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Die Recruiter verspielen eine historische Chance

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Nach Einschätzung der Internet Plattform Online-Recruiting.net setzen Deutschlands Personalabteilungen zwar weiterhin auf Social Media, um Personal zu finden, doch inzwischen sei eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Traditionelle Verfahren würden stattdessen wieder wichtiger. Na, das ist ja mal eine überraschende Neuigkeit.

Und noch eine Umfrage ...
Wie meine Leser wissen, halte ich nicht viel von all den Recruiting-Umfragen, die saisonal in inflationärer Häufigkeit über der Recruiter Gemeinde ausgeschüttet werden. Dies vor allem, weil ich die Repräsentativität der meisten Umfragen einfach in Frage stelle. Umfragen, die von Praktikanten und Sachbearbeitern ausgefüllt werden, lassen keine Schlüsse auf den Trend zu. Außerdem macht eine Schwalbe noch keinen Frühling - ebenso wenig machen die Ergebnisse einer Umfrage einen Trend.

Gleichwohl finde ich in den meisten Umfragen Trendaussagen, die man durchaus diskutieren kann. So auch diesmal. Den aktuellen Ergebnissen zufolge würden 88% der deutschen Personaler wieder verstärkt Jobportale nutzen - in einer vergleichbaren Umfrage 2012 waren es 84 Prozent.

Die Ergebnisse im Überblick
Die Erfolgsquote beim Rekrutieren im Social Web sei dabei eher mäßig. 43% der Befragten geben zu Protokoll, sie hätten über Social-Media-Kontakte bereits Stellen besetzen können. Zwischen einer und fünf Positionen, so sagen ca. 30% der Teilnehmer, seien auf diesem Weg vergeben worden. 31% haben keine Stellen mittels sozialer Medien besetzt. Mehr als ein Viertel der Befragten war über den Erfolg oder Misserfolg nicht einmal aussagefähig.

Bei der Nutzung wurde auch danach gefragt, wie hoch der Zeitaufwand eingeschätzt werde. 36% der Befragten investieren ca. eine Stunde pro Woche (Donnerwetter - doch soviel ...), 21% verbringen immerhin mindestens fünf Stunden damit (unglaublich - wie schaffen die das nur ...). Für lediglich 2% lag der Aufwand bei 40 Stunden pro Woche. Geld gibt es dafür übrigens auch keines. 57% sagen, sie hätten überhaupt kein Budget für Social-Media-Recruiting zur Verfügung gestellt bekommen. Und als Ergebnis fängt man daher jetzt wieder an, verstärkt Stellenanzeigen zu schalten. Klar, ist ja auch einfacher, als sich mal durchzusetzen, Ihr Weicheier!

Wo bleiben die Konsequenzen?
Und jetzt mal ganz ehrlich und in der mir bekannten unbescheidenen Art: Wenn diese Zahlen stimmen, dann sollten die Entscheider in diesen Unternehmen ihre ganze Recruiting Abteilung rausschmeißen. Sofort. Und am besten sich selbst gleich mit. Auch, wenn Sie es so langsam nicht mehr hören können: Recruiting ist vor allem aktiver Vertrieb. Es geht bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter um das Verkaufen von Informationen, Unternehmen und offenen Positionen. Social Media Recruiting - richtig gemacht - ist nichts anderes als die Umsetzung von etablierten Vertriebsstrategien für die Mitarbeitergewinnung.

Der Vergleich mit dem Vertrieb
Und nun stelle man sich einmal vor, ein Vertriebsleiter würde zu seinen Mitarbeitern sagen: Ihr müsst verkaufen, bekommt aber dafür kein Budget. Keine Messen, keine Anzeigen, keine Mailings, keine Kundenbesuche, keine Werbegeschenke usw. usw. usw. Diesen Vertriebsleiter würde man umgehend teeren und federn. Und das mit gutem Recht. Vertrieb ist in den meisten Unternehmen sogar bei der Geschäftsführung bzw. beim Vorstand aufgehängt, um die Wichtigkeit zu untermauern. Und das ist auch richtig so.

Nichts gelernt
Dass Personalmarketing und aktives Recruiting noch immer so stiefmütterlich behandelt wird, macht mich wirklich wütend. Die Personalabteilungen lassen sich ein weiteres mal an die Wand drücken und verpassen - ohne sich zu wehren - eine der größten Chancen der letzten 10 Jahre, endlich einmal eine maßgebliche Rolle in der Wertschöpfungskette der Unternehmen zu übernehmen. Liebe Personaler: Habt Ihr denn wirklich nichts gelernt aus Euren Fehlern? Die Umsetzung des Dave Ulrich-Modells habt Ihr bereits versemmelt und jetzt macht Ihr es schon wieder ...

Macht den Mund auf!
Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, ich sei auf Krawall gebürstet. Und natürlich gibt es unter den Personalmanagern auch löbliche Ausnahmen. Die kann man aber zählen und die nehmen auch nicht an solchen Umfragen teil. Ich bin kein Missionar und will auch keiner werden. Aber wenn wir Ergebnisse, wie die gerade vorlegten, nicht in schärfster Weise kritisieren und an diejenigen zurückspielen, die hier in der Verantwortung stehen, dann wird sich wahrlich nichts ändern. Und diese Kritik geht übrigens auch an die Initiatoren solcher Umfragen.


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