Oft glaubt man, dass man sich mit stets neuen Problemen und Herausforderungen konfrontiert sieht. So ist auch die Meinung weit verbreitet, dass die Dominanz der digitalen Welt durch einige wenige Konzerne ein neuartiges Phänomen ist.
Weit gefehlt. Über 275 Jahre hinweg war die britische Ostindienkompanie Auslöser von Marktblasen auf globaler Ebene, vereinnahmte demokratische Regierungen und kritische Intellektuelle und zwang Britannien, in dessen Auftrag ihre Privatarmeen ganze Kontinente mit Millionen von Einwohnern besetzte, zu kostspieligen Rettungsschirmen. Über weite Strecken war diese Gesellschaft, die keinen Vorsitzenden kannte, sondern durch 26 Direktoren geleitet wurde, so mächtig, dass es dem Parlament nicht gelang, Zügel anzulegen.
Kritische Geister, wie der berühmte liberale Ökonom John Stuart Mill hatten in dieser Gesellschaft Leitungspositionen inne und einige britische Literaten hatten hier ihr Auskommen gefunden. Die Ostindiengesellschaft legte das Fundament für die moderne Betriebswirtschaftslehre, Konzernstrukturen und Unternehmensführung. Einzig der Vater der modernen Ökonomie, Adam Smith - der viel Geld bei Spekulationen mit der Kompanieanleihen verlor-, stellte sich gegen die Gesellschaft und bezichtigte sie, den Wettbewerb zu unterdrücken und eine konspirative Vereinigung von Händlern zu errichten.
Während aber Smiths Eintreten für eine Marktverfassung (Unsichtbare Hand) heute noch allgegenwärtig ist, ist dessen Kritik an monopolisierenden und politikdominierenden Unternehmen erstaunlicherweise oft vergessen worden.
Man könnte nun annehmen, dass Staaten aus diesen Beispielen gelernt haben und versuchen, ähnliche Situationen zu vermeiden. Vergleicht man aber die Situation digitaler Anbieter und auch Start-Ups in Deutschland mit denen in den USA, kommt man schnell zu einem sehr ungleichen Bild. Silicon Valley, ursprünglich geschaffen vom militärisch-industriellen Komplex, hat keinen Vergleichsort in Deutschland. Zwar gelingt es Start-Ups, Inkubatoren und innovativen Konzernen in Berlin und anderswo nun verstärkt, neue digitale Ideen und Angebote auf dem Markt zu bringen. Eine Schließung der Lücke zu den USA erscheint mit der gegenwärtigen zumeist aus privater Hand gesteuerten Mitteln, aber so nicht möglich.
Aus irgendeinem Grund, wird es nicht für notwendig gehalten, die vielen Akteure in einer nationalen oder gar europäischen Initiative zu bündeln und so den amerikanischen Vorsprung aufzuholen. Wie wenig die EU diesem Thema zugeneigt ist, zeigt wohl die Nominierung des neuen Kommissars für Digitales, Günther Oettinger, dem man nun nicht eine Vertrautheit mit diesem Thema vorwerfen darf.
Die Verhandlungen zu dem Freihandelsabkommen mit den USA - die erstaunlicherweise ohne Aufschrei der Öffentlichkeit im Geheimen durchgeführt werden - werden wohl zu einer Stärkung der Vormachtstellung der bestehenden Akteure führen.
Von wo aus, also, können neue Angebote in dieser Schräglage überhaupt noch herkommen? Vermutlich nicht aus Europa, sondern aus den BRIC-Staaten. Hier scheinen ausreichend Fähigkeiten vorhanden, um Konkurrenzangebote zu entwickeln und zu vermarkten. Sind die BRIC-Staaten heute noch eher nur ein Zufluchtsort für digitale Dissidenten - der Journalist Glenn Greenwald schreibt aus Brasilien, Snowden musste in Russland Asyl suchen - so könnten dort staatliche Autoritäten und private Anbieter und Innovatoren Ressourcen bündeln und Angebote schaffen.
China gelang es etwa in sehr kurzer Zeit, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen, indem man hunderte von Technikern aus dem ganzen Land zusammenzog und so in kurzer Zeit ein eigenes weltmarkfähiges Produkt entwickeln konnte. In Südafrika wird bereits eine Vielzahl von Dienstleistungen über Smartphones abgewickelt und diese Apps kompensieren so eine nicht vorhanden Infrastruktur, etwa im Bankenbereich. In Indien experimentierte der Computerwissenschaftler Sugata Mitra erfolgreich damit, Slumkindern mit digitalen Bildungsangeboten und Unterstützungsplattformen ein Bildungsniveau von normale Schulabsolventen zu ermöglichen.
Keine der BRIC-Staaten kann man heute als eine Demokratie im westlichen Sinne bezeichnen und ihre Gesellschaften sind durch extreme Klassenunterschiede gekennzeichnet, aber auch durch einen großen Erfolgshunger einer gebildeten Mittelschicht, die auch dank innovativer Sozialprogramme stetig wächst, wie das Beispiel Basilien mit seinem „Bolsa Familia"-Programm zeigt.
Der Sturz der Ostindienkompanie wurde übrigens nicht von der britischen Regierung eingeleitet, der die Kontrolle längst entglitten war. Es bedurfte des Aufstandes der indischen Truppen der Kompanie (diese wollten ihre Uniformen nicht vereinheitlichen lassen), der den Riesen schließlich zu Fall brachte. Nach blutigen Konflikten in Indien musste die Kompanie wieder verstaatlicht werden und Britannien wurde erst danach zur nominellen Herrscherin über den indischen Subkontinent.
Weit gefehlt. Über 275 Jahre hinweg war die britische Ostindienkompanie Auslöser von Marktblasen auf globaler Ebene, vereinnahmte demokratische Regierungen und kritische Intellektuelle und zwang Britannien, in dessen Auftrag ihre Privatarmeen ganze Kontinente mit Millionen von Einwohnern besetzte, zu kostspieligen Rettungsschirmen. Über weite Strecken war diese Gesellschaft, die keinen Vorsitzenden kannte, sondern durch 26 Direktoren geleitet wurde, so mächtig, dass es dem Parlament nicht gelang, Zügel anzulegen.
Kritische Geister, wie der berühmte liberale Ökonom John Stuart Mill hatten in dieser Gesellschaft Leitungspositionen inne und einige britische Literaten hatten hier ihr Auskommen gefunden. Die Ostindiengesellschaft legte das Fundament für die moderne Betriebswirtschaftslehre, Konzernstrukturen und Unternehmensführung. Einzig der Vater der modernen Ökonomie, Adam Smith - der viel Geld bei Spekulationen mit der Kompanieanleihen verlor-, stellte sich gegen die Gesellschaft und bezichtigte sie, den Wettbewerb zu unterdrücken und eine konspirative Vereinigung von Händlern zu errichten.
Während aber Smiths Eintreten für eine Marktverfassung (Unsichtbare Hand) heute noch allgegenwärtig ist, ist dessen Kritik an monopolisierenden und politikdominierenden Unternehmen erstaunlicherweise oft vergessen worden.
Man könnte nun annehmen, dass Staaten aus diesen Beispielen gelernt haben und versuchen, ähnliche Situationen zu vermeiden. Vergleicht man aber die Situation digitaler Anbieter und auch Start-Ups in Deutschland mit denen in den USA, kommt man schnell zu einem sehr ungleichen Bild. Silicon Valley, ursprünglich geschaffen vom militärisch-industriellen Komplex, hat keinen Vergleichsort in Deutschland. Zwar gelingt es Start-Ups, Inkubatoren und innovativen Konzernen in Berlin und anderswo nun verstärkt, neue digitale Ideen und Angebote auf dem Markt zu bringen. Eine Schließung der Lücke zu den USA erscheint mit der gegenwärtigen zumeist aus privater Hand gesteuerten Mitteln, aber so nicht möglich.
Aus irgendeinem Grund, wird es nicht für notwendig gehalten, die vielen Akteure in einer nationalen oder gar europäischen Initiative zu bündeln und so den amerikanischen Vorsprung aufzuholen. Wie wenig die EU diesem Thema zugeneigt ist, zeigt wohl die Nominierung des neuen Kommissars für Digitales, Günther Oettinger, dem man nun nicht eine Vertrautheit mit diesem Thema vorwerfen darf.
Die Verhandlungen zu dem Freihandelsabkommen mit den USA - die erstaunlicherweise ohne Aufschrei der Öffentlichkeit im Geheimen durchgeführt werden - werden wohl zu einer Stärkung der Vormachtstellung der bestehenden Akteure führen.
Von wo aus, also, können neue Angebote in dieser Schräglage überhaupt noch herkommen? Vermutlich nicht aus Europa, sondern aus den BRIC-Staaten. Hier scheinen ausreichend Fähigkeiten vorhanden, um Konkurrenzangebote zu entwickeln und zu vermarkten. Sind die BRIC-Staaten heute noch eher nur ein Zufluchtsort für digitale Dissidenten - der Journalist Glenn Greenwald schreibt aus Brasilien, Snowden musste in Russland Asyl suchen - so könnten dort staatliche Autoritäten und private Anbieter und Innovatoren Ressourcen bündeln und Angebote schaffen.
China gelang es etwa in sehr kurzer Zeit, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen, indem man hunderte von Technikern aus dem ganzen Land zusammenzog und so in kurzer Zeit ein eigenes weltmarkfähiges Produkt entwickeln konnte. In Südafrika wird bereits eine Vielzahl von Dienstleistungen über Smartphones abgewickelt und diese Apps kompensieren so eine nicht vorhanden Infrastruktur, etwa im Bankenbereich. In Indien experimentierte der Computerwissenschaftler Sugata Mitra erfolgreich damit, Slumkindern mit digitalen Bildungsangeboten und Unterstützungsplattformen ein Bildungsniveau von normale Schulabsolventen zu ermöglichen.
Keine der BRIC-Staaten kann man heute als eine Demokratie im westlichen Sinne bezeichnen und ihre Gesellschaften sind durch extreme Klassenunterschiede gekennzeichnet, aber auch durch einen großen Erfolgshunger einer gebildeten Mittelschicht, die auch dank innovativer Sozialprogramme stetig wächst, wie das Beispiel Basilien mit seinem „Bolsa Familia"-Programm zeigt.
Der Sturz der Ostindienkompanie wurde übrigens nicht von der britischen Regierung eingeleitet, der die Kontrolle längst entglitten war. Es bedurfte des Aufstandes der indischen Truppen der Kompanie (diese wollten ihre Uniformen nicht vereinheitlichen lassen), der den Riesen schließlich zu Fall brachte. Nach blutigen Konflikten in Indien musste die Kompanie wieder verstaatlicht werden und Britannien wurde erst danach zur nominellen Herrscherin über den indischen Subkontinent.