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Missmutig, biestig, korrupt, gemein! Die Unsympathischen kommen! Und die „OSCARS" warten schon!

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Es ist fast wieder soweit. Am 2. März werden die goldenen Männer verteilt, und jeder sagt es mit einer Mischung aus Erstaunen und Ehrerbietung: So viele brillante, interessante, provokante Filme hat es sehr lange nicht mehr zur Auswahl gegeben. Und selten hat es so viele irritierende Filmfiguren gegeben, die sadistisch, egomanisch, brutal, rachsüchtig, gemein, größenwahnsinnig, rassistisch, pompös, mürrisch, sex-besessen, eingebildet, ja monströs sind. Kurzum, unsympathische Zeitgenossen mit einem schwarzen Herzen, die man auch im wirklichen Leben nicht unbedingt liebt - aber leider schon öfter getroffen hat.

Was ist passiert? Ist die Welt einfach ein hässlicherer Platz geworden, und hat sich die einstige Idealvorstellung des Menschen auch im Kino der Realität angepasst und konfrontiert sie nun brutaler denn je mit ihren Unzulänglichkeiten?

Immerhin besteht ein Risiko, Zuschauer zu verscheuchen. Oder haben die Leute heutzutage mehr Spaß an Fieslingen, garstigen Wüterichen, sexistischen Weicheiern, versoffenen Society Zicken als an so genannten wertvollen Menschenkindern mit letztendlich Glattgebürstetem, einwandfreiem Charakter?

Von den vielen rauhen, mit so genannten "F-Bomben" voll gepackten Dialogen wollen wir gar nicht anfangen. (Es gab mal eine Zeit, in der jener berühmte letzte Satz von Rhett Butler zu Scarlett O'Hara im "Oscar"-preisgekrönten Film "Vom Winde verweht": "Frankly, I don't give a damn," als nahezu jugendverderbend galt!)

Unsympathische Heldinnen und Helden sind natürlich nicht neu in der Filmgeschichte. Und eigentlich war es immer so: Imperfekte, komplizierte und schillernde Charaktere - von charismatischen Killern wie Scorseses "Taxi Driver", den amerikanischen „Bad Girls" der 40er Jahre, bis zu eigentlich allen Tarantino-Bösewichten - sind immer faszinierender als fehlerfreie Langweiler.

Aber besonders dem köstlich diabolischen Drogenkocher und Meister der Manipulation, Walter White aus "Breaking Bad", gelang etwas Neues und Geniales. Als eine der spannendsten Figuren der letzten 20 Jahre erfand er ein neues Schurken-Format, das ihm den Status des besten Bad Boys verlieh. Vielleicht hat nach ihm der Harmoniehunger der Filmfans etwas nachgelassen, und jetzt darf überall das traditionelle hübsche Happy End so wütend zerfetzt werden, wie in Woody Allens "Blue Jasmine". Geben wir es zu, "bad is better"!

Aber auch da gibt es Unterschiede, und deshalb habe ich eine Bewertungsliste für einige der „Oscar"-nominierten Darsteller und ihrer Charaktere zusammengestellt und ihnen ein "Liebenswert-Label" von 1 - 10 verpasst.

1. Blue Jasmine
Cate Blanchett ist wirklich brillant als arroganter, permanent pichelnder Snob, der tief gefallen ist und ins bescheidene Chaotenleben ihrer Proletenschwester platzt, obwohl es sie ist, die zum Abgrund taumelt. Aber sympathisch? Das wird aber auch die angeblich konservativen und verknöcherten Academy Mitglieder nicht davon abhalten, ihr mit Recht den "Oscar" für beste Hauptdarstellerin zu verleihen.

Liebenswert-Faktor: 2, Darstellung: 10 plus

2. August: Osage County
Niemand in dieser Runde von teils weinerlichen, teils aggressiven und schrillen Figuren, besonders die Frauensippe, ist die Art Familienmitglied, mit dem man auch nur einen kleinen Pudding im Stehen in der Küche essen möchte. Am gruseligsten ist Mutti Meryl (Streep), die mit ihren komplett überdrehten Auftritten (und 2 Perücken) jeden mit ihrer fiesen Verbalattacke plattwalzt. Was Julia Roberts als harschherzige Tochter aus der Hölle locker zurückzahlt.

Liebenswert-Faktor: ½ , Darstellung: 3

3. The Wolf of Wall Street
Ein wüster chauvinistischer Dreckshaufen von geldgierigen Börsenhaien (und ein paar durchtriebenen Billig-Schlampen), die sich mit Drogen, Kohle, Gier und Sex hochjubeln und großkotzig durch Manhattan drängeln. Ein atemberaubendes viel zu langes Sittenporträt der späten New Yorker 80er. Was ist bloß aus dem einst so süßen schmalen Leo Di Caprio geworden?

Liebenswert-Faktor: 0 minus, Darstellung: 8

4. 12 Years a Slave
Natürlich sind die noblen Sklaven in diesem bewegenden Drama von fantastischen Schauspielern dargestellt, aber was ist mit dem sadistischen Sklaventreiber, unserem halbdeutschen Michael Fassbender? Was für eine hassenswerte Kreatur! Er selber soll sich kaum während des Filmes hat ertragen und später angucken können. Aber deshalb wird er geliebt und bewundert von Freunden der Filmkunst.

Liebenswert-Faktor: 0 minus, Darstellung: 10

5. American Hustle
Ein herrlicher, abgehobener Fun- und Haar-Film, angesiedelt in den modisch verstörenden 70ern, wo glitterige Discomäuse Blow-Dry Frisuren schwangen und die Herren mit Mini-Pli, breiten Schlipsen und langen Koteletten (in diesem Fall auch "comb overs", so was wie "Überkämmer") ihr Unwesen trieben. Aber selbst die köstlichen Personen und Darsteller sind alles andere als liebenswert. Allesamt Betrüger auf ihre Art. Wahnsinnig unterhaltsam. Nett? Nein!

Liebenswert-Faktor: 4, Darstellung: 10

6. Nebraska
Nicht zu glauben, dass Hollywood es wagt, so einen ollen Stinkstiefel wie Bruce Dern als einen übellaunigen Rentner auf die Leinwand zu bringen und dann noch in schwarz-weiß. Dazu die Giftspritze Kate als ewig meckernde Ehefrau und die scheußlichen, raffigen Verwandten - und man hat einen wunderbaren Film über den berühmten "slice of life" von middle America der realistischen Art. Da ist nichts mit gemütlichen Altersheim und goldigen Senioren.

Liebenswert-Faktor: 2 Darstellung: 10

7. Her
Ein sensationell origineller Film mit einem perfekt schüchternen Joaquin Phoenix, der sich im schick futuristisch gestylten Los Angeles der Zukunft in die Stimme von sexy Scarlett Johansson als Operating System verliebt. Aber richtig doll sympathisch ist der reiche, verwöhnte und narzisstisch gestörte leicht "nerdige" Junggeselle mit seinen komischen Hosen eigentlich auch nicht.

Liebenswert-Faktor: 5 Darstellung: 8 ½

8. Dallas Buyers Club
Der Südstaaten-Charmeur Matthew McConaughey als ein ehemals homophober, rechtslastiger Floridaner mit AIDS ist ganz am Anfang keineswegs super-sympatico. Aber weil er Gutes tut und dem hübschen Transsexuellen Jared Leto hilft, entdeckt er seine bessere Hälfte, auch wenn von der physisch nicht viel nach ist, da er sich für den Film zum Skelett abgemagert hat.
Liebenswert-Faktor: 6, Darstellung: 10 plus

Wer nun wirklich die "Oscars" gewinnt, müssen Sie selber rausfinden!

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