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Jade und Diamanten, Kapitel 11: Colombo

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© Copyright 2014 Ernst-Günther Tietze Hamburg

Aus Kapitel 11, Colombo

Harsha Vareja, der Chef der „Company" in Sri Lanka holte Phaitchit und seine Frau Sirigul am Flughafen ab und brachte sie ins Hotel, damit sie sich ein wenig erfrischen konnten. „Zum Abendessen sollten wir in den Hafen gehen", schlug er vor, „da können wir den ersten Ortstermin abhalten. Beim Essen meldete Sirigul sich zu Wort: „Ich denke schon seit einer ganzen Weile über ein mögliches Problem nach: Sind wir eigentlich sicher, dass die Statue noch an Bord ist, wenn der Frachter nach Colombo herein kommt?

Der Gegner, weiß, dass die Thais genau wissen, dass die Statue auf dem Frachter ist. Die Männer waren für einen Moment sprachlos, dass eine Frau in ihrer Runde kritische Fragen stellte. Phaitchit legte ihr die Hand auf den Arm und sagte: „Gut, Sirigul! Darauf bin ich noch gar nicht gekommen." Er wusste, was er an ihr hatte.

Harsha hatte sich bald wieder gefangen: Bis morgen früh werde ich wissen, welche Schiffe im Umkreis von 500 Meilen dafür in Frage kommen. Jedenfalls danke ich Ihnen für Ihre klugen Fragen." Zwei Stunden später meldete er sich: „Im Hafen liegt die ‚Evergreen Carrier', die nach einer Inspektion Freitag Abend nach Port Bin Kassim auslaufen sollte. Die Inspektion ist verschoben und die Ladearbeiten sind vorgezogen worden. Das Schiff wird morgen Abend um 18 Uhr auslaufen. Die Idee Ihrer Frau, dass der Buddha auf hoher See übernommen wird, ist damit sehr wahrscheinlich geworden." Phaitchit dankte und gleich danach klingelte auch bei Andy das Handy. Der versprach, die Informationen unverzüglich an Siripong weiter zu geben.

Siripong bat Jumroen, am nächsten Tag um neun Uhr eine codierte Konferenzschaltung mit Colombo und ihnen hier vorzubereiten. In Colombo würde es dann zwar erst halb acht sein, aber sie hatten keine Zeit zu verlieren. Zur Vorbereitung nahmen die Männer ihre Notebooks vor, weil sie damit am besten arbeiten konnten.

„Wie ähnlich wir doch in unserer Arbeitsweise sind", dachte Siripong verblüfft, als ihm wieder in den Sinn kam, dass sein Gesprächspartner der Chef einer international gefürchteten Verbrecherbande war, auf dessen Festnahme er wochenlang hin gearbeitet und sie erst vor vier Tagen als großen Erfolg gefeiert hatte. Nun war er ihm durch die gemeinsame Aufgabe schon fast zum Freund geworden. Die beiden Frauen blickten ihnen über die Schultern. Su erläuterte Anchalee, die wenig Erfahrung mit Computern hatte, was die Männer gerade machten. „Könnt ihr nicht das Wiederauslaufen der ‚Evergreen Carrier' aus Colombo verhindern?", meinte sie dann.

Andy wandte sich erstaunt um: „Alle Achtung, Madame Su, Sie sind ein heller Kopf!" „Das ist sie in der Tat", ergänzte Siripong mit strahlendem Gesicht, „sie hat schließlich auf den Plänen des Gems and Jewelry Tower den geheimen Raum entdeckt und damit den Fehlschlag ihres Coups bewirkt."

„Ich hoffe, Sie können mir das verzeihen", fügte Su hinzu, und ihr war gar nicht mehr so fröhlich zumute, nachdem sie jetzt Andy und Anchalee persönlich kennen gelernt hatte. Doch Andy lachte: „Ich habe schon immer etwas für Frauen übrig gehabt, die schön und klug sind, fragen Sie Anchalee. Nein, ich kann Ihnen ihre scharfen Augen nicht übel nehmen, wenn es auch zu meinem Nachteil war. Es ist doch selbstverständlich, dass Sie ihren Mann unterstützt haben."

„Ähnliches ist mir auch durch den Kopf gegangen", nahm Phaitchit in Colombo Wort, „nur hatte ich noch keine Zeit zu einer strukturierten Bearbeitung." Nach einer Weile meldete sich Harsha: „Ich übernehme das unklar machen der ‚Evergreen Carrier' mit meinen Leuten.

Ich denke, wir können sie so verunsichern, dass sie die geplante Inspektion doch ausführen, also bis Freitag Abend hier bleiben. So lange wird die ‚Asian Explorer' nicht auf hoher See warten, sondern herein kommen, sobald der Kapitän erfährt, dass aus dem Rendezvous nichts wird." Dann erläuterte er der Runde, dass seine Leute kurz vor dem geplanten Auslauf der „Evergreen Carrier" die Kühlwasser-Ansaugöffnungen des Hauptdiesels verschließen sollten.

„Die Öffnungen sind durch Gitter geschützt", erklärte er. „Wir schmieren eine unter Wasser schnell härtende Masse hinein und säubern die Gitter, so dass von außen nichts zu erkennen ist. Etwa zehn Prozent Kühlwasser sollten noch durchkommen, dann ist die Kontrolle positiv und die Maschine wird erst unter Last zu heiß.

Das Chaos dürfte perfekt sein, denn eigentlich brauchen sie die Maschine noch, um an den Kai zurück zu kommen. Damit wird die Inspektion unausweichlich." Bei der weiteren Besprechung meldete sich Sirigul wieder: „Dazu habe ich noch eine Variante: Das Paket enthält eine Kopie, der echte Buddha ist irgendwo versteckt", sagte Sirigul und heimste wieder erstaunte Blicke ein. „Okay", sagte Harsha, „damit müssen wir rechnen."

In Bangkok berichtete Siripong der Regierung über die Entwicklung. Der Außenminister hatte einen Vorschlag: „Vielleicht können wir die ceylonesischen Behörden für eine Zusammenarbeit ihrer Geheimpolizei mit uns gewinnen. Wenn Sie damit einverstanden sind, werde ich unseren Botschafter anweisen, entsprechende Gespräche zu führen."

Die Behörden von Sri Lanka reagierten erstaunlich schnell und unkompliziert auf die Anfrage des Botschafters. Nach Hinweisen des Botschafters, dass seine Regierung beim Kampf gegen die tamilischen Rebellen im Norden aktiv werden könne, verband ihn der Außenminister direkt mit dem Polizeipräsidenten von Colombo, nicht ohne diesem die uneingeschränkte Unterstützung der Thais ans Herz zu legen. Der Chef der Geheimpolizei bestimmte das Einsatzkommando, dessen Führer Rajiv Tomataraike sich gleich mit Harsha und den Thais zusammensetzte, um die Einzelheiten abzusprechen.

Um 17:50 Uhr ging der Hafenlotse an Bord der „Evergreen Carrier", der Hauptdiesel wurde gestartet und pünktlich um 18 Uhr ging die letzte Leine nach oben. Langsam drehte das Schiff und nahm Fahrt auf zur Hafenausfahrt. Der Bug war schon fast in der engen Ausfahrt, als über die Notfrequenz ein Ruf des Kapitäns kam: „Myday, hier ,Evergreen Carrier'.

Haben Maschinenproblem und sind manövrierunfähig. Brauchen sofortige Schlepperhilfe." Man sah, wie der Frachter Fahrt verlor und auf das Backbordfeuer der Einfahrt zutrieb. Doch schon rasten Schlepper auf den Havaristen zu, übernahmen blitzschnell Leinen und versuchten ihn zu stabilisieren. Zwanzig Minuten nach dem Ablegen war der Frachter wieder an der Pier vertäut.

Harsha hatte seine Leute an alle Funkkanäle gesetzt. Einer von ihnen fing kurz danach den erwarteten Spruch auf: „Evergreen Carrier an Asian Explorer: Treffen unmöglich, habe Maschinenschaden." Die „Asian Explorer" bestätigte die Meldung, sie hätten sich nach dem Notruf schon so etwas gedacht. Sie fragten, ob im Hafen irgendetwas Außergewöhnliches beobachtet worden sei. Als dies verneint wurde, antworteten sie: „Dann laufen wir direkt ein." Für Harsha und Phaitchit war das die Bestätigung, dass Ahmed und der Buddha noch an Bord des Frachters waren.

"Der Roman „Jade und Diamanten" beschreibt auf 190 Seiten den Raub des Jadebuddha, des größten Heiligtums der Thais in der Folge eines Diamantenraubs. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:
Als Taschenbuch für 14,95 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-8442-9055-4
Als e-Book für 5,49 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-7375-0504-8
Das vorliegende Kapitel 11 umfasst im Buch 14 Seiten. Ausschnitte aus den folgenden Kapiteln des Romans werden nacheinander an dieser Stelle vorgestellt.

An die wütende Mutter auf dem Supermarkt-Parkplatz

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Von Lisa Sadikman für das "Brain, Child Magazine"

Ich sehe dich aus dem Supermarkt stürmen, deinen schreienden Jungen auf dem Arm, während drei weitere Kinder, alle unter 7 Jahren, auf dem Weg über den Parkplatz um dich herumwuseln. Ich sehe dich ohne einen Einkaufswagen, ohne eine einzige Tasche.

Ich sehe dein vor Ärger und Anstrengung knallrotes Gesicht, als du deinen Jungen - ein bisschen zu grob - auf dem vor Hitze flimmernden Asphalt absetzt und nach deinen Schlüsseln kramst. Ich sehe, wie du ihn in Richtung Minivan schiebst und ihn anbrüllst, dass er Jetzt. Sofort. Ins. Auto. Steigen. Soll.

Ich sehe die Wut in deinen Augen, als ich auf der Suche nach einem Parkplatz langsam an dir vorbeirolle. Ich sehe deine Grobheit und sie schockiert mich, nicht weil ich dich verurteile, sondern weil mir das alles so sehr bekannt vorkommt - dieser Gesichtsausdruck, dieses Gefühl. Ich war auch an diesem Punkt - glaub mir.

Als meine älteste Tochter ungefähr zwei Jahre alt war, bekam sie jedes Mal einen Tobsuchsanfall auf dem Weg zum Supermarkt. Sie wollte raus. Sie bog ihren Rücken durch, lief rot an, schrie und versuchte, sich aus dem Gurt zu befreien. Ich versuchte ihr zu erklären, dass wir gleich da seien und dass sie dann sofort aussteigen könne.

Ich versuchte ihr zu erklären, dass wir mehr Milch bräuchten, aber sie hörte einfach nicht auf. Ihr Kreischen erfüllte das ganze Auto und mich überkam das Gefühl, eine Verräterin zu sein. Nun verlor ich die Beherrschung. Ich brüllte, dass sie aufhören solle zu schreien.

Ich fuhr rechts ran und schrammte gegen den Randstein. Ich hatte keinen Plan, ich war einfach wütend, verbittert und frustriert. Ich stampfte zur hinteren Autotür, zerrte sie auf und schnallte sie ab, immer noch brüllend. Als sie aus dem Sitz nach hinten in den Kofferraum kletterte, wollte ich sie packen und schütteln und wer weiß was noch.

Stattdessen schloss ich die Autotür und kehrte zum Fahrersitz zurück. Wir würden nicht zum Supermarkt fahren. In diesem Moment war ich mir nicht mal sicher, wie wir nach Hause kommen sollten.

Zehn Jahre später kämpfe ich noch immer mit den emotionalen Herausforderungen des Mutterseins. Ich wache auf und nehme mir fest vor, heute nicht auszurasten, wenn die älteren Mädels wieder anfangen zu streiten, die 3-Jährige nicht anzuschreien, wenn sie sich zum dritten Mal weigert, die Küchenschublade zu schließen, in der die Messer sind.

Meine Wut hinterlässt einen bitteren Geschmack in meinem Mund und ein Schuldgefühl in meinem Herzen. Ich hasse dieses Gefühl und ich wette, dir geht das genauso. Aber manchmal steht deine Welt einfach in Flammen und du kannst nichts weiter tun als da stehen und brennen.

Ich sehe dich direkt an und möchte, dass du siehst, wie ich dich anschaue. Ich möchte, dass du durch mein Autofenster genau in mein Gesicht guckst, denn vielleicht, ja vielleicht kann der Blick, den wir tauschen, deinen Ärger ein bisschen mildern.

Manchmal ist es das, was wir brauchen: Gesehen zu werden, in unseren schönsten oder reinsten oder schlimmsten Eltern-Momenten. Dann schlägt etwas um, ob von Stolz oder Dankbarkeit oder Scham oder Trauer, und wir sehen uns auf einmal durch anderer Leute Augen. Wir richten uns neu aus.

Als ich vorbeifahre, beobachte ich dich weiter durch mein Seitenfenster. Dann sehe ich, wie du einen Schritt von deinem kleinen Jungen zurücktrittst, der dich so wütend macht, der dich dazu gebracht hat, deinen Shoppingtrip abzubrechen um Schulmaterialien oder neue Schuhe oder Toilettenpapier zu kaufen, ich sehe, wie du an die Rückseite deines Minivans schleichst und da stehen bleibst, still und vor Wut schäumend.

Du sagst kein Wort und bewegst dich nicht. Du hältst dich unter Kontrolle. Das ist mit das Härteste für uns Mütter: uns zusammenreißen, unser Temperament zügeln, unsere Trauer und unsere Einsamkeit im Zaum halten.

Wir tun das für uns und für unsere Kinder. Wir müssen uns daran erinnern, dass unsere Liebe größer und strahlender ist als ein zurückgelassener Einkaufswagen in Supermarktregal 12.

Ein paar Autos weiter hinten finde ich einen Parkplatz und stelle den Motor ab. Als ich zurückschaue, hast du schon ausgeparkt. Ich weiß nicht, was in deinem Auto passiert ist, nachdem du alle Kinder angeschnallt und die Türen geschlossen hast. Vielleicht hast du in dein Lenkrad geweint oder über Konsequenzen nachgedacht oder deine Kinder über ihr inakzeptables Benehmen belehrt.

Ich werde es nie wissen. Was ich weiß, ist, dass ich dich mit deinem Ärger habe ringen sehen dort auf dem Parkplatz, anstatt ihn an deinen Kinder auszulassen. Und nur das zählt. Das tut es wirklich. Ich weiß das. Ich habe das auch durchgemacht.

Lisa Sadikman ist Autorin und lebt mit ihrem Mann, einem Labradoodle und ihren drei Töchtern in in Nordkalifornien. Ihre Texte wurden auf Huffington Post Eltern, Kveller und Scary Mommy veröffentlicht. Mehr von ihr können Sie lesen auf ihrem Blog Flingo und indem Sie ihr auf Twitter folgen (@LisaSadikman).

Dieser Text erschien ursprünglich in "Brain, Child".

Dieser Blog ist ursprünglich bei der Huffington Post USA erschienen und wurde von Lea Kosch aus dem Englischen übersetzt.

Auch auf HuffPost: Süße Kinder essen Saures:
Wenn Babys zum ersten Mal eine Zitrone essen

Angst im Management: So durchbrechen Sie das Tabu

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"Mut ist nicht, keine Angst zu haben, sondern die eigene Angst zu überwinden." Wie wahr, dieser Spruch - doch in Unternehmen, insbesondere im Management, scheint er nicht zu gelten. Angst gehört im Führungskräftebereich zu den großen Tabuthemen: Ein Manager, der Angst hat? No way! Manager müssen Stärke zeigen und dürfen keine Angst haben.

Dass dies eine geradezu gefährliche Einstellung ist, zeigt nicht zuletzt die Vielzahl an Burnout-Fällen im Management: Zum hohen Leistungsdruck gesellt sich der Druck, nach außen funktionieren zu müssen.

Die Wahrheit aber ist: Der vermeintliche Macher im Management ist häufig von Angst geplagt - und er leidet umso mehr, je weniger er diese Angst zeigen kann. So passiert es immer öfter, dass erfolgreiche Führungskräfte in ihrem Inneren todunglücklich sind und richtiggehend krank werden. Oder Projekte werden mit „sicherer Hand und voller Stärke" ohne der Beachtung von Warnsignalen an die Wand gefahren.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund solcher Worst-Cases wird es Zeit für eine neue Bewertung der Angst im Management: Der Heidelberger Psychotherapeut Hans Rudi Fischer liefert da einen guten Ansatz: Für ihn sind Ängste eine Quelle persönlichen Wachstums: Wenn wir die Angst zulassen und nicht bekämpfen, erkennen wir, dass sie einen Freiraum ermöglicht, den wir dringend brauchen, um herauszufinden, was wirklich los ist.

Bei Warnsignalen Tempo rausnehmen!
Nehmen Sie also die Angst als Hinweisschild - und das bereits bei kleinen Anlässen. Ich möchte mich selbst als Beispiel anführen: Ich mag meine Angst, sofern sie mir in Krisenzeiten nicht gerade die Kehle zudrückt oder schlaflose Nächte bereitet. Im Rückblick steht für mich fest: Ich hätte öfter auf meine Angst hören müssen und gleichzeitig meinem Bauchgefühl vertrauen sollen.

Heute weiß ich: Wenn mir ein angehender Geschäftspartner in den ersten Sekunden unsympathisch ist, lasse ich meine Finger von ihm. Wie oft habe ich das ungute Bauchgefühl schon überhört und wollte unbedingt nur das Positive sehen. Wie oft habe ich mir schon gesagt, ich solle besser nicht auf meine "Vorurteile" hören, die innerlich in mir hochkamen - dabei waren das gar keine Vorurteile, sondern die besten Warnschilder meiner intuitiven Angst.

Mittlerweile achte ich auch auf die Signale meines Körpers. Warum fange ich mitten in einer Verhandlung massiv an zu schwitzen? Warum traue ich mich nicht, hier und jetzt meine Meinung deutlicher zu sagen? Wieso pocht mein Herz auf einmal schneller, als es sein müsste? Für mich steht fest: Bei diesen körperlichen Signalen handelt es sich um eine innere Stimme, die mich ganz konkret vor etwas warnt. Wenn ich heute Warnsignale erspüre, nehme ich sofort das Tempo raus.

Angstszenarien vom Ende her denken
Wichtig ist, sich mit seinen Ängsten zu beschäftigen, sich ihnen zu stellen und sie bezüglich der eigenen Ziele und Lebensentscheidungen angemessen einzuordnen. Nur dann ist es möglich, wieder unternehmerischen Mut zu entwickeln und entscheidungsfähig zu werden, statt bloß "zu funktionieren".

Sich seinen Ängsten zu stellen heißt dabei zunächst, sich die jeweilige Angst einzugestehen und sie zu akzeptieren. Um dies sich selbst leichter zu machen, ist der Gedanke hilfreich, dass Ängste etwas Normales sind - und etwas Positives bergen: Sie können uns nämlich vor Fehlentscheidungen schützen. Wichtig darüber hinaus: die Angst zu adressieren, sie genau benennen zu können.

Sonst bleibt sie zu abstrakt. Auch sollten Sie sich anschauen, wovor Sie Angst haben - um dann schließlich die Frage zu beantworten: Was kann eigentlich passieren? Wenn Sie die Angstszenarien vom Ende her denken, haben Sie die Chance, den Teufelskreis im Denken zu durchbrechen. Dabei sollten Sie auch das Scheitern einbeziehen. Damit geben Sie sich nämlich gleichzeitig die Erlaubnis, dass Sie scheitern dürfen.

Dass Scheitern als Option infrage kommen darf, ist enorm wichtig, wie ein Coaching eines Inhabers und Geschäftsführers zeigt: Er war vor Jahren mit seinem Betrieb in eine Schieflage geraten und kämpfte und kämpfte. Da "Scheitern" für ihn Tabu war, war seine GmbH in einer Krise schnell überschuldet, und dann kommt für Geschäftsführer die sogenannte Durchgriffshaftung zum Tragen: Wer nicht rechtzeitig eine Insolvenz anmeldet, haftet persönlich. Seine Freunde und Verwandten hatten ihm bereits Geld zugesteckt, die Banken signalisiert, dass von ihnen keine Hilfe zu erwarten war. Es gab also definitiv keine finanziellen Ressourcen mehr.

Im Coaching wollte er immer Lösungen, aber nach einiger Zeit redeten wir über das Thema "Scheitern erlaubt" und die praktischen Konsequenzen. Das Gespräch drehte sich um die Privatinsolvenz, Hartz IV und "die Schande". In dem Moment, als er das Scheitern akzeptiert hatte, entspannte sich sein ganzer Körper. Eine riesige Last fiel von ihm ab. Nun war der Weg frei, um sich in Ruhe die erforderlichen Maßnahmen zu überlegen. Er musste in die Insolvenz gehen, hat sich dann ein halbes Jahr Auszeit genommen, um innerlich wieder aufzutanken - und ließ sich währenddessen von seiner Frau und der Arbeitsagentur finanzieren. Das war nicht einfach. Hätte er aber das Scheitern nicht akzeptiert, wäre er wohlmöglich komplett zusammengebrochen.

Angstszenarien vom Ende her denken
Sie können den Teufelskreis der Angst in Ihrem Denken auch durchbrechen, indem Sie ganz bewusst an Situationen denken, die mit dem gleichen angstbesetzten Thema zu tun haben, und bei denen Ihre Befürchtungen eingetroffen sind. Als Zwanzigjähriger wollte ich unbedingt Straßenkünstler werden und mit Fackeln und dem Hochrad vor großen Menschenmengen auftreten. Allerdings gab es immer diese nagende Angst, sich richtig zu blamieren.

Ich habe es trotzdem gemacht: mich der Angst gestellt. Und prompt passierte der Gau: Als ich auf einer Hochzeitsfeier das erste Mal eine Hochrad-Show gab, riss meine Hose genau im Schritt. Unvorteilhaft, ich trug eine weiße Unterhose unter der schwarzen Anzugshose! Ein Gast rief: "Die Hose ist offen". Ich konterte: "Ach, das fällt kaum auf" - und hatte die Lacher auf meiner Seite.

Manchmal, wenn ich merke, dass wieder die Angst vor einer Blamage in bestimmten Situationen in mir auftaucht, führe ich mir diese Geschichte vor mein geistiges Auge. Schlimmer kann es nicht werden, und auch das habe ich überlebt. Sprich: Ich habe die Panne gemeistert. Ich weiß also, dass es mir gelingen kann, die Angst einer gewissen Menschenfurcht zu besiegen, es liegt ein konkretes Beispiel dazu vor.

Es wird auch Ihnen in kritischen Situationen helfen, sich ein passendes durchlebtes Beispiel zu vergegenwärtigen. Damit zeigen Sie Ihrer Angst die Rote Karte. Doch um diese "Technik" anwenden zu können, ist es wichtig, dass Sie zuvor einmal ins Handeln gekommen sind. Sich immer wieder Situationen auszusetzen, vor denen man sich fürchtet - sie aber meistern kann -, ist ohnehin die praktischste Medizin gegen die Angst. Begegnen Sie also Ihrer Angst mit Taten!

Schengen: Freiheit oder Sicherheit?

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In den Grenzregionen von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen grassiert die Kriminalität: Bis zu 25 Prozent über dem Landesdurchschnitt registrieren die völlig überforderten Behörden in den Landkreisen direkt an der polnischen Grenze. Dabei liegt die Wurzel des Übels nicht in Polen.

Innerhalb des Schengenraums gibt es keine Grenzkontrollen mehr. Die Vorteile sind ein reger Handel und die Freiheit fast aller EU-Bürger, sich im Schengen-Raum frei zu bewegen. Diesen Luxus genießen derzeit jedoch noch nicht alle alle EU-Bürger. Denn offene Grenzen führen natürlich auch zu gewissen Problemen.

Bereits die erste EU-Osterweiterung 2004 führte zu einer hitzigen Debatte innerhalb der alten EU-Mitglieder, denn einige der neuen Mitglieder galten als Problemkandidaten. Dabei wurden vor allem mangelhafte staatliche Strukturen, die fehlende Effizienz etwa bei Ermittlungsbehörden und lückenhafte Rechtssysteme kritisiert. In vielen Ländern ist Korruption ein ernsthaftes Problem und lässt die Schattenwirtschaft blühen.

Tatsächlich wurde in Folge der EU-Osterweiterung ein extremer Anstieg von Einbrüchen und Diebstählen in den grenznahen Gemeinden registriert.

Einbruchsdelikte auf erschreckendem Höchststand
So schreibt die ZEIT etwa am 03. Juli diesen Jahres: „Ein ähnliches Bild ergibt sich in den Grenzstädten und -dörfern Brandenburgs, in denen die Kriminalitätsrate etwa um ein Viertel über dem Brandenburger sowie um ein Fünftel über dem Bundesdurchschnitt liegt. Die Zahl der Autodiebstähle hat sich hier seit 2007 mehr als verdreifacht, die der Fahrraddiebstähle verdoppelt, die der Wohnungseinbrüche dagegen ist relativ stabil geblieben - auf hohem Niveau."

Die Erfolgsquoten der Ermittler sind dabei ernüchternd: Die allgemeine Aufklärungsrate in Deutschland schwankt seit Jahren um magere 55 Prozent - bei Einbruchsdelikten liegt die Aufklärungsquote je nach Bundesland zwischen nur 10 und 12 Prozent.

Ganzes Bundesgebiet ist betroffen
Längst ziehen die Kriminelle weiter in Land und schlagen auch in anderen Bundesländern zu. Die Polizei ist oft machtlos, denn bis der Diebstahl bemerkt wird, sind die Autodiebe bereits mit Bleifuss über die Autobahn verschwunden. Die wenigen Fälle, in denen der Dieb in flagranti erwischt werden kann, enden oft in filmreifen Verfolgungsjagden bei Spitzengeschwindigkeiten. Das gefährdet nicht nur den Kriminellen und die Polizisten im Einsatz, sondern auch Verkehrsteilnehmer, die als Kollateralschaden in die Flucht hineingezogen werden.

Polen ist nur Transit-Land, das Diebesgut zieht weiter
Dabei leidet auch unser Nachbar im Osten unter den Diebeszügen der organisierten Banden: Polen sieht sich zu Unrecht als Autoschieber-Paradies verunglimpft und kämpft selbst mit der Gefahr, die von der Auto-Mafia ausgeht. Denn auch in Polen wird fleißig gestohlen und die Durchfahrtsstraßen verwandeln sich fast schon regelmäßig in Rennpisten für Diebe und Verfolger. Ermittlungserfolge zeigen, dass die Übeltäter nicht aus Polen stammen, sondern das Land für den raschen Transit nach Litauen, Russland oder in die Ukraine missbraucht wird.

So bestätigt der Privat-Detektiv Zenon Zieniuk in der rbb-Sendung Kontraste „Go East: Den Autodieben auf der Spur", dass die meisten Autos bereits Stunden nach dem Klau in weit entfernt gelegene Winkel verschwinden: „Zurzeit ist es am einfachsten, gestohlene Autos in die Ukraine zu bringen. Dorthin geht der Grenzübertritt ziemlich reibungslos. Und die Zollabfertigung ist relativ schnell zu regeln."

Perfekt vorbereitete Verbrecher
Denn die organisierten Banden sind gut vorbereitet, haben entweder gebrauchte oder schrottreife „Zwillings-Autos" günstig gekauft und somit echte Papiere oder die gefälschten Papiere liegen schon vor dem Raubzug bereit. Je weiter es nach Osten geht, desto besser schmiert eine kleine „Spende" an die Grenzer die Schranke an der Grenze.

Das Problem grassiert inzwischen derart, dass die Polizei an einige Orten völlig überfordert ist. In ländlichen, von der Landeshauptstadt weit abgelegenen Regionen wie der Oberlausitz sind so wenig Beamten im Einsatz, dass betroffene Bürger nach dem Notruf oft mehrere Stunden auf den Einsatzwagen warten müssen. Die Polizei sitzt dabei nicht Kaffee trinkend in der Gegend; vielmehr hat eine fortgesetzte Sparpolitik in dünn besiedelten Regionen dazu geführt, dass so wenig besetzte Stationen übrig sind, dass die wenigen Polizisten Einsatzgebiete von 150 Kilometer Radius oder mehr abdecken müssen. Wenn von weit aus einander gelegenen Orten die Notrufe eingehen, müssen die Beamten vor Ort oft nach Gefühl entscheiden, welchem Ruf sie zuerst folgen.

Angst und Vorurteile machen sich breit
So entsteht bei vielen Bürgern einerseits das Bild einer unfähigen, nutzlosen Polizei. Gleichzeitig führt eine steigende Anzahl von Einbrüchen zu Unsicherheit, einem Vertrauensverlust gegenüber dem Staat, der seine Schutzpflichten verletzt, und ein diffuses Misstrauen gegenüber Fremden.

Daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass viele Menschen in Grenznähe sehr dankbar waren, als Innenminister Friedrich 2013 sein vehementes Veto gegen die Aufnahme von Bulgarien und Rumänien in den Schengen-Raum durchsetzte.

- Zwischenruf -
Ich möchte an dieser Stelle unterstreichen, dass ich grundsätzlich ein Befürworter von offenen Grenzen und dem freien Austausch zwischen den Völkern bin. Dazu gehört die Einwanderung ebenso wie der Tourismus: Der Austausch mit anderen Menschen ist in der Regel fruchtbar für alle Beteiligten, denn Handel verbindet.


Nun ist das Problem allerdings da und dem muss man begegnen, denn ausgerechnet in den intensiv betroffenen Regionen sind besonders wenig Polizisten im Einsatz.

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Strukturelle Schwächen auf dem Land
Es herrscht generellt ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land, was die Anzahl von Polizeibeamten angeht. Pro Einwohner gerechnet mag das Verhältnis gleich sein. Auf die Fläche des Einsatzgebietes bezogen herrschen allerdings deutliche Unterschiede und das führt zu Problemen, wenn in ehemals ruhigen ländlichen Gebieten die Kriminalität plötzlich und sprunghaft ansteigt.

Hinzu kommt, dass in der Stadt einfach mehr los ist und es mehr Stellen zur Auswahl gibt. Außerdem sind die Karrierechancen deutlich besser als in der Provinz.

Abgesehen davon haben die ländlichen Regionen zusätzlich unter der Logik der Bürokratie zu leiden: Wo wenig Menschen wohnen, gibt es weniger Kriminalität und damit weniger Fahndungserfolge vorzuweisen. Das führt dazu, dass an vielen Orten Polizeistellen eingespart werden. So sind die im Stich gelassenen Menschen im Notfall gezwungen, sich selbst beschützen:

Polizei zieht sich machtlos zurück
Wenn sich der Staat dauerhaft aus seiner Verantwortung zurück zieht, bilden sich in der Konsequenz Bürgerwehr-Gruppen, um die Sicherheitslücke zu füllen. Das kann durchaus gefährlich werden, wenn sich die lokalen Machtbefugnisse verselbstständigen und die neue Rolle vom starken Beschützer einem schwachen Geist zu Kopf steigt. Gerät die klare Trennung der Machtverteilung außer Kontrolle, droht in der Folge ein System aus Selbstjustiz und Willkürbehandlung.

Natürlich möchte ich den Menschen in den Grenzregionen nicht unterstellen, gewaltgeile Psychopathen zu sein. Bisher scheinen die vereinzelten Bürgerwehren gut organisiert, den Grenzen ihrer Rolle und ihrer Verantwortung bewusst. Und selbstverständlich hat jeder Bürger das Recht, sein Hab und Gut ebenso wie seine Familie und sein Leben zu schützen.

die Bürgerwehr ist keine Lösung!
Dass sich der Staat jedoch aus Geldmangel aus seiner Verantwortung zurückzieht und die grundlegenden Aufgaben nicht mehr erfüllt, ist eine erschreckende Entwicklung. Denn ein schwindender Staat hinterlässt Lücken, die in der Folge von den allein gelassenen Bürgern geschlossen werden müssen. Allerdings können privat organisierte Bürgerwehren keine Lösung für zu wenig Polizisten im Einsatz für den Schutz der Bürger sein! Wie soll man ohne eine solide Ausbildung eine ordentliche Polizeiarbeit erfüllen?

Es ist bestimmt nicht die Aufgabe der Bürger, nachts Gefahr für Leib und Leben zu riskieren: Bei den nächtlichen Streifzügen droht jederzeit die Konfrontation mit einem vielleicht bewaffneten Einbrecher. Letzten Endes möchten die Menschen an der Grenze nichts weiter, als unbesorgt ihrer Arbeit nachzugehen und in Ruhe ein angstfreies Leben zu führen!

Quellen:
http://www.zukunfteuropa.at/site/5880/default.aspx
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52842/aussenhandel
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/156792/umfrage/anzahl-der-polizisten-in-deutschland/
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/2303/umfrage/entwicklung-der-aufklaerungsquote-von-straftaten-seit-1989/
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/197/umfrage/straftaten-in-deutschland-seit-1997/
http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/ueberregional/politik_artikel,-Die-Oeffnung-der-Grenzen-im-Osten-hat-ihre-Schattenseiten-Einbruchsdiebstahl-grassiert-_arid,200089.html
http://europa.eu/legislation_summaries/justice_freedom_security/police_customs_cooperation/jl0025_de.htm
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13864739/Offene-Grenzen-erfreuen-besonders-Kriminelle.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-84430190.html
http://www.topsicherheit.de/ueberwachungskameras.htm
http://www.zeit.de/2014/28/wahlkampf-verbrechen-einbruch-autodiebstahl/komplettansicht
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-03/schengen-eu-rumaenien-bulgarien
http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2007/04/ji_rat_europol_de.html
http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-07-08-2014/go-east--den-autodieben-auf-der-spur---eine-kontraste-reportage.html
http://de.wikipedia.org/wiki/EU-Erweiterung_2004
http://www.shz.de/lokales/schleswiger-nachrichten/internationale-diebesbande-aufgeflogen-id6004631.html

Ein paar ganz einfache Tipps für besseren Sex

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Übung macht den Meister. Das ist klar. Routine aber sorgt für Langeweile. Mit diesen einfachen Tipps werden Sie besser im Bett. Sie müssen sich dafür nicht einmal akrobatisch verrenken. Sie benötigen auch keine Hilfsmittel.

Zeigen Sie Präsenz

Teilnahmsloser Sex ist schlechter als Selbstbefriedigung. Spulen Sie kein Programm ab, das Sie aus Filmen kennen und von dem Sie denken, das müssten Sie so tun, weil alle anderen das auch tun. Wenn Sie nicht permanent Ihre Nachbarn beim Liebesspiel beobachten, wissen Sie gar nicht, was alle anderen auch tun. Und selbst wenn: gut möglich, dass die ebenfalls nur ein Programm abspulen, das sie aus den Filmen kennen. Tun Sie, was Sie tun mit Leidenschaft. Halten Sie häufig Blickkontakt. Reagieren Sie auf Veränderungen, passen Sie sich an, übernehmen Sie ganz bewusst die Führung oder lassen Sie sich fallen. Achten Sie auf das, was da geschieht, denn hier ist der Weg das Ziel.

Vergleichen Sie sich nicht

Ich gehöre zu der Generation, die den Farbkopierer, das Faxgerät und den Anrufbeantworter als Fortschritt gefeiert haben. Das klingt steinzeitlich, doch so grässlich war das Leben damals nicht - weil Pornoproduzenten auf diesen Geräten keine Werbung schalten konnten. Ich bin froh, nicht durchs Internet aufgeklärt worden zu sein. Denn echter Sex ist anders. Deshalb vergleichen Sie Ihren Sex nicht mit dem in Filmen. Porno führt dazu, dass viele Menschen glauben, alle anderen hätten mehr und besseren Sex. Das ist nicht wahr. Hier greift die berühmte Formel: Glück = Wirklichkeit - Erwartung. Wenn Sie sich mit anderen vergleichen und Ihre Erwartungen wegen derer vermeintlicher großartigen Erfahrungen in die Höhe schrauben, werden Sie enttäuscht werden. Übrigens ist es sehr wahrscheinlich, dass es denen genauso geht.

Haben Sie Spaß am Versuch

Ich habe noch eine weitere schlichte Formel: Glück ist Genuss. Viele schlauen Menschen haben über Glück philosophiert. Machen Sie es sich einfach: erleben Sie den Genuss mit allen Sinnen. Von FLOW haben Sie vielleicht bereits gelesen: Professor Mihály Csíkszentmihályis Strategien lassen sich auch auf Sex übertragen. FLOW ist ein anhaltendes Gefühl einer glücklichen Erfahrung. Euphorisierend, motivierend und vitalisierend. Dazu gehört, dass Sie sich Ziele setzen, die Sie erreichen können, aber sich selbst dabei auch genügend fordern, dass das Erreichte Sie glücklich macht. Ich habe über FLOW für Paare hier geschrieben.

Nutzen Sie Ihren Mund

Unser Gehirn ist dafür zuständig, dass Sie beim Sex Spaß haben. Ein sehr einfacher Weg in dieses Lustzentrum ist das gesprochene Wort. Nicht nur Dirty Talk, obwohl wenn das sofort Fantasien erzeugt, da genügen Nuancen, um aus einem Kuschelmoment ein Feuerwerkerlebnis zu machen. Sagen Sie was Sie gerade empfinden (Präsenz!) und was Sie als nächstes fühlen oder tun wollen. Das hat zwei Vorteile: Ihre Partnerin oder Ihr Partner lässt die Fantasie spielen und hat mehr Spaß. Und weil niemand Gedanken lesen kann, werden Ihre Wünsche auch befriedigender erfüllt.

Werden Sie Ihr eigener Sexperte

Hören Sie nicht auf Ihre Freunde. Die erzählen ihnen nämlich, was sie denken, das sie gut dastehen lässt. Kommunikation folgt immer einem Zweck. Sogar wenn ihre Freunde von den eigenen Katastrophen berichten. Dann wünschen sie sich vielleicht Aufmunterung, einen Ratschlag oder nur einen ähnlichen Bericht von Ihnen. Was Ihnen gefällt, wissen ganz genau nur Sie. (Und auch kein Internet-Artikel!) Aber das heißt nicht, dass Sie nicht offen für Anregungen sein können. Lassen Sie sich inspirieren für neue Erfahrungen. In Ihre Komfortzone können Sie immer noch zurückkehren, wenn es Ihnen so gar nicht gefallen hat.

Wie das Radio sich in Zukunft wandeln wird

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Fast 80 Prozent der Deutschen hören täglich Radio, die Verweildauer ist mit täglich vier Stunden auf hohem Niveau und auch die Jungen schalten weiterhin kräftig ein (71,6 Prozent der 10- bis 29-Jährigen).

Die Erkenntnisse der Medienanalyse 2014 Radio II belegen eindrucksvoll: der Mediengattung Radio geht's gut. Und das bleibt auch so, wenn das schon heute digitale Medium noch digitaler wird, wenn es noch mehr Relevanz für sich schafft, wenn es dem gesellschaftlichen Kommunikationswandel folgt und sich durchsetzt gegen neue, starke Kontrahenten.

Während Print weiterhin in der Krise steckt, überall Zeitungen und Magazine eingestellt werden, sendet das Radio bislang nahezu unbeschadet weiter. Die Mediengattung schafft sich neue Verbreitungswege, nutzt soziale Medien, streamt das Programm für alle hörbar durch das World-Wide-Web.

Mehr und mehr Kommunikation erfolgt über Apps, sie versuchen nach und nach das Radio unabhängig von UKW-Frequenzen zu machen. Gerade im Mobilfunk scheint die Zukunft des Radios zu liegen. Eine Zukunft, in der allerdings neue Konkurrenten und neue Anbieter auf den Markt drängen.

Wenn diese Technologie weiter voranschreitet, wird auch das Radio vor echte Herausforderungen gestellt: Dann nämlich, wenn es leichter wird eine Mobilfunkfrequenz zu nutzen, als eine UKW-Frequenz.

Noch ist die Mobilfunkabdeckung nur in Ballungsräumen von hoher Qualität. Studien haben ergeben, dass das Hören via Smartphone, die grundsätzlichen Hörgewohnheiten nicht verändert. Das passiert erst, wenn es leichter wird sich sein individuelles Radioprogramm via Smartphone zusammenzustellen.

Die Technologie ändert dann das Radiohören. Erst dadurch wird es auch eine Diskussion über die Inhalte des Radios geben. Denn wenn der Hörer sich sein eigenes Programm zusammenstellt, braucht er dann wirklich noch alle Inhalte? Und wenn ja, welche?

Nur ein Beispiel: Eine Wetter-App ist auf jedem Mobiltelefon installiert. Braucht das Radio der Zukunft dann noch ein Wetter-update? Die Hörer werden mit immer mehr und neuen technologischen Gadgets die gewohnten Pfade verlassen.

CarPlay - ein Infotainmentsystem auf das Mercedes, Volvo und Ferrari derzeit setzen - soll, analog zu Geräten wie Airplay, das Web ins Auto holen. Auch Google, so heißt es, arbeitet an einem eigenen Infotainmentsystem für Fahrzeuge. Kooperationspartner ist hier der Volkswagen-Konzern.

Autofahrer werden, gut funktionierende Mobilfunktechnologie vorausgesetzt, schon sehr bald komplett auf das Radio verzichten können oder wollen, weil sie via Apps ihre eigenen Inhalte auf der Wetter App, auf der Musik App und auf der Navi App bestimmen können, sie sind dann ihr eigener Programmdirektor. Dann erst entscheidet sich die Zukunft des Radios.

Darauf müssen sich die Sender heute bereits vorbereiten. Das gilt für Private wie Öffentlich-
Rechtliche Sender und fängt schon beim Personal an. Mit Blick auf den digitalen Wandel ist in meinen Augen als erstes ein digitaler Manager notwendig. Er oder sie sollte allen On-
und Off-Air-Mitarbeitern beibringen, wie digitale Kommunikation funktioniert oder was das auf Dauer bedeutet.

Der digitale Manager wird Kollaborations-Plattformen für die hausinterne digitale Kommunikation einrichten. Alle Mitarbeiter sollten gleichermaßen mitgenommen werden auf die Reise in die digitale Zukunft. Der digitale Manager muss aber auch Strategien entwickeln, wie sich das Radio im Kopf der Konsumenten noch stärker verankert.

Neben dem Haupteinschaltgrund des Radios, der Musik, geht es dann auch darum, die Inhalte zu schärfen. Um zielgruppenspezifischen Content zu erzeugen, braucht das Radio qualifiziertes Personal. Also ist ein Digital Change-Manager von Nöten. Einer, der im Interesse des Senders vermittelt und auslotet zwischen den Redakteuren und Moderatoren.

Denen kommt künftig eine neue, zentrale Rolle zu. Denn wenn auch die Inhalte das Radio zur Marke machen, dann wird der Redakteur / Moderator zum kommunizierten Leistungsträger. Der Digital Change-Manager begleitet die Prozesse und die Akteure. Er muss die Qualifikationen der Mitarbeiter für den Sender nutzen und die gut ausgebildeten Journalisten in die Geldverwertungskette des Hauses integrieren. Da ist eine Menge Kreativität gefordert.

Die brauchen auch der Programmdirektor, der Morning Host oder der Chefredakteur. Wer immer auch den Job macht, muss digital sein. Was im Radio passiert, wird auf Facebook und Twitter weiter vorangetrieben, findet auf der Webseite Berücksichtigung und wird, selbst wenn es eigentlich ein Medienbruch ist, vielleicht via Instagram oder Snapchat verbreitet.

Alle Angebote sind natürlich mobilfähig. Wenn dann auch noch bewegte Bilder einbezogen werden können, dann ist ein ganzes Wegstück bereits erledigt. Die Programmverantwortlichen müssen all das im Blick behalten und geeignete Strategien entwickeln.

Doch Digitalität im Produkt reicht noch lange nicht aus, um das Radio zukunftsfähig zu machen. Das Geld holen andere rein: Die digitalen Media-Berater. Ja, auch die Vermarktung muss künftig noch ein bisschen digitaler denken.

Das wird in vielen Medienhäusern bereits heute gelebt und umgesetzt, aber die Unternehmen, die ihr Geld investieren, wollen künftig noch genauer wissen, wie alles ineinander greift. Wie ihre Marke, ihr Produkt über alle Kanäle des Senders beworben wird. Der klassische Media-Berater als quasi Vertreter hat dann endgültig ausgedient.

Die Zukunft des Radios hat schon begonnen. Setzen sich die Sender weiterhin mutig mit der digitalen Zukunft auseinander, muss sich die Mediengattung keine großen Sorgen vor Morgen und Übermorgen machen.

Der perfekte Mitgründer - Topf sucht Deckel

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Das Team ist in jedem Unternehmen zentral. Das trifft auf die Gründer ganz besonders zu. Gegenpole oder Zwillinge? Was macht Gründerduos aus? EDITION F-Mitgründerin Nora-Vanessa Wohlert schreibt über den perfekten Mitgründer.

Proof-of-Co-Founder

Meine Mitgründerin bei EDITION F Susann und ich kannten uns etwa sechs Jahre als wir entschieden haben, gemeinsam zu gründen. Wir waren keine sehr engen Freunde, aber verstanden uns immer gut. Ich hatte ein, zweimal ihre Kochkünste genossen, wir hatten sogar gemeinsam einen Abend Trash-TV überlebt, uns vor vier Jahren schon einmal über Gründungsgedanken ausgetauscht und zuletzt etwa ein halbes Jahr bei Gründerszene zusammengearbeitet. Ich kannte ihre Arbeitsmentalität, sie meine.

Doch so richtig weiß man es nicht: Passen wir zusammen? Wenn die erste Krise kommt? Was passiert, wenn man eine andere Idee hat, oder nur eine andere Meinung? Wenn man eigentlich 24 Stunden, sieben Tage die Woche miteinander verbunden ist?

Die Entscheidung zum Gründen

In den ersten Wochen vor unserem festen Entschluss war ich mir laufend unsicher, ob Susann sich tatsächlich dazu entschließen würde. Gegen ein großes Unternehmen, mehr Unsicherheit, mit einer bloßen Idee, kein Gehalt. Und auch mich trieb schon vor der Gründung die Sorge des Scheiterns um, wie ich vor einigen Wochen bereits hier in der Kolumne geschrieben habe. Alles aus, bevor es anfängt?

Ich fühlte eine direkte Abhängigkeit von ihrer Entscheidung, ich wollte nicht alleine gründen. Ich hatte von Anfang an ein so positives Bauchgefühl mit ihr, dass ich EDITION F unbedingt mit ihr machen wollte. Und mir war klar wie zentral die Frage nach dem Mitgründer ist, wenn sie sich stellt.

Das Team ist alles

Unter Investoren gilt eine ganz klare Meinung: Das Team ist zentral. Nur ein gutes Team wird es schaffen, ein Produkt erfolgreich zu machen und wenn notwendig auch anzupassen. Prüfe, wer sich ewig binde, fast so könnte man die Sache mit dem gemeinsamen Gründen sehen. Denn was passiert, wenn man sich streitet, wenn das Unternehmen bereits am Markt ist?

In den ersten Wochen ist der Abstand zum neuen Startup noch groß, es hat keinen Namen, keine Kunden, kaum Identifikation. Das Unternehmertum fühlt sich noch nicht real an.

Kürzlich erzählte mir ein befreundeter Gründer, er hätte großen Krach mit seinem Mitgründer, es gebe komplett unterschiedliche Vorstellungen, Dinge würden hinter dem Rücken des anderen ausgetragen, Entscheidungen gegen Absprachen veranlasst. Eine Horror-Vorstellung. Das man sich irgendwann dazu entschließt getrennte Wege zu gehen, lässt sich nicht vermeiden. Nur der Weg dahin kann etwas harmonischer sein.

Eine gemeinsame Vision

Bei EDITION F entschieden Susann und ich uns recht klassisch einen Business-Plan zu schreiben. Und auch, wenn das nach der Meinung vieler Gründer Blödsinn ist - für uns war es Gold wert. Es machte deutlich wie wir ticken, ob wir zusammenpassen, uns fachlich differenzieren, aber gemeinsam eine Vision für EDITION F haben. Die gemeinsame Vision ist zentral für mich. Die Position, Gründer sollten möglichst unterschiedlich sein, sich reiben, kann ich nicht teilen. Nicht einmal ansatzweise. Es gilt so viele zu überzeugen: Die Familie, die Kunden, Investoren, wieder die Kunden.

Da fühlt es sich gut an, grundsätzlich zu wissen, dass es jemanden gibt, auf den man sich 100 Prozent verlassen kann. Das bedeutet nicht immer einer Meinung zu sein. Oder für immer zusammenzuarbeiten. Auch wenn ich mir das gerade vorstellen könnte. Ein schönes Beispiel für das Auseinandergehen in Frieden sind die YouTube-Gründer Chad Hurley und Steven Chen, die nach 15 gemeinsamen Jahren bei PayPal und dann YouTube entschieden getrennte Wege zu gehen und eine Ära zu beenden.

Fast wie eine Ehe

Was zählt, ist nicht mit irgendwem zu gründen. Man verbringt zahllose Stunden miteinander, und nicht alle werden glückliche Gründe haben. Hat man sich einmal füreinander entschieden, kommt man aus der Sache nicht einfach heraus. Auch vertraglich bindet man sich Verantwortung und Regelungen ans Bein.

Deshalb ist eines zentral: Miteinander offen zu sein, Kritik offen und regelmäßig anzusprechen, Gedanken transparent zu machen. All das hilft auch, wenn man eines Tages - also in 50 Jahren - einmal getrennte Wege gehen sollte.

Mittlerweile ist Susann für mich nicht nur mehr als eine Bekannte oder meine Geschäftspartnerin, sondern fast so etwas wie Familie. Danke dafür.

Schritte zum gemeinsamen Gründen

1. Proof-of-Co-Founder

Es hilft sich bereits ein wenig zu kennen, am besten bereits gemeinsam gearbeitet zu haben, zumindest mal einige Wochen an einem Projekt.

Dies wird viele Fragezeichen streichen. Wie reagiert der andere in Stresssituationen? Teilt man gleiche Grundüberzeugungen bei Mitarbeitereinstellungen? Ist die Vision gleich? Was sind die Beweggründe um zu gründen? Ist das eine Vollzeitaufgabe für beide? Wie verteilen sich die Anteile? Soll die Firma international werden, oder gar nur lokal? Wer ist für welchen Bereich zuständig?

2. Keep Talking

Schweigen ist silber, reden ist Gold. Das gilt auch für Gründer. Bei all den Aufgaben, die den Alltag jeden Tag füllen, vergisst man manchmal wie wichtig es ist, über grundsätzliche Unternehmensentscheidungen zu sprechen. Ein wöchentlicher Jour fixe hilft.

3. Be Prepared

Die Person mit der du gründest, ist mehr als dein Kollege und schon gar nicht dein Mitarbeiter. Ihr werdet diskutieren müssen und er kann dich blockieren. Das Denken in eine Richtung und das kontinuierliche Gespräch über den Fortschritt sind für mich Erfolgsfaktor.

Dieser Artikel erschien zuerst bei EDITION F, der Business-Lifestyle-Plattform für Frauen. Und ihre Freunde. EDITION F wurde 2014 von Susann Hoffmann und Nora-Vanessa Wohlert gegründet. Nora und Susann schreiben bei EDITION F regelmäßig über das Gründen.

Das Problem am Streik ist das Monopol der Bahn - nicht die GDL

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Die Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokführer wagen es, ein Grundrecht in Anspruch zu nehmen. Sowas aber auch! Und weil nach dem ersten Streik nicht aufgehört wird, ist der Deutsche jetzt außer sich vor Wut. Er beschwert sich, dass der Ausstand ja viel mehr die Kunden trifft, als die Deutsche Bahn. Tja, dummerweise hat die DB in den meisten Regionen nahezu eine Monopolstellung.

Seit der Privatisierung ist das zum Problem geworden, was besonders jetzt überdeutlich sichtbar wird. Um Forderungen durchzusetzen, muss eine Gewerkschaft den Konzern nunmal unter Druck setzen - bei (Fast-)Monopolisten ist das störend für die Kunden. Aber: Was kann denn die GDL dafür, dass der Arbeitgeber ihrer Mitglieder weitestgehend der Einzige ist, der Menschen auf der Schiene befördert?

Der Deutsche versteht das nicht. Dass Lokführer in unserem Land nur die Hälfte - teilweise sogar ein Drittel - des Einkommens ihrer westeuropäischen Kollegen erhalten, weiß er nicht - oder es interessiert es nicht. Zwischen 1.400 und 2.000 Euro netto gibt's für ständigen Schichtdienst höchstens, Zulagen bereits einberechnet.

Fünf Prozent mehr möchte die GDL für ihre Mitglieder, außerdem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit und der erlaubten Überstunden. Die Bahn bezeichnet die Durchsetzung dieser Forderungen als nicht notwendig.

Dass der Arbeitgeber sich quer stellt, liegt in der Natur der Sache. Unverständlich hingegen: Die Reaktionen der Bevölkerung, der Bundesregierung und vor allem fast aller Medien. Natürlich ist es ärgerlich, dass der Deutsche übers Wochenende nicht zu seiner 25-Jahre-Schland-Party nach Berlin kann.

Aber die Meisten, die meckern, müssen auch nicht von 1.400 Euro eine Familie ernähren. Dabei ist der Deutsche einfach nur verwöhnt: Selbst in den USA wird - alle Berufsgruppen betrachtet - sechs Mal häufiger gestreikt als hier zu Lande. Im benachbarten Frankreich sogar 20 Mal so oft!

Absurder als die Stimmung der Bevölkerung ist die Herangehensweise der Regierung. Nach dem Motto „Was Ärger macht, wird verboten!" soll jetzt das Streikrecht kleinerer Gewerkschaften eingeschränkt werden. Voran treibt das Arbeitsministerin Andrea Nahles. Diese Frau ist nicht Mitglied einer neoliberalen Kleinpartei, sondern der einstigen Arbeiterpartei SPD! Wie sie auf solche Gedanken kommt? Die GDL ist nicht DGB-Mitglied, da verscherzt man es sich als Gewerkschaft schnell mit der SPD-Führungsriege.

Völlig am Rad drehen die meisten Medien. Ich mag Claus Weselsky auch nicht. Aber deshalb eine Hetzjagd auf den GDL-Vorsitzenden zu veranstalten, ist unbegreiflich. Die BILD veröffentlichte seine Telefonnummer, FOCUS klingelte an seinem Wohnhaus Sturm. Geht's noch? Viele Zeitungen und TV-Sender berichten auch außerhalb von Kommentaren so neutral und sachlich, als wäre Weselsky ein terroristischer Diktator.

Ein bisschen Solidarität und etwas weniger Egoismus würde der Debatte gut tun. Aber das kriegt der Deutsche nicht auf die Reihe, er schimpft lieber rum. Die Meisten, die am Wochenende vor dem Brandenburger Tor mit Fähnchen in den Nationalfarben wedeln wollen, schaffen das hoffentlich auch ohne Bahn.

Abgetrieben, misshandelt, vergewaltigt: So schlimm ergeht es Frauen in Indien

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Sie werden abgetrieben, misshandelt, zwangsverheiratet, geschlagen und vergewaltigt: Laut der Vereinten Nationen ist Indien das zweitgefährlichste Land für Frauen auf der Welt. Nach Afghanistan. Was ist da los? Was geht da vor?

Was sind das für Männer, die Frauen so behandeln? Leider ganz normale Männer. Aber gewohnt an patriarchale Strukturen. In denen Mädchen und Frauen weniger wert sind als sie selbst.

Dass die Welt seit Kurzem noch kritischer auf die Situation der Frauen in Indien sieht, hat mit dramatischen Vergewaltigungsfällen zu tun. Vor allem mit dem Schicksal einer 23-jährigen Frau.

Sie »entzündete ein Licht für ein besseres Indien«, so schreiben die Zeitungen bis heute. Es ist die Geschichte einer besonders grausamen Massenvergewaltigung mit tödlichem Ausgang.

Dabei beginnt alles so harmlos für ein junges Paar an diesem 16. Dezember 2012 in Delhi. Nirbhaya geht mit ihrem Freund ins Kino. Sie sehen sich The Life of Pi an. Wollen sofort nach dem Film nach Hause. Delhi ist bei Dunkelheit auch für zwei junge Menschen nicht unbedingt ein sicherer Ort. Sie warten an der Bushaltestelle mitten in der Stadt unter einer großen Autobahnbrücke.

Da kommt endlich ein Bus. Aber es ist der falsche: ein Privatbus mit getönten Scheiben, in dem sechs junge, betrunkene Männer auf Randale aus sind. Sie locken die beiden in den Bus - und dann beginnt das Grauen.

Die Männer im Alter von 17 bis 28 Jahren malträtieren wie besinnungslos die junge Frau mit einer rostigen Eisenstange. Sie vergewaltigen sie mehrfach. Pfählen mit der Stange ihre gesamten Innereien. Zerstören ihren Unterleib. Dann schlagen sie auch ihren Freund zusammen. Vergewaltigen wieder und wieder wechselseitig die Inderin und werfen die beiden nach 45 Minuten völlig nackt und blutend auf die Straße.

Dann wollen sie die junge Frau noch mit dem Bus überfahren. Seit dieser Gruppenvergewaltigung steht das Land unter Schock. Wochenlang demonstrierten Männer und Frauen gegen die unverändert ansteigenden Vergewaltigungszahlen.

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Christian Spreitz/BILD am Sonntag: Nirbhayas Mutter ein Jahr nach dem grausamen Vergewaltigungstod ihrer Tochter.


Die Polizeistatistik ist erschütternd: 2012 sind allein in der Hauptstadt Neu-Delhi die Anzeigen von Vergewaltigungen von 706 im Vorjahr auf 1 450 gestiegen. Eine andere Statistik sagt: Alle 20 Minuten wird eine Frau vergewaltigt.

Hier einige aktuelle Beispiele: Im April 2013 wird eine Fünfjährige in Madhya Pradesh 48 Stunden lang von zwei Männern missbraucht. Sie stirbt wenig später an ihren inneren Verletzungen.

Im August desselben Jahres wird eine Siebenjährige tagelang in einer Zugtoilette vergewaltigt. Kurz danach machen sich fünf Männer über eine 22 Jahre alte Fotografin in Mumbai her.

Im Oktober wird eine 16-Jährige von einer Gruppe Männer vergewaltigt, sie erstattet Anzeige, wird aber aus Rache von derselben Gruppe noch einmal vergewaltigt. Dieses tapfere Mädchen geht wieder zu Polizei. Zwei Monate später zünden zwei der Täter das Mädchen an. Sie stirbt. Fast genau ein Jahr nach Nirbhaya.

In Mumbai sitzen die Vergewaltiger der Fotografin in einem fast leeren Gerichtssaal und scheinen nichts zu verstehen. Nie zuvor ist eines ihrer Opfer zur Polizei gegangen, sagen die Männer. Warum also jetzt diese Frau?

Ein Zeuge erklärt vor dem Richter: »Sie waren wie ein paar Kinder, die einen Hund gefunden hatten, dem sie ein paar Feuerwerkskörper an den Schwanz gebunden haben, nur um zu sehen, was passiert.«

Der Grundtenor in der patriarchalen indischen Gesellschaft ist es, der diese Gewalt erst möglich macht. Und das Kastenwesen.

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Maria von Welser: Dalit-Frauen, also Frauen der untersten Kaste, die auf der Straße leben


Zwei Schwestern, 14 und 15 Jahre alt, werden von Bewohnern ihres Dorfes im Bundesstaat Uttar Pradesh kurz nach den Wahlen im Frühjahr 2014 als vermisst gemeldet.

Laut Polizei gingen sie aufs Feld, weil sie zu Hause keine Toilette haben. Kurz darauf findet man die Mädchen: aufgehängt an einem Baum. Fünf Männer hatten sie vorher vergewaltigt, darunter zwei Polizisten. Wohl auch darum hat die Polizei die Anzeige des Vaters wegen seiner vermissten Kinder nicht aufgenommen.

Außerdem ist er ein Dalit, ein Mitglied der untersten Kaste. Das Ganze ereignet sich eineinhalb Jahre nach der Vergewaltigung von Nirbhaya. Die Kommentatorinnen in den großen Zeitungen schreiben zu Recht: »Was muss noch alles passieren, damit sich endlich etwas für uns Frauen ändert?«

Zwei amtierende Politiker scheinen unbelehrbar. Sie behaupten, dass eine Vergewaltigung »manchmal gut, manchmal schlecht« sei.

Die beiden Dalit-Mädchen und Nirbhaya scheinen die Menschen im ganzen Land wohl am meisten zu berühren. Und in der Folge auch politische Veränderungen zu bewirken.

Als Reaktion auf das allgemeine Entsetzen nach Nirbhayas Tod verabschiedete das damalige Parlament innerhalb weniger Monate ein verschärftes Gesetz gegen Vergewaltiger: das »Justice Verma Law«. Was erstaunlich ist, da ein neues Gesetz in Indien normalerweise sehr lange braucht, bis es formuliert ist und umgesetzt werden kann.

Wenn man sich die anderen bisherigen Gesetze zum Schutz von Frauen und Kindern ansieht, vergingen bis zur Verabschiedung immer viele Jahre: 2006 das Gesetz zum Verbot von Kinderheirat. 2005 ein Gesetz, das häusliche Gewalt unter Strafe stellt. 1999 erklärte der Oberste Gerichtshof sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder in anderen Institutionen als Straftatbestand. 1994 wurde es verboten, das Geschlecht eines Kindes vor der Geburt zu bestimmen. 1993 wurde das Antidiskriminierungsgesetz zum Schutz von Frauen verabschiedet.

Und 1961 bereits entschied das Parlament, die Mitgiftzahlung unter Strafe zu stellen. Das wäre alles konstruktiv, höchst demokratisch und frauenfreundlich. Wenn es denn umgesetzt würde, die Vergehen vor Gericht kämen und die Täter bestraft würden. Mit einer funktionierenden Gerichtsbarkeit und Jurisprudenz. Dem ist aber nicht so.

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Maria von Welser: Zwei Dalit-Frauen in Delhi


Und das ist für Frauen und Mädchen dramatisch. Erstmals im Fall von Nirbhaya ermitteln die Polizeibeamten schnell. So schnell wie nie zuvor: Innerhalb von 15 Tagen werden die Täter gefasst. Nach bereits neun Monaten kommt es zum Prozess. Ein Eilverfahren. Vier der sechs Täter spricht der Richter in allen Punkten schuldig: Kidnapping, Gruppenvergewaltigung und kaltblütiger Mord.

Die Strafe: Tod durch Hängen. So schnell ist in der Geschichte Indiens noch nie ein Urteil gesprochen worden. Sonst dauerte das oft mehrere Jahre. In diesem Fall jubeln die Inder und ziehen mit Bannern durch die Straßen.

Ein fünfter Täter kommt bereits in der Haft ums Leben. Ob er Selbstmord begangen hat oder ermordet wurde, wird noch untersucht. Doch der sechste im Bunde der Schrecklichen, der 17-jährige Fahrer des Busses, wandert auf Grund seines Alters nach Jugendstrafrecht nur für drei Jahre ins Gefängnis. Dabei soll er der eigentliche Anführer sein.

Das alles schreibt die Presse weltweit. Auch, dass seitdem die Inder und Inderinnen auf die Straßen gehen. Sie demonstrieren gegen die wachsende Gewalt gegen Frauen. Dalits (die »Unberührbaren«) genauso wie Studenten, Juristen, Aktivisten, Brahmanen (Angehörige der obersten indischen Kaste), Hausfrauen und Frauenrechtlerinnen - alle gemeinsam.

Zum ersten Mal seit der Kampagnen gegen Witwenverbrennung und gegen die vorgeburtliche Geschlechtsbestimmung in den 1990er-Jahren. Es entstehen jetzt Men-Say-No-Blogathons, Stop-Rape-Now-Petitionen und Delhi-Gang-Rape-Rap-Songs (Blogs, in denen Männer sich zu einem Nein zu Gewalt bekennen, Petitionen mit den Slogans »Stoppt Vergewaltigung jetzt« und Rap-Songs gegen Gruppenvergewaltigung, gesungen von den bekanntesten indischen Gruppen).

In Bussen werden Sicherheitskameras eingebaut. Die staatliche Waffenschmiede entwirft einen leichten Lady-Revolver, der in Erinnerung an das Opfer »Nirbheek« heißt - »furchtlos«. Obwohl Waffen in Indien eigentlich verboten sind.

Alle forderten und fordern unverändert härtere Gesetze und die Todesstrafe für Vergewaltiger. Als wenn das die Gesellschaft ändern könnte.

Vor allem aber kritisieren sie das Verhalten der Polizei und der Menschen am Tatort. Denn dort, unter der Autobahnbrücke, sind Bürger wohl einfach an den beiden blutenden und bewusstlosen Opfern vorbeigegangen.

Auch, weil viele Menschen in Indien Angst haben, in polizeiliche Ermittlungen zu geraten. Die oftmals nicht fair geführt werden und nicht selten schlecht für den Einzelnen ausgehen. Weil man nie weiß, wie sich die Polizei verhält.

Kurz nach der Vergewaltigung legt ein Polizeibeamter zudem in einer Fernsehsendung seinen Finger in die Wunde: Wie könne man von der Polizei erwarten, dass sie sich plötzlich anders verhält und effizienter ermittelt, wenn es doch vom Typ her immer die gleichen Männer seien, die auch diese junge Frau in der Gruppe vergewaltigt haben?

In der Fernsehshow wird auch noch eine Untersuchung erwähnt, nach der 90 Prozent der Polizeibeamten in Neu-Delhi der Meinung sind, dass eine Frau die Vergewaltigung wohl selbst herausgefordert habe. Sie hätte eben nicht alleine aus dem Haus gehen dürfen oder sich nicht so aufreizend anziehen.

Ist es nicht seltsam, dass Frauenkörper Männer zu solchen Reaktionen verführen? Könnte es nicht sein, wird in der Talkrunde zu Recht diskutiert, dass die Probleme eher bei den Männern liegen? Warum zum Beispiel ist es für Frauen erlaubt, bei Tageslicht aus dem Haus zu gehen, aber verboten, sobald es dunkel ist?

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch:
"Wo Frauen nichts wert sind" von Maria von Welser, Ludwig-Verlag, Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 320 Seiten, 12,5 x 20,0 cm, ISBN: 978-3-453-28060-1, € 19,99 [D]
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Sex wird mit fortschreitendem Alter immer öder? Von wegen!

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»Nein, ich hatte nie Sex mit Monica Lewinsky.« Diesen Satz wiederholte der frühere Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Bill Clinton, Ende der 1990er dermaßen überzeugt, dass man davon ausgehen muss, seine Definition von Sex habe nicht weiter gereicht als von Geschlechtsverkehr bis zum Geschlechtsverkehr.

Dabei ist Sex so viel mehr als Koitus! Küssen, Spüren, Genießen, Riechen, Streicheln, Nähe, Liebe, Wärme und, und, und gehören dazu, genauso wie selbstverständlich auch Blowjob und Cunnilingus.

Es gibt 60-Jährige, die weitaus agiler und sexhungriger sind als so mancher 30-Jährige. Kein Wunder, denn wenn der quirlige Mann mit den sechs Jahrzehnten Lebenserfahrung frisch verliebt ist, hat er schon rein statistisch deutlich häufiger Sex als ein alleinstehender junger Mann.

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Mit zwanzig erscheint es kaum vorstellbar, jemals Sex mit einem 45- jährigen Partner zu haben. Irgendwann aber ist es auf einmal doch passiert, weil man selbst diese Altersgrenze überschritten hat.

Noch vor 50 Jahren galt man mit vierzig als überreif, weil dann der körper- liche Verfall einsetzt. Hormonschwankungen, Menopause, Sinnkrise bedeuteten ganz sicher: kein Sex mehr.

Heute zählen auch 50- oder 60-Jährige in dieser Hinsicht noch immer nicht zum alten Eisen, Tendenz steigend. Sex ist nicht mehr nur jungen Menschen mit knackigen Körpern vorbehalten. Bis zum 60. Lebensjahr haben etwa 90 Prozent der Menschen Sex. Danach fällt die Zahl der Praktizierenden allmählich ab, besonders rapide allerdings erst nach Überschreiten der siebzig.

Was bedeutet das jedoch konkret für jeden Einzelnen? Und was ist grundsätzlich los im Körper?

Mediziner erklären, sowohl die sexuelle Ansprechbarkeit als auch die Reaktionsfähigkeit nähmen ab, während Erregungs- und Orgasmusfähigkeit, Lust, Wünsche und Fantasien in jedem Fall erhalten blieben.

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Das klingt zunächst trocken wissenschaftlich, macht aber gleichzeitig Hoffnung. Was die Mediziner mit Ansprechbarkeit und Reaktionsfähigkeit sexueller Art meinen, hat einfach etwas mit sexueller Erregung zu tun, und genau die kann bewusst beeinflusst werden. Das Lernen, ebenso wie das Nach- und Um-Lernen, von Sexpraktiken ist für alle nötig, ein Leben lang.

Was aber vor allem die Älteren stärker betrifft, ist das Nachlassen der »automatischen« Sexfunktion. Das hört sich danach an, als ob viele gerne wollen, aber nicht mehr so können wie früher oder wie gewünscht. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die meisten Menschen sich nie mit ihrer Erregung und ihrem sexuellen Genuss auseinandergesetzt haben, weil von Anfang an alles von allein, jedoch sehr individuell und mehr oder weniger erfolgreich lief.

Daraus lässt sich schließen, dass bei vielen noch Potenzial schlummert, das bei altersbedingten Ausfallerscheinungen ausgeschöpft werden könnte. Tröstlich ist dabei, dass diese Vernachlässigung der Erregungsmöglichkeiten ein verbreitetes Phänomen ist und fast
jeden betrifft. Die Zauberformel heißt also: Lernen, lernen, lernen und üben, üben, üben!

Wenn auch im ersten Moment ungewohnt und ohne den erhofften Erfolg, lohnt es sich weiterzumachen. Es funktioniert genauso wie das Lernen einer Sprache oder eines Instruments: Auf einmal ist der Durchbruch da - und vor allem der Spaß! Wer sich spätestens in der zweiten Lebenshälfte eingehend und umfassend mit dem eigenen Körper und seinen Möglichkeiten auseinandersetzt, könnte auf einmal noch mehr spüren, mehr als je zuvor.

Gibt es ein "zu alt" für Sex?

Gibt es denn nun ein »zu alt« für Sex? Sollte wirklich irgendwann endgültig Schluss damit sein? Wäre das vielleicht sogar gesünder? Schließlich dauert es mit vierzig, fünfzig nach einer durchgemachten Nacht schon mal ein paar Tage, um wieder auf die Beine zu kommen.

Ist Sexualität im Alter vielleicht sogar eine Lebensbedrohung, weil dabei ein Herzinfarkt ausgelöst werden kann? Verschlimmert sich durch Sex die Arthrose?

Das Alter macht sich bei jedem Menschen ganz individuell bemerkbar, der eine sieht älter aus, ein anderer wird ständig jünger geschätzt, als er tatsächlich ist. Faltenverteilung, Grauhaarigkeit und körperliche Gebrechen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt, und das gilt für seine sexuellen Betätigungsmöglichkeiten ganz genauso.

Und: Jeder geht anders mit dem Altern und dessen Begleiterscheinungen um. Manche unternehmen bekanntlich geradezu krampfhafte Vertuschungsversuche in Form von Kosmetik oder Schönheitschirurgie. Ein anderer Weg, der etwas mehr Erfolg verspricht, jedoch auch nur Symptome behandelt, ist Hormonsubstitution; zumindest können damit Beschwerden in und ab den Wechseljahren bei beiden Geschlechtern gelindert werden.

Wirklich erfolgreiche Mittel gegen das Altern gibt es nicht. Das mag lästig sein, aber das Älterwerden gehört zum Leben dazu, und was viele auf Teufel komm raus hinauszuzögern versuchen, bringt durchaus auch Vorteile mit sich.

Obgleich kaum jemand dem Älterwerden entspannt entgegensieht, ist es den Versuch wert, das Unvermeidliche einfach auf sich zukommen zu lassen, es anzunehmen und das Beste daraus zu machen.

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Andreas Dresen, Regisseur von Wolke 9, hat das folgendermaßen zusammengefasst:

»Früher dachte ich selber, dass im Alter alles vorbei ist, dass man dann keinen Sex mehr hat, weil das gar nicht mehr geht. Für mich war es total überraschend, Geschichten von Leuten zu hören, die mit siebzig ihre Sexualität überhaupt erst richtig entdecken, weil plötzlich der Leistungsdruck wegfällt. Denn man überträgt ja den Stress des Alltags ins Bett: Und immer muss man einen Orgasmus haben! Wenn man älter wird, nimmt man sich offensichtlich viel mehr Zeit für den Sex, es gibt mehr Zärtlichkeit. Da hat man doch direkt noch was, worauf man sich freuen kann!«

Sexualität wird in den Medien verzerrt dargestellt. Die eigene, selbst gefühlte und erlebte will nicht dazu passen. Die meisten Probleme in der Sexualität resultieren aus der Unterschiedlichkeit dieser Bilder - hier das individuelle, persönliche, dort das medial vermittelte, gesellschaftlich vorherrschende.

In der sexologischen Praxis fällt auf, dass Menschen oft eine diffuse Vorstellung von der eigenen Sexualität haben und wie ferngesteuert versuchen, den Katalog der vermeintlichen Anforderungen zu bedienen.

So halten zum Beispiel viele Frauen ihren Orgasmus bei der Selbstbefriedigung nicht für einen »richtigen« Orgasmus und behaupten: »Ich kann leider nicht kommen...«, wozu der Mann dann erklärt: »Sie ist ja frigide.« In Wirklichkeit meinen beide nur, dass ihr ein Kommen durch bloßen Geschlechtsverkehr nicht möglich ist.

Interessant ist auch die mitunter gestellte Frage: »Haben wir eigentlich guten Sex, wenn wir keine Lust auf Sadomaso haben?« Viele Männer und Frauen berichten auch, dass sie beim Sex nicht gerne ihren Körper zeigen - das Licht solle dabei lieber ausbleiben. Ob hierfür nun das Gefühl eigenen Ungenügens im Vergleich zu den medialen Vorbildern oder aber das altbekannte Paar »Schuld und Scham« die Erklärung sind, mag an dieser Stelle offenbleiben.

Fest steht, dass es zahlreiche weitere Beispiele für derartigen psychischen Druck gibt, aus dem Verunsicherung und Selbstzweifel resultieren: Entspreche ich dem gesellschaftlich vermittelten Bild? Stattdessen sollte die Frage lauten: Entspricht das Bild überhaupt den eigenen Wünschen und Bedürfnissen?

Diese Frage stellt sich aber kaum jemand, denn eigene Bedürfnisse wahrzunehmen bedarf eines Blickes nach innen, der gescheut wird. Es scheint den meisten einfacher, beim Äußerlichen zu bleiben und scheinbar das tradierte Anforderungsprofil zu bedienen, als den Spieß umzudrehen und auf die eigenen Defizite und Unzulänglichkeiten zu schauen - dann müsste man sie nämlich anpacken.

Darüber hinaus geistert ein Phänomen durch die Gesellschaft, das als double Standard of Aging bezeichnet wird. Demzufolge gilt für weibliche Wesen das Junge, Mädchenhafte als anzustrebendes Schönheitsideal und Maß aller Dinge, maximale Halbwertszeit bis zum Stadium des Vollweibs.

Perfekt gestylt und möglichst schlank wie ein Teenager soll ihr Erscheinungsbild sein, ohne eine Spur von grauen Haaren oder Falten. Kein Wunder, dass viele Frauen unter dem Gefühl leiden, sich im Alter nicht mehr attraktiv zu fühlen.

Hingegen werden Männer entweder als junge Knaben, verantwortungsbewusste Väter im besten Alter oder Daddys mit grau melierten Schläfen als attraktiv empfunden. Oft wird sogar behauptet, sie würden mit den Jahren immer interessanter.

Es wird eben geschlechterabhängig mit zweierlei Maß gemessen: Die Frau taucht ausschließlich als Lustobjekt auf, weswegen sie nach den für sie geltenden Kriterien ab einem gewissen Alter keinen sexuellen Wert mehr habe, der Mann hingegen als sexuelle Persönlichkeit mit verschieden alten, aber immer interessanten Gesichtern.

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Jeder beginnt als Grünschnabel mit dem Sex, übt, probiert aus und findet sich peu à peu auf dem noch unbekannten Terrain zurecht. Im Laufe der Zeit werden Erfahrungen gemacht, Techniken entwickelt und verfeinert. Die Entwicklung der sexuellen Persönlichkeit geht weiter, und der tiefere Sinn der sexuellen Begegnung wird immer wichtiger.

Ist er einmal gefunden, lässt sich die Sexualität noch inniger genießen. Sexuelle Reife entsteht mit den Jahren. Also von wegen: Schluss mit Sex. »Jetzt erst recht!« lautet die Devise.

Verglichen mit den Lebensumständen vor hundert Jahren geht es der Mehrheit in unserer westlichen Gesellschaft heute gut. Medizinischer und wirtschaftlicher Fortschritt sorgen für Wohlstand. Hygiene- und Arbeitsbedingungen kosten im Allgemeinen niemanden mehr das
Leben.

In den meisten Industrieländern stieg die durchschnittliche Lebenserwartung gegenüber dem Beginn des 20. Jahrhunderts um mehr als 30 Jahre, und jedes zweite seit 2007 in Deutschland geborene Kind wird laut dem dänischen Altersforscher Kåre Christensen voraussichtlich mehr als 100 Jahre alt werden.

Wenn der Alltag sich nicht länger ums bloße Überleben, Arbeit und die Aufzucht von Nachwuchs zur eigenen Alterssicherung dreht, stehen auf den ersten Blick mehr Zeit und Mittel für alles Mögliche zur Verfügung - Zeit, die sich mit Leben und Genuss füllen lässt und in der auch Liebe und Sexualität ihren Platz haben sollten - warum denn auch nicht?

Jede und jeder sollte und kann Sex haben, solange sie und er mögen. Die Rolle, die Liebe, Erotik und Sexualität im eigenen Leben spielen sollen, muss aber jeder für sich selbst definieren. Ob es mit der körperlichen Liebe und dem Sex im Alter klappt oder nicht, wird im Wesentlichen, wie viele Untersuchungen gezeigt haben, von den Antworten auf die folgenden Fragen bestimmt:

Sind beide Partner gesund, also körperlich zur Sexualität imstande?

Es gibt altersbedingt körperliche Beeinträchtigungen, die ein Sexleben, wie man es zuvor gekannt hat, mehr oder weniger unmöglich machen. Bekannte Beispiele sind Erektionsstörungen, Gelenkprobleme wie Arthrose oder Arthritis, schwerwiegende Krankheiten, die Kräfte rauben und Operationen erfordern, oder psychische Beeinträchtigungen wie Alzheimer und Demenz.

Nicht die Krankheit selbst und deren Auswirkungen sind das Problem, sondern wie jemand damit umgeht. Gesundheit ist relativ: Was den einen stark beeinträchtigt, ist für den anderen noch lange kein Grund zur Klage.

Ist überhaupt noch ein Sexualpartner vorhanden?

So trivial es klingt, dass für Sex das Vorhandensein eines Partners von Vorteil ist, so traurig sieht oft die Realität aus, besonders für Frauen. Dem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis steht mit fortschreitendem Alter die sehr unterschiedliche durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen und Männern entgegen.

So kommen auf einen rüstigen Rentner um die achtzig gleich zwei Damen seines Alters. Und während Männer im Allgemeinen dazu neigen, jüngere Partnerinnen zu suchen, halten Frauen eher nach etwas älteren Männern Ausschau.

Das erklärt die Einsamkeit vieler Frauen über fünfundsechzig: 28 Prozent haben einen Ehemann. Bei den Männern dieser Altersgruppe leben noch 75 Prozent in einer Partnerschaft. Viermal so viele Frauen wie Männer über 65 Jahre sind verwitwet. Insofern ist es für ältere Frauen tatsächlich schwieriger, einen neuen Partner zu finden, als für ältere Männer.

Waren beide Partner auch in jungen Jahren gern sexuell aktiv?

Wer früher schon Spaß am Sex hatte, wird ihn nicht durch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel verlieren. Ein guter Start ins Sexleben ist eine gesunde Basis, und das Glück, dabei auf einen ebenso unerfahrenen, aber durchaus offenen Sexualpartner getroffen zu sein, macht fortwährende Freude an der Sexualität wahrscheinlich, während schlechte Erlebnisse von Anfang an den Genuss verderben.

Sexualität und die dazugehörigen Gefühle werden durch die persönlichen Erfahrungen gelernt, positiv wie negativ. Apropos »Lernen«: Hier ist es von großer Bedeutung, ob Sexualität in der eigenen Familie als ein unverfängliches Thema behandelt wurde oder nicht.

Wer früh beigebracht bekommt, sich zu schämen, hat es später in sexueller Hinsicht schwerer -ist daran aber ganz und gar nicht selbst schuld!

Zeit für eine Ent-schuldigung

Schuld und Scham, zum Beispiel in Form eines schlechten Gewissens, weil man irgendwie etwas Verbotenes zu tun scheint, stehen noch immer vielen Menschen für ein entspanntes Sexleben im Weg.

Sei es als selbst erlebte Erziehung oder als Resultat tradierter, über Jahrhunderte weitergegebener Moralvorstellungen, die sexuellen Genuss verbieten - sie haben Einfluss auf das heutige sexuelle Denken und Handeln jedes Einzelnen.

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Körperfeindlichkeit gehörte lange zur gängigen Gesellschaftsmoral und geht bis heute mit einer Art inneren Zensur einher. Wie soll da entspannt gelernt werden, die eigene Lust genussvoll zu erleben, zu entwickeln und zu zeigen?

Sex ist nach wie vor ein Tabuthema. Und es ist tabu zu behaupten, dass er eines ist. Die allgegenwärtige mediale Präsenz von Sex bis hin zur Pornografie vermittelt den Eindruck, dass alle mittlerweile entspannt und frei über Sex reden könnten. Wir haben alles gesehen - aber wer traut sich, die intimen Fragen zu stellen, die ihn oder sie wirklich interessieren, und wen sollte man fragen?

Kaum einer redet über den eigenen Sex. Wir trainieren Sportarten und schalten erfahrene Trainer ein, um die besten Tipps, Tricks und Techniken zu lernen. Für jede Facette
des täglichen und nicht alltäglichen Lebens gibt es Experten und Spezialisten. Nur in der Sexualität wissen wir über grundlegende Zusammenhänge nicht Bescheid.

Dabei gibt es Menschen, die weiterhelfen können. Vor über 80 Jahren vor den Nazis aus Deutschland emigriert, trieb die Sexualwissenschaft im 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten neue Blüten. Mag dieses Land auch in vieler Hinsicht verklemmt und prüde wirken, in puncto Sexualtherapie ist es uns in Deutschland um eine Nasenlänge voraus.

Inzwischen gibt es aber auch bei uns ausgebildete Sexualthera- peuten, die in vollen Praxen gute Arbeit leisten, und sogar einige, die den Mut und die Muße aufbringen, allen »Peinlichkeiten« zum Trotz mit dem Thema Sex in die Öffentlichkeit zu gehen.

Uns geht es darum, eine überfällige Diskussion anzustoßen, um mit Vorurteilen und Halbwissen aufzuräumen und vor allem dem Überfluss an pornografischen Abziehbildern eine selbsbewusste Anschauung wirklicher Sexualität entgegenzusetzen.

Unsere Hoffnung ist, dass auf diese Weise immer mehr Menschen ihre sexuelle Sprachlosigkeit überwinden können und das vorherrschende Bild von Sexualität in Frage stellen, bei sich ankommen und eigene Vorstellungen entwickeln - frei von Druck und Scham, mit Humor und Gelassenheit.

Dieses Buch soll der Scham ein Schnippchen schlagen. Jede Leserin, jeder Leser kann bei der Lektüre ganz privat über sich und die schönste Sache der Welt etwas dazulernen. Dafür braucht es keine Therapie, nur etwas Information und den Mut, bei den eigenen Empfindungen zu bleiben. Let's talk about Sex!

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch:
"Make more Love. Ein Aufklärungsbuch für Erwachsene" von Ann-Marlene Henning und Anika von Keiser, gebundenes Buch, Verlag Rogner & Bernhard, ISBN-13: 9783954030705, ISBN-10: 3954030705, 22,95 Euro

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Brief einer berufstätigen Mutter an den Präsidenten der USA

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Lieber Mr. President,

Morgen werde ich das Undenkbare tun. Wieder einmal werde ich mein Neugeborenes abgeben. Während ich bete, dass ich diese schmerzhafte Erfahrung nicht ein viertes Mal machen muss, wird es mir das Herz brechen.

Mir wurde gesagt, ich soll härter werden. Man hat mich daran erinnert, dass ich dankbar sein sollte, dass ich einen Job habe. Und wieder und wieder wird mir gesagt, dass ich es mit meinem Job als Lehrerin unglaublich einfach habe und den bestmöglichen Arbeitszeiten für eine berufstätige Mutter.

Ja, ich bin härter geworden. Ja, ich bin dankbar dafür, dass ich einen Job habe. Und ja, es sind fantastische Arbeitszeiten für eine berufstätige Mutter.
Aber hier bin ich, und muss mich wieder einmal darauf vorbereiten, mein kleines Baby zu Hause zurückzulassen.

Morgen früh werden ich im Haus herumrennen um sicher zu stellen, dass ich alles Menschenmögliche für meine Kinder getan habe, bevor ich los in die Arbeit muss. Und trotz der Tatsache, dass ich nur ein Fall von hunderttausenden von berufstätigen Müttern bin, die auch für ihre Familien tun, was getan werden muss, bricht es mir das Herz, weil ich weiß, dass sie genau so leiden und sich nach ihrem Kind sehnen wie ich.

Harte Arbeit? Macht mir keine Angst. Ihr könnt mich ruhig „Mutternehmer" nennen, nachdem ich bereits ein Fotofachgeschäft, ein Fitness-Unternehmen, einen Karriere als Autorin und einen Vollzeitjob als Lehrerin hatte. Nein, Mr. President, ich habe weder Angst vor harter Arbeit, noch klopfe ich mir deswegen anerkennend auf die Schulter.

Macht mich das zu einer großartigen Ehefrau und Mutter? Macht mich das zu einem außergewöhnlichen Bürger und Steuerzahler? Macht mich das zur Elite, zur Creme de la Creme unserer Gesellschaft?
Nein, mit Sicherheit kein kleines bisschen.

Es macht mich lediglich zu einem anständigen Menschen. Es zeigt, dass ich tun werde was auch immer nötig ist, um sicherzustellen, dass meine Familie hat, was sie braucht. Und ich bin dankbar dafür, dass ich dazu beitragen kann, unsere Familie über Wasser zu halten.

Wir sind eine typische Mittelstandsfamilie. Mein Mann und ich haben beide einen guten Job. Wir arbeiten hart, wir können unseren Kindern ein Dach über dem Kopf, warme Bettchen und jeden Abend einen vollen Bauch garantieren. Unsere Kinder bekommen alles was sie brauchen, allerdings schaffen wir es nur gerade so - Gottseidank - jeden Monat unsere Hypothek, die Ausbildungskredite und Rechnungen zu zahlen.

Aber man uns fragen würde, was unsere Kinder am sehnlichsten wollen, dann würden sie sagen: „Euch". Sie wollen ihre Mami. Morgen früh werde ich mir heimlich die Tränen aus den Augenwinkeln wischen, die Kleinen von meinen Beinen abschälen, die winzig kleinen Fingerchen lösen, die sich um meinen Nacken geschlungen haben, und mein Jüngstes übergeben.

Ich werde keine Wehwehchen wegküssen können, die den Tag über passieren. Ich werde die Kleinen nicht für ihr Mittagsschäfchen einmummeln können. Ich werde mein Neugeborenes nicht stillen können, wenn es nach mir schreit.

Wieder einmalwerde ich so tun müssen, als ob es Mami nicht weh tut, dass sie tief drinnen kein emotionales Wrack ist, und werde mein Bestes versuchen um meiner Kinder Willen einen tapferen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Aber egal wie sehr ich mir vornehme, stark zu sein, werden mir zweifellos Tränen übers Gesicht laufen. Meine Kids werden den Schmerz in meinen Augen sehen. Trotz meiner Bemühungen und all der Vorbereitung wird morgen Früh furchtbar werden.

Morgen früh werde ich aus der Haustür schreiten, und in tränenüberströmte Gesichter in den Fenstern zurückschauen und das Baby hinter verschlossener Tür schreien hören. Alles was ich dann tun kann, ist einen Fuß vor den anderen zu setzen, die Autotür zu öffnen, den Autoschlüssel in die Zündung zu stecken und in die Arbeit loszufahren. Denn 20 und mehr Zweitklässler warten darauf, dass sie von mir inspiriert, geliebt und unterrichtet werden.

Trotz dieser absolut niederschmetternden Schmerzen in mir, trotz der emotionale Folter sein Neugeborenes zurückzulassen, werde ich tief in mir nach der übermenschlichen Stärke suchen und tun, was getan werden muss.

Sehen Sie, Mr. President, mein Baby kann jetzt gerade ihren Kopf alleine halten. Mein kleines Mädchen lächelt die ganze Zeit, insbesondere wenn sie meine Stimme hört oder sie mich sieht. Sie nimmt ihre Umgebung jetzt nicht mehr nur verschwommen wahr, ihre Augen lernen langsam scharf zu sehen. Obwohl sie schon neun Wochen alt ist, hat sie ihre Mutter erst von ein paar Wochen wirklich kennengelernt. Sie hat mich mit ihren kleinen Augen fixiert - und wir sind uns zum ersten Mal richtig begegnet.

In genau diesem Moment hat sie erkannt, dass ich die Person bin, die für sie da ist und die nachts auf sie aufpasst. Dass ich es bin die sofort da ist, wenn sie unzufriedene Geräusche von sich gibt. Und dass es mein Brustkorb ist, der sie sofort beruhigt, wenn sie auf ihm liegt; und mein Hals, an den sie ihren winziges, perfektes Köpfchen kuschelt. Ja, sie weiß jetzt, wer Mami ist. Und morgen, viel zu früh, muss ich sie verlassen.

Ich habe enorme Probleme zu verstehen und zu akzeptieren, dass wir keinen bezahlten Mutterschaftsurlaub beantragen können. Es gibt keine faire Chance, uns finanzielle über Wasser zu halten und gleichzeitig die notwendige Zeit zu bekommen, zu unseren Kindern eine echte Bindung aufzubauen. Diese gemeinsame Zeit ist doch nicht nur für uns Eltern elementar, sondern auch für unsere Kinder!

Morgen wird besonders dieses Gefühl von Bindung fehlen, dass meinem Baby so gut tut. Sie wird Schwierigkeiten haben zu essen (sie ist nicht ganz einfach mit der Flasche), während ich Schwierigkeiten haben werde, im ganzen Tagesstress in einem kleinen, engen Raum auch noch Milch abzupumpen. Allein schon dieser Gedanke tut nicht nur weh, er frustriert mich.

Und während mein Herz bricht werde ich mein Möglichstes versuchen, ein ganzes Klassenzimmer voller Kinder anzuleiten, zu unterrichten, auf sie einzuwirken. Um meiner Schüler willen werde ich die emotionalen und physischen Schmerzen verbergen und aushalten.

Deshalb frage ich sie, Mr. President, warum die USA die einzige westliche Industrienation ist, in der es keine gesetzliche Elternzeit gibt? Um die Fakten auf den Tisch zu legen: Wir sind eine der wenigen Staaten, in denen es überhaupt keinen bezahlten Mutterschutz gibt!

Das Baby, das ich morgen zu Hause zurücklassen muss, ist mein viertes Kind... mein letztes Kind. Ich hatte inständig gehofft, dass sich die Dinge zu diesem Zeitpunkt geändert haben würde. Dass ich länger zu Hause bleiben könnte um meine Tochter tagsüber aufzuziehen. Dass ich sie so oft und so viel ich will umarmen, schaukeln und küssen könnte. Das diese Mutter-Kind-Bindung mit ihr aufbauen könnte, die so einzigartig ist.

Aber das ist nicht der Fall.

Als Mutter spreche ich für Hunderttausende hart arbeitender Mütter: Bitte schützen Sie die lebensnotwendige Zeit, die so wichtig ist für eine Mutter und ihr Neugeborenes. Schützen und zeigen Sie Respekt vor dieser Phase, die von so entschiedener Bedeutung ist, dass ich gar nicht erst anfange hier Gründe aufzulisten.

Morgen werde ich das undenkbare tun. Irgendwie werde ich mich den Tausenden von Frauen anschließen, die ihr Kind abgeben mussten, und gehen. Ich werde versuchen, die Gladiatorin zu sein, die wir alle eigentlich sind.

Aber. Mr. President, wäre es nicht schön, wenn wir nicht alle Gladiatoren oder Gladiatorinnen sein müssten... zumindest nicht schon so früh?

Übersetzt aus der Huffington Post USA.
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Mein Weg vom Metzger zum veganen Tierschützer

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Frisch zerlegt, sauber getrennt. Auf dem weißen Tisch liegen unterschiedliche Fleischhaufen, sortiert nach Fettgehalt, Magerfleisch- und Sehnenanteil. Mit der Zeit wird der Schlachtkörper zum Werkstück. Man vergisst sehr schnell, dass der leblose Leib einst laufen, leben und fühlen konnte.

Woher dieser Impuls kam, weiß ich nicht mehr so genau. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mich im Lebensmitteleinzelhandel nicht wohl fühlte. Ich holte das Abitur nach und studierte Wirtschaftskommunikation. Die gewonnene Zeit nutze ich, um meinen Kopf anzuschalten und über das Leben nachzudenken.

Nach dieser Erfahrung weiß ich, wir bemerken erst, wie sehr der Alltag uns vom Denken abhält, wenn wir uns trauen, unseren Alltag zu verändern. Plötzlich ergeben sich Räume, in denen wir nicht nur funktionieren, sondern uns den Fragen widmen, für die wir sonst keine Zeit hatten.

Von der Frage, Tiere essen oder nicht hingen nicht nur meine Gewohnheiten, sondern auch mein Job ab. Als Vegetarier in der Fleischerei zu arbeiten, das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen.

Nachdem ich aber bewusst diesen Beruf an den Nagel gehängt habe, drängte sich mir diese Frage förmlich auf. Ich fing an zu lesen, Karen Duve - „Anständig essen". Ich machte ein wenig mit bei ihrem Selbstversuch. Vegetarisch, vegan, frutarisch. Das war eine interessante Erfahrung.

Kaum etwas hat so weitreichende Folgen wie unsere tägliche Auswahl an Lebensmitteln. Wir importieren tonnenweise Soja, um es an unsere sogenannten Nutztiere zu verfüttern. Das passiert mit 90 % der Weltsojaernte und 50% der Weltgetreideernte. Direkt verzehrt könnten wir den Hunger der gesamten Menschheit damit stillen.

Wir produzieren tonnenwiese klimaschädliche Gase beim Transport der Futtermittel. Die Futtermittel produzieren dann weiter tonnenwiese klimaschädliche Gase in den Rindern, an die wir es verfüttern. Ein Rind ist kein Problem für unsere Atmosphäre, 1,5 Milliarden Rinder schon. Unsere Tierhaltung ist insgesamt klimaschädlicher als alle Autos weltweit.

Mittlerweile arbeite ich bei der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz. Einer unserer Schwerpunkte ist die Tierschutzbildung. Für eine tierfreundlichere Generation von morgen.

Gerade führen wir ein Mitmachtheater zum Thema Tierbedürfnisse an Berliner Schulen auf. Noch bis Weihnachten läuft das Projekt. Daneben beschäftigen wir uns mit dem Tierschutzrecht und Alternativen zu Tierversuchen.

Leben heißt Wandel und Wandel tut gut. Seitdem ich mich bewusst tierleidfrei ernähre, fühle ich mich besser. Diese Ernährung ist nicht nur gut für mein Gewissen, sondern spürbar auch für meinen Körper.

Darüber hinaus bin ich mir ziemlich sicher, dass kein Tier sterben möchte. Erst recht nicht, wenn es ein glückliches Leben lebt. Wenn uns also eine vegane Ernährung nachweislich gut tut und wir Tiere und Tierprodukte nicht zwingend zu uns nehmen müssen, solche Lebensmittel also nachweislich nicht essentiell sind, warum ernähren wir uns dann nicht alle vegan?

Wir töten weiter, weil es uns gut schmeckt. Woher nehmen wir uns dieses Recht zum Töten? Der Löwe tötet, weil er muss. Wir töten aus Lust an der Jagd oder aus Lust am Geschmack. Wir sollten uns nur das nehmen, was wir wirklich zum Leben brauchen. Tiere gehören für mich nicht mehr dazu.



Weiterführende Links:
Seite der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz
Facebookseite des Autors
Mehr Infos zur veganen Ernährung inkl. wissenschaftlicher Studien

Attraktivitätsgesetz

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Per Gesetz verbessert Ursula von der Leyen die Arbeit bei der Bundeswehr.

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Warum du in deinen Zwanzigern deinen Job kündigen und reisen solltest

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Von: Matthew Kepnes

Wenn du Erwachsen werden willst und das meiste aus deinen Zwanzigern machen möchtest, dann tu es im Ausland. Du hast ein Leben voller Arbeit vor dir - und so wie die Wirtschaft im Moment aussieht, wirst du wohl bis zu deinem Tod arbeiten müssen.

Warum solltest du dich also deine besten Jahre abrackern, in der Hoffnung, dass du in deinen letzten Jahren all die Dinge tun kannst, die du in deinen jungen Jahren viel besser hättest tun können?

Deshalb sage ich dir: Kündige deinen Job und reise durch die Welt. Entdecke dich selbst auf der Reise. Werde ein besserer Mensch.

Hier sind die Gründe, warum du deinen Job kündigen und stattdessen reisen solltest.


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Credit: Flickr/Images Money

Du hast noch kein Geld, aber du brauchst auch keins

Bei Wal-Mart arbeiten oder kellnern wird dir nicht helfen, deine Bafög Schulden zu bezahlen. Wenn du arbeitslos oder schlecht bezahlt bist, ist Reisen die bessere Variante. Du hast ja nichts zu verlieren.

Im Ausland gibt es jede Menge Jobs und das Internet hat es möglich gemacht diese zu finden. Eine Lehr- oder Saisonarbeit kannst du einfach auf Webseiten wie Helpx.net oder Workaway.info finden. Ich habe als Englischlehrer in Thailand genug verdient, um für fast ein Jahr meine Reise zu finanzieren.

Warte die Finanzkrise ab und komm mit Fähigkeiten und Erfahrungen wieder, wenn der Jobmarkt sich beruhigt hat.

Deine Fähigkeiten verschwinden nicht

Du hast einen großartigen Job? Du bist der Zweitbeste in deiner Klasse? Du erfindest wahrscheinlich das zweite Facebook? Großartig. Du bist gut ausgebildet und alle wollen die einstellen. Mit deinem Talent wist du auch in ein oder zwei Jahren noch einen Job finden. Kündige, reise und finde einen Job, wenn du wieder da bist. Ich meine, wie viele arbeitslose Raketenwissenschaftler gibt es? Nicht so viele.

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Credit: Flickr/Jason Saul

Du lernst mit allen umgehen zu können

Wenn du auf Reisen bist, musst du mit Leuten reden. Du lernst entweder Freundschaften zu schließen oder du bleibst allein. Die Welt zu bereisen wir deine Fähigkeit, Smalltalk zu machen und Fremde in Freunde zu verwandeln stärken. Die Fähigkeit, eine Beziehung mit jemanden aufzubauen, den du nie zuvor getroffen hast, wird dir in deinem beruflichen und privatem Leben helfen.

Du wirst deinen Alltag anders sehen

Du hast den Mount Everest bestiegen, warst auf Safari in Afrika und du hast mit einer wunderschönen Frau in Argentinien zu Abend gegessen. Australien hast du mit deinem Rucksack erkundet und dich in fremden Städten problemlos zurechtgefunden.

Zusammengefasst: Du bist die Interessanteste Person der Welt geworden. Deine Aufgaben im Büro abzuarbeiten erscheint dir weit weniger entmutigend, wenn du bereits soviel in deinem Leben erlebt hast.

Immer noch nicht überzeugt? Schau mal bei Thrillist.com vorbei, hier findest du noch mehr Gründe, warum du deine Job kündigen und reisen solltest.

Mehr von Thillist:
Mehr: 14 Flughafen-Tricks die deinen Nächsten Flug besser machen
Wie man seinen Job kündigt und die Welt bereist
Die Geheimnisse der weltbesten Taschendiebe

Ein seltsames Duo

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Bayern-Ungarn: Viktor Orban, ungarischer Regierungschef mit neuem Verständnis von Demokratie, auf Stippvisite beim bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Laut «Welt» [1] wolle man eine noch engere Zusammenarbeit mit Verweis auf gleich gelagerte Interessen und Forderungen. Vielleicht geht es ja um Pressefreiheit. Oder bahnt sich eine bayrisch-ungarische Donaumonarchie an?

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ulp's Kritzel-Cartoon: Bayrisch-ungarischer Freudschaftstanz (© ulp)

[1] Seehofer und Orban betonen Gemeinsamkeiten. «Die Welt», 6.11.2014

Wie YouTube die Medienlandschaft verändert

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Aufgenommen mit der Handykamera und mit wenigen Klicks ist der private Film online bei YouTube zu sehen. Der private Nutzer gibt sich einer Öffentlichkeit preis, die er vorher nicht kennt und deren Reaktion er nicht abschätzen kann. Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die online sogenannte Bewegtbilder konsumieren, stetig an. Doch wie verändert eigentlich das neue Mediennutzungsverhalten der Konsumenten die Medienlandschaft?

Ein neues Medium: Vom Zuschauer zum Sender

Einst waren die Rollen klar verteilt und der Journalist galt als Gate Keeper, als Agenda Setter oder derjenige, der zumindest den inhaltlichen Rahmen bestimmt. Keine dieser Funktionen kann heute so stehen bleiben, denn der klassische Rezipient existiert nicht mehr. Er ist selbst zum Medienschaffenden geworden.

Er bloggt, er kommentiert, er shared und liked oder greift selbst zur Kamera und filmt. Doch auch die Inhalte sind andere geworden, denn der medienschaffende Rezipient interessiert sich zunächst für seinen Alltag, seine Lebensrealität und filmt eben diese.

Deshalb sind besonders beliebte YouTube-Kanäle oftmals bestechend simpel in ihrer gezeigten Handlung. Da werden Witze gerissen, die neusten Moden gezeigt oder vollkommen inhaltslose Sequenzen eingestellt. Denn wo ein Text vom Inhalt leben muss, können Bewegtbilder schon mit weit weniger Botschaft dennoch ausreichend Reize setzen.

Versucht das Fernsehen aktuell noch mit gescripteten Reality-Formaten den Eindruck zu erwecken, direkt am Leben dran zu sein, so sind es die Videos im Netz bereits. Sie ermöglichen uns den voyeuristischen Blick in fremde Wohnzimmer. Und wo der Blick geradeaus in die Kamera im Fernsehen verpönt ist, da setzen die YouTube-Blogger auf direkte Ansprache, Duzen und richten den Blick nach vorne.

Die Außenseiter" zählt in Deutschland zu den beliebtesten YouTube-Kanälen und hat mit mehr als zwei Millionen Abonnenten eine der größten Anhängerschaften. Dabei zeigen die beiden aus Russland stammenden Cousins kaum mehr als grotesken Klamauk.

Ähnlich steht es um Kanäle wie Y-Titty (über drei Millionen Abonnenten), auf dem drei Freunde vor allem Musikvideos parodieren. Mit mehr als einer Million Abonnenten hat Sami Slimani als HerrTutorial zwar etwas weniger Fans, ist aber zugleich einer der bekanntesten männlichen Blogger, der über Herrenkosmetik spricht.

Passives Konsumieren wird zur aktiven Entscheidung

Daneben befreit uns das Internet von starren Fernsehprogrammen. Nun können wir als Konsumenten eigenständig entscheiden, was wir sehen wollen. In einer flammenden Rede brach Kevin Spacey beim Edinburgh International Television Festival mit dem Bild des unaufmerksamen Konsumenten, der nicht für mediale Inhalte bezahlen wolle.

Vielmehr müsse man nur das Angebot entsprechend gestalten, denn kreative Formate würden sehr wohl auf bezahlfreudige Zuschauer treffen. Netflix sei der Beweis dafür. Das US-amerikanische Unternehmen bietet Videos-on-Demand gegen Bezahlung an und hat schon heute mehr Zuschauer als herkömmliche Fernsehsender und mehr Abonnenten als der größte amerikanische Kabelanbieter Comcast.

In Deutschland können Konsumenten auf Anbieter wie Watchever oder Maxdome zurückgreifen, seit einiger Zeit drängt aber auch Netflix in den deutschsprachigen Markt. Auch die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie kommt zu dem Ergebnis, dass rund 74 Prozent der Onliner sich Bewegtbilder im Netz ansehen. Dabei werden nicht nur Portale wie YouTube angesurft, sondern auch zeitversetzt klassische Fernsehinhalte konsumiert, etwa in den Mediatheken.

Zusätzlich nimmt auch die Zahl der sogenannten Smart-TVs in privaten Haushalten drastisch zu. Ausgehend von den sogenannten Onlinern kam die Onlinestudie zu dem Ergebnis, dass in 96 Prozent aller Haushalte Fernseher stünden, von denen rund ein Drittel zu diesen internetfähigen Geräten gezählt werden.

Zwar nutzen noch viele Besitzer ihren Smart-TV nicht, um damit ins Internet zu gehen. Doch die Zahl derer, die es tun, stieg allein innerhalb eines Jahres um zehn Prozentpunkte. Mittels App auf dem Fernseher lassen sich so auch Portale wie YouTube binnen Sekunden auswählen und öffnen.

In der Fachwelt spricht man hier von sogenannten „Over-The-Top"-Angeboten, die zusätzlich zum herkömmlichen Fernsehen genutzt werden. Für den Zuschauer heißt das, unabhängig von Uhrzeit und Tag das Fernsehprogramm individuell gestalten zu können.

Hangouts On Air: Das neue Live-Format?

Anbieter wie Google und die Hersteller moderner Smartphones reagieren ebenfalls auf den Trend des Bewegtbildes im Internet. Mit Hangouts on Air wird die Bildübertragung vom privaten Handy ins Internet in Echtzeit möglich. So kann der passionierte Fußballfan zum Live-Reporter werden oder der Passant zum zufälligen Erstberichterstatter.

Teure Übertragungswagen und mehrere Mann umfassende Teams könnten so in Zukunft ersetzt werden. Doch die Live-Streaming-Dienste könnten auch zur echten Konkurrenz für den professionellen Medienberichterstatter werden. Denn alles, was der private Besucher eines Events braucht, ist ein Smartphone mit Datentarif ins Internet und schon kann die Live-Übertragung beginnen.

Da Google nicht nur die Software für Hangout On Air anbietet, sondern auch Youtube besitzt, wird der Film direkt online auf dieser Plattform für Millionen Zuschauer sichtbar und nach der Übertragung als Video archiviert.

Eine Sendungen mit Hangouts on Air zu erstellen braucht etwas Übung. Dieses Handbuch gibt Einsteigern eine Einführung in die Vorbereitung und erfolgreiche Live-Sendungen auf YouTube.

Berichterstattung aus Kriegen und Krisen

Musste sich früher der wagemutige Journalist in Krisengebiete begeben, um an Informationen und Bildmaterial zu gelangen, so ersetzt ihn heute der Smartphone-Besitzer vor Ort. Seien es die Revolutionen im arabischen Frühling oder der anhaltende Syrienkrieg: Informationen und Filme gelangen oftmals zunächst über Facebook und YouTube in den Westen.

Selbst große Nachrichtensendungen nutzen heute Videomaterial, das mittels YouTube verfügbar ist. Zeitnah erlangen wir Informationen aus Ländern, die vormals nur über Umwege von außen zu erreichen waren. YouTube wird hier weniger zur Konkurrenz als zum Lieferanten und Übermittler. Dabei ist journalistische Arbeit weiterhin unerlässlich.

Denn es benötigt die Expertise von erfahrenen Reportern, um die Echtheit der überlieferten Informationen und Bilder zu prüfen. Journalisten werden in ihrer Bedeutung also nicht zwangsläufig von YouTube und Amateur-Sendern bedroht. Allerdings müssen sie sich den neuen Anforderungen stellen und die erforderlichen Fähigkeiten aneignen. Sie können nach wie vor als Gate Keeper funktionieren.

Zum Glück! Was uns zu besseren Menschen macht

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Nach dem Geheimnis des Glücks befragt, soll der Psychoanalytiker Sigmund Freud geantwortet haben: „Arbeit und Liebe." Sind beide sinnstiftend und erfüllend, formen sie uns und machen uns zu besseren Menschen.

Wer in beiden Bereichen sein Glück finden will und nicht von den Wechselfällen des Lebens aus der Bahn geworfen werden möchte, muss sich zuerst einmal selbst finden und Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.

Damit verbunden ist ein gelungenes Leben, das in der Philosophie „glücklich" heißt. Allerdings kann, wer beim Wohlfühlglück stehenbleibt, nach Ansicht des Philosophen Wilhelm Schmid keine Kinder erziehen oder Alte pflegen, Weltliteratur schreiben oder ein Medikament erfinden.

Das können nur jene Menschen, denen es auch um das Leben in der Gemeinschaft und um Sinn geht, kurz: um Nachhaltigkeit.

Warum Denken glücklich macht

„Sinn machen" heißt, auch das Warum und das Wozu zu kennen: Wer das weiß, ist sich auch bewusst, wie er es erreichen kann. Die vollkommene Glückseligkeit (eudaimonia) war nach Aristoteles nur in „denkender Tätigkeit" möglich, weil dies dem Wirken der Götter am nächsten komme.

Die Philosophin Dr. Ina Schmidt hat bereits 2010 in ihrem Buch „Macht Denken glücklich?" dazu eingeladen, sich darüber Gedanken zu machen - als Appell an die eigene Neugier, die Lust an einer persönlichen Lebensgestaltung und die Sicherheit, die eine eigene Überzeugung mit sich bringen kann.

Wer authentisch ist, fordert das Denken als ersten elementaren Schritt jeden Handelns ein und verurteilt es nicht als „hinderlichen Gegenspieler der Praxis". Wenn sie auf den jungen Martin Heidegger verweist, der im Wintersemester 1919/1920 der Philosophie seiner Zeit vorwarf, dass sie stetig die Messer schleife, aber selbst nie zum Schneiden komme, so erinnert das an manche CSR-Diskussion von heute, die im theoretischen Redesumpf steckenbleibt und nicht in die praktische Umsetzung kommt.

Was verbindet Wolfgang Scheunemann, Geschäftsführer der dokeo GmbH, Initiator und Organisator des Deutschen CSR-Forums, mit der Philosophin? - Ein einfacher Gedanke: die Machbarkeit. So geht es dem CSR-Experten um die realistische Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien und der Philosophin um die nachhaltige Wirkung philosophischer Gedanken heute - was nicht bedeutet, dass jeder ihn jederzeit verstehen können muss.

Beide sind auf ihrem Gebiet Übersetzer, die zugleich Orientierung und Ordnung stiften sowohl im persönlichen wie im gesellschaftlichen Leben. Nur hier lässt sich „so etwas finden wie ein glückliches Leben".

Beiden geht es um den bewussten Umgang mit der eigenen Zeit und an den damit verbundenen Wertschöpfungsanspruch sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen, die gewährleisten, dass Menschen nach ihren eigenen Werten denken und handeln können. Glück ist wie Nachhaltigkeit dabei weniger ein Zustand, sondern vielmehr ein Prozess, der auf innerer Veränderung beruht und eine ständige Auseinandersetzung mit sich und anderen erfordert.

Auch der Ursprung der Glückkonzepte verbindet ihren gemeinsamen Ansatz: Die ersten überlieferten Glückskonzepte entwickelten sich um 500 v. Chr. in China aus den Lehren des Konfuzius. In dessen Philosophie konnte ein Mensch nur als glücklich gelten, wenn er sich um andere kümmerte, sich gesellschaftlich engagierte, sich Wissen aneignete und tugendhaft lebte.

„... bedenkt, daß es ohne Tugend kein Glück gibt." Schreibt später auch der französische Aufklärungsphilosoph Voltaire. Wolfgang Scheunemann schätzt ihn sehr, weil er das Bewusstsein für die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit schärft und ihn in seiner Auffassung bestätigt, dass soziale Verantwortung ein Aktionsfeld ist, in dem sich immer mehr Menschen engagieren.

Es macht deutlich, „dass über den Gesetzen des Marktes noch viel wichtigere Gesetze stehen, eben die Gebote von Moral und Menschlichkeit."

Gewinn, Umsatz und Leistung waren noch vor wenigen Jahren das Maß aller Dinge. Glück, Wohlgefühl und Zufriedenheit hingegen galten als kaum messbar und wurden dem privaten Lebensbereich zugeordnet. Diese Sichtweise hat sich inzwischen geändert. „Das Wohlergehen der Deutschen bewerten Unternehmer und Politiker zunehmend als wirtschaftlich bedeutsame Größe", sagt Scheunemann.

Glück schlägt Geld

Traditionell wird die Wirtschaftskraft eines Landes mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen. Prognosen dazu kommen von allen führenden Ökonomen und Forschungsinstituten. Beim klassischen Wirtschaftswachstum stellt sich jedoch die Frage, ob es wirklich noch das richtige Kriterium ist, um Wohlstand und Lebensqualität abzubilden.

Auf die Frage nach der Messbarkeit des Glücks war die gängige Antwort von Wirtschaft und Politik in der Vergangenheit häufig: höheres Einkommen, größere Kaufkraft, steigende Lebensqualität. Stimmt diese Formel noch?

Neben Wolfgang Scheunemann hält auch der Wirtschaftsethiker Johannes Wallacher dagegen: Ein erfülltes Leben lässt sich nicht mit mehr Konsum erkaufen. In seinem Buch „Mehrwert Glück" (2011) widmet er sich der politischen und gesellschaftlichen Diskussion um eine neue Vermessung des Wohlstandes und erläutert, wie sich die Ergebnisse der Glücksforschung zu einem anderen Verständnis von Wirtschaft und Wohlstand nutzen lassen und entwickelt sein Konzept eines menschengerechten Wirtschaftsmodells.

Tatsache ist aber, so weist die Glücksforschung nach, dass wir zur Kooperation bereit sind und auch Werte wie Vertrauen und Gemeinsinn schätzen - zudem folgen wir immer auch unseren Emotionen. Höheres Einkommen und ein stetig wachsendes Bruttoinlandsprodukt allein machen uns auf Dauer kaum glücklich.

Ziel muss es deshalb sein, dass nicht der Mensch dem Geld dient, sondern die Wirtschaft dem Menschen. Erst wenn dieses Verhältnis wieder stimmt, haben wir die Chance, glücklich zu sein. Johannes Wallacher fordert deshalb ein grundlegend neues Verständnis von unternehmerischem Erfolg und Wohlstand. Wirtschaften darf kein Selbstzweck sein, es muss den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden.

„Wir stellen fest, dass immer mehr Politiker und Unternehmer nicht mehr nur betriebswirtschaftliche Fakten betrachten", sagt Wolfgang Scheunemann , der zudem bestätigt, dass Unternehmen weiche Faktoren immer stärker als Wettbewerbsvorteil identifizieren, „durch die sie sowohl kurz- wie langfristig unternehmerische Erfolge erzielen können".

Wenn beispielsweise in naher Zukunft der demografische Wandel den Arbeitsmarkt vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt drehe, würden Unternehmen mit ausgezeichnetem Ruf leichter neue Fachkräfte für sich gewinnen.

Momentan seien bei Großunternehmen ein Drittel der Mitarbeiter „nicht mehr erreichbar für das Management, sie haben innerlich gekündigt", so Scheunemann. Nur etwa ein Drittel der Mitarbeiter wäre überhaupt noch motiviert und kreativ.

Das Wohlergehen der Mitarbeiter, überhaupt der Deutschen, gewinne als Wirtschaftsfaktor deshalb zunehmend an Bedeutung. „Das ist ein wichtiger Aspekt für die weitere Entwicklung des Standorts Deutschland. Dazu kommt, dass zwar das BIP steigt, wenn ein Auto bei einem Unfall demoliert wird, nicht aber das Glücksgefühl des Besitzers."

Wie lassen sich Glück und Zufriedenheit messen?

Auf der Unternehmensebene können weiche Faktoren wie die Mitarbeiterzufriedenheit über standardisierte Fragebögen und Interviews in Zahlen erfasst und somit vergleichbar gemacht werden. Auf der gesellschaftlichen Ebene ist die Sache nach Ansicht des CSR-Experten deutlich komplexer: Um ein differenzierteres Bild vom Wohlstand eines Landes zu erhalten, muss zunächst festgelegt werden, welche Bereiche erfasst werden sollen. Dafür hat der Deutsche Bundestag eine neue Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" gebildet. Bereits heute werden viele Daten erhoben, die die Entwicklung des Landes weit über das BIP hinaus beschreiben, etwa im Kontext der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Sie fließen in den Fortschrittsbericht zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland ein, der von der Bundesregierung veröffentlich wird.

"Wenn wir Wohlstand nicht mehr nur über Wirtschaftswachstum definieren können, müssen wir eine neue Sichtweise entwickeln", fordert Wolfgang Scheunemann. "Welche Werte stehen in unserer Gesellschaft für Wohlstand, wie können wir immaterielle Aspekte einbeziehen?"

Das Deutsche CSR-Forum bietet für solche Fragen der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen eine Plattform, um Ideen weiter zu entwickeln und die Diskussion voranzutreiben. Sie ist wichtig „für den Austausch und die Kommunikation", bestätigt auch der Ludwigsburger Bürgermeister Konrad Seigfried, der an dem Thema Glück besonders interessiert ist.

Damit spricht er ein Thema an, das in der aktuellen Glücksdebatte häufig vernachlässigt wird - allerdings nicht von Wolfgang Scheunemann, den die philosophische Frage, wie uns eine gelungene Kommunikation mit Glück erfüllen kann, seit Jahren beschäftigt.

Dass er den Hamburger Psychologen Friedemann Schulz von Thun sehr schätzt, zeigt einmal mehr, dass es ihm nicht nur um die äußeren Faktoren der Nachhaltigkeit geht, sondern auch um die inneren. Schulz von Thun hat untersucht, was Kommunikation ausmacht und wie sie wirkt: „Kommunikation muss eben eingebettet sein in die Umstände, und zwar so, dass es für alle Beteiligten passt."

Mit dem Tübinger Kommunikationsforscher Bernhard Pörksen hat er die Quintessenz seiner Lehre im Buch „Kommunikation als Lebenskunst" (2014) zusammengefasst, das auch ein Beispiel für gelungene nachhaltige Kommunikation ist, wie Wolfgang Scheunemann sie versteht: Aus gemeinsamen Gesprächen entwickeln sich neue, wertvolle Erkenntnisse und das Wissen darum, dass Sprache, Existenz und Glück miteinander zusammenhängen.

Das Deutsche CSR-Forum 2013 in Ludwigsburg beschäftigte sich deshalb mit der Fragestellung, welche Faktoren notwendig sind, um Mitarbeiter wieder "glücklich" zu machen, so dass sie sich wieder in ihrem Unternehmen wohlfühlen können. Unter anderem referierten dazu der Philosoph und Autor Prof. Dr. Richard David Precht, der Minister für das "Bruttonationalglück" des Königsreichs Bhutan, Karma Tshiteem, und Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Autor des "Glücksatlas".

Gerade beim Glück gibt es in anderen Ländern eine Reihe von Konzepten, die neben dem klassischen Wirtschaftswachstum andere Facetten berücksichtigen. Der Human Development Index der Vereinten Nationen kombiniert Wirtschaftsleistung mit der Lebenserwartung und dem Bildungsniveau. Der Happy Planet Index des New Economic Foundation's Centre for Well-Being in London bewertet, wie zufrieden Bewohner eines Landes sind, wie lange sie leben und wie stark sie gemessen an ihrem ökologischen Fußabdruck die Umwelt belasten. Zufriedenheit geht nicht zwingend mit wirtschaftlichem Erfolg einher.

Den ältesten Glücksindex besitzt Bhutan. Der ehemalige König des Himalajalandes, Jigme Singye Wangchuck, prägte 1970 den Begriff "Bruttglücksprodukt". Um es zu erreichen, werden eine gute Regierungsführung, ein nachhaltiges und gerechtes Wirtschaftswachstum, der Erhalt der bhutanischen Kultur und der Umweltschutz vorausgesetzt. Seit 2008 ist das Bruttonationalglück in der bhutanischen Verfassung sogar als Staatsziel verankert.

„Das Bruttosozialglück ist keine Utopie, sondern eine Chance für die ganze Welt", sagt Ha Vinh Tho, Leiter des Gross National Hapiness (GNH) Center in Bhutan. Sein kürzlich erschienenes Buch „Grundrecht auf Glück" (2014) ist eine Einführung in das vieldiskutierte Konzept. Auch wenn Glück als Staatsziel angesichts des Wachstumsstrebens abwegig erscheint - diese Entwicklungsphilosophie, die auf einer zeitgemäßen Form des nachhaltigen Wirtschaftens basiert, stößt mittlerweile immer mehr auf internationales Interesse, denn es kommt nicht nur darauf an, die Dinge richtig zu machen, sondern vor allem die richtigen Dinge zu tun und mit der Nachhaltigkeitsressource Zeit sinnvoll umzugehen.

Aus der Projektplanung ist bekannt, dass wertvolle Zeit immer am Anfang verloren wird, weil man ja „noch so viel Zeit" hat bis zum Ende. Auch das Glück bleibt dabei auf der Strecke. „Dabei ist jeder einzelne Tag, egal ob am Projektanfang oder am Projektende, gleichwertig und gleich wichtig. Genauso ist es im Leben, egal ob als Twen oder als Rentner. Wir sterben täglich. Der Todestag ist nur der letzte Tag unseres Lebens." (Hermann Scherer: Glückskinder)

10 schnelle Abendessen für die ganze Familie

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Keine Zeit zu kochen? Mithilfe dieser Rezepte zaubern Sie Ihrer Familie innerhalb einer halben Stunde ein leckeres Abendessen auf den Teller. Das ist besonders praktisch, falls es mal schnell gehen muss - zum Beispiel wenn Sie während der Woche erst später von der Arbeit nach Hause kommen. Kochen Sie dann einfach eines dieser 10 leckeren und gesunden Gerichte!

Während man am Wochenende gerne mal etwas Aufwändigeres wie zum Beispiel eine Lasagne oder einen Sonntagsbraten zubereitet, muss es in der Woche eher schnell gehen. Denn wenn man erst abends nach Hause kommt und dort schon die hungrige Familie sehnsüchtig aufs Abendessen wartet, zählt jede Minute. In solchen Situationen können Sie mit diesen Familienessen punkten. Die Gerichte sind in weniger als 30 Minuten fertig.

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1. Knusperfisch mit Tomaten-Brot-Salat

Es müssen nicht immer Fischstäbchen sein. Dieser goldgelb umhüllte Seelachs macht auch die größten Skeptiker zu echten Fischfans. Außerdem liefert er für alle Familienmitglieder genügend Jod, um den Tagesbedarf zu decken.

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2. Spaghetti à la Carbonara

Normalerweise ist der absolute Klassiker Spaghetti à la Carbonara eine ziemliche Kalorienbombe - aber nicht mit uns! Hier ersetzt magerer Schinken den Speck und statt fetter Schlagsahne sorgt leichte Kochsahne für die typisch cremige Konsistenz.

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3. Kartoffelpuffer mit Kräuterquark

Kartoffelpuffer begeistern alle Generationen. Der einzige Wermutstropfen: Die kleinen Reibekuchen sind oft ziemlich fettig. Aber keine Sorge: Diese Variante wird in ganz wenig Fett gebraten und anschließend auf Küchenpapier abgetropft.

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4. Würstchengulasch mit Spätzle

Mit nur einer Portion des Würstchengulaschs wird der Tagesbedarf an Beta-Carotin gedeckt. Im Körper schützt es die Zellen und wird darüber hinaus in Vitamin A umgewandelt, das die Sehfunktion der Augen bei Dämmerung aufrecht hält.

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5. Kartoffeln in Paprika-Rahmsauce

Paprikaschoten und Kartoffeln sorgen bei diesem Gericht dafür, dass es nur so vor Vitamin C und Kalium strotzt. Die Kürbiskerne ersetzen in dem vegetarischen Abendessen mit reichlich Eiweiß das Fleisch und sorgen für günstige Fettsäuren.

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6. Lachs-Spinat-Pfanne

Dieses Gericht ist so schnell fertig, dass man es als Fast Food durchgehen lassen kann - natürlich als gesundes Fast Food. Denn Lachs enthält besonders viele zellschützende Omega-3-Fettsäuren und der Spinat deckt fast den empfohlenen Tagesbedarf an Eisen.

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7. Selbstgemachte Cheeseburger

Cheeseburger müssen keine "Kalorienbomben" sein, wie diese Variante beweist. Das Fleisch ist extra fettarm, aber sehr eiweißreich. Und wer noch mehr Fett sparen möchte, nimmt einen Käse mit 30 Prozent Fett und grillt die Burger, statt sie in Öl zu braten.

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8. Brokkoli-Rahm-Kartoffeln

Cremiger Genuss ganz ohne Fleisch - das versprechen diese Brokkoli-Rahm-Kartoffeln. Weiterer Pluspunkt: Die Proteine aus Kartoffeln, Milch und Käse ergänzen sich ideal. Brokkoli ist mit Folsäure, Vitamin B2 und B6 ein wahres Vitamin-Wunder.

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9. Schnelle Nudeln

Dass Kinder so gerne Nudeln mögen, ist gut. Denn mit ihren Kohlenhydraten, B-Vitaminen und Proteinen gehört Pasta zu den definitiv "guten" Lebensmitteln. Kommt wie hier noch reichlich Gemüse dazu, ist für die wichtigen Nährstoffe gesorgt.

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10. Bulgurpfanne mit Erdnüssen

Kernig-knackiger Genuss mit leicht exotischem Kick - diese Bulgurpfanne wird auch Sie und Ihre Familie begeistern! Brokkoli und Möhren versorgen Sie mit sekundären Pflanzenstoffen und die Erdnüsse versorgen Sie mit pflanzlichem Eiweiß.

Fotos: Westermann + Buroh Studios

Einwegmänner (Roman)

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Leseprobe Einwegmänner

Leseprobe Einwegmänner:

„Das war eine tolle Idee", sagte ich und lächelte Doppel-n über den Tisch hinweg an, bevor er mir zuvorkommen konnte.

„Ich freue mich, dass du mitgekommen bist", sagte Doppel-n und lächelte zurück, wobei sein einer Vorderzahn sich wieder vorwitzig über die Unterlippe schob. Dann wurde er ernst. „Habe ich dir schon gesagt, dass ich sehr gern mit dir zusammen bin, Lisa?"

„Ähm ... ja. Danke ... ebenso", stammelte ich unbeholfen, da mir gerade keine originelle Antwort einfiel. Um nicht wieder lächeln zu müssen, ließ ich meine Blicke durch das lauschige Restaurant schweifen, in dem wir um diese Uhrzeit fast die einzigen Gäste waren.
„Du bist eine ganz besondere Frau", fuhr Doppel-n fort. „Und noch dazu eine sehr schöne und interessante Frau."

Ich muss zugeben, dass Doppel-ns Komplimente mir einerseits zwar wie Öl hinuntergingen, andererseits war es mir aber unangenehm, da die Situation auf etwas hinauszulaufen schien, von dem ich keineswegs sicher war, ob ich es überhaupt wollte. Da ich mich bemüßigt fühlte, irgendetwas halbwegs Freundliches zu erwidern, sagte ich: „Für einen Mann hast du wirklich einen ziemlich guten Geschmack", und fügte eilig hinzu: „Ich meine, wie du dich kleidest. Sehr stilvoll."

Doppel-n strahlte, bis seine Augen sich zu zwei kleinen Schlitzen verengt hatten. Dann deutete er auf seine blaugrau gepunktete Krawatte. „Die habe ich heute erst erstanden. Mit fünf anderen zusammen. Ich habe eine Schwäche für Krawatten, musst du wissen."

Musste ich das wissen? Auch, wenn ich mir inzwischen sicher war, dass Doppel-n sich nicht zum Krawattenmörder eignete, bin ich auch sonst kein Fan von Krawatten. Aber in diesem Fall muss ich eine Ausnahme machen. Die Krawatte war die perfekte Ergänzung zu dem silbergrauen Seidenanzug, den er heute trug. Er sah aus wie aus dem Ei gepellt.

„Erika - das ist meine Ex - hat sich immer über meinen Kleidungsstil beschwert", sagte Doppel-n und lächelte ausnahmsweise einmal nicht. „Ich glaube, sie stand eher auf so langhaarige Jeans- und Lederjackentypen. Du weißt schon, der Typ verwegener Rebell. Und letztlich hat sie sich auch wegen so einem von mir getrennt."

Ich muss zugeben, dass ich die Liebe zu verwegenen langhaarigen Jeans- und Lederjackentypen mit Erika teile. Bei dieser Kategorie handelt es sich zwar meistens um verarmte Schlucker und sie machen einen auf Dauer auch nicht glücklich. Aber wenigstens kann man eine Menge Spaß mit ihnen haben, wenn sie nicht gerade manisch-depressiv veranlagt oder nicht über den Duktus der sechziger Jahre hinausgekommen sind.

Wahrscheinlich ist meine Vorliebe für diesen Typ Mann noch ein Relikt aus der Zeit, in der ich mit Anfang zwanzig unsterblich in einen dieser langhaarigen, rebellischen Weltverbesserer verliebt war. Leider unglücklich, da ich für ihn mehr oder weniger Luft war. Im Geist versuchte ich, mir einen Dialog zwischen Doppel-n und Erika vorzustellen. Ich sah die Szene geradezu filmisch vor mir.

„Oh, unser Essen", sagte Doppel-n und lehnte sich zufrieden lächelnd zurück, während der glutäugige Kellner mir einen flammenden Blick zuwarf, als er unsere Pasta servierte.
„Grazie", sagte ich mit perfekt gerolltem „R", denn wenn ich eins im Leben wirklich beherrsche, ist es das rollende „R".

„Buon appetito", sagte der Kellner. „Noch etwas Wein, Signora?"

„Molto volentieri."

"Oh, die Signora sprechen perfetto Italiano", sagte der Kellner, während er mir Wein nachschenkte und seine Blicke etwas tiefer in meinen Ausschnitt wanderten. Dann entfernte er sich diskret.

„Dein Italienisch klingt wirklich perfekt", sagte Doppel-n bewundernd.

„Ehrlich gesagt kann ich nur fünf Wörter, und drei davon habe ich gerade verwendet."

Ich machte mich halb verhungert über meine Tortellini mit Sahnesoße her. Da ich nicht oder jedenfalls noch nicht in Doppel-n verliebt war, auch, wenn ich mir fest vorgenommen hatte, diesen Zustand demnächst zu ändern, drohten mir im Gegensatz zu dem Essen mit Pascal keine anschließenden Erstickungsanfälle nach den ersten Bissen.

„Weißt du, dass du anders bist als die meisten Frauen, die ich bisher kennen gelernt habe?", sagte Doppel-n unvermittelt.

„Nein", schoss es prompt aus mir heraus.
„Wie, ‚nein'"?

„Ich weiß nicht, dass ich anders bin als die meisten Frauen, die du bisher kennen gelernt hast, weil ich die meisten Frauen, die du bisher kennen gelernt hast, nicht kenne", sagte ich kauend.
„Genau das meine ich", antwortete Doppel-n. „Du bist originell. Du bist ... witzig, Lisa." Während ich mir meine Nudeln schmecken ließ, überlegte ich, ob es nicht tatsächlich eine ernsthafte Option wäre, mich näher mit Doppel-n zu befassen.

Erstens bewunderte er mich und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Und zweitens, was noch viel wichtiger ist, war er der erste normale Mann, der seit langem meinen Weg gekreuzt hatte. Gut angezogen und nicht im für viele Männer üblichen Schlabberlook, ohne erkennbare Neurosen und plötzlich gesteigertes Distanzbedürfnis, sobald man ihm näher kommt, mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet und ganz offensichtlich vollkommen verschossen in mich.

Als hätte er meine Gedanken erraten, griff Doppel-n in diesem Moment über den Tisch nach meiner Hand und sah mir in die Augen. „Ich finde es wirklich sehr schön mit dir, Lisa."
Unwillkürlich zog ich meine Hand zurück, da ich sie dummerweise gerade mit Soße bekleckert hatte.

„Geht es dir zu schnell?", fragte Doppel-n und sah mich hinter seinen randlosen Brillengläsern besorgt an.

„Was geht mir zu schnell?", fragte ich betont unschuldig zurück.

„Das mit uns?"

„Nein. Ähm ... was mit uns?" Unwillkürlich knöpfte ich den obersten Knopf meiner Bluse zu und vergaß dabei die Soße an meiner Hand.

„Das haben wir gleich", sagte Doppel-n, beugte sich zu mir herüber und tupfte mit seiner Serviette auf meiner bekleckerten Bluse herum. Insgeheim verfluchte ich mich für meine Tollpatschigkeit. Ich kann noch so elegant angezogen sein. Irgendwie schaffe ich es immer, mich innerhalb kürzester Zeit vollkommen einzusauen. Und wenn ich High Heels trage, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich damit im nächsten Gulli stecken bleibe.

Weitere Lese- und Hörproben

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Viralkritik: Die 15 Minuten Ruhm des #AlexfromTarget

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Spannende, tolle Sachen gingen in den letzten Wochen viral.

Einmal haben OK Go wieder ein Musikvideo gemacht, das (wie auch die Vorgänger) ziemlich toll aussieht. Eine Frau lief 10 Stunden lang durch New York und wurde unzählige Male blöd von der Seite angequatscht. #Gamergate tobt unvermindert weiter, auch als Propagandaschlacht, hat aber zumindest zu einem tollen, neuen Netz-Wort geführt. Meet the Sea Lion.

Außerdem hat das Internet Archive über 900 klassische Konsolen- und Arcade-Spiele im Browser lauffähig gemacht. Falls jemand die nächsten, hmm, 30 Jahre noch nichts vorhat.

Den tollsten viralen Coup haben sich aber amerikanische Teenager geleistet.

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Bild: Twitter / @auscalum

Dieser junge Mann, der leicht traurig dreinblickend Tüten einpackt ist Alex. Alex arbeitet bei der US-amerikanischen Supermarktkette Target, und das Bild ging in kürzester Zeit viral. Innerhalb von 24 Stunden hatte Alex sein eigenes Hashtag (#alexfromtarget), eine halbe Million neue Follower auf Twitter und trat in der Ellen DeGeneres Show auf.

Zwei Tage bis zum Ruhm

Tatsächlich ist es ja nicht ungewöhnlich, dass das Internet jemanden berühmt macht der absolut nicht darauf vorbereitet ist. 2012 beispielsweise traf es Zeddie Little, auch bekannt als "Ridiculously Photogenic Guy". Interessant an Alex ist, dass es unglaublich schnell ging - vom ersten Post auf Twitter am 2. November bis zum Auftritt in einer der größten, national ausgestrahlten Talkshows der USA vergingen drei Tage.

Die Macht der Fangirls

Mittlerweile behauptet ein Unternehmen namens Breakr - spezialisiert auf die Generierung von Buzz im Social Web - Alex' Netz-Ruhm sei von ihnen befeuert worden.

We wanted to see how powerful the fangirl demographic was by taking a unknown good-looking kid and Target employee from Texas to overnight viral internet sensation.



Das Unternehmen sagt von sich, sie verbänden "Fans mit ihren Fanbases", also: Sie brächten bestimmten Demographien für eine gemeinsame Sache zusammen. In diesem Fall eben "Fangirls", ohne, dass die genauer definiert würden.

If you can earn the love and respect from a global community such as the 'Fangirl' demographic - you can rally them together to drive awareness for any cause even if its to take a random kid from unknown to stardom over night.
schreibt der CEO des Unternehmens. Das klingt nicht nur etwas gruselig, sondern geht auch am eigentlich spannenden Punkt vorbei.


Was die Filterblase denkt

Die Dynamik der ganzen Geschichte ist, im Großen und Ganzen, abgesehen von der Schnelligkeit, nicht weiter außergewöhnlich: Es gibt eben die "Fangirls", die hauptsächlich darüber posten, dass Alex ein ziemlich süßer Kerl ist, dann gibt es diejenigen, die sich darüber aufregen, dass man berühmt werden kann ohne tatsächlich etwas zu tun. Es gibt Varianten und parodistische Videos.

Der springende Punkt an der ganzen Geschichte ist, wie schnell sich die Geschichte in einer Filterblase entwickeln konnte, die wahrscheinlich an den meisten Menschen vorbeigeht. Andreas Rickmann hat im August einen Artikel über Filterblasen und Anliegen geschrieben, die nur innerhalb einer Gruppe existieren und kaum nach außen getragen werden, die aber trotzdem Trends setzen, wie selbst klassische, große Medienunternehmen sie nicht setzen könnten.

Jenseits der journalistischen Filterblase gibt es bei Twitter Akteure, die viele junge Leute erreichen. Sie haben mehr Follower als viele Medienhäuser, TV-Schauspieler oder Bundesliga-Spieler.

Sie können mit einem Tweet Trends setzen, was manche Fernseh-Sendungen mit einem Millionen-Publikum nicht schaffen. Sie haben auf Youtube mehr Zuschauer als lokale Sender und auf Twitter und Facebook mehr Fans als viele etablierte TV-Formate. So sind dort, wo sich junge Leute aufhalten, sie sprechen junge Leute an, sie begeistern junge Leute.
schreibt er. Die Definitionen von Berühmtheit schlingern vor sich hin, irgendwo im Mainstream kochen tradtionelle Medien auf einem Holzfeuer, hauptsächlich junge Menschen im Netz mit einem Schnellkochtopf, und zwar völlig unterschiedliche Gerichte.

Das Bild hinter dem Bild

Spannend ist bei viralen Bildern immer die Frage nach dem Bild hinter dem Bild. Nicht danach, was es abbildet, sondern wofür es steht. Oft sind das Blaupausen - Bilder, die über sich hinaus für bestimmte, mehr oder weniger universale Zustände oder Gefühle stehen und gleichzeitig dazu benutzt werden können, solche Gefühle oder Zustände auszudrücken.

Alex ist nicht nur einfach ein Junge, dessen Aussehen ein paar Teenager-Mädchen anspricht, sondern ein Symbol für eine Gruppe, Generation, wie auch immer man es nennen möchte, die außerhalb tradierter Medien ein Eigenleben entwickelt hat, das nur ganz ganz langsam an die Oberfläche dringt. Nach außen ist Alex einfach nur jemand, der sich in einem nervigen Job in einem Supermarkt ein paar Dollar zum Taschengeld verdient.

Im Netz weist er über sich hinaus - nicht nur mit seiner plötzlichen Berühmtheit (die vermutlich Ende der Woche schon wieder vorbei ist), sondern vor allem als möglicherweise erster Vertreter einer neuen Generation von digitalen Kolonisateuren mit völlig anderen Werten, Medien- Konsum und Lebensmustern, der - für wie kurz auch immer - aus dem Schatten der Filterblase tritt.
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