Wow, das ist ein Ding! Garth Brooks ist zurück. Nach 13 Jahren. Garth wer? Hört ein an Musik durchschnittlich interessierter Deutscher den Namen Garth Brooks, leuchten im Normalfall Fragezeichen auf.
Erwähnt man den Namen des etwas pummeligen, 1962 in Oklahoma geborenen Sängers allerdings gegenüber einem Countryfan, könnte die Reaktion nicht unterschiedlicher sein: Garth Brooks! Die Augen beginnen zu funkeln, wie bei einem Teenie, dem Justin Bieber eine SMS geschickt hat.
Trotz Internet und damit immer kleiner werdender Welt nimmt man hierzulande noch recht wenig Notiz von der amerikanischen Volksmusik - von Country. Dabei hat sich das Genre in den letzten 20 Jahren deutlich von den eingefahrenen Klischees - Trucks, Highways, Lagerfeuer - befreit und auch musikalisch zugelegt.
Country ist Pop.
Country ist Pop. Zumindest in Amerika. Acts wie Lady Antebellum oder - gerade höchst angesagt - Taylor Swift, haben in Country-Town-Nashville ihre Karrieren gestartet und erobern längst auch die Pop-Charts.
Der erste echte Megastar des Country war und ist Garth Brooks. Und was ist mit Johnny Cash, werden jetzt viele sagen? Nun, der gute Johnny ist in erster Linie Kult. Aber auch ein Traditionalist. Insgesamt brachte es "The Man in Black" auf rund 55 Millionen verkaufter Alben - in gut 50 Jahren. Garth Brooks fand für seine neun Alben sage und schreibe 200 Millionen Käufer - und das innerhalb von zwölf Jahren zwischen 1989 und 2001.
Kurz: Er setzte Maßstäbe, brach alle Rekorde - und er brachte den Rock in die traditionelle Stilrichtung. Nach so viel Erfolg warteten auf den studierten Betriebswirten aber offenbar erstmal keine neuen Herausforderungen. Deshalb verzog er sich 2001 in eine Art Vorruhestand - der nur durch rare Konzerte und eine 2013 überflüssige CD-Box mit Coverversionen gestört wurde. Bis jetzt.
Mit „Man Against The Machine" präsentiert er nach 13 Jahren Funkstille jetzt erstmals wieder ein Studio-Album mit neuen Songs. Die Country-Gemeinde ist elektrisiert: Ostern und Weihnachten gleichzeitig. Hosianna!
Spannung und Erwartungshaltung hätten also nicht größer sein können. Ein anderer würde unter dem Druck vielleicht feuchte Hände und Nervenflattern bekommen. Er aber posiert auf dem Album von „Man Against Machine" saucool mit schwarzem Stetson, böser dunkler Brille, HipHop-Kinnbärtchen, Kette und muskulös verschränkten Armen. Druck? Ich? Harrharr ...
Man kann sich ja in etwa vorstellen, wie lang und intensiv über das Album diskutiert wurde. Wer produziert es? Mark Miller. Wie legen wir es stilistisch an? Gemischt. Wie steigen wir ein? Nun ja, was soll man sagen. Dem Opener kommt nach 13-jähriger CD-Abstinenz natürlich eine entscheidende Bedeutung zu. Es ist ja fast wie ein Erstkontakt mit einem neuen Künstler. Andererseits werden die vielen treuen Garth-Brooks-Fans ihre ureigenen Erwartungen an das neue Album hegen.
Erfüllen oder überraschen?
Garth Brooks entschied sich eindeutig für die zweite Option. Mit dem Opener und gleichzeitig Titeltrack macht er gleich mal deutlich, dass hier ein anderer Garth Brooks die Bildfläche betritt, als der, der sich 2001 nach „Scarecrow" zu einem guten Dutzend Sabbatjahre entschloss.
Der Song verwirrt, gibt Rätsel auf. „Man Against Machine" erweist sich als ein über fünfminütiges Werk, ohne Zugeständnisse im Rock angelegt. Nach einem verspielten, bedeutungsschwangeren und mit Akustikgitarren ausgemaltem Intro geht es ans Eingemachte: donnernde Drums, dröhnende Orgeln, sägende Gitarren.
Nach vier Minuten kommt wieder das Intro, man denkt: Ok, das war's. So also klingt die Rückmeldung des Meisters. Da geht der Song in die nächste Runde, wieder volle Pulle. Wer noch das rabiate „Truck Yeah" von Tim McGraw im Ohr hat, bekommt eine Soundvorstellung von dem Song. Doch die bange Frage lautet: Ist etwa nicht Garth Brooks zurückgekommen, sondern sein Alter Ego, der Rocker Chris Gaines, mit dem er schon 1999 zu verwirren wusste?
Die nächsten Songs geben die Antwort. Nicht klar, nicht eindeutig, sondern häppchen- und songweise. Nach dem ganz nach 80er-Rock und sanften Aerosmith klingendem „She's Tired Of Boys" - mit dezenten Country-Anklängen - und dem raukehligen, Geigen verstärkte Bombast-Rock von „Cold Like That" kommt der erhoffte Schwenk in Richtung Country-Gefilde:
Das von Craig Campbell, Brice Long und Terry McBride geschriebene „All American Kid" - ein richtig guter Country-Song à la Garth Brooks. Je länger der Silberling im CD-Player rotiert, desto mehr Country, desto mehr, sagen wir mal, alter Garth Brooks, kommt zu Gehör.
Mehr noch: Das an seinen Klassiker „What She's Doing Now" erinnernde „Mom", der kreuzfidele Western-Swing von „Rodeo And Juliet" (klasse Wortspiel), das ruhige, luftig-romantische „Midnight Train" und die im langsamen Walzertakt angelegte Ballade „Cowboys Forever" machen deutlich, warum Garth Brooks einst allen Grenzen und Rekorde sprengte: keiner singt so wie er.
Niemand kann so viel Wärme und gleichzeitig Entschlossenheit in seine Songs legen, wie der pummelige Superstar aus Oklahoma. Wenn dann noch eine Pedal-Steel Guitar zu schluchzen beginnt, weiß man wieder, warum man Country lieben kann.
Erwähnt man den Namen des etwas pummeligen, 1962 in Oklahoma geborenen Sängers allerdings gegenüber einem Countryfan, könnte die Reaktion nicht unterschiedlicher sein: Garth Brooks! Die Augen beginnen zu funkeln, wie bei einem Teenie, dem Justin Bieber eine SMS geschickt hat.
Trotz Internet und damit immer kleiner werdender Welt nimmt man hierzulande noch recht wenig Notiz von der amerikanischen Volksmusik - von Country. Dabei hat sich das Genre in den letzten 20 Jahren deutlich von den eingefahrenen Klischees - Trucks, Highways, Lagerfeuer - befreit und auch musikalisch zugelegt.
Country ist Pop.
Country ist Pop. Zumindest in Amerika. Acts wie Lady Antebellum oder - gerade höchst angesagt - Taylor Swift, haben in Country-Town-Nashville ihre Karrieren gestartet und erobern längst auch die Pop-Charts.
Der erste echte Megastar des Country war und ist Garth Brooks. Und was ist mit Johnny Cash, werden jetzt viele sagen? Nun, der gute Johnny ist in erster Linie Kult. Aber auch ein Traditionalist. Insgesamt brachte es "The Man in Black" auf rund 55 Millionen verkaufter Alben - in gut 50 Jahren. Garth Brooks fand für seine neun Alben sage und schreibe 200 Millionen Käufer - und das innerhalb von zwölf Jahren zwischen 1989 und 2001.
Kurz: Er setzte Maßstäbe, brach alle Rekorde - und er brachte den Rock in die traditionelle Stilrichtung. Nach so viel Erfolg warteten auf den studierten Betriebswirten aber offenbar erstmal keine neuen Herausforderungen. Deshalb verzog er sich 2001 in eine Art Vorruhestand - der nur durch rare Konzerte und eine 2013 überflüssige CD-Box mit Coverversionen gestört wurde. Bis jetzt.
Mit „Man Against The Machine" präsentiert er nach 13 Jahren Funkstille jetzt erstmals wieder ein Studio-Album mit neuen Songs. Die Country-Gemeinde ist elektrisiert: Ostern und Weihnachten gleichzeitig. Hosianna!
Spannung und Erwartungshaltung hätten also nicht größer sein können. Ein anderer würde unter dem Druck vielleicht feuchte Hände und Nervenflattern bekommen. Er aber posiert auf dem Album von „Man Against Machine" saucool mit schwarzem Stetson, böser dunkler Brille, HipHop-Kinnbärtchen, Kette und muskulös verschränkten Armen. Druck? Ich? Harrharr ...
Man kann sich ja in etwa vorstellen, wie lang und intensiv über das Album diskutiert wurde. Wer produziert es? Mark Miller. Wie legen wir es stilistisch an? Gemischt. Wie steigen wir ein? Nun ja, was soll man sagen. Dem Opener kommt nach 13-jähriger CD-Abstinenz natürlich eine entscheidende Bedeutung zu. Es ist ja fast wie ein Erstkontakt mit einem neuen Künstler. Andererseits werden die vielen treuen Garth-Brooks-Fans ihre ureigenen Erwartungen an das neue Album hegen.
Erfüllen oder überraschen?
Garth Brooks entschied sich eindeutig für die zweite Option. Mit dem Opener und gleichzeitig Titeltrack macht er gleich mal deutlich, dass hier ein anderer Garth Brooks die Bildfläche betritt, als der, der sich 2001 nach „Scarecrow" zu einem guten Dutzend Sabbatjahre entschloss.
Der Song verwirrt, gibt Rätsel auf. „Man Against Machine" erweist sich als ein über fünfminütiges Werk, ohne Zugeständnisse im Rock angelegt. Nach einem verspielten, bedeutungsschwangeren und mit Akustikgitarren ausgemaltem Intro geht es ans Eingemachte: donnernde Drums, dröhnende Orgeln, sägende Gitarren.
Nach vier Minuten kommt wieder das Intro, man denkt: Ok, das war's. So also klingt die Rückmeldung des Meisters. Da geht der Song in die nächste Runde, wieder volle Pulle. Wer noch das rabiate „Truck Yeah" von Tim McGraw im Ohr hat, bekommt eine Soundvorstellung von dem Song. Doch die bange Frage lautet: Ist etwa nicht Garth Brooks zurückgekommen, sondern sein Alter Ego, der Rocker Chris Gaines, mit dem er schon 1999 zu verwirren wusste?
Die nächsten Songs geben die Antwort. Nicht klar, nicht eindeutig, sondern häppchen- und songweise. Nach dem ganz nach 80er-Rock und sanften Aerosmith klingendem „She's Tired Of Boys" - mit dezenten Country-Anklängen - und dem raukehligen, Geigen verstärkte Bombast-Rock von „Cold Like That" kommt der erhoffte Schwenk in Richtung Country-Gefilde:
Das von Craig Campbell, Brice Long und Terry McBride geschriebene „All American Kid" - ein richtig guter Country-Song à la Garth Brooks. Je länger der Silberling im CD-Player rotiert, desto mehr Country, desto mehr, sagen wir mal, alter Garth Brooks, kommt zu Gehör.
Mehr noch: Das an seinen Klassiker „What She's Doing Now" erinnernde „Mom", der kreuzfidele Western-Swing von „Rodeo And Juliet" (klasse Wortspiel), das ruhige, luftig-romantische „Midnight Train" und die im langsamen Walzertakt angelegte Ballade „Cowboys Forever" machen deutlich, warum Garth Brooks einst allen Grenzen und Rekorde sprengte: keiner singt so wie er.
Niemand kann so viel Wärme und gleichzeitig Entschlossenheit in seine Songs legen, wie der pummelige Superstar aus Oklahoma. Wenn dann noch eine Pedal-Steel Guitar zu schluchzen beginnt, weiß man wieder, warum man Country lieben kann.