New York, Rio, Rosenheim. Das sind nicht etwa die Wohnorte der Sportfreunde Stiller, sondern es ist vielmehr der Titel ihres aktuellen Albums. Ich traf zwei der drei Sportis, nämlich Florian Weber und Rüdiger Linhof zum Interview. Peter Brugger, der Sänger und Gitarrist, war leider nicht dabei. Auf der Tour, die ab 31.03.2014 startet, sind sie dann aber in voller Besetzung deutschlandweit und auch für einige Konzerte in Österreich zu sehen!
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Rüdiger Linhof (l.) und Florian Weber im Interview mit mir (Foto: Max Kottenhahn)
Was ist die Message Eures neuen Albums?
Warum der Titel New York, Rio, Rosenheim? Ich musste da sofort an Trio Rio denken.
Und zwar?
Was bedeutet er denn für Dich?
Was habt Ihr während der Pause gemacht?
Und Peter?
Wie oft trefft Ihr Euch? Wie entsteht so eine Zusammenarbeit?
Was ist Euer persönlicher Lieblingssong auf dem Album?
Dieses Mal ist ja gar nicht der Bezug zum Fußball gegeben. Was hat es damit auf sich?
Sind die Liebeslieder auf dem Album an bestimmte Personen gerichtet?
Ist das auch so beim Song Wenn Pferde schlafen?
Was hat es mit dem Song Lederjacke auf sich? Hat diese Lederjacke für Euch eine bestimmte Bedeutung?
Gibt es so eine Lieblings-Lederjacke auch bei Dir und Rüdiger?
Wie kann man denn seine Schuhe vergessen?
Für den Film Maria, ihm schmeckts nicht habt ihr 2009 Euren Song Ein Kompliment auf Italienisch eingesungen. Würdet Ihr so etwas wieder machen, für Filme Musik machen?
Also sprecht Ihr Spanisch?
Flo fängt an auf Spanisch zu reden.
Was ist die Message Eures neuen Albums?
Rüdiger: Also ich selber finde es nur wichtig, dass ich das Gefühl habe, viele Seiten von mir auf dem Album wiederzufinden. Wie es die Leute auffassen, ist ein anderes Kapitel. Aber man kann nur über das Lieder schreiben, was man selber sagen möchte. Eine konkrete Message gibt es nicht, außer, dass wir ein paar Punkte unseres Lebens darin beschreiben. Von tiefen Momenten der zwischenmenschlichen Begegnung, von Schmerz bis total kopfloser Wahnsinn. Das Lied Eine Hymne auf dich setzt sich mit Selbstzweifeln auseinander, aber wir singen auch die Berechtigung vor, sich an den eigenen Dingen zu freuen. Es gibt viele verschiedene Seiten.
Es ist Herzensmusik und ich fände es schön, wenn es irgendwo im Herzen ankommt.
Florian: Es muss sich nicht jeder selbst wiederfinden, aber im besten Falle berühren wir mit jedem Lied denjenigen, egal was das Lied dann auswirkt. Ich kann bei Es muss was Wunderbares sein nicht erwarten, dass jeder sagt: „Jaja, mir geht's genauso wie dem Protagonisten´", das wäre vielleicht sogar fatal. Es soll eine Stimmung transportieren und die Leute berühren und dafür gibt's auch die Extreme, um auch wirklich jegliche Gefühlsstimmung abzugreifen.
Warum der Titel New York, Rio, Rosenheim? Ich musste da sofort an Trio Rio denken.
Florian: New York, Rio, Tokyo ist ja das bekannte Lied, das Trio Rio zum One-Hit-Wonder machte. Das war natürlich ausschlaggebend für den Titel. Das Lied beschreibt aber ganz was anderes.
Und zwar?
Florian: Die gedankliche Vereinigung aller Menschen, dass man sich nicht einschüchtern lassen sollte von medialen Angstschürereien und Panikmacherei, sondern durchaus einfach mal zu Strahlen beginnen sollte und da ist es egal, ob das in den großen Städten passiert oder auf dem Land und in kleinen Dörfern. Einfach das positive Leben zulassen und sich nicht zu sehr einschüchtern lassen!
Rüdiger: Das klingt irgendwie so abgehoben, oder?
Ich finde einfach, lasst euch nicht einschüchtern. Wir hören die ganze Zeit nur Angstmeldungen, alles wird überdramatisiert. Freut euch des Lebens, tut euch zusammen und nehmt mal an, dass die Welt vielleicht nicht morgen untergeht, sondern dass ihr ein langes Leben vor Euch habt. Nehmt diese Sichtweise an, von New York, über Rio, vielleicht auch Tokyo und auch Rosenheim.
Florian: Rosenheim war einfach so ein Blitzgedanke, es beschreibt unsere Heimat, dieses bayerische, vor den Alpen gelegen, toller Ausblick. Der Albumtitel ist vielfach interpretierbar, was das Schöne ist.
Was bedeutet er denn für Dich?
Florian: Für mich bedeutet der Albumtitel nach dem unplugged Album in New York diesen Aufbruch. Die größte Tour, die wir bisher gespielt haben, war mit diesem Album - quasi hinaus in die Welt, zwar nicht Rio, aber Budapest und Prag. Und dann zurück in die bayerische Heimat, in das Erdige, wo wir dann wieder am neuen Album arbeiten. Das ist so ein ganz schöner Bogen, der das geografisch darstellt.
Was habt Ihr während der Pause gemacht?
Rüdiger: Flo hat ein total tolles Buch geschrieben, was mich echt aus den Latschen hat kippen lassen. Einen schönen, tiefsinnigen, lustigen, aberwitzigen Roman: Grimms Erben.
Florian: Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und mir in der Zeit, wo Musik nicht anstand, geholfen, mich kreativ auszuleben. Ich hab dann auch noch bei der Frankfurter Band Harmful mitgespielt, eine Platte aufgenommen und vor Kurzem getourt. Rüde hat mit einer Münchner Rap Band Fiva eine CD aufgenommen und ist auch damit getourt. Rüde hat sich also zum Produzenten gemausert und hat auch bei uns einige klasse Momente „hingezaubert"
Und Peter?
Florian: Peter hat einen Club in München im Glockenbachviertel aufgemacht und ansonsten haben wir einfach mal alle Viere von uns gestreckt, um uns neu inspirieren zu lassen. Ich finde, die Zäsur war sehr wichtig nach all der umtriebigen Zeit mit den Sportfreunden.
Rüdiger: Gleichzeitig hat es auch phasenweise angekotzt.
Florian: Der eine wollte recht viel schneller weitermachen, der andere hätte sich gerne noch länger in der Ruhephase aufgehalten. Aber als wird dann den gemeinsamen Nenner gefunden haben, war klar, dass es wieder Spaß macht.
Wie oft trefft Ihr Euch? Wie entsteht so eine Zusammenarbeit?
Rüdiger: Irgendwie steht immer was an. In der Album-Produktions-Zeit trifft man sich ein zwei Mal die Woche.
Florian: WAAAAAS? Wir haben sehr viel mehr gearbeitet!
Rüdiger: Echt?
Florian: Ja, bestimmt drei Mal die Woche. Einmal haben wir drei Mal in der Woche hinbekommen.
Rüdiger: Nebenbei gibt es natürlich immer wieder Bandbesprechungen, mindestens alles zwei Wochen, wo man irgendwelche Pläne bespricht. Wie wird die Bühne aussehen? Was für Konzerte spielen wir wo? Da gibt es so viele Dinge zu besprechen und es ist immer wieder etwas zu klären und zu justieren. Ständig neue Fragen, die man per E-Mail oder Bandbesprechung klärt und dann das Proben und Wegfahren.
Was ist Euer persönlicher Lieblingssong auf dem Album?
Florian: Es gibt auf jeden Fall Lieder, wo wir alle drei vorwärts Purzelbaum schlagen, wenn wir sie hören. Festgestellt haben wir dieses freudige Erlebnis bei Unter unten als wir das zum ersten Mal live gespielt haben, weil jeder sofort mitsingen kann. Und da scharren wir schon immer mit den Füßen, wenn das auf der Setlist näher kommt. Obwohl wir auch die intimen Momenten auf der Platte lieben und wichtig finden.
Dieses Mal ist ja gar nicht der Bezug zum Fußball gegeben. Was hat es damit auf sich?
Florian: Echt? Spinnen wir? Wir produzieren am Fußball vorbei. Das gibt's doch nicht!
Rüdiger: 2006 war alles zum Thema Fußball gesagt und auch in der Platte 2007 war kein Bezug mehr da und die neuen Lieder auf dem unplugged Album hatten auch nichts damit zu tun. Es war einfach alles gesagt und es ist schön, dass dann auch mal stehen zu lassen. Wir mussten uns da auch wieder freischwimmen von diesem krassen Fussball-Brandzeichen, das wir uns auch selber aufgedrückt haben. Jubelnd mit wehenden Fahnen sind wir mitmarschiert in den ansatzweisen Untergang. Nein, soweit nicht, wir haben ordentlich abgefeiert, aber wir hatten dann auch echt genug davon.
Sind die Liebeslieder auf dem Album an bestimmte Personen gerichtet?
Florian: Es gibt ja mit Applaus, Applaus ein Liebeslied, das nicht nur als solches gedeutet werden kann. Ich kann das Lied auch dem Rüde vorsingen, wenn er mal wieder einen tollen Move auf der Bühne macht oder meinem Vater, wenn er mich beeinflusst oder beeindruckt. Das ist kein klassisches Liebeslied, wenngleich man bei solchen Zeilen auch an die Liebste denkt.
Ist das auch so beim Song Wenn Pferde schlafen?
Florian: Ja, da beschreiben wir ja die absolute Verpeiltheit, wenn einer nur noch an seine Holde denken kann und in dem Zusammenhang eigentlich total leer im Kopf ist und nur diese Frau drin hat und somit seine Handlungen komplette Verwirrung nach außen tragen. Dieses Lied steht aber für wen. Dürfen wir das sagen?
Rüdiger: Naja der Peter sagt es auch...
Florian: Oder hat er da an seinen Hund gedacht?
Rüdiger: Genau, an seinen Hund.
Natürlich hat man immer eine Inspiration, irgendeinen guten Moment, in dem einen das einfällt. Aber viele Lieder, auch Wenn Pferde schlafen, kann man ebenfalls so anders verstehen. Wie oft geht es mir, dass ich einer Idee hinterher renne, irgendetwas im Sinn habe und merke, ich bau nur noch Mist, weil ich überhaupt nicht mehr bei der Sache bin und nur so tue, als wäre ich anwesend und würde irgendwas erledigen, aber mach eigentlich nur Grütze. Das kann sein, wenn man eine Melodie im Kopf hat oder natürlich auch, wenn man eine Lady im Kopf hat.
Was hat es mit dem Song Lederjacke auf sich? Hat diese Lederjacke für Euch eine bestimmte Bedeutung?
Florian: Also Peter besitzt eine Lederjacke und die verteidigt er wirklich sehr stark. Er wurde einmal von einem mit ihm befreundeten Musiker gefragt, ob dieser sich die Lederjacke für einen Videodreh ausleihen dürfe und Peter meinte „Bist du völlig bescheuert, natürlich nicht!". Und in dem Moment ist er auf dieses Lied gekommen. Die Lederjacke ist unantastbar, das ist seine zweite Haut, die gehört ihm, nur ihm, sie ist wie ein Haus, in dem er wohnt. In der macht er sehr viele Tätigkeiten, die ich hier nicht beschreiben möchte.
Gibt es so eine Lieblings-Lederjacke auch bei Dir und Rüdiger?
Florian: Wir beide haben zwar keine Lieblings-Lederjacke, aber es gibt schon ein Lieblingskleidungsstück, dafür geht man sehr weit und verteidigt es mit allem, was man hat. Es ist zwar bei mir keine spezielle Lederjacke, aber ich hatte jahrelang einen Anorak, schwarz mit weißen Streifen, der sich schon aufgelöst hat. Es gibt solche Kleidungsstücke, wo man sagt, das ist meine Wohnung, da fühl ich mich einfach äußerst wohl. Das ist eben Peters Lederjacke und die Lederjacke kokettiert er mit dem Rockerimage. Bei so einem punky Lied passt das ja ganz gut.
Rüdiger: Ich verliere meine Kleidungsstücke immer mal wieder. Ich denke zwar, ich wäre verliebt, aber hier und da bleiben sie dann im Backstage Raum liegen und ich erfahre dann nur von irgendwem: „Hey, da war noch 'ne Jacke"
Florian: „Die haben wir dann weggeschmissen."
Rüdiger: Oder Schuhe und Winterstiefel...
Wie kann man denn seine Schuhe vergessen?
Florian: Du willst nicht wissen, was er schon alles vergessen hat! Seinen Kopf zum Beispiel.
Der Rüdiger hat sogar schon vergessen, als wir nach dem Proben sofort auf Tour gegangen sind und wir in den Tourbus gestiegen sind, dass wir auf Tour gehen. Er musste dann erst heim zum Kofferpacken.
Für den Film Maria, ihm schmeckts nicht habt ihr 2009 Euren Song Ein Kompliment auf Italienisch eingesungen. Würdet Ihr so etwas wieder machen, für Filme Musik machen?
Florian: Wir hatten das sogar auch auf Spanisch eingesungen, dann wäre es für einen Film von Til Schweiger gewesen, aber nachdem wir das dann aufgenommen hatten, meinte er: „Das will ich jetzt doch nicht".
Rüdiger: Nee, der hat gar nix mehr gesagt, den müssen wir mal anrufen!
Das Lied Wunder fragen nicht ist eigentlich ein Lied, das von einem Film inspiriert ist, für den wir für den Soundtrack angefragt wurden.
Florian: Marcus H. Rosenmüller, der Regisseur von Wer's glaubt wird selig, wollte für den Film ein Lied mit Wunderbezug. Wir haben das aber zeitlich nicht geschafft und es hat dennoch im Kopf gerattert und da kam dem Rüde die Idee. Wir sind aber ganz froh, dass wir das jetzt exklusiv für unsere Platte verwenden konnten. Wir sind uns schon bewusst, dass es Spaß machen kann soundtrackmäßig zu arbeiten. Aber ich finde auch den Gedanken, wieder einmal ein Lied zu übersetzen, interessant.
Wir wollten lange Zeit mal eine Platte auf Spanisch rausbringen.
Also sprecht Ihr Spanisch?
Flo fängt an auf Spanisch zu reden.
Florian: Nee, wir können es nicht. Wir haben dort drei oder vier Alben aufgenommen. In der Zeit lernst du schon, wie man ein Bier bestellt, wie man nach dem Weg fragt und solche Dinge eben. Wir haben dort nur einmal gespielt und uns ein, zwei Lieder übersetzen lassen. Das war so lustig und die Spanier fanden das so nett, dass wir das gemacht haben und haben sich bedankt. Wir wollten auch touren und waren die Vorband in Madrid und Barcelona und die Leute fanden die Aussprache so lustig. Wir hatten bestimmt drei spanische Lieder und hatten so eine Gaudi. Eine kleine Tour durch Spanien fehlt uns noch in unserer Wunschliste.