen. Stattdessen wird unverdrossen an den Symptomen herumgedoktert und zu Lasten von uns Bürgern auf Zeit gespielt.

Wir alle wissen, dass es zum Beispiel im Fußball durchaus sinnvoll sein kann, auf Zeit zu spielen. Das sieht zwar selten schön aus, aber man kann so sein Ergebnis halten. Schließlich wird das Spiel nach 90 Minuten abgepfiffen. Doch im globalen Finanzkrisenspiel gibt es für die meisten längst nichts mehr zu gewinnen. Es wird auch nicht abgepfiffen. Irgendwann wird abgerechnet. Und wenn diese unvermeidliche Abrechnung kommt, dann werden alle bisherigen Krisen seit 2008 nur wie ein winziger Vorgeschmack wirken. Im Vergleich mit dem endgültigen Kollaps des Finanzsystems waren die Lehman-Pleite, die Eurokrise und selbst der Absturz der griechischen Wirtschaft eher ein Kindergeburtstag.

Der Crash wird kommen. Wir sind keine Hellseher, sondern Ökonomen. Daher wissen wir nicht, wann er kommt und wie viele Krisen in welchen Teilsystemen des Finanzsystems ihm noch vorausgehen werden. Aber dass er kommt, ist keine dunkle Prophetie.

Der finale Kollaps ist eine logische Konsequenz unbestreitbarer wirtschaftlicher Grundregeln. Was wir momentan erleben, wird in die Geschichtsbücher eingehen. Noch nie war mehr ungedecktes Geld im System wie derzeit. Noch nie wurden die Bilanzen der Notenbanken stärker aufgebläht, und noch nie waren die Zinsen so niedrig. Wir alle wissen, dass man einen Ballon nicht ewig aufblasen kann. Irgendwann muss entweder Luft herausgelassen werden - oder der Ballon platzt. Unsere gut begründete Vermutung ist, dass es zum Luftablassen längst zu spät ist.

[...]

Schon in „Der größte Raubzug der Geschichte" haben wir beschrieben, dass alle ungedeckten Papiergeldsysteme, aber auch alle Währungsunionen der Vergangenheit ausnahmslos gescheitert sind. Geld ohne realwirtschaftlichen Bezug ist immer wertlos, mögen noch so viele zunächst an dessen Wert glauben. Solche Systeme zeichnen sich nämlich durch den Glauben an ein unbegrenztes, exponentielles Wachstum aus.

Wir leben aber in einem geschlossenen System mit endlichen Ressourcen. Es gibt kein ewiges Wachstum. Den Glauben daran müssen wir endlich ad acta legen. Wir Menschen können uns vielleicht die Natur bis zu einem gewissen Grade untertan machen.

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Das ist ein gekürzter Auszug aus:
Matthias Weik & Marc Friedrich: Der Crash ist die Lösung. Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten. Eichborn, 2014. Hardcover, 381 Seiten, ISBN: 978-3-8479-0554-7.

Warm - Wärmer - 2014

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Bis Oktober war es nie wärmer
Wärme-Jahr 2014 auf Rekordkurs

An Wärmerekorde kann man sich dieses Jahr fast gewöhnen: Noch nie seit über 130 Jahren ist es von Januar bis Oktober so warm gewesen. Und eine Änderung der Großwetterlage ist nicht in Sicht.

Das bisher rekordwarme Jahr 2014 hat sein Fundament bereits mit einem Winter gelegt, der keiner war. Es folgte nahtlos der drittwärmste Frühling, der im März mit vielen Rekorden startete. Im Sommer ging es nach einer historischen Hitzewelle zu Pfingsten besonders im Norden außergewöhnlich warm zu. Nach kurzem Schwächeln im August, der bisher der einzige etwas unterdurchschnittliche Monat war, wurden die positiven Abweichungen im Herbst schon wieder größer.

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Die Grillsaison reichte dieses Jahr von Anfang März bis in den November: 23 Grad wurden bereits Anfang März im Westen erreicht und das letzte Mal vor ein paar Tagen in München.
Bildquelle: wetteronline.de / Denis Möller

An insgesamt 16 Tagen wurden neue Wärmerekorde aufgestellt. Besonders heraus stach dabei der Frühlingsausbruch am 9. März, als in Nordrhein-Westfalen bis zu 23 Grad erreicht wurden. Noch nie war es so früh im Jahr wärmer in Deutschland. Und nur zehn Tage später schickte sich eine zweite Wärmewelle an, uns den regional wärmsten Frühlingsanfang seit über 100 Jahren zu bescheren. Nach dem äußerst milden Winter war die Natur bis zu vier Wochen früher dran.

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Der Sommer war besonders an den Küsten außergewöhnlich warm und sonnig. Strandkörbe waren häufig ausverkauft.
Bildquelle: wetteronline.de / dpa

Noch stärker in Erinnerung bleiben wird aber Pfingsten 2014. Um den 8. Juni überrollte das Land eine Hitzewelle, wie man sie bis dato nur aus dem Hochsommer kannte. Selbst die Monatsrekorde von Messreihen, die vor 1880 beginnen, wurden pulverisiert. Am 9. Juni wurde mit 37,7 Grad in Rheinau-Memprechtshofen am Oberrhein die höchste Temperatur des ganzen Jahres gemessen, und das noch im kalendarischen Frühling.

Ursache für den außergewöhnlich warmen Verlauf des Jahres ist die lange Andauer von Großwetterlagen mit westlichen bis südlichen Winden. Sie führen dabei milde Luftmassen vom Mittelmeer oder vom Atlantik heran. Im November hat sich diese Zirkulation sogar noch verstärkt, was in den letzten Tagen zu weiteren Wärmerekorden führte. Und auch im 14-Tage-Trend ist noch nichts von einer Änderung der Wetterlage zu erkennen. 2014 bleibt damit weiter auf Rekordkurs.

Mehr zum rekordwarmen Jahr 2014

18 tolle Geschenke für Kinder - und keins davon ist Spielzeug!

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Jeder, der Kinder hat, hat mit Sicherheit viel zu viel Spielzeug in seinem Haus herumliegen. Egal wie emsig wir versuchen, diese Massen an Zeug unter Kontrolle zu bringen, es bleibt ein ständiger Kampf.

Besonders schwierig wird es, wenn wieder ein besonderer Tag ansteht und wir unseren Kindern Spielzeug schenken wollen - oder die Großeltern das tun.

Grundsätzlich sind Geschenke etwas Tolles!

Eine großartige Methode, den Kampf gegen die Unmengen an Spielzeug zu gewinnen, ist einfach, stattdessen andere Dinge zu schenken.

18 Geschenke für Kinder, die kein Spielzeug sind

1. Unterricht

Musik machen, Tanzen, Zeichnen, Reiten - Unterrichtsstunden sind ein toller Weg, die Interessen Ihrer Kinder zu fördern und ihnen gleichzeitig zu zeigen, dass Sie sich für sie und das, was ihnen Spaß macht, interessieren.

2. Mitgliedschaften

Zoo, Naturkundemuseum, Kindermuseum, CVJM etc. - Mitgliedschaften sind besonders als Geschenk für die ganze Familie toll. Viele junge Familien lieben gemeinsame Ausflüge - doch sich die leisten zu können, ist oft eine Herausforderung. Also verschenken Sie doch eine eine Jahresmitgliedschaft!

3. Abonnements

Kinder lieben es, wenn auch für sie etwas in der Post dabei ist. Warum schenken Sie ihnen denn nicht einfach ein Magazin-Abo zu einem Thema, das Ihre Kids interessiert? Damit fördern Sie gleichzeitig den natürlichen Lesedrang Ihres Kindes.

4. Veranstaltungen

Tickets fürs Kino, Theater, Konzerte oder Sportveranstaltungen sind aufregend! Sich auf ein bestimmtes Ereignis freuen zu können, macht den Alltag viel spaßiger.

5. Unternehmungen

Minigolf, Bowling oder Rollschuhfahren. All das macht so viel Spaß! Und das Beste daran: Alle haben gemeinsam Spaß. Kinder verbringen gerne Zeit mit den Erwachsenen in ihrem Leben. Und sie freuen sich ziemlich darüber, wenn die Erwachsenen genauso viel Spaß haben wie sie.

6. Rezepte und Zutaten

Kinder lieben es, gemeinsam mit ihren Eltern zu kochen. Zusammen zu backen oder Abendessen zu kochen, ist eine ideale Möglichkeit, miteinander Zeit zu verbringen und wichtige Dinge fürs Leben zu lernen. Drucken Sie ein Rezept aus, besorgen Sie alle Zutaten und verabreden Sie, wann Sie gemeinsam kochen.

7. Bastelstunden

Unsere Tochter liebt es, zu basteln - genauso wie ich. Ich mag es, kreativ tätig zu sein. Aber ich nehme mir zu selten Zeit dafür. Unsere Bastelstunden sind das Allertollste für unser kreatives, kleines Mädchen.

Besorgen Sie sich einen Korb voller Bastelutensilien und ein Buch zur Inspiration.

8. Kunst- und Bastelutensilien

Wenn sich die Materialien in Ihrer Bastelbox langsam dem Ende zuneigen, dann besorgen Sie Nachschub. Packen Sie beim nächsten Mal doch einfach eine Überraschung dazu. Etwas, mit dem die Kinder noch nicht gebastelt oder gemalt haben. Neue Bastel- oder Kunstutensilien regen die Fantasie Ihrer Kinder an - und die können es kaum erwarten, loszulegen.

9. Gutscheine

Ein Briefumschlag voller Gutscheine, die Sie jederzeit einlösen können. "Ich übernehme eine Hausarbeit - ohne Hinterfragen", "Ein Filmabend mit Popcorn - du darfst den Film aussuchen", "Ein Kartenspiel oder Basketball (wofür sich Ihr Kind eben interessiert)", "Ein gemeinsamer Leseabend", "Eine halbe Stunde länger wach bleiben".

10. Restaurantbesuche

Abendessen, Eis essen, Cafébesuch oder Cupcakes - was auch immer das Herz begehrt! Lassen Sie ihr Kind jeden einladen, den es dabeihaben will. Sei es die Mutter oder den Vater, die Großeltern oder vielleicht sogar einen Lehrer, mit dem es mehr Zeit verbringen will.

11. Kostüme

Natürlich gibt es hier Grenzen. Aber schon zwei Kleider und ein paar Seidenschals garantieren stundenlange Beschäftigung.

12. Bücher

Wir leihen viele Bücher in der Bücherei aus, aber manche sind dort einfach nicht vorrätig. Oder man braucht einfach länger Zeit, um sie durchzulesen.

Geben Sie die Bücher unbedingt weiter, wenn Sie damit fertig sein, damit sie nicht in ihrem Haus verstauben.

13. Klamotten

Wenn Kinder nur eine begrenzte Menge an Kleidung haben, freuen Sie sich oft über neue Sachen. Dabei ist es wichtig, dass sie zu deren Stil passen. Das kann aber auch heißen, dass es Western-, Superhelden- oder Prinzessinnenkleider sind.

14. Snacks

Wenn Ihr Kind ein Leckermäulchen ist, wird es das lieben! Selbstgemachtes Müsli oder Kekse, die Sie nur für sie/ihn gebacken haben, sind eine besondere Leckerei.

15. Outdoor-Zubehör

Wenn Sie eine Familie sind, die gern draußen ist, ist eine eigene Angel oder eigenes Gartenzubehör für Ihr Kind ein Riesending.

16. Zeit

Vielen Kindern fällt es heutzutage schwer, analoge Uhren zu lesen, oder es dauert ihnen zu lange, darüber nachzudenken, und sie suchen sich lieber eine digitale. Wenn Sie ihnen eine coole Uhr schenken, wird es sie motivieren, zu lernen, die Zeit darauf lesen zu können. Jungs und Mädchen können sich daran erfreuen.

17. Spiele und Puzzle

Spiele und Puzzle sind tolle Beschäftigungen für Kinder, wenn sie nicht rausgehen können. Es ist gut für Kinder, am Tag auch mal einige Zeit still für sich selbst zu sein. An einem Puzzle alleine zu arbeiten, fördert außerdem das Gehirnwachstum und Fähigkeiten der Problembewältigung.

Spiele können auch sehr lehrreich sein! Meine Kinder sagen, sie hätten Geografie nur deswegen bestanden, weil wir früher zusammen "Risiko" gespielt haben, als sie klein waren. "Monopoly" und "Payday" sind beliebt und helfen, Mathematik anzuwenden und zu verinnerlichen. Gedächtnisspiele sind toll für jüngere Kinder.

18. Kalender

Viele Kinder wissen gerne, was so in der nächsten Zeit passiert, welcher Tag es ist, wie lange es noch bis _____ ist. Diese Kinder mögen es, einen Tagesplan zu haben, in welcher Reihenfolge was passiert, wann Freunde vorbeikommen etc.

Sie haben Probleme mit kurzfristigen Planänderungen, was etwas frustrierend sein kann, wenn Sie spontane Eltern sind. Aber feiern Sie das! Diese Kinder haben viele Stärken und machen, dass unsere Welt rund läuft :-)

Akzeptieren Sie den inneren Stundenplan Ihres Kindes und schenken Sie ihm seinen eigenen Kalender. Da können sie ihren eigenen Stundenplan, ihre Termine, Verabredungen etc. reinschreiben.

So gewöhnen sie sich daran, ihren eigenen Tagesablauf zu organisieren. Sie können auch "spontane Tage" eintragen, dann wissen die Kinder, dass da etwas anderes passieren wird. Glauben Sie mir, so werden Ihre Kinder spontane Ausflüge viel mehr genießen können.

Rachel Jones ist Bloggerin und sechsfache Mutter. Sie führt und schreibt den Blog nourishingminimalism.com, wo dieser Text auch zuerst veröffentlicht wurde.

Dieser Blog ist ursprünglich bei der Huffington Post USA erschienen und wurde aus dem Englischen übersetzt.





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Video: Wie lässt sich dieses schreiende Baby beruhigen? Die Antwort ist so einfach







10 reparable Gründe, warum Ihre Frau nicht mit Ihnen schlafen will

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Heute erkläre ich Ihnen, warum Ihre Frau keinen Sex mit Ihnen haben will.

Zur Abwechslung sind es mal keine tiefgründigen Dinge, wie Ihr Mangel an Empathie oder was auch immer Sie haben. Und das Beste: Alle diese Probleme lassen sich sehr leicht aus dem Weg räumen.

Lassen Sie uns anfangen.

1. Sie riechen nicht gut.
Frauen sind supersensibel bei Gerüchen. Besonders in ihren fruchtbarsten Momenten. Also putzen Sie sich die Zähne (die Nummer eins der „oberflächlichen" Dinge, über die sich Frauen bei einer Paarberatung beschweren), duschen Sie sich, bevor Sie ins Bett gehen UND am Morgen. Damit erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, nicht-stinkende Liebe mit Ihrer Geliebten zu bekommen.

2. Sie verhalten sich nicht aggressiv genug.
Sie liegen irgendwie immer nur rum. Frauen mögen es, aufzustehen und loszulegen! Sie mögen Energie!

3. Sie helfen nicht bei der Hausarbeit.
Ich will damit nicht sagen, dass es der traditionellen Vorstellung von sexy entspricht, einen Mann staubsaugen zu sehen, aber hier ist etwas, das noch weniger sexy ist: Ich, wie ich es die ganze Zeit selber machen muss.

Bei der Hausarbeit zu helfen, befreit Ihre Frau und gibt ihr Zeit, sich zu entspannen und in die richtige Stimmung für Sex zu kommen.

4. Sie sind langweilig.
Jede Unterhaltung ist Smalltalk vermischt mit dem routinierten Flehen nach Sex. Wenn Sie wollen, dass Ihre Frau sich absichtlich auszieht, stellen Sie ihr ein paar tiefgründige Fragen.

5. Sie verhalten sich, als wären Sie noch in Ihrer Studenten-WG.
Hier sind ein paar Dinge, die Frauen abstoßen, besonders diejenigen, die mir in der Paarberatung begegnen: Rülpsen und Furzen, ihre Brüste einfach so angrapschen, Frauenfeindlichkeit oder anzügliche Witze und trinken, bis Sie kotzen.

Aber sie hat doch früher immer darüber gelacht, werden Sie protestieren! Ja, aber Sie waren damals auch 25, hatten volles Haar und einen Hang dazu, ihr grundlos Blumen zu bringen. Das Leben verändert sich.

6. Sie bemerken gar nichts.
Wenn Ihre Frau ihre Haarfarbe verändert hat, wenn sie zehn Pfund verloren oder angefangen hat, sich schicker anzuziehen, aber Sie sagen nichts dazu, fängt sie insgeheim an, sich über Sie zu ärgern.

Versuchen Sie morgens einen Körperscann bei ihr zu machen. Wenn irgendetwas gut aussieht, sagen Sie es ihr. Benutzen Sie dafür spezifische Adjektive und Substantive, wie: „Ich mag dieses rote Shirt wirklich. Ich mag, dass es eng anliegt."

Frauen würden es sogar bevorzugen, wenn Sie sagen, dass Sie es nicht mögen, solange Sie dabei nett sind, als wenn Sie gar nichts sagen.

7. Sie sind wirklich negativ.
Wenn die Leute Sie immer als den „Anwalt des Teufels" bezeichnen und Ihre Frau jemals etwas gesagt hat wie „Ich sollte dir einfach nichts mehr erzählen", dann können Sie daraus schließen, dass Ihre Fähigkeit, das Schlechte an jeder Situation zu finden, nicht so charmant ist, wie Sie vielleicht denken. Versuchen Sie, sich auf etwas Positives zu konzentrieren.


Beispiel:
Ihre Frau: Ich habe diese neue Kette gekauft!
Sie, normalerweise: Und wie viel hat sie gekostet?


gegen

Ihre Frau: Ich habe diese neue Kette gekauft!
Sie, jetzt: Hey, die sieht toll aus!


Raten Sie mal, welcher Kerl Sex bekommt?

8. Sie unterstützt sie nicht in der Öffentlichkeit.
Das ist ein wirklich schlimmer Punkt. Machen Sie sich niemals in der Öffentlichkeit über Ihre Frau lustig.

Wenn sie nicht selber davon geschwärmt hat, wie wahnsinnig komisch Sie dabei sind, wenn Sie sie vor anderen Leuten bloßstellen, gehen Sie davon aus, dass es ihr lieber wäre, wenn Sie keine lustigen Witze über ihre Unordentlichkeit, ihre Verspätungen, ihre Tendenz dazu, die Kinder anzuschreien, ihr Kaufverhalten oder irgendetwas anderes machen.

Ach ja: Machen Sie sich auch privat nicht über sie lustig.

9. Es interessiert Sie nicht, was Ihre Frau attraktiv findet.
Sie waren fünf Mal die Woche laufen und Sie haben sich gut angezogen, als sie noch miteinander ausgegangen sind. Jetzt haben Sie 10 Kilogramm Übergewicht und tragen Kleidung, die Ihre Frau hasst. Und Sie fragen, „Magst du Bärte?" - und lassen sich sowieso einen wachsen, auch wenn Ihre Frau "Nein" antwortet.

Woher haben Frauen den Ruf, das tiefsinnigere Geschlecht zu sein? Jeder mag es, seinen Partner attraktiv zu finden. Versuchen Sie das: Bitten Sie Ihre Frau, Ihnen ein Makeover zu verpassen und schauen Sie, ob Sie danach etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen. Besonders, wenn ihr Makeover einen Diät- und Sportplan beinhaltet und Sie diesem folgen.

10. Sie fragen Ihre Frau nicht wirklich, warum sie keinen Sex haben will.
Sie haben sich nie mit ihr hingesetzt und eine Diskussion geführt, in der Sie nach den Gründen gefragt haben, warum Ihre Frau Sie permanent zurückweist. Sie haben einfach angenommen, dass sie müde ist oder schwierig oder irgendwas, aber Sie haben keine richtige Ahnung.

Es könnte einer oder mehrere der oben genannten neun Gründe sein - oder etwas komplett anderes.

Also schicken Sie diese Liste an Ihre Frau und fragen Sie sie, welche Nummern auf Sie zutreffen. Sie werden vielleicht erstaunt sein. Wir alle wissen, dass Männer gerne Probleme lösen, und die Probleme, über die wir hier reden, sind bereit für Ihre Lösung. Ihr Sexleben wird es Ihnen danken.

Für mehr Informationen besuchen sie Dr. Rodman auf Dr. Psych Mom, Facebook und Twitter.

Folgen Sie Samantha Rodman PhD auf Twitter: www.twitter.com/DrPsychMom

Dieser Blog ist ursprünglich bei der Huffington Post USA erschienen und wurde aus dem Englischen übersetzt.

Satirischer Rückblick: Gauck, Nuhr, AC/DC

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Die abgelaufene Woche hatte viel Rückblickswertes in sich.

Die Lokführer machen weiterhin das, was sie am besten können, streiken, und bringen etwas Entspannung und Entschleunigung in unseren sonst so hektischen Alltag. Man sieht erst einmal, was wir alles den Lokführern verdanken, sofern sie Loks führen. Sie sind für die Wirtschaft so wichtig, sie würden den Ablauf sicher auch notfalls ohne Loks und ohne Schienen schaffen.
Bahnreisende äußerten sich nicht nur verständnisvoll, sondern auch äußerst begeistert über die Pünktlichkeit der Zugausfälle.

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Der Schlagzeuger von AC/DC ist nun doch nicht in ein Mordkomplott verwickelt. Musiker machen heutzutage von ihren Morden Videos, es ab aber keins, das sah die Staatsanwaltschaft als entlastenden Beweis an.

Der mutmaßliche Volksverhetzer Dieter Nuhr wurde begnadigt. Zumindest von der deutschen Justiz. Er konnte vorbringen, dass das Kabarettpublikum den öffentlichen Frieden nicht stört, sondern garantiert.

Bundespräsident Gauck wurde kritisiert, weil er den Ministerpräsidenten von Thüringen als noch ungewohnt bezeichnet hat. Das konnte Bodo Ramelow so nicht stehen lassen, er hat sich schon seit mindestens fünf Jahren an seine Rolle als Ministerpräsident gewöhnt. Über zwanzig Jahre lang war die CDU die Regierungspartei, davon hatten die Thüringer genug und wählten nun die Partei, die vierzig Jahre Regierungspartei war.
Die SPD-Mitglieder und die Grünen sind dafür, denn die Beteiligung an der Regierung ist genau das, wofür sie zur Wendezeit gekämpft haben.
Die Grünen bekommen sogar einen ganzen Ministerposten, das können sie einfach nicht ablehnen.

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Mecklenburg-Vorpommerer sind die dicksten Deutschen, gefolgt von Sachsen-Anhaltern. Zur Zeit könnte man den Eindruck kriegen, die dicksten Deutschen wären die GDL-Gewerkschaftler. Die Deutschen werden statistisch immer dicker, was auch daran liegt, dass die gut trainierten Deutschen nach Syrien und Irak ausreisen.

Auf Nordkoreas Banknoten ist künftig nicht mehr der gottgleiche Staatsgründer Kim Il-Sung abgebildet. Man vermutet, das war eine Vorbedingung für die Aufnahme in den Euro und den Eurorettungsschirm.

Putin wurde als mächtigster Mann der Welt ausgemacht. Danach kommt aber gleich Obama, was überraschend ist, weil ihn viel für den ohnmächtigsten Mann der Welt gehalten haben.
Putin verteidigte in einer Rede den Hitler-Stalin-Pakt. Das deuten viele als einen Hinweis darauf, dass er Steinmeier entgegenkommen könnte.

IS-Kämpfer reisen angeblich nicht mehr per Flugzeug in den Kampf, sondern auf Kreuzfahrtschiffen. Das dauert länger, ist aber luxuriöser. Leider wird damit die Idee hinfällig, den Kämpfern eine Luxuskreuzfahrt anzubieten, um sie zum Aussteigen zu bewegen.

Der Präsident des islamischen Staates Türkei war erbost über eine Karikatur, die einen Hund namens Erdogan zeigt. Er empörte sich vor allem darüber, dass der Hund in einer Hütte lag und nicht in einem angemessenen Palast.

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3 Dinge, die produktive Menschen jeden Tag tun - selbst dann, wenn sie „zu beschäftigt" sind

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„Produktivität" in aller Munde. Hunderte Bücher, Apps und Leitfäden sind erschienen, die uns die Zauberformel für mehr Produktivität versprechen.

Aber am Ende lässt sich das Ziel, das meiste aus seinem Leben herauszuholen, auf ein paar Grundprinzipien zuspitzen.

Seit Jahren schon wissen erfolgreiche Menschen wie wichtig es ist, sich Gewohnheiten anzutrainieren, die helfen, den Tag zu strukturieren und die Zeit bestmöglich zu nutzen.

Hier sind 3 der wichtigsten Angewohnheiten, denen produktive Menschen jeden Tag nachgehen - auch dann wenn sie unter Zeitdruck stehen.

1) Sie stehen früh auf
Vermutlich gab es in Ihrem Leben eine Zeit, in der es Ihnen leicht fiel, lange aufzubleiben. Wenn es Ihnen aber ähnlich wie mir geht, ist diese Zeit schon längst vorbei.

Mir ist aufgefallen, dass nicht alle achtstündigen Zeitintervalle qualitativ gleich sind.

Um 22 Uhr ins Bett zu gehen und um 6 oder 7 Uhr aufzustehen ist wesentlich besser, als um 3 Uhr morgens schlafen zu gehen und erst um 10 oder 11 Uhr aufzuwachen. Und das, obwohl ich in beiden Fällen gleich lange geschlafen habe.

Ich habe das immer wieder ausprobiert. Heute weiß ich: Ich bin weniger leistungsfähig, wenn ich lange nach 23 Uhr wach bleibe.

Frühaufsteher haben einen deutlichen Vorteil, wenn es um einen klaren Kopf, geschärfte Sinne und Energiekapazitäten geht.

Einfacher ausgedrückt: Früh aufzustehen ist die beste Strategie, um leistungsfähiger zu werden. Aber um das sicherzustellen sollten Sie auf jeden Fall genug schlafen. Also ab ins Bett!

Ich musste mir selbst eine Zeit zum Schlafengehen vorgeben und streng darauf achten, diese auch einzuhalten - was schwieriger war als ich dachte, weil ich mich über so viele Jahren hinweg an das lange Aufbleiben gewöhnt habe.

2) Sie starten in den Tag mit einem Plan, Konzentration oder Meditation

Den Tag mit einer klaren Vorstellung davon zu beginnen, was Sie machen wollen, ändert alles.

Haben Sie schon einmal einen Tag erlebt, an dem Sie vom Moment des Aufwachens an mit verpassten Anrufen, SMS und Emails konfrontiert waren? Ach, das klingt wie so ziemlich jeder Tag? Dann muss das aufhören.

Eine Möglichkeit wäre Meditation. Sie wissen schon: Sie sitzen im Schneidersitz, mit einer Kerze und angenehmer Musik aus lächerlich teuren Beats Kopfhörern.

Wenn Ihnen das zu viel ist, befolgen Sie das Prinzip „nimm 10".

Atmen Sie schnell zehn Mal ein und aus, denken Sie an die wichtigsten Aufgaben für den Tag - und dann starten Sie durch. Das klingt vielleicht zu einfach, um wirklich zu funktionieren, ist es aber nicht.

Denn wenn Sie es gewohnt sind, jeden Tag in Kampfmodus aufzustehen, wissen Sie vermutlich schon gar nicht mehr, wie es ist, einen Moment für sich selbst zu haben.

Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und sammeln Sie Ihre Gedanken. Das hilft enorm.

Sie können diese Zeit auch dafür nutzen eine bessere To-Do liste anzufertigen. Hier finden Sie wertvolle Tipps, wie Sie eine Liste aufstellen, die sich praktisch von selbst erledigt.

3) Sie gehen zum Training

Sport ist die wahrscheinlich beste Methode, damit Sie sich besser und das ganze Jahr über körperlich und geistig fit fühlen.

Wenn Sie die mentale Stärke benötigen, sehr viel zu arbeiten und einen vollen Terminkalender im Griff zu behalten, dann sollten Sie ins Fitnessstudio gehen.

Punkt.

Körperliches Training gibt Ihnen nicht nur die Möglichkeit für Leistungssteigerungen, es gibt Ihnen eine solide Basis und ein Kraft-Reservoir für den Alltag.

Vertrauen Sie mir - ich weiß, dass all diese Angewohnheiten zunächst nicht so recht in den Alltag passen wollen.

Aber wenn Sie nicht gesund sind, wird auch der Rest Ihres Alltags auf der Strecke bleiben. Betrachten Sie diese Punkte deshalb zugleich als nachhaltige Investition für Ihr Business.

Dieser Blog ist ursprünglich bei der Huffington Post USA erschienen und wurde aus dem Englischen übersetzt.


Daniel DiPiazza ist Bodybuilder, Bücherwurm und professioneller Waffelhersteller, der für Rich20Something schreibt. Mehr Tipps finden Sie in seinem Newslette

Die Mauer ist weg. Nur in den Köpfen. Da wird sie gerade wieder gebaut.

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Die Tage vor dem Mauerfall - habe ich in den USA vertrödelt. Mobilfunk erschien mir ein spannendes Thema. Da bewegte sich was in der so erstarrten Welt. Immerhin konnte man in den USA schon winzige Motorola-Geräte im Supermarkt kaufen und beim rausgehen damit telefonieren. Das war toll, denn in Deutschland brauchte der Post-Beamte mindestens 3 Monate, bis er sich nach monatelangem Papierkrieg doch vielleicht, vielleicht auch nicht, zum Einstöpseln des Amtsapparats herabließ.

Die Mauer? Würde schon noch stehenbleiben. Wir hatten damit keine Eile. Nur unsere amerikanischen Partner waren so nervös; fotokopierten Berichte der US-Medien in denen die Wiedervereinigung Deutschlands erwartet und ja: auch herbeigesehnt wurde.

Wir Deutschen lächelten wissend über diese Naivität. Schließlich hatte man uns jahrzehntelang eingetrichtert, dass nur Alt-Nazis und Ewig-Gestrige wie Axel Springer, Franz-Josef Strauß und Helmut Kohl, den man Birnen zu nennen pflegte, dass also nur noch Un-Personen den Mauerfall erwarteten.

Noch einige Wochen vorher hatte der damalige Chef des Bundesnachrichtendienstes in einem als höchst geheim eingestuften Hintergrundgespräch erklärt: Die Ausreise-Genehmigung für die DDR-Heinis, die in die Prager Botschaft geflüchtet waren, wäre eigentlich ein Beweis der Führungsstärke Erich Honeckers; so habe er elegant das drängende Problem der Wohnungsknappheit gelindert.

Sie glauben mir das nicht? Indianerehrenwort. So war es. Wir glaubten es. Nur die Amis haben nicht verstanden, dass wir in Princeton rumhackten um an den ersten Navis zu fummeln statt uns daheim ins Auto zu setzen und einfach so lange und ganz ohne Geo-Ortung nach Osten zu fahren, bis wir an Mauer endeten und ihren baldigen Einsturz beobachten konnten.

Der Wirtschaftsminister aus NRW (SPD) hatte mir erklärt, dass es nur noch wenige Jahre dauern würde, und die DDR habe wirtschaftlich endgültig die BRD (das waren damals wir auf dieser Seite der Mauer) überholt haben würde.

Klar, sagte er, die setzen doch flächendeckend auf die mikroelektronifizierung der Wirtschaft, und bekanntlich ist eine staatliche gelenkte Modernisierungspolitik dem Irrsinn der Märkte weit überlegen. Und auch die Mikrochips made in Dresden seien doch Weltspitze, auch wenn sie so groß seien wie Pflastersteine: Vergleichbares habe die Marktwirtschaft nicht im Plan, weil sie keinen habe. Die DDR rangierte auf Platz 16 in der Rangfolge der Wirtschaftsnationen, und nur rechte „Hetzer" faselten von Unzufriedenheit und nur halbkriminelle Versager versuchten, irgendwie durch die Mauer zu schlüpfen und setzten sich leichtsinnig der Gefahr aus, von einem treusorgenden Grenzsoldaten erschossen zu werden; wie rücksichtslos, dem armen Mann mit der Kalaschnikov ein lebenslanges Trauma aufzuladen.

Ja, so war die Stimmungslage; in praktische allen Medien außer Bayernkurier und FAZ; ARD und ZDF hatten sich längst kritische Reporter wie Lothar Löwe abgeschminkt und smarte DDR-Versteher hingeschickt die von der Backstein-Gotik rührende Reportagen schickten, aus einer Welt, in der noch viel gelesen wurde, was Zensoren aussuchten, die wussten, was für die Leser gut ist. Kriminalität niedrig und Arbeitslosigkeit unbekannt; der Fortschritt war links.

Ja; wir hatten uns mit der Mauer abgefunden. Wir demonstrierten gegen den Schah von Persien, die Amerikaner in Vietnam, die Portugiesen in Angola, aber wir nahmen die Mauer hin, als habe sie uns Gott als Strafe für Adolf auferlegt bis in die 7.Generation und wir waren ja erst die Zweite.

Das Brainwashing der linken Medien, die Lobhudeleien von Stern und Spiegel über die großen Erfolge der DDR in allen Lebensbereichen und die friedenssichernde Rolle von Stacheldraht und Todesstreifen - wir haben sie nachgeplappert. Erst Jahre später konnte ich den Stasi-Bericht aus der Redaktion der ZEIT lesen über deren kollektive Reise in die DDR. Wie angetan war doch die journalistische Gräfin Dönhoff über die Polikliniken, die vielen Frauen am Fließband, das hübsche Bunzlauer Geschirr und die Kristallgläser aus Böhmen; alles so niedlich wie damals in Ostpreussen vor dem Krieg.

Wie fortschrittlich die leeren Straßen, in denen kaum jemand die dahinrasende Kolonne der ZEIT-Redaktion störte, die endlich so behandelt wurde, wie es sich gehörte: Die ZEIT-Redaktion als echte Staatsgäste im Rang von Regierungschefs. Selbst die Stasi-Spitzel wunderten sich über die Leichtgläubigkeit der klugen Köpfe; nur der damalige Wirtschaftsressortleiter meldete Widerspruch an, aber der war dann ja auch nicht mehr lange dabei.

Ja, ich habe mich mitschuldig gemacht; denn ich habe auch nicht die Berichte ausgewertet, die den unmittelbar bevorstehenden Niedergang der DDR beschrieben. Ich wollte kein kalter Krieger sein. Ich glaubte zwar nicht an die Überlegenheit der staatlichen Lenkung und Planung; aber es schien ja zu laufen.

Wir glaubten an den Bestand der Mauer, aber nicht an den revolutionären Geist und die Unzufriedenheit, und schließlich waren da ja auch noch die Sowjets, die schon mit Panzern und Bajonetten dafür sorgen würden, dass die DDR-Anhänger im Westen Recht behielten. Wir waren alle Realpolitiker im Kopf und haben deswegen diesen Meldungen nicht geglaubt von den roten KZs.

Es hat mich überrascht, was da passiert ist. Ich habe es nicht erwartet, ich habe es nicht kommen sehen. Dafür schäme ich mich heute. Und ich glaube nichts mehr, was der journalistische, rot-grüne Mainstream vor sich hinplappert. Denn wenn es danach ginge: Dann hätten wir auch immer noch den einzigen, den wahren, den grauen Staatstelefonapparat, den uns ein Beamter gewährt, wenn er unseren Bedarf geprüft hat.Übrigens: längst hat wieder das sozialistische Grau unsere Sinne vernebelt. Deregulierung ist Böse, Staat ist gut, Beamte wissen am Besten, wie Internet geht.

Das einzige, was irgendwie stört in diesem neuen, alten Weltbild: Die Mauer ist weg. Nur in den Köpfen. Da wird sie gerade wieder gebaut.

Politische Debatten, ökonomische Analysen und spitze Kommentare: Lesen Sie mehr von Roland Tichy in seinem Blog: www.rolandtichy.de.

Der Gault Millau Weinführer 2015

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Es gibt sie fast nicht mehr, die gedruckten Weinführer in deutscher Sprache. Früher erschienen sie jedes Jahr in Neuauflage für Spanien (Guía Penín), für Italien (Gambero Rosso) oder Frankreich (Hachette). Inzwischen hat sich das Feld arg gelichtet und übrig blieben nur zwei Weinführer für Deutschland, der Gault Millau und der Eichelmann.

Wie lange es sie noch geben wird, steht in den Sternen (oder Trauben, die der Gault Millau vergibt). Dass allenthalben neue Geschäftsmodelle gesucht werden, wird an der Tatsache deutlich, dass die Weingüter inzwischen Geld dafür berappen müssen, mit den Sternen und Trauben, die ihnen in den beiden Weinführern verliehen werden, werben zu dürfen.

Kurzum: immer weniger verkaufte Bücher führen dazu, dass jetzt die zur Kasse gebeten werden, über die berichtet wird. Es ist das Wesen von „special-interest"-Journalismus wie Auto-, Reise- oder Weinjournalismus, mit dem Produkt, über das geschrieben wird, wirtschaftlich zu eng verbandelt zu sein. Der neumodische Begriff Netzwerk hat ersetzt, was früher Klüngel genannt wurde. Am Gault Millau kann man das fein beobachten.

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Gestern, am 6. November, wurde der deutsche Weinführer des Gault Millau der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gute vorweg: noch immer ist das dicke und fast 2 Kilo schwere Buch ein guter Adressführer durch die deutschen Weinanbaugebiete. Wer kein Smartphone oder Tablet besitzt und online die Adressen der Weingüter nicht abfragen kann, der ist mit dem Kauf des Buches sicher gut beraten.

Den Nachteil eines solchen Buches sollte man aber ebenfalls nicht verschweigen: es ist dick und unhandlich und wiegt 2 Kilo. Dazu bietet die Homepage des Gault Millau keinen Mehrwert, keinen Blog, kein Forum, überhaupt scheint eine öffentliche Diskussionsmöglichkeit unerwünscht, Aktualität Fehlanzeige. Hier hat ein Verlag schon lange aufgegeben, seine in der Vergangenheit erarbeitete Relevanz und Bedeutung zu behaupten.

Will man die Krise, in der aktuelle Printerzeugnisse seit einigen Jahren stecken, späteren Generationen deutlich machen, der Gault Millau böte das perfekte Anschauungsmaterial.

Kommen wir zur Königsfrage: lohnt für Weinfreunde der Kauf des Gault Millau?

Die Antwort gleich vorweg: die 30 Euro, die der Gault Millau kosten soll, kann man sich getrost sparen. Mein Tipp: den Gault Millau aus dem Vorjahr bei ebay für einen Bruchteil des Geldes ersteigern. Denn seit Jahren ändert sich am Gault Millau so gut wie nichts mehr und das Werk aus 2005 dürfte ungefähr so aktuell sein wie das von 2015. Selbst bei den jährlich prämierten Siegerweinen ist die Redundanz auffällig. Das Netzwerk lässt grüßen.

Zum Beispiel: der beste Sekt kommt vom Weingut Raumland. Das war letztes Jahr so und ist dieses Jahr wieder so. Gefühlt ist es seit mehr als zehn Jahren so. Man sollte diese Kategorie abschaffen und Volker Raumland ein Denkmal setzen. Für den Verbraucher tendiert der Wert des Gault Millau hier gegen Null.

Weiterhin: wenn das Weingut Keller aus Rheinhessen nicht wie so viele Jahre vorher den besten trockenen Wein stellt, dann wird irgendeine Kategorie gefunden, um das Weingut trotzdem auf ein Siegertreppchen zu hieven. Ist gut gemeint, aber wirklich an Langeweile nicht zu überbieten. 2015 hat Keller in den Kategorien bester Süßwein und bester Kabinett gewonnen. Für den besten trockenen Riesling hat es nicht gereicht, den gewann das Weingut von Winning mit seinem Forster Kirchenstück. Auch das Weingut von Winning wurde in den Vorjahren bereits mit anderen Preisen bedacht.

Auch das badische Weingut Bernhard Huber ist ein alter Bekannter beim besten Rotwein aus Deutschland. Dass Bernhard Huber vor wenigen Monaten verstarb, lässt vermuten, dass der diesjährige Preis eher eine Hommage an ihn sein soll. Das ist ebenfalls gut gemeint, zeigt jedoch die Absurdität derartiger Besten-Preise. Ein „Goldener Rebstock" für das Lebenswerk wäre viel ehrlicher und transparenter gewesen.

Natürlich kann man darüber streiten, ob es Sinn macht, den jeweils besten Wein eines Jahrgangs zu küren: den besten trockenen Riesling, den besten Kabinett, die beste Auslese, den besten Rotwein und so fort. Nun liegt es im Wesen junger Weine, sich sehr rasch in der Flasche zu verändern. Was gestern noch galt, gilt heute schon nicht mehr. Allein deswegen belustigen derartige Ergebnisse eher, als dass man sie seriös nennen könnte. Aber der Hang zu Siegerweinen und Auszeichnungen gehört scheinbar zum deutschen Wein wie die goldene DLG-Preismünze. Sinn machen sie nur für die Weinführer selbst, bescheren sie ihnen doch einen Rest von Aufmerksamkeit und Wichtigkeit.

Erinnern Sie sich noch an Bananen-Fred vom St. Pauli Fischmarkt? Er war der stadtbekannteste Marktschreier, der mit ungehörigen Superlativen auf einem Fischmarkt(!) seine Bananen(!) feilbot. An ihn erinnert der ungebremste Hang zum Superlativ der einzigen und besten und tollsten Weinauszeichnung, die beim Gault Millau in mehr als 10 Kategorien vergeben wird.

Wenn nach Marshall McLuhan „the medium the message" ist, hat derartiges Marktgeschrei in Zeiten des langsamen, einmal jährlich erscheinenden Printorgans vielleicht Sinn gemacht. Heute, wo täglich und aktuell im Internet alles zu Wein veröffentlicht werden kann, wirkt ein derartiges Festhalten an bereits bei der Veröffentlichung veralteten Ergebnissen eher wie aus der Zeit gefallen.

Für den Weinfreund liegt eine gewisse Dreistigkeit in der Weigerung des Gault Millau, sich selbst neu zu erfinden, obwohl sich das gesamte Veröffentlichungsumfeld inklusive der Weinbranche und der Winzer radikal verändert hat. Ist es verlegerische Faulheit oder die dünkelhafte Überzeugung, einen sakralen Weihestatus zu besitzen, der scheinbar ewig gilt?

Bananen-Fred starb letztes Jahr im Alter von 82 Jahren und ganz Hamburg trauerte. Dem Ableben des Gault Millau, mit dem jährlich gerechnet werden muss, wird man dagegen keine Träne nachweinen müssen.

Brief eines ungeborenen Kindes

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Ich bin eine ungeborene Einwohnerin von Bangladesch. Ich wurde getötet, bevor ich auf die Welt kam. Meine Mutter war gerade 22 Wochen und drei Tage mit mir schwanger, als das Rana Plaza einstürzte.

Sehr geehrte Frau Premierministerin! Meine Mutter arbeitete als Näherin in der Textilfabrik New Wave Bottoms im Rana Plaza. Mein Vater ist Hilfsarbeiter bei einer Busgesellschaft . Die beiden hatten sich in Gazipur kennengelernt, hatten sich verliebt und geheiratet. Sie waren sehr glücklich, sagen die Nachbarn, strahlten regelrecht vor Glück wie alle werdenden Eltern. Aber es war ein kurzes Glück. Ich wurde getötet, bevor ich auf die Welt kam.

Sehr geehrte Frau Premierministerin! Man sollte meinen, Sie verstünden, wie schmerzvoll es ist, einen Verwandten zu verlieren, insbesondere bevor er/sie überhaupt geboren wurde, denn Sie haben einen solchen Verlust in der eigenen Familie erlebt: Ihr Neffe und seine schwangere Frau wurden am 15. August 1975 erschossen.

Jahrelang haben wir Sie davon reden hören, dass Sie die Mörder Ihrer Angehörigen zur Rechenschaft ziehen werden. Der Besitzer des Rana-Plaza-Gebäudes, Sohel Rana, ist ein korrupter Geschäftsmann und steht Ihrer Regierung nahe.

Wir haben nicht gehört, dass Sie sich besonders eingesetzt hätten, um den Mörder meiner Mutter für dessen kriminelle Missachtung jeglicher Sicherheitsbestimmungen und -bedenken zur Rechenschaft zu ziehen. Er konnte erst fliehen, wurde dann an der Grenze zu Indien aufgegriffen und wäre fast auf Kaution freigelassen worden ...

Auch der Besitzer der Tazreen Fabrik, wo ein Feuer im November 2012 den Tod von 112 Näherinnen verursachte, wurde viel zu lange nicht festgenommen. Am 5. August 2014 wurde er sogar auf Kaution wieder freigelassen.

Sehr geehrter Herr Sohel Rana! Die Gier muss Sie blind und taub gemacht haben. Warum sonst hätten Sie behaupten können, eine Todesfalle wie das Rana Plaza sei sicher ... Wie viel Bestechungsgeld haben Sie den Kontrolleuren gezahlt, die am Vortag des Einsturzes das Gebäude überprüften? Sohel Rana, wie viel haben Sie den lokalen Behörden gezahlt, um das Gebäude an allen Bauvorschrift en vorbei hochziehen zu können? Können Sie sich vorstellen, wie schwer es für einen Vater sein muss, die Ultraschallbilder seines ungeborenen Kindes zu betrachten, des Kindes, das zusammen mit dem Leib seiner Mutter zerquetscht wurde?

Sehr geehrte Herren aus dem Vorstand des Bekleidungsherstellerverbandes! Waren Sie oder ein anderes Mitglied jemals in einer Leichenhalle?

Haben Sie jemals Haufen von toten, unvollständigen Körpern gesehen und ihren üblen Gestank gerochen? Können Sie sich vorstellen, die blutigen Körperreste Ihrer Frau, Ihrer Tochter, Ihres Bruders lägen dort? Haben Sie selbst jemals an Ihren eigenen Tod gedacht?

Ich hoffe, Sie haben Ihre Erben angewiesen, Sie zusammen mit Ihrem Scheckheft zu begraben. Oder sterben Reiche nicht? Sehr geehrte Mitglieder des Bekleidungsherstellerverbandes! Die mehr als tausend Toten von Rana Plaza haben die ganze Welt erschüttert; nur Sie sorgen sich vor allem um das Image bei den Einkäufern.

Das war auch schon nach dem Tazreen-Brand so, als Sie nichts Besseres zu tun hatten, als die internationalen Einkäufer per Zeitungsartikel zu beruhigen. Die Gier hat Sie Ihres Mitgefühls beraubt.

Sehr geehrte Besitzer der Fabriken im Rana Plaza! Am 24. April 2013 frühstückten meine Eltern zusammen, aßen den Reis vom selben Teller, während meine Mutter von den bedrohlichen Rissen erzählte, die sie am Tag zuvor in der Wand neben ihrem Arbeitsplatz entdeckt hatte. Zwei Stunden später stürzten riesige Betonbrocken auf meine Mutter herab. Mein Vater konnte sie nicht retten.

Sehr geehrte Fabrikbesitzer! Ich wurde getötet, bevor ich auf die Welt kam, weil Ihnen schnelles Geld wichtiger ist als das Leben von Arbeiterinnen. Weil Sie alle Warnungen ignoriert haben, um keinen Verlust zu machen. Sogar Kinder haben im Rana Plaza gearbeitet.

Meine Mutter stöhnte unter den Überstunden. Sie beschwerte sich bei meinem Vater über die Beschimpfungen, die die Aufseher ihr an den Kopf warfen. Sagen Sie mir, wie viele andere Fabrikbesitzer in Dhaka missachten die elementarsten Menschenrechte?

Wie viele Fabriken haben keine geeigneten Notausgänge? Wie viele Manager schauen nur auf den Profi t und missachten jegliche Sicherheitsbestimmungen zum Schutz der Beschäftigten?

Liebe Konsumentinnen und Konsumenten! Ich sah mit den Augen meiner Mutter, wie die Mauern auf sie, auf mich und auf ihre Kolleginnen fielen, hörte, wie sie vor Schmerzen schrien, wie sie um Wasser flehten, wie sie beteten in ihrer Verzweiflung.

Meine Mutter hielt nur einige Stunden durch, dann gaben unsere Herzen auf. Wir sind weit weg von Ihnen - aber haben Sie deshalb Ihr Mitgefühl verloren?

Ich kann es nicht glauben und bitte Sie: Fordern Sie von den Textilmarken eine Entschädigung für alle Opfer und Hinterbliebenen! Liebe Leserinnen und Leser! Ich bin eine ungeborene Einwohnerin von Bangladesch, ich wurde getötet, bevor ich geboren wurde. Und ich bin nicht allein.

Unmenschliche Fahrlässigkeit und Gier riefen schon zahlreiche Unglücksfälle hervor, kosteten schon zahlreiche Menschen das Leben.

Ich fordere, dass die Verantwortlichen bei Rana Plaza (2013), bei Tazreen Fashions (2012), bei der Ha'meem Group (2010), in der Garib & Garib Sweater Factory (2010), bei KTS Textile Industries (2006), bei Shan Knitting (2005), bei Mico Sweater (2001), in der Chowdhury Knitwear Garments Factory (2000), bei Globe Knitting (2000), bei Shanghai Apparels (1997), bei Jahanara Fashion (1997), bei Lusaka Garments (1996) und bei Saraka Garments (1990) endlich zur Rechenschaft gezogen werden.

Ich träume von einem Tag, an dem die Kinder von Bangladesch nicht zu Waisen gemacht werden. Dafür müssen die, die leben, kämpfen. Sie müssen sich dafür einsetzen, dass die Fabriken keine Todesfallen mehr sind, dass es nie wieder ein Rana Plaza oder Tazreen geben wird.

Hochachtungsvoll,
eine ungeborene Einwohnerin von Bangladesch



Das ist ein Auszug aus: Gisela Burckhardt: Todschick. Edle Labels, billige Mode - unmenschlich produziert. (erscheint am 10. November 2014). 240 Seiten, ISBN: 978-3-453-60322-6, Heyne-Verlag.

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In Anlehnung an einen Brief, den Saydia Gulrukh, Anthropologin und Doktorandin an der University of North Carolina at Chapel Hill, USA, kurz nach dem Brand in der Tazreen-Fabrik verfasst hat.

Jade und Diamanten, Kapitel 14: Hochzeit

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© Copyright 2014 Ernst-Günther Tietze Hamburg

Aus Kapitel 14, Hochzeit

Anchalee hatte den Hochzeitstag festgelegt. Der Mond stehe günstig, sagte sie. Andy trug zur Feier des Tages einen einfachen dunklen Anzug mit Krawatte, aber für Anchalee hatte er Wert auf ein festliches Kleid gelegt. Sie kam sich richtig komisch vor in dem langen weißen Brautkleid mit Perlen und Spitze, doch sie sah blendend darin aus. Die Registrierung bei der Gemeindeverwaltung war erst nach einer persönlichen Intervention des Innenministers bei der Immigrations-Behörde möglich geworden, die Dr. Thompsons falschen Pass einziehen und in Andrew McCoolens Pass ein Visum und einen Einreisevermerk stempeln musste. Ebenso ruhig verlief der Besuch im Tempel, wo sie ihren Bund von den Mönchen weihen ließen.

Doch als sie nach Hause kamen, glaubten sie, sich verfahren zu haben: Anchalees Nachbarn hatten die Straße gesperrt und Tische und Stühle heraus gestellt. Viele von Anchalees früheren Kolleginnen aus Pattaya waren gekommen und hatten Esswaren mitgebracht. Auch für Bier, Wein und andere Getränke war gesorgt worden. Und das war noch nicht die letzte Überraschung: Aus der Menge löste sich der Innenminister, öffnete Anchalee die Wagentür, machte den Wai und reichte ihr den Arm. Seine Frau tat das gleiche mit Andy.

Die beiden Brautleute wurden ins Haus geführt und mussten im Wohnzimmer nebeneinander niederknien. Dem Minister wurde ein Topf mit weißer Paste gereicht. Mit dem Finger tupfte er den beiden fünf Punkte auf die Stirn. Dann nahm er ein weißes Band und legte ihnen die Enden auf die Köpfe, um sie sichtbar miteinander zu verbinden.

„Ihr habt beide einen langen und kurvenreichen Weg gehabt bis zum heutigen Tag", sagte er feierlich. „Ich wünsche euch, dass euer gemeinsames Leben in Zukunft geradliniger verläuft." Die Gäste klatschten begeistert. Dann wurde draußen getafelt. „Das ist wahrscheinlich das erste Mal, dass ein internationaler Verbrecherboss so hoch geehrt wird", flüsterte Andy seiner Frau ins Ohr, als sie etwas abseits standen.

„Vergiss nicht, dass du eine Hure geheiratet hast", flüsterte sie lachend zurück, „ich glaube, wir passen ganz gut zueinander." Die beiden hatten noch gar nicht bemerkt, dass unter den Gästen auch Musikanten waren. Nachdem sich alle gestärkt hatten, holten diese ihre Instrumente vor und spielten zum Tanz auf. Es tanzte sich zwar nicht besonders gut auf der staubigen Straße, aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch.

Andy und Anchalee saßen am Abend noch mit den beiden eingeladenen Paaren zusammen. Als Andy darüber staunte, wie gut Sirigul über den Ablauf in Colombo Bescheid wusste, erzählte Phaitchit auch dem Hochzeitspaar, wie sie durch kritische Fragen den Ablauf in die richtige Richtung gelenkt hatte. „So haben wir alle unseren Anteil an dem Erfolg", fasste Anchalee das Gespräch zusammen. „Ich habe vorhin schon Siripong und Su unsere Freundschaft angeboten. Ich meine, wir sollten Phaitchit und Sirigul in diesen Kreis mit einbeziehen." Sie erhob das Glas und alle küssten sich auf die Wangen, um die Freundschaft zu besiegeln.

Als die Freunde gegangen waren, konnten die Eheleute endlich das neue breite Bett einweihen, das Anchalee zur Feier des Tages gekauft hatte. Nach langem zärtlichem Liebesspiel fanden sie schließlich die Erfüllung ineinander. Anchalee strich über Andys Hoden und sein schlaff gewordenes Glied, dann über ihre Scham und ihren Bauch.

„Diesen Weg ist dein Samen gegangen", sagte sie feierlich, „und nun wächst in mir unser Kind heran." Andy sah sie fragend an. „Ja", fuhr sie, schon wieder lachend fort, „um deine Bitte zu erfüllen, habe ich die Spirale entfernen lassen, und heute ist mein fruchtbarer Tag. Ich bin sicher, dass wir eben unser Kind gezeugt haben." Andy war überwältigt, doch dann meinte er lächelnd: „Sollten wir es nicht vorsichtshalber noch einmal versuchen, um ganz sicher zu sein?"

Anchalee lachte noch immer. „Es wird bestimmt nichts schaden. Und ich denke, dass es auch für dich wichtig ist, diesen Schöpfungsakt bewusst zu erleben." So glitten sie noch ein zweites Mal ineinander. Als Andy nach langen zärtlichen Bewegungen fühlte, wie sein Same strömte, war ein so feierliches Gefühl in ihm, wie er es noch nie erlebt hatte. Dank der ihnen von Gott verliehenen Schöpfungskraft gaben er und seine geliebte Frau jetzt einem neuen, einzigartigen Menschen das Leben. Das war so etwas Großes, dass alle bisherigen wunderbaren Begegnungen mit Anchalee dagegen zu reinen Lustbarkeiten verblassten. Auch Anchalee hatte das Spiel mit allen Sinnen bis zum Höhepunkt genossen, vor allem, weil ihr die innere Bewegung ihres Mannes nicht verborgen blieb.

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Obwohl es in Thailand noch wenig üblich ist, wollte Andy bei der Entbindung anwesend sein. So konnte er während der Wehen Anchalees Kopf streicheln und ihre Hand halten. Dann wurden die Wehen häufiger und stärker und schließlich lag ein winziges Pärchen in ihren Händen. Andy durfte die Nabelschnüre durchtrennen.

„Bisher gehörtet ihr ganz zur Mutter, wurdet von ihrem Blut versorgt", sagte er leise, „durch den Schnitt werdet ihr selbstständige Menschen und gehört nun zu uns beiden." Dunkles Haar wie bei der Mutter zierte das Köpfchen des Jungen, das Mädchen hatte rötliche Haare und blaugrüne Augen. „Das Rad des Lebens hat sich ein Stück weiter gedreht", flüsterte Andy seiner erschöpften Frau ins Ohr. „Dadurch, dass wir beide uns gefunden haben, wurde unser Leben viel wertvoller als vorher, und nun haben wir zwei neue Leben geschaffen, die unseren Weg fortsetzen werden." Lächelnd erwiderte Anchalee seine Küsse.

Der Roman „Jade und Diamanten" beschreibt auf 190 Seiten den Raub des Jadebuddha, des größten Heiligtums der Thais in der Folge eines Diamantenraubs. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:

Als Taschenbuch für 14,95 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-8442-9055-4
Als e-Book für 5,49 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-7375-0504-8
Das vorliegende letzte Kapitel 14 umfasst im Buch 13 Seiten. Ausschnitte aus den früheren Kapiteln des Romans sind an dieser Stelle vorgestellt worden.

Rezension "Harraga" von Antonio Lozano

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Der ein wenig kryptisch anmutende Buch-Titel ist der marokkanische Ausdruck für „die, die verbrennen". Gemeint sind damit die illegalen Emigranten von Nordafrika nach Spanien, die ihre Ausweispapiere vernichten, um so eine Abschiebung zu erschweren.

Hauptperson des Romans ist Khalid, der mit seinen 7 Geschwistern in der Medina, der Altstadt, von Tanger aufgewachsen ist. Die Familie hat kaum das Nötigste zum Leben, die Wohnverhältnisse sind beengt: „drei schäbige Räume, das Bad war auf dem Hof und die Küche so schmal wie unsere Leben." (Seite 15)

Khalid hat Glück, dass er als Kellner ein klein wenig zum Lebensunterhalt der Familie beitragen kann. Doch er träumt von einem besseren Leben in Europa - besonders, wenn er nachts den Lichterglanz gegenüber, auf der nur 14 Kilometer entfernten spanischen Seite der Straße von Gibraltar, sieht.

Sein Vorbild ist Freund Hamid, der ein Stipendium bekommen hat, um an der Universität Granada Medizin zu studieren. Bei Besuchen in der alten Heimat schwärmt er von seinem Leben in Wohlstand und schildert vielversprechende Zukunftsperspektiven. Die Zuhörer bewundern und beneiden ihn glühend.

Doch eines Tages wird Khalid von dem Freund ins Vertrauen gezogen:
Er gesteht, wie er wirklich lebt und womit er seinen stattlichen Unterhalt verdient. Dann macht er ihm den Vorschlag, ebenfalls nach Granada zu kommen und zusammenzuarbeiten.
Das vermeintliche Paradies lockt und Khalid nimmt das Angebot an.

Fortan arbeitet er zunächst als Drogenkurier zwischen Spanien und Tanger. Später sorgt er dafür, dass Flüchtlinge in sogenannten Pateras, kleinen kiellosen Flüchtlingsbooten, über die Meerenge von Marokko an die spanische Küste gebracht werden können. Doch etliche der kleinen, völlig überladenen Boote kentern, die Passagiere ertrinken. Ein Teil derer, die ihr Ziel völlig entkräftet erreichen, wird anschließend weiter nach Almería oder Huelva gebracht, wo sie als billige Erntehelfer eingesetzt werden.

Die Unternehmungen sind akribisch durchorganisiert; sie fliegen nicht auf, da sie von korrumpierten Beamten an den entsprechenden Stellen gedeckt werden. Bis in höchste Ebenen existieren mafiös organisierte Seilschaften, deren Angehörige alle zur „Familie" gehören.

Khalid wird immer weiter in einen kriminellen Strudel hineingezogen, der ihn unaufhaltsam nach unten mitreißt und aus dem es kein Entrinnen gibt.

Resümee:
Obwohl als Kriminalroman tituliert, handelt es sich hier jedoch um keinen typischen Vertreter dieses Genres, denn es geht nicht um ein Verbrechen und dessen Aufklärung. Vielmehr erfahren wir durch den Monolog des in einer Zelle liegenden Khalid, wie er zum Kriminellen wurde und wie seine „Karriere" bis hin zum bitteren Ende verlief. Es ist also eher eine (fiktive) Biographie, bei der es kein Delikt durch Ermittler von außen aufzuklären gibt.

Die Erzählung ist auf 2 Ebenen angelegt:
Die eine behandelt Khalids jüngste Entwicklung als Krimineller von den Anfängen seines „neuen Lebens" bis in die Gegenwart.
Auf der anderen erfahren wir in Rückblenden Details aus seinem früheren Dasein im Kreise seiner Familie und Freunde. Hier hält er auch oft Zwiesprache mit Personen, die eine Bedeutung für ihn hatten.

Dies ist ein recht geschickter Kunstgriff, da durch die Gegenüberstellung der Gegensatz zwischen Tradition und gesellschaftlicher Veränderung sehr deutlich wird: Hier die ärmliche Wohngegend und die kargen Lebensverhältnisse in der Medina von Tanger, die kaum Perspektiven auf ein besseres materielles Auskommen bieten. Dort ein zum Teil durch illegale Machenschaften erworbener Reichtum, mit dem man viele Bedürfnisse befriedigen kann.

Verbunden damit ist stets die Frage, ob der durch den Wechsel in eine andere Gesellschaftsform erzielte materielle Wohlstand letztlich so glücklich macht, dass man dafür seine Familie und kulturelle Identität aufgeben, eine Entwurzelung in Kauf nehmen sollte.

Fatalerweise jedoch bleibt für die Mehrzahl der Geflüchteten der Traum von einem besseren Leben in Europa nur ein schöner Traum, für den die Familie daheim meist die letzten Ersparnisse geopfert hat. Zurückzukehren würde für die meisten ein Eingeständnis des Scheiterns, einen Gesichtsverlust bedeuten. Daher wird oft eine heile Scheinwelt in die alte Heimat kommuniziert, während man in Wirklichkeit in der Fremde ein Dasein am Existenzlimit fristet.

Die Rückblenden sind meist durch den mit den Worten „Ich schließe die Augen" eingeleiteten Beginn eines neuen Kapitels deutlich erkennbar. Zum Teil jedoch sind sie in laufende Textabschnitte eingeschoben, wo man sie erst im zweiten Anlauf als solche erkennt, sodass sie den Lesefluss hemmen.

Fazit:
Obwohl der Roman fiktiv ist, hat man als Leser das Gefühl, eine Dokumentation vor sich zu haben. Dies umso mehr, wenn man wie wir in unmittelbarer räumlicher Nähe zum Geschehen lebt und die ganze - auch im Buch thematisierte - Dramatik um

• Drogen- und Menschenhandel zwischen Spanien und Nordafrika,
• illegale Einwanderer, die versuchen, in Pateras über die Meerenge von Gibraltar nach Europa zu gelangen,
• Korruption bis in die höchsten Etagen von Polizei und Politik, bis hin zu mafiösen Strukturen

hautnah mitbekommt.

172 Rezensionen von 126 Autoren findet der Leser im Bücher-Blog folgender Homepage:
http://www.annette-traks.com

Mit dem Fall der Mauer hat das Volk Geschichte geschrieben

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Der Fall der Mauer ist das wirkungsmächtige Symbol der Freiheit und der Demokratie. Das Volk hat in Leipzig und in der gesamten DDR seinen Namen gerufen: „Wir sind das Volk. Wir sind ein Volk".

Die Revolution in der DDR und in Mittel-/Osteuropa hat gesiegt. Sie hat das politisch kurze Jahrhundert beendet, das 1914 begann, nach dem überlangen Jahrhundert, dessen Geburtsstunde 1789 die Französische Revolution gewesen ist.

Auf der Leipziger Montagsdemonstration gab es ein Schild, auf dem nichts weiter stand als: „1789 -
1989" . Das Schild eines Unbekannten, das zum Ausdruck brachte, was die größte Revolution seit 200 Jahren wurde.

Eine Revolution, die Deutschland, Europa und die Welt verändert hat. Es war der Fall der Mauer, es war die Revolution in der DDR, die zu einer grundlegenden Um- und Neugestaltung der Europäischen Landkarte führte: Zur Wiedervereinigung Deutschlands und für die mittel- und osteuropäischen Länder zur „Rückkehr nach Europa", sowie zu radikalen Verschiebungen der globalen Machtverhältnisse.

Die Freiheit der Völker, die Freiheit der Menschen führten zu kulturellen, gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Um- und Aufbrüchen, deren Prozesse bis heute wirksam sind. Mit ihnen hat ein neues Jahrhundert begonnen.

Der Anfang vom Ende war der Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR. Es folgten Ungarn 1956, Prag 1968 und Polen 1980. Jeder meiner Generation hat die Bilder der von Panzern niedergewalzten Volksaufstände im Osten vor Augen.

Jeder von uns, der heute über 30 Jahre alt ist, die millionenstarke Revolution in der DDR und die ergreifenden Momente des Mauerfalls. Sie sind in unserer kollektiven Erinnerung gegenwärtig. Es sind Sternstunden, es sind Glanzlichter unserer Freiheits- und Demokratiegeschichte.

Es war das Ausrufezeichen, der Punkt und das letzte Glied in einer langen Kette zu der alle Volksaufstände sowie der jahrzehntelange Widerstand und die Bürgerbewegung in der DDR gehören.

Die Menschen in der DDR lebten 56 Jahre in zwei totalitären Diktaturen; in zwei singulären verschiedenen Formen totalitärer Herrschaft, die nicht gleich aber vergleichbar sind. In dem Unrechtsstaat der NSDAP und danach in dem Unrechtsstaat der SED.

Wolf Biermann hat gesagt, dass das Kriminalgewicht des nationalsozialistischen Holocaustregimes ungleich schwerer war als das der Hammer- und Zirkel-DDR. Aber, so fragt er weiter ob ein so totalitäres scheußliches System wie das des „realexistierenden Sozialismus" etwa weniger scheußlich dadurch wird, dass es ein noch scheußlicheres, ein noch perfideres, ein noch schrecklicheres gab?

Wer vom Totalitarismus schweigt, sollte auch nicht über die Freiheit reden. Man kann auch heute nicht zur Tagesordnung übergehen und die totalitären Wurzeln der Linksaußenpartei übersehen. Gerade Revolutionen gründen auf geistigen, gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Bedingungen.

Das hätte eine Diktatur, die sich auf Karl Marx und dessen politischer Ökonomie berief, eigentlich wissen müssen, vor allem was die systemimmanente Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiter und des Volkes bedeutet.

1989 fiel die Mauer zwischen zwei Staaten, die 1945/49 dieselbe ökonomische Ausgangsposition hatten. 1989 fiel die Mauer zwischen einem Staat mit einer hoch effektiven sozialen Marktwirtschaft und einem Staat mit einer ruinösen Zentralverwaltungswirtschaft.

Einer Planwirtschaft mit über 16 Prozent verdeckter Arbeitslosigkeit, einer Arbeitsproduktivität von 30 Prozent West und einer technologischen Differenz von 20 Jahren. Die Ostlöhne lagen bei 31 Prozent West. In der DDR gab es außer Schnaps und Zigaretten kein Produkt, das immer überall gekauft werden konnte.

Bis auf die Privilegierten des SED Systems war die große Mehrheit der Ostdeutschen unter dem Sozialhilfeniveau, unter der Armutsgrenze des Westens.

Zu den politischen Bedingungen gehörten auch die innerdeutsche Politik, die Außenpolitik, die neue Ostpolitik des Westens, ebenso wie der polnische Papst, die Standfestigkeit der USA oder Gorbatschows Glasnost und Perestroika.

Dazu gehörte, dass in Polen und anderen Ländern des „Ostblocks" längst umwälzende Prozesse im Gange waren.

Dazu gehörte, die ungarische Grenzöffnung ab 2. Mai 1989 samt der Massenflucht von DDR-Urlaubern am 11. September nach Österreich, die Flucht am 30. September aus der Botschaft in Prag, über die DDR nach Westdeutschland, die von Solidarnocz in Polen am 4. Juni 1989 erzwungenen Wahlen und der erstmals von Bürgerrechtlern nachgewiesene Wahlbetrug in der DDR.

Ich erinnere mich an den mutigen Pfarrer Rainer Eppelmann, der mir bei dem Empfang, zu dem unsere ständige Vertretung in der DDR aus Anlass des 40 Jahrestages des Grundgesetzes eingeladen hatte, einen verschlossenen Umschlag mit Wahlfälschungen der DDR gab.

Die waren ab dem nächsten Tag nicht nur in der Weltpresse nachzulesen, sondern von den Menschen in der DDR, die Ihre Antennen auf Westfernsehen gerichtet hatten, auch gesehen wurden.

Stellvertretend für die vielen Vorkämpfer des Mauerfalls erinnere ich an Wolf Biermann, Sarah Kirsch, Herta Müller, Rainer Kunze, Jürgen Fuchs, Erich Loest, Lutz Rathenow, an Kurt Masur, Edgar Lange, Bärbel Bohley, Freia Klier und Gerd Poppe, an Christian Führer, Richard Schröder, Gunter Weißgerber, Markus Meckel, Joachim Gauck, Marianne Birthler, Hans Meier, Friedhelm Schorlemmer, Stefan Hilsberg, Christine Lieberknecht, Werner Schulz und Konrad Weiß.

So unterschiedlich sie waren, sie waren Brüder im Geiste. Sie haben Zeichen für die Revolution und den Fall der Mauer gesetzt. Im Westen war es das Grundgesetz, waren es diejenigen, die die deutsche Frage offen gehalten haben und für das Selbstbestimmungsrecht der Menschen in der DDR eingetreten sind, wie es im Brief zur Deutschen Einheit formuliert wurde:

„auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem das Deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt".

1989/90 war das Volk den Politikern und der Politik weit voraus und bestimmte, was sie zu machen hatten. Es hat seine beiden Hauptziele Freiheit und Einheit ohne Abstriche national und international durchgesetzt.

1989 waren es in der Bundesrepublik wenige, die den „Mantel Gottes" in der Geschichte hatten rauschen hören und im Wissen um das enge Zeitfenster richtig handelten: Helmut Kohl, Willi Brandt, Wolfgang Schäuble und Hans Dietrich Genscher waren zum richtigen Zeitpunkt, die richtigen Demokraten an der richtigen Stelle.

Vor und hinter Ihnen standen die besten Vor- und Nachdenker in Ministerien des Bundes und der Länder.

Dass die Mauer am 9. November 1989 fiel, war der friedlichen Revolution, der Umsicht und Vernunft der Menschen in der damaligen DDR zu verdanken.

1789 der Sturm auf die Bastille. 1989 der Tanz auf der Mauer. Das Volk hat selbst gesprochen. Das Volk hat seinen Namen gerufen und die Mauer vom Osten her zu Fall gebracht. Die Selbstbefreiung der DDR Bevölkerung hat die totalitäre SED-Diktatur überwunden, brachte Deutschland seine endgültige Gestalt.

Das Volk hat Geschichte geschrieben.

Wie ich den Prozess der Maueröffnung erlebte

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Am 21. Januar 1989 verzichteten die ungarischen Kommunisten auf die Führungsrolle ihrer Partei. Am 28. Januar bezeichnete Imre Pozsgay den Aufstand von 1956 als Volksaufstand und am 11.Februar beschlossen die ungarischen Kommunisten die Einführung eines Mehrparteiensystems.

Am 3. März unterrichtete Miklos Nemeth Michail Gorbatschow in Moskau über diese Reformen und teilte ihm endgültig mit, dass Ungarn den Eisernen Vorhang zu Österreich und Jugoslawien abbauen wird. Gorbatschow akzeptierte und liess damit zu, was Breschnew 21 Jahre vorher mit Panzern niederwalzte.

Faktisch zogen die Ungarn am 2. Mai 1989 das Lagertor auf und für Millionen Mittel- und Osteuropäer bestand auf einmal die Chance, in naher Zukunft die eigene Freiheit ohne das Risiko, das eigene Leben zu verlieren, gewinnen zu können.

Hätte zum Beispiel Chris Gueffroy den 2. Mai 1989 geahnt, er wäre heute noch am Leben. Die Öffnung des ungarischen Lagertores hatte nicht nur die kommende Massenausreisemöglich gemacht, die die DDR genauso so schwer wie die im Lande verbleibende Opposition ins Wanken brachte.

Auch der Mut vieler Ostdeutscher, die Kommunalwahlen des 7. Mai 1989 zu kontrollieren ist ohne den Hintergrund des mit der Grenzöffnung am Horizont flackernden Wegspülens der SED/MfS-DDR nicht zu denken.

Schnell fort, dies war zum ersten Mal seit dem 13. August 1961 wieder realistisch denkbar. Plötzlich gab es für widerständiges Verhalten nicht nur die Risiken von Verfolgung, Haft, Gefährdung des eigenen Lebens auch die Chance, einfach so zu entfleuchen.

Dies war ein starker Impuls und Mutgeber für sehr viele Menschen. Seit dem 2. Mai 1989 lagen nicht nur Freiheit und Demokratie in der DDR stärker in der Luft, auch die Deutsche Frage schob sich wieder auf die Tagesordnung, auch für mich.

Ich erinnerte mich einer Fragebogenaktion im Tagebau Zwenkau im Mai oder Juni 1977 an der alle Jungfacharbeiter teilnahmen. Wir saßen zu hundert oder mehr Leuten in der Werkskantine und füllten einen Fragebogen des Jugendforschungsinstituts Leipzig aus. Neben allen möglichen sinnigen oder unsinnigen Fragen gab es zwei oder drei versteckt brisante Fragen.

Ob die Architektur des Karl-Marx-Platzes in Leipzig mit dem Uniriesen schön und langlebig sei, ob der Sozialismus siegen wird und eine weitere Frage, an die ich keine Erinnerung mehr habe.

Sowohl bei der Architektur als auch beim Sozialismus kreuzte ich das Nein an, damit auch in meinen Gedanken meinend, dass es dann auch keine DDR mehr geben würde. Andere junge Kollegen hatten ähnlich ihre Kreuze gemacht. Was aus dieser Umfrage wurde, weiß ich nicht. Mit Sicherheit ist sie im Tresor gelandet.

Vielleicht weiß ja einer der Leser mehr über diesen Versuch, was Reales zu erfragen?Den ganzen Sommer über überschlugen sich die Ereignisse. Der Zug zu Freiheit, Demokratie und dramatischen Veränderungen nahm phantastisch Fahrt auf. Die Informationen aus unterschiedlichen Gruppen häuften sich. Die Gegenwehr des SED-Staates war brutal, die Genossen waren zum Äußersten entschlossen.

Dies alles muss an dieser Stelle nicht ausführlich beschrieben werden. Um eine Schilderung meines Erlebens des Mauerfalls wurde ich gebeten.

Mit dem 4. September 1989 und den Folgemontagen begann in Leipzig der letzte Akt auf dem Weg zum erfolgreichen Volksaufstand 9./16. Oktober 1989, der der Friedlichen Revolution in der gesamten DDR gewaltig Bahn brach.

Am 8. Oktober 1989 gelang mir in der Michaeliskirche endlich meine Unterschrift in die Liste des Neuen Forums bei Michael Arnold. Gleich in diesem Gespräch sagte ich ihm, dass ich mit meiner Unterschrift das Neue Forum als erste neue politische Gruppierung zwar stärken, ich jedoch unbedingt Sozialdemokrat werden wolle und deshalb von ihm die Adressen von Meckel oder Böhme erfahren möchte.

Er gab mir die Adresse Manfred „Ibrahim" Böhmes. Drei Tage später fuhr ich hin, Böhme war nicht da und ich musste mich diesbezüglich noch einige Zeit gedulden. Also vorläufig weiter für das Neue Forum Unterschriften sammeln und mich erstmal dort einbringen.

Viele Kräfte wurden benötigt, der jeweils eigene politische Geschmack war zu diesem Zeitpunkt nachrangig. Aus diesem Grund bot ich den Aufbau einer AG Geschichte des Neuen Forums an. Ohne das allgemeine Wissen um die Geschichte schien mir ein Umpflügen der Diktatur des Proletariats nicht erfolgversprechend zu werden.

Es folgte eine lange Zeit angefüllt mit überragenden Ereignissen, unermüdlichen Diskussionen, vielem Schreiben, Leute aufsuchen, Montag für Montag in die Innenstadt zum Demonstrieren gehen, Dienstags bis Sonntags Unterschriften sammeln, die AG Geschichte aufbauen und dabei den Beruf nicht vernachlässigen. Letzteres durfte gar nicht passieren. Die Kommunisten durften keinen fachlichen Vorwand zur Repression bekommen.

Ich wollte nicht in dieser Zeit aus dieser Entwicklung gerissen werden. Dabei sein und mitgestalten! Es war ja so toll!

Ging es nach dem 9. Oktober um die Sicherung der sich entwickelnden Freiheit, gegen die Vorherrschaft der (damals noch vielfach naiv) stalinistisch genannten Strukturen in der DDR, so spürten die Hundertausenden von Montag zu Montag stärker, dass noch viel mehr möglich, dass sogar das bis dato Unaussprechbare, die Deutsche Einheit möglich werden könnte.

Auch als Garant dafür, dass uns die gerade gewonnenen Freiheiten nicht wieder weg genommen werden könnte.

Ende Oktober 1989 lag zumindest in Leipzig die Deutsche Einheit regelrecht in der Luft. Katalysator dieser Entwicklung war die noch immer unerfüllte Forderung nach Reisefreiheit. Nicht nur Nah- und Fernweh galt es zu befriedigen. Die Leute wollten auch raus können, wenn sich nichts strukturell ändern würde. In dem Fall erst recht!

Am 6. November, einem Leipziger Montag (!), legte die Regierung Stoph den Entwurf eines neuen Reisegesetzes vor, der so weit weg von Gut und Böse war, dass er bei den Demonstranten nur noch als hilfloser Versuch der SED, Zeit zu gewinnen, verstanden werden konnte.

Nach den Stophschen Vorstellungen sollte die Bevölkerung zwar ungehindert reisen dürfen, dies aber erst nach einer 30tägigen Visabearbeitungszeit und dann für maximal einen Monat. Dem Druck in der DDR hohnsprechend sollte dieser Entwurf vier Wochen von der Bevölkerung diskutiert werden.

Und wo? Natürlich in den läppischen Dialogveranstaltungen. Alles in allem hätte diese Finte der SED mindestens zwei Monate Luft gegeben, da alle Vorschläge und Einwände in der neuerdings arbeitenden Volkskammer und in deren Ausschüssen geprüft und diskutiert hätten werden müssen.

Ins Gesetzblatt wäre dieser Witz von einem Reisegesetz somit nicht vor dem 1. Februar 1990 gekommen. Für wie blöd hielten die Betonköpfe ihre Untertanen eigentlich noch immer? Diese Zumutung fiel in Leipzig und überall in der inzwischen demonstrierenden DDR durch. Der kommende Montag wäre für die SED noch verheerender geworden.

Dies endlich erkennend, kam es zum zweiten Entwurf des Reisegesetzes und zu Schabowskis stolpernder Pressekonferenz, die den Ostdeutschen das Loch in der Mauer brachte. Sollte es eine Hoffnung auf innere Entspannung gegeben haben, so wurde diese postwendend mit den nächsten Demonstrationen zunichte gemacht.

Die Leute fuhren zum Gucken und Kaufen und kamen zum Demonstrieren zurück. Wunderbar.

Für mich kam es folgerichtig zum Loch in der Mauer und zum Fall derselben inklusive des Falles aller innerdeutschen Grenzanlagen.

Ich kann nicht sagen, dass mich der 9. November abends wirklich überrascht hatte. Damit zu rechnen war doch, nur der genaue Zeitpunkt war offen. „Jetzt ist es passiert" oder ähnlich dachte ich damals. Um „Reisefreiheit" und „Die Mauer muss weg" drehte sich doch eigentlich alles in den vielen vorangegangenen Diskussionen der letzten Wochen.

Besonders deutlich brach sich diese Stimmung in der Gründungsveranstaltung der Leipziger SDP am 7. November Bahn. Über den Namen SDP statt SPD wurde allgemeines Unverständnis geäußert. Sozialdemokratie war für die meisten Teilnehmer nur gesamtdeutsch und zwar als SPD denkbar gewesen. Auch ich bin nur deshalb in diese Partei gegangen.

Wir trösteten uns mit dem Wissen, dass SDP nicht lange bleiben wird und wir uns aktuell um die Sicherung von Freiheit und Demokratie kümmern sollten. Die Sozis in Plauen sahen das ganz anders. Sie nannten sich sofort SPD.

Soweit zu meinem politischen Alltag in jenen Tagen.

Am 10. November ging es nachmittags zur damaligen Schwägerin nach Hellersdorf, um die nächsten beiden Tage endlich Westberlin kennen zu lernen. Am 11. November betrat ich erstmals in meinem Leben einen Boden der Freiheit.

Der Oberbaumbrücke entlang wälzte sich ein riesiger Menschenpulk auf die Westseite, wir mittendrin. Am Cottbusser Tor erfuhren wir, dass dies Kreuzberg sei. Mein Sohn erhielt von Rentnerinnen Begrüßungsbonbons und wir machten uns auf den Weg zu einer Bank.

Das Begrüßungsgeld sollte für Mittagessen reichen und dem Jungen ordentlich Lego zukommen lassen. Den Erwachsenen sozusagen den Genuss der Freiheit, dem Vierjährigen wunderbares Spielzeug. So die Tagesziele.

Vom Cottbusser Tor ging es zum Moritzplatz und dann in einen der ständig fahrenden kostenlosen Doppelstockbusse. Am Hermannplatz Einreihen in die riesige Begrüßungsgeldwartegemeinschaft vor einer Bank und dort vier Stunden warten. So war es und jeder nahm es gern hin.

Ich erlebte Niemanden, der das Begrüßungsgeld für etwas Selbstverständliches gehalten hätte. Das Mittagessen und vor allem der große Legoeimer waren das Warten wert. Wer 15 Jahre auf einen Trabant oder 65 Jahre auf eine Westreise warten musste, der konnte vier Stunden inmitten westlichen Großstadttrubels allemal aushalten.

Das Essen in einer Pizzeria hatte geschmeckt, der Sohn hatte seinen Legoeimer. Die Stadterkundung mittels Doppelstockbus konnte beginnen. Kurfürstendamm, Straße des 17. Juni u.v.a. stürmte auf alle ein. Das Gefühl von Freiheit war so wunderbar!

Es lohnte sich, wieder nach Leipzig zurück zu fahren und dort mit dafür zu sorgen, dass der Traum von Freiheit, Demokratie, sozialer Marktwirtschaft und Sicherheit in der Deutschen und Europäischen Einheit Realität werden konnte.
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