
Kuscheln, Löffelchen, miteinander einschlafen - 98 Prozent der befragten Männer einer britischen Studie gaben an, schon einmal das Bett mit einem anderen Mann geteilt zu haben. Und 93 Prozent erklärten, dabei auch gekuschelt oder „Löffelchen" gemacht zu haben, also eine Körperhaltung, bei der man eng umschlungen, Rücken an Bauch, nebeneinander liegt. Was ist denn da los? Artikel von Christian Mentz
Einer der Studienautoren, Mark McCormack, erklärt die Ergebnisse mit den sich verändernden sozialen Verhaltensweisen heterosexueller Männer. Da in der zeitgenössischen Kultur die Homophobie abnehme, fiele es jungen heterosexuellen Männern leichter, sich „viel weicher" zu zeigen als frühere Generationen, so der Soziologe.
„Ich bin glücklich, wenn ich auf der Couch meinen Kopf an seine Schulter lehne oder wir uns im Bett umarmen."
Für die Studie wurden 40 britische Sportler im Studentenalter ausführlich interviewt. Für das Auswahlkriterium „sportlich" entschieden sich die Studienmacher, weil sie davon ausgingen, dass Sportler einerseits einen engeren körperlichen Umgang miteinander gewöhnt sind. Und andererseits im Sport das traditionelle Männerbild vor allem auf Härte beruht.
Umso überraschter waren die Studienmacher darüber, wie gelassen und selbstverständlich die Befragten über ihr „Kuschelverhalten" Auskunft geben konnten. „Sie waren sich gar nicht im Klaren darüber, dass ältere Männergenerationen zärtliche Berühungen als starkes Tabu empfinden", so McCormack.
(Instagram-Foto: Bromance im Kuschelbett: Schauspieler Keegan Allen und James Franco)
Matt, einer der Studienteilnehmer, erklärt seine Sicht aufs Kuscheln mit seinem Freund Connor: „Ich fühle mich mit Connor wohl und wir verbringen viel Zeit miteinander. Ich bin glücklich, wenn ich auf der Couch meinen Kopf an seine Schulter lehne oder wir uns im Bett umarmen. Wir haben eine Bromance, bei der wir uns sehr gut miteinander fühlen. Er ist aber nicht der einzige. Ich sehe es so, dass wir ein Haufen sehr guter und enger Freunde sind."
Bromance ist eine Wortschöpfung aus „Brother" und „Romance", es bezeichnet eine romatische Verbundenheit zwischen Männern.
„Von heterosexuellen Männern wird nicht mehr so stark erwartet, homophob zu sein"
Die Geschichte der „homosozialen Beziehungen unter heterosexuellen Männern" sei äußerst komplex und von einer Vielzahl von sozialen Stigmata, Mythen, Tabus und Aggressionen durchdrungen, so McCormack.
Aber: „Die traditionellen Geschlechterrollen verlieren an Bedeutung und die jüngeren Generationen werden offener. Das Tabu, das zärtlichen Körperkontakt unter Männern verhindert, beruht darauf, dass miteinander zärtliche Männer traditionell als schwul galten. Männer vermeiden es, Ziel homophober Angriffe zu werden, und so spielen sie die Rolle des Machos, um nicht als homosexuell wahrgenommen zu werden", erklärt McCormack.
„Die Generation der in den 80er Jahren aufgewachsenen Männer hat noch das Bedürfnis, als hart und unschwul zu erscheinen."
Doch die positivere Haltung gegenüber Homosexualität, die in der zeitgenössischen Kultur auftritt, hat zur Folge, dass jüngere Männer einfach weniger besorgt sind, wie andere ihr Verhalten bewerten könnten."
McCormack merkt zwar an, dass Homophobie immer noch verbreitet ist, stellt aber fest, dass immer mehr junge Männer sich nicht darum scheren. „Homophobie ist nicht verschwunden, aber von hetersexuellen Männern wird nicht mehr so sehr erwartet, homophob zu sein, wie es noch in den 80er und 90 Jahren der Fall war", so McCormack. „Dies ermöglicht es ihnen, ihre Geschlechterrolle weicher zu gestalten - sie können kuscheln, auf ihr Aussehen achten und ganz offen ihre Liebe zu ihren Kumpels verkünden."
(c) Foto: Cocky Boys
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