Die letzten Wochen kamen viele Anfragen von Lesern, die wissen wollten, wie Urteile über die Güte von Weinen zustande kommen. Und da vor wenigen Tagen eine der wichtigsten und besten Verkostungen der Weinwelt stattfand, möchte ich an diesem Beispiel die Verkosterarbeit von Weinprofis vorstellen.
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In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden werden traditionell nach dem letzten Augustwochenende die besten trockenen Weine Deutschlands vorgestellt. Veranstalter ist der VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter), eine Vereinigung, in der sich die Elite der deutschen Weingüter organisiert hat. Eingeladen sind ausschließlich Weinschreiber und professionelle Weineinkäufer. 400 Weine von mehr als 200 Weingütern stehen auf dem Programm.
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt, wenn von Elite und „den Besten" gesprochen wird. Denn auch im VDP sind nicht wirklich alle Weingüter Deutschlands, die hervorragende Weine machen, vertreten. Und natürlich gibt es auch eine stattliche Anzahl Weingüter, die momentan eher mediokre Weine auf die Flasche bringen, trotzdem im VDP sind und streng genommen bei der Elite nichts zu suchen haben.
Sieht man von diesen Unschärfen ab, ist der 1910 gegründete VDP dennoch eine Vereinigung, in der alles, was in Deutschland Weinrang und Namen hat, versammelt ist. Und eben diese VDP-Weingüter zeigen nach dem letzten August-Wochenende ihre besten trockenen Weine, die erst danach auf den Markt kommen dürfen.
Für diese besten trockenen Weine hat der VDP eine eigene Klassifizierung geschaffen, und zwar die des Grossen Gewächs' (was sich vom französischen „Grand Cru" ableitet). Da - anders als in Frankreich Grand Cru - die Bezeichnung Grosses Gewächs noch nicht Eingang in die deutsche Weingesetzgebung gefunden hat, wird man die Bezeichnung Grosses Gewächs nicht auf den Etiketten, sondern nur auf der Kapsel finden. Wenn überhaupt.
Für den Verbraucher ist das alles sehr unübersichtlich und bestätigt auch hier den Verdacht, dass man mindestens Jura und Weinbau studiert haben muss, um ein deutsches Weinetikett zu verstehen.
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Riesling (für Weißweine) und Spätburgunder (für Rotweine) sind die beiden Hauptrebsorten der Grossen Gewächse, wobei die Weißweine aus dem Vorjahr (also 2013) sind, während die Rotweine sogar ein Jahr länger auf dem Buckel haben müssen. Das gehört zum Konzept der Grossen Gewächse, dass die Weine etwas Zeit hatten, sich im Fass und auf der Flasche zu entwickeln, bevor sie der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Alle präsentierten Weine sind sogenannte Lagenweine, also Weine, die ausschließlich aus einer einzelnen hochwertigen Weinlage stammen. Die Idee dahinter ist, dass jeder Weinberg einen bestimmten Bodenabdruck im Wein hinterlässt, der im Idealfall auch schmeckbar sein sollte. Bekanntlich ist alle Theorie grau, denn in der Praxis sind die Weine natürlich trotz ihrer leichten Reife immer noch zu jung, um bereits die Lagencharakteristika eindeutig zum Vorschein zu bringen.
Die Verkostung in Wiesbaden ist für alle - Winzer, Händler und Weinschreiber - der Abschluss und auch Höhepunkt des vorangegangenen Weinjahres. Erst durch diese Verkostung kann ein vorläufiges Urteil über den Jahrgang getroffen und die Arbeit, Mühe und schließlich Qualität jedes einzelnen Winzers eingeschätzt werden. Die Plätze auf der Verkostung sind begrenzt und dementsprechend national wie international heiß begehrt. Mehr als 120 Plätze bietet der große Verkostungssaal in Wiesbaden nicht.
Jeder Verkoster erhält ein kleines Heftchen oder eine Excel-Tabelle mit Weinnummer, Lagenname und dem dazu gehörigen Erzeuger. Die Liste ist die Grundlage, nach der man die Weine, die man probieren möchte, aussucht, verkostet und schließlich beschreibt und beurteilt. In sogenannten 6er-Flights (also sechs verschiedene Weine werden zusammen ausgeschenkt) werden die Weine von den emsigen und bis zur Erschöpfung arbeitenden Helferlein an jeden Tisch gebracht.
Junge Damen und Herren - um ehrlich zu sein, die meisten sind Damen - rennen von neun Uhr morgens bis sechs Uhr abends zwischen Kühlraum und Verkostungssaal hin und her und füllen die sechs vor den Verkostern stehenden Weingläser mit einem kleinen Probeschluck. Dabei erfüllen sie Sonderwünsche, schleppen Einzelflaschen heran, sorgen dafür, dass die Weine nie zu kalt oder zu warm werden, leeren die Spuckgefäße, kehren Glasscherben auf und bringen neue Weingläser bei (es ist unglaublich, wie leicht ein Weinglas zur Seite fallen und einen Dominoeffekt auslösen kann).
Bewundernswerterweise bleiben sie dabei höflich, zuvorkommend und stets verbindlich. Neben den vielen großartigen Weinen ist es die Qualität der Helferlein, die diese Verkostung zu einer der besten und auch angenehmsten Verkostungen der Weinwelt gemacht hat.
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Welch logistische Meisterleistung eine derartige Verkostung darstellt, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass in diesen beiden Tagen fast 1.500 Flaschen Wein in 3.000 verschiedene Gläser eingeschenkt werden. Neben der penibel-genauen Zuordnung der einzelnen Weine müssen sie herangeschafft, gekühlt, geöffnet und schließlich als Altglas auch wieder verklappt werden. So bewegen die 25 Helferlein mehr als eine Tonne Altglas und legen Dutzende Kilometer an Laufwegen zurück.
Auch für die Verkoster sind diese beiden Tage anstrengende Arbeit. Denn hier geht es nicht darum, in gemütlicher Runde gute Weine zu trinken, sondern in kürzester Zeit Hunderte von Weinen zu probieren. Kein Wein wird getrunken, sondern nach einem kurzen Schwenk im Mundraum wieder ausgespuckt.
Mit der Zeit ermüden trotzdem die Geschmackspapillen und auch die Sprache hat es schwer, den vielen verschiedenen sensorischen Eindrücken gerecht zu werden. Wer hier nicht konsequent den Wein wieder ausspuckt, wäre spätestens um halbzehn Uhr in der Früh nicht mehr konzentrationsfähig.
Natürlich nimmt der Verkoster dennoch über die Schleimhäute eine gewisse Menge Alkohol auf. Diese homöopathische Menge verarbeitet der Körper jedoch ziemlich schnell, so dass der Alkoholpegel über den ganzen Tag relativ konstant bleibt und nach einer kurzen Eingewöhnungsphase die Arbeitsfähigkeit nicht beeinträchtigt.
Blutmessungen haben ergeben, dass selbst nach einem kompletten Verkostungstag mit mehr als 150 Weinen der Alkoholwert im Blut unter 0,5 Promille liegt. Vorausgesetzt natürlich, jeder Wein wird wirklich konsequent wieder ausgespuckt.
Dennoch sollte man nicht glauben, dass ein ständiges Schmatzen und Ziehen und Schlürfen und Ausrotzen den Verkostungssaal durchzieht. Geübte Verkoster arbeiten langsam, sehr konzentriert und ziemlich still vor sich hin. Der Wahnsinn wäre der ständige Begleiter, würden die Kollegen um einen herum ihre unangenehmen Körpergeräusche nicht gewohnt sein, im Zaum halten zu können. Ausnahmen bestätigen wie immer jede Regel.
Die entscheidende Frage lautet vielleicht: wieso wird dieser ganze Aufwand überhaupt betrieben? Da ist zum einen der VDP selbst, der sich mit dieser Verkostung natürlich als Eliteverband positionieren möchte. Das Image des deutschen Weins auch im Ausland steigt dadurch ungemein und das des VDP gleich mit.
Zum anderen sind da die Winzer, die gespannt darauf warten, wie denn ihre Weine bei den Verkostern ankommen. Je besser ihrer Weine besprochen werden, desto größer ist die Nachfrage nach ihnen.
Sportlicher Ehrgeiz ist natürlich auch mit dabei. Aber auch für die Händler ist es sehr komfortabel, so viele Weine in kurzer Zeit probieren zu können, neue Entdeckungen zu machen oder höhere Kauforder auszusprechen, weil einzelne Weine besonders gelungen sind. Und schließlich sind da die Weinschreiber, die auch von etwas leben müssen, um meinungsbildend wirken zu können.
Gibt es den einen besten Wein auf der Verkostung? Nein! Es sind so viele großartige Weine dabei, dass die Reduzierung auf den einen „besten" Wein unseriös wäre. Es wird auch kein Siegerwein gekürt, denn bei einem geschmacklich derart aufgefächerten Produkt wie Wein zählen geschmackliche Vorlieben der Verkoster viel mehr als irgendwelche vereinheitlichenden Standards.
Dennoch, und das ist trotz aller individuellen Vorlieben ein spannendes Phänomen beim Wein, ist es möglich, großen Wein von „nur" sehr gutem Wein zu unterscheiden, so dass am Ende eine Schnittmenge von vielleicht 30 ausgiebig besprochenen und hoch bewerteten Weinen entstanden ist.
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Ein solcher Wein ist beispielsweise das Brunnenhäuschen vom bekannten Winzer Philipp Wittmann. Der Wein kommt aus einer extrem kalkhaltigen Lage Rheinhessens und ist ein Monument von Wein. Kalklagen tendieren dazu, eine gewisse Salzigkeit in den Wein zu zaubern.
Wenn sich dieser sensorische Eindruck mit einer feinen, fast schwebenden Fruchtigkeit verbindet, sich dazu Aromen von Tabak und getrockneten Kräutern gesellen, eine reife Säure ein fast körniges Gefühl im Mund hinterlässt und noch Minuten nach dem Herunterschlucken der gesamte Gaumen von diesen filigranen Geschmackseindrücken ausgekleidet ist, dann kann man von einem Monument von Wein sprechen.
Für jeden Verkoster sind solche Weine Momente der Glückseligkeit. Und da werde ich nicht der einzige gewesen sein. Darauf wette ich.

In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden werden traditionell nach dem letzten Augustwochenende die besten trockenen Weine Deutschlands vorgestellt. Veranstalter ist der VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter), eine Vereinigung, in der sich die Elite der deutschen Weingüter organisiert hat. Eingeladen sind ausschließlich Weinschreiber und professionelle Weineinkäufer. 400 Weine von mehr als 200 Weingütern stehen auf dem Programm.
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt, wenn von Elite und „den Besten" gesprochen wird. Denn auch im VDP sind nicht wirklich alle Weingüter Deutschlands, die hervorragende Weine machen, vertreten. Und natürlich gibt es auch eine stattliche Anzahl Weingüter, die momentan eher mediokre Weine auf die Flasche bringen, trotzdem im VDP sind und streng genommen bei der Elite nichts zu suchen haben.
Sieht man von diesen Unschärfen ab, ist der 1910 gegründete VDP dennoch eine Vereinigung, in der alles, was in Deutschland Weinrang und Namen hat, versammelt ist. Und eben diese VDP-Weingüter zeigen nach dem letzten August-Wochenende ihre besten trockenen Weine, die erst danach auf den Markt kommen dürfen.
Für diese besten trockenen Weine hat der VDP eine eigene Klassifizierung geschaffen, und zwar die des Grossen Gewächs' (was sich vom französischen „Grand Cru" ableitet). Da - anders als in Frankreich Grand Cru - die Bezeichnung Grosses Gewächs noch nicht Eingang in die deutsche Weingesetzgebung gefunden hat, wird man die Bezeichnung Grosses Gewächs nicht auf den Etiketten, sondern nur auf der Kapsel finden. Wenn überhaupt.
Für den Verbraucher ist das alles sehr unübersichtlich und bestätigt auch hier den Verdacht, dass man mindestens Jura und Weinbau studiert haben muss, um ein deutsches Weinetikett zu verstehen.

Riesling (für Weißweine) und Spätburgunder (für Rotweine) sind die beiden Hauptrebsorten der Grossen Gewächse, wobei die Weißweine aus dem Vorjahr (also 2013) sind, während die Rotweine sogar ein Jahr länger auf dem Buckel haben müssen. Das gehört zum Konzept der Grossen Gewächse, dass die Weine etwas Zeit hatten, sich im Fass und auf der Flasche zu entwickeln, bevor sie der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Alle präsentierten Weine sind sogenannte Lagenweine, also Weine, die ausschließlich aus einer einzelnen hochwertigen Weinlage stammen. Die Idee dahinter ist, dass jeder Weinberg einen bestimmten Bodenabdruck im Wein hinterlässt, der im Idealfall auch schmeckbar sein sollte. Bekanntlich ist alle Theorie grau, denn in der Praxis sind die Weine natürlich trotz ihrer leichten Reife immer noch zu jung, um bereits die Lagencharakteristika eindeutig zum Vorschein zu bringen.
Die Verkostung in Wiesbaden ist für alle - Winzer, Händler und Weinschreiber - der Abschluss und auch Höhepunkt des vorangegangenen Weinjahres. Erst durch diese Verkostung kann ein vorläufiges Urteil über den Jahrgang getroffen und die Arbeit, Mühe und schließlich Qualität jedes einzelnen Winzers eingeschätzt werden. Die Plätze auf der Verkostung sind begrenzt und dementsprechend national wie international heiß begehrt. Mehr als 120 Plätze bietet der große Verkostungssaal in Wiesbaden nicht.
Jeder Verkoster erhält ein kleines Heftchen oder eine Excel-Tabelle mit Weinnummer, Lagenname und dem dazu gehörigen Erzeuger. Die Liste ist die Grundlage, nach der man die Weine, die man probieren möchte, aussucht, verkostet und schließlich beschreibt und beurteilt. In sogenannten 6er-Flights (also sechs verschiedene Weine werden zusammen ausgeschenkt) werden die Weine von den emsigen und bis zur Erschöpfung arbeitenden Helferlein an jeden Tisch gebracht.
Junge Damen und Herren - um ehrlich zu sein, die meisten sind Damen - rennen von neun Uhr morgens bis sechs Uhr abends zwischen Kühlraum und Verkostungssaal hin und her und füllen die sechs vor den Verkostern stehenden Weingläser mit einem kleinen Probeschluck. Dabei erfüllen sie Sonderwünsche, schleppen Einzelflaschen heran, sorgen dafür, dass die Weine nie zu kalt oder zu warm werden, leeren die Spuckgefäße, kehren Glasscherben auf und bringen neue Weingläser bei (es ist unglaublich, wie leicht ein Weinglas zur Seite fallen und einen Dominoeffekt auslösen kann).
Bewundernswerterweise bleiben sie dabei höflich, zuvorkommend und stets verbindlich. Neben den vielen großartigen Weinen ist es die Qualität der Helferlein, die diese Verkostung zu einer der besten und auch angenehmsten Verkostungen der Weinwelt gemacht hat.

Welch logistische Meisterleistung eine derartige Verkostung darstellt, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass in diesen beiden Tagen fast 1.500 Flaschen Wein in 3.000 verschiedene Gläser eingeschenkt werden. Neben der penibel-genauen Zuordnung der einzelnen Weine müssen sie herangeschafft, gekühlt, geöffnet und schließlich als Altglas auch wieder verklappt werden. So bewegen die 25 Helferlein mehr als eine Tonne Altglas und legen Dutzende Kilometer an Laufwegen zurück.
Auch für die Verkoster sind diese beiden Tage anstrengende Arbeit. Denn hier geht es nicht darum, in gemütlicher Runde gute Weine zu trinken, sondern in kürzester Zeit Hunderte von Weinen zu probieren. Kein Wein wird getrunken, sondern nach einem kurzen Schwenk im Mundraum wieder ausgespuckt.
Mit der Zeit ermüden trotzdem die Geschmackspapillen und auch die Sprache hat es schwer, den vielen verschiedenen sensorischen Eindrücken gerecht zu werden. Wer hier nicht konsequent den Wein wieder ausspuckt, wäre spätestens um halbzehn Uhr in der Früh nicht mehr konzentrationsfähig.
Natürlich nimmt der Verkoster dennoch über die Schleimhäute eine gewisse Menge Alkohol auf. Diese homöopathische Menge verarbeitet der Körper jedoch ziemlich schnell, so dass der Alkoholpegel über den ganzen Tag relativ konstant bleibt und nach einer kurzen Eingewöhnungsphase die Arbeitsfähigkeit nicht beeinträchtigt.
Blutmessungen haben ergeben, dass selbst nach einem kompletten Verkostungstag mit mehr als 150 Weinen der Alkoholwert im Blut unter 0,5 Promille liegt. Vorausgesetzt natürlich, jeder Wein wird wirklich konsequent wieder ausgespuckt.
Dennoch sollte man nicht glauben, dass ein ständiges Schmatzen und Ziehen und Schlürfen und Ausrotzen den Verkostungssaal durchzieht. Geübte Verkoster arbeiten langsam, sehr konzentriert und ziemlich still vor sich hin. Der Wahnsinn wäre der ständige Begleiter, würden die Kollegen um einen herum ihre unangenehmen Körpergeräusche nicht gewohnt sein, im Zaum halten zu können. Ausnahmen bestätigen wie immer jede Regel.
Die entscheidende Frage lautet vielleicht: wieso wird dieser ganze Aufwand überhaupt betrieben? Da ist zum einen der VDP selbst, der sich mit dieser Verkostung natürlich als Eliteverband positionieren möchte. Das Image des deutschen Weins auch im Ausland steigt dadurch ungemein und das des VDP gleich mit.
Zum anderen sind da die Winzer, die gespannt darauf warten, wie denn ihre Weine bei den Verkostern ankommen. Je besser ihrer Weine besprochen werden, desto größer ist die Nachfrage nach ihnen.
Sportlicher Ehrgeiz ist natürlich auch mit dabei. Aber auch für die Händler ist es sehr komfortabel, so viele Weine in kurzer Zeit probieren zu können, neue Entdeckungen zu machen oder höhere Kauforder auszusprechen, weil einzelne Weine besonders gelungen sind. Und schließlich sind da die Weinschreiber, die auch von etwas leben müssen, um meinungsbildend wirken zu können.
Gibt es den einen besten Wein auf der Verkostung? Nein! Es sind so viele großartige Weine dabei, dass die Reduzierung auf den einen „besten" Wein unseriös wäre. Es wird auch kein Siegerwein gekürt, denn bei einem geschmacklich derart aufgefächerten Produkt wie Wein zählen geschmackliche Vorlieben der Verkoster viel mehr als irgendwelche vereinheitlichenden Standards.
Dennoch, und das ist trotz aller individuellen Vorlieben ein spannendes Phänomen beim Wein, ist es möglich, großen Wein von „nur" sehr gutem Wein zu unterscheiden, so dass am Ende eine Schnittmenge von vielleicht 30 ausgiebig besprochenen und hoch bewerteten Weinen entstanden ist.

Ein solcher Wein ist beispielsweise das Brunnenhäuschen vom bekannten Winzer Philipp Wittmann. Der Wein kommt aus einer extrem kalkhaltigen Lage Rheinhessens und ist ein Monument von Wein. Kalklagen tendieren dazu, eine gewisse Salzigkeit in den Wein zu zaubern.
Wenn sich dieser sensorische Eindruck mit einer feinen, fast schwebenden Fruchtigkeit verbindet, sich dazu Aromen von Tabak und getrockneten Kräutern gesellen, eine reife Säure ein fast körniges Gefühl im Mund hinterlässt und noch Minuten nach dem Herunterschlucken der gesamte Gaumen von diesen filigranen Geschmackseindrücken ausgekleidet ist, dann kann man von einem Monument von Wein sprechen.
Für jeden Verkoster sind solche Weine Momente der Glückseligkeit. Und da werde ich nicht der einzige gewesen sein. Darauf wette ich.