- zu Unrecht!
WIEN. Matthias Hartmann, Intendant des Wiener Burgtheaters, ist fristlos entlassen worden. Minister Josef Ostermeyer begründete die Kündigung mit "erheblicher Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers" - 8,5 Millionen Euro sollen fehlen.
Wo ist das Geld?
Ja, wo sind sie denn geblieben? Wer Matthias Hartmann kennt, weiß, dass er ein Theatermann von altem Schrot und Korn ist - und als Intendant war ist in erster Linie Künstler, erst in zweiter Kaufmann. Schon in Bochum hat er dafür gesorgt, dass die Besucherzahlen wieder stimmten und die Kasse klingelte, aber zuerst kümmerte er sich um ein erstklassiges Ensemble. Und anständige Gagen. Die Knete ist für sein Ensemble da.
So hat er es auch in Zürich gehalten und in Wien hat er nicht davon abgelassen.
Er war ja nicht allein. Seine Kodirektorin hat mitgemacht, und alle, alle anderen auch. Augen zu - und Schulden machen. Damit so wenigen wie möglich die Verträge gekündigt werden müssen. Angesichts der orbitanten Ausgaben für die Banken, der Fehlinvestitionen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene dürfte niemand zimperlich gewesen sein; es ging wohl, unausgesprochen, darum, Künstlern ein Obdach zu geben. Und da konnte man einfach mal Fünfe gerade sein lassen oder nicht so genau hinschauen. In der Hoffnung, die unwirtlichen Zeiten der Neoliberalen zu überstehen und wieder in kunstfreundlichere Gewässer zu kommen, wo dann Peanuts wie ein paar Millionen für Schauspieler ohne großes Aufhebens bezahlt werden würden. Man muss sich mal vorstellen, ein Geldmensch hätte mit Gustaf Gründgens über Geld reden wollen - er hätte sich davor gefürchtet, als Banause enttarnt zu werden. Und Gustaf wäre das Monokel aus dem Auge gefallen - er wäre befremdet gewesen. Wozu ist denn das Geld da, wenn nicht für die Kunst?
Geld und Geist
Hartmann selbst wird von der dpa zitiert: "Nun verlangt man, dass ich mehr weiß als die Controller und Kaufleute. Das ist für jeder deutschsprachigen Theaterbetrieb absurd." Recht hat er! Jetzt hat im Kampf des Geldes gegen den Geist das Geld den Geist entlassen - eine fristlose Kündigung ist eine heikle Sache, sie dürfte kaum Bestand haben und Matthias Hartmann wird vor Gericht obsiegen. Wenn die Burgtheaterherren ihn dann nicht wieder in sein Intendantenbüro zurück lassen wollen, wird das richtig teuer.
Das Herz wird einem schwer, liest man Theaterkritiker. In der "nachtkritik.de" schmäht Nikolaus Merck Hartmann als "Scheinriesen" - Tendenz: Hartmann sei selbst Schuld. Der Kritiker auf Seiten des Geldes! Der Ungeist des Neoliberalismus hat weit um sich gegriffen. Anstatt den Künstler zu verteidigen, wird er preisgegeben.
Theater als Wirtschaftsunternehmen haben in Österreich wie in Deutschland sich mit großer Kunst nicht vertragen - deshalb wurde und wird subventioniert. Große Kunst hat Hartmann geliefert - und ein Ensemble unter dem Dach der Burg zusammengeführt, das international seinesgleichen sucht. Das muss verteidigt werden gegen Herzensenge und Geistesferne. Hartmann hat es getan. Er hat immer wieder darauf hingewiesen und gemahnt, die Burg sei unterfinanziert. Kritiker, die Hartmann in den Rücken fallen, verfehlen ihre Aufgabe.
Ulrich Fischer
WIEN. Matthias Hartmann, Intendant des Wiener Burgtheaters, ist fristlos entlassen worden. Minister Josef Ostermeyer begründete die Kündigung mit "erheblicher Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers" - 8,5 Millionen Euro sollen fehlen.
Wo ist das Geld?
Ja, wo sind sie denn geblieben? Wer Matthias Hartmann kennt, weiß, dass er ein Theatermann von altem Schrot und Korn ist - und als Intendant war ist in erster Linie Künstler, erst in zweiter Kaufmann. Schon in Bochum hat er dafür gesorgt, dass die Besucherzahlen wieder stimmten und die Kasse klingelte, aber zuerst kümmerte er sich um ein erstklassiges Ensemble. Und anständige Gagen. Die Knete ist für sein Ensemble da.
So hat er es auch in Zürich gehalten und in Wien hat er nicht davon abgelassen.
Er war ja nicht allein. Seine Kodirektorin hat mitgemacht, und alle, alle anderen auch. Augen zu - und Schulden machen. Damit so wenigen wie möglich die Verträge gekündigt werden müssen. Angesichts der orbitanten Ausgaben für die Banken, der Fehlinvestitionen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene dürfte niemand zimperlich gewesen sein; es ging wohl, unausgesprochen, darum, Künstlern ein Obdach zu geben. Und da konnte man einfach mal Fünfe gerade sein lassen oder nicht so genau hinschauen. In der Hoffnung, die unwirtlichen Zeiten der Neoliberalen zu überstehen und wieder in kunstfreundlichere Gewässer zu kommen, wo dann Peanuts wie ein paar Millionen für Schauspieler ohne großes Aufhebens bezahlt werden würden. Man muss sich mal vorstellen, ein Geldmensch hätte mit Gustaf Gründgens über Geld reden wollen - er hätte sich davor gefürchtet, als Banause enttarnt zu werden. Und Gustaf wäre das Monokel aus dem Auge gefallen - er wäre befremdet gewesen. Wozu ist denn das Geld da, wenn nicht für die Kunst?
Geld und Geist
Hartmann selbst wird von der dpa zitiert: "Nun verlangt man, dass ich mehr weiß als die Controller und Kaufleute. Das ist für jeder deutschsprachigen Theaterbetrieb absurd." Recht hat er! Jetzt hat im Kampf des Geldes gegen den Geist das Geld den Geist entlassen - eine fristlose Kündigung ist eine heikle Sache, sie dürfte kaum Bestand haben und Matthias Hartmann wird vor Gericht obsiegen. Wenn die Burgtheaterherren ihn dann nicht wieder in sein Intendantenbüro zurück lassen wollen, wird das richtig teuer.
Das Herz wird einem schwer, liest man Theaterkritiker. In der "nachtkritik.de" schmäht Nikolaus Merck Hartmann als "Scheinriesen" - Tendenz: Hartmann sei selbst Schuld. Der Kritiker auf Seiten des Geldes! Der Ungeist des Neoliberalismus hat weit um sich gegriffen. Anstatt den Künstler zu verteidigen, wird er preisgegeben.
Theater als Wirtschaftsunternehmen haben in Österreich wie in Deutschland sich mit großer Kunst nicht vertragen - deshalb wurde und wird subventioniert. Große Kunst hat Hartmann geliefert - und ein Ensemble unter dem Dach der Burg zusammengeführt, das international seinesgleichen sucht. Das muss verteidigt werden gegen Herzensenge und Geistesferne. Hartmann hat es getan. Er hat immer wieder darauf hingewiesen und gemahnt, die Burg sei unterfinanziert. Kritiker, die Hartmann in den Rücken fallen, verfehlen ihre Aufgabe.
Ulrich Fischer