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Sind die BRICS die bessere Alternative für arme Länder?

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Mindestens einmal jährlich zeigen uns die Medien das Bild von fünf Regierungschefs Hand in Hand, meistens am Rande der G-20 Gipfel. Es handelt sich um die PräsidentInnen von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS).

Ein Hauptanliegen bringt diese unterschiedlichen Länder zusammen: Sie wollen ihren Einfluss auf wichtige internationale Institutionen, wie beispielsweise den UN-Sicherheitsrat oder den Internationalen Währungsfond (IWF) entsprechend ihres Gewichts in der Weltwirtschaft erhöhen.

Denn mit einer Fläche von mehr als 27 % der weltweiten Landmasse und mehr als 3 Mrd. Menschen haben sich die BRICS zu einer wirtschaftlichen Herausforderung für die westlichen Industrieländer entwickelt.

Nicht nur mit ihrer eigens gegründeten Bank, der BRICS-Entwicklungsbank, verändern diese fünf Staaten auch die Koordinaten der internationalen Entwicklungspolitik. Sie stellen viele Prinzipien und Standards der Entwicklungszusammenarbeit traditioneller Geber von Entwicklungshilfe in Frage und werfen diesen vor, mit ihrer Entwicklungszusammenarbeit eigene Interessen vor die Interessen armer Länder zu stellen.

Die negativen Erfahrungen der Vergangenheit, insbesondere die neoliberalen Reformen, die von der Weltbank und dem IWF in den 1990er Jahren propagiert wurden, haben die ideologische Dominanz traditioneller Geber und deren multilaterale Institutionen in Frage gestellt. Zudem wird die noch anhaltende Weltwirtschaftskrise, die ihren Ursprung in den reichen Ländern hatte, als ein Beleg dafür genommen, dass diese Länder nicht in der Lage sind, eigene Rezepte erfolgreich anzuwenden und Krisen wirksam zu bekämpfen.

Unter dem Namen „Süd-Süd-Kooperation" wollen die aufstrebenden Geber, allen voran die BRICS, die internationale Hilfsarchitektur neu mischen. Die Süd-Süd-Kooperation basiert demnach auf den Prinzipien der Gleichheit, Solidarität und gegenseitiger Entwicklung und Ergänzung. Die BRICS haben die reichen Länder immer wieder kritisiert, da diese ihre Hilfeleistungen für arme Länder an Bedingungen knüpfen, die sie in ihrer eigenen Entwicklung nicht erfüllt haben (Liberalisierung des Außenhandels, Deregulierung etc.).

Im Gegensatz dazu verfolgen die BRICS als aufstrebende Geber eine Politik der Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten, bieten ihre Hilfe bedingungslos an und stellen nach eigenen Aussagen den gegenseitigen Vorteil in den Vordergrund. Besonders China betont das Prinzip der Souveränität in seiner Entwicklungszusammenarbeit.

Sowohl China als auch Indien und Brasilien finanzieren seit einigen Jahren den Bau von Straßen, Häfen, Staudämmen und sonstigen Infrastrukturprojekten in Afrika und Lateinamerika. Sie fördern auch die Agrarentwicklung in ärmeren Entwicklungsländern, ein Bereich, der von den traditionellen Gebern zuletzt vernachlässigt wurde. Auch wenn das damit einhergehende Prinzip der Nicht-Einmischung für die Empfängerländer attraktiv ist, ist hier Vorsicht geboten: Die Finanzierung von produktiver Infrastruktur ist zweifellos ein wirkungsvoller Beitrag für die Verbesserung der Lebensbedingungen in den Empfängerländern, aber sie birgt auch ernst zu nehmende Risiken.

In der Vergangenheit sind in den meisten Entwicklungsländern „weiße Elefanten", d. h. große Prestigeprojekte entstanden, die zwar meist für eine kurze Zeit gute Erfolge erzielten, aber in der Folge zu einer untragbaren Verschuldung geführt haben. Die Wartungskosten vieler Anlagen lagen weit über den Erträgen und die Entwicklungsimpulse für die breite Masse der Bevölkerung blieben aus.

Dr. Pedro Morazán

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