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Plan B: Menschen und unser Planet müssen den gleichen Stellenwert einnehmen wie Profit

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Seit ich vor über vier Jahrzehnten meine ersten Schritte als Unternehmer machte, hat mich die Frage angetrieben, wie Unternehmen das Leben der Menschen verbessern können. Es ist nicht immer einfach, eine Antwort darauf zu finden und die meisten Unternehmer mussten eine ganze Reihe von Fehlschlägen hinnehmen, bevor sie erfolgreich wurden. Es ist für mich eine wichtige Inspirationsquelle, mir vorzustellen, wie unsere Welt in der Zukunft sein wird. Wie wird diese in ein oder zwei Jahrzehnten aussehen und welche Menschen werden auf ihr leben? Welche Produkte und Dienstleistungen werden sie benötigen? Welche Probleme gibt es auf dem Weg dorthin?

Bei diesen Überlegungen stellt sich heraus, dass unser Planet einer Reihe von großen Herausforderungen gegenübersteht: Wie sollen wir die ständig wachsende Weltbevölkerung ernähren? Was kann unternommen werden, um den Lebensstandard der etwa eine Milliarde in Armut lebenden Menschen anzuheben? Wie können wir das Ruder beim Klimawandel noch herumreißen? Und werden wir jemals fähig sein unsere Differenzen beizulegen und gewalttätige Konflikte von Syrien bis in den Kongo beizulegen?

Bei genauerer Betrachtung bin ich der Meinung, dass alle großen Probleme, die wir heute haben, irgendwie zusammenhängen. Und die meisten von ihnen sind auf größere systemische Ursachen zurückzuführen. Eine davon ist, wie wir mit unserem schönen Planeten umgehen, sensible Ökosysteme zerstören, die Artenvielfalt vernichten und viele unserer letztendlich nur begrenzten Ressourcen ausbeuten. Man muss zum Beispiel kein Genie zu sein, um die direkte Verbindung zwischen der Erderwärmung, der Verwüstung und Bodenerosion, und Wasserstress und -knappheit zu erkennen, welche wiederum massive Migrationsbewegungen und Armut auslösen. Ebenso hat unser nicht zu stillender Appetit nach fossilen Brennstoffen zu Unruhen und bewaffneten Konflikten geführt.

Es ist der reinste Teufelskreis - und eines der Hauptthemen, mit denen ich mich in den letzten Jahrzehnten beschäftigt habe. Doch so sehr ich mir des Ernstes der Lage auch bewusst bin, halte ich nichts von Schwarzmalerei. Ich sehe dieses Netz von gegenseitigen Abhängigkeiten als große Chance für Fortschritt und positive Veränderungen - natürlich auch durch überlegte Politik, aber vor allem durch Innovation und kluge Investitionen. Wie so oft, haben Unternehmer dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Die gute Nachricht ist, dass viele dies bereits tun und sogar in einem größeren Umfang als je zuvor. Dies ist auch einer der Gründe weswegen wir letzten Juni das B Team ins Leben gerufen haben. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe internationaler Wirtschaftsführer, deren Ziel es ist, neue Geschäftswege und -praxen zu entwickeln, bei denen den Menschen und dem Planeten die gleiche Bedeutung zugestanden wird wie dem Profit - eben ein „Plan B" für Unternehmen auf der ganzen Welt.

Wenn wir etwas genauer ins Detail gehen, stellt sich die Frage, wie wir in den kommenden Jahren und für die kommenden Generationen sichere, saubere und nachhaltige Energie zur Verfügung stellen können. Die Energieversorgung ist die Grundlage für ein nachhaltiges Leben für 7 Milliarden Menschen und trotz der enormen Größe und Bedeutung des Energiesektors gibt es viele Verbesserungsmöglichkeiten.

Zuallererst sehe ich die Möglichkeit Energie effizienter zu nutzen, als wir es derzeit tun. Dies gilt sowohl für Autos und Flugzeuge wie auch für Elektrogeräte - vor allem jedoch für Gebäude. Denn wie ein neuer Bericht des Carbon War Room ergab, sind Gebäude international betrachtet für 40 % der verbrauchten Energie und ein Drittel des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Es besteht durch bessere Effizienz nicht nur ein großes Potenzial diesen Ausstoß weltweit zu reduzieren (über 1,1 Milliarden Tonnen CO2), die finanziellen Einsparungen durch niedrigeren Energieverbrauch wären ebenso enorm: Es ergäben sich weltweit Einsparungen von Billionen von Dollar.

Als nächstes benötigen neue Energietechnologien (von fortschrittlichen erneuerbaren Energien bis zu Elektroautos, günstigen Solarzellen und intelligenten Heiz- und Kühlungslösungen für Gebäude) immer eine angemessene finanzielle Basis. Viele Investoren sind zögerlich sich in, aus ihrer Sicht, riskanten Projekten zu engagieren, die sich noch im Entwicklungsstadium befinden. Ich jedoch bin überzeugt, dass einige dieser Innovationen und Konzepte erfolgreich sein werden und Organisationen wie der Carbon War Room unterstützen bereits Milliarden-Projekte bei ihrem Start, mit deren Hilfe Milliarden Tonnen CO2 eingespart werden könnten. Die Herausforderung besteht darin, dass Investoren für sich Szenarien erschaffen müssen, in denen sie solche Bemühungen unterstützen können, ohne zu viel Geld zu verlieren. Die MIT Technology Review hat kürzlich hervorgehoben, dass in den USA private Stiftungen in Start-Ups investieren können und dies als wohltätige Zuwendung absetzen können - selbst wenn die Start-Ups im Endeffekt riesige Gewinne erwirtschaften. Der Nachteil ist, dass die Jungunternehmen als derart riskant eingestuft werden müssen, dass sie für normale Investoren nicht in Frage kommen und dass sie eindeutig einen philanthropischen Zweck erfüllen müssen. Es müssen jedoch Wege gefunden werden, sicherzustellen, dass die richtigen Ideen aus den richtigen Töpfen mit Ressourcen versorgt werden.

Dies bedeutet auch, dass die Weltgemeinschaft einen Dialog über Energiesubventionen beginnen muss. Skeptiker führen regelmäßig an, dass erneuerbare Energien kostenintensiver sind als fossile Brennstoffe. Der International Monetary Fund wies im März 2013 jedoch darauf hin, dass die globalen Energiesubventionen auf etwa 1,9 Billionen $ oder etwa 2,5 % des internationalen BIP geschätzt werden. Wenn diese Energiesubventionen auf der ganzen Welt eingespart würden, könnten die CO2-Emissionen um über 4 Milliarden Tonnen (oder 13 %) reduziert werden. Im Vergleich wurden 2012 insgesamt 244 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert - dieser Betrag wäre sicher höher ausgefallen, wäre er nicht von instabilen und unsicheren Subventionen und Vorschriften für erneuerbare Energien abhängig.

Jede dieser Herausforderungen im Energiesektor stellt natürlich ein Rätsel dar, das noch geknackt werden muss. Da ich jedoch ein unerschütterlicher Optimist bin, bin ich der Überzeugung, dass die „saubere Revolution" keine Wahl zwischen der Rettung unseres Planeten und dem Erfolg unserer Unternehmen ist. Beides sind zwei Seiten derselben Medaille. Mit der richtigen Mischung aus Innovation, Investition und kluger Regulierung werden wir, meiner Meinung nach, erfolgreich sein.

Schlussfolgerung: Um endlich den Teufelskreis aus fossilen Brennstoffen zu durchbrechen, der zu globaler Erwärmung und Krieg führt, ist eine angemessene finanzielle Basis für neue Energietechnologien (von fortschrittlichen erneuerbaren Energien über Elektroautos, die ihre benzinbetriebenen Konkurrenten abhängen, bis zu günstigen Solarzellen und intelligenten Heiz- und Kühlungslösungen für Gebäude) notwendig.

Sir Richard Branson ist der Gründer der Virgin Group und ein Mitglied des B-Teams. Weitere Informationen finden Sie unter www.virgin.com - www.virginunite.org - www.b-team.org.

Der Beitrag erschien zum Start der WorldPost. Hier kommen Sie zum Original.

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