Schottland, Katalonien, was kommt noch? Die Katalanen wollen ihre Unabhängigkeit, gehen nicht nur im Herzen ihres Landes - in Barcelona - auf die Straße. Am 9. November wollen sie siegen. "Visca Catalunya!", rufen sie. "Es lebe Katalonien!". Noch mehr Flaggen hängen an den Häusern als sonst. Vier rote Streifen auf gelbem Grund. Die Nationalfarben.
Und: Hier spricht man Katalanisch. Natürlich versteht jeder auch Spanisch - zwangsweise! Doch Katalanisch ist die offizielle Sprache, und darauf sind die Bewohner stolz. Touristen kommen und gehen. Alles normal, könnte man meinen. Doch es brodelt schon lange. Ihr bisschen Wohlstand wollen die Katalanen nicht vollends der spanischen Regierung opfern. Es reicht. Die Unabhängigkeit muss her.
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Barcelona ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Sie gehört zu den weltweit bedeutendsten kulturellen Metropolen. Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten und touristischen Highlights ist gewaltig: Ausgrabungen aus der Römerzeit, beeindruckende gotische Bauwerke, katalanischer Jugendstil oder weltberühmte Museen und pittoreske Parkanlagen. Aber es gibt auch immer noch ein paar ganz besondere Flecken, die oft aus Zeitmangel nicht beachtet werden.
Wie zum Beispiel der Hausberg von Barcelona, der Tibidabo. Allein schon die Hinfahrt ist abenteuerlich. Zuerst geht es mit der Tramvia Blau, der letzten funktionierenden historischen Straßenbahn Barcelonas über 1.200 Meter hinauf bis zur Zahnradbahn, die die letzten 512 Meter bewältigt. Von hier oben aus ist das Rundum-Panorama auf Stadt und Meer überwältigend, nicht nur für Hobby-Fotografen.
Sieben Hektar Vergnügen auf dem Tibidabo
Der gleichnamige Freizeitpark auf dem Gipfel ist nach dem Tivoli in Kopenhagen der zweitälteste Europas. Sieben Hektar Vergnügen lassen die Herzen von jung und alt höher schlagen. Auch die Älteren lieben ihn. Denn mit ihm verbunden sind unzählige Kindheitserinnerungen. Jeder Bewohner Barcelonas war mindestens einmal in seinem Leben hier. Der Park wurde vom Apotheker Salvador Andreu erbaut und 1901 zusammen mit der Seilbahn in Betrieb genommen. Viele ältere Einrichtungen - teilweise seit der Gründung - machen seinen nostalgischen Charme aus.
David González Inglés arbeitet schon seit 18 Jahren im Park. Seine Karriere begann mit der Rolle des Monsters im berüchtigten Krüeger Hotel, einem nostalgischen Geisterhaus. Heute ist er als Manager verantwortlich für die Fahrgeschäfte. Er deutet auf l'Avió, einem Propeller-Flugzeug, das seit 1928 im Kreis fliegt. "Es ist eine originalgetreue Rekonstruktion des ersten Fliegers, der im Jahr 1922 von Barcelona nach Madrid flog", sagt er.
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Seine Kollegin Montse Jimenez ist erst seit kurzem im Park beschäftigt. Vorher arbeitete sie in Rio de Janeiro. "Ich mag das Spontane an meinem Job. Überraschungen sind vorprogrammiert", erzählt die Katalanin, die ihre Herkunft betont. Wie so viele andere auch. Ein Teil der Filmkomödie Vicky Cristina Barcelona unter der Regie von Woody Allen wurde hier gedreht. "Rund 600.000 Gäste kommen jährlich in den Park", ergänzt Inglés.
Óscar Hidalgo ist für die Gruseleffekte im Krüeger Hotel verantwortlich. Und die haben es in sich: Besucher checken ins Krüeger Hotel ein und während sie ihre Zimmer suchen, leisten ihnen Geister Gesellschaft oder sie werden von Horror-Figuren erschreckt. "Hinter jeder Figur stecken Menschen, es gibt hier nichts künstliches", beteuert Hidalgo, der seit einigen Jahren die Geschicke des Hotels als künstlerischer Direktor leitet. "Auch die Effekte im Geisterhotel setzen wir wie früher um, allerdings mit modernster Technik."
Über all dem thront auf dem Gipfel des Berges die Sagrat Cor-Kirche. Ein kurzes Innehalten im Andachtsraum dient dazu, die magische Welt des Tibidabo hinter sich zu lassen.
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Kulisse für den Welterfolg „Das Parfüm"
Im Stadtteil El Born neben dem Gotischen Viertel wurde im Jahr 2006 der Welterfolg "Das Parfüm" von Patrick Süskind gedreht. Die jahrhundertealten Häuser stehen kaum mehr als einen Meter auseinander und waren genau der richtige Drehort für das Epos. Es gibt klassische Torbögen und in der Dämmerung verursacht diffuses Laternenlicht eine geheimnisvolle Atmosphäre. Genau hier entstanden die Sequenzen, die zu Anfang des Romans in Paris spielen. 17 Tonnen Fischeingeweide, Lehm, Stroh sowie 260 Mitarbeiter und hundert verschiedene Filmmotive waren nötig, um das Paris des 18. Jahrhunderts möglichst originalgetreu wiederzugeben.
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Unweit der engen Gassen liegt die historische Markthalle Mercat del Born, die erste große Eisenkonstruktion in Barcelona. Sie wurde zwischen 1874 und 1878 von Baumeister Joseph Fontserè gebaut. Hier und in der Nähe finden sich auf 8.000 Quadratmeter bedeutende archäologische Ausgrabungen als eindruckvolle Zeugnisse des alten Barcelona von 1700.
Wenige Straßenzüge weiter, im Gotischen Viertel, liegt Santa Maria del Mar, die Kathedrale des Meeres. Verewigt wurde sie im Bestsellerroman von Ildefonso Falcones. Für Fans des Buches ist ein Streifzug entlang der Gassen rund um die Kirche ein absolutes Muss! Für alle anderen gibt es im Barri Gòtic jede Menge zu entdecken. Außergewöhnliche Boutiquen und kleine Geschäfte mit viel Flair sorgen für das richtige Einkaufserlebnis. Die engen verwinkelten Gassen verlaufen kreuz und quer, enden abrupt oder werden noch enger. Zwischen den Häusern schafft es selten ein Sonnenstrahl bis zum Boden. Immer noch ist es das Viertel der einfachen Leute, auch, wenn mehr und mehr Gäste durch die Gassen streifen und den Umsatz ankurbeln.
Spuren der mittelalterlichen Stadt und des jüdischen Viertels finden sich hier ebenso wie das erste Heerlager zu Zeiten der Römer. Die imposante Kathedrale mit ihrem Kreuzgang fasziniert als weiterer Höhepunkt. Erbaut zwischen 1298 und 1448 wurde sie einem Millionenpublikum bekannt, als Cristina, die Tochter des spanischen Königs, 1997 hier heiratete. Jeden Sonntag zwischen 12 und 14 Uhr führen Bürger auf dem Vorplatz Sardana auf, den katalanischen Nationaltanz. Ein paar Gehminuten entfernt liegt das herausragende Picasso-Museum hinter dicken Mauern und mit einem schönen Innenhof. Die Warteschlange vorm Eingang ist meist riesig. Vermeiden kann man sie am besten vormittags gleich nach der Öffnung oder in den Wintermonaten, wenn die Zahl der Touristen nachlässt.
Cava und mehr
Schräg gegenüber liegt die Bar El Xampanyet. Sie ist der kulinarische Mittelpunkt der Gegend, besonders für jene Besucher, die den Genuss von Cava lieben. Gegründet 1929 stellt El Xampanyet bis heute den katalanischen Sekt her. Original nach altem Hausrezept. Die Kneipe mit ihren farbenprächtigen Wandkacheln ist immer voll. Macht nichts, denn einen Stehplatz gibt es immer.
Für den großen Hunger ist in Barcelona ebenfalls reichlich gesorgt. Wie wäre es mit einem Abendessen im Restaurant Los Caracoles ("Die Schnecken") unweit der Plaza Real? Sie befinden sich in dem urigen Lokal in bester Gesellschaft! Denn alle waren sie hier, die Schönen, Reichen und Berühmten: Salvador Dali, Jimmy Carter, Romy Schneider, Alain Delon, Bon Jovi, Julio Iglesias, Robert De Niro und zahlreiche weitere.
Im Jahr 1835 gründete die Familie Bofarull eines der typischsten Restaurants der Stadt. Es trug damals den Namen Can Bofarull. Schnecken entwickelten sich zu einem seiner berühmtesten Gerichte, und diesem Essen verdankt das Restaurant seither seinen Namen.
Heute ist das Restaurant weltbekannt. Persönlichkeiten aus der Welt der Kunst, des Showbusiness und der Politik treffen sich hier, nicht nur wegen der Küche sondern auch wegen des Charmes der vielen romantischen Ecken voller Geschichte im Inneren. Und wer keine Schnecken essen möchte: Weitere Gerichte zum Probieren stehen auf der Speisekarte.
"Es gibt noch viel mehr Orte in Barcelona voller wundersamer Geschichten und Geheimnisse", betont Monica Soles vom Fremdenverkehrsamt. "Mangels Zeit werden sie meistens links liegen gelassen." Ein Grund mehr, wiederzukommen, und der Perle am Mittelmeer einen erneuten Besuch abzustatten. "Benvingut" - "Willkommen", wie die Katalanen sagen!
Und: Hier spricht man Katalanisch. Natürlich versteht jeder auch Spanisch - zwangsweise! Doch Katalanisch ist die offizielle Sprache, und darauf sind die Bewohner stolz. Touristen kommen und gehen. Alles normal, könnte man meinen. Doch es brodelt schon lange. Ihr bisschen Wohlstand wollen die Katalanen nicht vollends der spanischen Regierung opfern. Es reicht. Die Unabhängigkeit muss her.
Barcelona ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Sie gehört zu den weltweit bedeutendsten kulturellen Metropolen. Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten und touristischen Highlights ist gewaltig: Ausgrabungen aus der Römerzeit, beeindruckende gotische Bauwerke, katalanischer Jugendstil oder weltberühmte Museen und pittoreske Parkanlagen. Aber es gibt auch immer noch ein paar ganz besondere Flecken, die oft aus Zeitmangel nicht beachtet werden.
Wie zum Beispiel der Hausberg von Barcelona, der Tibidabo. Allein schon die Hinfahrt ist abenteuerlich. Zuerst geht es mit der Tramvia Blau, der letzten funktionierenden historischen Straßenbahn Barcelonas über 1.200 Meter hinauf bis zur Zahnradbahn, die die letzten 512 Meter bewältigt. Von hier oben aus ist das Rundum-Panorama auf Stadt und Meer überwältigend, nicht nur für Hobby-Fotografen.
Sieben Hektar Vergnügen auf dem Tibidabo
Der gleichnamige Freizeitpark auf dem Gipfel ist nach dem Tivoli in Kopenhagen der zweitälteste Europas. Sieben Hektar Vergnügen lassen die Herzen von jung und alt höher schlagen. Auch die Älteren lieben ihn. Denn mit ihm verbunden sind unzählige Kindheitserinnerungen. Jeder Bewohner Barcelonas war mindestens einmal in seinem Leben hier. Der Park wurde vom Apotheker Salvador Andreu erbaut und 1901 zusammen mit der Seilbahn in Betrieb genommen. Viele ältere Einrichtungen - teilweise seit der Gründung - machen seinen nostalgischen Charme aus.
David González Inglés arbeitet schon seit 18 Jahren im Park. Seine Karriere begann mit der Rolle des Monsters im berüchtigten Krüeger Hotel, einem nostalgischen Geisterhaus. Heute ist er als Manager verantwortlich für die Fahrgeschäfte. Er deutet auf l'Avió, einem Propeller-Flugzeug, das seit 1928 im Kreis fliegt. "Es ist eine originalgetreue Rekonstruktion des ersten Fliegers, der im Jahr 1922 von Barcelona nach Madrid flog", sagt er.
Seine Kollegin Montse Jimenez ist erst seit kurzem im Park beschäftigt. Vorher arbeitete sie in Rio de Janeiro. "Ich mag das Spontane an meinem Job. Überraschungen sind vorprogrammiert", erzählt die Katalanin, die ihre Herkunft betont. Wie so viele andere auch. Ein Teil der Filmkomödie Vicky Cristina Barcelona unter der Regie von Woody Allen wurde hier gedreht. "Rund 600.000 Gäste kommen jährlich in den Park", ergänzt Inglés.
Óscar Hidalgo ist für die Gruseleffekte im Krüeger Hotel verantwortlich. Und die haben es in sich: Besucher checken ins Krüeger Hotel ein und während sie ihre Zimmer suchen, leisten ihnen Geister Gesellschaft oder sie werden von Horror-Figuren erschreckt. "Hinter jeder Figur stecken Menschen, es gibt hier nichts künstliches", beteuert Hidalgo, der seit einigen Jahren die Geschicke des Hotels als künstlerischer Direktor leitet. "Auch die Effekte im Geisterhotel setzen wir wie früher um, allerdings mit modernster Technik."
Über all dem thront auf dem Gipfel des Berges die Sagrat Cor-Kirche. Ein kurzes Innehalten im Andachtsraum dient dazu, die magische Welt des Tibidabo hinter sich zu lassen.
Kulisse für den Welterfolg „Das Parfüm"
Im Stadtteil El Born neben dem Gotischen Viertel wurde im Jahr 2006 der Welterfolg "Das Parfüm" von Patrick Süskind gedreht. Die jahrhundertealten Häuser stehen kaum mehr als einen Meter auseinander und waren genau der richtige Drehort für das Epos. Es gibt klassische Torbögen und in der Dämmerung verursacht diffuses Laternenlicht eine geheimnisvolle Atmosphäre. Genau hier entstanden die Sequenzen, die zu Anfang des Romans in Paris spielen. 17 Tonnen Fischeingeweide, Lehm, Stroh sowie 260 Mitarbeiter und hundert verschiedene Filmmotive waren nötig, um das Paris des 18. Jahrhunderts möglichst originalgetreu wiederzugeben.
Unweit der engen Gassen liegt die historische Markthalle Mercat del Born, die erste große Eisenkonstruktion in Barcelona. Sie wurde zwischen 1874 und 1878 von Baumeister Joseph Fontserè gebaut. Hier und in der Nähe finden sich auf 8.000 Quadratmeter bedeutende archäologische Ausgrabungen als eindruckvolle Zeugnisse des alten Barcelona von 1700.
Wenige Straßenzüge weiter, im Gotischen Viertel, liegt Santa Maria del Mar, die Kathedrale des Meeres. Verewigt wurde sie im Bestsellerroman von Ildefonso Falcones. Für Fans des Buches ist ein Streifzug entlang der Gassen rund um die Kirche ein absolutes Muss! Für alle anderen gibt es im Barri Gòtic jede Menge zu entdecken. Außergewöhnliche Boutiquen und kleine Geschäfte mit viel Flair sorgen für das richtige Einkaufserlebnis. Die engen verwinkelten Gassen verlaufen kreuz und quer, enden abrupt oder werden noch enger. Zwischen den Häusern schafft es selten ein Sonnenstrahl bis zum Boden. Immer noch ist es das Viertel der einfachen Leute, auch, wenn mehr und mehr Gäste durch die Gassen streifen und den Umsatz ankurbeln.
Spuren der mittelalterlichen Stadt und des jüdischen Viertels finden sich hier ebenso wie das erste Heerlager zu Zeiten der Römer. Die imposante Kathedrale mit ihrem Kreuzgang fasziniert als weiterer Höhepunkt. Erbaut zwischen 1298 und 1448 wurde sie einem Millionenpublikum bekannt, als Cristina, die Tochter des spanischen Königs, 1997 hier heiratete. Jeden Sonntag zwischen 12 und 14 Uhr führen Bürger auf dem Vorplatz Sardana auf, den katalanischen Nationaltanz. Ein paar Gehminuten entfernt liegt das herausragende Picasso-Museum hinter dicken Mauern und mit einem schönen Innenhof. Die Warteschlange vorm Eingang ist meist riesig. Vermeiden kann man sie am besten vormittags gleich nach der Öffnung oder in den Wintermonaten, wenn die Zahl der Touristen nachlässt.
Cava und mehr
Schräg gegenüber liegt die Bar El Xampanyet. Sie ist der kulinarische Mittelpunkt der Gegend, besonders für jene Besucher, die den Genuss von Cava lieben. Gegründet 1929 stellt El Xampanyet bis heute den katalanischen Sekt her. Original nach altem Hausrezept. Die Kneipe mit ihren farbenprächtigen Wandkacheln ist immer voll. Macht nichts, denn einen Stehplatz gibt es immer.
Für den großen Hunger ist in Barcelona ebenfalls reichlich gesorgt. Wie wäre es mit einem Abendessen im Restaurant Los Caracoles ("Die Schnecken") unweit der Plaza Real? Sie befinden sich in dem urigen Lokal in bester Gesellschaft! Denn alle waren sie hier, die Schönen, Reichen und Berühmten: Salvador Dali, Jimmy Carter, Romy Schneider, Alain Delon, Bon Jovi, Julio Iglesias, Robert De Niro und zahlreiche weitere.
Im Jahr 1835 gründete die Familie Bofarull eines der typischsten Restaurants der Stadt. Es trug damals den Namen Can Bofarull. Schnecken entwickelten sich zu einem seiner berühmtesten Gerichte, und diesem Essen verdankt das Restaurant seither seinen Namen.
Heute ist das Restaurant weltbekannt. Persönlichkeiten aus der Welt der Kunst, des Showbusiness und der Politik treffen sich hier, nicht nur wegen der Küche sondern auch wegen des Charmes der vielen romantischen Ecken voller Geschichte im Inneren. Und wer keine Schnecken essen möchte: Weitere Gerichte zum Probieren stehen auf der Speisekarte.
"Es gibt noch viel mehr Orte in Barcelona voller wundersamer Geschichten und Geheimnisse", betont Monica Soles vom Fremdenverkehrsamt. "Mangels Zeit werden sie meistens links liegen gelassen." Ein Grund mehr, wiederzukommen, und der Perle am Mittelmeer einen erneuten Besuch abzustatten. "Benvingut" - "Willkommen", wie die Katalanen sagen!