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Warum Fans Homophobie aus dem Fußball vertreiben können - und was Sie dafür tun müssen

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Vielleicht zu Beginn direkt ein Statement, das sicher mit dem ein oder anderen Vorurteil aufräumt. Die Fussballfans und mit ihnen das Fussballgeschäft sind nicht per se homophob, sie spiegeln lediglich die gesamte Gesellschaft wider.

Alleine in der Bundesliga mit ihren 18 grundverschiedenen Fanszenen gibt es eine ganze Reihe von Abstufungen, von unteren Ligen - hier ausdrücklich bis zur Kreisklasse - einmal ganz zu schweigen.

Die Fanszenen des FC Bayern München, des FC ST PAULI, des FSV Mainz 05 und des SV Werder Bremen können sicherlich als Vorreiter einer von Toleranz geprägten Fankultur in der Bundesliga betrachtet werden, daneben gibt es aber noch weitere „Graustufen" und - das darf man natürlich nicht vergessen - auch Fanszenen, in denen Vorurteile und Diskriminierung weitaus stärker verankert sind.

Dazu kommen noch die Besucher außerhalb der Fankurven, denen diskriminierende Aussagen oft noch deutlich leichter über die Lippen gehen als den zumeist jungen Fans in den Kurven.

Um Homophobie aus dem Fußball zu verbannen ist es zunächst einmal notwendig, dass Schwule sich zu ihrer Sexualität auch in den Kurven bekennen können, denn im Gegensatz zu andern Formen der Diskriminierung sind es ja bei Schwulen nicht generelle äußere Merkmale, die zur Ablehnung führen.

Die wenigsten queeren Fußballfans werden den gängigen Klischees mit Federboa oder Lederweste entsprechen. Viele Fans wären sicher überrascht, wenn sie wüssten, wie viele queere Personen es in ihren Kurven gibt. Hier sind also auch die „Betroffenen" selbst gefragt.

Zusätzlich kann natürlich ein Impuls auch aus der Kurve kommen, entsprechende Beispiele für gelungene Aktionen zur Thematik lassen sich für jeden recht einfach im Internet recherchieren.

Ein erster und wichtiger Schritt ist auch hier die Kommunikation, einen gemeinsamen Nenner - nämlich die Liebe zum Verein - dürfte man ja relativ leicht finden. Über Gespräche lassen sich Vorurteile abbauen und Wissenslücken schließen.

Bei Aktionen aus der Kurve muss es nicht immer eine große Choreographien sein, auch kleine Schritte sind hier willkommen, z.B. den Nachbarn auf die diskriminierende Attitüde hinter dem viel genannten „schwulen Pass" hinzuweisen und ihn aufzufordern, seine Wortwahl zu ändern und sein Gehirn zu aktivieren.

Warum muss es immer die „Schwule Sau" oder „Schwuchtel" sein? Die Auswahl an Schimpfwörtern sollte doch wahrlich mehr zu bieten haben...

Auch Vereine und Verbände können dazu beitragen, dass Homophobie aus den Stadien und von den Sportplätzen verschwindet, indem sie in ihrer Kommunikation und ihrem Handeln deutlich machen, dass sie für jeden offen sind, der sich ihnen anschließen möchte, sofern sie oder er die Werte der jeweiligen Organisation vertritt.

Schwieriger ist jedoch der Umgang mit homophoben Ereignissen während der Spiele. Eine reine Sanktionierungspolitik à la UEFA wird sicher nicht zum Ziel führen, weil sie die Problematik nicht an der Wurzel packt, sondern lediglich den sichtbaren Teil der hässlichen Pflanze entfernt.

Als Negativbeispiel darf hierbei die Blocksperre in München in der vergangenen Saison dienen, als keine Handvoll Südtiroler FC Bayern-Anhänger auf der Gegentribüne ein homophobes Banner gezeigt hatten und der UEFA nichts besseres einfiel, als den Block für das darauffolgende Spiel zu sperren, anstatt hier ein Bewusstsein zu schaffen und/oder zu fördern, in welchem derartige Dinge keinen Platz haben.

Im Volksempfinden war der Block „wegen dem Schwulenplakat" gesperrt und somit wurde das Ziel total verfehlt. Aber auch der FC Bayern hat sich mit den persönlichen Sanktionierung der Bannerträger nicht mit Ruhm bekleckert, eine themenbezogene Auflage hätte sich sicher auch im Dialog mit Queerpass Bayern - dem 1. schwul-lesbischen Fanclub des Vereins - finden lassen.

Denkbar wäre zum Beispiel die Unterstützung queerer Projekte, egal ob finanziell oder durch Mitarbeit, gewesen.

Mit all den queeren Fanclubs, die sich in den vergangenen Jahren europaweit gegründet haben, haben sich sicher schon viele Dinge gebessert, und die Sensibilisierung für Diskriminierung auch abseits der Stadien nimmt weiter zu.

Das Ziel eines homophobiefreien Fussballs ist aber nach wie vor noch nicht erreicht und noch ein spannender Weg.

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