Eine Aufklärung des Mordes am serbischen Verleger Slavko Curuvija am 11. April 1999 steht kurz bevor. Zumindest zwei der unmittelbaren Attentäter scheinen gefunden und wurden verhaftet. Dass der serbische Geheimdienst die Liquidierung organisierte, stand jedoch nie infrage. Doch wer waren die Hintermänner? Für die meisten serbischen Intellektuellen, aber auch die Bevölkerung besteht kaum Zweifel: Nur die Spitze des Regimes - Slobodan Milosevic und seine Ehefrau Mirjana Markovic - konnten solche Entscheidungen über Leben und Tod treffen. Doch Curuvija war nur ein Opfer unter Dutzenden von Menschenleben, die der Geheimdienst "zum Schutz des Landes und seiner Führung" auslöschte.
Nur ein knappes halbes Jahr nach dem Tod von Curuvija sollte ein weiterer potentieller Konkurrent für den Präsidenten beseitigt werden: Vuk Draskovic, der es als charismatischster Oppositionspolitiker besser als jeder andere verstand, Demonstranten gegen Milosevic zu motivieren.
Ein mit Sand beladener Lkw mit einem Auftragsmörder am Steuer sollte die Jeeps mit Mitgliedern der Partei der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO) auf der Ibarska Magistrale, rund 60 km von Belgrad entfernt, rammen und den Insassen keine Überlebenschancen lassen.
Der erste Jeep mit Draskovics Ehefrau konnte ungeschoren passieren, im zweiten Jeep wich Draskovics Fahrer reaktionsschnell in einen Kanal aus, das dritte Fahrzeug geriet unter den Lkw. Alle vier Insassen, darunter Draskovics Schwager, verkohlten bei der anschließenden Explosion bis zur Unkenntlichkeit. Der Fahrer flüchtete durch ein nahes Maisfeld, zuvor hatte er in einem nahen Restaurant Speisen und Kaffee auf "Rechnung der Polizei" anschreiben lassen. Alle Registrierungen des Fahrzeugs waren auf Anweisung des Geheimdienstes aus öffentlichen Dokumenten gelöscht worden.
Wie breit das Netz der willfährigen Handlanger eines im wahrsten Sinne mörderischen Regimes war, zeigte sich dann beim erneuten Attentatsversuch auf Draskovic am 15. Juli 2000. Mit Hilfe hoher Militärs, Polizeichefs und elitären Spezialeinheiten, die selbst die Flucht der Attentäter per Hubschrauber aus Montenegro nach Serbien organisierten, sollte der Oppositionelle endgültig zum Schweigen gebracht werden. Tagelang hatten die Attentäter sein Ferienhaus im montenegrinischen Budva observiert, um schließlich von der ebenerdigen Terrasse durch die Jalousien einige Schüsse in den Wohnraum abzufeuern. Draskovic überlebte ein weiteres mal, nur oberflächlich mit einem Streifschuss am Ohr verletzt.
Nur sechs Wochen nach dem zweiten fehlgeschlagenen Attentat auf Draskovic witterte das Regime einen neuen Feind, der sich vermeintlich den Präsidententhron erschleichen wolle. Es war kein geringerer als Serbiens ehemaliger Präsident Ivan Stambolic. Auch er sollte aus dem Weg geräumt werden. Milosevic hatte seinen langjährigen Mentor 1987 in einem internen Parteiputsch entmachtet und sich damit selbst an die Spitze der damaligen kommunistischen Partei katapultiert. Stambolic schrieb sein Todesurteils vermutlich selbst, als er sich im Sommer 2000 von der Opposition überreden ließ, bei den nächsten Präsidentenwahlen gegen Milosevic zu kandidieren. Zwar entschied sich die Opposition später für Vojislav Kostunica als Herausforderer Milosevics - doch Stambolics Bereitschaft zur politischen Rückkehr hatte ihn zum potentiellen Gefahrenherd gemacht.
Am 25. August 2000 wurde er während seines morgendlichen Jogging-Laufs von zwei Geheimdienstmitarbeitern in einem weißen Kombi entführt. Mit gefesselten Armen und Beinen chauffierten ihn die Männer, denen sich später noch drei weitere Personen anschlossen, in ein einsames Waldgebiet in der Fruska Gora - einem Touristengebiet in der Provinz Vojvodina. Nachdem sie dort ein 1,20 Meter langes und 70 Zentimeter breites Loch gegraben hatten, forderten sie Stambolic auf, sich hinzuknien und feuerten von hinten zwei Schüsse auf ihn ab. Dann warfen sie ihn in die Grube, schütteten über seinen Körper Kreide und Wasser und bedecken das Grab mit Erde, Blättern und einem Baumstumpf. Einen Monat später wurden sie von der Spezialeinheit der serbischen Polizei, JSO, ausbezahlt: 20 000 DM pro Person.
Die Knochen des ehemaligen serbischen Präsidenten Ivan Stambolic fand man erst im März 2003. Ohne den Hinweis aus dem Kriminellenmilieu wäre das Grab des Ermordeten vermutlich niemals entdeckt worden. Für seine Ehefrau Katarina bestehen keine Zweifel, dass die Familie Milosevic Auftraggeber des Mordes war.
Fortsetzung folgt.
Nur ein knappes halbes Jahr nach dem Tod von Curuvija sollte ein weiterer potentieller Konkurrent für den Präsidenten beseitigt werden: Vuk Draskovic, der es als charismatischster Oppositionspolitiker besser als jeder andere verstand, Demonstranten gegen Milosevic zu motivieren.
Ein mit Sand beladener Lkw mit einem Auftragsmörder am Steuer sollte die Jeeps mit Mitgliedern der Partei der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO) auf der Ibarska Magistrale, rund 60 km von Belgrad entfernt, rammen und den Insassen keine Überlebenschancen lassen.
Der erste Jeep mit Draskovics Ehefrau konnte ungeschoren passieren, im zweiten Jeep wich Draskovics Fahrer reaktionsschnell in einen Kanal aus, das dritte Fahrzeug geriet unter den Lkw. Alle vier Insassen, darunter Draskovics Schwager, verkohlten bei der anschließenden Explosion bis zur Unkenntlichkeit. Der Fahrer flüchtete durch ein nahes Maisfeld, zuvor hatte er in einem nahen Restaurant Speisen und Kaffee auf "Rechnung der Polizei" anschreiben lassen. Alle Registrierungen des Fahrzeugs waren auf Anweisung des Geheimdienstes aus öffentlichen Dokumenten gelöscht worden.
Wie breit das Netz der willfährigen Handlanger eines im wahrsten Sinne mörderischen Regimes war, zeigte sich dann beim erneuten Attentatsversuch auf Draskovic am 15. Juli 2000. Mit Hilfe hoher Militärs, Polizeichefs und elitären Spezialeinheiten, die selbst die Flucht der Attentäter per Hubschrauber aus Montenegro nach Serbien organisierten, sollte der Oppositionelle endgültig zum Schweigen gebracht werden. Tagelang hatten die Attentäter sein Ferienhaus im montenegrinischen Budva observiert, um schließlich von der ebenerdigen Terrasse durch die Jalousien einige Schüsse in den Wohnraum abzufeuern. Draskovic überlebte ein weiteres mal, nur oberflächlich mit einem Streifschuss am Ohr verletzt.
Nur sechs Wochen nach dem zweiten fehlgeschlagenen Attentat auf Draskovic witterte das Regime einen neuen Feind, der sich vermeintlich den Präsidententhron erschleichen wolle. Es war kein geringerer als Serbiens ehemaliger Präsident Ivan Stambolic. Auch er sollte aus dem Weg geräumt werden. Milosevic hatte seinen langjährigen Mentor 1987 in einem internen Parteiputsch entmachtet und sich damit selbst an die Spitze der damaligen kommunistischen Partei katapultiert. Stambolic schrieb sein Todesurteils vermutlich selbst, als er sich im Sommer 2000 von der Opposition überreden ließ, bei den nächsten Präsidentenwahlen gegen Milosevic zu kandidieren. Zwar entschied sich die Opposition später für Vojislav Kostunica als Herausforderer Milosevics - doch Stambolics Bereitschaft zur politischen Rückkehr hatte ihn zum potentiellen Gefahrenherd gemacht.
Am 25. August 2000 wurde er während seines morgendlichen Jogging-Laufs von zwei Geheimdienstmitarbeitern in einem weißen Kombi entführt. Mit gefesselten Armen und Beinen chauffierten ihn die Männer, denen sich später noch drei weitere Personen anschlossen, in ein einsames Waldgebiet in der Fruska Gora - einem Touristengebiet in der Provinz Vojvodina. Nachdem sie dort ein 1,20 Meter langes und 70 Zentimeter breites Loch gegraben hatten, forderten sie Stambolic auf, sich hinzuknien und feuerten von hinten zwei Schüsse auf ihn ab. Dann warfen sie ihn in die Grube, schütteten über seinen Körper Kreide und Wasser und bedecken das Grab mit Erde, Blättern und einem Baumstumpf. Einen Monat später wurden sie von der Spezialeinheit der serbischen Polizei, JSO, ausbezahlt: 20 000 DM pro Person.
Die Knochen des ehemaligen serbischen Präsidenten Ivan Stambolic fand man erst im März 2003. Ohne den Hinweis aus dem Kriminellenmilieu wäre das Grab des Ermordeten vermutlich niemals entdeckt worden. Für seine Ehefrau Katarina bestehen keine Zweifel, dass die Familie Milosevic Auftraggeber des Mordes war.
Fortsetzung folgt.