Im Englischen gibt es ein schönes Sprachbild für ein Tabu im Geschäftsleben - man spricht dort auch vom „elephant in the room". Der Elefant steht für ein Problem, das jeder im Raum sehr gut sehen kann, über das aber niemand zu sprechen wagt. Das kann das festgefahrene Projekt sein, das seit Jahren Verlust macht, aber nicht beendet werden darf, weil die Reputation des Geschäftsführers daran hängt. Das kann die drohende Übernahme durch einen Wettbewerber sein, zu der es keine Abwehrstrategie gibt. Das kann aber auch ein Unternehmensskandal aus der Vergangenheit sein, der nie richtig aufgearbeitet wurde.
Der Elefant steht mitten im Raum. Jeder sieht ihn. Er nimmt allen anderen den Platz zum Arbeiten und die Luft zum Atmen. Doch keiner traut sich, auf den Elefanten zu zeigen und zu rufen: „Weg damit".
In deutschen Unternehmen gibt es viele Elefanten. Das hat vor allem kulturelle Gründe. Das Eingestehen von Fehlern gilt zumeist als Schwäche - insbesondere für Führungskräfte. Wer im Management über seine gescheiterten Projekte spricht, empfiehlt sich nicht unbedingt für höhere Aufgaben. Ein Unternehmen, das zu seinen Fehlern steht, wird obendrein von den Medien und an den Aktienmärkten böse abgestraft. Es gibt im Deutschen kein Wort für positives Scheitern. Wer sich zu Fehlern öffentlich bekennt, der wird fortan an diesen Fehlern gemessen. Und nicht daran, was er aus diesen Fehlern gelernt hat. Unter deutschen Wirtschaftsmagazinen gibt es hunderte, die sich für neue Geschäftsideen begeistern. Aber nicht eines, das das Lernen aus Fehlern als Stärke erkannt und zum Leitthema gemacht hat.
Deshalb wird lieber geschwiegen, beschönigt, drumherumgeredet. Das ist nicht nur ein Zeichen für eine schlechte Unternehmenskultur. Dieses Schweigen über die Elefantenherde unserer Fehler kostet die deutsche Wirtschaft auch jedes Jahr Milliardenbeträge. Wer aus seinen Fehlern nicht lernen kann ist dazu verdammt, sie aufs Neue zu machen. Zudem kostet das tägliche Verstecken unserer Elefanten enorme Kraft, Arbeitszeit und Energie. Ressourcen, die man viel besser in neue Projekte stecken könnte.
Als Thomas Alva Edison einmal gefragt wurde, warum er so viele Fehler mache, soll er geantwortet haben: „Ich bin nicht gescheitert. Ich habe 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren!" Sein Weg des Scheiterns war äußerst erfolgreich: Er erfand unter anderem den Phonographen und die elektrische Glühlampe. Am Ende verfügte Edison über mehr als 1000 Patente. Das wäre nie möglich gewesen, wenn der rastlose Erfinder seine Arbeitszeit auf das Verstecken oder Kleinreden seiner Fehler verschwendet hätte.
Für einen Ratgeber zum Thema Krisenkommunikation war ich jüngst auf der Suche nach Positivbeispielen lernender Unternehmen. Ich suchte Firmen, die aus ihren Fehlern und Skandalen in der Vergangenheit gelernt hatten. Bei meiner Recherche wandte ich mich auch einen bekannten deutschen Stahlkonzern, der jüngst vor allem mit Skandalen auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Auf meine Frage, wie das Unternehmen damit umginge und was man aus der Berichterstattung der Medien gelernt hatte, erhielt ich von der Pressestelle eine typische Elefanten-Antwort. Der Konzern wollte nicht über seine Fehler sprechen. Ein Unternehmensvertreter erklärte mir, meine Frage bezöge sich auf Vorgänge die „lange zurückliegen" - immerhin war ein gutes Jahr seit dem letzten Skandal vergangen. Zudem seien die Ereignisse von den Medien „abschließend aufgearbeitet". Daher wollte er meine diesbezügliche Frage nicht beantworten.
Schade um meine Arbeitszeit und die Arbeitszeit des Pressesprechers! Vor allem aber schade für das Unternehmen, das mit dieser Antwort zeigt, dass es aus seinen Fehlern vermutlich nicht lernt. Wir alle können uns gut die Elefantenherde vorstellen, die dort in der Unternehmenszentrale herumsteht. Und die Mitarbeiter und Führungskräfte, die sich auf ihrem täglichen Weg zum Arbeitsplatz zwischen den Elefanten hindurchzwängen müssen.
Der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, einen neuen Umgang mit unseren Problemen zu erlernen. Öffnen wir die Türen unserer Büros und verjagen wir unsere Elefanten. Keine Frage: Elefanten sind liebenswerte und gutmütige Tiere. Aber als „elephants in the room" kosten sie uns Kraft und Wahrhaftigkeit. Beginnen wir also mit der Elefantenjagd. Für mehr Raum und Freiheit zum Denken. Und zum Fehlermachen.
Der Elefant steht mitten im Raum. Jeder sieht ihn. Er nimmt allen anderen den Platz zum Arbeiten und die Luft zum Atmen. Doch keiner traut sich, auf den Elefanten zu zeigen und zu rufen: „Weg damit".
In deutschen Unternehmen gibt es viele Elefanten. Das hat vor allem kulturelle Gründe. Das Eingestehen von Fehlern gilt zumeist als Schwäche - insbesondere für Führungskräfte. Wer im Management über seine gescheiterten Projekte spricht, empfiehlt sich nicht unbedingt für höhere Aufgaben. Ein Unternehmen, das zu seinen Fehlern steht, wird obendrein von den Medien und an den Aktienmärkten böse abgestraft. Es gibt im Deutschen kein Wort für positives Scheitern. Wer sich zu Fehlern öffentlich bekennt, der wird fortan an diesen Fehlern gemessen. Und nicht daran, was er aus diesen Fehlern gelernt hat. Unter deutschen Wirtschaftsmagazinen gibt es hunderte, die sich für neue Geschäftsideen begeistern. Aber nicht eines, das das Lernen aus Fehlern als Stärke erkannt und zum Leitthema gemacht hat.
Deshalb wird lieber geschwiegen, beschönigt, drumherumgeredet. Das ist nicht nur ein Zeichen für eine schlechte Unternehmenskultur. Dieses Schweigen über die Elefantenherde unserer Fehler kostet die deutsche Wirtschaft auch jedes Jahr Milliardenbeträge. Wer aus seinen Fehlern nicht lernen kann ist dazu verdammt, sie aufs Neue zu machen. Zudem kostet das tägliche Verstecken unserer Elefanten enorme Kraft, Arbeitszeit und Energie. Ressourcen, die man viel besser in neue Projekte stecken könnte.
Als Thomas Alva Edison einmal gefragt wurde, warum er so viele Fehler mache, soll er geantwortet haben: „Ich bin nicht gescheitert. Ich habe 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren!" Sein Weg des Scheiterns war äußerst erfolgreich: Er erfand unter anderem den Phonographen und die elektrische Glühlampe. Am Ende verfügte Edison über mehr als 1000 Patente. Das wäre nie möglich gewesen, wenn der rastlose Erfinder seine Arbeitszeit auf das Verstecken oder Kleinreden seiner Fehler verschwendet hätte.
Für einen Ratgeber zum Thema Krisenkommunikation war ich jüngst auf der Suche nach Positivbeispielen lernender Unternehmen. Ich suchte Firmen, die aus ihren Fehlern und Skandalen in der Vergangenheit gelernt hatten. Bei meiner Recherche wandte ich mich auch einen bekannten deutschen Stahlkonzern, der jüngst vor allem mit Skandalen auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Auf meine Frage, wie das Unternehmen damit umginge und was man aus der Berichterstattung der Medien gelernt hatte, erhielt ich von der Pressestelle eine typische Elefanten-Antwort. Der Konzern wollte nicht über seine Fehler sprechen. Ein Unternehmensvertreter erklärte mir, meine Frage bezöge sich auf Vorgänge die „lange zurückliegen" - immerhin war ein gutes Jahr seit dem letzten Skandal vergangen. Zudem seien die Ereignisse von den Medien „abschließend aufgearbeitet". Daher wollte er meine diesbezügliche Frage nicht beantworten.
Schade um meine Arbeitszeit und die Arbeitszeit des Pressesprechers! Vor allem aber schade für das Unternehmen, das mit dieser Antwort zeigt, dass es aus seinen Fehlern vermutlich nicht lernt. Wir alle können uns gut die Elefantenherde vorstellen, die dort in der Unternehmenszentrale herumsteht. Und die Mitarbeiter und Führungskräfte, die sich auf ihrem täglichen Weg zum Arbeitsplatz zwischen den Elefanten hindurchzwängen müssen.
Der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, einen neuen Umgang mit unseren Problemen zu erlernen. Öffnen wir die Türen unserer Büros und verjagen wir unsere Elefanten. Keine Frage: Elefanten sind liebenswerte und gutmütige Tiere. Aber als „elephants in the room" kosten sie uns Kraft und Wahrhaftigkeit. Beginnen wir also mit der Elefantenjagd. Für mehr Raum und Freiheit zum Denken. Und zum Fehlermachen.