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Der d'Artagnan aus dem Périgord

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Bruno Corrège, Chef de Police in St.Denis ermittelt und genießt zum 6. Mal

‚Savourer' ist das französische Wort, das sich aufdrängt, wenn man die Kriminalromane des Schotten Martin Walker liest, die allesamt im Périgord spielen. Sie sind zu genießen, zum sich genussvoll auf der Zunge zergehen zu lassen, wie die zahlreichen köstlichen ‚diners' aus den Produkten des Périgord, die darin beschrieben sind. In Walkers Romanen wird zu jeder Gelegenheit gekocht, geschmaust und getrunken. Nun sind gleichzeitig zu Brunos sechsten Fall ‚Reiner Wein' auch die Rezepte dazu in ‚Brunos Kochbuch' herausgekommen; verfasst vom Autor und seiner Frau, der Kochbuchautorin Julia Watson.

Walker, langjähriger Topjournalist beim britischen Traditionsblatt ‚The Guardian', das auch die Berichte von Edward Snowdon herausbrachte, war nach eigener Aussage ‚immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort'. Das heißt, dort wo es gerade passierte; wie zum Beispiel während der Perestroika im ‚Guardian'-Büro Moskau.

Nun ist er der Leiter einer politisch-ökonomischen Ideenschmide, eines amerikanischen Think Tanks in Washington; doch im Nebenberuf an seinem Zweitwohnsitz im Périgord Krimischreiber. So erfolgreich, dass nicht nur eine eigene ‚Bruno Chef de Police' Website besteht, sondern bereits spezielle Reisen zu den Handlungsorten seiner Romane angeboten werden.

Treibende Kraft dieser Popularität ist zweifellos die Figur seines Ermittlers:
Bruno Courrège, Exsoldat im Kosowo, treusorgender Menschenfreund seiner ihm anvertrauten Gemeinde Saint-Denis, ein großer Frauenversteher, hingebungsvoller Rugbylehrer, Reiter und Tennispartner. Er ist ein Waise, der sein Haus und Garten, seine Gänse, Hühner, seine Bassetthunde Gigi und Balzac und sein Pferd Hector zärtlich liebt; wie er seinem väterlichen Freund, dem Bürgermeister, dem er vieles davon verdankt, in bewunderndem Respekt verpflichtet ist. Kurz ein liebenswerter ‚Held von nebenan' , der nicht nur beherzt zugreifen und Kinder aus den Flammen retten kann, sondern auch ein feines Händchen in der Küche hat.

Wieviel von Bruno ist in dem jungendlichen 67 jährigen Autor politischer Fachbücher, dem drahtig-schlanken Sportler, der im Winter die Hänge im Engadin hinunterrast, allgegenwärtigen Kosmopolit, mit großem Appetit auf alle Facetten des Lebens ?

Walker wehrt ab: Die Inspiration für Bruno ist mein Tennispartner und Dorfpolizist Pierre. Er war früher Soldat, ist Jäger, ein wunderbarer Koch, Rugbyspieler, der in seiner Freizeit die lokalen Schulkindern in Sport unterrichtet. Er verhaftet nie jemanden und hasst es, außer beim Jagen ,eine Waffe zu tragen. Aber er ist älter als Bruno, verheiratet, und etwas plump. So basierte ich ‚Brunos' Charakter auf ihm, machte ‚Bruno' aber zudem zu einem romantischen Helden.'

Ein Held, der so einschlug, dass Kriminaltouristen die Region unsicher machen und nach ihm suchen. Dorfpolizist Pierre, oft nach ‚Bruno' gefragt, stellt sich dann stolz als dessen Vorbild vor, was einige Besucher dann doch leicht verwirrt.

Der Autor politischer Fachbücher wie ein Buch zur ‚Clinton's' Präsidentschaft', der ‚Kalte Krieg', zu ‚Russland' und seine Einschätzung der ‚Macht der Presse'. reichert er seine Bücher auch regelmäßig mit historischen Fakten an. So beschreibt er die Höhlenmalereien des Périgord und berichtet über den Cro-Magnon-Menschen, dem ersten Nachweis des Homo sapiens in Europa vor etwa 40.000 Jahren, der dort ansässig gewesen ist. Dunkle, pikante Geschichten aus dem galanten Zeitalters Frankreichs werden ausgegraben und genüsslich ausgebreitet. Und man erfährt immer wieder gut recherchierte Ereignisse der ‚Résistance'.

Q.Ein kürzliches Treffen Schweizer Ingenieuren zeigte, dass die meisten nicht einmal wussten wer General de Gaulles war. Sind für Walker geschichtliche Zusammenhänge wirklich wichtig und sind sie für seine Leser interessant ?

Walker: Alles, was jetzt und in der Zukunft geschieht hat seine Wurzel im Vergangenen. Wir können der Geschichte nicht entgehen. Im Gegenteil: Unser Leben und unsere Zukunft können bereichert werden, wenn wir wissen was unsere Vorfahren taten und warum.

Q.Wie stösst er auf die historischen Ereignisse, von denen er schreibt ?

Walker: Einige höre ich von meinen Freunden; wie von dem ‚Großen Zugraub' der ‚Résistance' bei Neuvic oder die Legende rund um die ‚Teufelshöhle'. Andere finde ich in den Büchern französischer und lokaler Geschichte. Auf wieder andere stoße ich beim Stöbern in den Archiven der ‚Résistance' im Zentrum ‚Jean Moulin'. Manchmal fällt mir ein Thema beim Zeitungslesen auf oder ich höre etwas Interessantes zufällig bei einem Interview.

Q.Eines Ihrer Bücher zu lesen heißt sich in eine Welt von Sinnenfreuden, Freundschaft, Schönheit und Lebenslust zu begeben, gewürzt mit einigen menschlichen Fiesheiten wie bei ‚Reiner Wein': Raub, Verrat, internationalen Antiquitätenschmuggel und der Rekorddevisenraub der ‚Resistance'. Was möchten Sie, dass dem Leser am Schluss davon bleibt ?

Walker: Dass das Leben Spaß macht. Dass Nachbarn und Freunde die Quelle großer Freundlichkeit und Freunde sein können, und dass die Menschen im Grunde gut sind. Vor allem die natürlich, die an die Notwenigkeit guten Essens und Weines glauben genossen in guter Gesellschaft.

Q.Und was bewegt Sie dazu weiter zu schreiben ?

Walker: Ich möchte gerne wissen wie es mit Bruno und seinen Freunden weiter geht. So muss ich sie in immer neue Situationen bringen und Herausforderungen für sie finden. Ich mag es sehr über sie zu schreiben und nutze jede Anregung dies zu tun wie ein lokales Gerücht, einen neuen Aspekt der Geschichte, oder eine Erzählung eines Freundes über ein persönliches Drama.

Q.Was würden Sie tun um sich dafür zu stärken ? Welches wäre zum Beispiel Ihr Lieblingsmenue für ein Tete-a-tete mit Ihrer Frau ?

Walker:
Ich würde mit großen im Wald gesammelten Pilzen beginnen, gebraten auf dem Grill, serviert unter schmelzendem Käse von meinem Freund Stéphane und einigen Walnüssen garniert mit Honig von einem befreundeten Imker

Als zweiten Gang könnte ich mir zwei kleine Forellen vorstellen, mit Zitrone und Knoblauch gefüllt, und direkt über heißer Holzkohle gebraten

Als Hauptgang äße ich gerne einen wilden kürzlich gejagten Hasen an Zwetschgen aus meinem Garten und selbstgepflanzte jungen Erbsen

Danach Gartensalat und Käse von Stéphane

Als Déssert : Pfirsiche von unseren Bäumen in Rotwein

Dazu würden wir zuerst einen Bergerac Sec von Chateau de la Vielle Bergerie trinken und zum Hasen entweder Chateau de Tiregand oder Tour des Verdots.

Q.Ganz im Stile des französische Landedelmanns. Doch Sie sind Schotte. Kürzlich gab es die historische Abstimmung über den Verbleib oder die Trennung Schottlands von Great Britain. Wie haben Sie als leidenschaftlicher Schotte und hochpolitischer Mensch gestimmt ?

Walker: Mein Herz zog mich auf die eine Seite, mein Verstand auf die andere. Ich bin glücklich, dass wir zusammen bleiben


Foto: Klaus Einwanger / © Diogenes Verlag

Goldener Herbst

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Deutschland ächzt unter schönem Wetter.

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5 schlagende Gründe, warum jede Frau mit einem (viel) jüngeren Mann zusammen sein sollte

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„Ich will einen „richtigen" Mann" ist der Ausspruch, den meine Freundinnen bisher von mir gewohnt waren. „Ich will einen Mann, der weiß, was er will und der weiß, was wir Frauen wollen". In meiner Vorstellung war dieser Mann bisher in der Altersstufe 40+ zu finden, sprich der Midlife-Crisis bereits entsprungen und gefestigt im Leben.

Aber das Alter ist eben doch nur eine Zahl auf dem Papier, denn es gibt Männer, die mit 43 dem mentalen Niveau eines 19-Jährigen entsprechen und wiederum Männer, die mit 29 die Weisheit und Gelassenheit eines 45-Jährigen widerspiegeln. Alter hin oder her, auf die mentale Reife kommt es an und diese lässt sich eben nicht auf gezählte Frühlinge reduzieren.

„Und was sollen die anderen von mir denken, wenn ich mir einen jüngeren Mann zulege?" werden Sie jetzt vielleicht denken... Meine Antwort ist: Lassen Sie die anderen denken, was sie wollen. Aus den kritische Blicken und Worten spricht lediglich purer Neid. Warum jede Frau nicht nur von einem jüngeren Mann träumen sollte, sondern diesen Traum auch in die Tat umsetzen sollte, lesen Sie hier:

1. Sex: Die Frau lebt ihre sexuelle Erfüllung in ihren Dreissigern, genau dann, wann die Kraft beim Mann anfängt nachzulassen. Die Mischung zwischen einer Frau, die ihren Körper kennt und ihre Sinnlichkeit auslebt mit der jugendlichen Kraft eines jüngeren Mannes ist mehr als explosiv! Und wenn wir ehrlich sind, bevorzugen wir Frauen doch auch einen knackigen jungen Körper... das ist sexy, oder nicht?

2. Zukunftsträume: Im Normalfall haben jüngere Männer keine „Altlasten", die sie mit sich rumtragen, sondern sind noch ganz „unbefleckt" und träumen noch brav von der großen Liebe. Kein geführter Scheidungs-Rosenkrieg oder komplizierte Patch-Work-Family-Konstellationen, die auf die Reihe gebracht werden müssen belasten die neue Beziehung. Mit einem jungen Mann haben Sie ein „unbeschriebenes Blatt" an Ihrer Seite, das Sie beschriften und bemalen dürfen, ganz nach Ihrer Farbwahl!

3. Jung macht jung: Junge Männer sind Jungbrunnen! An der Seite eines jungen Mannes fühlen wir uns selbst auch gleich wieder ein paar Jahre jünger, nicht nur dank seiner Art, sondern auch, weil er uns ein Stückchen näher bringt, worauf junge Leute stehen, was trendy ist und welche Restaurants/Bars/Clubs/Musik/Filme/... derzeit angesagt sind. Aber Achtung: auch wenn Sie sich frisch verliebt an der Seite eines jungen Mannes befinden und sich gerade wie eine 17-jährige Teenagerin fühlen, bitte verhalten Sie sich nicht so und genauso wichtig... kleiden Sie sich bitte nicht so! Behalten Sie Ihren eigenen Stil bei, er ist es ja schließlich auch, den Ihre junge Begleitung so sehr schätzt!

4. Ausgehen und Spaß haben: Ein jüngerer Mann wird den Samstag Abend nicht mit Ihnen vor dem Fernseher verbringen, sondern Pläne schmieden: Kino, angesagte Restaurants, Disco, Theater, Sport, Reisen, Ausgehen mit Freunden... Ihr Terminkalender wird die ganze Woche über voll mit Aktivitäten sein! Langeweile war einmal...

5. Geschmeicheltes Ego: Er könnte mit einer Frau in seinem Alter zusammen sein. Eine jüngere Frau, die vielleicht noch keine Falten hat und sich keine Sorgen über ein paar Kilo zu viel an Bauch, Beine und Po machen muss. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass wir Frauen es sind, die sich viel mehr Gedanken über unser Aussehen und Alter machen, mehr als die Männer es tun. Wie wir alle wissen, ist es ja nicht nur das Äußere, worauf es ankommt, da gibt es noch einiges mehr: junge Männer himmeln die Lebenserfahrung, Reife, Sicherheit und Gelassenheit einer reifen Frau an. Frauen, die wissen, was sie wollen, die wissen, wo sie im Leben stehen, wirken erotisch und sexy!

Also, liebe reife Damen, genießen Sie das Gefühl, von einem jüngeren Mann angehimmelt zu werden und ganz nach Madonna´s Motto bezüglich jüngerer Männer: „Sie wissen zwar nicht, was sie tun, aber sie tun es die ganze Nacht..." wünsche ich Ihnen und mir selbst viel Spaß!

Foto: Paar unterschiedliches Alter via Shutterstock

Regisseur Christian Ditter im Interview über "Love, Rosie - Für immer vielleicht"

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Die meisten von uns kennen ihn als Regisseur der Serien Doctor's Diary und Türkisch für Anfänger, aber auch von Filmen wie Vorstadtkrokodile und Wickie auf großer Fahrt. Jetzt kehrt Christian Ditter allerdings wieder zu seinen Ursprüngen zurück.

Wie sein Abschlussfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film in München Französisch für Anfänger, so ist auch sein aktueller Kinofilm Love, Rosie - Für immer vielleicht eine romantische Komödie. In den Hauptrollen besetzt mit Lily Collins als Rosie und Sam Claflin als Alex, verfilmte Christian Ditter den Buchbestseller Für immer vielleicht von Cecelia Ahern. Im Interview erzählt der erfolgreiche Regisseur von seiner Arbeit und den Herausforderungen am Set.


Wie kam es zu Ihrer Regiearbeit für Love, Rosie - Für immer vielleicht?

Ich habe mich mit einem Produzenten von Constantin Film getroffen, den ich von den Filmen Wickie auf großer Fahrt und Vorstadtkrokodile kenne. Wir haben über unsere Zukunftspläne gesprochen und dabei kamen wir auf Love, Rosie - Für immer vielleicht zu sprechen. Ich wollte unbedingt wieder mit Darstellern an echten Locations mit einer Handkamera drehen - etwas, was in die Richtung meines ersten Films Französisch für Anfänger geht. Nun galt es für mich die passenden Hauptdarsteller für Love, Rosie - Für immer vielleicht zu finden und dieser Herausforderung habe ich mich sehr gerne gestellt.

Wie schaffen Sie es, die richtigen Hauptdarsteller herauszusuchen?

Prinzipiell interessiere ich mich sehr für Film und schaue auch viel. Somit habe ich einen guten Überblick über Schauspieler, die mir gefallen. Lily Collins fand ich schon immer spannend. Als wir begonnen haben, an Love, Rosie - Für immer vielleicht zu arbeiten, hat sie gerade die Chroniken der Unterwelt für dieselbe Produktionsfirma in Kanada gedreht. Dort habe ich sie dann auch zu unserem ersten Gespräch getroffen. Wir haben uns gleich super verstanden und waren uns beide sehr einig darüber, wie sich der Film anfühlen soll.

Sam Claflin habe ich in Fluch der Karibik und in Snow White and the Huntsman gesehen. Dort spielte er eine Art Krieger, also eine komplett andere Richtung. Ich habe allerdings ein Interview mit ihm im Internet gesehen, in dem er extrem lustig und sehr charmant war. Damals dachte ich mir, dass es spannend wäre, ihn einmal für eine leichtere und moderne Rolle zu besetzen.
Ich habe ihn dann in London getroffen und auch wir haben uns sehr gut verstanden. Als wir uns dann alle noch einmal zu dritt getroffen haben, war klar, dass die Chemie stimmt und wir zusammenarbeiten.

Ist es schwer, ein bestehendes Buch zu verfilmen?

Das Tolle an Büchern ist ja, dass jeder Bilder im Kopf hat, wenn er sie liest. Als Regisseur muss man den Film machen, den man selber gerne sehen will und das Buch so verfilmen, wie man es selbst sieht. Am Ende hoffe ich natürlich, dass das viele Leute ähnlich sehen.

Ich habe einen ganz persönlichen Ansatz und auch einen breiten Geschmack, ich sehe das gerne, was alle anderen auch mögen. Von daher sollte es da eine große Schnittmenge geben :)

Hatten Sie Kontakt zur Autorin Cecelia Ahern?

Als wir in Irland waren zum Drehen, habe ich sie getroffen und in unser Büro eingeladen. Dort habe ich ihr Fotos und Castingvideos gezeigt. Sie war sehr glücklich und hat das alles zur Kenntnis genommen. Sie hat uns oft besucht, auch mit ihrer ganzen Familie.

Cecelia Ahern ist sehr glücklich mit Lily und Sam als Hauptdarsteller. Ich glaube, sie hat den Film mittlerweile schon zehn Mal gesehen. Und ohne sie gäbe es den Film ja auch nicht.

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Christian Ditter am Set von Love, Rosie - Für immer vielleicht © Constantin Film




Können Sie uns eine besondere Anekdote vom Filmset verraten?

Es gibt eine Szene, in der es essentiell wichtig ist, dass ein Neugeborenes Schluckauf hat. Jetzt kann man natürlich einem Baby, das vor einer Woche auf die Welt gekommen ist, keinen Schluckauf auf Befehl herauslocken. Wir haben uns wirklich überlegt, wie wir das lösen können. Es gab die Möglichkeit, das Baby als Puppe zu bauen oder es computeranimiert zu gestalten. Wir hatten über Wochen zig Experten da, die verschiedene Ideen vorgeschlagen haben.

Am Drehtag kam dann das Baby und wurde an die Schauspielerin übergeben. In dem Moment als sie es dann auf dem Arm hatte, fing das Baby an zu hicksen - es hatte auf einmal Schluckauf. Wir haben alles übersprungen, mit der Filmklappe und „Ton ab". Ich habe nur geschrien: „Lasst laufen, lasst laufen". Dann haben wir die komplette Szene, ohne die Kamera einmal abzuschalten, in fünf Minuten gedreht. Alles, was man in der Szene sieht, ist echt. Das war wirklich ein Geschenk.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Es gibt zwei konkrete Projekte. Eines ist in Deutschland, über das darf ich allerdings leider noch nichts verraten.

Das andere entsteht in Amerika. How to Be Single ist ein Film für New Line Cinema. Den wollen wir im Frühjahr drehen. Es gibt momentan mehr Projekte, die ich machen will, als ich zeitlich machen kann. Ich bin sehr dankbar, in der glücklichen Situation zu sein, auswählen zu können.


Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?

Ich bin eigentlich immer am liebsten direkt am Set, obwohl das leider oft der kleinste Teil ist. Drehzeiten liegen meistens bei drei Monaten und man bereitet aber mindestens ein halbes Jahr vor und ist danach ein halbes Jahr in der Nachproduktion. Was an der Set-Arbeit so toll ist, sind die Menschen, von denen man umgeben ist. Das sind alles Leute mit super Ideen.

Da kann man sich sehr gut austauschen und inspirieren lassen. Es ist oft so, dass man mit einem Plan morgens hingeht und abends mit etwas Besserem nach Hause kommt. Das ist ein tolles Gefühl. Im Schneideraum ist es auch gut, da kann man in Ruhe herumexperimentieren. Aber die Energie am Set ist unvergleichbar.

Der mündige Verbraucher hat wenig mit der Realität zu tun

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Schreibt unser Justizminister, Herr Heiko Maas. Und deshalb muss der arme Minister für den Bürger denken und diesen vor sich selbst schützen.

Was ist das für ein Menschenbild? Der Bürger als Trottel, als Depp, der ohne den fürsorglichen Vater Staat nicht zurechtkommt? Der nicht in der Lage ist seine privaten Dinge selbst zu regeln?

"Der Trottel als Leitbild" stammt leider nicht von mir, sondern so ist ein Artikel im SPIEGEL getitelt.

Bei einem Fischhändler in Hamburg findet sich ein Schild über der Theke:

"Wir müssen Sie darauf hinweisen, dass im Fisch Gräten vorkommen können".

Der Händler folgt damit einer Entscheidung des Amtsgerichts Hamburg-Altona. Er musste einem Kunden, der sich an einem Lachsbrötchen verschluckt hatte 500 Euro Schmerzensgeld bezahlen.

Und solche Fragen, will unsere Bundesregierung nun endlich regeln. Herr Justizminister Heiko Maas (SPD) will einen neuen Beraterkreis (wie viele davon gibt es eigentlich?) für die Bundesregierung berufen, den "Sachverständigenrat für Verbraucherfragen". Gegenwärtig wird gerade der Leiter der Geschäftsstelle dieses Rates gesucht.

Der Minister meint, dass der mündige Verbraucher ein schönes Ideal sei, aber "mit der Realität hat es wenig zu tun" und "Die Vorstellung, man müsse Verbraucher nur über alle Einzelheiten eines Geschäfts oder Produkts detailliert informieren, dann könnten sie schon rationale Entscheidungen treffen, verfehlt die Wirklichkeit."

"Wo Verbraucher sich nicht selbst schützen können oder überfordert sind, muss der Staat Schutz und Vorsorge bieten." Ähnlich formuliert es die SPD-Bundestagsfraktion in ihren Leitlinien zur Verbraucherpolitik: "Der stets informierte, immer rationale und selbstbestimmt handelnde Verbraucher existiert im Alltag nicht."

Er und seine Partei sind offensichtlich der Auffassung, dass der Bürger sich irrational verhält. Ist das nicht eine bodenlose Unverschämtheit, den Bürger zu behandeln wie ein Kleinkind? Und was wäre dies für eine Welt, wenn der Bürger immer rational und emotionslos handelte? Na ja, die graue Welt der Funktionäre, die diese Herren und Damen gerne hätten.

Das von den Herren Maas und Schäuble vorgelegte Maßnahmepaket zum Schutz von Kleinanlegern hat dieses Denken bereits verinnerlicht.

Mit diesem soll verhindert werden, dass Finanzprodukte an Bürger vertrieben werden, für die sich diese "objektiv nicht eignen". Und es soll z.B. weiter geregelt werden, in welchen Medien für welche Geldanlage geworben werden darf.

Der Staat maßt sich damit an zu entscheiden, was für welchen Bürger geeignet ist und wo geworben werden darf.

Und wie das mit Regulierungen so ist, wenn man mal damit anfängt kann man damit nicht mehr aufhören. Es wäre ja abenteuerlich den Bürger in anderen Bereichen seinem Schicksal zu überlassen. Nein, man muss ihn in allen Lebensbereichen auf den rechten Pfad führen.

Einem italienischen Unternehmen wurde verboten, Duschgels mit Erdbeer- und Karamellduft auf den deutschen Markt zu bringen: Der Bürger könnte ja meinen, es handle sich um ein Getränk.

Staubsauger ab 1600 Watt: seit 1. September verboten. Leistungsstarke Halogenglühbirnen: verboten ab 1. September 2016. Einwegfeuerzeuge: müssen schwergängig sein, damit sie auf den Markt kommen dürfen. Neue Fernsehgeräte müssen werksmäßig so eingestellt werden, dass sie sich selbsttätig nach 240 Minuten ausschalten, wenn die Fernbedienung in diesem Zeitraum nicht benutzt wurde. Die Warmhalteplatten von Kaffeemaschinen werden ab Januar 2015 bereits nach spätestens 40 Minuten den Betrieb einstellen.

Wenn eine Sendung über 240 Minuten geht, dann wird sie also von Staats wegen abgeschaltet. Und wenn ich meinen Kaffee nach 40 Minuten nicht getrunken habe, sorgt der Staat dafür, dass er kalt wird. Na ja, vielleicht fördert dies die Hersteller von Thermoskannen. Ob diese umweltfreundlicher sind müsste aber wohl erst noch untersucht werden.

Und wie immer gilt, gut gemeint ist nicht gut gemacht. So müssen seit 2010 (ja, auch schwarz-gelb litt damals an Verbraucherbeglückung) Finanzberater ein Protokoll von ihrem Verkaufsgespräch fertigen. Der Kunde bestätigt mit seiner Unterschrift, dass er aufgeklärt und ggf. gewarnt wurde.

Um alle denkbaren Risiken auszuschließen, hat der Gesetzgeber sehr detaillierte Vorgaben für dieses Protokoll gemacht. Diese werden so penibel umgesetzt, dass ein juristischer Laie jedoch kaum noch ein Wort versteht.

Das Beratungsprotokoll sorgt somit dafür, dass es die Berater gegen Schadensersatzprozesse absichert.

Weiteres Beispiel: Seit Anfang September gibt es das neue Energieetikett für Staubsauger, das ungefähr dreimal so groß ist wie das alte. Angesichts der Fülle der Informationen, die kaum verständlich sind, musste ein Begleitblatt entwickelt werden, damit man das Etikett versteht.

U.a. wird der Energieverbrauch für 50 Reinigungsvorgänge pro Jahr angegeben. Ja was sind dass denn für Schmutzfinken? Die saugen noch nicht einmal pro Woche! Und die wollen mir erklären, was für mich gut ist?

Im Ministerium von Herr Maas hat man gezählt und ist auf 246.944 Vorschriften des Bundes gekommen, die das Leben des Bürgers regeln. Und trotzdem kommt ständig neues dazu.

Der Minister spricht vom "verletzlichen und vertrauenden Verbraucher", das glatte Gegenteil vom mündigen Verbraucher. Und weil dieser nicht auf sich selbst aufpassen kann, muss er überall von Warnhinweisen umstellt werden. Dass er sich dabei auf eine Empfehlung des Deutschen Juristentages von 2012 berufen kann, macht die Sache nicht besser.

Was kommt als nächstes? Die Regulierung von fettigem und/oder süßem Essen wird ja schon von vielen angedacht. Der Bürger soll zu seinem Besten gezwungen werden, denn Vater Staat entscheidet für ihn, was das Beste für ihn ist. Wäre ja auch noch mal schöner, wenn der Bürger dies selbst entscheiden könnte. Das wären ja die Anfänge der Anarchie.

Wehren wir uns endlich gegen diese Einschränkungen unserer Freiheit.

9 Jobs, die Amerikaner am meisten fürchten

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Egal, wie viel Geld man angeboten bekommt, diese neun Jobs hinterlassen ein Gefühl bei den Amerikanern, das man so nicht unbedingt erwartet: Angst.

Ganz gleich, ob man vor Publikum auf einer Bühne Witze erzählen muss oder mit tödlichen Infektionen umgehen muss. Die gewisse Anzahl an Jobs sind zu furchteinflößend für einige Arbeitnehmer. Das hat kürzlich CareerBuilder festgestellt. Dieses Jahr gehören zu den meistgefürchtesten Jobs bei den Amerikanern Poltiker, Mikrobiologen für ansteckende Krankheiten, Kindergartenlehrer und Tatortermittler.

Die Studie von CareerBuilder enthält aber nicht nur die Jobs als solches, sondern wieviele sie dennoch ausüben und was gezahlt wird.

Politiker: Es gibt 56.857 Politiker in den USA. Der durchschnittliche Betrag für lokale und Staats-Politiker beträgt 14,77, während das durchschnittliche Gehalt von US-Senator und Mitglieder des House of Representatives 174.000$ pro Jahr beträgt.

Mikrobiologe für ansteckende Krankheiten: Davon gibt es schätzungsweise 20.800 in den USA mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 33,27$.

Sicherheitskraft bei einem Konzert eines Teen Pop Idols: Davon gibt es über 1,15 Millionen in den USA mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 11,88$.

Kindergartenlehrer: 158.084 Kindergartenlehrer gibt es in den USA, dort beträgt der durchschnittliche Stundenlohn 24,81$.

Tiertrainer: Es gibt über 32.000 Tiertrainer in den USA mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 12.24$.

Von den Stand-up Comedians gibt es über 37.000 Jobs in diesem Bereich, die Entertainer und Performer beinhalten und ihr durchschnittlicher Stundenlohn liegt bei 16,89$.

Die Bestatter sind mit 27.505 Personen vertreten in den USA und deren durchschnittlicher Stundenlohn beträgt 23,13$.

Von den Radio, Telefon und Sendeturm-Arbeiter (Installation, Reparatur) gibt es 16.213 Personen in den USA und werden mit 21,97$ pro Stunde im Durchschnitt entlohnt.

Die Studie basiert auf einen Fragebogen von 3.103 Arbeitern verteilt auf einer großen Bandbreite. CareerBuilder entnahmen Daten für jeden Beruf von Economic Modeling Specialists Intl.

Warum gibt es FC Bayern München Fans?

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Es gibt einige Dinge, die ich nicht verstehe. Warum man einen SUV fährt, wenn man in der Stadt wohnt, zum Beispiel. Oder warum man nebeneinander im Café sitzt und jeweils nur auf sein Smartphone starrt. Was an Schläppchen von Prada für € 500 so toll ist, verstehe ich auch nicht. Aber ganz besonders kann ich nicht verstehen, warum man FC Bayern München Fan sein kann.

Nun mag es noch nachvollziehbar sein, wenn ich in München und Umgebung wohne. Ich habe mir zwar sagen lassen, dass dort hauptsächlich Zugezogene leben und keine ursprünglichen Bayern, aber ich will mal nicht so sein. Ist ja auch eine Art von Intergration, sich dem Fußballverein am Wohnort zuzuwenden. Es gäbe zwar noch 1860, aber wollen wir es mal nicht so genau nehmen.

Doch je weiter die Menschen von München entfernt ihren Lebensmittelpunkt haben, desto weniger wird eine Zuneigung zum Rekordmeister für mich nachvollziehbar. Spätestens an der Rhein-Main-Linie hört es ganz auf.

Fan sein braucht Schmerzen

10 Millionen Fans soll Bayern München in Deutschland haben, las ich letztens in einer Tageszeitung. Wirft dies nicht ein beängstigendes Licht auf unsere Gesellschaft? Fan sein ist doch mehr, als nur mit Siegen anzugeben. Fan sein heißt, dass ich mitleide, dass ich den Kampf zum Erfolg meines Herzensvereins mit verfolge und dass ich mich schlecht fühle, wenn der Weg dorthin noch lange und steinig zu sein scheint.

Als Autorin weiß ich, dass Helden, denen alles gelingt, die nur Erfolg haben, stinklangweilig sind. Selbst Comic-Helden werden heute mit innerer Zerrissenheit dargestellt, damit sie für Leser und Zuschauer noch von Interesse sind. Bei Bayern München hält sich das Leiden schwer in Grenzen. Es stellt sich höchstens die Frage, ob sie schon wieder Deutscher Meister werden und mit wie viel Punkten Vorsprung dies wohl geschehen mag. Wie langweilig.

Erfolg, wem Erfolg gebührt

Sie haben es gut gemacht, die Bayern. Haben frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und klug gehandelt. Das sie heute die Liga beherrschen, ist nachvollziehbar und sicherlich auch bewundernswert. Wenn man dies mit den abenteuerlichen Versuchen einer Borussia Dortmund mit ihrem Börsengang vergleicht, muss man Bayerns Erfolg sicherlich anerkennen. Aber ich erkenne auch Heinos Lebensleistung an. Ein Fan bin ich deswegen noch lange nicht.

Nur Erfolg reicht doch nicht

Wenn mir also jemand im Café in Düsseldorf gegenübersitzt, der Rheinländer von Geburt an ist und mir sagt, er sei Bayern München Fan, dann wirft dies für mich einige Fragen zu dessen Persönlichkeit auf. Was sagt es über einen Menschen aus, dass er nur auf makellosen Erfolg aus ist? Dabei wären doch im näheren Umfeld genügend Alternativen vorhanden, die alle Aspekte des menschlichen Leidens in sich vereinen.

Er könnte Schalke-Fan sein, was Leiden in der Urform ist. Selbst ein Bekenntnis, Fan vom 1. FC Köln zu sein, würde mir eine gewisse Hochachtung entlocken. Ich könnte sogar Mitleid empfinden, wenn er mir beichten würde, Fan von Bayer Leverkusen zu sein, wenn die überhaupt Fans hätten. All dies wäre nachvollziehbar.

Nein, ich werde es nie verstehen

Es wird mir aber immer fremd sein, dass jemand Fan des deutschen Rekordmeisters ist. Auch wenn es die schon zitierten 10 Millionen sein mögen. Vielleicht sagen diese Menschen es auch nur in die Mikros der Befragungen, weil sie sich nicht trauen, zu gestehen, dass sie eigentlich im Herzen für ihren Heimatverein TuS Hintertupfingen fiebern.

Vielleicht wollen sie nur ihr verletzliche Seele schützen und nutzen dafür den kantenlosen FC Bayern München. Vielleicht ist es genauso, wie mit den SUVs in der Stadt: die reine Angst, verletzlich zu sein.

P.S.: Falls sich jemand fragt, für welchen Verein mein Herz schlägt, dann kann ich sagen, es schlägt einzig und allein für Borussia Mönchengladbach und das schon immer.

10 Fakten über Katzen

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Katzen sind auf vielerlei Wege bekannt und geliebt, manches mal sogar veehrt. Doch wissen wir wirklich alles über unsere felligen Freunde?

  • Bezugnehmend auf die American Veterinary Medical Association gab es 2007 über 87.721.000 Katzen in den amerikanischen Haushalten. Hunde waren 72.114.000 vertreten. Über 32% der Haushalte hatten eine Katze, der durchschnittliche Katzenbesitzer besitzt mindestens zwei Katzen.

    Beide Tiere können zusammenleben. Die Wahrscheinlichkeit liegt dafür besonders gut, sagt eine Studie aus dem Jahr 2008 im Applied Animal Behavior Science, wenn die Katze unter 6 Monate und der Hund unter ein Jahr alt ist.


  • Wenn man einer Katze beim trinken zusieht, schaut man sich gleichzeitig einen sehr faszinierenden Prozess an. Im Gegensatz zu Hunden, haben Katzen ihre eigene Taktik die Flüssigkeit aufzunehmen. Eine Katze berührt mit der Zungenspitze die Oberfläche der Flüssigkeit, formt die Zunge wie eine Art Rohr und zieht die Zunge wieder zurück. Genau wenn eigentlich die Gravitation einsetzen sollte, zieht die Katze die Zunge zurück und schließt den Mund. Nach jedem Vorgang bekommt die Katze rund 0.1 Milliliter der Flüssigkeit. Sie kann viermal pro Sekunde diesen Vorgang wiederholen, was bedeutet, dass sie 5 Teelöffel oder 24ml jede Minute so aufnehmen kann.


  • Kater haben ein Feature auf ihren Genitalien: Hunderte von Stacheln. Niemand scheint sich sicher zu sein, wozu diese millimeterlangen Stacheln dienen. Sie könnten die sexuelle Stimulation beim Kater verbessern oder aber den Penis daran hindern rauszugleiten, wenn es zur Ejakulation kommt. Katzen können nur nach genitaler Stimulation ovulieren. Es könnte daher möglich sein, dass die Stacheln diesbezüglich eine Rolle spielen.

    Wenn Kater früh sterilisiert werden, entwickeln sich keine Penisstacheln. Das kommt daher, dass die Stacheln sich nur aufgrund männlicher Hormone entwickeln können.


  • Nicht nur wir Menschen werden dicker, sondern auch unsere Haustiere. Über 54% unserer Hunde und Katzen sind übergewichtig oder adipös, dies stellte die Association for Pet Obesity Prevention (APOP) fest. Das bedeutet, das über 50 Millionen Katzen korpulent sind.


  • Eine Studie aus dem Jahre 2010 im Proceedings of the National Academy of Sciences Magazin hat festgestellt, dass die sozialen Tierarten wie Hunde eine Entwicklung des Gehirns in den letzten 60 Millionen Jahren vollzogen haben. Dieses ist größer als bei einzelgängerischen Tieren wie Katzen.

    In einem Artikel aus dem Jahre 2009 im Magazin New Scientist, dass Katzen andere Vorteile haben und zum Beispiel sozusagen ein größeres Vokabular haben.


  • Hunde mögen ein aktiveres soziales Leben haben. Aber im Jahr 2010 haben Forscher der Wildlife Conservation Society eine Aufnahme einer Wildkatze gemacht, die ihr Opfer nachmacht beziehungsweise dessen Laute. Es war ein kleiner Affe. Dabei handelte es sich um eine Langschwanzkatze, die die Affengeräusche nachahmte.


  • Katzen erinnern sich an Hindernissen in ihrer Umgebung nur für rund zehn Minuten. Dies stellte eine Studie im Jahre 2007 fest. Katzen haben aber ein größeres Muskelgedächtnis als ihr visuelles Erinnerungsvermögen. Die Katzen wurden in der Studie daran gehindert mit den Hinterbeinen nachzukommen, obwohl die Vorderbeine schon über dem Hindernis waren. Sie erinnerten sich daran, die Hinderbeine zu nutzen, wenn sie innerhalb der nächsten 10 Minuten den Weg nochmal wiederholten. Aber sobald sie daran gehindert wurden, haben sie es innerhalb Sekunden wieder vergessen.


  • Es ist wahr, werte Katzenbesitzer. Deine Katze manipuliert Sie. Manche Katzen haben ein Schnurren perfektioniert, dass die Menschen dazu bringt ihnen das zu bringen, was sie wollen. Eine aus dem Jahr 2009 stammende Current Biology Studie hat festgestellt, das Menschen die Mischung aus Beharrlichkeit und Aufdringlichkeit schwer ignorieren. Katzen nutzen diesen Laut, wenn sie Futter wollen Die Katzenbesitzer intepretieren den Laut als unangenehmer und dringender als sonst.


  • Apropos Manipulation. Die Katzenparasiten haben auch die Möglichkeit zu manipulieren. Die Mikrobe Toxoplasma Gondii ist ein Meister der Gedankenkontrolle. Sie infiziert Ratten und lässt sie rücksichtslos agieren, lässt sie in Gegenden herumlaufen, wo es wahrscheinlich ist auf eine Katze zu treffen und geschnappt zu werden. Das ist sehr nützlich für den Parasiten, denn dieser kann sich nur im Magen einer Katze reproduzieren.

    Wo die T. Gondii Infektionsrate höher ist, haben Menschen dazu tendiert eine neurotische Eigenschaft zu entwickeln. In Gebieten mit geringer Infektionsrate sind diese Eigenschaften ebenfalls geringer ausgefallen.


  • Von allen Möglichkeiten des Klimawechsels, könnte ebendieser dazuführen, dass es längere Phasen gibt um mehr Katzen zu gebären. Das sind für die Katzen allerdings keine guten Neuigkeiten, denn diese werden wahrscheinlich als Streuner enden.


Japanisches Szenario, Covered Bonds und der Hochmut

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EZB kauft nun auch Covered Bonds

Die Kreditvergabe in der europäischen Peripherie gestaltet sich seit geraumer Zeit mehr als schwierig. Die EZB hat deshalb, und auch zwecks der Entlastung der Bankbilanzen, Pfandbriefkäufe in einem Gesamtvolumen von etwa 1,7 Mrd. Euro getätigt. Nach dem Vorstoß in den Bereich der privaten Anleihen hat die Europäische Zentralbank nun auch Kreditverbriefungen auf ihrer Einkaufsliste.

Draghi ist endgültig bereit eine weitere Aufblähung der Bilanz um eine Billion Euro vorzunehmen. Ob der Markt überhaupt in der Lage ist dieses Volumen zu absorbieren steht gegenwärtig auf einem anderen Blatt. Früher oder später wird sich das End Game um die massiven Staatsverschuldungen in groß angelegten Staatsanleihekäufen niederschlagen.

Für gewöhnlich sollten Staaten in der Lage sein aus ihren Schulden herauszuwachsen. Jedoch hat sich die abzeichnende Konjunkturflaute im gemeinsamen europäischen Währungsraum mittlerweile insbesondere in der langanhaltenden Jugendarbeitslosigkeit niedergeschlagen und zwar in solchen Dimensionen, dass man die Wahrheit nicht mehr verschleiern kann und auch nicht mehr verschleiern darf.

Selbst der EZB-Ratsmitglied Nowotny sprach erst kürzlich in diesem Zusammenhang von einem möglichen "japanischen Szenario" in Europa. Hierbei werden niedrige Inflationsraten von einem geringen Wachstum begleitet. Die unmittelbare Folge ist das Verharren auf niedrigen Produktionsoutputs, was den Arbeitsmarkt auf die Dauer schwächt und zu einem Einstellungsstopp beziehungsweise Entlassungen führt.

Beschäftigungsabbau wird fortgesetzt

Auch die Berliner Konjunkturforscher vom DIW kamen bei Ihrem Monatsbericht zum selben Ergebnis. Insbesondere würde sich die Vielzahl der gegenwärtigen geopolitischen Krisen hemmend auf das Ausgabeverhalten mit Investitionscharakter auswirken. In der Bundesrepublik habe das verarbeitende Gewerbe im großen Maße gelitten, etwas Rückendeckung bekommt die deutsche Wirtschaft dennoch vom starken privaten Verbrauch. Was aber unterm Strich bleibt ist der weitere Beschäftigungsabbau in der größten Volkswirtschaft der EU.

Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. So könnte man das gegenwärtige Tauziehen innerhalb Europas ganz gut zusammenfassen. Die starke Abwertung des Rubels hat die russischen Währungshüter zu einem besonders drastischen Schritt veranlasst. Die Zentralbank Russlands erhöhte den Leitzins am vergangen Freitag um satte 150 Basispunkte. Das ist das Dreifache vom Zinsschritt, der im Vorfeld von den Marktteilnehmern erwartet worden ist, zumal die letzte Steigerung erst Ende Juli erfolgt war.

Zu dem damals vollzogenen Schritt um 50 Basispunkte wird die Kreditvergabe jetzt erheblich gedrosselt werden, was die russische Konjunktur, obgleich die Inflation zukünftig gering ausfallen dürfte, zusätzlich belasten wird.

Die Märkte sahen den russischen Leitzins von momentan 9,5 Prozent jedenfalls ziemlich gelassen. Nach anfänglichen Zugewinnen des Rubels gegen den festgelegten Währungskorb ist es zu weiteren Abgaben der russischen Währung gekommen. Der russische Staat sitzt dennoch auf einem ziemlich dicken Devisenpolster, die privaten Verschuldungsquoten sind relativ niedrig. Wie sieht das anderswo aus?

Bank of Japan folgt dem globalen Trend

Das japanische Inflationsziel von anvisierten 2 Prozent hat sich einmal mehr als ein schönes Marktmärchen herausgestellt, was den Appetit der japanischen Notenbank auf die Regierungsanleihen zukünftig erheblich steigern wird. Aber auch Immobilien- und Aktienfonds befinden sich jetzt auf der Einkaufsliste der japanischen Währungshüter.

Ein Schelm, wer einen Ausverkauf des japanischen Staates darin sieht. Mit rund 7 Billionen Yen ist die japanische Notenbank mittlerweile der drittgrößte Stakeholder Japans, weitere 3 Billionen Yen kommen bald hinzu. Durch die jährlich wachsende Geldbasis dürfte sich der Ausverkauf beschleunigen und zwar um 80 Billionen zusätzliche Yen jährlich.

Der globale Trend ist unübersehbar, auch in Europa. Der gemeinsame europäische Währungsraum, der mit dem Geburtsfehler einer Verschuldungsspirale, verstärkt durch die fehlende Kontrolle einer Zentralregierung, auf die Welt gekommen ist, setzt jetzt zunehmend auf die Austeritätspolitik. In Frankreich und Italien wird sich der Vermögenstransfer von unten nach oben auch im Jahr 2015 ungebrochen fortsetzen.

Geplante Einsparungen im französischen Sozialhaushalt beziffern sich nach dem letzte Woche erfolgten Beschluss auf nahezu zehn Milliarden. Demokratie ist gut, wenn man die Stimmen hat, das Gute durchzusetzen, dies dürften sich auch die 245 französischen Abgeordneten, die sich bis zuletzt gegen den Beschluss gestemmt hatten, gedacht haben.

Renditedifferenzen beschleunigen die Krise

Das fehlende Wachstum hat sich im geringen Preisauftrieb niedergeschlagen, der Renditeanstieg in der Eurozone ist ins Stocken geraten. Den Notenbanken fehlt es an einer gemeinsamen Strategie, zumal mit einer Leitzinserhöhung seitens der EZB nicht vor 2017 zu rechnen ist.

Die Renditedifferenzen zwischen den beiden Partnern Euroraum und den USA werden insbesondere im mittleren und kurzen Bereich weiter zunehmen und somit die gemeinsame Krisenbekämpfung verhindern. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch nichts anderes, als dass eine zusätzliche Beschleunigung der Krise zu erwarten ist.

Dies ist ein Exzerpt aus unserem Blog.

Allen Lesern eine schöne Zeit und alles Gute!

Bitte umblättern! Warum die Zukunft neue Seiten braucht

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... weil die Welt in Aufruhr und der Umbruch tradierter Ordnungen mit Händen zu greifen ist.

.... weil Städte zu Innovationslaboren für eine Nächste Gesellschaft werden.

.... weil die Nächste Gesellschaft eine Entrepreneurial Society sein wird, in der sich immer mehr Menschen der Frage stellen: „Wie wollen wir in Zukunft leben?"

... weil künftig die Idee einer starken Gemeinschaft von einer starken Community, die sich den Herausforderungen einer Welt im Wandel stellt, getragen wird.

... weil die Sicherung der Zukunftsfähigkeit einer freien Gesellschaft vom Engagement einer starken Gemeinschaft und Einzelpersonen abhängt, die sich trauen, bei der Suche nach Antworten auf die Fragen unserer Zeit neue Wege zu beschreiten.

Vor diesem Hintergrund entstand Interview mit Jan Bathel. Der Wahlberliner lebt und arbeitet als Künstler, Coach und Entrepreneur mit Herz und Verstand. Er studierte Kunst, Wirtschaftswissenschaften und Philosophie. Als Co-Founder von Ignore Gravity und Gesellschafter der Stiftung Nächste Gesellschaft kuratiert er als Co-Editor der REVUE den Community-Aufbau rund um die REVUE. Am liebsten lädt er aber zum gemeinsamen Kochen ein.

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_ Lieber Jan Bathel, wie kamen Sie darauf, ein Printmagazin in diesen Zeiten zu machen, das sich der „Nächsten Gesellschaft" widmet?

Ein guter Freund sagte einmal in einem Interview, bevor er zum Interview-Magazin gerufen wurde: "Blogs sind schneller, Print ist schöner." Er fügte hinzu: „Und auf Papier liest man auch Texte."


Er fügte hinzu: „Und auf Papier liest man auch Texte." Damit hat er zwei Leidenschaften von mir auf den Punkt gebracht: Papier und Text. Ich habe eine besondere Leidenschaft für Papier, bedrucktes Papier. Typographie, oder besser die Linie, die sich auf Papier einen Raum erschließt kommt hinzu. Dieser Umstand ist sicherlich in meinem Kunststudium entstanden, hier habe ich hunderte Bücher gesammelt und überzeichnet. Heute bringt das Magazin beides für mich zusammen. - Kennen Sie die Menschen, die Bücher beim Lesen streicheln? Ich gehöre zu ihnen.

_ Sie arbeiten in Berlin. Was reizt Sie an dieser Stadt?

Berlin wandelt sich zum Mekka für eine internationale Kreativgemeinschaft. Die Internationalisierung der Stadt, die gerade erst eingesetzt hat, befeuert den Austausch der Kulturen und lässt die Provinz Berlin hinter sich. Wo internationale Künstler arbeiten und feiern, dort werden neue „Zukünfte" erfunden. Politik und Wirtschaft ziehen nach, wie die Turnschuhläden in Mitte in die zweite Etage der Häuser und die Bobos in neue Lofts. Die Stadt ist für mich zu einem Innovationslabor für eine Nächste Gesellschaft geworden. Tag und Nacht werden hier Prototypen und Versuchsanordnungen neuer Gesellschafts- und Lebensentwürfe gedacht und umgesetzt, die von überraschenden Nachbarschaften und einem weitgehend friedlich-demokratischen Umfeld profitieren. Und die REVUE mittendrin! Betakulturen haben das sagen. Oder um es mit Robert Montgomerys Installation im Stadtbad Wedding in Berlin zu sagen: "All palaces are temporary palaces."

Hört sich toll an, aber bei einem zweiten Blick kann einem dann ganz unwohl werden: Wer sich aus diesem städtischen Biotop hinauswagt, sieht sich mit einer Welt in Aufruhr konfrontiert. Der Umbruch tradierter Ordnungen ist mit Händen zu greifen. Kaum eine Region dieser Welt, in der nicht mit Gewalt um Stabilität und um ein besseres Leben gerungen wird. Mit der REVUE wollen wir von Berlin aus mit Berlin und Deutschland in die Welt schauen und von dort auch wieder zurück.

_ Wozu braucht es ein Gesellschaftsmagazin wie die REVUE?

Diese Frage stellen wir uns regelmäßig im Editoren-Kreis: Welchen (Mehr-)Wert kann ein Gesellschaftsmagazin stiften, das sich inmitten dieses Spannungsfelds eingerichtet hat und Anlaufstelle für all die positiven Deviants, die Unruhestifter, gesellschaftlichen Aktivisten, Visionäre und (digitalen) Entrepreneure sein will? Die REVUE treibt an der Küste der kostbaren Ressourcen eines gut vernetzten Gesellschaftslabors, um auf der anderen Seite nach den Notwendigkeiten sozialer Innovationen gefragt zu werden. Meine Meinung im Editoren-Team ist, dass eine kluge Beobachtung (xter Ordnung) der sich ändernden Verhältnisse nicht mehr ausreicht.

_ Und dann? Bewegen Sie sich etwa in utopische Gefilde?

Nein, sicher nicht. Die REVUE versucht, viel konkreter zu schauen, wie großer Wandel und Veränderung gerade in Hinblick auf soziale Innovationen gelingen kann. An entsprechenden Visionen und politischen Utopien mangelt es nicht. An gescheiterten Staaten und Gesellschaften auch nicht. Der Teufel steckt im Detail der Konkretisierungen, wenn es um große Veränderungen und Umbrüche geht. Denn große Worte sind schnell vom Zaun gebrochen. Was haben wir in die Waagschale zu werfen? Ist es mit einer Bereitschaft zur Auseinandersetzung einer kultivierten Streitfähigkeit getan? Stehen bei der Landkarte der Konflikte nicht die Grundlagen von Demokratie und Partizipation auf dem Spiel? Ich meine: Ohne die Bereitschaft zum streitbaren Diskurs zur Verteidigung demokratischer Grundüberzeugungen bleibt der Umgang mit der Unruhe überraschender Nachbarschaften und der Vielfalt der Verhältnisse ein harmloses Spiel mit Unterschieden.

_ Worum geht es in der neuen Ausgabe der REVUE?

Zumindest Jeanette Hofmann ist sich sicher: »Menschen, die vollkommen offline sind, wird es in Zukunft nicht mehr geben«. Und da hatten wir unser Thema gefunden: »offline«. Für mich verbergen sich hinter dem Ruf nach offline nicht nur Sehnsüchte und Zukunftsvisionen, sondern auch Ängste und der Wunsch nach Unabhängigkeit und die leide Hoffnung, Privatheit verbergen zu können. So legen wir eine Spurensuche in unserem Schwerpunktthema aus. Mich interessieren neben unserem Schwerpunktthema aber gerade auch die Rubriken der REVUE, die das Schwerpunktthema jeder Ausgabe mit den Anliegen einer Next Society, ihren Arbeits- und Organisationsformen, ihrem Führungsverständnis, ihrer Suche nach Sinn und alternativen Wirtschaftsmodellen ergänzen und herausfordern.

_ Wie wird diese Nächste Gesellschaft aussehen?

Diese Nächste Gesellschaft wird eine Entrepreneurial Society sein, in der sich immer mehr Menschen der Frage gemeinsam stellen: „Wie wollen wir in Zukunft leben?" Was sich heute unter den Labels: „social entrepreneur", „intrapreneuership", „social innovation" usw. verbirgt, ist bereits der konkrete Versuch, diese Fragen zu klären.

Die REVUE versteht sich seit der Ausgabe: »Dritte Orte« selber als Dritter Ort, in dem abseits erlernter Routinen und taubstummer Dogmen eine Nächste Gesellschaft entworfen und gestaltet werden kann. So hat unsere Stiftung und ihre REVUE ihren Sitz mitten in einem dritten Ort, der betakultur per se: dem betahaus Berlin. Mit Gesche Joost, Thomas Sattelberger und Reinhard Sprenger als neuen Co-Editoren haben wir uns auf den Weg gemacht, eine famose Community um die REVUE zu bauen.

_ Wer steckt noch hinter der REVUE?

Unterstützt wird die REVUE seit Jahren von ignore gravity, die die REVUE als ein Projekt ihrer Kitchen vorantreiben. Mit Christine Lange und Patrick Marc Sommer von designmadeingermany kam im Design Label langesommer seit der Ausgabe: »Dritte Orte« ein Design Team on board, das fantastische Arbeit leistet.

Unser Vorhaben findet in einem besonderen Vorhaben ihren Anklang: Im Mittelpunkt steht für mich dabei die Idee einer starken Gemeinschaft von Community-Publishern, die sich den Herausforderungen einer Welt im Wandel stellen. Und die der Überzeugung sind, dass die Sicherung der Zukunftsfähigkeit einer freien Gesellschaft von dem Engagement Einzelner und starker Gemeinschaften abhängt, die sich trauen, bei der Suche nach Antworten auf die Fragen unserer Zeit neue Wege zu beschreiten. - Und so fragen wir derzeit viele: Gehören Sie auch zu diesen Aktivisten und Transformatoren? Dann sind Sie herzlich eingeladen, uns anzurufen oder uns zu besuchen und mit uns zu kochen.

_ Wie soll die Zukunft der REVUE aussehen?

Gemeinsam mit Lena Schiller Clausen baue ich diese Community um die REVUE auf. In 2015 sollen 100 Community Publisher die REVUE vier Mal im Jahr als Tagebuch ihrer gemeinsamen Spurensuche herausbringen und so die wesentlichen Wegweiser und Meilensteine einer Nächsten Gesellschaft für eine große Leserschaft anschaulich machen. Wir setzen dabei nicht nur auf die Einzigartigkeit und Qualität einer hochwertigen Printausgabe. Ab 2015 wird auch eine digitale REVUE im Netz ihre Inhalte einem größeren, internationalen Lesekreis zugänglich machen.

Alle Community Publisher kommen vier Mal im Jahr zu NextSocietyLabs zusammen, um sich mit dem Leitthema der Next Society, der Entrepreneurial Society und den jeweiligen Themenschwerpunkten der Ausgaben auseinanderzusetzen. Entsprechend kuratierte Treffen an ungewöhnlichen Orten gehören dazu ebenso wie der Austausch mit eigenwilligen Vor- und Nachdenkern. Mit dem ersten NextSocietyLab kommt die Gemeinschaft zum ersten Mal unter der Überschrift "We are a community of publishers" zusammen. Darauf folgen im Quartalsabstand weitere NextSocietyLabs:

We are a community that creates meaning
We are a community that creates sense for next society
We are a community that changes society

_ Was zeichnet einen Community-Publisher aus?

Die Community-Publisher ermöglichen die Arbeit eines eingespielten und unabhängigen Redaktionsteams, das sich für inhaltliche und ästhetische Qualität der REVUE verantwortlich zeichnet. Jeder Co-Publisher sorgt über sein Netzwerk für Verbreitung eines qualitativ hochwertigen und inhaltlich gehaltvollen Gesellschaftsmagazins, das sich auf der Höhe der Zeit weiß und Ausweis ist für den eigenen Anspruch an Qualität.

Sicher steht aber ein regelmäßiger Austausch und Impulse für die eigene Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemstellungen und Leitthemen in der Community im Zentrum. Jeder Co-Publisher erhält zudem eine fest vereinbarte Anzahl an Printausgaben für die Distribution im eigenen Netzwerk, eine Präsentation der eigenen Person, Organisation oder Projektvorhaben auf der digitalen Plattform der REVUE und eine Teilhabe am Community-Publisher-Netzwerk und den NextSocietyLabs.

_ Sie erwähnten bereits Berlin als Zukunftslabor. Hat die REVUE Community eine „Green City" im Fokus der Auseinandersetzung, wenn es um die Stadt der Zukunft geht?

Es wurde bereits von anderen gerechnet. Im Jahr 2050 sollen 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben - 6,3 Milliarden davon weltweit in den großen Städten leben. Infolge werden technische und soziale Innovationen zum essentiellen Schlüssel bei der Gestaltung der Zukunftsfähigkeit unserer Städte. Durch sie verändern sich unsere Definitionen von Arbeit, die sozialen Strukturen, in denen wir uns bewegen, das politische Engagement, mit dem wir unsere Interessen artikulieren, unsere Freizeit, unser Konsumverhalten und nicht zuletzt auch die Art und Weise, wie Unternehmen gebaut und geführt werden und wie unsere Wirtschaft funktioniert. Wir diskutierten das Thema daher oft als nächstes Schwerpunktthema der REVUE.

Smart City? Green City? Smart oder green oder eben dumm und grau, das Thema ist reif. Denn die Herausforderungen warten nicht mehr am fernen Horizont neben den Wünschen und Hoffnungen unserer Gesellschaft, sondern klopfen bereits an unseren Haustüren: Die Erschütterung der gesellschaftlichen Funktionssysteme (Politik, Wirtschaft, Finanzwesen) und ihrer Institutionen befeuern Fragen nach ökonomischer und sozialer Gerechtigkeit bei schonendem Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen. Den mahnenden Zeigefinger können wir dabei getrost in der Hosentasche wieder einfalten.

_ Wie müssen die Strukturen einer Stadt beschaffen sein für die Nächste Generation?

Wenn es um die Stadt der Zukunft ginge, dann würde ich zunächst bei Rem Koolhas nachlesen: „In the contemporary world, functional designs have become abstractions in the sense that they are no longer linked to a specific environment or city, but float and gravitate around the place in an opportunistic manner, offering the maximum number of relationships." (Koolhaas, Rem (1992): Urbanism after Innocence: Four Projects: The Reinvention of Geometry. Assemblage, No. 18, S. 82-113.)

In bereits bestehenden Strukturen, die zumindest in Deutschland weitestgehend durch Stadtwerke definiert werden, sind dafür notwendige Innovationen jedoch nur schwer zu realisieren. Wird die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und Geschäftsmodelle nicht mitgedacht, halten die Player keinen Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunftssicherung in Händen.

Gerne stelle ich zwei Thesen in den Raum:

1. Die Zukunftssicherung der Stadt der Zukunft bereitet Lösungen für eine „smart infrastructur" vor. So würde man das „green" im Label „green city" gleichsam mitdenken. Unter Einbindung des regionalen Umfeldes kann eine nachhaltige Entwicklung vorangetrieben werden. Ich sehe vier Handlungsfelder, die dabei besonders im Fokus stehen:

• Energie - Produktion, Versorgung, Einsparung, Management von zentraler/dezentraler Energie
• Abfall - Entsorgung, Recycling, Vermeidung
• Transport - Güterversorgung, öffentlicher & individueller Verkehr und als Schlüssel für das Multistakeholdermanagement
• Partizipation - Kommunikation und IT-Infrastruktur, Einbindung der Öffentlichkeit

2. Mit dem kleinen Wort Partizipation ist Reorganisation einer geteilten Zukunft der Stadt gemeint. Die Einführung des Computers und damit die Veränderung von Kommunikationsmedien der Generation Y verändert bereits Wirtschaft und Gesellschaft in einem besonderen Ausmaß. HRler wissen es unlängst. Sie stoßen auf ein Kaleidoskop aus Create Meaning - Diskussionen und -Prozessen statt Karrieresuchpfaden. Top Talents halten sie lange nicht mehr mit höheren Gehaltschecks bei Stange. Der intensive Austausch über sinnvolle und sinnleere Arbeiten ist im Gange. Digital und omnipräsent. Hätte man demnach die Organisation einer Green City im Sinn, so gilt es über den Sinnkontext die Generation der Zukunft an dem Vorhaben zu beteiligen. Andernfalls organisiert die sich selber an den bestehenden Strukturen vorbei.

Ein paar Beispiele:

Neue Form der Arbeit: coworking im betahaus Berlin
Neue Formen des urban gardenings: der Prinzessinnengarten oder industrieller
Neue Formen der Partizipation
Neue Formen der Metropolregion
Neue Formen der Kollaboration
Neue Formen der Mobilität

Neue Formen der Bildung

_ Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen?

Wenn wir zunächst Deutschland anschauen, dann ist aus meiner Sicht die Wahrung des friedlichen Miteinanders über Europas Grenzen hinaus die erste Herausforderung, die Städte zum Beispiel über die Rolle der Gastgeberschaft für Flüchtlinge innehaben. Eine intelligente Vernetzung mit anderen Partner-Städten in aller Welt ermöglicht es neben dem Beiseite-Stehen für den Partner in Not, auch ein Lernen von der Organisation der Partnerstadt selber.

Sicherlich ist aber die Energiewende im Kontext der „Green City" die Herausforderung schlechthin und das Jahrhundertprojekt der Deutschen. Bis 2050 will das Land sein Energiesystem so grundlegend ändern, dass es in punkto Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen und Ausstieg aus der Kernenergie weltweit als wegweisend ist.

Sicher, klimafreundlich und preiswert soll die Energieversorgung der Zukunft sein. Ebenso muss sie vereinbar sein mit dem Europäischen Energie- und Binnenmarkt. Die Herausforderungen sind komplex. Ein entscheidender Beitrag zu ihrer Bewältigung kann und muss von den existierenden Know-how-Trägern kommen - aber nur, wenn sie sich als Teil der Lösung verstehen.

Viele kleine Innovationen stehen schon in den Startlöchern: Mit der Umstellung auf dezentrale Energieerzeugung wird die Nutzung des Stromnetzes und längerfristig seine Struktur verändert. Voraussetzung ist, dass es gelingt, die Energieversorgung aus der Region selbst heraus zu organisieren. Vor allem größere Städte haben oft gar nicht ausreichend Fläche im Stadtgebiet, um die Energieversorgung der dichten Bevölkerung zu gewährleisten. Entwicklung einer Innovationsökologie zur Erschließung neuer Geschäftsfelder im Rahmen der regionalen Infrastruktur: Die Schlüsselfrage nach einem Netzwerk-Aufbau mit Vertretern, der Stadt, der Wirtschaft, Partnern, den Bürgern, Förderern & Sponsoren lautet: Wer lädt jeweils wen, wie intelligent dazu ein?

_ Warum brauchen wir Visionen - warum reichen sie allein aber nicht aus?

»For Beuys Transformation meant personal healing expanded to social and political change, and I subscribe to that view«, sagt Robert Montgomery, Featured Artist der REVUE-Ausgabe "Transformations". Unsere Gesellschaft und damit unsere Städte befinden sich in einem fortschreitenden Prozess der Diversifizierung. Liebgewonnene Orte, Gewohnheiten und neue Lebensstile ergeben und durchkreuzen immer neue Ansprüche an eine smarte Stadt. Teilhabe und Mitbestimmung darüber zu haben, was aber "smart" ist, was "green" ist, setzt partizipative Stadtentwicklungsprozesse oder eben Guerilla-Taktiken voraus.

Die zeitgleiche Kommunikation der Vielen bringt ein „Rauschen" mit sich, das im Digitalen ein neues Ziel für die „Green City" definiert: Die „Green City" ist nicht autark, sondern intelligent vernetzt. Statt auf Vision zu setzen, würde ich es so formulieren: Wie also kann sich die "Green City" anstelle des bisher praktizierten Autarkismus intelligent innerhalb der Stadt und mit den Kommunen vernetzen, um aktuellen wie zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden? Gleichzeitig produziert die Generation Y in ihren Sinnstiftungsprozessen bereits mehr Lösungen im Netzt als eine Konferenz offline erzielen könnte.


Vielen Dank für das Gespräch.



Weitere Informationen:

REVUE. Magazine for the Next Society

Ignore Gravity


Stiftung Nächste Gesellschaft

Niemand soll arm sein

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Das Statistische Bundesamt hat in der vorigen Woche Zahlen zum Armutsrisiko im Einkommensjahr 2012 in Deutschland veröffentlicht. Danach sind besonders Erwerbslose (Armutsquote fast 70 Prozent), Alleinlebende (32 Prozent) und Alleinerziehende (35 Prozent), insbesondere Frauen, gefährdet.

Die Zahlen zum Armutsrisiko in Deutschland sind erschreckend. Trotz der wohlfeilen Worte aus der Regierung ändert sich am sehr hohen Risiko, in Armut zu fallen, nichts: Jede und jeder Sechste in Deutschland ist von Einkommensarmut bedroht (16 Prozent). Trotz öffentlichkeitswirksamer Auftritte und Versprechungen sinkt die Kinderarmut in Deutschland kaum.

Dieser Zustand der massenhaften Armutsgefährdung von Menschen ist von Bundesregierungen jeglicher Farbkombination in den vergangenen Jahren bewusst in Kauf genommen worden. Niedriglöhne, Leiharbeit, die Hartz-IV-Gesetzgebung, viel zu niedrige Sozialtransfers, - alles das sind Bausteine im festgefügten Armutssystem in Deutschland.

Darüber hinaus: Viele Betroffene, die Anspruch haben, erhalten die einkommens- und vermögensgeprüften Sozialleistungen nicht. Bei Hartz IV erreichen die Leistungen ca. 50 Prozent nicht, bei der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sind es sogar 68 Prozent. Beim Kinderzuschlag sind es ebenfalls 68 Prozent, die Anspruch auf diese Leistung hätten, sie aber nicht erhalten.

Auf der anderen Seite stoßen sich Konzerne und Banken auf Kosten der Allgemeinheit gesund. Die Lücke zwischen Arm und Reich wird nicht geschlossen. Der soziale Zusammenhalt und der sozialer Frieden sind scheinbar längst als hohes Gut aufgegeben worden.

Für DIE LINKE ist das nicht hinnehmbar. Armut darf es weltweit - auch in Deutschland - nicht geben. Und es gäbe einfache Mittel in Deutschland dagegen: Der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn muss auf 10 Euro steigen. Es sind eine Mindestsicherung und eine Mindestrente von derzeit 1050 Euro einzuführen.

Sofort muss das Sanktionssystem bei allen Grundsicherungen abgeschafft werden. Auch eine Kindergrundsicherung für alle Kinder und Jugendlichen in Höhe von 536 Euro gehört zu den Standards, die in Deutschland gelten sollen. Ebenso müssen die BAföG-Sätze erhöht werden. Die Förderung soll elternunabhängig und rückzahlungsfrei erfolgen, ein ausreichendes Studienhonorar eingeführt werden.

Wer die Armut abschaffen will, muss ein gerechtes Steuersystem schaffen. Unternehmen und Superreiche müssen ihrem Vermögen entsprechend in die Verantwortung genommen werden. Sehr hohe Einkommen müssen zugunsten unterer Einkommen umverteilt werden. Wie heißt es doch bei Bertolt Brecht: "Wäre ich nicht arm, wärst du nicht reich."

Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. Wer Armutsbekämpfung nicht als Lippenbekenntnis meint, sollte sich endlich zu einer Politik der Verwirklichung sozialer Bürgerrechte bekennen und demgemäß handeln.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf linksfraktion.de

Sind die Kerle in der Krise?

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Der oberste Repräsentant der Republik hat sich in seinem früheren Amt als Ministerpräsident von Lobbyisten einladen und finanziell unterstützen lassen. Details der Wahrheit gibt er nur scheibchenweise preis. Als es zum Rücktritt keine Alternative mehr gibt, weil die Staatsanwaltschaft ermittelt, sind "die Medien" schuld; er selbst präsentiert sich als reuiges Opfer.

Ein italienischer Regierungschef macht durch gockelhaftes und sexistisches Verhalten Schlagzeilen. Eitel färbt er sich mit über 70 Jahren die implantierten Haare und lässt sein Gesicht chirurgisch richten. Zwanghaft spielt er den männlichen Draufgänger: Auf "Bunga­Bunga­Partys" versammelt der alternde Politiker junge Frauen um sich, leitet aus seiner Machtposition sexuelle Verfügungsgewalt ab.

Ein Schweizer Bankier will 25 Prozent Rendite erzielen und zockt mit allem, was an den unregulierten Märkten gehandelt wird. Sein Geldinstitut lässt überschuldete Hausbesitzer zwangsräumen, spekuliert gar auf das frühe Ableben von Menschen. Als der Manager vor Gericht steht, wird sein von zynischem Grinsen begleitetes Victoryzeichen zum Symbol des Finanzkapitalismus.

Christian Wulff, Silvio Berlusconi und Josef Ackermann: drei Beispiele für wenig überzeugende männliche Vorbilder aus den vergangenen Jahren. Integre Persönlichkeiten, die als Identifikationsfigur dienen und Orientierung geben könnten, sind in den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft schwer zu finden. Ausnahmen (unabhängig von Parteizugehörigkeit oder Programmatik) bestätigen nur die Regel.

Peinliche Männer

"Das peinliche Geschlecht" titelte die Zeitschrift Men's health. Die Überschrift des Reports nahm Bezug auf ein erfolgreiches Comedy­Programm: "Männer sind peinlich -­ Frauen manchmal auch" von Mario Barth.

Ob in Filmen wie dem autoritären Chef "Stromberg" oder in Buchbestsellern wie Tommy Jauds "Vollidiot": Was früher der Blondinenwitz war, ist heute das Amüsement über den lächerlichen Mann.

Machos, die sich im Bierzelt, am Ballermann oder im Stadion "daneben" benehmen, sind beliebte Objekte des Spottes. Sie zeigen nackte Oberkörper, grölen lautstark seltsame Lieder, trinken bis zum Abwinken: Das alles sind keine neuen Rituale, sie fallen nur stärker auf als früher, weil es kaum noch homogen strukturierte männliche Räume gibt.

Auch Frauen gehen zum Fußball, und sie goutieren nicht unbedingt den Möchtegerngorilla auf dem Nachbarsitz.

Dass die "Business Class" genauso peinlich sein kann und zum Vorbild wenig taugt, dafür lassen sich in jedem ICE und auf jedem Flughafen ausreichend Belege finden. Geschäftsleute am Smartphone begnügen sich dort selten mit der (manchmal vielleicht notwendigen) Abklärung einer offenen Frage.

"Führungskräfte" lieben den großen Auftritt, machen sich in endlosen Gesprächen mit ihrer Mitarbeiterin wichtig, führen öffentlich vor, wie bedeutsam ihre Rolle in der betrieblichen Hierarchie ist.

Brüchige Rollen

Wozu all das Posieren? Zentrale Elemente, die früher Männeridentitäten ausmachten, sind heute nicht mehr selbstverständlich. Einst wertgeschätzte Rollen werden in Frage gestellt, abgewertet oder gar für überflüssig erklärt.

Der Ernährer hat an Bedeutung verloren, weil Frauen kaum weniger, genauso gut oder gar mehr verdienen. Auf dem Arbeitsmarkt sind die angelernten Industriearbeiter die Hauptverlierer des Wandels zur Dienstleistungsgesellschaft.

In Erziehung und Pflege, im Callcenter, bei der Polizei, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch beim technischen Service erwarten Arbeitgeber Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Kundenorientierung: Qualifikationen, die sie eher Frauen zutrauen.

Der Beschützer ist nur noch in Ausnahmesituationen wichtig. Denn trotz aller Panikmache leben wir nicht in Syrien, sondern in einem der sichersten Staaten der Welt.

Die alte soldatische Männlichkeit hat in Deutschland nach zwei verlorenen Kriegen ein besonders schlechtes Image im Unterschied etwa zu den USA oder gar zu Israel, wo archaische Elemente von Maskulinität weiterhin hoch angesehen sind: kämpfen, Land besiedeln, Boden urbar machen.

Der Bestimmer oder gar Deuter der Welt hat seine traditionelle Funktion fast vollständig eingebüßt. Das autoritäre (oder gar gewalttätige) Durchsetzen der Werte des Mannes wurde durch die komplizierten Aushandlungsprozesse einer "Beziehungs­ und Familiendemokratie" ersetzt. Die Welt deuten können gut ausgebildete Frauen ebenso, teilweise haben diese Aufgabe die Medien übernommen.

Altmodische Galanterie

Auch die Rolle des "Gentleman" verliert als ritterliche Geste der Ehrerbietung gegenüber Schwächeren ihren Sinn, wenn keine eindeutige Geschlechterhierarchie mehr vorhanden ist. Die symbolische Abgabe von Herrschaft in privaten Situationen hat nur noch in altmodischen Ritualen der Oberschicht ihren Platz beim Wiener Opernball oder bei den Wagner­Festspielen in Bayreuth.

Die selbstlose Devise "Frauen und Kinder zuerst" überdauert dennoch hartnäckig in den Köpfen. Männer sollten Frauen "auf Händen tragen": Für dieses Ideal fanden sich in einer Männerstudie auffällig hohe Zustimmungsraten.

Der romantischen Vorstellung ist längst die faktische Grundlage entzogen. Weil nicht mehr klar ist, wie die Macht verteilt ist, entsteht in Alltagssituationen Unsicherheit. Warum sollten Männer Frauen stets zum Essen (oder auch nur zum Kaffee) einladen, wenn das weibliche Gegenüber selbst genügend verdient? Müssen Männer wirklich noch die Tür öffnen und Frauen in den Mantel helfen? Sollen sie anbieten, schweres Gepäck zu schleppen und zu heben?

Im Bahnabteil oder an der defekten Rolltreppe mag die meist größere männliche Körperkraft eine natürliche Konstante sein - in der digitalisierten Arbeitswelt wird sie immer weniger gebraucht.

Kerle und Krise

Ein zu düsteres Szenario? Trügt die Diagnose von der "Krise der Kerle"? Jenseits des Kinos und anderer Medien­(Vor)Bilder ist ein Mann quer durch alle Schichten immer noch ein Mann, wenn er über Geld, Macht und Einfluss verfügt, etwas "Spannendes tut".

Die Arbeit bleibt "Hauptsache" und zentraler Baustein männlicher Identität. Erwerbslosigkeit dagegen macht Männer zu doppelten Verlierern: Ohne die Möglichkeit zu "ernähren", finden sie oft auch keine Frau.

Wer darüber nachdenkt, was Männer gut können, läuft schnell Gefahr, Klischees über Geschlechterrollen aufzusitzen. Hier folgt ein (sicher angreifbarer) Versuch.

Männer weichen nicht aus, sie sind durchsetzungsstark, gehen mutig ihren eigenen Weg. Sie konkurrieren miteinander in "ernsten Spielen", wollen gewinnen, ohne sich dabei gegenseitig zu vernichten. Das "Fairplay" lernen Jungen früh im Sport, vielen Mädchen und Frauen (nicht allen) fehlt diese Erfahrung.

Der vielgeschmähte männliche "Tunnelblick" ist für bestimmte Tätigkeiten äußerst produktiv, etwa bei naturwissenschaftlichen Versuchen oder beim Programmieren. Eins nach dem anderen abarbeiten, störende Faktoren ausblenden, auf eine Sache vollständig konzentriert sein: Das sind klassische, eher männliche Tugenden bei der Entwicklung von Innovationen.

Welche Facetten männlicher Identität also taugen weiterhin (zumindest in veränderter Form) zum Vorbild?

Vorbild Ernährer: Der Alleinernährer mag ein Auslaufmodell sein, aber der zuverlässige finanzielle Versorger wird nach wie vor geschätzt.

Vorbild Beschützer: Körperliche Hilfe, Tapferkeit und Schutz machen in bestimmten Situationen immer noch Sinn - auch wenn wir nicht im Gazastreifen leben.

Vorbild Deuter: Keiner will den alten Patriarchen zurück, aber Glaubwürdigkeit, Übernahme von Verantwortung und fehlende "Käuflichkeit" sind erwünscht.

Vorbild Liebhaber: Sexuelle Übergriffe sind vorgestrig, ein achtungsvolles Verhältnis zu Frauen schließt aber Erotik und männlich­selbstbewusstes Fordern nicht aus.

Vorbild Gentleman: Die alte Schule der Höflichkeit zu integrieren ist ein ständiger Balanceakt. Einerseits beklagen Frauen den Niedergang des Galans, andererseits legen sie Wert darauf, nicht länger als schwächliches Geschöpf betrachtet zu werden. Zwiespältige weibliche Botschaften. "Gleichgestellt" sein und zugleich im Privaten ständig hofiert werden wollen, das kann nicht funktionieren.

Thomas Gesterkamp ist Journalist und Autor in Köln, er referiert seit zwanzig Jahren über Männerthemen. In seinem Buch "Die Krise der Kerle" (Lit Verlag) setzt er sich mit dem Wandel männlicher Identitäten auseinander. Mehr Informationen finden Sie hier.

Warum es Männer manchmal richtig schwer haben

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Wir Großväter haben es gut. Als mehr oder weniger asexuelle Wesen sind wir bei der geschlechterspezifischen Rollendiskussion außen vor und haben das Vergnügen, das ganze Dilemma als unbeteiligte Zuschauer gelassen zu betrachten.

Und was sehen wir: Man(n) hat's schwer, und Männer erst recht. Jedenfalls haben die Frauen die Männer mit ihrer Emanzipation ganz schön in die Defensive gedrängt. Ein Großvater-Kollege hat das einmal so beschrieben: „Früher hat man Frauen kennengelernt, die konnten kochen wie ihre Mütter, heute hingegen trifft man Frauen, die saufen wie ihre Väter."

Und in der Tat: Nichts ist den Frauen mehr heilig, keine Männerdomäne bleibt unangetastet, selbst die Mannschaftssportart Nummer eins, König Fußball, wird von den Frauen erobert. Nicht mehr Spielerfrau ist das erklärte Ziel junger Mädchen, sondern Spielerin.

Die Zeiten scheinen endgültig vorbei, in denen Margot Werner mit dahinschmelzender Stimme sang: „So ein Mann, so ein Mann | Zieht mich unwahrscheinlich an | Dieser Wuchs, diese Kraft | Weckt in mir die Leidenschaft ..."

Das gewandelte Männlichkeitsbild verlangt vielmehr nach einem Partner auf Augenhöhe, der Geduld hat, einfühlsam ist, den Abwasch macht, den Müll rausbringt, die Kinder wickelt, den Kinderwagen schiebt, und sich am Ende des Tages im Bett auch noch als gefühl- und verständnisvoller Meisterschüler des Kamasutra erweist.

Gefragt ist offenbar der Bauknecht der 50er und 60er Jahre, als die Botschaft damals lautete: Bauknecht weiß, was Frauen wünschen. Doch schon Mel Gibson alias Nick Marshall musste erfahren, was es wirklich bedeutet, wenn Mann weiß, was Frauen wollen.

Der Macho ist definitiv out und der Frauenversteher in. Umso erstaunlicher ist es, dass der Suche von Frauen nach einem männlichen Begleiter ein ziemlich archaisches Beuteschema zu Grunde liegt.

Geht man die Kontaktanzeigen in den einschlägigen Rubriken durch, hat der ideale Mann Geld, Macht und Einfluss, ist stark, leistungsfähig, zielstrebig, erfolgreich, flexibel, gebildet, körperlich fit, sexuell aktiv und mental stabil - ein Elitepartner eben, vorzugsweise Akademiker und Single mit Niveau.

Kurzum: Frau sucht die eierlegende Wollmilchsau für den gemeinsamen Lebensabend.

Dass sich da bei vielen Männern eine Identitätskrise eingestellt hat, kann nicht sonderlich verwundern. "Der Mann ist bedroht, weil er ständig in Frage gestellt wird. Ich sehe das in meiner Praxis, das Elend ist enorm. Der Mann ist als Täter akzeptiert, aber nicht als Opfer. Psychologisch gesehen ist der Mann das schwache Geschlecht," sagt der Schweizer Psychoanalytiker Markus Fäh und wird durch die Statistik bestätigt: Männer begehen dreimal häufiger Selbstmord als Frauen.

Bleibt also die Mutter aller Fragen, die schon Herbert Grönemeyer gestellt hat: Wann ist ein Mann ein Mann?

„Der ‚typische Mann' existiert nur statistisch gesehen, aber nicht im Einzelfall. So sind Männer der Primatenspezies Mensch größer als Weibchen, glotzen mehr Fußball, vertilgen mehr Pizza und begehen mehr Gewaltverbrechen - aber eben nur im Durchschnitt. Es existiert auch der kleinwüchsige Mann, jener, der Seifenopern liebt, am Essen mäkelt und von einer Frau umgebracht wird", erklärt der Evolutionsbiologe Volker Sommer und liefert damit auch keine (Männer)befriedigende Antwort.

Maskuline Hoffnung könnte da schon eher machen, was Detlef Pech, Erziehungswissenschaftler an der Berliner Humboldt-Universität, beobachtet haben will. In der öffentlichen Männerinszenierung ist der weiche Typ nach seiner Analyse heute nicht mehr gefragt.

„Vor zehn Jahren hat sich Tony Blair noch mit seinem Baby auf Plakaten abbilden lassen. Das würde heute kein Politiker mehr machen", glaubt er. Denn in Zeiten von Terror und Wirtschaftskrise habe der starke Mann wieder Konjunktur. "Das klassische, patriarchale Männerbild war in der Krise. Nun gibt es eine Art Rückschlag."

Wie dem auch sei. Recht hat Pech sicherlich mit der Feststellung, dass Männer heute mehr Freiräume haben als noch in den 50er Jahren. Jedenfalls können sie in vierter Ehe Kanzler werden oder als bekennende Homosexuelle Regierender Bürgermeister von Berlin.

Was soll ich sagen? Ich für meinen Teil hoffe nur, dass meine beiden Enkel in ihrem Leben ihren Mann stehen werden.




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Arbeit der Zukunft: Warum wir einen Neuanfang brauchen

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Wir - die Kohorte, die seit einigen Jahren ins Berufsleben startet, werden als Generation Y bezeichnet. Generation Ypsilon, weil wir nach der Generation X geboren wurden und uns bisher anscheinend nicht viel mehr auszeichnet.

Wir lernten früh, uns am besten nur auf unsere eigenen Fähigkeiten und unsere Freunde zu verlassen. Wir sind gut ausgebildet, weit gereist, vielsprachig, praktisch erfahren und vielseitig vernetzt. Wir wissen, dass unser Leben dank neuer Technologien, Ideen und Verbindungen schon morgen ganz anders sein kann.

Unser Leben unterscheidet sich fundamental von dem unserer Großeltern - außer bei der Arbeit. Schreibmaschinen wurden durch Computer ersetzt, die Rohrpost heißt jetzt E-Mail, und ein paar Frauen sind von den Vorzimmern in die Eckbüros aufgestiegen. Strukturell aber sind viele Unternehmen irgendwo im 20. Jahrhundert steckengeblieben. Damals brachte das industrielle Zeitalter beispiellosen materiellen Wohlstand für immer größere Teile der (bundes-) deutschen Bevölkerung. Der Preis für die vielen preiswerten Waren war die Arbeit, die nötig war, sie herzustellen. Um sich die tollen Konsumgüter leisten zu können, musste die proletarische Klasse entfremdete Arbeit an Fließbändern und Discounterkassen leisten.

Von ihrem ätzenden Arbeitsalltag waren die Menschen so entkräftet und entmutigt, dass sie sich nach Feierabend viele ablenkende, aufpäppelnde Waren kaufen mussten. Sie erstritten die 38-Stunden- Woche, sechs Wochen Jahresurlaub und den einfachen Übergang in die Frührente für eine ausgewogene Balance aus schönem »life« und unangenehmer »work«. Die Mächtigen ließen sich bereitwillig darauf ein, weil die Menschen so auch mehr Zeit hatten, mehr zu konsumieren.

Arbeit, das war ein notwendiges Übel, um in der anderen, der freien Zeit auskömmlich leben zu können. Thank God it's Friday. So weit, so Marx.

Im letzten Drittel des letzten Jahrhunderts gab es allerdings immer weniger dieser schwer-industriellen Arbeit in Deutschland. Das lag teilweise an versiegenden Rohstoffen und teilweise daran, dass besonders die stupidesten, schädlichsten Tätigkeiten von Maschinen oder Proletariern anderer Ländern übernommen wurden. Durch Automatisierung und Outsourcing ließen sich noch mehr Waren noch günstiger herstellen. Die Masse freute sich zwar über die billigen Konsumprodukte, nicht aber darüber, dass sie plötzlich von Arbeitslosigkeit bedroht war. Die Arbeitgeber verwiesen bedauernd auf Standortfaktoren und Sachzwänge und machten es sich einstweilen in ihrer Machtposition gemütlich. Wer Arbeit hatte, war relativ
gut umsorgt, weil fürsorgliche Konzerne und Verwaltungen allerlei prestigeträchtige Annehmlichkeiten wie ergonomische Bürostühle, Dienstwagen und geldwerte Vorteile bereithielten.

Die Wertschöpfung in Westeuropa verlagerte sich zunehmend in den »dritten« Sektor: Herzlich willkommen in der Dienstleistungsgesellschaft. Mehr und mehr Menschen verdienten ihr Geld mit Tätigkeiten am Menschen. Arbeit also, die eben nicht woanders oder durch Roboter erledigt werden konnte. Viele litten darunter, dass sie durch diese Arbeit selbst zu Robotern wurden, weil auch das Zwischenmenschliche zunehmend gesteuert, qualitätskontrolliert oder gleich ganz wegrationalisiert wurde. Viele Arbeitnehmer litten leise und lächelten bereitwillig weiter. Arbeit war schließlich ein knappes Gut, das es zu schützen galt.

Denn gleichzeitig entwickelte sich Arbeit vom notwendigen Übel zum Statussymbol, aus abhängig Beschäftigten wurden Workaholics, Beschäftigte, die von ihrer Arbeit abhängig waren. Der schnelle Aufstieg vom Sachbearbeiter zum Manager galt als ultimatives Ziel - wer nicht mehr Sachen bearbeitete, sondern Menschen managte, hatte es geschafft. Die Abstände zwischen den einzelnen Stufen auf der Karriereleiter wurden durch die Anzahl der Angestellten bemessen. Der Weg nach oben führte über die Profilierung vor dem eigenen Chef und im Zweifel über Leichen.

Weil die Chefs selbst diesen Weg gegangen waren, misstrauten sie ihren Untergebenen zutiefst und sahen es als ihre ureigene Aufgabe an, sie zu überwachen und gleichzeitig möglichst nah an sich zu binden. Arbeit war, wenn der Chef Schweiß und Tränen sehen, hören und riechen konnte. Das ständige Messen von Anwesenheit und Produktivität erforderte immer neue, immer ausgefuchstere Mechanismen und Manager, die in immer feingliedrigeren Funktionseinheiten ihre Teams motivierten. Organigramme fächerten sich immer weiter auf, und oft saß der größte Feind im eigenen Haus.

Schließlich wetteiferten alle Abteilungsleiter um die raren, oberen Plätze auf der Karriereleiter. Die vielen Vorurteile und Vorschriften der Chefs gegenüber ihren Mitarbeitern führten dazu, dass diese ihre Arbeit genau nach Vorschrift durchführten, nicht mehr und nicht weniger. Arbeit muss sein, aber innerlich konnte man immerhin kündigen und sich schon morgens auf den Feierabend und montags aufs Wochenende freuen. Thank God it's Friday.

Auf diese Freitagswelt, in der Arbeit unbedingt zu halten und gleichzeitig zu vermeiden ist, trifft nun die Generation Y. Und die reibt sich staunend die Augen. Selbstbestimmung, Kooperation und Wandel - für die Generation Y selbstverständlicher Teil der Lebenswelt - sind in der Arbeitswelt weit weniger verbreitet.

In unserem außerbetrieblichen Alltag nutzen wir digitale Werkzeuge zur Selbstdarstellung und Vernetzung, im Berufsleben ermächtigen sie höchstens Manager, uns immer und überall erreichen oder sogar überwachen zu können. Globalisierung, die wir als Reisefreiheit kennen und als Ausbeutung von Arbeitern im gar nicht mehr so fernen Osten kritisieren, taucht im Job plötzlich als Beschränkung der Handlungsfreiheit auf, weil hinter jeder Ecke das Schreckgespenst Outsourcing lauert. Es scheint, als wäre in die Drehtüren vor modernen Arbeitsstätten eine Zeitmaschine eingebaut.

Statt Individualität wird im Berufsleben erwartet, routiniert zu performen. Support ist eine Abteilung, die meist nur telefonisch zu erreichen ist, ansonsten bestimmt Konkurrenz den Arbeitsalltag.

Sinn ergibt, was vorher als sinnvoll festgelegt wurde - im Zweifel ist es das, was der Chef sagt. Wer oder was sich schnell verändert, gilt als sprunghaft und unzuverlässig. Prozesse laufen linear ab. Wer A sagt, muss auch Z wie zaudern sagen. Konformität, Konkurrenz und Kontinuität bestimmen den Arbeitsalltag. In Tabellen wird dem Chef am Ende der Woche vorgelegt, was man geschafft hat und wie lange man dafür geschafft hat, mitsamt der Erklärung, warum dies so war, zum Beispiel dass der Drucker streikte.

Das Angebot an Arbeit, wie Absolventen sie sich wünschen, hinkt bislang stark hinter der Nachfrage her. Das frustriert nicht nur die jungen Wissensarbeiter, sondern auch traditionelle Arbeitgeber.

Diese verzweifeln an den vermeintlich hohen Ansprüchen des Nachwuches, der ihre gemeinschaftliche Fürsorge als Konformitätsdruck und Kontrollwahn auslegt. Strenge Strukturen, Silodenken und Meeting-Marathons empfinden wir als Zumutung und Zeitverschwendung.

Die Aussicht auf ein komplettes Arbeitsleben in ein und demselben Konzern ist für uns Absolventen eher Alb- als Lebenstraum. Wir wollen unser Leben nicht in einem System verbringen, das von unseren Eltern geschaffen wurde. Hochglänzende Visitenkarten und Titel sind für uns kein Argument, vorgefertigte Berufswege anzunehmen. Wir sind nicht bereit, unsere Identität an der Pforte gegen ein Berufsbild einzutauschen. Klar wollen wir Karriere machen, aber welche, das wissen wir doch jetzt noch nicht! Wir wollen uns weiterentwickeln, dazulernen, projektbasiert und parallel arbeiten.

Natürlich wollen wir 20- bis 30-Jährigen auch heute noch Geld verdienen und finanzielle Sicherheit, aber eben nicht nur und nicht um jeden Preis. Arbeitgeber, die im globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe mithalten wollen, müssen ihrem Nachwuchs heute mehr bieten als Dienstwagen und Betriebsrente.

Konzerne, Mittelständler und Verwaltungen haben das erkannt und begonnen, Diversity, die Balance zwischen »work« und »life«, sowie eine politisch korrekte Prozentzahl von Frauen in entscheidenden Gremien einzuführen. Vielfach werden mit solchen Programmen jedoch Symptome bekämpft, während hinter verschlossenen Türen die alten Seilschaften und Mechanismen weiterwirken. Echte Diversity zeigt sich nicht an Menschen, die irgendwie anders aussehen, sondern daran, auch Partner mit anderen Vorstellungen und Werten als Gesprächspartner ernst zu nehmen und nach einer gemeinsamen Basis zu suchen. Das stahlharte Gehäuse bekommt lediglich einen neuen Anstrich. Der Frust wird im Zweifel größer, weil sich Missstände mit schönen Namen schwerer kritisieren lassen. Die Länge des eigenen Urlaubs selber zu bestimmen, wie bei einigen großen Unternehmen ab einer gewissen Managementebene üblich, führt häufig dazu, dass gar kein Urlaub mehr gemacht wird, weil die alten informellen Karriereregeln immer noch gelten.

Deshalb versprechen Agenturen und Beratungen den Nachwuchskräften Selbstverwirklichung außerhalb strenger Strukturen und den schnellen Aufstieg vom Junior zum Senior bis hin zum Managing Director. Aber viele Berufsanfänger durchschauen dieses Angebot als Selbstausbeutungstrick mit Burn-out-Garantie.

Tischkicker und ein Kühlschrank voll mit der neusten In-Limo reichen nicht länger aus als Ausgleich zu prekären Arbeitsverhältnissen und oberflächlichen Aufträgen. »Irgendwas mit Medien« machen sowieso alle und Kunstprojekte gab es schon im Kindergarten - wir wollen Arbeit, die dauerhaft Spaß macht und Sinn ergibt. Wir wollen jedoch nicht nur frei sein, die Arbeit zu machen, die uns inhaltlich zusagt, sondern auch frei von existentiellen Sorgen sein. Wir wissen, dass der schnelle Aufstieg in Start-ups - wenn überhaupt - nur für die ein bis zwei Gründer Realität wird. Wir wissen, dass viele Freiberufler oft frei von Arbeit und Einkommen sind und Aufträge unter ihrem Niveau annehmen müssen. Wir wissen, dass viele, die in den Co-Working Spaces und Cafés über ihr neues Projekt reden, tatsächlich noch bei ihren Eltern wohnen und sich ihre prekäre Situation mit Koffeinbrause schöntrinken.

Weil wir Berufseinsteiger schon so lange Selbstoptimierungsprofis sind, wissen wir, dass das Selbst nicht durch quantitativ mehr Arbeit, sondern durch qualitativ bessere Arbeit wächst.

Die Generation Y will Entscheidungen treffen, ohne damit alleine dazustehen. Wir wollen uns und unsere Fähigkeiten voll einbringen und erweitern und gleichzeitig jeden Tag überrascht werden. Wir wollen unsere Zeit mit vertrauten Freunden verbringen und trotzdem laufend neue, spannende Leute treffen. Wir wollen Wandel und Stabilität, die Freiheit zu scheitern und Erfolg, Autonomie und Gemeinschaft. Wir wollen Selbstverwirklichung, ohne zum Einzelkämpfer zu werden, Gemeinschaft ohne Gängelung, und dann wollen wir auch noch Geld damit verdienen. Wir wollen alles. Spinnen die?

Als wir, 30 befreundete Absolventen und allesamt Mitglieder der Generation Y, im Jahr 2009 zusammen unsere Firma Dark Horse gründeten, war genau das der Tenor: Ihr spinnt! Ehemalige Kollegen rieten uns davon ab, mit so vielen Personen etwas anzugehen und schon gar keine Firma. Wer sollte bei so einer großen Gruppe gleichberechtigter Gründer wichtige Entscheidungen treffen? Im besten Fall würden wir uns verzetteln, im schlechtesten enden wie die Kommunenexperimente der 70er Jahre.

Freunde warnten uns davor, mit Freunden zu arbeiten. Wir würden uns doch nur streiten, und dann wäre nicht nur der Job, sondern auch der Freundeskreis futsch. Unsere Eltern hofften, das wäre mal wieder eine unserer Phasen, die vorübergehen würde - wie bauchfreie Tops und Harry Potter -, und rieten uns davon ab, uns überhaupt selbständig zu machen. Womit wollten wir Geld verdienen? Da hatten wir schon jahrelang studiert, und jetzt das. Zu dem Zeitpunkt hatten wir auf all die Fragen noch keine konkreten Antworten. Aber wir wussten, dass wir gemeinsam sinnvolle Produkte und Dienstleistungen in die Welt bringen wollten und dass die Strukturen, in denen wir bisher als Arbeitnehmer und Freelancer gearbeitet hatten, uns dies sehr schwermachen würden. Kennengelernt hatten wir uns und einen Arbeitsansatz, der uns dafür geeignet schien, an der HassoPlatter School of Design Thinking an der Universität Potsdam.

Die sogenannte d.school bietet für fortgeschrittene Studierende parallel zu deren Studium ein einjähriges Aufbaustudium in Design Thinking an. Design Thinking ist ein Innovationsansatz, bei dem Nicht-Designer wie Designer denken und handeln: nutzerzentriert, in interdisziplinären Teams und iterativ. Für jedes Projekt gab es einen echten Auftraggeber, der neue Impulse und Ideen für sein Unternehmen oder Institut erwartete.

Nach jedem Projekt gab es eine interne Präsentation, anschließend wechselten die Teamzusammensetzung und die Coaches. So lernten wir alle von und miteinander. In einer feierlichen Abschlussveranstaltung zeigten wir unsere Innovationen den Projektpartnern, unseren Freunden und Kommilitonen und erhielten unsere Abschlusszertifikate. Aus 40 unterschiedlichen Studierenden waren Design Thinker und gute Freunde geworden.

Und nun? Einige von uns schrieben an ihren Abschlussarbeiten andere suchten sich einen Job und freuten sich darauf, Design Thinking in der Praxis anwenden zu können. Das jedoch erwies sich als schwieriger als gedacht. Bei vielen Arbeitgebern kamen wir als Berufseinsteiger gar nicht so weit, Projekte aktiv gestalten zu dürfen.

Bei einigen Chefs konnten wir zwar Ideen auf bunten Post-ist notieren oder ein Whiteboard in unserem Büro aufhängen, abseits dieser kosmetischen Maßnahmen blieb unser Gestaltungsspielraum aber begrenzt.

Einige von uns hatten großes Glück und durften bei ihren Jobs tatsächlich Design-Thinking-Projekte durchführen. Oder zumindest das, was das Management dafür hielt. In vielen Organisationen wurde Design Thinking auf ein reines Prozessmodell reduziert. In diesen Unternehmen galt der Ansatz als eine Art Innovationsmaschine, bei der man »lediglich« die richtigen Schritte nacheinander durchlaufen musste, um am Ende mit einem marktfertigen Produkt belohnt zu werden. Besonders bitter waren für uns sogenannte Kreativprojekte, bei denen es nicht um die Entwicklung neuer Ideen ging, sondern darum, die Konzepte, die bei den Entscheidungsträgern längst in der Schublade lagen, zu legitimieren.

Oder das Management hatte beschlossen, dass die Firma jetzt kreativer und innovativ werden soll, und wir wurden als ulkige Bastelhansel mit bunten Haftnotizen auf die Mitarbeiter losgelassen, die nur froh waren, mal einen Tag lang den Arbeitstrott hinter sich zu lassen, um am nächsten Tag völlig unverändert weiterzuarbeiten.

Einfach mal ein bisschen »Kreativtainment«, und alles ist wieder gut. Dabei hatten wir eigentlich mit Design Thinking einen Ansatz kennengelernt, der perfekt zu unserer Art zu denken und handeln passte: vernetzt, mit Spaß, sinnvoll, mehr Sein als Schein. Wir stellten fest, dass diese Denkweise in der Arbeitswelt noch keinen Platz hatte. Arbeit war hierarchisch, linear - und der Ernst des Lebens. Es hätte so schön sein können.

Abends und an den Wochenenden trafen wir uns in Kneipen, Parks und an den Küchentischen unserer WGs. Unsere Gespräche drehten sich um unsere letzte Reise oder Liebschaft, aber auch immer wiederum Ideen für bessere Produkte und Dienstleistungen. Wir kritzelten bunte Zettel mit unseren Einfällen voll und bauten Mini-Prototypen aus allem, was um uns herumlag. All unsere kreative Energie floss in dieser Zeit in Nebenprojekte. In unseren Jobs waren wir zunehmend frustriert. Bei einem unserer Kneipenabende hörte ein Bekannter uns Ideen spinnen und fragte, ob wir ihm nicht helfen könnten.

Er wolle seinen kleinen Bioladen im Kiez gerne erweitern, wusste aber nicht so recht wie. Begeistert willigten wir ein, und er fragte, was unsere Dienstleistung denn kosten würde. Das fragten wir uns auch. Wir hatten unseren ersten Auftrag - damals noch als GbR ohne Namen -, und der Bioladen bot bald einen hausgemachten Mittagstisch an, der progressiven Hipstern und alteingesessenen Berlinern gleichermaßen schmeckte.

Nach dieser ersten Anfrage kamen weitere, und im Winter 2009 entschlossen wir uns, ins kalte Wasser zu springen und aus unserem gemeinsamen Hobby unsere gemeinsame Firma zu machen. Außer unserer Kreativität hatten wir anfangs nichts. Nun mussten wir versuchen, eine Struktur, die man Unternehmen nennen kann, um diese wilde Gruppe herum zu schaffen. Wir hatten zwar keine Ahnung, aber große Pläne und waren zum Glück naiv genug, diese in die Tat umzusetzen. Wir wollten sinnvolle Produkte und Dienstleistungen entwickeln und so arbeiten, wie wir schon lebten: maximal flexibel, kooperativ und immer wieder anders. Von nun an wollten wir mit dem, was wir bisher nur am Feierabend und am Wochenende tun konnten, Geld verdienen.

Und so begann für uns ein Experiment, das bis heute Bestand hat und noch lange nicht fertig ist. Wir haben Dark Horse als 30 Freunde gegründet. Heute sind wir immer noch zu dreißigst und immer noch befreundet. Wir organisieren uns komplett hierarchiefrei und kommen trotzdem effizient und schnell zu Ergebnissen. Wir haben Experten für so ziemlich jedes Fachgebiet und vergeben Projekte trotzdem auch an Kollegen, die nichts über ein Thema wissen. Bei uns gibt es einen internen Preis für die größten Fehler, und gleichzeitig verwenden wir extrem viel Zeit darauf, keine zu machen.

Wir können arbeiten, wann und wo wir wollen, und treffen uns trotzdem gerne zu festen Zeiten in unserem Büro. Unsere Arbeitstage sind oft lang - unsere Urlaube auch. Viele von uns haben seit unserer Gründung bei anderen Arbeitgebern gearbeitet, und trotzdem ist unsere Fluktuation sehr niedrig.

Wir bezahlen uns alle gleich und trotzdem fair. Arbeit ist für uns nicht der Ernst des Lebens. Wir arbeiten gerne und organisieren uns so, dass wir nicht auf die Rente und noch nicht mal auf den nächsten Freitag warten müssen. Thank God it's Monday.


Gute Arbeit macht glücklich, bezahlt aber noch nicht die Miete. Unser Dark Horse konnte nur so lange im Rennen bleiben, weil auch jemand auf uns gesetzt hat.

Die Wette auf die Werte der Generation Y funktioniert aus drei Gründen: Sie funktioniert erstens, weil nun einmal nicht nur unsere Generation sinnvoll arbeiten möchte. Seit jeher wollen Menschen Zusammenhalt und Zugehörigkeit auf der einen und Individualität und Abgrenzung auf der anderen Seite.

Unsere Eltern haben gegen verkrustete gesellschaftliche Strukturen demonstriert und uns in diesem Geiste erzogen.

Wir machen uns nun daran, dieses Erbe auf die Arbeitswelt zu übertragen. Unsere Revolution findet nicht auf der Straße oder in Kommunen statt, sie riecht nicht nach Haschisch und klingt nicht nach Gitarren. Ordentlich gekämmt und pünktlich erscheinen wir montagmorgens zur Arbeit und krempeln sie gut gelaunt um. Wie ein gutartiger Virus, den man erst bemerkt, wenn man sich schon angesteckt hat, verbreitet sich unsere Revolution leise und schleichend, aber unaufhaltsam.

Die Generation Y mag Namensgeber des Wandels sein, alleinige Nutznießerin ist sie sicher nicht. Immer wieder lernen wir Menschen anderer Altersklassen kennen, die sich neugierig auf diese neuen Ideen einlassen oder uns sogar die eine oder andere Brücke bauen.

Und selbst diejenigen, die dem Umbruch heute noch skeptisch gegenüberstehen, werden bald keine andere Wahl mehr haben, als sich zumindest ein bisschen auf die Umwälzung der Arbeitskultur einzulassen. Zweitens glauben wir an den nachhaltigen Wandel der Arbeitswelt, weil Unternehmen sich etwas einfallen lassen müssen, wenn sie auch in Zeiten des demographischen Wandels talentierte Mitarbeiter suchen. Schon heute beklagen viele Firmen den Fachkräftemangel.

Gutqualifizierte Ingenieure, Informatiker, Pflegekräfte und Lokführer werden händeringend gesucht. Unser Mangel gibt uns hochqualifizierten jungen Wissens- oder Kopfarbeitern die Macht, echten Wandel in Büros und Köpfen zu verlangen und zu gestalten. Wenn die Arbeit, die unserer Generation angeboten wird, nicht zu uns passt, müssen wir uns nicht anpassen, sondern können die Arbeit ändern.

Der dritte und wichtigste Grund ist schlicht, dass unsere vernetzte, flexible und iterative Arbeit funktioniert. Sie dient keinem Selbstzweck, sondern ermöglicht es uns, auf sinnvolle Ideen zu kommen und komplexe Probleme zu lösen. Wir verdienen unser Geld damit, für und mit unseren Auftraggebern aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor Innovationen zu entwickeln. Einer unserer Gründer erklärte seiner Oma einmal, wir seien wie Hebammen, nur dass wir keine Kinder, sondern Produkte und Services zur Welt bringen.

Businessmodelle, mit denen die Konzerne jahrzehntelang zu den »Glücklichen 500« gezählt hatten, tragen plötzlich nicht mehr. Die Geister, die die Outsourcer und Automatisierer riefen, werden sie nun nicht mehr los.

Die Vernetzung aller mit allem hat die Welt komplexer gemacht. Wenn sich Kulturkritiker, Technikenthusiasten und der Mainstream, der früher Mittelschicht hieß, bei etwas einig sind, muss etwas Wahres dran sein. Probleme sind interdependenter und Lösungen kontingenter und kontextabhängiger geworden. Sicher geglaubte Wahrheiten veralten heute schneller als Handymodelle. In dynamischen Systemen versagen lineare Herangehensweisen, und der sprichwörtliche Schmetterling, dessen Flügelschlag am anderen Ende der Welt einen Tornado auslöst, ist mit herkömmlichen Keschernvnicht länger einzufangen. Organisationen würgen komplexe Probleme unverdaut wieder heraus. Das bestehende System kann sich nicht länger selbst reproduzieren, es ist Zeit für ein neues.

Wir wollen jungen Menschen zeigen, dass sie ihre Ambitionen im Berufsleben nicht aufgeben, sondern ausleben können. Dabei ist uns klar, dass wir aus einer privilegierten Position heraus argumentieren: Wir sind allesamt Akademiker und können uns unsere kleine Revolution leisten, weil wir im Zweifel schon etwas anderes finden werden.

Wir wissen, dass für viele unserer südeuropäischen Altersgenossen jede Arbeit Luxus ist. Wir leben in Berlin, einer Stadt, die nach wie vor voller Leerstand ist, den junge Kreative günstig füllen können.

Wir wissen, dass Hierarchien in vielen Bereichen sinnvoll sind und viele Arbeiten keinen großen Spaß machen. Und doch haben wir in den vergangenen Jahren gesehen, dass Elemente unserer Arbeitskultur in allen Branchen und Bereichen funktionieren und selbst scheinbar simple Tätigkeiten keine reine Routine sind. Wenn die Strukturen dies zulassen.

Der Text ist ein gekürzter Auszug aus dem Buch:

Dark Horse: Thank God it's Monday. Wie wir die Arbeitswelt revolutionieren, 208 Seiten, ISBN: 978-3-430-20171-1.

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Bald kommt das Holodeck - Die Highlights der Augmented Reality Messe #InsideAR 2014

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6D AR Experience Foto Metaio GmbH 6D AR Experience Foto Metaio GmbH

Augmented Reality (AR) ist eine Technologie, die erst mit der hohen Rechenleistung heutiger Smartphones möglich ist. Übersetzt bedeutet Augmented Reality "Angereicherte Wirklichkeit" oder "Erweiterte Realität". Am einfachsten erklären kann man AR am Beispiel einer Rückfahrkamera im Auto. Über das reale Bild der Kamera werden meist grüne und rote Begrenzungslinien eingeblendet, die anzeigen wo beim Rückwärtsfahren noch Platz ist oder nicht.

AR Rückfahrkamera AR Rückfahrkamera

Technologisch gesehen ist Augmented Reality noch ganz am Anfang. Erst mit der massenhaften Einführung von Datenbrillen oder später Kontaktlinsen werden Augmented Reality Anwendungen den Markt überschwemmen. Bis dahin wird weiter an den Darstellungsmöglichkeiten und Interaktionsmöglichkeiten gefeilt. In diesem Bereich ist die Firma Metaio aus München ganz weit vorne mit dabei. Auf der diesjährigen Messe InsideAR, die von dem Münchner Unternehmen veranstaltet wird und die größte Messe dieser Art weltweit ist, stellte Metaio ein Feuerwerk an Innovationen vor.

Integrierte Augmented Reality Integrierte Augmented Reality Foto: Schleeh

Mit der neuen Version 6 der Metaio Plattform bietet der Software-Hersteller nicht nur eine Entwicklungsumgebung für Programmierer sondern mit dem Metaio Creator auch eine kostenlose Einsteigervariante zur Erstellung einfacher AR-Anwendungen für jedermann im Internet an.

Auf der InsideAR stellte Metaio auch seine Neuentwicklungen und Verbesserungen in diesem Bereich vor. Dazu gibt es im Unternehmen eine extra Abteilung, die sich mit der Entwicklung der neuesten Technologien in und um Augmented Reality beschäftigt. Diese Advanced Techology Group von Metaio hat gleich drei neue bahnbrechende Anwendungen gezeigt.

Thermal Touch 3D Objekte Thermal Touch 3D Objekte Foto: Metaio GmbH

Thermal Touch haben wir schon in unserem letzten Beitrag vorgestellt. Laut Dr. Daniel Kurz, dem Erfinder, ist es das Ziel dieser Technologie außer mit Sprache eine weitere Interaktionsmöglichkeit für Datenbrillen oder wie die Fachleute sagen, Head Mounted Displays (HMD) zu bieten. Bei Thermal Touch wird die Wärme, die ein Finger auf einer beliebigen, kälteren Oberfläche bei einer Berührung hinterlässt über eine Wärmebildkamera aufgenommen und kann damit über die Software als Interaktion interpretiert werden.

Im Video erklärt Dr. Daniel Kurz anschaulich wie es funktioniert. Interview ist ab Minute 5:56 auf Deutsch.

 

Light Estimation oder auf Deutsch die Deutung des Lichteinfalls für die realistische Darstellung von Augmented Reality Objekten ist die zweite Entwichlung die Metaio in München vorgestellt hat. Das klingt erst einmal ganz banal und interessiert den Nutzer von Anwendungen nicht besonders. Er merkt nur, das an den Bildern der virtuellen Objekte etwas nicht stimmt. Um die virtuellen Objekte möglichst naturgetreu in der Realität zu platzieren spielt diese Technologie, die von Sebastian Knorr entwickelt wurde eine entscheidende Rolle.


Light Estimation Licht Ausrichtung am menschlichen Gesicht Light Estimation Licht Ausrichtung am menschlichen Gesicht Foto: Schleeh


Denn um eine möglichst wirklichkeitsnahe Abbildung von virtuellen Gegenständen zu erreichen sollten diese genau wie reale Objekte beleuchtet werden. Dazu braucht die Software aber eine Referenz. Im Regelfall ist das eine Spiegel-Kugel mit der man per Software die Richtung des Lichteinfalls feststellen kann. Man kann aber von Anwendern nicht erwarten, das sie immer eine dieser Kugeln dabei haben um sie in die Kamera zu halten. Deshalb hatte Sebastian Knorr die geniale Idee, statt einer Spiegelkugel das Gesicht eines Menschen als Referenz für den Lichteinfall zu nehmen. Wie das genau geht erklärt er in diesem Interview mit Bloggercamp.tv. Interview ist ab Minute 7:37 auf Deutsch.



Virtuelle Objekte in einer realen Umgebung platzieren

Wenn man mit Augmented Reality arbeitet, wird in der Regel die Realität von den virtuellen Informationen überlagert. Wenn man so will, werden einfach Informationen oder Daten aus dem Computer über die Wirklichkeit gelegt. Sobald man aber mit virtuellen dreidimensionalen Objekten im Raum arbeitet wird es schwierig. Um dem Nutzer ein möglichst realistisches Bild zu ermöglichen braucht man zusätzlich zum oben beschriebenen richtigen Lichteinfall auch die passende Platzierung der virtuellen Objekte im Raum. Wenn sich nun ein Nutzer einen virtuellen Sessel oder Stuhl an seinem echten Tisch ansehen möchte, kann es passieren, das der virtuelle Gegenstand je nach Betrachtungswinkel eigentlich vom echtenTisch verdeckt werden müsste.


Richtige Darstellung virtueller Objekte in  relation zu realen Objekten Richtige Darstellung virtueller Objekte in Relation zu realen Objekten Foto: Metaio GmbH


Klingt auch wieder sehr banal, ist aber für eine Software ein sehr hoher Rechenaufwand. Zur Grundlage für die Berechnung muss das Programm aber erst einmal ein dreidimensionales Bild der echten Gegenstände im Raum haben. Nur so lässt sich berechnen, wann das virtuelle Objekt vom echten verdeckt werden sollte. Wenn alles erwartungsgemäß funktioniert, kann sich der Betrachter im Raum bewegen und bekommt ein realistisches Bild von Wirklichkeit und Computergeneriertem Bild gezeigt. Metaio arbeitet in diesem Bereich mit sogenannten RGB-D Kameras. Diese neue Generation von Kameras, die zusätzlich zu einem Farbbild auch die Dimensionen von Objekten im Raum erfassen können kennen die meisten von uns aus der Microsoft X-Box. Inzwischen sind diese Geräte in der Größe schon so klein, das sie von Intel in Tablets oder Laptops verbaut werden können. Google experimentiert in seinem Project Tango schon mit einem Gerät in Smartphonegröße.

 

Mit den von Metaio entwickelten neuen Technologien sind wir dem Holodeck aus der Science Fiction Serie Star Trek wieder ein Stück näher gekommen. Wer sich jetzt fragt wie man zum virtuellen optischen Geschehen die entsprechenden körperlichen Empfindungen zu spüren bekommt, der sollte sich die Entwicklung der Disney Labs namens Aireal ansehen. Mit diesen kleinen "Luftkanonen" werden die passenden Empfindungen auf der Haut erzeugt. Laut dem Projektverantwortlichen Rajinder Shodi kann man die Kanonen auch so groß bauen, das sie einen Mann umpusten könnten.



Wer noch mehr über die Entwicklungen im Bereich Augmented Reality und Virtual Reality erfahren möchte, der sollte sich unsere Interviews und die Keynotes der diesjährigen InsideAR von Metaio ansehen.

Welcome to the Holodeck:



Zukunftsaussichten von Rohit Talwar CEO von Fastfuture

 

Wir hören und sehen uns in der Zukunft!

 

Crosspost von schleeh.de


Die Welt sehen: Ein Ziel, Ein Rad, ein Mann

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Felix Starck über die Bedeutung von Heimat, Landesgrenzen und warum die Pfalz doch der schönste Flecken der Erde ist.

Wie bezwinge ich innerhalb von 356 Tagen die ganze Welt - ohne dabei unzählige Stunden im Flieger zu verbringen? Diese Frage stellte sich vor gut einem Jahr der 24-jährige Felix Starck aus Herxheim. Die Antwort lag für den Pfälzer auf der Hand: Das Fahrrad sollte es sein und die Route ging gen Osten - Asien war eins der Ziele.

Abenteuerlustig ist er schon, der Felix, wenn er sich dazu entschließt, einfach seinen Job zu kündigen und die solide vertraute Umgebung gegen eine Expedition ins Ungewisse einzutauschen. Doch fremde Kulturen haben den jungen Mann schon immer interessiert und wann wenn nicht jetzt?

Eine jugendliche Unbekümmertheit könnte einer der Gründe für das akute Reisefieber von ihm sein, aber Nein, es sind ernsthafte Überlegungen- die den Pfälzer dazu bewogen haben, alles aufzugeben und mit dem Fahrrad fast den ganzen Erdball zu erforschen.

„Ich bin jung, habe noch keine Hypothek oder Kinder", meint Starck und wirkt dabei sehr überzeugt, dass Verantwortung übernehmen im Leben, einen Menschen wohl auch teilweise daran hindert seine individuellen Träume zu verwirklichen.

Seinen Platz auf der Welt kennt er gut - es ist die Pfalz - Die Heimat von Felix. Komme was wolle - hier möchte er leben und alt werden. Zu dieser Erkenntnis ist er jedoch auch erst nach den 17.930km - die er Radfahrend durch 22 Länder hinter sich gebracht hat, gekommen. „ Heimat liegt da wo das Herz ist, die Freunde und die Familie auf einen wartet. Ich dachte ich bin da eher leger und könnte auch in Asien leben oder einfach dort wo mein Fahrrad steht, aber jetzt weiß, dass dem nicht so ist".

Ein zweites zu Hause?

Heimisch fühlte sich Felix bei seiner globalen Fahrradtour nur in Philadelphia - hier verbrachte er während seiner Schulzeit schon ein High-School Jahr und noch immer stimmte die Chemie zwischen ihm - dem Deutschen und den US-Amerikanern.

Anders gestaltete es sich in Asien. „Obwohl die Asiaten Dir ihr letztes Shirt geben würden und Dich immer zum Essen einladen, besteht doch eine gewisse emotionale Distanz. Sie sind wirklich alle supernett, aber über meine Gefühle würde ich nicht mit ihnen reden ", sagt Strack und fügt nachdenklich hinzu, dass vielen Asiaten wohl einfach auch das Verständnis fehlt, für die „banalen Probleme" der Europäer.

Home Sweet Home

„Allgemein geht es uns schon sehr gut hier - gerade Deutschland ist unter allen Aspekten immer in der ersten Riege", meint der 24-jährige und spricht sich gleichzeitig dafür aus, dass Grenzen in Europa und der Welt immer noch von hoher Relevanz sind.

„Unterschiede sind gut, sonst wäre es doch langweilig, wenn alle genauso ticken würden. Sprachbarrieren und Mentalitätsunterschiede, sprechen für die unsichtbaren Grenzen Europas ", so Strack und betont zudem, wie es wichtig sei, dass jede Nation ihre eigene Kultur bewahrt.

Eine mentale Ähnlichkeit kann der Deutsche Globetrotter sonst nur noch mit Skandinaviern und Neuseeländern feststellen. „Mit den Kiwis kannst Du Dich zum Beispiel sofort anfreunden und möchtest mit Ihnen auch dein Leben lang in Kontakt bleiben".

In Neuseeland wollte Felix auch etwas die Pfälzischen Traditionen seinen neuen Freunden näherbringen und so stellte er das Nationalgetränk seiner Heimat, die Riesling Schorle vor. „Ich habe zusammen mit Neuseeländern, die Riesling Schorle getrunken und siesagte es sei eine interessante Erfahrung, dennoch wollen sie in Zukunft ihren Wein doch ohne Wasser trinken. Aber mir wird die Schorle immer taugen", fügt er lachend hinzu.

Dem Abenteuer hinterher

Wer dachte, dass Felix Starck nun für alle Ewigkeiten wieder in der Pfalz untertaucht, lag falsch. Visionen gibt es immer noch für ihn, schließlich ist die Welt groß genug - und Länder, die erkundet werden wollen, warten auf unerschrockene Menschen.

„Südamerika will ich unbedingt sehen", sagt Strack und sein breites Grinsen verspricht, große Pläne. Allerdings soll es dann ohne Fahrrad weiter gehen. „Ein Jahr lang Rad fahren war jetzt erstmal genug, für die nächste Reise nehme ich ein Motorrad".

„ISIS, Nebenprodukt der Verbrechen der iranischen Mullahs"

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Terrorbekämpfung - Oppositionsführerin Rajavi: „Um dem islamistischen Extremismus entgegenzutreten, bedarf es einer kulturellen Alternative, die auf einem toleranten Islam beruht."

Bericht aus Paris - Der iranische Widerstand in Frankreich hat eine bewegte Geschichte hinter sich: 2003 stürmten nach einem Deal des französischen Außenministers Dominique de Villepin und seines iranischen Amtskollegen Kharazi für Wirtschaftsverträge französischer Ölkonzerne Tausende Polizisten die Zentrale des iranischen Widerstandes nahe Paris und verhaftete Dutzende Exiliraner. Der iranische Widerstand, sein Nationaler Widerstandsrat Iran (NWRI) und seine stärkste Gruppe in ihm, die iranischen Volksmojahedin (PMOI), kämpften nach der Aktion vom 17. Juni über ein Jahrzehnt lang für die Wiederherstellung ihres Rufes und den Freispruch von Terrorismus und anderen Vorwürfen, welche die französische Staatsanwaltschaft ohne jegliche Beweise kreiert hatte. Die Aktion gilt bis heute als eines der dunkelsten Kapitel der französischen Außenpolitik.
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Im französichen Parlament verurteilt Rajavi die Hinrichtung der jungen Studentin Reyhane Jabbari


Auch unter diesem Anlass ist die Einladung der Präsidentin des iranischen Widerstandes, Maryam Rajavi, diese Woche in das französische Parlament auf eine Konferenz unter der Teilnahme zahlreicher Abgeordneter zu verstehen. Es ist der zarte Versuch der Wiedergutmachung eines Weges der Beschwichtigungspolitik einer französischen Regierung, die auch heute noch ihr Heil im Umgang mit dem iranischen Regime in einer Legitimierung durch Verhandlungen sieht. Frankreich ist Teil der sogenannten P5+1 Gruppe, die sich seit Jahren in verschiedenen Städten Europas trifft, um mit dem iranischen Regime um dessen Atomprogramm zu verhandeln.

Wie gespalten die französische Politik auch heute noch im Umgang mit dem Iran ist, zeigt der kurz vor der Konferenz erfolgte Besuch des iranischen Vorsitzenden für nationale Sicherheit und Außenpolitik im iranischen Parlament in Frankreich, der sich dort mit politischen Vertretern der Regierung traf. Vor allem die Teilnehmer des Parlamentes auf der Konferenz wiesen in mehreren Redebeiträgen vor allem wegen der horrenden Menschenrechtslage im Iran darauf hin, dass eine Legitimierung des Regimes auch ein Affront gegen die Freiheitsbewegung im Iran und gegen seine legitime Opposition ist.

Doch Maryam Rajavi konzentrierte sich in ihrer Rede auf die Rolle des iranischen Regimes im Mittleren Osten. Westliche Regierungen sind aktuell verunsichert, wie sie mit dem Aufkeimen der Terrorgruppe ISIS umgehen und mit welchen Mitteln sie bekämpft werden soll. Immer wieder wurden in der Vergangenheit Stimmen laut, dass der Westen zur Bekämpfung von ISIS mit dem Iran zusammen arbeiten könnte.

Rajavis Meinung dazu ist eindeutig: „ISIS ist ein Nebenprodukt der beispiellosen Verbrechen der Mullahs im Iran, der Verbrechen Bashar al-Assads in Syrien sowie der Verbrechen Malikis im Irak, und ihrer sektiererischen Politik, gerichtet gegen einen großen Teil der Bevölkerung im Irak und in Syrien."

Sie ergänzte: „Um dem Extremismus unter dem Banner des Islam entgegenzutreten, bedarf es einer kulturellen und ideologischen Alternative, die auf einem toleranten und demokratischen Islam und der Gleichheit der Geschlechter beruht. Wenn eine solche Alternative fehlt, werden das Mullah-Regime und die sunnitischen Fundamentalisten die Konfrontation mit dem Fundamentalismus als Konfrontation mit dem Islam überhaupt hinstellen und auf diese Weise unterminieren."

Zu einer Zusammenarbeit mit dem iranischen Regime zur Bekämpfung von ISIS sagte sie: „Das wäre der größte Schlag gegen die Koalition, denn dann würden die irakische und die syrische Nation die Koalition an der Seite ihres Erzfeindes sehen - den Mullahs."
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Frau Rajavi wies darauf hin, dass nur moderate Kräfte in der Region das Dilemma im Mittleren und Nahen Osten beheben können. Die iranischen Volksmojahedin sind - laut Frau Rajavi - eine solche Kraft. „Die Volksmodjahedin sind die kulturelle und soziale Antithese zu dem fundamentalistischen iranischen Regime", sagte sie.

Zu den Atomverhandlungen der P5+1 mit dem iranischen Regime, bei denen auch französische Diplomaten teil nehmen, sagte Maryam Rajavi:" Das iranische Regime versucht, seine Projekte zur Herstellung von Atomwaffen zu erhalten, indem es sich die Politik der Beschwichtigung zu Nutze macht und sich aller möglichen Arten von Täuschung bedient." Ferner warnte sie: „Jedwede Vereinbarung sollte die uneingeschränkte Einhaltung aller Resolutionen des Sicherheitsrates enthalten, sowie vollständiges Aufhören der Anreicherung und gründliche Inspektionen aller Anlagen und verdächtigen Zentren; sonst wäre der Weg dieses Regimes zur Atombombe ungehindert frei."

Am Ende ihrer Rede wies sie noch einmal auf die Menschenrechtslage im Iran hin. 1000 Menschen wurden seit dem Amtsantritt von Hassan Rohani hingerichtet, ethnische und religiöse Minderheiten werden weiterhin ebenso systematisch verfolgt, wie in iranischen Gefängnissen gefoltert wird. Auch die iranischen Frauen leiden weiterhin unter der Unterdrückung in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, vom Kleidungszwang bis hin zu Zehntausenden Zwangskinderehen. „Hier enthüllt sich die Wahrheit des iranischen Regimes, dem Paten von ISIS; seine Tyrannei und Grausamkeit gegenüber dem iranischen Volk ist hundertmal schlimmer als die Handlungen von ISIS", stellt Frau Rajavi fest.

Vor allem in Camp Liberty, wo 3000 iranische Dissidenten seit knapp drei Jahren auf Geheiß der Mullahs im Irak terrorisiert und drangsaliert werden, zeigt sich - so Rajavi - die Entschlossenheit des Westens zu einem Kurswechsel. Vor allem in der Anerkennung von Camp Liberty als Flüchtlingslager der UN, der Sicherheit des Lagers, der Freilassung von sieben immer noch inhaftierten Geiseln und der schnellen Verteilung der bedrohten Camp-Bewohner in Drittländer zeigt sich der Mut und der Willen demokratischer Regierungen, demokratische Oppositionelle in Sicherheit zu bringen und für den Schutz ihrer Menschenrechte und ihrer Leben vor einem Verbeugen vor den Mullahs für eigene Sicherheitsinteressen eine scharfe Trennlinie zu ziehen, stelle Rajavi fest.

Einmischung

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Bundespräsident Gauck hat Umstrittenes gesagt.


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Kunst fernab gesellschaftlicher Kontrolle: Vom Überleben im kreativen Mainstream

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Kunst genießen wir meist in guter Gesellschaft, vielleicht sogar bei einem Glas Wein auf der Vernissage nebenan oder in der Innenstadt. Sich damit zu beschäftigen, ist für uns zur kurzen Auszeit geworden.

Gut gekleidet abends in ein Museum oder in eine private Ausstellung laufen, das erfüllt und inspiriert, ist eine willkommene Abwechslung, bei vielen ähnlich beliebt, wie ein guter Film. Was aber lieben wir wirklich an Kunst? Ihr Wesen hat zwei Seiten: Das Werk selbst und der kreative Kopf dahinter. Zweites muss sich erst mal am Markt behaupten, damit die Kunst selbst von den Massen beachtet wird. Kunst ist also nicht nur zum Freizeitvergnügen degradiert, sondern braucht ein entsprechendes Etikett, um überhaupt geliebt zu werden.

Früher war Kunst ein Spielfeld der Herrscher. Und sie gaben den Interpreten erst die Bühne, um ihre Kunst zu präsentieren. Aber auch heute unterliegt Kunst mehr oder weniger einer Zensur: Was als Kunst wirklich erfolgreich ist, das entscheiden andere für den Künstler. Sie muss schon auf die große Bühne der Massenmedien gehievt werden, um den Leuten im Gedächtnis zu bleiben.

Der Chinese Ai Weiwei ist so ein Beispiel. Und schattenhaft erinnert man sich auch noch, wofür die Kunst des politisch verfolgten weil regierungskritischen Künstlers steht. Kurz ging ein Aufschrei durch das weltweite Publikum, mittlerweile ist der Hype verflogen, seine Kunst aber nicht weniger aktuell.

Glück für ihn, dass hierzulande jede Kritik am fernöstlichen Staat willkommen ist; es gibt noch immer Schlagzeilen über den kritischen Kreativen. Während wir hierzulande die künstlerische Freiheit feiern, unterziehen wir Kunst einer selbstgemachten Zensur. Sie heißt: Erfolg.

Mainstream tötet Kreativität

Wenn man sie uns nicht direkt vor die Nase hält, laufen wir an Kunst und ihren Aussagen einfach vorbei. Bezeichnend ist das wohl weltgrößte Unterground-Kunstmuseum in der U-Bahn von New York, wo in 215 Stationen Werke bekannter Künstler wie Sol Le Witt, Roy Lichtenstein oder Maya Lin zu sehen sind.

Eigentlich. Denn nur die wenigsten Passanten sehen wirklich hin, weiß Sebastian Moll (Die Presse) zu beklagen. Während Künstler dieser Kragenweite nur wenige Blocks entfernt im Museum of Modern Art bestaunt werden, würden die Fahrgäste der New Yorker U-Bahn einfach dran vorbeilaufen. In hiesigen U-Bahn-Stationen wäre das vermutlich nicht anders.

Alles braucht einen Namen, sonst ist es nichts wert

Sich selbst zu Bekanntheit verholfen hat sich zum Beispiel Banksy. Als Streetart-Vertreter ist er auf der Straße groß geworden und verkauft seine Bilder nicht auf gesellschaftlichen Events. Eher platziert er seine Bilder gerne ungefragt zwischen den Werken der Großen, zum Beispiel in Museen. Generell weiß man nicht viel über ihn als Person, was auch nicht verwundert.

Seine Kunst ist illegal. Bansky spannt mit seiner Streetart aber den Bogen zur anerkannten Kunst und verändert die Sicht auf Graffiti. Die öffentliche und wilde Spray-Kunst ist natürlich auch in New York verboten.

Bansky aber machte Streetart salonfähig, was eigentlich nicht wünschenswert ist. Bei Bansky kann man tatsächlich von einem Durchbruch sprechen: Brad Pitt und Angelina Jolie sind Fans seiner illegalen Kunst, seine Werke werden mit Millionenwerten gehandelt.

Auch hier zeigt sich: es braucht schon einen prominenten Vorredner, damit Kunst der gesellschaftliche Segen erteilt wird. Ohne seinen Namen zu nennen, ließ der Straßenkünstler vor rund zwei Jahren einige seiner Werke zu Schnäppchenpreisen unter 100 Dollar verkaufen. Ein Schild pries die luftige Ausstellung als "Spray Art" an. Die wenigen Passanten, die interessiert waren, handelten den Preis zum Teil sogar noch herunter. Insgesamt brachte die Ausstellung schlappe 420 Dollar für acht verkaufte Bilder ein.

In Wirklichkeit gingen dabei Werke im Wert von Millionen US-Dollar über den Tisch. Während die wenigen Käufer sich über billige Dekoration für daheim freuten, hielten sie in Wirklichkeit beträchtliche Werte in den Händen. An den Mauern New Yorks verboten und unverschämt wertvoll, waren die Bilder auf einfachen Leinwänden und Papier nichts mehr Wert.

Schön hat es der Tagesspiegel zusammengefasst: "Seine Kunst ist Millionen wert, doch als Banksy sie am Central Park zum Schnäppchenpreis verkauft, will sie keiner haben. Was sagt das über das Publikum aus?". Tatsächlich degradiert das nicht die Kunst.

Indem die Qualität von Motiven und Werken im Zweifel völlig egal ist, offenbart das Publikum sein Bild von Kultur. Was zählt, ist meist einfach der Name des Kreativen. Kein Wunder also, dass die meiste Kunst mit ihren Aussagen im Verborgenen bleibt. Auf den großen Dingern haben Meinungsführer und auch der Staat ihre Finger drauf.

Denn nicht nur prominenter Zuspruch oder Berichterstattung machen Künstler erst so richtig bekannt, sondern auch die Frage, ob die Kunst überhaupt zugelassen, also finanziert wird. Steuern kann man das zum Beispiel sehr gut über staatliche Förderungen. Denn Kunst und Kultur kann ohne staatliche Mildtätigkeit sowieso nicht überleben.

Fast 100 Millionen Euro ließ sich die Bundesregierung jährlich allein die Subvention von Museen in 2013 und 2014 kosten. Über 20 Millionen waren in den letzten Jahren der Musik bedacht. Archive mussten in den letzten drei Jahren mit jeweils über 80 Millionen Euro unterstützt werden.

Wo ist sie, die freie Kunst?

Der Zugang zu Kunst wird also mehr oder weniger absichtlich beschränkt und gesteuert. Selbst Stars, die im Internet geboren wurden, gehen in den Differenzen der staatlich legitimierten Verwertungsgesellschaft GEMA und Google (YouTube) unter. Auch mittelmäßig bekannte Künstler, die in Eigenregie ihre Stücke bei YouTube hochladen, werden nicht selten aus oben genannten Gründen gesperrt.

Das sind dann kulturelle Kollateralschäden des Streits um Lizenzen und der Steuerungsversuche, wo und wie wir Kunst verbrauchen sollen. Geld für Kultur und keine Kultur ohne Geldwert lautet die unausgesprochene Vorgabe. Aber auch im Internet entsteht ein Paralleluniversum vergleichbar mit der freien Graffiti-Kunst an. Das Netz bahnt sich im Zweifel immer seinen Weg.

Gesperrte Videos können per Browser-Add-on mit wenigen Klicks schließlich doch abgespielt oder mit bestimmter Software runtergeladen werden, fernab von Kontrolle und Zensur. Und wie bei der frechen Straßenkunst von Bansky, hält das Netz Kunst bereit, die wegen mehr als dem Namen des Interpreten gehört, angesehen und geteilt wird.

Dahinter steht dann zwar bald wieder ein Geldwert, wenn der Künstler es zu einem Namen geschafft hat. Und schließlich darf er gerne von seinen Werken leben. Wenn Interpreten aber zu großen Bühnen finden, die ihnen auch das Licht einschalten ohne dass gleich die Kassen klingeln müssen, dann entsteht da vielleicht mehr Echtes, vielleicht freie Kunst.

Rezension "Fränkische Verführung" von Jacqueline Lochmüller

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In einem Waldstück nahe des Bayreuther Grünen Hügels wird die Leiche des skrupellosen Fleischfabrikanten Werner Wachter gefunden: erschlagen, mit verkohlten Händen und auf dem Bauch liegend.

Kommissarin Benita Luengo, die mit ihrem Kollegen Julius Schwarz zum Fundort fährt, erschrickt furchtbar, als man den Toten umdreht und sie ihn erkennt. Nur mühsam kann sie Haltung bewahren, denn es verbindet sie etwas mit Wachter, das auf gar keinen Fall ans Tageslicht kommen darf.

Die Ermittlungen erstrecken sich sowohl aufs private als auch aufs berufliche Umfeld des Unternehmers - wirklich beliebt war er bei niemandem. Im Gegenteil: Durch seinen schonungslosen Umgang mit Geschäftspartnern und Angestellten sowie sein ausschweifendes Sex-Leben hat er sich etliche Feinde gemacht, so manche Träume zerstört. Schwierigkeiten mit offiziellen Institutionen wurden vielfach mit hohen Schmiergeldzahlungen aus dem Weg geräumt, auch wenn dies zulasten Dritter ging. Die Zahl derjenigen, die ein Tatmotiv hätten, ist also entsprechend hoch.

Doch die Ermittlungen und Beweisführung gestalten sich schwierig, da nahezu jeder etwas vertuschen möchte und nicht mit der Polizei kooperiert. Selbst Wachters gelähmte Frau und die drei Kinder fühlen sich durch die Besuche der Beamten eher belästigt als dass ihnen an einer Aufklärung gelegen zu sein scheint. Nach und nach zerplatzt ein Alibi nach dem anderen und etliche Aussagen werden als falsch entlarvt.

Aber in dem Maße, wie die Nachforschungen peu à peu Ergebnisse zutage fördern, zieht sich die Schlinge um Benita Luengo immer weiter zu. Wird sie ihr dunkles Geheimnis bewahren können? Sie steht unter enormem Druck und muss einen Wettlauf mit der Zeit gewinnen.
Doch dann gibt es eine weitere Leiche.

Resümee:
Ein packender Debüt-Roman von Jacqueline Lochmüller! Die Spannung entsteht zum Großteil dadurch, dass es, bedingt durch die Persönlichkeit des Ermordeten, sehr viele Leute aus seinem privaten und beruflichen Umkreis gibt, die ein Tatmotiv gehabt hätten. Daher verfolgen sowohl die Kommissare als auch der Leser immer wieder neue Fährten - stets in der Hoffnung, dass diese sie in Bezug auf die Aufklärung des Falles ein Stück voranbringen.

Gleichzeitig liegt in dieser Vielfalt an Verdächtigen aber auch ein Manko:
Zu viele Spuren an zu vielen Nebenschauplätzen verlaufen im Nichts - das bedeutet auf Dauer nicht nur für die Ermittler, sondern auch für den Leser Frust. Zu oft wird eine Spannung aufgebaut, die dann verpufft. Die Konzentration auf weniger potenzielle Täter wäre hier mehr gewesen.

Dramatik entsteht aber auch dadurch, dass die Autorin es versteht, Situationen und Umgebungen so fesselnd und lebendig zu schildern, dass der Leser gespannt ist, was als Nächstes geschehen mag.

Gut hat mir die außergewöhnliche Figur der Kommissarin Benita Luengo gefallen:
Wegen einer unheilvollen Begegnung mit Werner Wachter kurz vor seiner Ermordung steht sie unter enormem psychischen Druck. Auch gravierende Probleme, die offenbar - das wird lediglich angedeutet - den Ursprung in ihrer Kindheit haben, belasten sie und beeinflussen ihren Lebensstil gravierend.
Als Gegenpart kommt der stets um seine Chefin besorgte Julius Schwarz sehr sympathisch herüber.

Irritiert hat mich die durchgehend sehr eigenwillige Zeichensetzung in diesem Buch. Etliche Stellen könnte man mit Wohlwollen als persönlichen Stil durchgehen lassen, um Aussagen bewusst zu akzentuieren. In anderen Sätzen ist die Interpunktion schlichtweg falsch. Hinzukommt eine verhältnismäßig hohe Zahl an Rechtschreib- und Grammatikfehlern sowie Auslassungen.

Eine Sache, die wahrscheinlich nicht die Autorin, sondern eher den Verlag betrifft, sei noch erwähnt:

Ob der Buchtitel so unbedingt passend ist, darüber lässt sich mit Sicherheit streiten.
Zusammen mit dem Aufkleber „Erotik" - Sex sells! - schafft er jedoch eine Erwartungshaltung, der der Inhalt überhaupt nicht gerecht wird: Weder geht es in dem Roman darum, dass jemand verführt (das heißt, mit dem Ziel der Hingabe emotional manipuliert) wird noch um die „sinnliche Anziehung zweier Menschen" (Wikipedia).

Fazit:
Als Erstlingswerk mit Abstrichen ein sehr respektabler Kriminalroman, der mich alles in allem gut unterhalten hat.

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