Ich bin seit fast einem Jahr glücklicher Besitzer einer Französischen Bulldoggen Dame namens Ivy. Seitdem ich denken kann, habe ich eigentlich Angst vor Hunden, dabei war die Größe nicht mal der entscheidende Faktor. Mir war egal, ob mir ein Chihuahua oder ein Pitbull entgegen gekommen ist, ich habe die Straßenseite gleichermaßen hektisch gewechselt. Vielleicht liegt es daran das ich zur hälfte Türke bin.
Türken haben ja irgendwie oft Angst vor Hunden oder sind Besitzer eines Pitbulls. Ist mir ein Hund entgegen gekommen, habe ich versucht all meine „Angstdrüsen" zusammenzukneifen, denn Hunde sollen die Angst ja irgendwie riechen oder spüren, beides hätte für mich ein fatales Ende.
Vor 2 Jahren kam ich dann auf die glorreiche Idee, mir selber einen Hund anzuschaffen, es sollte nichts sonderlich großes sein, eher etwas zum Mitnehmen und zum liebhaben. Also wurde aus meiner fixen Idee, ein realer Wunsch. Aber auch Wünsche verblassen... und so verblasste auch der Wunsch nach einem Hund.
Eines Morgens schaute ich mich wie gewöhnlich im Internet um, mit dem Hintergedanken „nur gucken, nicht kaufen!", klappte nach 2 gekauften Hosen und ein paar Schuhen auch super.
Ganz plötzlich wurde aus meinen Google Suchbegriffen "natürlich unbewusst" eine „Welcher Hund passt zu mir-Anfrage" mit passendem Fragebogen. Mal ganz ehrlich, hat denn schon mal jemals einer so einen Fragebogen ausgefüllt?
Bei mir kam ein Hund, gefühlt so groß wie ein Pferd raus und man denke an meine gewisse Problematik mit Hunden. Also schaute ich mich immer weiter um, bis ich zum Entschluss kam: Es soll ein Mops werden! Denn so ein Mops ist wohl „der Clown" unter den Hunden und Gott weiß, welche absurden Gedanken ich bei dem Spruch „Clown unter den Hunden" hatte. Also studierte ich die Rasse so lange im Internet, bis ich von der Anatomie bis hin zum "wie läuft ein Mops die Treppe rauf Video" alles über diese Rasse wusste.
Es entwickeln sich online immer erschreckende "Sherlock Holmes-Fähigkeiten", wenn man sich für etwas interessiert und mein Wissen entwickelte sich wirklich unüblicherweise rasant schnell.
Kurz vor Weihnachten fuhren wir dann zu meinen Schwiegereltern und ich schaute mich in einer ruhigen Stunde mal im Internet um, nur um zu sehen, welche Hunde bei mir im Umkreis zu haben sind. Irgendwie ist es wie eine Singlebörse, denn da kann man ja mittlerweile auch in seinem eigenen Umkreis für alles jemanden finden.
Weihnachten war vergangen und es war immer noch kein Hund in Sicht, auch so eine App mit Umkreissuche bringt nicht immer den Erfolg, den man sich vorher ausgemalt hatte. Also was tut man in so einer verzweifelt suchenden Situation? Richtig, man erweitert einfach sein Suchradius um weitere 100 km! Dass gute an der ganzen Story ist, dass Ivy kein Weihnachtshund ist und somit schon mal ein gängiges „Hundekaufschema" wegfällt, ich mag den Gedanken irgendwie nicht, ein Tier geschenkt zu bekommen.
Unterdessen war die ganze Familie am Online-Hundesuchen, was im Nachhinein echt amüsant war. Irgendwann warf jemand den Begriff "Ach guck mal eine Französische Bulldogge, nur 80 km entfernt" in den Raum und siehe da, all die "Mops-Träumerei inkl.Online-Weiterbildung" war mit einem Schlag dahin - es MUSS eine Französische Bulldogge werden.
Die Französische Bulldogge ist momentan irgendwie überall zu sehen und leider auch überall herzubekommen, was den illegalen Welpenhandel stark ankurbelt. Kurzerhand befreite ich mein Handy vom Onlinemodus und rief die Züchterin an (Hund ist noch da, kann morgen besichtigt werden). Also fuhren wir Montagmorgens gemeinsam zu der Züchterin, aber im Hinterkopf immer noch mit den Gedanken "nur gucken, nicht kaufen" (trotzdem hatte ich zufälligerweise eine gewisse Bargeldsumme bei mir, falls mit dem Auto plötzlich was sein sollte).
Das hat auch diesmal wieder super geklappt, der Hund saß hinten bei mir im Auto auf der Fahrt nach Hause und ich kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus.
Wahrscheinlich ist ein Hund kaufen, wie Eltern werden, da sind wir auch schon beim Nachteil des Hundevaterwerdens: Viele schlaflose Nächte, denn auch ein Welpe schreit Nachts und wir mussten abwechselnd die Hand aus dem Bett halten, damit unser neues Familienmitglied sich nicht ganz so alleine fühlt. Und wenn man das erst mal zwei Nächte gemacht hat, spürt man erstens seinen ganzen Arm nicht mehr und zweitens kann man die Augen nicht mal mehr eine Minute aufhalten.
Das Gefühl, wenn der Hund da ist, ist auch nicht ganz so euphorisch, wie es im TV immer verkauft wird, ganz im Gegenteil, ich stellte mir Fragen wie: "Bin ich dafür bereit?", "Was ist mit meinen Leben?" und "Kann ich überhaupt noch irgendwas ohne Hund machen?" Auch Gedanken das Kleine wieder weg zu geben kamen kurz hoch. Ich wollte aber nicht an einer plötzlichen Tierhaarallergie erkranken um mein "Gesicht zu wahren"-nein ich habe mich für die Französische Bulldogge entschieden und die kleine bekommt nun das Beste was ich ihr bieten kann.
So kam ich zum Hund.