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Ich will ... vielleicht? Mingles zwischen One Night Stand und Beziehung

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Ist es Angst vor Nähe? Eine Folge der Bindungsprägung in der Kindheit? Oder zuviel Auswahl? Es gibt viele Gründe, weshalb sich zunehmend Menschen schwer tun, eine Beziehung einzugehen.

Die Folge: die Phasen, in denen zwei Menschen nicht als Paar, aber auch nicht nur als Freunde zusammen Zeit und Bett teilen, werden länger. Es gibt sogar einen neuen Kunstbegriff dafür „Mingles". („To mingle" = „sich unter Leute mischen"). "Mingles" wird dem Hamburger Trendforscher Peter Wippermann zugeschrieben: eine Wortschöpfung aus "mixed" und "Single". Irgendwas zwischen „Ich kann mich nicht entscheiden", „Freund mit Vorzügen" und „Vielleicht findet sich wer Besseres".

So medial aufgeregt es auch präsentiert wird: Friends with benefits - also dauerhafte Affären mit einem oder auch mehreren Partnern ohne Exklusivität - sind kein Massenphänomen. Aber der Wunsch nach Spaß ohne Verpflichtung ist ganz offensichtlich massenhaft vorhanden.

Deutlich häufiger als regelmäßige Sexpartner kommen die sogenannten aktiven und passiven Beziehungsverweigerer vor; so nennen manche Therapeuten Personen, die deutlich sagen, dass sie derzeit keine Partnerschaft eingehen wollen oder können (Trennung noch nicht überwunden, Angst vor Nähe, Bedürfnis nach Freiraum werden hier oft als Gründe genannt) sowie Personen, deren (nicht eingestandene) Angst vor einer Beziehung so groß ist, dass sie unbewusst nur Partner suchen, mit denen eine Beziehung nicht möglich ist. Das können vergebene Partner sein, die „Falschen" oder eben jene, die von vornherein sagen, dass sie keine Beziehung eingehen wollen. Aktive und passive Beziehungsverweigerer treffen deshalb auch besonders häufig aufeinander. Vor einiger Zeit waren sie das verbreitete Medienthema. Jetzt sind sie als Mingles in neuem Gewand aktuell, denn die Zahl der aktiven Beziehungsverweigerer ist gestiegen durch das unterschwellige Gefühl „es könnte ja noch jemand Passenderes kommen"

Natürlich muss niemand in einer Partnerschaft leben. Auch das Single-Dasein kann erfüllend sein. Meist vor allem, wenn das Soziale Netz groß genug ist, die unterschiedlichen Bedürfnisse nach Nähe, Austausch, Geborgenheit und Fürsorge zu erfüllen. Allerdings kann man sich das Single-Dasein auch schön reden und dann in der Komfortzone hocken bleiben, während die Welt außen Liebesfilme dreht und erotische eBooks schreibt.

In Beziehungen geht es darum, Verantwortung zu übernehmen und das auch, wenn die erste sexuelle Anziehungskraft nachgelassen hat und der Mensch hinter dem romantischen Ideal greifbar wird mit all seinen Schwächen, Macken und Problemen. Interessanterweise will ja jeder so geliebt werden, wie man ist. Aber der andere möchte sich bitte anpassen und ändern. Sonst wird Ersatz gesucht.

Mingles scheitern also nicht an Auswahl oder Möglichkeit: sie schaffen es nur nicht, sich zu entscheiden und für diese Entscheidung einzustehen. Da hilft auch kein Begriff, der modisch verklärt, was einfach unreif ist.

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