Die Welt befindet sich auf neuem Terrain. Einen Ebola-Ausbruch von dieser Dimension hat es bisher nicht gegeben. Nach sechs Monaten und 4.000 Toten kämpft Westafrika immer noch gegen einen unsichtbaren und unbarmherzigen Killer. Der Kampf wird aber gerade verloren.
Viele Medien haben das Thema Ebola erst seit kurzem auf ihrer Agenda. Ich berichte für BBC World News seit die WHO einen Ausbruch im März offiziell bestätigte. Ich reiste nach Südguinea, wo der erste Ebola-Fall auftrat, kurz bevor die Zahl der neuen Fälle und Toten Ende Juli in die Höhe schossen. Als ich das letzte Mal dort war, gab es 670 Tote. Als ich Anfang Oktober nach Sierra Leone reiste, waren bereits 4.000 Tote zu beklagen.
Die Arbeit an der Ebola-Front ist fordernd. Man sieht keine Front. Man sieht auch den Feind nicht, der dich finden will, in dir leben will, sich in dir vervielfältigen will, und der dich töten will, bevor er sich ein neues Opfer sucht.
Das ist ein furchterregender Gedanke. Aber so verbreiten sich die meisten Viren. Deshalb sind auch die täglichen BBC- News-Bulletins auf BBC World Service und BBC World News TV so wichtig wie auch ähnliche Initiativen. Ebola ist besonders tödlich und auch schwer zu fangen, aber auch leicht zu zerstören, einfach mit Seife und Wasser.
Wenn Du das Virus nicht berührst, kannst Du es nicht bekommen. Der Virus verbreitet sich nicht über die Luft. Es wird über die Körperflüssigkeiten von infizieren Menschen übertragen.
Und Menschen sind nur ansteckend, wenn sie Symptome zeigen, wie Fieber. Deshalb gibt es so viele Todesfälle bei Helfern und Familienangehörigen von Kranken.
Das Risiko für unser Team war zu jeder Zeit viel geringer als das für die tapferen Helfer und Gemeindearbeiter, die gegen den Virus kämpfen. Oder für die Familien in der Sierra Leone, die neben dem Virus leben müssen. Aber auch wir unternahmen strikte Sicherheitsmaßnahmen für unsere Crew.
Ebola Handschlag
Sicherheit ist immer das oberste Gebot für BBC-Journalisten. Bevor wir London verließen, machten wir eine detaillierte Bestandsaufnahme möglicher Risiken in Zusammenarbeit mit dem BBC-Hochrisiko-Team, mit dem Chefmediziner der BBC und unseren Chefredakteuren.
Jede geplante Aktivität wurde einem Risiko-Check unterworfen. Mit unserem Producer Mark Georgiou und unserer Kamerafrau Rachel Price reisten wir nach Freetown, mit dabei war auch der Biogefährdungsexperte Mac McGearey, der die Sicherheit all unserer Aktivitäten überwachte.
Wir hatten zwei goldene Regeln, zum einen sollte der direkte Kontakte vermieden werden, auch innerhalb des Teams, außerdem der kontinuierliche Einsatz von Desinfektionsspray auf den Händen und Fußsohlen, besonders wenn wir in Krankenhäusern und Dörfern unterwegs waren.
Das Letztere war einfach, aber instinktiv niemandem mehr die Hände zu schütteln, den wir interviewten, war erheblich schwieriger. Wir gewöhnten uns schnell an den "Ebola-Handschlag", was ein Berühren der eigenen Brust bedeutet.
Ein gefährlicher Einsatzort war unser Bericht von den Totengräbern in Freetown, die kaum die große Zahl von Opfern beerdigen können. Jeden Tag sind es rund 20 Gräber.
Die Leichen von Ebola-Patienten sind besonders ansteckend. Wir mussten uns in weiße Biogefährdungs-Schutzanzüge einschweißen, dazu kamen Gummihandschuhe, Brillen, Masken und Plastiküberschuhe für unsere Füße. Wir beobachteten, wie die Toten in die Gräber abgesenkt wurden. Darunter ein Mann, der auf der Straße starb, niemand kannte seinen Namen.
Nach Verlassen des Friedhofes half uns Mac, unseren Schutzanzug auszuziehen, wir wurden aus dem Anzug geschnitten, und wir drehten die Handschuhe von außen nach innen. Alles wurde in einen speziellen Sack entsorgt, der dann verbrannt wurde.
Die Totengräber trugen alle Schutzanzüge, die anderen, die sich auf dem Friedhof aufhielten, dagegen nicht. Totengräber und diejenigen, die die Leichen transportieren sollten eigentlich eine Gefahrenzulage von 100 US Dollar pro Woche erhalten. Aber am nächsten Tag streikten sie, da sie das versprochene Geld nicht bekommen hatten.
Entscheidungen, die das Herz brechen
Eines Tage besuchten wir ein Ebola-Behandlungszentrum außerhalb der Hauptstadt. Als wir ankamen, sahen wir Familie Samuka, die auf dem Gelände um Medizin für ihren Bruder bettelte. Sie wurde abgewiesen, da das Krankenhaus voll belegt war.
Ich schaute in den Wagen und sah einen ungefähr 40-jährigen Mann, der auf dem Rücksitz ins Leere starrte. Seine Blutunterlaufenen Augen, seine Lethargie und sein Schluckauf waren alles Symptome von Ebola.
Wir konnten nicht zu nahe herantreten, aber ich wollte mit der Familie sprechen. Ich rief ihnen zu, und die Schwester antwortete in ein Mikrophon mit langem Arm, das wir auf sie gerichtet hatten: „Mein Bruder ist krank, er wird hier nicht aufgenommen. Was sollen wir tun, wir sind von Krankenhaus zu Krankenhaus gefahren, niemand nimmt ihn auf."
Ich schaute den Mann, namens Francis, an und fragte ihn: „Wie geht es Ihnen?"
„Meine Brust schmerzt, wenn ich trinke", mehr konnte er nicht sagen.
Nach fast einer Stunde begab sich die Familie wieder in ihr Auto und fuhr weg. Jeder in dem Auto hatte nun das Risiko, an Ebola zu erkranken. Am nächsten Tag rief uns seine Schwester an; Sie hatten es geschafft, Francis in ein Isolations-Zentrum zu bringen. Dort starb er innerhalb weniger Stunden.
Diese Geschichte nahmen wir zufällig im Film auf, aber ähnliches passiert jeden Tag in Sierra Leone, Guinea und Liberia. Mediziner in den Zentren sagten uns, dass sie nicht über die Kapazitäten belegen können, da sonst jeder dort gefährdet würde. Einer der Ärzte hatte sich bereits mit dem Virus angesteckt. Eine herzensbrechende und unmögliche Entscheidung, die Mediziner dort jeden Tag treffen müssen.
Unser Team verbrachte sieben Tage in Freetown, wir arbeiteten oft mit unserem BBC-
Reporter vor Ort, Umaru Fofana. Wir sahen viel Leid und Hoffnungslosigkeit, aber auch großen Widerstandsgeist, Hingabe und Mut.
Was nun gebraucht wird, sind mehr medizinisches Personal und mehr Behandlungs- und Isolationszentren vor Ort, das haben uns alle Gesundheitsfachleute bestätigt.
Auch der Einsatz in den Gemeinden ist von vitaler Bedeutung, wie Experten vor Ort sagen. Es gibt immer noch sehr viel Angst und Misstrauen. Das heißt, die Gemeinden isolieren kranke Angehörige nicht, beerdigen sie auf traditionelle Weise, wo eine große Gefahr für die Streuung des Virus besteht.
Das Fenster um diese Ausbruch unter Kontrolle zu bringen, schließt sich schnell. Wie der UN-Sonderbeauftragte für Ebola Dave Nabarro kürzlich sagte: „Wenn die internationale Gemeinschaft nicht bald mehr tue, um die Krise unter Kontrolle zu bekommen, müsse die Welt mit dem Ebola-Virus für immer leben."
Das ist eine furchterregende, aber zunehmend reale Möglichkeit.
Tulip Mazumdar (@tulipmazumdar) ist die BBC-Global Health Korrespondentin und berichtet für BBC World News. Ihre Berichterstattung finden Sie unter bbc.com/ebola.Zusätzlich zur TV-Berichterstattung veröffentlicht die BBC täglich News-Updates über Ebola auf BBC World Service Radio und BBC World News TV im Rahmen ihrer Public- Health-Initiative.
Viele Medien haben das Thema Ebola erst seit kurzem auf ihrer Agenda. Ich berichte für BBC World News seit die WHO einen Ausbruch im März offiziell bestätigte. Ich reiste nach Südguinea, wo der erste Ebola-Fall auftrat, kurz bevor die Zahl der neuen Fälle und Toten Ende Juli in die Höhe schossen. Als ich das letzte Mal dort war, gab es 670 Tote. Als ich Anfang Oktober nach Sierra Leone reiste, waren bereits 4.000 Tote zu beklagen.
Die Arbeit an der Ebola-Front ist fordernd. Man sieht keine Front. Man sieht auch den Feind nicht, der dich finden will, in dir leben will, sich in dir vervielfältigen will, und der dich töten will, bevor er sich ein neues Opfer sucht.
Das ist ein furchterregender Gedanke. Aber so verbreiten sich die meisten Viren. Deshalb sind auch die täglichen BBC- News-Bulletins auf BBC World Service und BBC World News TV so wichtig wie auch ähnliche Initiativen. Ebola ist besonders tödlich und auch schwer zu fangen, aber auch leicht zu zerstören, einfach mit Seife und Wasser.
Wenn Du das Virus nicht berührst, kannst Du es nicht bekommen. Der Virus verbreitet sich nicht über die Luft. Es wird über die Körperflüssigkeiten von infizieren Menschen übertragen.
Und Menschen sind nur ansteckend, wenn sie Symptome zeigen, wie Fieber. Deshalb gibt es so viele Todesfälle bei Helfern und Familienangehörigen von Kranken.
Das Risiko für unser Team war zu jeder Zeit viel geringer als das für die tapferen Helfer und Gemeindearbeiter, die gegen den Virus kämpfen. Oder für die Familien in der Sierra Leone, die neben dem Virus leben müssen. Aber auch wir unternahmen strikte Sicherheitsmaßnahmen für unsere Crew.
Ebola Handschlag
Sicherheit ist immer das oberste Gebot für BBC-Journalisten. Bevor wir London verließen, machten wir eine detaillierte Bestandsaufnahme möglicher Risiken in Zusammenarbeit mit dem BBC-Hochrisiko-Team, mit dem Chefmediziner der BBC und unseren Chefredakteuren.
Jede geplante Aktivität wurde einem Risiko-Check unterworfen. Mit unserem Producer Mark Georgiou und unserer Kamerafrau Rachel Price reisten wir nach Freetown, mit dabei war auch der Biogefährdungsexperte Mac McGearey, der die Sicherheit all unserer Aktivitäten überwachte.
Wir hatten zwei goldene Regeln, zum einen sollte der direkte Kontakte vermieden werden, auch innerhalb des Teams, außerdem der kontinuierliche Einsatz von Desinfektionsspray auf den Händen und Fußsohlen, besonders wenn wir in Krankenhäusern und Dörfern unterwegs waren.
Das Letztere war einfach, aber instinktiv niemandem mehr die Hände zu schütteln, den wir interviewten, war erheblich schwieriger. Wir gewöhnten uns schnell an den "Ebola-Handschlag", was ein Berühren der eigenen Brust bedeutet.
Ein gefährlicher Einsatzort war unser Bericht von den Totengräbern in Freetown, die kaum die große Zahl von Opfern beerdigen können. Jeden Tag sind es rund 20 Gräber.
Die Leichen von Ebola-Patienten sind besonders ansteckend. Wir mussten uns in weiße Biogefährdungs-Schutzanzüge einschweißen, dazu kamen Gummihandschuhe, Brillen, Masken und Plastiküberschuhe für unsere Füße. Wir beobachteten, wie die Toten in die Gräber abgesenkt wurden. Darunter ein Mann, der auf der Straße starb, niemand kannte seinen Namen.
Nach Verlassen des Friedhofes half uns Mac, unseren Schutzanzug auszuziehen, wir wurden aus dem Anzug geschnitten, und wir drehten die Handschuhe von außen nach innen. Alles wurde in einen speziellen Sack entsorgt, der dann verbrannt wurde.
Die Totengräber trugen alle Schutzanzüge, die anderen, die sich auf dem Friedhof aufhielten, dagegen nicht. Totengräber und diejenigen, die die Leichen transportieren sollten eigentlich eine Gefahrenzulage von 100 US Dollar pro Woche erhalten. Aber am nächsten Tag streikten sie, da sie das versprochene Geld nicht bekommen hatten.
Entscheidungen, die das Herz brechen
Eines Tage besuchten wir ein Ebola-Behandlungszentrum außerhalb der Hauptstadt. Als wir ankamen, sahen wir Familie Samuka, die auf dem Gelände um Medizin für ihren Bruder bettelte. Sie wurde abgewiesen, da das Krankenhaus voll belegt war.
Ich schaute in den Wagen und sah einen ungefähr 40-jährigen Mann, der auf dem Rücksitz ins Leere starrte. Seine Blutunterlaufenen Augen, seine Lethargie und sein Schluckauf waren alles Symptome von Ebola.
Wir konnten nicht zu nahe herantreten, aber ich wollte mit der Familie sprechen. Ich rief ihnen zu, und die Schwester antwortete in ein Mikrophon mit langem Arm, das wir auf sie gerichtet hatten: „Mein Bruder ist krank, er wird hier nicht aufgenommen. Was sollen wir tun, wir sind von Krankenhaus zu Krankenhaus gefahren, niemand nimmt ihn auf."
Ich schaute den Mann, namens Francis, an und fragte ihn: „Wie geht es Ihnen?"
„Meine Brust schmerzt, wenn ich trinke", mehr konnte er nicht sagen.
Nach fast einer Stunde begab sich die Familie wieder in ihr Auto und fuhr weg. Jeder in dem Auto hatte nun das Risiko, an Ebola zu erkranken. Am nächsten Tag rief uns seine Schwester an; Sie hatten es geschafft, Francis in ein Isolations-Zentrum zu bringen. Dort starb er innerhalb weniger Stunden.
Diese Geschichte nahmen wir zufällig im Film auf, aber ähnliches passiert jeden Tag in Sierra Leone, Guinea und Liberia. Mediziner in den Zentren sagten uns, dass sie nicht über die Kapazitäten belegen können, da sonst jeder dort gefährdet würde. Einer der Ärzte hatte sich bereits mit dem Virus angesteckt. Eine herzensbrechende und unmögliche Entscheidung, die Mediziner dort jeden Tag treffen müssen.
Unser Team verbrachte sieben Tage in Freetown, wir arbeiteten oft mit unserem BBC-
Reporter vor Ort, Umaru Fofana. Wir sahen viel Leid und Hoffnungslosigkeit, aber auch großen Widerstandsgeist, Hingabe und Mut.
Was nun gebraucht wird, sind mehr medizinisches Personal und mehr Behandlungs- und Isolationszentren vor Ort, das haben uns alle Gesundheitsfachleute bestätigt.
Auch der Einsatz in den Gemeinden ist von vitaler Bedeutung, wie Experten vor Ort sagen. Es gibt immer noch sehr viel Angst und Misstrauen. Das heißt, die Gemeinden isolieren kranke Angehörige nicht, beerdigen sie auf traditionelle Weise, wo eine große Gefahr für die Streuung des Virus besteht.
Das Fenster um diese Ausbruch unter Kontrolle zu bringen, schließt sich schnell. Wie der UN-Sonderbeauftragte für Ebola Dave Nabarro kürzlich sagte: „Wenn die internationale Gemeinschaft nicht bald mehr tue, um die Krise unter Kontrolle zu bekommen, müsse die Welt mit dem Ebola-Virus für immer leben."
Das ist eine furchterregende, aber zunehmend reale Möglichkeit.
Tulip Mazumdar (@tulipmazumdar) ist die BBC-Global Health Korrespondentin und berichtet für BBC World News. Ihre Berichterstattung finden Sie unter bbc.com/ebola.Zusätzlich zur TV-Berichterstattung veröffentlicht die BBC täglich News-Updates über Ebola auf BBC World Service Radio und BBC World News TV im Rahmen ihrer Public- Health-Initiative.