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Altersvorsorge: Warum Liquidität so wichtig ist

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Wussten Sie, dass es in Deutschland mehr Lebensversicherungen als Einwohner gibt? Auf jeden Einwohner hierzulande kommt folglich mehr als eine Lebensversicherung. Insgesamt haben die Sparer hierzulande laut einer aktuellen Untersuchung der Deutschen Bundesbank Ansprüche in Höhe von mehr als 1,55 Billionen Euro gegenüber Versicherungen. Das entspricht rund 30 Prozent des gesamten Geldvermögens der deutschen Haushalte.

Das an sich wäre noch kein großes Problem. Jedoch sind zum Beispiel Lebensversicherungen nicht liquide. Das heißt, diese Verträge können zwar vorzeitig beendet, aber nur unter Inkaufnahme von zum Teil sehr hohen Verlusten veräußert werden. Und das ist ärgerlich. Schließlich geht es bei dem angelegten Geld in der Regel um die Vorsorge für den Ruhestand.

Insgesamt wurden und werden hierzulande nicht nur zu viele Lebensversicherungen abgeschlossen, sondern es werden laut der Verbraucherzentrale Hamburg auch noch rund 3,2 Millionen Lebensversicherungen vorzeitig gekündigt - und das jedes Jahr. Laut Daten der Verbraucherzentrale Hamburg werden sogar drei von vier Lebensversicherungen mit einer Laufzeit von mehr als 30 Jahren vorzeitig gekündigt. Bei Verträgen mit 20-jähriger Laufzeit sollen es noch erschreckende 55 Prozent sein, also mehr als jede zweite. Das kostet die Versicherungsnehmer viel Geld. Bis zu 50 Prozent der eingezahlten Beiträge können - auf Grund der in der Regel in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss besonders hohen Kosten und Provisionen - an Verlust anfallen.

Der Grund für die vorzeitige Kündigung ist oftmals mangelnde Liquidität. Auch wenn die private Vorsorge für das Alter unerlässlich ist, so achten doch viele Sparer viel zu wenig darauf, ob ihr schnell verfügbares Vermögen ausreicht, um einen kurzfristigen Bedarf an Liquidität zu decken. So kommt es immer wieder vor, dass sich die Lebensumstände verändern. Dies können zum Beispiel der Verlust des Arbeitsplatzes sein oder Veränderungen im privaten Bereich, wie eine Scheidung oder die plötzliche Pflegebedürftigkeit naher Familienangehöriger. Doch häufig sind solche Veränderungen mit einem plötzlichen und ungeplanten finanziellen Aufwand verbunden.

Das bedeutet, Sparer müssen einen finanziellen Puffer bei ihrer Geldanlage berücksichtigen, der ihnen über solche Phasen, in denen das Einkommen ausbleibt oder außergewöhnliche finanzielle Belastungen auftreten, zumindest eine Zeitlang hinweg hilft. Natürlich reicht auch ein solcher Puffer nicht ewig. Das heißt, ein Sparer muss dann unter Umständen tatsächlich auf sein angelegtes Vermögen zurückgreifen. Wer dann allerdings ausschließlich illiquide Vermögenswerte wie Lebensversicherungen oder geschlossene Fondbeteiligungen in seinem Portfolio hält, hat ein Problem. Dann muss er diese Produkte auch noch mit Verlust verkaufen.

Es ist deshalb für jeden Anleger ratsam, seine Liquiditätssituation bei der Planung seiner privaten Altersvorsorge zu berücksichtigen. Konkret heißt das: Jeder Sparer muss selbst oder zusammen mit seinem Anlageberater zunächst errechnen, wie viel Geld er regelmäßig einnimmt und wie viel er davon für sein Leben braucht. Zusätzlich dürfte es Sinn machen, einen Puffer für unvorhergesehene Ereignisse aufzubauen, wobei dessen Höhe von Fall zu Fall stark variieren kann. Nur was nach dieser Rechnung übrig bleibt, kann regelmäßig für das Alter zurückgelegt werden.

Geht es dann um die Frage, wo investiert werden soll, muss die Liquidität erneut eine Rolle spielen. Wer also sein Portfolio aufbaut, muss ebenfalls darauf achten, dass er flexibel bleibt, dass also ein Teil der Anlagen schnell ohne große Verluste verkauft werden kann. Zum einen, damit eben schwierige Lebensphasen, in denen der Puffer nicht ausreicht, überbrückt werden können. Zum anderen aber auch, weil sich die Kapitalmärkte nicht stetig in eine Richtung entwickeln.

Vor zehn Jahren zum Beispiel konnte niemand wissen, dass wir heute eine Phase historisch niedriger Zinsen durchlaufen, in der Bundesanleihen nicht einmal mehr einen Ausgleich für die Inflation bieten und die Verzinsung von Rentenversicherungen stark unter Druck geraten, während auf der anderen Seite Aktien in den vergangenen zwei Jahren höchst attraktive Renditen brachten. Es kann deshalb sinnvoll sein, die Aktienquote im Portfolio zu erhöhen. Wer dann sein gesamtes Erspartes in Vermögenswerten stecken hat, die er entweder gar nicht oder nur mit hohen Verlusten verkaufen kann, hat keine Möglichkeit, auf eine solche Veränderungen zu reagieren und Chancen, die sich ergeben, zu ergreifen.

Keinesfalls also sollten Sparer schnell und unüberlegt handeln. Vielmehr sollte bei der Planung der Altersvorsorge langfristig und ganzheitlich vorgegangen, und dabei die Liquiditätssituation, auch unter Einbeziehung verschiedener Szenarien, nicht aus den Augen gelassen werden. Dann lassen sich vorzeitige Kündigungen von Lebensversicherungen oder anderen langfristigen Anlagen in der Regel vermeiden.


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