Die Fußball-WM beginnt mit einem Verbrechen. Ein behindertes Kind wird missbraucht, um modernste Technologie zu vermarkten
Die größten Verbrechen sind solche, die vor aller Augen stattfinden, ohne dass es jemand merkt. Einem solchen Verbrechen wird die Welt morgen beiwohnen, wenn die FIFA-WM 2014 in Brasilien eröffnet wird. Milliarden Menschen werden dann Zeugen eines nie gesehenen Kindesmissbrauchs werden, eines unerhörten Angriffs auf die Menschenwürde, einer Perversion sondergleichen: Ein querschnittsgelähmter Knabe wird mit Hilfe modernster Cyborg-Technik kraft seiner Gedanken aus seinem Rollstuhl aufstehen und einen Fußball auf den Anstoßpunkt legen (s. FAZ vom 11. Juni 2013, S. N1).
Ist es nicht schön, wenn behinderten Kindern geholfen wird? Was soll daran anstößig sein? Alles. Denn was hier als Akt der Menschenfreundlichkeit verkauft wird, spottet bei Lichte besehen aller Menschlichkeit. Es ist nichts anderes als eine Machtdemonstration derer, die mit Hilfe neuester Technologien den Menschen optimieren wollen. Hier soll die Akzeptanz milliardenschwerer Forschungsprojekte erschlichen werden, die letztlich dazu angetan sind, die menschliche Zivilisation zu vernichten und durch eine schöne neue transhumanistische Welt zu ersetzen - eine Welt ohne Behinderte, ohne Kranke und Gebrechliche, in der virtuell aufgerüstete Maschinenmenschen (Cyborgs) ihr himmlisches Jerusalem errichten.
In Wahrheit wird das die Hölle sein: eine Welt, in der die Würde des Menschen nicht in den Grenzen seiner Sterblichkeit und Fragilität erkannt wird; eine Welt, in der zum Menschen zweiter Klasse wird, wer sich mit den natürlichen Gegebenheiten seines Körpers zufriedengibt und sein Glück in den Grenzen seiner Endlichkeit sucht; eine Welt des Zwanges zur körperlich-kognitiven Aufrüstung, in der seine Existenzberechtigung verliert, wer nicht mitzieht; eine Welt ohne sozialen Sinn und menschlichen Wärme, denn Kranke und Gebrechliche werden entweder abgeschafft oder nur noch durch gefügige Maschinen betreut; kurz: eine unmenschliche Welt. Von ihr werden wir beim WM-Auftakt einen Vorgeschmack erhalten.
Wer Augen hat zu sehen, der sehe: Der Knabe, der den Ball tragen wird, ist ein Statist. Wer immer ihn dazu gebracht hat, bei dem schmutzigen Spiel mitzuspielen, macht sich der Kinderprostitution schuldig, denn hier wird ein Kinderkörper verkauft und öffentlich ausgestellt. Niemand wird später nach dem Kind fragen, alle werden sich auf die an ihm demonstrierte Technik stürzen. Nicht der Ball, seine Würde wird mit Füßen getreten: als Kind ebenso wie als Behinderter; denn Behinderte, so werden es Milliarden Menschen sehen, werden hier als mangelhafte Wesen vorgeführt, die mit Hilfe der Technik normgerecht aufbereitet werden können - erst können und dann müssen. Denn die Behinderung verliert nun die ihr eigene Würde. Und der Behinderte wird subtil dazu gezwungen, sie technisch zu überwinden, indem er sich optimiert und zu verbessert.
Verbessert und optimiert - nach wessen Maßgabe? Wer sagt denn, dass es dem Knaben „besser" geht, wenn er in die Abhängigkeit einer Maschine gerät? Wer legt fest, dass Behinderte nur dann vollwertige Menschen sind, wenn sie mit Hilfe von Robotik und Nanochips all das können, was andere auch zu leisten vermögen? Wer definiert, welches Leben verbesserungsbedürftig ist und welches nicht? Nach welchem Maßstab werden hier Menschen gemacht? Wer schafft den Cybog zu seinem Bilde? Und wer macht das große Geschäft damit?
„Hier sitze ich und schaffe Menschen, nach meinem Bilde [...] und dein nicht achten, so wie ich", ließ Goethe einst seinen Prometheus sprechen - einen Titanen, der sich gegen die olympischen Götter auflehnte und deren Sinn für das natürliche Maß und die Grenze zwischen Mensch und Gott verhöhnte. Der transhumanistische Titan von heute verhält sich nicht anders. Auch er rebelliert gegen das Unverfügbare, das Maß des Lebens. Wer solches tut, zerstört aber genau das Leben, das er zu verbessern verheißt. Deshalb wurde Prometheus von Zeus an den Felsen geschmiedet und seine titanischen Mitbrüder in die Tiefen der Erde verbannt.
Heute ist der titanische Geist zurückgekehrt. Und mit ihm eben jene Maßlosigkeit, Anmaßung und Vermessenheit, die in Sao Paolo ihren großen Auftritt haben. Und da sind keine Götter, die sich ihm in den Weg stellen. „Wo keine Götter sind, da walten Gespenster", sagte einst Novalis. Die Gespenster von heute heißen FIFA, Google oder wie auch immer. Man wüsste nur gerne, wer hier wem wieviel gezahlt hat, um das Verbrechen des Jahrhunderts begehen zu können.
Genau genommen wird morgen nicht nur die Fußball-WM eröffnet, sondern der Krieg der Zukunft. So wie ihn der Google-Vordenker und bekennende Transhumanist Ray Kurzweil prophezeit. Dann werden die technologisch aufgerüsteten Cyborgs, so das Szenario, mithilfe ihrer Roboter und Androiden alle diejenigen, die sich dem Triumph des Transhumanen verweigern, kurzerhand eliminieren oder versklaven. Science Fiction? Unwahrscheinlich. Die Technik ist weiter als man denkt. Die Antiquiertheit des Menschen, von der Günter Anders schon in den 1950er Jahren schrieb, ist Realität.
Befürworter von Human Enhancement und Transhumanismus behaupten gern, es gebe ein Recht auf Fortschritt. Mehr noch: Was gemacht werden könne, müsse auch gemacht werden - natürlich um der Menschheit willen. Und sie verweisen darauf, dass dem Menschen ein natürlicher Trieb zur Optimierung angeboren sei. Was wohl wahr ist. Aber Optimierung braucht immer Grenzen. Der Mensch entfaltet sich dort und nur dort zu Menschlichkeit und Schönheit, wo er nach Maßgabe seiner ihm gegebenen physischen Möglichkeiten das Beste aus sich herausholt.
Der ganze Sport lebt von dieser Idee. Deshalb sind Doping und technische Hilfsmittel untersagt. Welche Perversion, wenn jetzt unmittelbar vor dem größten Sportereignis der Welt das genaue Gegenteil propagiert wird: Forme dich nach deinem Bilde, optimiere dich nach Kräften, mach dich unbesiegbar! Würde ein Fußballspieler mit solcher Technik auflaufen, würde er sofort des Feldes verwiesen werden. Oder wird der unselige Geist des Titanischen auch die letzte Bastion des Olympischen - den Sport - stürmen? Werden wir schon in Katar 2022 Cyborgs gegen Cyborgs kicken sehen? Wenn niemand interveniert und gegen den Frontalangriff der Transhumanisten das Menschliche verteidigt, könnte der Auftakt zur Fußball WM 2014 zum Showdown der Menschheit geraten.
Die größten Verbrechen sind solche, die vor aller Augen stattfinden, ohne dass es jemand merkt. Einem solchen Verbrechen wird die Welt morgen beiwohnen, wenn die FIFA-WM 2014 in Brasilien eröffnet wird. Milliarden Menschen werden dann Zeugen eines nie gesehenen Kindesmissbrauchs werden, eines unerhörten Angriffs auf die Menschenwürde, einer Perversion sondergleichen: Ein querschnittsgelähmter Knabe wird mit Hilfe modernster Cyborg-Technik kraft seiner Gedanken aus seinem Rollstuhl aufstehen und einen Fußball auf den Anstoßpunkt legen (s. FAZ vom 11. Juni 2013, S. N1).
Ist es nicht schön, wenn behinderten Kindern geholfen wird? Was soll daran anstößig sein? Alles. Denn was hier als Akt der Menschenfreundlichkeit verkauft wird, spottet bei Lichte besehen aller Menschlichkeit. Es ist nichts anderes als eine Machtdemonstration derer, die mit Hilfe neuester Technologien den Menschen optimieren wollen. Hier soll die Akzeptanz milliardenschwerer Forschungsprojekte erschlichen werden, die letztlich dazu angetan sind, die menschliche Zivilisation zu vernichten und durch eine schöne neue transhumanistische Welt zu ersetzen - eine Welt ohne Behinderte, ohne Kranke und Gebrechliche, in der virtuell aufgerüstete Maschinenmenschen (Cyborgs) ihr himmlisches Jerusalem errichten.
In Wahrheit wird das die Hölle sein: eine Welt, in der die Würde des Menschen nicht in den Grenzen seiner Sterblichkeit und Fragilität erkannt wird; eine Welt, in der zum Menschen zweiter Klasse wird, wer sich mit den natürlichen Gegebenheiten seines Körpers zufriedengibt und sein Glück in den Grenzen seiner Endlichkeit sucht; eine Welt des Zwanges zur körperlich-kognitiven Aufrüstung, in der seine Existenzberechtigung verliert, wer nicht mitzieht; eine Welt ohne sozialen Sinn und menschlichen Wärme, denn Kranke und Gebrechliche werden entweder abgeschafft oder nur noch durch gefügige Maschinen betreut; kurz: eine unmenschliche Welt. Von ihr werden wir beim WM-Auftakt einen Vorgeschmack erhalten.
Wer Augen hat zu sehen, der sehe: Der Knabe, der den Ball tragen wird, ist ein Statist. Wer immer ihn dazu gebracht hat, bei dem schmutzigen Spiel mitzuspielen, macht sich der Kinderprostitution schuldig, denn hier wird ein Kinderkörper verkauft und öffentlich ausgestellt. Niemand wird später nach dem Kind fragen, alle werden sich auf die an ihm demonstrierte Technik stürzen. Nicht der Ball, seine Würde wird mit Füßen getreten: als Kind ebenso wie als Behinderter; denn Behinderte, so werden es Milliarden Menschen sehen, werden hier als mangelhafte Wesen vorgeführt, die mit Hilfe der Technik normgerecht aufbereitet werden können - erst können und dann müssen. Denn die Behinderung verliert nun die ihr eigene Würde. Und der Behinderte wird subtil dazu gezwungen, sie technisch zu überwinden, indem er sich optimiert und zu verbessert.
Verbessert und optimiert - nach wessen Maßgabe? Wer sagt denn, dass es dem Knaben „besser" geht, wenn er in die Abhängigkeit einer Maschine gerät? Wer legt fest, dass Behinderte nur dann vollwertige Menschen sind, wenn sie mit Hilfe von Robotik und Nanochips all das können, was andere auch zu leisten vermögen? Wer definiert, welches Leben verbesserungsbedürftig ist und welches nicht? Nach welchem Maßstab werden hier Menschen gemacht? Wer schafft den Cybog zu seinem Bilde? Und wer macht das große Geschäft damit?
„Hier sitze ich und schaffe Menschen, nach meinem Bilde [...] und dein nicht achten, so wie ich", ließ Goethe einst seinen Prometheus sprechen - einen Titanen, der sich gegen die olympischen Götter auflehnte und deren Sinn für das natürliche Maß und die Grenze zwischen Mensch und Gott verhöhnte. Der transhumanistische Titan von heute verhält sich nicht anders. Auch er rebelliert gegen das Unverfügbare, das Maß des Lebens. Wer solches tut, zerstört aber genau das Leben, das er zu verbessern verheißt. Deshalb wurde Prometheus von Zeus an den Felsen geschmiedet und seine titanischen Mitbrüder in die Tiefen der Erde verbannt.
Heute ist der titanische Geist zurückgekehrt. Und mit ihm eben jene Maßlosigkeit, Anmaßung und Vermessenheit, die in Sao Paolo ihren großen Auftritt haben. Und da sind keine Götter, die sich ihm in den Weg stellen. „Wo keine Götter sind, da walten Gespenster", sagte einst Novalis. Die Gespenster von heute heißen FIFA, Google oder wie auch immer. Man wüsste nur gerne, wer hier wem wieviel gezahlt hat, um das Verbrechen des Jahrhunderts begehen zu können.
Genau genommen wird morgen nicht nur die Fußball-WM eröffnet, sondern der Krieg der Zukunft. So wie ihn der Google-Vordenker und bekennende Transhumanist Ray Kurzweil prophezeit. Dann werden die technologisch aufgerüsteten Cyborgs, so das Szenario, mithilfe ihrer Roboter und Androiden alle diejenigen, die sich dem Triumph des Transhumanen verweigern, kurzerhand eliminieren oder versklaven. Science Fiction? Unwahrscheinlich. Die Technik ist weiter als man denkt. Die Antiquiertheit des Menschen, von der Günter Anders schon in den 1950er Jahren schrieb, ist Realität.
Befürworter von Human Enhancement und Transhumanismus behaupten gern, es gebe ein Recht auf Fortschritt. Mehr noch: Was gemacht werden könne, müsse auch gemacht werden - natürlich um der Menschheit willen. Und sie verweisen darauf, dass dem Menschen ein natürlicher Trieb zur Optimierung angeboren sei. Was wohl wahr ist. Aber Optimierung braucht immer Grenzen. Der Mensch entfaltet sich dort und nur dort zu Menschlichkeit und Schönheit, wo er nach Maßgabe seiner ihm gegebenen physischen Möglichkeiten das Beste aus sich herausholt.
Der ganze Sport lebt von dieser Idee. Deshalb sind Doping und technische Hilfsmittel untersagt. Welche Perversion, wenn jetzt unmittelbar vor dem größten Sportereignis der Welt das genaue Gegenteil propagiert wird: Forme dich nach deinem Bilde, optimiere dich nach Kräften, mach dich unbesiegbar! Würde ein Fußballspieler mit solcher Technik auflaufen, würde er sofort des Feldes verwiesen werden. Oder wird der unselige Geist des Titanischen auch die letzte Bastion des Olympischen - den Sport - stürmen? Werden wir schon in Katar 2022 Cyborgs gegen Cyborgs kicken sehen? Wenn niemand interveniert und gegen den Frontalangriff der Transhumanisten das Menschliche verteidigt, könnte der Auftakt zur Fußball WM 2014 zum Showdown der Menschheit geraten.
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