BND, NSA, CIA - What else? Was George Clooney für Kaffee-Käpselchen in der Werbung ist, das sind in dieser Woche die Geheimdienste für die Twitterer in Deutschland. Die deutschsprachigen Kurznachrichten-Verfasser lieben anscheinend diese herzergreifenden Geschichten inniger Freundschafts-Dienste dies- und jenseits des Atlantiks mit wohldosiert bitterer Note - ob sie nun vom ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden geschrieben werden oder andere Autoren dahinter stehen. Blitzlichtgewitter und eine hohe Resonanz in der Twitter-Community sind den Protagonisten sicher, so sie denn die Öffentlichkeit suchen. Und irgendwie hat jeder eine Meinung dazu. Das jüngste Kapitel hat die deutschsprachige Twitter-Community bislang zu mehr als 15.400 Kurznachrichten animiert - trotz spannender konkurrierender Twitter-Themen wie WM- Halbfinale, mutmaßlicher Crystal Meth-Affäre in der Politik, Hillary Clinton auf Europa-Tournee, ISIS oder Eskalation der Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen und in Israel. Und das Thema ist noch längst nicht ausgereizt.
Da hilft dann nur noch die Satire
Angela Merkel erreichte die Nachricht von einem BND-Mann mit ausgeprägter transatlantischer Kontaktfreudigkeit ausgerechnet in China. Er soll von den Amerikanern für die Beschaffung geheimer Unterlagen des Nachrichtendienstes bezahlt worden sein, rauschte es durch die Medien und das Internet. In so einer Situation braucht es dann zuweilen die sprachliche Überspitzung, den Spott, um mit Hilfe des Überdruckventils Satire die nächste Staffel der deutsch-amerikanischen Dauer-Spionage-Serie geistig und emotional verarbeiten zu können. Die Satire-Zeitung „Der Postillon" hat es denn auch geschafft, mit seinem beißenden Bericht „Nach US-Spionage: Bundesregierung plant, übliche 3-tägige Empörung auf 5 Tage auszuweiten" die höchste Aufmerksamkeit zu erreichen: Mehr als 1.400 Mal ist der Bericht bislang getwittert worden. Reaktionen aus der Politik lieferten die Vorlage. Für Bundesinnenminister Thomas de Maizière sind die Vorwürfe „sehr schwerwiegend". Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte, dass nun nichts mehr unter den Teppich gekehrt werden dürfe. Bundeskanzlerin Angela Merkel will zunächst die Ermittlungen des Generalbundesanwalts in der Sache abwarten. Irgendwie neu formuliert und doch in der Sache altbekannt.
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Bundespräsident Joachim Gauck schließlich empörte sich über den Vorfall und warnte vor einer weiteren Belastung der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Falls sich der Verdacht bestätige, müsse klar gemacht werden: „Jetzt reicht's auch einmal." Vielleicht sollte die Bundesregierung ja wirklich ihre öffentliche Spionage-Schmollzeit in einem beherzten Schritt auf, sind wir doch mutig, 6 Tage ausweiten. Das wäre immerhin eine Steigerung um 100 Prozent!
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Hochschwappende Emotionen
„Empörung" ist laut unserer Untersuchung aller deutschsprachigen Äußerungen und Meinungen auf Twitter mit unserem Social Intelligence-Tool Attensity Analyze derjenige emotionale Begriff, den die Kurznachrichten-Schreiber mit großem Abstand am häufigsten eingesetzt haben. Insgesamt wird bei der Analyse der Tweets deutlich, dass die Anzahl der 140-Zeichen-Nachrichten mit klar identifizierbaren tonalen Aussagen im Vergleich zu anderen Themen auf Twitter besonders hoch ist. Das schnelle Versenden von Nachrichten steht also bei diesem Top-Thema für die deutschsprachigen Twitterer weniger im Vordergrund als die Verbreitung von möglichst pointiert formulierten Meinungen. Und dabei haben vor allem männliche Twitterer die Kommunikation dominiert: Rund 70 Prozent der Nachrichten haben sie verfasst.
Inspirationsquelle Körperwelten
Den originellsten Begriff hat allerdings kein Twitterer erfunden, sondern der frühere NSA-Mitarbeiter Thomas Drake vor dem Geheimdienst-Untersuchungsausschuss des Parlaments. Dort hat er behauptet, dass sich der BND in einen „Wurmfortsatz der NSA" verwandelt habe. Als Appendix vermiformis wird ein Anhängsel des Blinddarms bezeichnet, der wiederum Teil des Verdauungstraktes ist. Das ist doch mal eine klare Aussage, die denn auch ausgesprochen eifrig auf Twitter verbreitet worden ist, beispielsweise „Der #BND ist der Wurmfortsatz der #NSA". Respekt gegenüber den deutschen Schlapphüten im virtuellen Zeitalter sieht anders aus. In einem solchen Klima kann dann auch ein Kalauer wie „Bundesnarrendienst." von Sascha Lobo (Blogger, Buchautor, Journalist, Werbetexter mit Themenschwerpunkt Internet, vermischte Realität und digitale Technologien) im Handumdrehen 103 Retweets abstauben.
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Twitter-Aufgalopp der Oppositionspolitiker
Das neueste Kapitel in der Never Ending Story „Spionage unter Freunden" hat nicht nur der Satire-Zeitung „Der Postillon" große Aufmerksamkeit via Retweets beschert, sondern auch Medien und Politikern. Tagesschau, Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung rangieren mit ihren Kurznachrichten ganz vorne wie auch Politiker der Piratenpartei und Die Linke; beim Bündnis 90/Die Grünen und der SPD muss man dann schon weitaus länger suchen, bis mal ein Tweet mit hoher Resonanz erscheint. Mit Kurznachrichten wie „Wir schämen uns..." und „Was 2013 galt, gilt 2014 weiterhin. Wer das Internet als #Neuland sieht, sollte nicht regieren." kamen die Piraten im neuesten Twitter-Aufgalopp jeweils auf etwa 100 Weiterversendungen und gehören damit zu den Spitzenreitern wie auch Gregor Gysi.
Der Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke nimmt dazu die Pose des über das Treiben der Nachrichtendienste Empörten ein: „Ein ‚befreundeter' Dienst schreckt nicht einmal davor zurück, einen #BND-Mitarbeiter zur Spionage gegen den Bundestag zu gewinnen.". Die Oppositionsparteien lieferten sich auch dieses Mal ein durchaus spannendes Derby bei der twitternden Verarbeitung der neuesten Spionage-Affäre, wobei nicht immer klar ist, wo die Satire endet und ernsthafte politische Arbeit beginnt. So twitterte Christopher Lauer, Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der Piratenpartei, folgende Pressemitteilung in die Welt hinaus: „Pressemitteilung: BND unverzüglich auflösen.".
Da hilft dann nur noch die Satire
Angela Merkel erreichte die Nachricht von einem BND-Mann mit ausgeprägter transatlantischer Kontaktfreudigkeit ausgerechnet in China. Er soll von den Amerikanern für die Beschaffung geheimer Unterlagen des Nachrichtendienstes bezahlt worden sein, rauschte es durch die Medien und das Internet. In so einer Situation braucht es dann zuweilen die sprachliche Überspitzung, den Spott, um mit Hilfe des Überdruckventils Satire die nächste Staffel der deutsch-amerikanischen Dauer-Spionage-Serie geistig und emotional verarbeiten zu können. Die Satire-Zeitung „Der Postillon" hat es denn auch geschafft, mit seinem beißenden Bericht „Nach US-Spionage: Bundesregierung plant, übliche 3-tägige Empörung auf 5 Tage auszuweiten" die höchste Aufmerksamkeit zu erreichen: Mehr als 1.400 Mal ist der Bericht bislang getwittert worden. Reaktionen aus der Politik lieferten die Vorlage. Für Bundesinnenminister Thomas de Maizière sind die Vorwürfe „sehr schwerwiegend". Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte, dass nun nichts mehr unter den Teppich gekehrt werden dürfe. Bundeskanzlerin Angela Merkel will zunächst die Ermittlungen des Generalbundesanwalts in der Sache abwarten. Irgendwie neu formuliert und doch in der Sache altbekannt.

Bundespräsident Joachim Gauck schließlich empörte sich über den Vorfall und warnte vor einer weiteren Belastung der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Falls sich der Verdacht bestätige, müsse klar gemacht werden: „Jetzt reicht's auch einmal." Vielleicht sollte die Bundesregierung ja wirklich ihre öffentliche Spionage-Schmollzeit in einem beherzten Schritt auf, sind wir doch mutig, 6 Tage ausweiten. Das wäre immerhin eine Steigerung um 100 Prozent!

Hochschwappende Emotionen
„Empörung" ist laut unserer Untersuchung aller deutschsprachigen Äußerungen und Meinungen auf Twitter mit unserem Social Intelligence-Tool Attensity Analyze derjenige emotionale Begriff, den die Kurznachrichten-Schreiber mit großem Abstand am häufigsten eingesetzt haben. Insgesamt wird bei der Analyse der Tweets deutlich, dass die Anzahl der 140-Zeichen-Nachrichten mit klar identifizierbaren tonalen Aussagen im Vergleich zu anderen Themen auf Twitter besonders hoch ist. Das schnelle Versenden von Nachrichten steht also bei diesem Top-Thema für die deutschsprachigen Twitterer weniger im Vordergrund als die Verbreitung von möglichst pointiert formulierten Meinungen. Und dabei haben vor allem männliche Twitterer die Kommunikation dominiert: Rund 70 Prozent der Nachrichten haben sie verfasst.
Inspirationsquelle Körperwelten
Den originellsten Begriff hat allerdings kein Twitterer erfunden, sondern der frühere NSA-Mitarbeiter Thomas Drake vor dem Geheimdienst-Untersuchungsausschuss des Parlaments. Dort hat er behauptet, dass sich der BND in einen „Wurmfortsatz der NSA" verwandelt habe. Als Appendix vermiformis wird ein Anhängsel des Blinddarms bezeichnet, der wiederum Teil des Verdauungstraktes ist. Das ist doch mal eine klare Aussage, die denn auch ausgesprochen eifrig auf Twitter verbreitet worden ist, beispielsweise „Der #BND ist der Wurmfortsatz der #NSA". Respekt gegenüber den deutschen Schlapphüten im virtuellen Zeitalter sieht anders aus. In einem solchen Klima kann dann auch ein Kalauer wie „Bundesnarrendienst." von Sascha Lobo (Blogger, Buchautor, Journalist, Werbetexter mit Themenschwerpunkt Internet, vermischte Realität und digitale Technologien) im Handumdrehen 103 Retweets abstauben.

Twitter-Aufgalopp der Oppositionspolitiker
Das neueste Kapitel in der Never Ending Story „Spionage unter Freunden" hat nicht nur der Satire-Zeitung „Der Postillon" große Aufmerksamkeit via Retweets beschert, sondern auch Medien und Politikern. Tagesschau, Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung rangieren mit ihren Kurznachrichten ganz vorne wie auch Politiker der Piratenpartei und Die Linke; beim Bündnis 90/Die Grünen und der SPD muss man dann schon weitaus länger suchen, bis mal ein Tweet mit hoher Resonanz erscheint. Mit Kurznachrichten wie „Wir schämen uns..." und „Was 2013 galt, gilt 2014 weiterhin. Wer das Internet als #Neuland sieht, sollte nicht regieren." kamen die Piraten im neuesten Twitter-Aufgalopp jeweils auf etwa 100 Weiterversendungen und gehören damit zu den Spitzenreitern wie auch Gregor Gysi.
Wir schämen uns.... #Snowden #Asyl #NSA #NSAUA #PRISM #Tempora #Merkel #CDU- #BND #Piraten+ /as pic.twitter.com/CR98OMnk6j
— Piratenpartei (@Piratenpartei) 6. Juli 2014
Der Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke nimmt dazu die Pose des über das Treiben der Nachrichtendienste Empörten ein: „Ein ‚befreundeter' Dienst schreckt nicht einmal davor zurück, einen #BND-Mitarbeiter zur Spionage gegen den Bundestag zu gewinnen.". Die Oppositionsparteien lieferten sich auch dieses Mal ein durchaus spannendes Derby bei der twitternden Verarbeitung der neuesten Spionage-Affäre, wobei nicht immer klar ist, wo die Satire endet und ernsthafte politische Arbeit beginnt. So twitterte Christopher Lauer, Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der Piratenpartei, folgende Pressemitteilung in die Welt hinaus: „Pressemitteilung: BND unverzüglich auflösen.".
Pressemitteilung: BND unverzüglich auflösen http://t.co/jcCKLy4exs
— Christopher Lauer (@Schmidtlepp) 4. Juli 2014