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Rauchverbot: Die Grenzen der Freiheit

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Ich gelte für manche Zeitgenossen als personifizierte Spaßbremse, Langweiler und Oberlehrer, weil ich im Jahr 2010 in Bayern ein Volksbegehren organisiert habe, durch das sich letztendlich die bayrischen Bürger mehrheitlich dazu entschieden haben für einen absoluten Nichtraucherschutz in der Gastronomie ohne Ausnahmen zu stimmen.

Seitdem ist das Rauchen in bayrischen Gaststätten, Diskotheken und sogar auf dem Oktoberfest verboten. Ich musste dafür viel Kritik einstecken.

Sind wir damit zu weit gegangen? Ist es die Aufgabe des Staates, mit Gesetzen die Lust und Genusssucht einzudämmen?

Die zentrale Frage beim Verhältnis Staat und Gesundheitspolitik ist die Frage: Was ist die Aufgabe des Staates? Wo liegt die Grenze zwischen der Privatsphäre und der Sphäre des Staates?

Aus liberaler Sicht könnte man sagen, der Staat ist etwas Notwendiges, wenn auch ein begrenztes Instrument, um die Freiheit des Einzelnen sicherzustellen. Die Aufgabe des Staates ist also, durch Gebote, Normen und auch Verbote das gemeinschaftliche Zusammenleben zu regeln. Es gibt keine Gesellschaftsform ohne Gebote und Normen.

Mittlerweile lautet vereinfacht bei vielen Philosophen und Religionen die goldene Regel: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu", also der Kant'sche Imperativ.

Als Gesellschaft im demokratischen Europa haben wir eine Verfassung verabschiedet, die wie zum Beispiel in Deutschland in den Artikeln 1 bis 20 in Grundrechten die Menschenrechte erklärt. Diese Grundrechte dienen in erster Linie dazu, die Bürger gegenüber dem Staat zu schützen, aber auch die Bürger untereinander. Genauso hat aber auch der Staat Schutzpflichten, die Bürger vor Übergriffen Dritter zu bewahren.

In der Deklaration der Menschenrechte vom 26. August 1789 in Artikel 4 heißt es: Die Freiheit des Einzelnen besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen diejenigen Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern.

Diese Grenzen können allein durch Gesetze festgelegt werden. Was der einzelne Mensch also mit sich und seinem Körper macht, ist ihm überlassen, solang er niemand anderen damit schädigt. Und genau diesen Grundsatz haben wir beim Volksbegehren Nichtraucherschutz beherzigt. In anderen Bundesländern besteht dagegen noch deutlicher Nachholbedarf.

Es ist wohl unumstritten, dass es die Aufgabe des Staates ist, im Lebensmittelbereich genau darauf zu achten, dass wir keine giftigen Inhaltsstoffe zu uns nehmen, dass unsere Arbeitsplatzbedingungen unserer Gesundheit nicht schaden, dass also Dritte durch Missbrauch und Eigeninteressen unserem Körper nicht schaden können. Wie ist es jetzt aber mit dem Genuss von Alkohol, Zigaretten, Drogen, fettem Essen, Extremsportarten?

Sollte hier der Staat beim Einzelnen eingreifen? Gerade beim Rauchen wird das Thema sehr schnell emotional. Es ist weltweit anerkannt, dass Passivrauch enorm die Gesundheit schädigt, und daher ist in öffentlichen Gebäuden, in Bussen und Bahnen, in Flugzeugen das Rauchen mit der Zeit verboten worden. Auch hier gab es zuerst große Aufregung, bis alle einsahen, dass dies nicht notwendig ist.

Wie ist es nun aber mit Gaststätten und Restaurants? Auch hier ist es die Aufgabe des Staates, die zu schützen, die lange Zeit immer tolerant gegenüber den Rauchern waren und sich nicht beschwert haben. Da die soziale Rücksichtnahme von selbst nicht funktionierte, hat der Staat die Aufgabe, sie notfalls mit Gesetzen, Geboten, Verboten und Kontrollen durchzusetzen.

Beim Alkohol, auch bei fettem Essen oder Extremsportarten schädigt die Person erst einmal nur sich selbst. Dort wo Alkohol allerdings in erheblichem Maße die anderen schädigt, im Straßenverkehr, in gewissen Berufen, ist er längst verboten. Es wird also die gleiche Logik angewandt.

Kürzlich gab es eine Diskussion um ein Rauchverbot in öffentlichen Parkanlagen. Wenden wir hier dasselbe Schema an, so zweifle ich ein solches Verbot an. Hier ist es dem Nichtraucher möglich, der Schädigung viel leichter aus dem Weg zu gehen. Seine individuelle Freiheit ist kaum durch den Qualm beschränkt. Er kann seine Gesundheit selbst schützen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine ganz aktuelle Diskussion in Uruguay, wo der Drogenkonsum von Cannabis legalisiert wurde, weil die Allgemeinheit unter den Machtkämpfen der Drogenkartelle mit Morden und Erpressungen so leidet, dass hier das Allgemeingut Sicherheit weit über das Allgemeingut Gesundheit gestellt wird.

Ich finde wir brauchen eine goldene Regel für jede Politik, die da lautet: Bedenke bei jeglicher politischen Forderung und Handlung: Dient sie den Menschen auf diesem Planeten heute und in der Zukunft und dient sie der Natur, in der wir Menschen leben.

Wenn diese Regel immer beachtet würde, hätte wirklich jeder Einzelne mehr „wahre Freiheit". Freiheit von durch Werbung verklärtem Genuss und von überkommenen Lebensweisen, die eigentlich uns Menschen schaden. Was würden wir dann für ein Glück empfinden, wenn wir erst so frei wären!

Sexuelle Affären: Betrug oder Selbstbetrug?

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„Respekt ist das beste Aphrodisiakum, das es gibt!"
David Schnarch, amerikanischer Paar- und Familientherapeut

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Abbildung: © mast3r - Fotolia.com

Die meisten von uns streben in ihrer Beziehung nach lebenslanger Treue - ein Ideal, das scheinbar nur in unserer Wunschvorstellung existiert. Statistiken belegen, dass etwa jede dritte Frau und jeder zweite Mann fremdgeht.

Dass die Dunkelziffer hier vermutlich noch höher liegt, zeigt eine Blitzumfrage, die vor einigen Tagen in einer Seminargruppe zum Thema „Affären" mit dem amerikanischen Paar- und Familientherapeuten David Schnarch durchgeführt wurde: Von mehr als 200 Teilnehmern, gaben lediglich zwei an, noch nie eine Affäre gehabt zu haben oder selbst betrogen worden zu sein. Ein ernüchterndes Ergebnis, das uns zwingt, einen realistischen Blick auf das Thema zu werfen.

Was also tun, wenn der Partner fremdgeht? Die Beziehung beenden, die Scheidung einreichen oder dem Partner vergeben und einen Neuanfang wagen? Oder gibt es vielleicht doch einen Weg, der die Chance bietet, dass beide Partner daran wachsen?

Ist es nur der Sex? Warum gehen Frauen und Männer wirklich fremd?
Im Auftrag des Hamburger Männer-Lifestylemagazins "Player" stellte das Gewis-Institut diese Frage mehr als tausend Frauen, die schon einmal fremdgegangen waren. Das Ergebnis: 67 Prozent der Frauen erklärten, mit ihrem Sexleben unzufrieden zu sein und den Sex mit ihrer Affäre hielten 79 Prozent für besser.

Für die meisten untreuen Männer ist der Grund für den Seitensprung ebenfalls ganz klar der Sex. Immerhin 32 Prozent erklärten in einer Umfrage des Männer-Lifestylemagazins „Men's Health", dass die Geliebte ihnen im Bett etwas bietet, das sie von ihrer Partnerin nicht bekommen. Zudem sagten 27 Prozent, die Geliebte wolle mehr Sex als die Partnerin.

Die Sucht nach Bestätigung
Doch der Sex ist nur die halbe Wahrheit: Affären entstehen vor allem dadurch, so David Schnarch, dass die meisten Menschen kein stabiles Selbst haben. Sie können nicht selbst für ihr emotionales Gleichgewicht sorgen und sind auf ständige Bestätigung und Wertschätzung durch ihren Partner angewiesen. Diese permanente Sucht nach Bestätigung ist das Einfallstor für Affären, weil der abhängige Partner nicht das bekommt, was er braucht.

Auch der stärkere Partner hat in einer solchen Beziehung ein Problem, denn er verliert nicht nur nach und nach den Respekt und die Achtung vor seinem Lebenspartner, sondern auch die sexuelle Attraktivität sinkt. Denn wer will schon einen Menschen lieben oder mit ihm Sex haben, der schwach, emotional labil und von täglicher Anerkennung abhängig ist und den man jeden Tag „aufpäppeln" muss, so Schnarch.

Am Ende einer Affäre stehen Betrug, Selbstmitleid und Vertrauensbruch
Kommt eine Affäre ans Licht, reagiert der betrogene Partner zumeist entsetzt auf den Vertrauensbruch. Tief verletzt konfrontiert er den Partner mit wütenden Vorwürfen: „Wie konntest du mir das nur antun?", oder „Wie soll ich dir je wieder vertrauen können?".

Schnell bilden sich in der Auseinandersetzung zwei klare Fronten: auf der einen Seite steht das betrogene, unschuldige Opfer, ihm gegenüber der schuldige Ehebrecher. Zu seiner Verteidigung antwortet er mit Sätzen wie „Ich wollte dir doch nie weh tun!", „Es tut mir leid, was kann ich denn noch sagen?", „Ich habe doch schon die Wahrheit gesagt, was soll ich denn noch tun?" oder „Es war doch nur Sex und hatte keine Bedeutung".

Der betrogene Partner hingegen quält sich zusätzlich selbst mit dem unbedingten Verlangen danach, alles, was passiert ist, wissen zu wollen, geradeso als wäre der Betrug durch die Offenlegung der Details rückgängig zu machen. Doch diese Details, die er so bedingungslos einfordert, verletzen ihn noch tiefer - denn je mehr der „Ehebrecher" preisgibt, umso quälender werden die Gedanken und umso schmerzvoller die Bilder, solange bis die „Bombe" schließlich explodiert.

Was bleibt sind Raserei, nicht enden wollende Wutausbrüche, Schuldzuweisungen, zerstörtes Vertrauen und Hass. Nicht selten leben betrogene Partner weiter mit dem „Ehebrecher" zusammen, oft jahreslang mit verletzenden und hasserfüllten Auseinandersetzungen, mit denen sich beide das Leben zur Hölle machen.

Damit es nicht in der Beziehungshölle endet, gibt es ein paar Dinge, die Paare tun können:

Wie kann man Affären vorbeugen?
Wollen Sie einem Seitensprung vorbeugen, sollten Sie neugierig auf Ihren Partner bleiben, sich für ihn, seine Belange und Bedürfnisse interessieren. Gehen Sie achtsam und respektvoll mit ihm um und versuchen Sie ihn jeden Tag neu zu sehen.

Bleiben Sie in einem lebendigen Austausch statt in festgefahrenen Wahrnehmungen zu verharren. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass eine Beziehung Ihnen maximale Sicherheit und fortwährende Geborgenheit bietet. Machen Sie Ihren Partner nicht für Ihr Wohlbefinden verantwortlich. Eine Beziehung - und dazu gehört nun einmal auch guter Sex - ist für beide Partner Arbeit, jeden Tag, und zwar ein Leben lang.

Grenzen Sie sich ab
Auch wenn Sie verheiratet sind, so sind Sie doch nicht das Eigentum Ihres Partners. Brechen Sie mit altüberkommenen Vorstellungen wie „Er gehört mir und ich gehöre ihm". Genau diese Besitzansprüche sind der Tod einer jeden Partnerschaft. Grenzen Sie Ihren eigenen Bereich ab! Sie und ihr Partner haben ein Recht auf eigene Interessen und Freundschaften, Zeit für sich selbst und eine eigene Meinung. Eine Beziehung funktioniert, wenn jeder sich selbst gehört und beide sich freiwillig jeden Tag neu füreinander entscheiden.

Verantwortung übernehmen
Natürlich ist die Versuchung groß, in einer Partnerschaft Verantwortung abzugeben und nach dem Motto „Du musst für mich da sein und mich verstehen, damit es mir gut geht" oder „Weil du mich so unfair behandelst, geht es mir jetzt schlecht" zu delegieren. Dazu kommt der Wunsch, dem anderen blind zu vertrauen zu wollen, der naturgemäß allzu oft enttäuscht wird. Wichtig ist, dass beide Partner in einer Beziehung von Anfang an Verantwortung für sich selbst und ihr eigenes Wohlergehen übernehmen, anstatt sich blindlings auf den anderen zu verlassen.

Let's talk about Sex
Reden Sie miteinander! Ohne Tabus, offen und ehrlich - auch über Ihre sexuellen Wünsche und Probleme. Werden Sie konkret, überwinden Sie die Schamgefühle Ihrem Partner gegenüber, zeigen Sie wie Sie wirklich sind, denn nur so kann wahre Intimität entstehen. Sprechen Sie Ihre Unsicherheiten an und Dinge, die Sie stören, reden Sie darüber, was Sie antörnt, darüber, wann oder ob Sie einen Orgasmus hatten und hören Sie auf, sich selbst und Ihrem Partner etwas vorzumachen, nur weil Sie glauben, dass er es hören will oder es sein Ego aufpoliert. Trauen Sie sich, Ihre sexuellen Fantasien zu offenbaren und mit Ihrem Partner zu teilen. Sie werden sehen, es lohnt sich.

Betrug oder Selbstbetrug?
Häufig versichern sich Menschen gegenseitig lebenslange Treue und meinen es nicht wirklich so. Sie versprechen es, weil es den Partner beruhigt und sie es nicht ertragen könnten, wenn er eine Affäre hätte. Aber eigentlich meinen sie: „Du musst mir treu sein, aber ich kann machen, was ich will, falls die Versuchung zu groß ist oder du mich enttäuschst." Damit haben Sie sich bereits selbst betrogen, denn nur wer sich selbst gegenüber Treue verspricht, wer diese Werte auch verinnerlicht hat und bereit ist, daran zu arbeiten, wird sie auch leben können.

Fragen Sie sich auch, ob Sie ein Mensch sind, der lieben kann? So banal und simpel das jetzt vielleicht auch klingen mag, so schwierig ist es doch in der Praxis. Was ist Liebe eigentlich wirklich? David Schnarch hat eine provokante Definition entworfen, indem er sagte: „Was zählt, ist nicht, wie tief ich für jemanden empfinde, sondern ob ich alles für den anderen tue. Wenn es nicht zum Vorteil des anderen ist, ist es keine Liebe".

Radikal, werden Sie vielleicht sagen. Aber wenn Sie einen Augenblick länger darüber nachdenken, werden Sie vielleicht nachvollziehen können, dass wirkliche Liebe ein radikales Engagement für das persönliche Wachstum des Partners beinhaltet und nicht von der Frage „Was habe ich davon?" ausgeht.

Persönliches Wachstum
Eine Beziehung ist ein Ort gegenseitiger Herausforderungen, an denen man gemeinsam reifen kann. Doch gerade dieses persönliche Wachstum ist ein langer, oft auch schmerzhafter und herausfordernder Prozess, in dem die Versuchung groß ist, in eine Affäre auszuweichen. Doch es lohnt sich, den Weg des Wachstums zu gehen und dabei zu innerer Stabilität und Gelassenheit zu gelangen.

Denken Sie immer daran, dass sich ein stabiles Selbst nur von innen nach außen entwickeln kann. Machen Sie sich frei von dem Gefühl, dass Sie nur dann etwas wert sind, wenn andere Sie wertschätzen. Lernen Sie, Selbstbewusstsein, Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und Glück aus sich selbst zu schöpfen und handeln Sie nach eigenen Werten, Prinzipien und Zielen.

Machen Sie sich emotional unabhängig von Ihrem Partner. Lernen Sie, Ihre Gefühle selbst zu besänftigen, finden Sie Methoden, um Ihre Ängste einzudämmen. Reagieren Sie angemessen auf schwierige Situationen, ohne sich von den emotionalen Überreaktionen des Partners hinreißen zu lassen.

Sprechen Sie auch unbequeme Dinge rechtzeitig an, bevor sie zu Emotionsausbrüchen führen. Und zu guter Letzt: Bleiben Sie dran, verlieren Sie nicht den Mut, wenn Dinge länger dauern als Sie es erwartet haben. Wenn Sie persönlich wachsen und sich weiterentwickeln wollen, müssen Sie lernen, Schwierigkeiten und Enttäuschungen auszuhalten und zu neutralisieren und vor allem sich nach einer Niederlage auch wieder aufzurappeln.

Nach der Affäre: Ist Ihre Beziehung noch zu retten?
Auf diese Frage gibt es kein einfaches „Ja" oder „Nein". Die Antwort hängt in erster Linie davon ab, ob beide Partner bereit sind, ab jetzt wirklich ehrlich zu sein, Veränderung zuzulassen und an schwierigen Situationen zu wachsen. Sprechen Sie offen über Ihre Verletzungen und versuchen Sie gemeinsam die Gründe für die Affäre aufzudecken.

Wenn Sie der Betrogene sind, hören Sie auf, dem „Betrüger" die Schuld dafür zu geben oder sie bei sich zu suchen, quälen Sie sich nicht mit Fragen wie „Warum ist die Andere attraktiver für ihn als ich?", „Wie oft hatten die beiden Sex?" Denken Sie daran, dass Sie ein unabhängiger, selbstbewusster Mensch mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen sind. Und hören Sie auf zu glauben, dass Sie einen Anspruch oder ein Monopol auf den Sex mit dem Partner haben.

Wenn Sie die Affäre hatten, übernehmen Sie Verantwortung und stellen Sie sich der Aufgabe, die Beziehung zu klären und auf einen neuen Boden zu stellen. Versinken Sie nicht in Schuldgefühlen sondern engagieren Sie sich aktiv für ein gemeinsames Wachstum. Dann kann eine Affäre sogar bewirken, dass die Beziehung eine neue Ebene von Intimität erreicht und neues Potenzial für eine gemeinsame Entwicklung frei wird.

Affären sind Ausdruck von Problemen in der Partnerschaft
Affären sind immer auch Ausdruck für Probleme in einer Partnerschaft, die entstehen, wenn vermieden wird, offen miteinander zu reden und sich über Wünsche, Ängste und Hoffnungen auszutauschen. Viele Paare haben die unausgesprochene Vereinbarung, solche „heißen Eisen" nicht anzusprechen, um den Partner nicht in emotionalen Stress zu bringen, ganz nach dem Motto „Damit du ruhig bleibst und dich sicher fühlst, sage ich lieber nicht die Wahrheit."

So werden Konflikte lieber unter den Teppich gekehrt, statt sie offen auszutragen und damit das harmonische Miteinander zu gefährden. Die Partner entfremden sich voneinander und verlieren so jeden Tag ein wenig mehr den Respekt voreinander. Lernen Sie, nicht nur offener miteinander zu reden, sondern sich auch Konflikten zu stellen, um gemeinsam zu wachsen.


Wenn Sie in Gesprächen mit Ihrem Partner nicht weiterkommen oder sich Ihre Auseinandersetzungen immer wieder im Kreis drehen, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe an Anspruch zu nehmen. Suchen Sie gemeinsam einen Paartherapeuten auf. Es ist kein Eingeständnis von Schwäche, Hilfe in Anspruch zu nehmen - aber es ist ein Eingeständnis von Schwäche, es nicht zu tun. Und denken Sie immer daran: „Respekt ist das beste Aphrodisiakum, das es gibt".

Der Artikel entstand unter Mitarbeit der Diplom-Psychologin Hedda Rühle.

Literatur: Sandra Maxeiner, Hedda Rühle (2014), Dr. Psych's Psychopathologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Band 1 und Band 2, Jerry Media Verlag

Jade und Diamanten, Kapitel 9: Asian Explorer

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© Copyright 2014 Ernst-Günther Tietze Hamburg

Aus Kapitel 9, Asian Explorer

Kurz vor Sonnenaufgang am Montag wurde die Küstenwache über die Notruffrequenz gebeten, den Standort ihres nächsten Bootes vor Hua Hin mitzuteilen. Nach einer halben Stunde ging ein Fischerboot bei dem Küstenwächter längsseits und ein Mann kam an Bord. Was er berichtete, veranlasste die Besatzung, sofort die Polizei in Bangkok zu informieren, die den Fischer mit einem Hubschrauber abholen ließ. Siripong konnte auch an diesem Morgen nicht ausschlafen.

Der Fischer erzählte folgendes: „Vor zwei Wochen kam ein schwarzbärtiger Mann zu mir und fragte, ob ich eine Menge Geld verdienen wolle. Ich antwortete: ‚Ja, aber es muss mit rechten Dingen zugehen.' Er erläuterte mir, dass ich Samstag-Abend ab 22 Uhr auf dem Chao Phraya vor Samut Prakan auf ihn warten solle, er würde mit einem Longtail-Boot aus der Stadt kommen. Ich solle ihn dann zu einer Stelle an der Küste fahren, die er mir noch nennen würde. Nach einigem Zögern stimmte ich zu. Er gab mir 10.000 Baht und sagte, einen gleichen Betrag würde ich nach der Aktion bekommen.

Wirklich kam er vorgestern gegen 23 Uhr mit einem zweiten Mann den Fluss hinunter. Sie wuchteten ein großes, schweres Paket auf mein Schiff. Der Mann wies mich an, auf einem bestimmten Kurs mitten in den Golf hinaus zu fahren. Nach acht Stunden kam ein Frachter in Sicht, er hieß ‚Asian Explorer'.

Ich musste bis an die Bordwand fahren, ein Kran nahm zuerst das Paket an Bord, der Mann gab mir das restliche Geld und wurde ebenfalls auf den Frachter gehievt. Vorher hatte er uns dringend geraten, niemandem etwas über diese Aktion zu erzählen. Doch als er oben war, warf er plötzlich einen Gegenstand in unser Boot. Zum Glück erkannte mein Sohn ihn sofort als eine Handgranate und warf ihn über Bord, wo er nach wenigen Sekunden explodierte. Ich sah, wie der Mann auf dem Frachter eine Pistole hervor holte und gab Gas.

Im Zickzackkurs entkamen wir ihm. Abends sahen wir auf unserem kleinen Fernseher die Rede des Premierministers und da wurde uns klar, dass wir geholfen hatten, den Smaragdbuddha aus dem Lande hinaus zu schaffen. Ebenso klar wurde uns, dass unser Leben in Gefahr war, denn wir waren die einzigen, die seinen Verbleib kannten. Wir beschlossen, uns am Morgen in den Schutz der Küstenwache zu begeben. Ich versichere bei allem, was mir heilig ist, dass wir nicht gewusst haben, was in dem Paket war und dass wir den Diebstahl des Buddha zutiefst verabscheuen."

Die Runde brauchte einen Moment, um den Bericht zu verdauen. Der General fand als erster die Sprache wieder: „Das ist genau das, was ich befürchtet habe. Ich habe allerdings nicht geglaubt, dass es nur ein paar Stunden dauern würde, die Statue außer Landes zu bringen. Und ich muss mir schwere Vorwürfe machen, dass wir nicht daran gedacht haben, den Fluss ebenfalls abzusperren.

Bei dem Verkehrschaos nach dem Blackout hätten auch die Diamanten auf diesem Weg ganz schnell heraus gebracht werden können, denn der Tower ist nur zehn Minuten vom Fluss entfernt." Siripong erfuhr vom Schiffsmeldedienst, dass die „Asian Explorer" den Bangkoker Hafen eine halbe Stunde vor dem Coup verlassen hatte. Sein Ziel war Port Bin Kassim, der Hafen von Karachi in Pakistan.

Auf dem Weg dorthin sollte er nach vier Tagen Colombo anlaufen, Siripong setzte sich mit der Royal Navy in Verbindung, ob sie den Frachter stoppen könnten. Der sei schon in malaysischen Gewässern, war die Antwort. Da fiel ihm der Amerikaner ein, vielleicht hatte er auch in Sri Lanka eine schlagkräftige Truppe. Um frei zu kommen, wäre er bestimmt zu vielem bereit. Als Siripong dem Minister die Idee unterbreitete meinte der: „Wenn er uns den Buddha zurück holt, wäre wohl eine Gnadenregelung für ihn möglich."

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Zum dritten Mal traf Siripong heute mit Andy zusammen. Überschwänglich dankte dieser ihm für das Treffen mit Anchalee. „Ich bin zwar ein alter Gauner", sagte er, „und habe sicher viele Jahre in der Zelle vor mir. Aber wenn ich hier je wieder raus komme, will ich den Rest meines Lebens mit dieser Frau zusammen verbringen." „Vielleicht können wir Ihnen die Wartezeit verkürzen, wenn Sie uns helfen", lächelte Siripong und erzählte ihm von der „Asian Explorer".

„Sehen Sie eine Möglichkeit, in Colombo mit List an den Buddha heran zu kommen?" Andy überlegte einen Moment. „Kann ich Phaitchit sprechen?", fragte er. „Das ist ein Mann, der so etwas vor Ort organisieren könnte." Da musste Siripong gestehen, dass sie Phaitchit gar nicht gefangen hatten. „Und wissen Sie, wer ihm die Flucht ermöglicht hat? Ihre Anchalee, die ihn gleich nach Ihrer Verhaftung gewarnt hat. Wir wissen nicht, wo Phaitchit und seine Frau sind, doch sie können das Land noch gar nicht verlassen haben."

Andy grinste breit: „Ist sie nicht ein Juwel? Aber so clever wie ich Phaitchit kenne, ist er längst nicht mehr in Thailand." Er rief eine Nummer aus dem Speicher seines Handys und fragte, ob man etwas von Phaitchit wüsste. Wieder ging ein breites Grinsen über sein Gesicht, dann sagte er, wohl auf eine Frage nach seinem Befinden: „Noch weiß ich nicht, was aus mir wird, aber ich habe gute Aussichten, mich um das Land hier verdient zu machen." „Phaitchit ist seit acht Stunden in Chicago", erklärte er dann, immer noch grinsend, dem erstaunten Siripong.

„Ich glaube, ich kenne unsere Leute besser als Sie. Er ist wirklich ein fähiger Mann. Ich habe seine Telefonnummer bekommen, werde aber erst etwas in die Wege leiten, wenn wir uns über die Konditionen für ihn und auch für mich geeinigt haben."

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Noch während der Fahrt hatte Andy Phaitchit in Chicago angerufen und nach Colombo geschickt. Nun saß er neben der Frau, nach deren Liebe er sich so lange gesehnt hatte. Immer wieder musste er sie umarmen und küssen, während er über seine Aufgabe berichtete, die ihm vielleicht die Freiheit und ihnen beiden das gemeinsame Glück bringen konnte.

Stockend gestand er ihr seine Entscheidung, sein weiteres Leben mit ihr zu verbringen. Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu einem Schränkchen, auf dem eine große, schöne Figur des schreitenden Buddha stand. Andy war angenehm überrascht und hatte durchaus das Bedürfnis, dem Buddha für die wunderbare Wende in seinem Schicksal zu danken. Gemeinsam knieten sie nieder und baten ihn um Hilfe bei der Aufgabe wie auch für das gemeinsame Leben miteinander.

Der Roman „Jade und Diamanten" beschreibt auf 190 Seiten den Raub des Jadebuddha, des größten Heiligtums der Thais in der Folge eines Diamantenraubs. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:
Als Taschenbuch für 14,95 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-8442-9055-4
Als e-Book für 5,49 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-7375-0504-8
Das vorliegende Kapitel 9 umfasst im Buch 22 Seiten. Ausschnitte aus den folgenden Kapiteln des Romans werden nacheinander an dieser Stelle vorgestellt.

Wildwechsel: Wo Unfälle besonders häufig sind

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Stress ohne Ende. Jetzt kommt es während der Dämmerung zu vermehrtem Wildwechsel. Damit steigt auch die Unfallgefahr für Autofahrer auf Deutschlands Straßen.

Auch Rehe sind gefährlich

Die Hauptzeit für Wildunfälle liegt abends zwischen 17:00 Uhr und 0:00 Uhr und morgens zwischen 5:00 Uhr und 8:00 Uhr. Bianca Boss vom beim Bund der Versicherten e.V. (BdV) warnt: „Besonders im ländlichen Raum kann es durch Wildwechsel zu unangenehmen Begegnungen mit Rehen und Wildschweinen kommen."

Nur bei der Beteiligung von Haarwild - dazu gehören z.B. Dammwild, Feldhasen und Füchse - zahlt die Teilkaskoversicherung. Weichen Autofahrer großen Tieren aus, muss die Versicherung auch zahlen, da so möglicherweise ein erheblicher Personen- oder Sachschaden vermieden werden kann.

Ein Zeuge ist hilfreich

Allerdings muss der Versicherungsnehmer bzw. der Fahrer des Pkw's beweisen, dass das Ausweichmanöver auf Grund des Haarwildes und nicht auf Grund eines Fahrfehlers notwendig war. Gut, wenn dann ein Mitfahrer anwesend ist.

Bianca Boss gibt wichtige Tipps: „Über die Wildschadenklausel hinaus sollten Schäden, die durch Kollision mit Tieren jeder Art wie Kuh, Schaf oder einem herrenlosen Hund entstehen, versichert sein."

Die Polizei alarmieren

Und: „Alarmieren Sie die Polizei und/oder den für den Unfallort zuständigen Jäger." Diese kommen zur Unfallstelle und stellen eine Wildunfallbescheinigung aus. Außerdem kümmern sie sich auch um das Wild.

Deshalb: Blut- und Haarspuren am Fahrzeug nicht beseitigen, bevor die Versicherung den Schaden begutachtet hat. Schließlich muss man beweisen, dass tatsächlich ein Zusammenstoß mit Haarwild stattgefunden hat. „Können Sie den Nachweis nicht erbringen, wird die Versicherung voraussichtlich nicht zahlen", beklagt Bianca Boss.

Oft nur ein Blechschaden

Jährlich kommt es auf deutschen Straßen zu einer erheblichen Anzahl von Wildunfällen. Im Jahr 2012 waren es mehr als 258.000 Kollisionen mit Wild. Zwar endeten sie meisten glimpflich und es blieb beim Blechschaden.

Die Kosten waren jedoch erheblich: Der Schadenaufwand in der Fahrzeugversicherung lag 2012 bei über 583 Mio. Euro. Zudem wurden rund 3.000 Kraftfahrer zum Teil schwer verletzt und 20 Menschen starben bei Wildunfällen.

Keine wirksamen Gegenmaßnahmen

Deshalb gibt es schon lange eine Diskussion um die beste Möglichkeit, Wildunfälle zu verhindern. Die Unfallforschung der Versicherer hat in einem mehrjährigen Projekt über 5.000 Unfälle mit Wildbeteiligung untersucht und dabei in Vorher/Nachher-Vergleichen die einzelnen Methoden zur Vermeidung von Wildunfällen verglichen.

Empfohlen wurden bisher Duftbarrieren, optische und akustische Reflektoren, Rückschnitt der Hecken und Sträucher am Straßenrand oder Wildwechselschilder. Überraschendes Ergebnis: Keine dieser Maßnahmen reduziert die Wildunfälle wirksam und nachhaltig.

Es kann jeden treffen

Wildunfälle passieren die ganze Woche über. Über das Jahr verteilt gibt es im mehrjährigen Durchschnitt Spitzen bei den Wildunfällen im Mai sowie Oktober und November. Die Abweichungen zwischen den Monaten sind aber relativ gering. Vorsicht ist also das ganze Jahr über geboten.

Bei 80 % aller Wildunfälle kollidiert das Kfz mit einem Reh, bei 10 % mit einem Wildschwein. Der Wildunfall ist ein durchaus schwerwiegendes Problem der Verkehrssicherheit. Er kann unabhängig von der Erfahrung und dem Fahrkönnen jeden Kraftfahrer treffen.

Ein exemplarisches Gerichtsurteil

Vor Gericht zählen nicht der Eindruck, sondern die Fakten. Dabei ist der Schock keine Entschuldigung. Deshalb im Zweifel immer mit einem Fuß auf der Bremse bleiben. Dazu ein exemplarisches Gerichtsurteil:

Die Bilanz eines Zusammenstoßes mit einer Wildschweinrotte waren ein totes Wildschein und zwei Autounfälle. Ob und wie die Unfälle miteinander zusammenhingen, musste das Amtsgericht Kerpen (AZ 101 C 97/12) klären.

Im Schockzustand

Am Unfallhergang gab es dabei keinerlei Zweifel. Es regnete, als Herr W. mitten in der Nacht nicht mehr bremsen konnte und zwei Tiere einer Wildschweinrotte erwischte. Während eines der beiden mit dem Schrecken davonkam, war das andere auf der Stelle tot.

Wie Herr W. vor Gericht aussagte, hatte er das tote Wildschwein in seinem Schockzustand nicht gesehen. Deshalb ließ er es auf der Straße liegen und stoppte erst bei einem mehr als 500 Meter entfernten Parkplatz.

Ein totes Wildschwein

Als er von dort bei der Polizei anrief, wussten die Beamten schon Bescheid. Denn in der Zwischenzeit hatte Herr C. angerufen und die Kollision mit einem auf der Fahrbahn liegenden toten Wildschwein an genau dieser Stelle gemeldet.

Vor Gericht ging es nun darum zu klären, ob es sich beim zweiten Auffahrunfall um ein unabwendbares Ereignis gehandelt hat oder ob der Fahrer eine Chance hatte zu bremsen. Zwar hielten die Richter den ersten Unfall für ursächlich für den zweiten, doch hat Herr C. laut Urteil entweder das Sichtfahrgebot missachtet oder einfach nicht aufgepasst.

Sichtfahrgebot nicht beachtet

Hätte er das Sichtfahrgebot beachtet, hätte er trotz Dunkelheit jederzeit vor einem unbeleuchteten Hindernis halten können. Zumal es sich bei dem toten Wildschwein auf der Straße um ein Hindernis gehandelt habe, mit dem er ebenso wie mit Personen, liegengebliebenen Fahrzeugen oder Fahrzeugteilen habe rechnen müssen.

Allerdings wog das schuldhafte Verhalten von Herrn W. in den Augen der Richter ungleich schwerer. So hatte er es nach der Karambolage versäumt, die Unfallstelle vorschriftsgemäß mit einem Warndreieck zu sichern.

Mitschuld von 30 %

Warum er sich so verhalten hatte, spielte für die Richter keine Rolle. Selbst wenn Herr W. wirklich davon ausgegangen sei, dass das Tier verletzt davongelaufen sei, habe er die Pflicht gehabt, direkt an der Unfallstelle zu halten und sich davon zu überzeugen, dass sein Eindruck richtig war.

Dementsprechend trafen Herrn W. 70 % der Schuld am zweiten Unfall und Herr C. musste eine Mitschuld von 30 % tragen. An Wildwechseln sollte man deshalb in der dunklen Jahreszeit ganz besonders aufpassen.

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Gefährlicher Wildwechsel: Unfallgefahr besteht vor allem im November (Foto: HUK-Coburg).


Mehr für Verbraucher und Sparer auf www.finanz-blog-online.de und www.finanz-pressedienst.de

Keine Frauenquote! Aufruf an deutsche Juristen

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Ein derzeit in Vorbereitung befindlicher Gesetzentwurf sieht vor, dass die börsenorientierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen ab 2016 verpflichtet sein sollen, 30 Prozent der Aufsichtssitze mit Frauen zu besetzen.

Aber dabei geht dabei um viel mehr als um die Privilegierung einer geringen Zahl von Frauen, vermutlich insbesondere von Politikerinnen.

Denn die Frauenquote wird die Bundesrepublik weitreichend und schwerwiegend verändern! Sie verstößt gegen fundamentale Prinzipien unserer Gesellschaft: nämlich das Individualrecht, das Leistungsprinzip, das Prinzip der Bestenauslese, das Antidiskriminierungsprinzip, die parteiinterne Demokratie und die unternehmerische Freiheit.

Die Frauenquote verstößt somit auch gegen fundamentale rechtliche Prinzipien, die jeden betreffen.

In dem Aufruf „Frauenquote: Warum schweigen deutsche Juristen? - ein Aufruf zum Handeln" appelliert eine Gruppe von Wissenschaftlern, Publizisten und Menschenrechtlern an deutsche Juristen, rechtliche Bedenken gegen die Frauenquote zu prüfen und gegebenenfalls gegen die Frauenquote Stellung zu beziehen.

In dem Aufruf heißt es u.a.:

„Aus unserer Sicht gibt weder rechtliche, noch moralische noch empirische Gründe, die eine rechtliche Privilegierung und damit zugleich eine ökonomische Subventionierung von Frauen rechtfertigen können.

Der Gleichstellungspolitik geht es nicht um „Geschlechtergerechtigkeit", sondern um eine ökonomische Verteilungspolitik, d. h. um Sondervorteile durch Subventionierung, meist in Form von Stellen „nur für Frauen" im Öffentlichen Dienst, zu Lasten der Steuerzahler und des Gemeinwohls. Und nun auch noch zu Lasten privatwirtschaftlicher Unternehmungen.

Wir verstehen nicht, warum sich deutsche Juristen bisher zu den oben genannten Thesen nicht geäußert haben. Diese Thesen betreffen nicht nur die Fundamente unserer Rechtsordnung, sondern zugleich der gesamten Gesellschaft.

Deshalb appellieren wir hiermit an die Juristen unseres Landes, unsere Argumente zu prüfen und gegebenenfalls kritisch und öffentlich gegen die Frauenquotenpolitik Stellung zu beziehen."

Zum Aufruf „Frauenquote: Warum schweigen deutsche Juristen? - ein Aufruf zum Handeln"

Gastons Halloween-Party

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Es war die Party der Superlative. Sie kamen alle zum Feiern: Lexi, Wyatt, Mina, Patch, Binky, Gus und all die anderen, die gemeinsam mit mir einen super Abend verbrachten. Ich hatte einen Weinkeller neben der GASTON BAR gemietet, das Ambiente war großartig. Klar, ganz am Anfang kamen auch ein paar Paparazzi von Esquire, Focus, Bunte und British VOGUE - wie immer, wenn ich eine Party schmeiße. Zu denen bin ich sehr nett, und sie lieben es, über mich zu schreiben ...

Die Vorbereitungen machte ich allein, sie dauerten fast eine Woche. Kurz vor der Party leckte ein riesiges Weinfass, doch mit Hilfe des Winzers hatte ich schnell wieder alles unter Kontrolle.

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Für meine Gäste gab es frisches Quellwasser, Wein und fränkischen Secco. Wie Ihr ja alle wisst, lebe ich in Franken und die Unterstützung der hiesigen Winzer, meiner Freunde, ist selbstverständlich.

Leider hatte der Flieger meiner texanischen Verlobten Lexi und ihrer Mitreisenden Daisy und Wyatt Verspätung. Zum Glück hatte ich den Limou-Service geschickt, auf meinen Fahrer Manolo ist Verlass. Schließlich waren wir alle vollzählig, und die Feier begann ...

Meine Gäste

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Tanglefoot, Cassia, Ozkar, Pepe (von links nach rechts).

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Daisy, Dora, Angus, Binky (von links nach rechts).

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Ginger, Lexi, Gus, Lillebror & Karlson (von links nach rechts).

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Mina, Patch, Kayla, Hazel (von links nach rechts).

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Sophia & Chadwick, Tobias, Wyatt (von links nach rechts).

Mina aus Italien flirtete mit meinem irischen Freund Ozkar, und die beiden Katzen Cassia und Pepe verzogen sich in die hinterste Ecke. Ich bemerkte ihre bittersüße Romanze, sah jedoch diskret weg. Lexi schaute zu tief ins Glas, ich konnte mich leider als Gastgeber nicht so um sie kümmern, wie sie es von mir erwartete.

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Lexi etwas später!

Kurz vor Mitternacht wurde die Torte aus England geliefert. Das war Binkys Überraschung. Vorher hatten wir bereits den irischen Snack von Ozkar verspeist. Bis weit nach Mitternacht wurde gefeiert. Ab 2 Uhr ging alles etwas ruhiger zu. Die kleine Patch und ihre neue Freundin Ginger wurden von Gus und seiner riesigen Spinne zu Tode erschreckt. Hazel und Kayla fürchteten sich zu Beginn vor den Spinnweben, doch als ich beiden mit der Pfote auf die Schultern klopfte, verloren sie ihre Angst.

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Die Geister verabschiedeten sich gegen 4 Uhr morgens. Die Party war vorbei. Manolo brachte einige der Gäste zum Flughafen zurück. Andere Freunde verlängerten extra um einen Tag, um mir beim Aufräumen zu helfen. Mein Dank geht an: Lexi and Cassia, die Gläser und Schüsseln gewaschen und abgetrocknet haben, an Mina und ihren Verehrer Ozkar für das Säubern der Tische und Stühle, an Jelle und Tanglefoot für das Einsammeln der Flaschen, an Lillebror und Karlson als beste Discjockeys, die es gibt, an Patch, Hazel und Angus für das Einpacken und Verstauen der Dekoration sowie an Binky, Gus und Wyatt, die die Weinreste vom Boden geleckt haben. Allein hätte ich das nie geschafft. Mein tiefster Dank geht an Euch alle.

Und heute hat Esquire schon von meiner Mega-Party berichtet. Sogar mit Ankündigung auf der Titelseite!

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Liebe HuffPost-Leserinnen und -Leser:
Wer wird Miss und Mister Halloween 2014?
Bitte stimmt per Kommentar ab.

Und auf meinem Blog könnt Ihr schon sehen, welche Zeitungen und Plakate über die Party berichtet haben. Yeah! Und wenn's Euch gefällt, könnt Ihr mir ja folgen!
Trick or Treat? Süßes, sonst gibt's Saures!

Bis zur nächsten Halloween-Party am 31. Oktober 2015! Save the Date!

Euer Gaston.




Fotos Gaston: Enric Boixadós
Fotos der Gäste und Dekoration: Gaston Vizsla

Baghira kam und Esther ging: Erzählung einer außergewöhnlichen Freundschaft - Ein Auszug

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Wir standen gemeinsam im Schlafzimmer und sahen Baghira zu, der auf der Fensterbank saß und mit Erstaunen die herunterfallenden Schneeflocken betrachtete. So etwas hatte er zuvor noch nie gesehen. Obwohl das Fenster geschlossen war, versuchte er, von innen mit seinen Pfötchen nach den Schneeflocken zu langen und diese zu fangen. Dabei stieß er immer wieder gegen die Fenster-scheibe, was ihn aber offensichtlich nicht weiter störte. Sein Schwanz zuckte wild hin und her und er wurde immer aufgeregter. Die Schneeflocken hatten es ihm angetan.

Esther und ich sahen uns an und hatten wohl ähnliche Gedanken. Sie begann zuerst, laut darüber nachzudenken, ob wir das Fenster öffnen sollten. Auch ich überlegte. Baghira war jetzt mit fünf Monaten in einem Alter, in dem er in der freien Natur auf sich selbst gestellt wäre.

Seine Mutter wäre wahrscheinlich wieder rollig oder gar trächtig. In letzterem Fall würde sie sich auf den nächsten Wurf vorbereiten und die jungen Kätzchen verjagen, damit diese sich ein neues Revier suchten. Eine Katze, die zum Beispiel auf einem Bauernhof geboren wird und in der Scheune aufwächst, lernt bereits ab der sechsten Woche, Mäuse zu jagen und zu fangen.

Hierzu bringt die Mutter immer wieder lebende Mäuse von der Jagd mit. Kleine Katzen lernen sehr viel durch Beobachtung. Zum Beispiel ist der Tötungsbiss mit dem Eckzahn in das Genick der Maus kein angeborener Reflex, sondern muss von einer jungen Katze erlernt werden.

Es gab somit keinen konkreten Grund, Baghira das Fenster nicht zu öffnen, und Angst, Baghira könne weglaufen und nicht wiederkommen, hatte ich auch nicht. Esther und ich tauschten noch einmal unsere Gedanken aus und kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, das Fenster zu öffnen.

Im Folgenden war es sehr spannend zu beobachten, wie Baghira auf der Fensterbank auf und ablief, um die Schneeflocken, die jetzt in greifbare Nähe gerückt waren, zu fangen. Uns war kalt und wir zogen uns jeder einen dicken Pullover an. Darüber hinaus war für Baghira die frische, kalte Winterluft etwas Neues und er reckte Kopf und Nase, um sie einzuatmen. Heute denke ich, dass er zu diesem Zeitpunkt auch die Freiheit, die mit der frischen Luft verbunden war, in sich spürte und in sein Gedächtnis einprägte.

Nachdem er eine Weile mit den vor ihm herabfallenden Schneeflocken gespielt hatte, tastete er sich vorsichtig einen Schritt weiter auf den äußeren Fenstervorsprung. Hier war er nicht mehr geschützt und die weißen Schneeflocken fielen auf sein pechschwarzes Fell. Dieser Kontrast war ein wahrhaft schöner Anblick. Baghira leckte sich die Flocken vom Fell und wird vermutlich festgestellt haben - leider konnte ich ihn nicht fragen -, dass sie schlicht und ergreifend nach Wasser schmeckten. Er wurde jetzt zum ersten Mal in seinem Leben nass.

Später sollte ich ihn einmal auf einem abgezäunten Bauplatz in strömendem Regen vor zwei großen Hunden retten, die ihn, außer sich vor Wut, an-kläfften und vor denen er sich in einer schmalen Betonröhre in Sicherheit gebracht hatte.

Er war klatschnass und völlig mit Schlamm besudelt und es half nur eins, ich musste ihn zu Hause baden. Doch ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie er mit einem riesigen Satz aus dem Stand aus der Badewanne sprang und sich in Sicherheit brachte, nachdem ich ihn ins Wasser getaucht hatte, dabei darauf achtend, dass kein Wasser in seine empfindlichen Ohren lief. Bis heute habe ich nie verstanden, dass es Katzen offensichtlich nichts ausmacht, im Regen nass zu werden, dass sie aber in Panik geraten, wenn man sie badet.

So schien es ihm jetzt nichts auszumachen, langsam aber sicher nass zu werden. Nach etwa zehn Minuten sprang Baghira vom Vorsprung der Fensterbank hinab in den Garten. Im Laufe der nächsten Stunde tastete er sich Schritt für Schritt voran, wobei er sich bei diesem ersten Ausflug in die Freiheit insgesamt nicht weiter als etwa fünf, sechs Meter vom Haus entfernte.

Sehr behutsam und vorsichtig tastete er sich in einem Halbkreis um die Hauswand von links nach rechts weiter voran und berührte die Erde und die kahlen Sträucher im Blumenbeet, das Gras auf der Wiese sowie die Treppe, die vom Garten zum Wintergarten von Familie Seltmeyer in die erste Etage führte, zuerst mit seinen Pfoten und schnupperte anschließend an allem, um die neuen und unbekannten Gerüche in sich aufzunehmen und den Duft der Freiheit einzuatmen.

Esther und ich beobachteten ihn währenddessen unablässig. Nach ungefähr einer Stunde erklärte Baghira seinen Ausflug für beendet, sprang die Stufen der Treppe hoch, die auf unsere überdachte Terrasse führte, um durch die mittlerweile weit geöffnete Terrassentüre wieder zurück in die Wohnung zu gelangen.

Dort widmete er sich zunächst einer ausführlichen Mahlzeit, um sich dann auf dem Sofa im mollig warmen Wohnzimmer zu einer kleinen Fellkugel zusammenzurollen und sich zufrieden schnurrend von seinem ersten Abenteuer in der Freiheit durch einen Mittagsschlaf zu erholen. Vielleicht hat er dabei von Mäusen und der Jagd auf sie geträumt.

Ein Auszug aus dem Buch: Baghira kam und Esther ging: Erzählung einer außergewöhnlichen Freundschaft, epubli GmbH, Berlin 2012, ISBN: 978-3-8442-3356-8, 8,95 €, Kindle-Edition 3,99 €:

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Leipziger Leben vor einem Vierteljahrhundert - „Helges Leipziger Jahre"

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Auch an etwas anderes, an jemand anderen musste Helge sich gewöhnen, nämlich an seinen neuen Vermieter, der im selben Haus, zwei Etagen tiefer, im Parterre, wohnte.
Herr Glombig hieß er. Ein merkwürdiger Mensch war er.

...

An zwei Dingen war Herr Glombig ganz besonders interessiert:
Der Umbau seines Hauses und Hofes nämlich, und die alte DDR, beziehungsweise was daraus wurde, „... dieser Teilstaat als nunmehr übernommener Bestandteil des neuen Gesamtdeutschlands".

Redeten sie nur mal über das Wetter, so als Einstieg, selbst dann gelang es ihm schnell, häufig auch mit Witz, sogar mit Ironie, sodass längst nicht immer auszumachen gewesen war, wie ernst es dem Leipziger, dem unermüdlich werkelnden Hausbesitzer überhaupt war, auf eines seiner Themen hinzusteuern.

Das lief dann wie folgt ab:
Versprach das Wetter mal gut zu werden, dann, so hob der listige Herr Glombig an, könnten alle Leipziger, alle Deutschen überhaupt, dabei sein, um Altes zu überwinden und Neues - „... vielleicht sogar das Modell Deutschland?" - aufzubauen, und nicht nur halbherzig beiseite zustehen, oder sich gar zurückzuhalten, da nun mal etwas passieren müsste.

Und schon war er mittendrin, da wo er sein wollte, und war dann auch nicht mehr zu bremsen.
War das Wetter weniger schön, so beabsichtigte Herr Glombig sofort, ... ja augenblicklich, in einem der Schuppen zu arbeiten, um endlich mal die alten, verrotteten elektrischen Leitungen herauszureißen, neue einzusetzen, denn „... man braucht doch wohl Licht um deutlich zu erkennen, zu gucken, was da so läuft", und außerdem „... sind Gewerberäume auch viel leichter vermietbar, wenn alles auf dem neuesten Stand ist, besonders die Elektrik".

Natürlich war er aber trotzdem nicht sofort unterwegs, denn erst musste er sich äußern, etwa mit einem für ihn charakteristischen Satz wie: „Die gedankliche Vorbereitung und Erläuterung einer Sache ist mindestens genauso wichtig wie die spätere Ausführung."

Egal wie das Wetter also war, immer fand er zu einem seiner zwei Themen, und ausführliche Erläuterungen folgten dem einen wie dem anderen.

Ging es ihm also mal nicht um sein Grundstück, dann ging es ihm mit Sicherheit um den Sozialismus, respektive Kapitalismus.

Sein Verhältnis zur DDR, ... auch und gerade was ihn und seinen Besitz, seine Immobilie betraf, war zwiespältig, aber ebenso, und zusätzlich zweifelnd, stand er dem neuen Gesamtdeutschland gegenüber:

Man wäre seinerzeit menschlicher miteinander umgegangen, auch wäre alles bedächtiger (dies war übrigens eines seiner Lieblingsworte) gewesen; aber dass man es zugelassen hätte, sein Haus, und nicht nur sein Haus, alle Häuser, so dermaßen verkommen, so dermaßen herunterkommen zu lassen, wäre unverzeihlich gewesen; jetzt könnte er in der Sache schalten und walten, wie er wollte, und das wäre gut so; obgleich man es nun aber häufig genug mit Menschen zu tun hätte, die er nicht begreife, die ihn nicht begreifen (er dachte da vornehmlich an die Mitarbeiter auf dem Bauamt und auf dem Arbeitsamt); immer wieder träfe er Leute - „Zumeist sind es irgendwelche Sachbearbeiter aus Westdeutschland, Wessis ..." -, und diese könnten ihn sowieso nicht verstehen, also würde er sich mit denen gar nicht mehr abgeben. Soweit gekommen, folgte dann, typischerweise, eine lange, bedächtige und bedeutsame Pause, dann eine abschließende, endgültige Bemerkung, etwa die, „... mit diesen Sesselfurzern nicht!".

Einmal, nachdem er sich wieder großartig über die Sesselfurzer mokiert, und dieses auch wieder in dem ihm eigenen schleppenden, ja bedächtigen Tonfall dem aufmerksam Zuhörenden, also ihm, Helge, dem Neuleipziger, seinem Mieter, dargelegt hatte, fügte er abschließend, nun sehr direkt und ganz nah an ihn heranrückend, hinzu, dass er absolut nicht typisch westdeutsch wäre, und dass es mit ihm schon ganz anders aussähe, denn er wäre „... wirklich nicht so ein merkwürdiger, sich überall wichtigtuender Westdeutscher, so ein typischer Besserwessi", sondern einer, der auch mal zuhören könnte, ohne doch immer gleich seinen klugscheißerischen Senf dazu geben zu müssen.

Dieses kaum und mit großer Eindringlichkeit gesagt, fügte er dann auch noch, er konnte manchmal wirklich keine Ende finden, musste sich wieder und wieder wiederholen, mit doppeltem Nachdruck hinzu, gleich so, als müsste er Helge tatsächlich noch überzeugen, dass er, der junge Mann also, ihm dies, dem Erfahrenen, sehr wohl glauben könnte, denn, dass er - „Sie, junger Mann, sind doch sicherlich noch nicht so im Leben erfahren wie ich." - doch anders wäre, hätte er, der Ältere, gleich bei ihrer ersten Begegnung sofort und sicher erkannt.

Helge war schon ein wenig ob dieser Bemerkungen geschmeichelt, bedankte sich auch für die Komplimente, brachte dann aber, wohl eher aus Verlegenheit oder um einen Witz zu landen, einen dummen Einwand, nämlich den, dass er, der Vermieter, ja nur Gutes von ihm, seinem Mieter, halten müsste, denn er, oder besser gesagt, seine Firma, „schaufelt doch viel Geld in ihre Taschen".

Herr Glombig war wegen dieser Bemerkung nicht beleidigt, tat stattdessen diese leichthin mit einer Handbewegung ab:
Ihm ginge es doch nicht um das Geld, jedenfalls nicht in erster Linie. Dieses könnte er ihm schon glauben, und außerdem müsste er, gerade weil er doch kein typischer Westdeutscher wäre, nicht immer so materiell, „materialistisch" denken.

Helge wusste hierauf nicht zu antworten, und unterließ es dann auch wohlweislich, nickte nur.
Und der Leipziger nutzte diese Zustimmung um noch einmal auszuholen, ... ohne, auch dies passierte ihm häufig genug, darauf zu achten, dass seine Ausführungen nicht immer unmittelbar und passend an dem gerade Gesagtem anschlossen:

Wie hätte sich doch alles verändert; aber man könnte ja gar nicht anders, man müsste ja mitmachen; nur, wenn doch nicht immer und alles, so schnell gehen würde, alles wäre viel zu hektisch, kein Mensch hätte noch Zeit, bedächtiger müsste alles sein, ... bedächtiger wäre weitaus besser; im Osten würde man ja geradezu überrollt, man käme nicht einmal mehr zum Luftholen; jetzt wäre ihm vieles viel klarer, er hätte nun endgültig das wahre Gesicht dieser Westdeutschen mit ihrem Kapitalismus erkannt; nur, man könnte ja doch nichts machen, man müsste sich dreinfinden; so wäre es in Leipzig und überhaupt in ganz Ostdeutschland nun mal; und, man hielte sich ja auch über Wasser, alles in allem und im großen Ganzen.

Dies „alles in allem und im großen Ganzen" wusste der Hausbesitzer dann auch noch weiter und immer noch erstaunlich beredt, aber eben auch sehr, sehr, sehr langatmig, sich häufig genug wiederholend, vom Hundertste ins Tausendste kommend, kaum mal atemholend, auszuführen.

Der Vermieter verstand es also wunderbar, und dieses musste Helge, der geduldig Zuhörende und Lernende, schon zugeben, dass große Ganze, wenn auch über endlose Umwege, in einfache, oder besser gesagt, in persönliche Gewissheiten und Gegebenheiten, also in etwas, was ihm selbstverständlich irgendwann, nach vielem Gerede und erbrachter Selbstvergewisserung, einleuchtete, und ihn darüber hinaus auch immer irgendwie unmittelbar anging, umzumünzen.

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„Helges Leipziger Jahre", Roman, 160 Seiten, 9,99 Euro, ISBN: 9783737513333

Wie Sie durch lebenslanges Lernen Ihren Arbeitsplatz absichern

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Viele Arbeitnehmer, aber auch Selbstständige wissen, dass es heute notwendig ist, sozusagen lebenslang zu lernen. Angestellten sichert dies ihren Arbeitsplatz und Selbstständigen hilft es, im Wettbewerb besser aufgestellt zu sein. Aber welche Möglichkeiten zur Weiterbildung gibt es und welche Kosten sind mit lebenslangem Lernen verbunden?

Lebenslanges Lernen ist wichtig

Marktveränderungen und Unternehmenszusammenschlüsse, wirtschaftspolitische Einflüsse und die fortschreitende Technisierung verursachen zum Teil massive Umstrukturierungen in Unternehmen. Egal, ob Sie Experte sind, oder ob Sie nach einer Auszeit wieder in den Beruf einsteigen wollen: Geistige Beweglichkeit und Vielseitigkeit sind Grundvoraussetzungen für Ihre gesicherte berufliche Zukunft.

Dabei ist die Bereitschaft, mit Neuerungen und Veränderungen positiv umzugehen, die beste Voraussetzung, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Eine erfolgreiche und erfüllte Karriere setzt lebenslanges Lernen, die Erweiterung von Sachkenntnissen und die Entwicklung sozialer Kompetenzen voraus.

Beispiele für Veränderungen im Beruf

  • Der Beruf des Schriftsetzers hat sich in den letzten 30 Jahren komplett verändert. Der moderne "Schriftsetzer" hat heute in der Regel einen Computerarbeitsplatz.

  • Banker müssen heute aktiv verkaufen, weil Banken zunehmend mit Versicherungen und Finanzdienstleistern konkurrieren. Zudem gibt es zahlreiche sehr erklärungsbedürftige Produkte, wie zum Beispiel die Riester-Rente für Angestellte und die Rürup-Rente für Selbstständige. Wann sind diese jeweils sinnvoll und wann nicht?

  • Auch im Handwerk hat der Computer längst Einzug gehalten, wie das Beispiel der CNC-Maschinen zeigt, mit denen heute unter anderem gedreht und gefräst wird.

  • Und aus dem Bürobereich ist der PC nicht mehr wegzudenken. Ohne Office-Kenntnisse steht man schnell auf verlorenem Posten. Alle paar Jahre gibt es neue Versionen dieser Produkte, in die man sich gezielt einarbeiten muss.


Wie Sie sich am besten gezielt fortbilden

Entwickeln Sie am besten gemeinsam mit Ihren Vorgesetzten und der Personalabteilung einen individuellen Personalentwicklungsplan. Dabei kann die Firma Sie bei Ihrer Fortbildung gezielt unterstützen, andere Bausteine absolvieren Sie in Eigenregie und finanzieren sie privat. Dabei kommen sowohl Volkshochschulen in Betracht als auch private Bildungsträger, bei denen die Fortbildungen oftmals preiswerter sind als am freien Markt.

Die Spanne reicht von 50 bis 100 Euro für einen Volkshochschulkurs mit ca. 16 Unterrichtseinheiten bis zu Tagessätzen von mehreren Hundert Euro bis über 1000 Euro für einen Seminartag auf dem freien Markt für Fort- und Weiterbildungen.

Entwickeln Sie fehlende oder schwach ausgeprägte soziale Kompetenzen

Arbeiten Sie gezielt an Ihren sozialen Kompetenzen: Teamfähigkeit, Konfliktlösungsbereitschaft oder emotionale Intelligenz, zum Beispiel in Form von Einfühlungsvermögen, sind wichtige Fähigkeiten, um in der heutigen Arbeitswelt bestehen zu können.

Arbeiten Sie besser an Ihren Stärken als an Ihren Schwächen

Übrigens bringt es mehr, wenn Sie das perfektionieren, was Sie besser können als andere, als für die Arbeit an Ihren Schwächen zu viel Zeit zu vergeuden. Damit erreichen Sie allenfalls Mittelmaß. Wenn Sie dagegen Ihre Begabungen und Talente ausbauen und zur Meisterschaft entwickeln, verfügen Sie immer über ein gut ausgeprägtes Alleinstellungsmerkmal, Ihren speziellen "USP" und damit über Vorteile im Wettbewerb. Wann beginnen Sie, an Ihren Stärken gezielt zu arbeiten?

Männer im Wald

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Mankind Project liefert Werkzeuge, um als Mann im Alltag besser bestehen zu können.

Burnout, Entkräftung oder Sinnkrise - dem westlichen Volk des 21. Jahrhunderts erkrankt die Seele. Statistiken der Betriebskrankenkassen belegen es genauso wie Untersuchungen der Gewerkschaften. Die Folge ist ein Gesellschaftstrend: Immer mehr Menschen sehnen sich nach Sinn in ihrem Leben. Aber: Konsum und Kirche liefern nicht, was die Menschen brauchen.

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Initiation ist ein Männerritual

Allerdings: Eine neue Bewegung ist auf dem Weg. Der „Kreis der Männer", wie sich der Deutschlandverein der weltweiten Organisation Mankind Project nennt, hat Werkzeuge entwickelt, die vorbeugend oder sogar im Krisenfall wirken. Vor dem Seelenchaos schützen sollen. Zumindest behauptet das einer, der seit mehr als 20 Jahren dabei ist; und hat Anfang 2000 mitgeholfen hat, das „wirksame Produkt" aufzubauen - wie ein französisches Psychologie-Magazin das „New Warrior Training Adventure" (NWTA) beschreibt.

Volker Ellspermann bringt Licht in das 48-stündige Training in Abgeschiedenheit, das Seelen retten soll.
„Früher wurde jungen Männern der Übergang vom Kindsein ins Erwachsenenalter mit Ritualen erleichtert"
, erklärt der 50-Jährige Frankfurter. Heute gibt es diese Initiationen nicht mehr. Lediglich bei Naturvölkern in Afrika oder im Regenwald nehmen Väter und Onkels ihre Söhne beiseite, um sie auf das Mannsein vorzubereiten.

Männer der westlichen Welt bekommen oft keinen Plan. Sie wissen oftmals nichts mit ihrem Leben anzufangen oder kommen an den Punkt, an dem sie sich zwischen Job, Familie und gesellschaftlichen Ansprüchen zerreiben. „Sie wissen nichts darüber, welche Risiken Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen in sich bergen und wie sie diese meistern können", verdeutlicht Ellspermann, auf was es beim NWTA ankomme: Eine persönliche Lebensidee zu kreieren und diese konsequent und integer zu verfolgen.

Auf dem NWTA können sie diese Antworten finde. Gespickt mit Elementen der Lakota-Sioux Indianer halten sie Schwitzhütten ab oder schauen sich prägende Lebenssituationen in systemischen Aufstellungen an. Diese sogenannte Schattenarbeit ist eng mit Bernd Hellinger verwandt und trägt Elemente des Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung in sich. „Mankind Project oder das NWTA sind aber keine Therapie", sagt Ellspermann. Männer, die sich initiieren lassen, erhielten lediglich Werkzeuge, mit denen Sie im Alltag an sich arbeiten können. Selbstreflektion ist das Stichwort.

„Auf dem Trainings-Wochenende schauen sich die Männer an, wie ihr Leben bislang läuft und definieren ihre persönliche Mission"
, erklärt der ehemalige und langjährige MKP-Vorstand, der mehr als 50 Trainings rund um den Globus als Stabs-Mann begleitet hat. Für 35 Initianten stehen auf einem NWTA rund 50 Männer bereit, die das Training organisieren und durchführen. Alle ehrenamtlich. Lediglich die Wochenendleiter bekommen eine Aufwandsentschädigung.

Mehr als 100 Männer haben im vergangenen Jahr in Deutschland und der Schweiz ein Training absolviert. Seitdem MKP vor gut zwei Jahrzehnten in US-amerikanischen Militär-Basen im Raum Frankfurt erstmal Trainings veranstalte, sind weit mehr als 1000 Männer durch das Wochenende gegangen. Weltweit dürften rund 80.000 Männer ihre Initiation hinter sich gebracht haben.

Gelobt wird das therapeutisch wirkende „Produkt" auch deshalb, weil es Nachsorge liefert. So treffen sich von Hamburg bis München in zwei Dutzend „I-Groups" im zwei- oder dreiwöchigen Rhythmus Männer zur „Psychohygiene", wie Ellspermann scherzt. Für viele seien diese Abende so wichtig wie der halbjährliche Zahnarztbesuch. Dort könnten Alltagsprobleme ausgetauscht und an den auf dem NWTA gefunden Missionen gearbeitet werden.

Sprich: Jeder kann sich im Kreis der Männer regelmäßig überprüfen, ob sein tägliches Handeln mit dem eigenen Lebensziel korrespondiert.
„Diese Missionen können ganz unterschiedlich sein"
, weiß Ellspermann. So wie die Männer, die sich treffen. Ärzte, Anwälte, Handwerker, Unternehmern, Juristen, Lehrer, Ingenieure, kirchliche Mitarbeiter und Informatiker finden sich im Kreis der Männer genauso wie Arbeitslose, ehemalige Alkoholiker oder Krebserkrankte. Sie alle verbindet der Wunsch, bewusster zu Leben und im seelischen Gleichgewicht zu bleiben.

Entwickelt wurde das NWTA im Übrigen vor gut 30 Jahren von drei Amerikanern. Zwei Psychologen und einem Ex-Marine. Die derzeit am stärksten wachsende Gemeinschaft findet sich in Frankreich. In Deutschland werden pro Jahr drei Trainings abgehalten. In der Schweiz zwei. Wer MKP in die Schublade Sekte steckt oder gar eine eigene Religion dahinter vermutet, wird enttäuscht. Bereits in den 1990er Jahren hat der britische Sektenbeauftragten MKP geprüft und absolut nicht als fanatische Religionsgemeinschaft oder Sekte eingestuft.

Mit einem Jahresetat von rund 90.000 Euro (2013) arbeitet MKP Deutschland e.V. Davon bezahlt der Verein die Aufwandsentschädigungen für die Wochenendleiter, führt Lizenzgebühren an MKP International ab und betreibt seine Webseite. Einen Oberguru gibt es nicht, genauso wenig wie dicke Schweizer Bankkonten oder einen Gott. Ein NWTA kostet jeden Teilnehmer 570 Euro. Alle ehrenamtlichen Stabsmitglieder bezahlen 140 Euro für Unterkunft und Verpflegung.

Eine Einnahmen- und Ausgabenrechnung wird jährlich an die MKP-Vereinsmitglieder verteilt. Gut ein Drittel der NWTA-Teilnehmer geht nach dem Training in die I-Group und nimmt als Stabsmitglied an weiteren Wochenenden teil.

Für eine interne Weiterbildung kann sich jeder entscheiden, der das NWTA absolviert hat. Dieser sogenannte Leadertrack beinhaltet vier Seminarwochenenden zur Qualifizierung und eine Begleitung durch einen Mentor. Nach ca. 20 Teilnahmen als Stabsmitglied und den Weiterbildungseinheiten können auf dem NWTA Führungsaufgaben übernommen werden.

Medientage München mit Klaas Heufer-Umlauf, Matthias Fornoff und Katja Kessler

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Wie jedes Jahr um diese Zeit versammelten sich vom 22.-24.10.2014 die Medienmacher Deutschlands und einige internationale Vertreter der Medienbranche im Messegelände ICM in München, um auf Vorträgen, Panels und Ständen über die Zukunft unterschiedlicher Medienformate zu sprechen.

Prominent ging es beim Panel "Fernsehgipfel: NextTV - Wer dirigiert den Big-Screen im Wohnzimmer?" zu. Moderiert von dem aus Circus Halligalli bekannten Comedian und Produzenten Klaas Heufer-Umlauf diskutierten die Teilnehmer, darunter u.a. der Filmproduzent Prof. Nico Hofmann, über die Zukunft des Fernsehens. Klaas Heufer-Umlauf ließ im Interview aber klar durchblicken, dass er "jedem davon abraten würde, in die Medienbranche zu gehen". Er sei da selbst ein bisschen "hineingescheitert".

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Klaas Heufer-Umlauf im Interview




Anders sehen das hingegen Matthias Fornoff, Leiter der Redaktion Politik und Zeitgeschehen des ZDF, sowie Jochen Wegner, Chefredakteur bei ZEIT ONLINE. Ihrer Meinung nach war Journalismus noch nie so gut und vielfältig wie heute. Über die Generation Praktikum denkt Matthias Fornoff aber kritisch. Mehr dazu im Interview.

Die Ehefrau des BILD-Chefredakteurs Kai Diekmann, Katja Kessler, beschäftigte sich im Gespräch mit den Chefredakteuren des Clap-Magazins Peter Bulo Böhling und Daniel Häuser weniger mit der Zukunft der Medienbranche, als vielmehr mit dem Inhalt ihres gerade erschienenen Buches Silicon Wahnsinn, in dem sie über ihre Zeit im Silicon Valley berichtet. Dort sei sie vor allem für das "Irdische" zuständig gewesen: Beispielsweise die Einschulung der Kinder und den Besuch der Notaufnahme.

Den Bart ihres Mannes findet sie übrigens "schrecklich", da sie ständig gefragt werde, wie es sich denn mit diesem Bart küssen ließe. Ganz so schlimm kann es jedoch nicht sein, schließlich sind die beiden trotz Bart weiterhin ein Paar und Diekmann hat als eifriger und strenger Korrekturleser maßgeblich zu ihrem Buch beigetragen.

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Katja Kessler auf der "Clap-Couch" mit Peter Bulo Böhling (links) und Daniel Häuser (rechts)




Auch wenn Klaas Heufer-Umlauf die Medienbranche als "eine Ansammlung von Menschen, die sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen" bezeichnet, hatte man auf den diesjährigen Medientagen durchaus einen positiven Eindruck. Zumindest solange man auf die gepflegten Fingernägel von Katja Kessler blickte.

Klaas Heufer-Umlauf und Matthias Fornoff im Interview auf den Medientagen München

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Klaas Heufer-Umlauf, sonst zu sehen in Fernsehshows wie Circus Halligalli oder Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt, moderierte auf den diesjährigen Medientagen in München das Panel "NextTV - Wer dirigiert den Big-Screen im Wohnzimmer". Vertreter der Fernsehindustrie, u.a. Produzent Prof. Nico Hofmann und NDR-Intendant sowie Vorsitzender der ARD Lutz Marmor, diskutierten über die Zukunft der Branche.

Anschließend konnte ich im Interview mit Klaas Heufer-Umlauf direkt über die Situation für Nachwuchsjournalisten sprechen.

2014-11-03-image2.jpegSelfie-Profi Klaas Heufer-Umlauf



Warum sollten junge Menschen einen Beruf in der Medienbranche ergreifen?

Das würde ich niemandem empfehlen. Die Medienbranche ist eine Ansammlung von Menschen, die sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen. Deshalb kann ich jungen Leuten nicht erzählen, dass sie in die Medien gehen sollen.


Warum sind Sie dann in den Medien tätig?

Naja, ich bin da so ein bisschen hineingescheitert. Jeder, der das für sich entscheidet und ohne, dass er da hineingestoßen wird, dem ist ja nicht mehr zu helfen. Ich würde nie zu jemandem sagen: "Mach das!". Leute zu ermutigen, in die Medienbranche zu gehen, halte ich für verantwortungslos.


ZDF-Leiter von Politik und Zeitgeschehen Matthias Fornoff sieht das allerdings ganz anders. Seine Antworten zum Thema Nachwuchsjournalisten hier im Interview:

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Matthias Fornoff im Gespräch auf den Medientagen





Würden Sie den Beruf des Journalisten immer noch als Traumberuf bezeichnen?

Ich würde sogar sagen, schönere Zeiten für Journalismus hat es nie gegeben. Es war noch nie so eine Vielfalt vorhanden. Wer neugierig ist, Geschichten erzählen, Leute kennenlernen und Zusammenhänge erklären will, hat heute eine Riesenauswahl. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass durch die Entstehung der neuen Medien nicht alles zu einem bezahlten Beruf führt. Es gibt die sogenannte Generation "Praktikum", die quasi vom schlecht bis gar nicht bezahltem Praktikum ins nächste hüpft und das mit viel Idealismus.


Wie können die Medien diesem Phänomen entgegenwirken?

Ich glaube, wir etablierten Medienunternehmen sind in der Pflicht, diese Generation zu unterstützen. Wir müssen sie in unsere Branche holen, ihr Know-how nutzen und dafür auch fair bezahlen. Meiner Meinung nach sollten auch Geschäftsmodelle außerhalb vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk entstehen, die diese ständige Selbstausbeutung verhindern, denn das kann dauerhaft nun wirklich nicht sein.


Was können wir als Jungjournalisten selbst gegen diese Ausbeutung tun?

Ratschläge geben ist ja immer schwierig. Ich sage unseren Praktikanten immer: Geht mit Selbstbewusstsein ran, seid Euch wirklich bewusst, dass Eure Arbeitsleistung einen Wert hat. Lasst Euch nicht ausbeuten. Zwei Praktika sind okay, drei auch, meinetwegen sogar vier, aber irgendwann ist es auch mal gut. Dann muss man mit Selbstbewusstsein sagen: "Hier ist mein Abschluss, das kann ich, ich spreche drei Sprachen, ich habe viele Praktika gemacht und möchte jetzt gerne mein Talent gegen eine faire Bezahlung einbringen". Man muss den Mut haben, das einzufordern. Und das muss unsere Gesellschaft auch leisten.


Welchen Weg in den Journalismus würden Sie empfehlen?

Die Wege in den Journalismus waren schon immer vielfältig. Den einen Weg gibt es nicht. Aber ich glaube, sie sind jetzt noch vielfältiger als sie es vor 20 Jahren waren. Es geht bei allen Plattformen, auch im Internet, letztendlich um Inhalt, neudeutsch "Content". Etwas zu können, sei es eine Sprache, eine Naturwissenschaft, irgendeine Qualifikation zu haben, schadet sicher nicht. Aber es gibt auch einen Einstieg in den Journalismus über das Handwerk. Wer trimedial ausgebildet ist, also z.B. digitales Radio machen, eine Website gestalten und mit der Handycam Filme herstellen kann, ist auch bestens aufgestellt. Ich denke, viele Wege funktionieren nach wie vor, sie müssen am Ende nur zu einem Beruf führen, von dem man leben kann. Die Generation Praktikum braucht nämlich kein Mensch.

Links- und Rechtsextremisten im Gleichschritt

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Zwischen den politischen Forderungen und Zielen der französischen rechtsextremen Nationalfront (FN) und der linksextremen Linksfront (FG) mit Jean-Luc Mélenchon an der Spitze gibt es gemäß der FN-Vorsitzenden Marine Le Pen keine großen Unterschiede.

Gegenüber der Pariser Tageszeitung Le Figaro machte sie deshalb kein Geheimnis aus ihrer Absicht, die Wähler und Anhänger der FG für die FN gewinnen zu wollen. Zur „Entteufelung" der FN hat sie bereits ihr Nein zum Antisemitismus ihres Vaters, Jean-Marie Le Pen, beteuert. Marine Le Pen distanziert sich nunmehr auch vom amerikanischen Ultraliberalismus, den ihr Vater verteidigt.

Wie Mélenchon vertritt auch Madame Le Pen die Überzeugung, dass die Globalisierung und der ungezähmte wirtschaftliche Liberalismus für Frankreich eine Gefahr darstellen. Diesem Aspekt müsse die FN Rechnung tragen. Damit die Bevölkerung erfolgreich geschützt werden könne, sei ein starker Staat unerlässlich.

So wie die FG setzt sich die FN unter anderen für einen wirksamen Arbeitnehmer- und Verbraucherschutz, für Maßnahmen gegen den unloyalen internationalen Wettbewerb ein. Das Ja von Madame Le Pen zur Anhebung der Niedriglöhne, zur Rente ab 60 Jahren sowie zur Senkung der Tarife für Gas, Strom, Benzin und Eisenbahn wird von der FG-Wählerschaft geteilt. Das gilt ferner für eine internationale Steuer zur Bekämpfung der Finanzspekulationen.

Die verstärkte soziale Orientierung der FN von Marine Le Pen erklärt die Tatsache, dass diese Partei zusehends ihre Wähler in den Reihen der „kleinen Leute", der Opfer der Wirtschaftskrise findet. Die Sozialisten und Kommunisten haben ihre führende Funktion als Interessenvertreter dieser Bvölkerungsschicht verloren, erläutern hierzu Politikwissenschaftler.

Ein politisches Bündnis mit der FN wird jedoch von der FG-Spitze energisch abgelehnt. Davon wollen auch in den Reihen der FN jene Mitglieder nichts wissen, die unverändert das Ideengut des FN-Gründers Jean-Marie Le Pen verteidigen.

Brasilien nach der Präsidentschaftswahl: Verhandlungen mit der ISIS statt Freihandelsabkommen mit dem Westen

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Am Sonntag wurde Dilma Rousseff als Präsidentin Brasiliens wiedergewählt. In Ihrer Eröffnungsrede vor der UN-Vollversammlung im September hatte sich die einstige marxistische Guerillakämpferin für einen Dialog mit ISIS ausgesprochen und die US-geführten Militärschläge gegen die wohl brutalste Terrormiliz der Neuzeit kritisiert. Als im Juli ein malaysisches Passagierflugzeug über der Ostukraine von pro-russischen Rebellen abgeschossen wurde, blieb die Präsidentin stumm. Nach ihrer Wiederwahl werden keine pragmatischeren und pro-westlicheren Töne in der brasilianischen Außenpolitik zu erwarten sein.

Schon der Chefideologe des ehemaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, Marco Aurélio Garcia, hatte die Legitimität von Rebellengruppen wie der kolumbianischen Guerillabewegung FARC unterstützt. Der sich lieber nach Havanna als nach Washington orientierende außenpolitische Berater prägte Brasílias Partnerschaften in der Region durch das Forum São Paulo mit marxistischen Parteien und Organisationen, u.a. aus Venezuela und Argentinien. Wirtschaftlich bilden die linksgerichteten Staaten den Mercosur-Block, deren Mitglieder seit Jahren ein Freihandelsabkommen mit der EU blockieren. Außerhalb Südamerikas orientiert sich Brasiliens an der Süd-Süd-Kooperation mit Afrika und den (wieder)aufsteigenden Mächten wie Russland und China. Das vollendet die anti-westliche Haltung der brasilianischen Außenpolitik.

Gesteuert in einer kleinen Zelle im Brasilianischen Präsidialamt benutzt Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei (PT) diese Außenpolitik als Wahlkampfinstrument und versucht, durch Kritik an Washington sowie die Überbewertung von Brasiliens Rolle in der Welt von fehlenden signifikanten innenpolitischen Erfolgen abzulenken. Dabei lässt sie ihre erfahrenen Diplomaten links liegen. Ausländische Diplomaten allerdings auch: über zwanzig Botschafter in Brasília - u.a. der neue deutsche Botschafter - warten Monate nach Amtsantritt noch auf ihr Beglaubigungsschreiben.

Nur knapp entging die Präsidentin in der Stichwahl am Sonntag einer Niederlage. Weniger als 52% der Wähler bestätigten den momentanen Kurs der brasilianischen Politik, der sich auf Ideologien statt Pragmatismus stützt. Der politische Diskurs über „Dilma", wie sie von den Brasilianern genannt wird, zeichnete sich zwar mehr durch persönliche Attacken, Korruptionsverwürfe und fehlende Lösungen für wirtschaftliche Probleme aus, doch auch das Fehlen eines außenpolitisches Profils im Wahlkampf deutet an, dass keine signifikanten Veränderungen in Brasiliens Außenpolitik zu erwarten sind.

Die Präsidentin wird ihren Kurs fortsetzen und brasilianische Bekenntnis zu den regionalen Strukturen mit den sozialistischen Nachbarn zementiert. Eine Verlagerung zu den marktwirtschaftlich orientierten Staaten der Pazifik-Allianz, u.a. Chile, Peru und Kolumbien, bleibt damit aus. Des Weiteren wird nicht erwartet, dass Brasília die Wirtschaftsbeziehungen mit den USA und der EU vorantreibt, was den Stillstand möglicher Freihandelsabkommen zur Folge hat. Das deutete schon die Annährung Brasílias an Moskau an, denn deren Handelsbeziehungen sind durch wachsende Fleisch-, Mais- und Sojaexporte nach dem Importverbot für Nahrungsmittel aus dem Westen deutlich ausgeweitet worden.

Neben dem verpassten Wechsel in der Wirtschaftspolitik wird sich Dilma auch weiterhin weniger für Demokratie, und mehr für die enge Zusammenarbeit mit autoritären Regimen wie Kuba und dem Iran einsetzen. Diese Einstellung ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Spaltung mit dem Westen nicht nur auf Wirtschaftspolitik basiert, sondern auch durch eine politische Dimension getrieben wird.

So bleibt zu erwarten, dass Brasílias Außenpolitik weiterhin auf einem Führungsanspruch in einer multipolaren Welt basieren wird. Mit unter einem Prozent Wirtschaftswachstum, einem unzureichenden Budget für die Reform der veralteten Streitkräfte, sowie mangelnden Investitionen in Bildung und Forschung wird die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Dilmas zweiter Amtsperiode nicht kleiner. China wird weiterhin eine wichtige Rolle in der brasilianischen Wirtschaft spielen und engere Kooperation mit den USA oder gar mit der NATO in der Lösung internationaler Konflikte bleibt unwahrscheinlich.

Für Deutschland bedeutet Dilmas Wiederwahl Kontinuität und verpasste Chancen zugleich. Neben kulturellen Verbindungen zum Süden Brasiliens wird in den Sektoren der erneuerbare Energien, Cyberpolitik, VN-Reform, G20 und Friedensmissionen weiterhin kooperiert werden. Es gibt keine Indizien dafür, dass Dilma Handelsschranken lockern wird, was bedeutet, dass die sehr hoch besteuerten deutschen Produkte ihre Wege nicht leichter in die Einkaufswagen der aufsteigenden Mittelschicht finden werden. Bürokratieabbau und eine reformierte Steuerpolitik, die zu einer Erneuerung des Doppelbesteuerungsabkommens führen könnte, würden deutsche Investitionen in Brasilien vorantreiben und den brasilianischen Markt für mittelständische Unternehmen profitabler machen. Auch das bleibt unter Dilma nur Wunschvorstellung.

Aber es hätte auch anders kommen können. Der aus einer Politikerdynastie stammende Herausforderer Aécio Neves zeichnete sich während seiner Karriere als Gouverneur des Vorzeigestaats Minas Gerais und als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (PSDB) im Brasilianischen Senat durch Pragmatismus statt opportunistischer Schlachten aus. Er distanzierte sich von Dilmas sozialistischem Diskurs und kritisierte die Absage ihres Obama-Besuchs nach der Abhöraffäre durch die NSA, weil sie damit brasilianische Wirtschaftsinteressen verletze.

Auch seine Hintermänner wären westlich geprägt gewesen. Der in London ausgebildete außenpolitischer Berater von Aécio Neves, Rubens Barbosa, diente unter Fernando Henrique Cardoso als brasilianischer Botschafter in Washington. Er ist seit Jahren als Präsident der Außenhandelskammer São Paulos und als Berater für die Lobbyfirma der ehemaligen amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright aktiv.

Mit über 48% der Stimmen hatte sich knapp die Hälfte der Wähler für einen anderen Präsidententypus - und damit auch für eine Reform der brasilianischen Außenpolitik - ausgesprochen. Das zeigt, dass Dilmas Außenpolitik weder unumstritten, noch alternativlos ist.

Es liegt an Berlin, Brüssel und Washington, Dilma von den Vorteilen der Kooperation mit dem Westen zu überzeugen. Zwar wird es keine strategische Neuausrichtung der aufstrebenden Macht geben, aber man sollte den alten Verbündeten nicht aufgeben. In vier Jahren gibt es wieder eine Wahl, und die knappe Niederlage des Mitte-Rechts Kandidaten hat gezeigt, dass auch heute noch eine pro-westliche Politik in Brasilien möglich ist. Es bleibt die Frage, ob sich die brasilianische Politik trotz ihrer starken sozialistischen Verankerung umbesinnen kann. Aber seien wir mal ehrlich, Brasilianer waren den Europäern und Amerikanern schon immer viel Näher als den Russen und Chinesen.

Wunschregel 3: Öffne dich für die vielfältigen Möglichkeiten der Schöpfung

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Durch unsere Überzeugungen erschaffen wir unsere Realität. Seit vielen Jahren berichte ich nun in meinen Vorträgen und Seminaren, wie man durch Gedankenkraft auf sehr leichte und äußerst effektive Weise sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen kann. Diese 77 Regeln habe ich für dich aufgeschrieben, damit sich all deine Wünsche, deine Sehnsüchte und Hoffnungen auch in deinem Leben realisieren können.

Die Huffington Post Deutschland wird jede Woche Dienstag eine neue Wunschregel von Pierre Franckh veröffentlichen. Heute:

WUNSCHREGEL NUMMER 3: Öffne dich für die vielfältigen Möglichkeiten der Schöpfung

»Ich glaube nur, was ich sehe.« Diese und ähnliche Sätze bekommen wir von den eingefleischten Realisten zu hören. Dabei könnte nichts weiter entfernt von der Wahrheit sein. Die Realität ist facettenreicher als unsere Wahrnehmung. Wissenschaftliche Tatsache ist, dass wir nur den kleinsten Teil des vorhandenen Lichtspektrums, nämlich 8 Prozent, mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen können. Allein aus biologischer Sicht erkennen wir also die Wirklichkeit in ihrer vollen Gänze gar nicht. Obwohl wir wissen, dass sich 92 Prozent der Wirklichkeit unserer Wahrnehmung verschließen und es sie wohlweislich gibt, tun wir so, als wären sie nicht vorhanden. Aber es gibt sie.

Halten wir einmal fest: Unsere Wahrnehmung ist gar nicht so wahr. Und: Wir vertrauen unserer persönlichen, limitierten Wahrnehmung mehr als der tatsächlichen Wirklichkeit. Was wir nicht wahrnehmen, existiert für uns nicht.

Wie verhält es sich mit den Dingen, die wir zumindest dank unserer Sinne erkennen könnten? Auch wenn es nur 8 Prozent der gesamten Wirklichkeit sind, so sind dies trotzdem noch Millionen von verschiedenen Einflüssen pro Tag, die auf uns einströmen. Aus diesem Grund kann der Verstand nicht alles bearbeiten, das würde schlicht seine Kapazität sprengen. Deswegen schaltet er bei vielem einfach ab, hauptsächlich bei bereits Bekanntem und Vertrautem.

Warum sollte er bei jedem herannahenden Auto auf Alarm schalten? Das meiste, was wir kennen, wird also ganz selbstverständlich und unbewusst ausgeblendet, damit wir genügend Zeit für die Dinge finden, die uns wichtig sind. Was uns nicht wichtig ist, nehmen wir ebenfalls nicht wahr. Das bedeutet, unbewusst nehmen wir pro Sekunde ca. 11.000 Eindrücke auf und speichern sie in unserem Gehirn, ohne dass wir etwas davon wissen. Bewusst nehmen wir pro Sekunde nur 9 bis 10 Eindrücke wahr. Das bedeutet, dass wir von den verbleibenden 8 Prozent aller Dinge abermals nur ein Tausendstel bewusst wahrnehmen und dies für die allumfassende Wahrheit halten. Die Realität, die wir erleben, ist verschwindend klein im Vergleich zu der Realität, die uns insgesamt gibt.


Wir können die Welt nicht in ihrer ganzen Fülle wahrnehmen. Wir entscheiden uns jeden Tag tausendfach - bewusst, aber auch unbewusst -, worauf wir unsere Wahrnehmung lenken. Alles andere existiert für uns nicht. Haben wir gewisse Dinge lange genug aus unserem Leben ausgeblendet, glauben wir nicht einmal, dass sie für andere existieren können.

Was aber tun, wenn wir eine andere, neue Realität in unser Leben einladen wollen? Das Erste ist, sich bewusst zu machen, dass es tatsächlich mehr gibt, als wir bisher wahrgenommen haben.

Das Zweite ist, unsere Aufmerksamkeit auf die gewünschten Bereiche zu lenken. Worauf wir unseren Fokus legen, das kommt in den Bereich unserer Wahrnehmung. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit also auf neue, andere Dinge lenken, verändert sich bald auch unsere Wahrnehmung für diese neuen anderen Dinge. Sie werden dann zu unserer neuen Wahrheit.

Affirmationen

Ich öffne mich für die Möglichkeit einer neuen Wirklichkeit.

Ich vertraue darauf, dass es eine umfassendere Intelligenz gibt als die meine.

Aufgabe

Hast du dir schon einmal überlegt, wie es wäre, wenn du deine Wahrnehmung erweitern würdest? Übe dich darin, über deinen Tellerrand zu gucken und andere Erfahrungen zu machen.


Der Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch:
"Die 77 erfolgreichsten Wunschregeln" von Pierre Franckh, Gebundene Ausgabe: 216 Seiten, Verlag: Koha (12. Dezember 2011), ISBN-10: 3867281432, ISBN-13: 978-3867281430
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Neustart. Das Ende der Wirtschaft, wie wir sie kennen. Oder: Warum Unternehmen eine Menschenquote brauchen

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Liebe deutsche Wirtschaft, mit welchen Deiner Unternehmen ich es derzeit auch zu tun habe, eines fällt mir in diesen Tagen besonders häufig auf: Du bemühst dich um mehr Vielfalt. Menschen, die bisher aufgrund ihres Geschlechts, Alters oder ethnischen Hintergrunds benachteiligt sind, sollen deutlich bessere Chance erhalten, es bis ganz noch oben zu schaffen. Hinauf in Führungsetagen, die in Deutschland bis heute vor allem weiß und männlich sind

Leider fällt mir immer wieder auf, dass Maßnahmen wie etwa die Frauenquote nicht zu mehr Vielfalt führen, sondern zu einer Gleichförmigkeit, die gerne in einem bunten Gewand daher kommt.

Wenn etwa Unternehmen wie Siemens oder Daimler sich zum Ziel setzen, dass ein großer Teil ihres Managementnachwuchses in den nächsten fünf Jahren aus dem Ausland stammen soll, dann setzen sie dabei auf Talente, die in Business-Schools alles über Zahlen lernen, aber nur wenig über Menschen.

Und so ähneln sich die Manager, denen ich in den Airports und Konferenzräumen von Frankfurt bis Singapur begegne, frappierend. Sie benutzen dasselbe Business-Vokabular und glauben an die Kräfte des freien Marktes, den eigenen Bonus und das eigene Aktienportfolio. Ihre Ansichten sind so austauschbar wie ihre Ausbildung, Kleidung und Smartphones.

Die standardisierte Vielfalt
Die Ursache für die Konformität auf den Führungsebenen ist systembedingt. Echte Vielfalt und Verschiedenartigkeit gelten bei den Verantwortlichen als kostspielige Störfaktoren, die für Unordnung, für mangelnde Berechenbarkeit menschlichen Verhaltens sorgen. Ob bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen, beim Einsatz von IT-Programmen oder eben bei der Ausbildung des Personals: Statt Vielfalt ist in Wahrheit eine Standardisierung erwünscht, die aber nach außen gerne bunt aussehen darf.

Beim konzerninternen Nachwuchsprogramm für Führungskräfte kann also durchaus die Hälfte der Teilnehmer weiblich sein, aus den USA, aus China, Indien oder anderen Ländern kommen. Diese Topmanager in spe werden aber entsprechend der vorgegebenen Muster wieder stereotyp passend gemacht. Mehr Nonkonformisten, mehr Querdenker, die auf wertvolle Weise anders denken und anders handeln um dich, liebe deutsche Wirtschaft mit mehr als das Einmaleins ihrer Business-Schools zu bereichern, wird es dadurch nicht geben.

Es reicht, wenn jeder der Quotenmitarbeiter ein paar kleine Häppchen seines kulturellen Hintergrunds einstreut, sich als ein exotisches Mitbringsel etabliert, das die Unternehmen ein bisschen bunter macht. Gerade so bunt, wie es ihre konservativen Firmenleitungen ertragen können.

Anpassung als oberste Maxime
Alles andere aber, was an Ecken und Kanten, an persönlichen Ansichten und Eigenarten nicht zum Standard der globalen Elite gehört, wird im Arbeitsalltag absichtlich abgeschliffen. Oder anders gesagt: Teams werden multikulturell besetzt, während in der Praxis gleichzeitig eine Anpassung an die Organisation gefordert wird. Im wahrscheinlichsten Fall klont die herrschende Manager-Elite vor allem sich selbst: Aufsteigen dürfen nur diejenigen, die einem selbst ähneln.

Das ist für mich nur schwer erträglich. Weil wir uns als Menschen einem System unterordnen, das uns nicht so akzeptiert, wie wir sind, sondern uns einredet, dass wir uns immer weiter optimieren müssen - in Richtung Einheitsbrei und immer weiter weg von uns selbst und unseren natürlichen Potenzialen. Deshalb ist es völlig egal, ob mehr Frauen, Migranten oder Arbeiterkinder nach ganz oben kommen - solange nur die aufsteigen, die sich am vorherrschenden Verhalten der üblichen Manager-Klone orientieren, wird sich in Dir, liebe deutsche Wirtschaft, nichts zum Besseren ändern.

Echte Vielfalt ist die große Chance
Wenn Unternehmen wirkliche Vielfalt wollen, dann müssen sie Menschen ins Topmanagement aufsteigen lassen, die zum Beispiel nicht mit Ellenbogen ihre Macht- und Revierkämpfe ausfechten wollen und auch nicht mit Scheuklappen auf ihre Umsätze starren. Menschen also, die zum Beispiel Empathie und Lebensfreude statt Statusehrgeiz auszeichnet und denen die eigenen Kinder wichtiger sind als die eigene Karriere.

Liebe deutsche Wirtschaft, wenn wir solche unangepassten Persönlichkeiten in Führungspositionen wollen, dann müssen wir die Spielregeln unseres Miteinanders ändern: Vertrauen statt Kontrolle, Verantwortung statt Egoismus, menschliche Werte statt Aktienwerte, Kooperation statt Konkurrenz.

Was wir davon haben? Im besten Fall eine neue Kultur der Führung. Chefs, die loslassen und abgeben können, die zuhören, die dem Leistungsvermögen und der Selbstständigkeit ihrer Mitarbeiter mehr Vertrauen entgegenbringen. Weil sie statt auf ausgefeilte Kontrollmechanismen auf Einfühlungsvermögen setzen und damit ihre Teams beflügeln.

In Führungspositionen braucht es keine abgehobenen Karrieristen, sondern Menschen mit Herz und Verstand. Und weil das nichts mit Geschlecht oder Herkunft zu tun hat, ist beim Besetzen der Chefsessel nur eine Art von Quote nötig: eine Menschenquote.

Bei echter Vielfalt geht es nicht um bestimmte Gruppen, sondern um Individualität, um einzelne Persönlichkeiten und das Miteinander dieser verschiedenen Menschen. Und darum, dass dabei nicht nur Kompetenz und Fachwissen, sondern der ganze Mensch in seinem Job eine Rolle spielt: die eigenen Haltungen, die eigenen Stärken, die eigenen Lebensentwürfe, die eigenen Arbeits- und Lernstile.

Damit wird bald nicht nur im Topmanagement mehr Vielfalt herrschen. Teams und ganze Unternehmen werden mannigfaltiger in ihren Haltungen, in ihren Werten und ihrem Blick auf die Welt. Wenn aber genormte Biografien, Prozesse und Denkschablonen fehl am Platz sind, dann können neue Ideen entstehen, die anders sind als alles bisher dagewesene.

Solch ein heterogenes Unternehmen hätte beste Chancen in jedem Markt. Weil nur mit einzigartigen Persönlichkeiten, die sich entscheiden, einen Weg gemeinsam gehen zu wollen, einzigartige Gesamtleistungen möglich sind. Glaub mir, liebe deutsche Wirtschaft, wahre Vielfalt lohnt sich!

Handy-Nacken, iPad-Schultern, Maulwurfsmenschen...Hilfe, wir verkrüppeln!

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Mediziner und Gesundheitsexperten haben neue Leiden identifiziert. Diese sind auf unseren veränderten Lebensstil im digitalen Zeitalter zurückzuführen.

Im Folgenden möchte ich die wesentlichen Gesundheitsplagen aufführen, von der unsere technologische Gesellschaft mittlerweile heimgesucht wird.

I. Der Handy-Nacken

Durch das stundenlange Starren auf das Handy überdehnen sich die Halsmuskeln und leiern irgendwann total aus. Das lange ausharren in dieser "Gesicht-Boden-90Grad"-Position ist extrem gesundheitsschädlich. Das typische Handy-Nacken Opfer findet man hauptsächlich an Orten, an denen man lange warten muss, wie z.B. Bushaltestellen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber auch im Kino, beim Sport, Einkaufen usw. - eigentlich bei jeder Tätigkeit die es gibt.

Folgen sind Kopfschmerzen, steifer Nacken und extreme Blödheit.
Manche Personen müssen sich später Ringe umlegen lassen, damit die Halsmuskeln unter der Last des Kopfes nicht zusammenbrechen.
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II. Die iPad-Schultern

Hauptursache für die fiesen iPad-Schultern ist das heimische Couch-Gammeln. Während die Stunden nur so verfliegen, verrenkt man sich zunehmend. Dabei weicht das funktionale iPad nicht von der Seite. Die verkrümmte, anti-ergonomische Buckelhaltung sorgt für Probleme der Muskeln, Sehnen, Nerven, Bänder und Bandscheiben.
Gefährliche Haltungsschäden können die Folge sein.

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III. Der Maulwurfsmensch

Langwieriges Glotzen auf kleine Displays ist für unsere Sehkraft extrem schädlich. Gesundheitsexperten warnen: Wir werden zunehmend kurzsichtig. Die Kurzsichtigkeit ist im Vergleich zu 1997 um 37 Prozent gestiegen.

Diese sogenannte "Screen Sightedness" könnte innerhalb der nächsten zehn Jahre um 50 Prozent zunehmen. Weitere Prognosen gehen davon aus, dass bis 2033 50 Prozent der Dreißigjährigen davon betroffen sein könnten.

Tröstend: Wenn es soweit ist, werden wir als Maulwurfsmensch in unterirdischen Katakomben hausen und uns von mineralischem Gestein ernähren.
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IV. Der Langustenmensch

Der Langustenmensch ist die Folge von...Nein, Quatsch. Es gibt den Langustenmensch nicht. Der ist nur eine Erfindung.

Aber eine extrem lustige wie ich finde.

Und nur, weil noch nie jemand einen Langustenmensch gesehen hat, ist es kein Beweis für seine Nicht-Existenz.
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GDL streikt wieder

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Die Streiks kommen überraschender.

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Warum Sie niemals im MRT furzen sollten

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Ich möchte diese erbärmliche, aber wahre Geschichte erzählen, um mich mit anderen gequälten Seelen zu solidarisieren, die immer wieder extreme Peinlichkeiten erleben und überleben. Wir sind Menschen, die in jedes Fettnäpfchen stolpern und ständig in peinliche Situationen geraten, die andere Leute nachhaltig traumatisieren würden. Mein Erlebnis aus dieser Woche dürfte schwer zu übertreffen sein: Ich habe im Kernspintomographen gefurzt.

Aus Sicht der Ärzte hatte ich einen Meniskusriss, also jene Knorpelmasse beschädigt, die als Stoßdämpfer zwischen Schienbein und Oberschenkelknochen dient. Aus Sicht einer Frau mittleren Alters hatten sich zwei Dämonen aus der Hölle in meinem Körper breit gemacht und in meinem Knie ein Feuer entfacht. Dort tanzten sie herum und bohrten mit elektrischen Gabeln in meinen bloßliegenden Nerven herum.

Die Schmerzen waren nahezu unerträglich, und der Unfall hatte meinen Körper derart geschädigt, dass ich nicht mehr stehen oder gehen konnte. Ich hätte noch nicht mal auf allen Vieren zur nächsten Weinbar kriechen können.

Nach fünf Tagen unter Schmerzmitteln hatte ich endlich einen Termin beim Orthopäden. Er drückte an meinem Knie herum, bis mir die Tränen herunterliefen und ich drohte, ihm beide Arm abzureißen. Schon die Tatsache, dass ich mit meinen Händen Teile aus den Seiten der Untersuchungsliege herausriss, hätte ihm eigentlich zeigen müssen, dass ich verletzt bin. Ich schwor mir leise, ihm in meiner nächsten Kurzgeschichte eine ganz und gar nicht nette Rolle zukommen zu lassen. Irgendwann verabreichte ein Engel mir endlich ein Betäubungsmittel. Mein kaputtes Bein war bald nur noch ein großer Witz mit Verband, und ich lachte und lachte.

Einige Tage später stand eine Kernspintomographie an - ein Verfahren, bei dem anhand von Magnetfeldern und Radiowellen Bilder von kaputten Bändern und Gelenken gemacht werden. Ein gutaussehender junger Labortechniker half mir in die gruselige Röhre und fixierte mein Bein. Nervös wies ich darauf hin, dass ich normalerweise zumindest nach dem Vornamen frage, bevor ich mich von jemandem ans Bett binden lasse.

Er lachte nicht, sondern sagte mir, ich solle mich die nächsten 45 Minuten nicht bewegen. Hier lag ich also, gleichermaßen unter Schmerzen und Platzangst leidend, und wurde mit einem Förderband in eine weiße Folterkammer geschoben. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich mich dabei stillhalten sollte. Um die Sache noch schlimmer zu machen, fand der einzige andere Mensch im Raum meine Witze nicht lustig.

Nach 20 Minuten fing ich an, nervös zu werden. Ich lag festgebunden in einer Röhre und konnte nur seltsame piepende und knirschende Geräusche hören. Wahrscheinlich wurde gerade entschieden, welche meiner Körperteile auf dem Schwarzmarkt verkauft werden sollten.

Dann das unangenehme Gefühl, dass sich ankündigt, bevor Winde den Darm verlassen. Ich biss mir auf die Zunge, zwickte mich in die Seite, und versuchte, mich auf eine idyllische Szene mit einer grünen Wiese neben einem leise rauschenden Bach zu konzentrieren. Ich hörte den Rat meiner Mutter: „Kneif die Hinterbacken zusammen!" Ich fing an, nervös herumzuzappeln.

„Stillhalten, bitte", sagte eine Stimmer außerhalb der Röhre.

Ich blickte auf die Lichter und Zahlen, die die verbleibende Zeit anzeigen. Drei Minuten. Das schaffe ich! Nein! Eine Minute vor Schluss ließ mein Körper mich schmählich im Stich. Ich saß hilflos in der Falle, und so machte mein nervöser Körper das, was er am besten kann: furzen. Ich furzte mit der Intensität und Überzeugung eines Sumo-Ringerteams nach einem Chili-Wettessen. Durch den engen Raum wurde des Geräusch verstärkt, als würden ein Dutzend Nebelhörner gleichzeitig ertönen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte: lachen, weinen, oder meinen Sohn anrufen und mit dieser Leistung angeben?

„Ich glaube, wir haben jetzt genug Bilder", sagte der gutaussehende Techniker mit unterdrücktem Lachen.

Die magische Liege schob mich wieder in die Freiheit, und mit mir den penetranten Gestank der Verwesung. Ich wollte im Boden versinken, als meine imaginäre Wiese sich in eine Kuhweide voll stinkendem Mist verwandelte. Was zur Hölle hatte ich denn gegessen? Unter Vermeidung jeglichen Augenkontakts mit dem schüchternen Labortechniker humpelte ich zurück in den Umkleideraum. Und wieder einmal musste ich mich damit abfinden, auf ewig der unfreiwillige Clown zu sein, die Verrückte, diejenige, die bei einer komplizierten medizinischen Untersuchung furzt.

Sollte ich jemals wieder eine Kernspinuntersuchung brauchen, suche ich mir eine Praxis in Texas. Da furzen alle.







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Im Sinne der Menschlichkeit

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Albert Schweitzer wurde vor 62 Jahren der Friedensnobelpreis verliehen. Ein Zeitzeuge erinnert sich.

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Noch heute denke ich gerne an meine Begegnung mit Dr. Ari van Wijnen zurück. Er erzählte mir, wie er den berühmten Urwalddoktor Albert Schweitzer kennengelernt hatte.

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"Seitdem ich denken kann, gab es für mich nur ein Idol: Albert Schweitzer." Dr. Ary van Wijnen ist der letzte lebende Zeitzeuge, der mit Schweitzer zusammengearbeitet hat. Der gebürtige Holländer mit Wohnsitz in Gerlachsheim bei Lauda erinnert sich an die Zeit mit dem berühmten Theologen, Philosophen und Urwalddoktor.

Schon van Wijnens Vater, ein evangelischer Pastor im holländischen Groningen, war begeistert von Schweitzers liberaler Theologie. Inspiriert von seinem Vater hatte der junge Ary bereits mit zwölf Jahren sämtliche Bücher über und von ihm gelesen. Folglich kam für den Jungen nur ein Beruf in Frage: Arzt werden und seinem großen Vorbild nacheifern.

"Helfen wollte ich, doch nicht hier, wo es genügend Ärzte gibt, sondern in den Entwicklungsländern." Dieser Wunsch begleitete ihn das ganze Studium hindurch, doch am Ende kamen van Wijnen Zweifel. "Ich wusste ja nicht, ob ich tatsächlich geeignet war", sagt der 75-Jährige. Anfang der 1960er Jahre bewarb er sich um ein Praktikum bei Schweitzer in Gabun.

Wenige Jahre zuvor, 1952, hatte dieser den Friedensnobelpreis erhalten. "Seine Popularität hatte dadurch immens zugenommen und auch die Anzahl der Besuchergruppen, die zu seinem Krankenhaus in Lambarene pilgerten, um ihn persönlich kennen zu lernen."

Van Wijnen erhielt eine Absage. Im Mai 1963 erreichte ihn schließlich ein Telegramm aus Lambarene. Ein Praktikumsplatz wurde dem jungen Studenten angeboten. "Mein größter Wunsch hatte sich erfüllt", sagt van Wijnen heute. Nach einem Gespräch mit den Eltern wurde innerhalb weniger Tage der Flug ins westafrikanische Gabun gebucht.

"Bei meiner Ankunft gab es ein großes Empfangskomitee." Dass es nicht wegen ihm sei, war dem jungen Mann bald klar. "Mit mir war eine Delegation wichtiger Leute im Flieger", schmunzelt van Wijnen. "So konnte ich Albert Schweitzer gleich bei meiner Ankunft die Hand schütteln."

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Sechs Monate blieb der Student in Gabun. Er arbeitete längst nicht nur im Krankenhaus mit. "Schweitzer verlangte viel mehr. Ich half beim Anstreichen der Wellblechdächer und bei der Gartenarbeit. Das gehörte zu meinen Aufgaben dazu." Immer wieder sah er Schweitzer mit Tropenhelm die vielen Besucher begleiten.

"Das koloniale Aussehen, das er durch den Hut bekam, hat ihn nicht gestört." Im Gegenteil, der Arzt riet allen Besuchern, eine Kopfbedeckung zu tragen. Van Wijnen hielt sich nicht daran und musste bald dafür büßen. "Schon nach ein paar Tagen Gartenarbeit hatte ich einen Sonnenstich", lacht er.

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Als "The Greatest Man in the World", als modernen Heiligen, hatte kurz vorher das TIME-Magazin Schweitzer betitelt. Zu dem Zeitpunkt traf van Wijnen sein Vorbild täglich zum Abendessen.

"Die anschließende Abendandacht, die er mit Stücken auf dem Klavier begleitete, gehört zu meinen schönsten Erinnerungen", betont er heute. Dass das Musikinstrument von Ameisen zerfressen war, hat die Klänge nicht weiter gestört.

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Zum Abschied schenkte ihm Schweitzer zwei Bücher. "Ich wusste nicht, was auf mich zukommt und wollte mit ihm in Kontakt bleiben." Dass er den Nobelpreisträger am Tag der Abreise zum letzten Mal sehen würde, konnte der Student nicht wissen. Kurz vor Beendigung seines Studiums erhielt er noch einen Brief. "Darin fragte er mich, ob ich als Arzt in seinem Hospital arbeiten möchte." Van Wijnen nahm das Angebot sofort an. Nach dem Staatsexamen flog er am 7. September 1965 erneut nach Gabun. Doch sein großes Vorbild traf er nicht mehr an. Schweitzer war drei Tage vorher verstorben. "Ich war sehr traurig, doch gleichzeitig auch sehr dankbar, ihn einst kennengelernt zu haben", erinnert sich van Wijnen.

Er erreichte Lambarene zu einer Zeit, in der die Begräbnisfeierlichkeiten in vollem Gange waren. "Ich sah, wie beliebt er bei der Bevölkerung war. Drei Monate wurden Totentänze an seinem Grab aufgeführt, die Leute kamen aus dem ganzen Land, um ihn so die letzte Ehre zu erweisen", beschreibt er heute das beeindruckende Ritual. Auch heute noch glauben die Gabuner, nach dem Tod ins Reich der Vorfahren zu kommen. Und wenn jemand im Leben eine gute Person war, würde er auch alle Vorteile im Jenseits haben. Das stand bei dem "Grand Docteur", wie die Menschen ihn ehrfurchtsvoll nannten, außer Zweifel.

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Bis 1967 blieb van Wijnen als Arzt in Lambarene. Die Fertigstellung des Lepradorfes erlebte er mit. "Schweitzer hat dafür das Geld aus seinem Nobelpreis verwendet." Noch zweimal, von 1969 bis 1974 und von 1981 bis 1985 kehrte van Wijnen zurück. Zuletzt als ärztlicher Leiter des Krankenhauses. Vorbereitet hatte er sich in Holland mit Fortbildungen in innerer Medizin und Kinderheilkunde.

Weitere Stationen folgten am tropenmedizinischen Institut in Amsterdam sowie als Lepra-Arzt in Nigeria und Haiti. Schließlich wurde es ruhiger um den "Weltbürger", wie er sich selbst bezeichnet. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als medizinischer Berater bei der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe in Würzburg. Seinem Vorbild ist er treu geblieben: Schweitzers philosophische Gedanken, wie "Ehrfurcht vor dem Leben" und "Ich will leben inmitten von Leben, das leben will", begleiten van Wijnen noch heute: "Die Zeit bei und mit dem Urwalddoktor zählt zu den wichtigsten Ereignissen in meinem Leben."

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Dr. Ary van Wijnen heute.

Albert Schweitzer

Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 im elsässischen Kaysersberg bei Colmar geboren. Der Sohn eines Vikars war ein evangelischer Theologe, Organist, Philosoph und Arzt. 1913 gründete Schweitzer in Französisch-Äquatorialafrika (heute Gabun) das Urwaldhospital. 1952 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Seine Dankesrede folgte 1954. Am 4. September 1965 starb er in Lambarene.

Fotos: Jochen Hövekenmeier (1), DAHW (1) Archiv van Wijnen (5)
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