
MOBA-Games (Multiplayer Online Battle Arena), E-Sports, crossplatforming, eine zunehmende Verknüpfung zwischen Freemium-Spielen und Konsolen, Oculus Rift VR und natürlich ein aufsehenerregendes Urteil des Bundesgerichtshofes: 2013 hatte im Segment der kostenlosen Online Games Einiges zu bieten und ließ den ein oder anderen Trend erkennen.
Der MOBA-Trend
Da sich MOBA-Games wie League of Legends (LoL), Defense of the Ancients 2 (DotA 2) oder Heroes of Newerth (HoN) großer Beliebtheit bei den Spielern erfreuen und sich vergleichweise einfach monetarisieren lassen, konnte dieses Jahr ein verstärkter Zuwachs an neuen MOBA-Titeln auf den Markt verzeichnet werden (Panzar, Smashmuck Champions, Marvel Heroes, Smite), denn kaum ein Publisher wollte es sich nehmen lassen, mindestens einen MOBA-Titel in seinem Portfolio zu haben. Dass dies aber kein Selbstgänger ist, hat zuletzt Bigpoints MOBA-Klopper Universal Monsters Online gezeigt, welches in diesem Jahr sang und klanglos eingestampft worden ist. Wünschen wir Bigpoint mit ihrem neuen Sci-Fi-MOBA-Actioner Merc Elite mehr Glück.
Free2Play goes E-Sports
Den zweiten großen Trend machte in diesem Jahr der Einzug von Free2Play-Titeln in den E-Sports-Bereich aus. Nicht nur MOBA-Games, sondern auch Shooter zeigten sich hierfür prädestiniert, so dass nun Spieler ihre Fähigkeiten bei Turnieren von Spielen wie Brick-Force, PlanetSide 2, Tom Clancy's Ghost Recon Online oder S.K.I.L.L. - Special Force 2 zeigen können. Auch scheint es eine zunehmend größere gesellschaftliche Akzeptanz zu geben, E-Sports als „echten" Sport zu betrachten, somit professionelle Gamer mit klassischen Athleten gleichzusetzen, so geschehen im Juli dieses Jahres, als professionelle League-of-Legends-Spieler in den USA den Status von Athleten zuerkannt bekommen haben und somit nun Sportler-Visa beantragen können.
Auch kann mittlerweile nicht mehr davon gesprochen werden, dass E-Sports nur im asiatischen Sprachraum eine feste Größe im Gaming und Entertainment-Sektor wäre. Bei Turnieren für die beiden MOBA-Titel LoL und DotA 2 gibt's mittlerweile Preisgelder in Millionenhöhe zu gewinnen und auch das Zuschauerinteresse an solchen Veranstaltungen ist gigantisch, so war die in diesem Jahr stattgefundene dritte Season der „League of Legends World Championship" mit 32 Millionen Viewers das meistgesehene Event in der Geschichte des E-Sports, Streamingdienste machen es möglich.
App, App, Hurra!
Ein weiterer Trend in 2013 war das sogenannte Crossplatforming. 2013 waren gerade Publisher von Free2Play Online Games bemüht, sich am Markt der Mobile Games zu etablieren. So wurden zunehmend mehr kostenfreie Browsergames in einer plattformübergreifenden App-Spiel-Variante angeboten. Des Weiteren nutzten 2013 deutlich mehr neue App-Spiele als noch 2012 das Freemium-Modell. Viele hochkarätige App-Spiele wurden kostenlos angeboten und setzen in puncto Umsatzgenerierung verstärkt auf Mikrotransaktionen im Inapp-Store. War ein Spiel wie Plants vs. Zombies bei seinem Erscheinen im Jahre 2009 noch ein kostenpflichtiges App-Spiel, wurde der 2013 erschienene Nachfolger direkt als Free2Play-Appspiel konzipiert und hatte bereits drei Wochen nach Release 25 Millionen Downloads für sich verbuchen können.
Die Free2Play-Konsolen-Symbiose
Eine verstärkte Symbiose zwischen Konsolen und Free2Play gab es 2013 auch noch zu verzeichnen. Noch war es eher ein zaghaftes Herantasten, aber eine Menge PC-Spiele aus dem Free2Play-Bereich haben ihren Weg auf die Konsolen der aktuellen und der nächsten Generation gefunden. Beispiele hierfür sind die Xbox360-Version von World of Tanks und Warface sowie War Thunder und Warframe für die PS 4. Online Service Dienste wie das PlayStation Network oder Xbox Live bieten für diese Symbiose natürlich auch eine hervorragende Basis. Auch die Gründung des europäischen Xbox Publishing Teams, welches speziell Free2Play-Titel nach ihrer Tauglichkeit für die Xbox prüfen und bei positiven Urteil veröffentlichen soll, spricht eine deutliche Sprache und legt den Schluss nahe, dass sich dieser Trend in 2014 im verstärkten Maße fortsetzen wird.
Die Gamescom 2013
Bei einer Umfrage der Kompetenzgruppe Games des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft (kurz: Eco) waren 65 Prozent der befragten IT-Experten weiterhin davon überzeugt, dass F2P-Modelle Toptitel über einen deutlich längeren Zeitraum profitabel machen könnten. Schaut man sich die immensen Umsätze an, die etablierte Free2Play-Top-Titel wie Riot Games' League of Legends, Wargamings World of Tanks oder Valves Team Fortress 2 mit Mikrotransaktionen erwirtschaften, ist diese Meinung plausibel. Wenig verwunderlich daher der Umstand, dass die Palette der auf der im August stattgefundenen Gamescom 2013 vertretenen alten und neuen Free2Play-Titel wie Firefall, Tactical Intervention, Hearthstone: Heroes of Warcraft, Epic Quest for Mighty Loot, Anno Online, Die Siedler Online, Merc Elite, League of Legends u.v.a. wie auch im Vorjahr üppig ausgefallen ist.
Auch dieses Jahr zeigte der weißrussische Entwickler und Publisher Wargaming.net durch ein großzügiges Areal, Messestand wäre hier nicht der passende Begriff, und durch seine legendäre, megalomanische Wargaming-Party, wie gut es ihm im Freemium-Sektor doch geht. Wer mehr zur Gamescom 2013 lesen möchte, dem sei meine Kolumne „Die Gamescom 2013 und ich" ans Herz gelegt, denn wie auch im Vorjahr war ich für POGED auf der Gamescom unterwegs und hab meine dort gesammelten Eindrücke in der Kolumne verarbeitet.
Der Oculus-Rift-Effekt
Ein weiteres Highlight im 2013: Oculus Rift. Was im August 2012 als ambitioniertes, via Kickstarterkampagne finanziertes Projekt eine 3D-Brille für Games zu entwickeln, begann, konnte dieses Jahr auf der Gamescom von einem größerem Publikum in einer verbesserten Version (Auflösung: 960 x 1.080) angetestet werden. Entwickler Oculus hatte nämliche mehre Exemplare ihres HD-Prototypen dabei und sorgte mit dieser Präsentation für Furore.
Viele Branchenexperten gehen derzeit davon aus, dass die hervorragend funktionierende Virtual Reality Headsetbrille Oculus Rift VR den Gamingsektor revolutionieren wird. Dem Gefühl, völlig in eine Spielwelt abzutauchen, besser unter dem der Bezeichnung Immersionseffekt bekannt, war man bis dato noch nie so nah gekommen, wie durch den Einsatz der Oculus-Rift-Brille. Im Bereich der kostenlosen Online Games gibt es mit Meteor Entertainments kostenlosem Mechactioner Hawken und Gaijin Entertainments actionreicher Kriegsflieger-Simulation War Thunder bereits zwei Toptitel, die den Einsatz der Brille unterstützen.
Das BGH-Urteil
Im Juli 2013 hat im Bereich der Free2Play Online Games ein durch den Bundesgerichtshof gefälltes Urteil (Az.: I ZR 34/12), welches dem Publisher Gameforge untersagte, Werbung an Kinder zu richten, für hitzige Gemüter und Diskussionen in der Online Games Branche gesorgt. Als Indizien für die gezielte Ausrichtung an Kinder sah man die Wortwahl der Werbeansprache und die Möglichkeit per SMS bezahlen zu können. Kurzzeitig war vom Ende des Freemiummodells die Rede. Wie sich die Sache weiterentwickeln und ob dieses Urteil rechtsgültigen Charakter erlangen wird, wird die Zukunft zeigen, noch ist es kein Grundsatzurteil und bisher hat es den Anschein, dass das im Juli noch brandheiße Thema sich mittlerweile nicht mal mehr als Eiskaffee verkaufen lässt.
Abschließend lässt sich sagen, dass allen Unkenrufen und rückläufigen Umsatzzahlen zum Trotz free2Play lebt. Wir können also auf das kommende Jahr 2014 gespannt sein.
Blog: www.nerdgedanken.wordpress.com