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Formen des sozialen Unternehmertums

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Wie ist das Verhältnis eines sozialen Unternehmens zum kapitalistischen System? Eine durchaus interessante Frage, die man unterschiedlich beantworten kann. Vielleicht lässt sich aber in der Unterscheidung zwischen sozialer Innovation und Markt-Innovation eine Antwort finden.

Es ist die Gretchenfrage für den Social Entrepreneur: Lässt sich in unserem kapitalistischen Umfeld etwas Positives für die Gesellschaft bewegen und gleichzeitig damit Profit erwirtschaften? In welchem Verhältnis stehen soziales Engagement und Kapitalismus? Fragen, die auch in der Konzeptionsphase einer Gesellschaft eine tragende Rolle spielen können.

Vielleicht kann die Unterscheidung zwischen sozialen Innovationen und Markt-Innovationen ein wenig Licht ins Dunkel dieser grundsätzlichen Frage bringen. Eine Unterscheidung, mit der sich auch Daniel Goldberg in einem Blogbeitrag bei Stanford Social Innovation Review beschäftigte.

Die soziale Innovation

Zunächst ist es so, dass sich Gewinnabsicht und soziales Engagement nicht ausschließen - auch wenn das noch immer viele denken mögen. Nehmen wir mal an, es besteht ein Markt für soziale Dienstleistungen oder ein Produkt, welches hilft, soziale Probleme zu lösen.

Nun ist es für einen Unternehmer normal, diese Marktlücke im Rahmen seiner Kompetenzen zu schließen und damit Geld zu verdienen.

Es gibt viele Bereiche unternehmerischen Handelns, in denen sich „etwas Gutes tun" und Profit überschneiden - Effizienzsteigerung und damit Schonung von Ressourcen, das Anbieten von Gesundheits-Programmen für die eigenen Mitarbeiter oder die Stärkung der lokalen Lieferanten aus ländlichen Gebieten können als Beispiele genannt werden.

Doch handelt es sich hierbei schon um soziales Unternehmertum? Mitnichten. Hier wäre es vielleicht besser, von „Markt-Innovationen" zu sprechen, handelt es sich doch schlicht um gute Unternehmenspolitik mit Blick auf die Bilanz, bei der „nebenbei" etwas für die Gesellschaft getan wird.

Anders ist es bei Unternehmen, die aus sozialem Engagement heraus bewusst die klassischen Formen des Marktversagens auffangen und Produkte und Dienstleistungen anbieten, die nach kapitalistischer Logik nicht oder zu wenig rentabel sind. Diese könnte man in diesem Falle als „soziale Innovationen" bezeichnen - weite Teile des Non-Profit-Sektors fallen unter anderem in diese Kategorie.

Beispiele reichen von der Suppenküche für Obdachlose bis hin zu alternativen Filmfestivals. Da sich Gewinn und Social Impact nicht ausschließen müssen, sind gerade diese Unternehmen interessant, die den Social Impact in den Vordergrund stellen aber dennoch rentabel sind. Es ist entscheidend, welchem Ziel Priorität eingeräumt wird: der klassischen Gewinnmaximierung oder einem anderen Ziel.

Vielleicht können wir so zwischen zwei Formen sozialen Unternehmertums unterscheiden: dem Fördern sozialer Ziele als Teil der Gewinnmaximierung und der bewussten Verfolgung sozialer Ziele auf Kosten der Gewinnmaximierung.

Sicherlich lässt sich so der Knoten aus Widersprüchen und Überschneidungen zwischen freier Marktwirtschaft und sozialem Engagement nicht vollständig entwirren, zumindest aber liefert diese Unterscheidung eine Basis, über diese wichtigen Fragen nachzudenken.

Teile des Artikels erschienen zuerst auf der Online Plattform social-startups.de - dem Portal für Social Entrepreneurship und Startups.

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