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Deutschland als Goldschale - Das Einheitsdenkmal steht auf der Kippe

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Amal Clooney, die britische Staranwältin, fordert vom British Museum, die dort vorhandenen Teile des Parthenon-Frieses an Griechenland zurückzugeben. Beim Parthenon-Fries handele es sich um ein Nationales Symbol. Der damalige Britische Botschafter in Konstantinopel (seit 1799) hatte die Teile seinerzeit entwendet, so dass sie unrechtmäßig nach England gelangt sind.

Nationale Symbole wie dieser Fries, wie die New-Yorker Freiheitsstatue, wie Großbritanniens Parlament, die Oper in Sydney oder auch die zerstörten Buddha-Skulpturen von Bansing in Pakistan geben dem jeweiligen Land ein „kollektives Gesicht".

Kann es ein solches kollektives Gesicht auch für Deutschland geben?

Im Jahr 2007 hatten sich 171 Bundestagsabgeordnete des Deutschen Bundestages zustimmend zu einem überparteilichen Antrag für einen Ideenwettbewerb für ein Nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal geäußert. Es sollte an den 9. November 1989 erinnern und sich als ein Denkmal der Freude, der Weltoffenheit und des Patriotismus an eine breite Öffentlichkeit wenden.

Aus den 532 eingereichten Entwürfen konnten aufgrund der teilweise kurios überzogenen Symbolik keine Siegerentwürfe ermittelt werden. Der Wettbewerb wurde abgebrochen. In einem neuerlichen, nichtoffenen, interdisziplinären Wettbewerb aus dem Jahre 2010 wurde eine begehbare Schale, die von Bürgern in Schwingung gebracht werden kann, zum Siegerentwurf gekürt.

Dieser Entwurf hat durchaus symbolische Qualität. Die Themen „Gleichgewicht" und „Balance" sind nach der Nazidiktatur und nach dem Mauerfall sinngebend für das ganze Deutsche Volk, das miteinander eine neue Balance finden musste und weiterhin finden muss. Der nationalsozialistische Abgrund, die Teilung in zwei Staaten, die Wiedervereinigung brauchen starke Kräfte, um ein neues Gleichgewicht im Volk herzustellen.

Das neue Gleichgewicht braucht einen gegenständlichen Ausdruck, um sich auch visuell im Bewusstsein der BewohnerInnen zu verankern. Es könnte durch dieses Denkmal bis in den Bewegungsablauf hinein spürbar werden.

Tatsächlich könnte die „Einheitswippe" am prominenten Ort auf dem Sockel des ehemaligen Reiterdenkmals von Kaiser Wilhelm I am Rande des Schlossplatzes in Berlin zu einem neuen, kollektiven „Gesicht" Deutschlands werden. Es könnte das Fragile einer Nation in Balance zum Ausdruck bringen. Und das ist etwas, das viele Nationen betrifft und das an vielen Orten der Welt infrage gestellt wird.

Monika Arlt, „Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt", SHAKER media 2013, 322 Seiten / 24,90 €; ISBN 978-3-95631-021-8

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