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Was wir von Entenhausen und Henry Ford lernen können

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Dagobert Ducks darwinistisches Motto „Das Leben ist Kampf" spricht den Stadtbewohnern von Entenhausen aus der Seele. Sein Leben ist ein ständiger Kampf um Ruhm und Anerkennung. Für Hegel war dies der eigentliche Motor der Geschichte, der auch die Entenhausener im besten Wortsinn bewegt.

Im Zentrum der meisten Berichte steht jedoch nicht Dagobert Duck, sondern sein Neffe Donald: Als er einmal als Schuldeneintreiber für seinen Onkel tätig war, entwendete ihm ein Schuldner seine Dienstwaffe. Ein Gedanke ging ihm seither nicht mehr aus dem Kopf: „der evolutionäre Karrierewunsch, der Wille zum Aufstieg unter die großen Tiere". So schwillt dem Lokalpatrioten die Brust vor Stolz, wenn er den Emil-Erpel-Pfad entlangschreitet.
Im Duck-Konzern wird er zeitweise für die Übernahme von Führungsaufgaben geschult. Da ihm die Selbsterkenntnis fehlt und die Selbstüberschätzung von ihm Besitz ergreift, wird er immer dann, wenn er sich seiner Beförderung zum Geschäftsführer der 999 Kettenhotels sicher ist, in die Hotelküche versetzt, wo er die Kartoffelschalen im Abfalleimer feststampfen muss.

Entenhausen ist auch die Stadt der Wettkämpfe, die medial mit großem Brimborium begleitet werden. Der Wettbewerb macht auch vor den örtlichen Zeitungen nicht halt. Dagobert Duck besitzt zwar mehrere Zeitungsverlage, muss aber befürchten, „dass ein Chefredakteur, dem das neueste Produkt der Duckschen Kunstmühlen auf den Magen geschlagen ist, mit dem Anzetteln einer großen Mehldebatte im Feuilleton die Hausfrauen vom Kaufen abhalten wird". Wenn es weniger zu berichten gibt, vergeben sie sich selbst Preise.

Allerdings ist Entenhausen auch eine Stadt des Fortschritts und der Nachhaltigkeit, in der Kultur- und Sozialpolitik, Schönheitspflege und Überlebensvorsorge ineinander greifen. Die ersten Stadtväter waren Versorger, die nicht aus Geltungsdrang und Gier tätig werden, sondern der „höheren Macht einer natürlichen Ordnung" Tribut zollten.
Von Dagobert Duck stammt die einfache Erkenntnis: Wer mehr ausgibt als er einnimmt, ist eines Tages pleite. Das Wachstum der Stadt basiert auf natürlichen Grundlagen. Eine ganze Gemeinschaft blüht auf. Das Duckomobil ist eines der meistverkauften Modelle der Duckschen Motoren-Werke. Alteisen aus der Autowerkstatt ist ein wichtiges Sammelgebiet. Was in Entenhausen nicht verkauft werden darf, kann vermietet werden. Leihgaben gibt es nicht nur im Geschäftsverkehr der Museen, sondern auch für die Bürger.

Was die Entenhausener auszeichnet, ist das Prinzip des höheren Lebens: übender Fleiß - gemäß dem Philosophen Peter Sloterdijk: „Geboren sind wir schon, zur Welt aber kommt nur, wer sich vorwärtsarbeitet." Symbol dafür sind die fleißigen Ameisen, über die Donald Duck einmal zu seinem Neffen sagte, dass sie nicht erst lange fragen würden, was sie tun sollten, „sondern täten eben etwas". Es geht um eine Kultur des Machens, die wir dringend benötigen.

Schon Henry Ford sagte, dass die meisten Menschen ihre Zeit und Energie darauf verwenden, um die Probleme herumzureden, statt sie anzupacken. Machen und denken müssen sich dabei nicht ausschließen. Wer sich nur von einem überfüllten Terminkalender treiben lässt und sich selbst keine Zeit reserviert, um neue Ideen zu entwickeln und Dinge wirklich „durchzudenken", der verliert Weg und Inhalt. Henry Ford soll einmal einen leitenden Angestellten verteidigt haben, der seine Beine zuweilen gern auf den Schreibtisch legte, und den man deshalb der Faulheit bezichtigte. Seine Antwort: „Lasst diesen Mann in Ruhe, der durch intensives Nachdenken eine grandiose Idee entwickelt hat, die mir Millionen erspart hat, und von der wir alle etwas haben. Vielleicht hat er wieder eine solche Idee." Auch eine Lesereise nach Entenhausen kann mehr zum Verständnis und kreativen Umgang mit Nachhaltigkeit und CSR beitragen als eine ganze Industrie von Beratern und Experten.

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