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Energiewende auf dem Land: Wie Eifeler gegen Windmühlen kämpfen

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Wir befinden uns im Jahre des Herrn 2014. Ganz Deutschland ist von der Energiewende befallen. Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Eifelern bevölkertes Städtchen hört nicht auf, dem Erreger Widerstand zu leisten.

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Nicht erst seit Karl dem Großen, dessen 1200. Todestag außerhalb der Eifel in Aachen gedacht wird, werden die Eifeler unterdrückt. Schon die Römer haben den Eifelern das Quellwasser gestohlen, um es mittels eines bis heute erhaltenen Aquädukts den Kölnern zu verkaufen. Könige und Kaiser von Karl dem Großen bis Wilhelm II haben in der Eifel Hochwild gejagt, während einfache Adlige mit dem Niederwild vorlieb genommen haben. Den Bauern der Eifel ist das Wildern geblieben.

Um den Franzosen die Lust auf die Eroberung der Eifel zu nehmen, haben die letzten deutschen Kaiser die Eifel vernachlässigt. Die Laubwälder sind geschlagen und durch billiges Nadelholz ersetzt worden. Im letzten Krieg haben die Bewohner der Eifel unter den schlimmsten Schlachten in Deutschland gelitten. Viele Bewohner der Eifel haben ihr Glück anderswo gesucht.

Die Eifeler, die geblieben sind, sind misstrauisch. Heute gedeiht der Tourismus, doch der Gast ist eine Last. Der Fremde findet die Eifel toll rückständig. Es gibt keine durchgehende Autobahn, Funklöcher sind gut ausgebildet. Wenn sich die Bürger nicht auf einen einheimischen Kandidaten einigen, werden Bürgermeister zum Schaden aller von außerhalb importiert.

Als die Regierung die Energiewende beschlossen hat, haben die Eifeler gehofft, dass der Kelch vorbeigehen möge. Doch der Kelch ist in der Eifel hängen geblieben. Energie aus Wind und Sonne benötigen große Speicher, die ganze Seen verschlingen und Pumpspeicherkraftwerke genannt werden. Mitten im Naturschutzgebiet der Eifel soll ein solches Ungeheuer gebaut werden, die Heimat verschandeln und die Touristen, was nichts schlimm ist, mit ihrem Geld, was unverzeihlich ist, verjagen.

Die Eifeler haben sofort eine Bürgerinitiative mit dem schönen Namen „Rettet den Rursee" gegründet und laut und geschlossen protestiert. Das Pumpspeicherkraftwerk wird nun auf dem Gebiet der ehemaligen DDR errichtet.

Der neue Eindringling ist weitaus gefährlicher. Er hat schon große Teile der Eifel befallen, denn er hat den Bauern viel Geld geschenkt, damit sie auf ihren Äckern dem Bau von Windrädern zustimmen. Kein Bergesgipfel ohne Windrad. Die Gier nach Geld ist unbesiegbar, unüberschaubar und nicht zu übersehen.

Doch nicht alle Eifeler besitzen Land. Viele haben ein Häuschen, in dem sie in Ruhe gelassen werden wollen. Und nun soll das Städtchen von Windrädern eingekreist werden!

Der Ratssitzungssaal des Eifelstädtchens ist seit Menschengedenken noch nie so voll gewesen. Viele Bürger, die keinen Stuhl ergattern, drängen sich und schimpfen im Stehen. Als Ruhe einkehrt, erklärt der angesehene Arzt des Ortes die Gefahren des Infraschalls, der von den Windmühlenarmen ausgeht, falls sie sich drehen. Die Menschenrechtsdeklaration der Weltgesundheitsorganisation wird zitiert. Ein utopischer Abstand von 3 km zwischen Windrad und Mensch wird gefordert! Die von außerhalb importierte Bürgermeisterin bleibt unbeeindruckt.

Nun fragt der Literat des Städtchens die Bürgermeisterin, ob sie „Die große Flaute" gelesen hat, einen Artikel einer Zeitschrift, die in der Eifel wenig bekannt ist. Die Bürgermeisterin verneint. Der Belesene stellt die finanziellen Gefahren dar, die auf die Bürger zukommen werden. Unruhe breitet sich im Saal aus. Auch die Bürgermeisterin wird unruhig. Sie versucht, die unliebsame Aufzählung zu unterbrechen, gar zu beenden. Doch ein Blick auf dem dicht besetzten Pressetisch hält sie von ihrem Vorhaben ab.

Es gibt Stimmen, die die Windkrafträder befürworten. Eine Öko-Bio-Großgrund-Bäuerin verlangt krächzend einen erweiterten Flächennutzungsplan. Die Bürgermeisterin stimmt freudig zu. Ein Bürger berichtet über die Schönheit der Windräder, die für Touristen aus der Stadt ein seltenes Erlebnis ist. Ein anderer Bürger referiert über seinen entspannten Schlaf, wenn sich nachts die Windräder monoton drehen. Eine Stimme lobt die regelmäßigen Schlagschatten, die die Hitze erträglich machen.

Die Parteien melden sich zu Wort. Die Konservativen dozieren, dass Windrad und Naturschutzpark sich nicht vertragen. Sie hoffen Unterstützung von den Grünen. Doch die oberste Naturschützerin des Städtchens sitzt in Düsseldorf in der Regierungskoalition, die auf Windenergie setzt, weshalb sie verschämt und undeutlich für Windräder und gegen Naturschutz plädiert.

Zwischenspiel. Das Mitglied einer Partei, welche es nur in diesem Eifelstädtchen gibt, verlangt eine Abstimmung unter Ausschluss der Öffentlichkeit, also ohne die Anwesenheit störender Zeugen. Die Zuschauer verlassen behäbig den Raum. Einige Minuten später dürfen sie wieder eintreten, da der Antrag zurückgezogen worden ist.

Es geht in die Endrunde. Unerkannte Stimmen behaupten dass 20.000 € den Bauern für jedes aufgestellte Windrad versprochen worden sind. Aus einer anderen Ecke hört man, dass höchstens 6.000 € bezahlt werden. Die Ratsherren stimmen ab. Der Bürgermeisterin wird das Recht entzogen, autokratisch über Windräder zu verhandeln. Ab sofort ist dies die Aufgabe des Ausschusses.

Es kommt dicker. Es soll beschlossen werden, dass keine weiteren Flächen für Windräder ausgewiesen werden. Die Angst geht um unter den Ratsherren und Ratsdamen. Die Stadtratswahlen stehen vor der Tür und alle wollen wiedergewählt werden. Doch niemand will die reichen Grundbesitzer verärgern, die manchen Parteien des Rates gewogen sind. So beantragen die Grünen eine geheime Abstimmung, die von der Hälfte der Ratsmitglieder bejaht wird.

Mit knapper Mehrheit wird der Vorschlag in geheimer Abstimmung angenommen. Ein zischender Fluch durchschneidet den Saal. Da die bisherigen Flächen verbaut sind, dort keine Windmühlen mehr aufgestellt werden können, ist der Kelch doch noch am Eifelstädtchen vorüber gegangen. Und sollte er wieder vorbeikommen, so wird eine Bürgerinitiative gegründet werden mit dem schönen Namen „Don Quichote".

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