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Die unendliche Kostbarkeit der Frauen Kapitel 8, Kanada

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© Copyright 2014 Ernst-Günther Tietze

Aus Kapitel 8 „Kanada"

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Als Anke François in dem großen Redaktionssaal sah, wurden ihr plötzlich die Knie weich. Sie wusste: diese zwanzig Schritte bis zu seinem Schreibtisch entschieden über ihr weiteres Leben. Ganz intensiv spürte sie diese Mischung aus Neugier und grenzenloser Verheißung, die zu Beginn einer Liebe in der Luft liegt. „Wenn es für mich überhaupt noch einen Neuanfang geben kann, dann mit ihm", schoss es ihr durch den Kopf.

Es waren nur Sekunden, bis sie sich wieder gefangen hatte, aber ihr kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie durch das „ja" zu diesem Mann die Furcht vor der neuen Bindung überwunden hatte. Sie war erfahren genug, um zu wissen, dass in den Dingen der Liebe meist die Frauen die letzten Entscheidungen treffen. François war nicht überrascht, als sie vor ihm stand, nahm sie in die Arme und sagte ruhig: „You are always in my mind. I knew, you would come". --- Anke erzählte ihm von ihrem Urlaub und er schlug vor, dass er sich auch ein paar Tage frei nehmen und sie gemeinsam eine Kanuwanderung machen könnten.

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Am nächsten Morgen begann ihr Abenteuer. Ohne Hast fuhren sie den bewegten Northern Saskatchewan hinunter. Das gemeinsame Leben in der Wildnis machte sie immer vertrauter miteinander. Sie hatten drei Tage die Fahrt auf dem teilweise recht schwierigen Fluss genossen, als sie in eine mörderische Stromschnelle gerieten. „Halt' dich fest!", hörte Anke den Freund noch rufen, dann stieß das Boot gegen einen Felsen, schlug um und sie wurde hinaus geschleudert. Als sie auftauchte, sah sie quirlende Strudel um sich herum und einige Meter flussab das umgeschlagene Boot treiben, aber von François war nichts zu sehen.

„Mein Gott", dachte sie entsetzt, „nicht noch einmal das! Diesmal würde ich es nicht überleben." Doch sie fühlte sich von kräftigen Händen gepackt und kämpfte auch mit ihrer eigenen Kraft gegen das Wasser, bis sie Boden unter den Füßen spürte. Dann lagen sie beide unterhalb der Stromschnelle am Ufer, völlig außer Atem, die wasserdichte Tonne mit sämtlichem Gepäck war weg, sie besaßen nur noch, was sie am Leib gehabt hatten, und das trocknete auf den Büschen neben ihnen.

„Gott, ich danke Dir so sehr, dass Du ihn mir bewahrt hast!", stieg ein inbrünstiger Seufzer in Anke auf. Voller Liebe umarmte sie François und küsste ihn am ganzen Körper. Sie merkte, wie der Geliebte das Spiel aufnahm, spürte seine warmen Hände an ihren Hüften, dann seine Finger an ihrer Brust, bis sie schließlich ihre Scham berührten.

Sie fühlte sich sachte hinuntergezogen auf seinen Schoß und spürte sein langsames Eindringen. So behutsam, wie er sie auf sich gezogen hatte, hob und senkte er sie jetzt weiter, bis ihre Erregung stark wurde und sie den Takt übernahm. Es war so wunderschön, ihn lieben zu können und von ihm geliebt zu werden.

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Da sie außer dem Boot und François' Messer nichts mehr hatten, mussten sie nach Buschläuferart leben und Anke lernte begierig, worauf es ankam, François kannte jede Beere und jeden Pilz. Bald sah sie ihn mit ein paar Hölzchen, kienigen Spänen und trockenen Flechten hantieren und in weniger als fünf Minuten brannte das Feuer vor ihrer Lagerstelle. Schließlich schnitt er ein paar starke Äste, versah sie mit tiefen Einschnitten an den Enden und zwängte flache Holzscheiben hinein. Die Paddel, die er auf diese Weise hergestellt hatte, hielten bis zum Ende der Reise.

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François war gerade eingeschlafen, als er Anke im Schlaf den Namen ihres Bruders rufen hörte. „Was hast du denn so Schlimmes geträumt, dass du deinen Bruder um Hilfe rufen musstest?", fragte er mit sanfter Stimme. Da kam ihr der Traum wieder in den Sinn und sie wusste, dass sie ihm jetzt die Wahrheit sagen konnte, die sie ihm im Interview verschwiegen hatte. Sie erzählte von den Gedankenspielen mit Sven über gemeinsame Kinder, und wie ihr dabei die Idee der Geschwisterzeugung bei ihrem Fliegenstamm gekommen war. Dann erzählte sie von ihrem gemeinsamen Entschluss, den ersten Versuch mit den eigenen Keimzellen zu wagen, von dem Augenblick, als sie die gelungene Befruchtung auf dem Monitor beobachten konnte und von dem elenden Gefühl, als ihr gemeinsamer Embryo zur Geschlechtsbestimmung geopfert werden musste. „Damals habe ich mir geschworen, dieses Opfer eines Tages wieder gut zu machen, indem ich ein Mädchen gebären werde", schloss sie sehr ernst ihren Bericht. „Du weißt, das ist nur unter Geschwistern möglich. Mein erstes Kind werde ich nicht von dir, sondern aus dem Samen meines Bruders haben. Wenn du mich unter diesen Umständen nicht akzeptieren kannst, sollten wir uns möglichst bald trennen." „Du tapfere Frau", flüsterte er ihr ins Ohr, „ich bewundere dich. Ich liebe dich jetzt wohl noch mehr als zuvor, falls das überhaupt möglich ist, und ich will dir mit aller Kraft helfen, dein Gelübde zu erfüllen."

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Sie waren überein gekommen, bald zu heiraten, wenn möglich, schon in etwa drei Wochen. François war bereit, nach Deutschland überzusiedeln, weil er anerkannte, dass Anke beruflich schon viel weiter war als er. Samstag feierten die beiden mit François' Eltern ihre Verlobung. Vorher führte François seine Braut zu einem indianischen Schmuckkünstler. Der webte aus Goldfäden und winzigen durchbohrten Edelsteinen ein Band mit einem indianischen Totemmuster um Ankes Handgelenk, ein wunderschönes Schmuckstück, wie sie es noch nie gesehen hatte. „Das wird unsere Liebe beschützen", flüsterte sie François ins Ohr, als sie ihn dankbar umarmte. An ihrem letzten gemeinsamen Abend blitzte das Gold an ihrem Handgelenk im gedämpften Licht, als sie in François' Zimmern den Abschied ihrer Liebe feierten.




Der Roman „Die unendliche Kostbarkeit der Frauen" beschreibt auf 200 Seiten die dramatischen Auswirkungen einer Fiktion, in der weltweit keine Mädchen geboren werden. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:
Als Taschenbuch für 14,95 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-8442-8213-9
Als e-Book für 5,49 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-7375-0491-1
Das vorliegende Kapitel 8 umfasst im Buch 10 Seiten. Ausschnitte aus den folgenden Kapitel des Romans werden nacheinander an dieser Stelle vorgestellt.

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