Montag, 23.06.2014. Der Wecker klingelt um 5.30 Uhr. Verdammt ich könnte noch ein Stündchen schlafen, die Anreise gestern mit der Bahn war mal wieder ein Erlebnis. Wegen „Störungen im Betriebsablauf" den Anschlusszug nicht erreicht und erst kurz vor 23.00 Uhr in Berlin angekommen. Bis zum Schlafen war es dann wieder kurz nach Mitternacht.
Heute steht einiges an, deshalb nichts mit einem weiteren Stündchen, sondern raus aus dem Bett. Erst einmal einen Kaffee, gut, zunächst Bohnen nachfüllen, die Tüte platzt beim Öffnen - die Woche fängt ja gut an.
Jetzt aber endlich eine oder doch zwei Tassen schlürfen. Der Blick aus dem Küchenfenster verspricht gutes Wetter, hoffentlich wird's nicht zu heiß. Der Kaffee ist es jedenfalls. Ab ins Bad, anziehen und dann zur S-Bahn; unterwegs noch mit einem Mitarbeiter der Stadtreinigung über Unkrautvernichtung auf Gehwegen gefachsimpelt. Chemie ist bei der BSR Tabu, gut so...
Der Tag beginnt
In der S-Bahn das übliche morgentliche Bild: Menschen mit Zeitungen, Büchern, die Schüler sind noch nicht unterwegs. Viele Fahrgäste haben einen Knopf im Ohr und hören irgendwas übers Handy, Kommunikation wie zu Studentenzeiten gibt's nicht mehr. Raus aus der S-Bahn und ab ins Büro.
Es ist inzwischen 7.10 Uhr, um 9.00 Uhr kommt der Praktikant, dem ich diese Woche einige Einblicke in das parlamentarische Geschehen gewähren soll. Na, das wird bestimmt spannend für ihn, zumal Haushaltswoche ist. Auf dem Schreibtisch liegen die Postmappen mit dem Posteingang der letzten Woche, bis 9.00 Uhr nicht zu schaffen, egal, der Tag ist lang.
Hab ich den USB-Stick für die Fraktionssitzung nachher? Ich soll doch heute den Planungsstand es Besucherzentrums darlegen.
Gut, er ist da, nur nicht nervös machen lassen. Um 7.40 Uhr Dienstberatung mit den Mitarbeitern, die Termine der laufenden Woche werden besprochen und die anstehenden Termine der nächsten Woche koordiniert.
Mit dem Praktikant bei den Religionspolitikern
Dann erscheint pünktlich der Praktikant. Scheint ein netter Kerl zu sein, kommt aus der Gewerkschaft und hat keine Berührungsängste mit der Linken, aber warum sollte man die auch haben? Nach kurzem Gespräch zum Kennenlernen erkläre ich ihm die parlamentarischen Abläufe im Bundestag, von einer Idee bis hin zum beschlossenen Gesetz.
Dann wird ́s Zeit sich auf den Weg zu machen. Um 11.00 Uhr treffen sich die Religionspolitiker, um die grobe Marschrichtung für dieses Jahr zu besprechen. Eine evangelische Pastorin im Ruhestand aus der ehemaligen DDR ist auch mit dabei. Die Runde ist total interessant. Findet auch mein Praktikant.
Danach geht es wieder ins Büro, schnell einen Kaffee; für die Mittagspause langt ́s heute nicht, denn der Rechtsausschuss hat eine Sondersitzung einberufen, um diese Woche noch Fehler aus der vergangenen Woche - da wurde wieder von der Regierung ein Gesetz im Schnellgang durch den Bundestag gepeitscht - zu korrigieren. Also los in den Rechtsausschuss, um die Fehler, auf die wir letzte Woche schon hingewiesen haben, nun doch zu berichtigen. Am Ende wird alles gut.
Danach geht es gleich ab ins Reichstagsgebäude zur Fraktionssitzung, kurz nach 14.00 Uhr komme ich mit meinem Praktikanten an. Gregor Gysi ist noch im Pressegespräch vor dem Fraktionssaal, also noch nicht zu spät. So langsam trudelt die gesamt Fraktion ein, um 14.20 Uhr geht es dann los: allgemeine politische Lage, Situation in der Ukraine, Änderungsanträge zum Haushalt, zwischendurch noch Einzelgespräche mit den unterschiedlichen Haushältern, um eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Dann darf ich der Fraktion die Vorschläge der Baukommission zur bestehenden Planung eines Besucher- und Informationszentrum des Deutschen Bundestages vorstellen. Das läuft super dank der am Wochenende vorbereiteten Power-Point-Präsentation. Überwältigende Mehrheit für meinen Vorschlag dazu. Wenns ́s nur immer so glatt laufen würde.
Interview mit Kontraste und ein Plausch mit Münterfering
Anschließend folgt die Besprechung der Plenarsitzung der laufenden Woche. Ich schau auf die Uhr. Hoffentlich dauert es nicht zu lange, sonst muss ich früher weg, denn für 17.30 Uhr hat sich die ARD im Büro für ein Interview angemeldet. Glück muss man auch mal haben. Heute geht's wirklich schnell, um 17.20 Uhr bin ich wieder im Büro.
Na gut, aufbrezeln muss ich mich nicht. Und dann wird auch schon die Technik angekarrt. Aha, Kontraste will etwas zum Elternführerschein der CDU bringen. Was manchen der CDU so vor der Sommerpause durch den Kopf geht. Naja denen werde ich schon meine Meinung zu diesem Schwachsinn sagen. Kurz nach 18.00 Uhr ist alles im Kasten, das Fernsehteam zieht ab.
Jetzt erstmal in Ruhe einen Kaffee und dann die restlichen Postmappen erledigen. Mein Praktikant findet es toll, wie das so im Bundestag abläuft. Um 19.00 Uhr sind wir dann auf dem Weg zur parlamentarischen Gesellschaft, dort findet heute ein parlamentarischer Abend des Arbeiter-Samariter-Bundes statt. Es wird die Arbeit insgesamt und einige Projekte vorgestellt, unter anderem eins zur Verhinderung von Jugendgewalt in einem Rostocker Jugendclub.
Insgesamt sehr informativ, es ergibt sich sogar im Verlauf des Abends noch die Möglichkeit, mit dem Präsidenten des ASB, Franz Müntefering, ein Bier zu trinken und ein wenig über die politische Lage zu reden. Die Zeit geht rum wie nichts. Ein Blick auf die Uhr verrät, es wird Zeit zu gehen.
Mein Praktikant ist müde aber nach wie vor begeistert. Ab ins Büro, Computer runterfahren, Kaffeemaschine ausschalten (habe ich die heute früh in der Wohnung eigentlich ausgeschaltet?) und ab zur S-Bahn. Das gleiche Bild wie morgens, nur sehen die Fahrgäste irgendwie gestresster aus. Kein Wunder: Draußen sind noch tropische Temperaturen und der Tag war lang.
Um 22.30 Uhr bin ich wieder in meiner Berliner Wohnung (Kaffeemaschine hatte ich doch ausgeschaltet), noch mit Zuhause telefonieren, vom Tag erzählen und dann mal früh ins Bett.
Verdammt, morgen nachmittag ist Einzelplan 17 (Familienministerium) auf der Tagesordnung, ich muss die Rede noch schreiben. Und morgen früh ist der Zukunftskongress der Initiative „Lokale Bündnisse für Familien". Na wird schon werden, gedanklich habe ich die Rede ja schon fast fertig.
Noch schnell Mails checken, zum Glück kaum Posteingänge. 23.10 Uhr. Jetzt aber Licht aus, in gut 6 Stunden klingelt der Wecker. War ein guter Tag und morgen wird's auch gut. Am Ende wird eh alles gut. Und wenn ́s nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Der Beitrag ist Teil der HuffPost-Reihe Inside Bundestag. Abgeordnete aus allen Bundestagsfraktionen berichten exklusiv in einer Art Tagebuch aus ihrem Leben in Berlin.
Heute steht einiges an, deshalb nichts mit einem weiteren Stündchen, sondern raus aus dem Bett. Erst einmal einen Kaffee, gut, zunächst Bohnen nachfüllen, die Tüte platzt beim Öffnen - die Woche fängt ja gut an.
Jetzt aber endlich eine oder doch zwei Tassen schlürfen. Der Blick aus dem Küchenfenster verspricht gutes Wetter, hoffentlich wird's nicht zu heiß. Der Kaffee ist es jedenfalls. Ab ins Bad, anziehen und dann zur S-Bahn; unterwegs noch mit einem Mitarbeiter der Stadtreinigung über Unkrautvernichtung auf Gehwegen gefachsimpelt. Chemie ist bei der BSR Tabu, gut so...
Der Tag beginnt
In der S-Bahn das übliche morgentliche Bild: Menschen mit Zeitungen, Büchern, die Schüler sind noch nicht unterwegs. Viele Fahrgäste haben einen Knopf im Ohr und hören irgendwas übers Handy, Kommunikation wie zu Studentenzeiten gibt's nicht mehr. Raus aus der S-Bahn und ab ins Büro.
Es ist inzwischen 7.10 Uhr, um 9.00 Uhr kommt der Praktikant, dem ich diese Woche einige Einblicke in das parlamentarische Geschehen gewähren soll. Na, das wird bestimmt spannend für ihn, zumal Haushaltswoche ist. Auf dem Schreibtisch liegen die Postmappen mit dem Posteingang der letzten Woche, bis 9.00 Uhr nicht zu schaffen, egal, der Tag ist lang.
Hab ich den USB-Stick für die Fraktionssitzung nachher? Ich soll doch heute den Planungsstand es Besucherzentrums darlegen.
Gut, er ist da, nur nicht nervös machen lassen. Um 7.40 Uhr Dienstberatung mit den Mitarbeitern, die Termine der laufenden Woche werden besprochen und die anstehenden Termine der nächsten Woche koordiniert.
Mit dem Praktikant bei den Religionspolitikern
Dann erscheint pünktlich der Praktikant. Scheint ein netter Kerl zu sein, kommt aus der Gewerkschaft und hat keine Berührungsängste mit der Linken, aber warum sollte man die auch haben? Nach kurzem Gespräch zum Kennenlernen erkläre ich ihm die parlamentarischen Abläufe im Bundestag, von einer Idee bis hin zum beschlossenen Gesetz.
Dann wird ́s Zeit sich auf den Weg zu machen. Um 11.00 Uhr treffen sich die Religionspolitiker, um die grobe Marschrichtung für dieses Jahr zu besprechen. Eine evangelische Pastorin im Ruhestand aus der ehemaligen DDR ist auch mit dabei. Die Runde ist total interessant. Findet auch mein Praktikant.
Danach geht es wieder ins Büro, schnell einen Kaffee; für die Mittagspause langt ́s heute nicht, denn der Rechtsausschuss hat eine Sondersitzung einberufen, um diese Woche noch Fehler aus der vergangenen Woche - da wurde wieder von der Regierung ein Gesetz im Schnellgang durch den Bundestag gepeitscht - zu korrigieren. Also los in den Rechtsausschuss, um die Fehler, auf die wir letzte Woche schon hingewiesen haben, nun doch zu berichtigen. Am Ende wird alles gut.
Danach geht es gleich ab ins Reichstagsgebäude zur Fraktionssitzung, kurz nach 14.00 Uhr komme ich mit meinem Praktikanten an. Gregor Gysi ist noch im Pressegespräch vor dem Fraktionssaal, also noch nicht zu spät. So langsam trudelt die gesamt Fraktion ein, um 14.20 Uhr geht es dann los: allgemeine politische Lage, Situation in der Ukraine, Änderungsanträge zum Haushalt, zwischendurch noch Einzelgespräche mit den unterschiedlichen Haushältern, um eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Dann darf ich der Fraktion die Vorschläge der Baukommission zur bestehenden Planung eines Besucher- und Informationszentrum des Deutschen Bundestages vorstellen. Das läuft super dank der am Wochenende vorbereiteten Power-Point-Präsentation. Überwältigende Mehrheit für meinen Vorschlag dazu. Wenns ́s nur immer so glatt laufen würde.
Interview mit Kontraste und ein Plausch mit Münterfering
Anschließend folgt die Besprechung der Plenarsitzung der laufenden Woche. Ich schau auf die Uhr. Hoffentlich dauert es nicht zu lange, sonst muss ich früher weg, denn für 17.30 Uhr hat sich die ARD im Büro für ein Interview angemeldet. Glück muss man auch mal haben. Heute geht's wirklich schnell, um 17.20 Uhr bin ich wieder im Büro.
Na gut, aufbrezeln muss ich mich nicht. Und dann wird auch schon die Technik angekarrt. Aha, Kontraste will etwas zum Elternführerschein der CDU bringen. Was manchen der CDU so vor der Sommerpause durch den Kopf geht. Naja denen werde ich schon meine Meinung zu diesem Schwachsinn sagen. Kurz nach 18.00 Uhr ist alles im Kasten, das Fernsehteam zieht ab.
Jetzt erstmal in Ruhe einen Kaffee und dann die restlichen Postmappen erledigen. Mein Praktikant findet es toll, wie das so im Bundestag abläuft. Um 19.00 Uhr sind wir dann auf dem Weg zur parlamentarischen Gesellschaft, dort findet heute ein parlamentarischer Abend des Arbeiter-Samariter-Bundes statt. Es wird die Arbeit insgesamt und einige Projekte vorgestellt, unter anderem eins zur Verhinderung von Jugendgewalt in einem Rostocker Jugendclub.
Insgesamt sehr informativ, es ergibt sich sogar im Verlauf des Abends noch die Möglichkeit, mit dem Präsidenten des ASB, Franz Müntefering, ein Bier zu trinken und ein wenig über die politische Lage zu reden. Die Zeit geht rum wie nichts. Ein Blick auf die Uhr verrät, es wird Zeit zu gehen.
Mein Praktikant ist müde aber nach wie vor begeistert. Ab ins Büro, Computer runterfahren, Kaffeemaschine ausschalten (habe ich die heute früh in der Wohnung eigentlich ausgeschaltet?) und ab zur S-Bahn. Das gleiche Bild wie morgens, nur sehen die Fahrgäste irgendwie gestresster aus. Kein Wunder: Draußen sind noch tropische Temperaturen und der Tag war lang.
Um 22.30 Uhr bin ich wieder in meiner Berliner Wohnung (Kaffeemaschine hatte ich doch ausgeschaltet), noch mit Zuhause telefonieren, vom Tag erzählen und dann mal früh ins Bett.
Verdammt, morgen nachmittag ist Einzelplan 17 (Familienministerium) auf der Tagesordnung, ich muss die Rede noch schreiben. Und morgen früh ist der Zukunftskongress der Initiative „Lokale Bündnisse für Familien". Na wird schon werden, gedanklich habe ich die Rede ja schon fast fertig.
Noch schnell Mails checken, zum Glück kaum Posteingänge. 23.10 Uhr. Jetzt aber Licht aus, in gut 6 Stunden klingelt der Wecker. War ein guter Tag und morgen wird's auch gut. Am Ende wird eh alles gut. Und wenn ́s nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Der Beitrag ist Teil der HuffPost-Reihe Inside Bundestag. Abgeordnete aus allen Bundestagsfraktionen berichten exklusiv in einer Art Tagebuch aus ihrem Leben in Berlin.