Ist Japans Premierminister unter die Feministen gegangen? Er fordert mehr weibliche Beteiligung in der japanischen Gesellschaft und Geschäftswelt. Doch Frauenverbände reagieren mit großer Skepsis.
Japans Geschäftswelt und Politik ist nicht gerade von einem hohen Grad an Weiblichkeit gekennzeichnet. Nur 30 der 225 im Aktienindex Nikkei registrierten Firmen haben ein weibliches Aufsichtsratsmitglied, keine dieser Firmen wird von einer Frau geführt. In der Politik ist der weibliche Einfluss unbedeutend gering, der Frauenanteil im Unterhaus liegt bei acht Prozent.
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In der 68. UN-Generalversammlung im vor wenigen Monaten im September 2013 ließ Shinzo Abe, Japans amtierender Premierminister, nun neue Töne erklingen und verkündete seinen Einsatz für einen höheren Frauenanteil in der japanischen Wirtschaft und für eine frauenfreundlichere Politik. „Es ist meine Absicht eine Gesellschaft zu entwerfen, in der Frauen ‚glänzen' können. Daher arbeite ich daran, die nationalen Strukturen zu verändern, " erklärte der bereits zum zweiten Mal amtierende Regierungschef in seiner Rede bei den Vereinten Nationen. „Denn das Erschaffen eines Umfeldes in dem sich Frauen wohl fühlen und in dem berufliche Möglichkeiten von Frauen gefördert werden ist eine Notwendigkeit für unser Land," so Abe weiter.
Doch woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel? Denn ironischerweise wurden Abe und dessen liberal-demokratische Partei (LDP) in der Vergangenheit nicht unbedingt für die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter berühmt.
Japans Premier ist äußerst umstritten. Neben Leugnungen von Kriegsverbrechen im zweiten Weltkrieg, die immer wieder zu Anspannungen mit Japans Nachbarn führen, macht Abe vor allem durch Versuche auf sich aufmerksam, den Artikel 9 der japanischen Verfassung zu ändern, in dem festgehalten ist, dass Japan seine Armee nur zum Zwecke der Selbstverteidigung einsetzen darf. Doch auch regelmäßige Initiativen gegen die Gleichstellung der Frau gehören zu Abes Repertoire. So wurden jüngst verschiedene Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung in Erziehung und Bildung verhindert, weil sie schädlich für die traditionellen Werte Japans seien.
2010 wurde Japan von der UN Frauenrechtskonvention für zu wenige Frauen in Führungspositionen öffentlich kritisiert. Die von 2009 bis 2012 regierende demokratische Partei (DPJ) versprach Verbesserung, doch der Fortschritt kam nur langsam. Mit der erneuten Regierungsübernahme durch die LDP 2013 befürchteten viele eine weitere Verschlechterung der Situation. Und tatsächlich: Im letzten „Global Gender Gap Report" des Weltwirtschaftsforums rutschte Japan vom 101. auf den 105. Platz (von insgesamt 136) ab.
Als sei die Situation noch nicht schlimm genug, schlugen Abe und dessen Partei 2013 eine Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs auf drei Jahre nach der Geburt vor. Diese Maßnahme wurde umgehend als unrealistisch und kontraproduktiv kritisiert. „Dieser Vorschlag führt nur zur weiteren Ausgrenzung der Frau in der Arbeitswelt und verhindert deren Karriereaufstieg", sagt Yukako Uchinaga, Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation „J-Win", die sich für die faire Geschlechterverteilung in japanischen Firmen einsetzt.
Auch die geplante Einführung eines sogenannten „Frauenhefts" sorgte für harsche Kritik. Die LDP verteufelte in dieser Informationsbroschüre, die an Mädchen ab 14 Jahren ausgeteilt werden sollte, Eheschließung und Schwangerschaft in zu hohem Alter und gab gleichzeitig Empfehlungen für die „richtige Gebärzeit" aus, um gegen die geringe Geburtenrate Japans vorzugehen. Frauenverbände liefen Sturm gegen dieses Vorhaben; nannten es einen „nicht akzeptablen Eingriff in das Privatleben". Kein Wunder also, dass die Frauenorganisationen des Landes nicht vor Freude jubelten, als Abe im September 2013 die Einführung der Womenomics verkündete. „Wir sind äußerst skeptisch in Bezug auf Abes neue Frauenpolitik", so Uchinaga. Denn die Vergangenheit habe gezeigt, dass Abe genau immer dann sich für die Belange der Frauen einsetze, wenn diese zum Wirtschaftswachstum oder zur Steigerung der Geburtenrate beitragen können. „Was wir wollen sind ernst gemeinte Maßnahmen, die tatsächlich zu Verbesserung der Situation der Frau beitragen. Wir sind keine Arbeitsmaschinen, die man bei Bedarf anfordert."
Allzu große Hoffnungen sollten Japans Frauen also nicht an Abes neue Frauenpolitik knüpfen, denn unter die Feministen ist er nicht gegangen. Vielmehr stehen weiterhin Machtinteressen und die nationale Wirtschaft im Mittelpunkt.
Japans Geschäftswelt und Politik ist nicht gerade von einem hohen Grad an Weiblichkeit gekennzeichnet. Nur 30 der 225 im Aktienindex Nikkei registrierten Firmen haben ein weibliches Aufsichtsratsmitglied, keine dieser Firmen wird von einer Frau geführt. In der Politik ist der weibliche Einfluss unbedeutend gering, der Frauenanteil im Unterhaus liegt bei acht Prozent.

In der 68. UN-Generalversammlung im vor wenigen Monaten im September 2013 ließ Shinzo Abe, Japans amtierender Premierminister, nun neue Töne erklingen und verkündete seinen Einsatz für einen höheren Frauenanteil in der japanischen Wirtschaft und für eine frauenfreundlichere Politik. „Es ist meine Absicht eine Gesellschaft zu entwerfen, in der Frauen ‚glänzen' können. Daher arbeite ich daran, die nationalen Strukturen zu verändern, " erklärte der bereits zum zweiten Mal amtierende Regierungschef in seiner Rede bei den Vereinten Nationen. „Denn das Erschaffen eines Umfeldes in dem sich Frauen wohl fühlen und in dem berufliche Möglichkeiten von Frauen gefördert werden ist eine Notwendigkeit für unser Land," so Abe weiter.
Doch woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel? Denn ironischerweise wurden Abe und dessen liberal-demokratische Partei (LDP) in der Vergangenheit nicht unbedingt für die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter berühmt.
Japans Premier ist äußerst umstritten. Neben Leugnungen von Kriegsverbrechen im zweiten Weltkrieg, die immer wieder zu Anspannungen mit Japans Nachbarn führen, macht Abe vor allem durch Versuche auf sich aufmerksam, den Artikel 9 der japanischen Verfassung zu ändern, in dem festgehalten ist, dass Japan seine Armee nur zum Zwecke der Selbstverteidigung einsetzen darf. Doch auch regelmäßige Initiativen gegen die Gleichstellung der Frau gehören zu Abes Repertoire. So wurden jüngst verschiedene Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung in Erziehung und Bildung verhindert, weil sie schädlich für die traditionellen Werte Japans seien.
2010 wurde Japan von der UN Frauenrechtskonvention für zu wenige Frauen in Führungspositionen öffentlich kritisiert. Die von 2009 bis 2012 regierende demokratische Partei (DPJ) versprach Verbesserung, doch der Fortschritt kam nur langsam. Mit der erneuten Regierungsübernahme durch die LDP 2013 befürchteten viele eine weitere Verschlechterung der Situation. Und tatsächlich: Im letzten „Global Gender Gap Report" des Weltwirtschaftsforums rutschte Japan vom 101. auf den 105. Platz (von insgesamt 136) ab.
Als sei die Situation noch nicht schlimm genug, schlugen Abe und dessen Partei 2013 eine Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs auf drei Jahre nach der Geburt vor. Diese Maßnahme wurde umgehend als unrealistisch und kontraproduktiv kritisiert. „Dieser Vorschlag führt nur zur weiteren Ausgrenzung der Frau in der Arbeitswelt und verhindert deren Karriereaufstieg", sagt Yukako Uchinaga, Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation „J-Win", die sich für die faire Geschlechterverteilung in japanischen Firmen einsetzt.
Auch die geplante Einführung eines sogenannten „Frauenhefts" sorgte für harsche Kritik. Die LDP verteufelte in dieser Informationsbroschüre, die an Mädchen ab 14 Jahren ausgeteilt werden sollte, Eheschließung und Schwangerschaft in zu hohem Alter und gab gleichzeitig Empfehlungen für die „richtige Gebärzeit" aus, um gegen die geringe Geburtenrate Japans vorzugehen. Frauenverbände liefen Sturm gegen dieses Vorhaben; nannten es einen „nicht akzeptablen Eingriff in das Privatleben". Kein Wunder also, dass die Frauenorganisationen des Landes nicht vor Freude jubelten, als Abe im September 2013 die Einführung der Womenomics verkündete. „Wir sind äußerst skeptisch in Bezug auf Abes neue Frauenpolitik", so Uchinaga. Denn die Vergangenheit habe gezeigt, dass Abe genau immer dann sich für die Belange der Frauen einsetze, wenn diese zum Wirtschaftswachstum oder zur Steigerung der Geburtenrate beitragen können. „Was wir wollen sind ernst gemeinte Maßnahmen, die tatsächlich zu Verbesserung der Situation der Frau beitragen. Wir sind keine Arbeitsmaschinen, die man bei Bedarf anfordert."
Allzu große Hoffnungen sollten Japans Frauen also nicht an Abes neue Frauenpolitik knüpfen, denn unter die Feministen ist er nicht gegangen. Vielmehr stehen weiterhin Machtinteressen und die nationale Wirtschaft im Mittelpunkt.