Der ungelöste Konflikt um die Westsahara
Wer afrikanische Krisenherde aufzählt, kommt schnell auf Somalia, die Zentralafrikanische Republik, den Kongo oder Mali. Einer der ältesten Konflikte in Afrika dagegen ist vom Radarschirm der öffentlichen Aufmerksamkeit schon seit Jahren verschwunden, nämlich der um die Westsahara. Dort nutzten marokkanische Truppen den Rückzug der Kolonialmacht Spanien aus der Westsahara nach dem Tod des Diktators Franco 1975 zum Einmarsch in das Nachbarland, das seitdem in einen von Marokko besetzten Teil und die von der Widerstandsbewegung Frente Polisario kontrollierte Demokratischen Arabischen Republik Sahara geteilt ist.
Auf diplomatischer Ebene hat der Konflikt einige Bewegung ausgelöst: Die Demokratische Arabische Republik Westsahara ist Mitglied der Afrikanischen Union, Marokko trat aus, drei zwischen 1991 und 2007 vorgesehene Referenden über die Zukunft des Landes fanden nicht statt. Doch die Bevölkerung der Westsahara, die Sahrauis, sehen sich mit einiger Berechtigung als Opfer weltpolitischer Vergesslichkeit und Gleichgültigkeit.
Während Marokko sich die strategisch interessanten Ressourcen der Westsahara, vor allem die Phosphatvorkommen und den Zugang zu den reichen Fischgründen der atlantischen Küste, gesichert hat, lebt im geteilten Land und in den großen Exillagern bei Tindouf auf algerischem Staatsgebiet mittlerweile eine neue Generation von Sahrauis ohne jegliche Zukunftsperspektiven.
Es ist deshalb gut, dass eine Delegation sahrauischer Jugendlicher am 13. März auf Initiative von terre des hommes vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf an das Schicksal der Sahrauis erinnern und an die Verantwortung der Vereinten Nationen appellieren konnte. Sie forderten, dass die Menschenrechtssituation in der Westsahara durch die UN regelmäßig überprüft wird und die natürlichen Reichtümer ihres Landes nicht allein von Marokko genutzt, sondern gerecht und zum Wohl der Entwicklung der Westsahara eingesetzt werden. Die Vertreter der Sahrauis, das wurde deutlich, erwarten nach 23 Jahren des Vertröstens und Verschiebens von Referenden nun endlich ein Signal internationaler Aufmerksamkeit.
Ein Referendum über die Zukunft ihres Landes und damit auch über ihre eigene Zukunft ist überfällig. Es wäre nicht zuletzt auch eine Anerkennung ihres langjährigen gewaltlosen und auf politische Lösungen setzenden Widerstandes.
Wolf-Christian Ramm
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Wer afrikanische Krisenherde aufzählt, kommt schnell auf Somalia, die Zentralafrikanische Republik, den Kongo oder Mali. Einer der ältesten Konflikte in Afrika dagegen ist vom Radarschirm der öffentlichen Aufmerksamkeit schon seit Jahren verschwunden, nämlich der um die Westsahara. Dort nutzten marokkanische Truppen den Rückzug der Kolonialmacht Spanien aus der Westsahara nach dem Tod des Diktators Franco 1975 zum Einmarsch in das Nachbarland, das seitdem in einen von Marokko besetzten Teil und die von der Widerstandsbewegung Frente Polisario kontrollierte Demokratischen Arabischen Republik Sahara geteilt ist.
Auf diplomatischer Ebene hat der Konflikt einige Bewegung ausgelöst: Die Demokratische Arabische Republik Westsahara ist Mitglied der Afrikanischen Union, Marokko trat aus, drei zwischen 1991 und 2007 vorgesehene Referenden über die Zukunft des Landes fanden nicht statt. Doch die Bevölkerung der Westsahara, die Sahrauis, sehen sich mit einiger Berechtigung als Opfer weltpolitischer Vergesslichkeit und Gleichgültigkeit.
Während Marokko sich die strategisch interessanten Ressourcen der Westsahara, vor allem die Phosphatvorkommen und den Zugang zu den reichen Fischgründen der atlantischen Küste, gesichert hat, lebt im geteilten Land und in den großen Exillagern bei Tindouf auf algerischem Staatsgebiet mittlerweile eine neue Generation von Sahrauis ohne jegliche Zukunftsperspektiven.
Es ist deshalb gut, dass eine Delegation sahrauischer Jugendlicher am 13. März auf Initiative von terre des hommes vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf an das Schicksal der Sahrauis erinnern und an die Verantwortung der Vereinten Nationen appellieren konnte. Sie forderten, dass die Menschenrechtssituation in der Westsahara durch die UN regelmäßig überprüft wird und die natürlichen Reichtümer ihres Landes nicht allein von Marokko genutzt, sondern gerecht und zum Wohl der Entwicklung der Westsahara eingesetzt werden. Die Vertreter der Sahrauis, das wurde deutlich, erwarten nach 23 Jahren des Vertröstens und Verschiebens von Referenden nun endlich ein Signal internationaler Aufmerksamkeit.
Ein Referendum über die Zukunft ihres Landes und damit auch über ihre eigene Zukunft ist überfällig. Es wäre nicht zuletzt auch eine Anerkennung ihres langjährigen gewaltlosen und auf politische Lösungen setzenden Widerstandes.
Wolf-Christian Ramm
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