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Sicherheit auf See

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Bei Schiffsreisen sollten Sie sich angesichts der spektakulären Unglücke der letzten Zeit vorher bei kompetenter Seite nach dem Sicherheits-Standard des Schiffes erkundigen - ob Kreuzfahrer, Fähre, Frachter. Ein eigener Rundgang - möglichst vor Buchung und Einschiffung, vielleicht bei einem vorhergehenden Einlaufen des Schiffes in einem nahen Hafen - verschafft Ihnen mit ein paar kurzen Blicken ein Bild, wie es an Bord bei einer Havarie aussehen mag.

Sind die Rettungswege offen oder mit Stapel-Material verstellt? Sind Notausgänge begehbar oder verschlossen? Haben die Rettungsringe und Schwimmwesten an Deck und in der Kabine Trillerpfeifen und funktionierende Lampen, damit ein nachts auf offener See treibender Passagier geortet werden kann? Sind die Rettungsboote aufgeräumt oder voll Gerümpel? Ist ihr Motor offensichtlich gewartet oder verrostet? Sind die Seilwinden offen, sodass die Boote im Notfall schnell zu Wasser gelassen werden können oder mit verrotteten Etuis und komplizierten Knoten "verschönt"? Sind Auslöse-Mechanismen der Rettungs-Inseln und Stahltrossen gepflegt oder mit mehrfachen Lagen Farbe zugeschmiert? Ist die Notfall-Ausrüstung zugänglich und offen, bzw. ist ein Notfall-Schlüssel (evtl. in einer Glasscheiben-Box mit Hammer) sichtbar? Sind Rettungsleitern ordentlich oder brüchig? Sind die Brandschutz-Kästen mit einem Griff zu öffnen oder hat sich ein Zierknoten-Künstler daran betätigt? Sind Feuerlösch-Schläuche vorhanden, in gutem Zustand und ordentlich gelegt oder gerollt? Sind die Schlauch-Kupplungen in Ordnung oder verrottet? Lassen sich die Ventile von Löschleitungen öffnen oder sind die Handräder unbeweglich festgefressen und keine Schlüssel vorhanden? Sind die wasserdichten Kollisions-Schotten, -Türen oder -Tore im Schiff fest geschlossen oder offen, sodass im Ernstfall Wassermassen sich ungehindert durch die ganze Arche Noah wälzen können? Sind die Brandschutzklappen verrostet? Wurden bei einer Fähre Lastwagen und Waggons ordnungsgemäß verzurrt? Schauen Sie genau hin! Natürlich können Sie auch noch herausfinden, ob der Kapitän manchmal nüchtern ist.

Überzeugen Sie sich später bei der Einschiffung, wo und nach wie vielen Türen Notausgänge, Notwege, Treppen sind, damit Sie diese wichtigen, vielleicht lebensrettenden Einrichtungen auch im Dunkeln, bei Feuer und dichtem Rauch schnell finden können. Informieren Sie sich auch darüber, wo Rettungsboote, Rettungsinseln, Evakuierungsrutschen und Sammelplätze sind. Diese sind in den Bordplänen deutlich markiert, Schilder auf den Decks weisen den Weg. Dort finden Sie auch Rettungswesten, für die Sie also nicht in Ihre Kabine zurückkehren sollten. Machen Sie sich mit der Handhabung der Rettungswesten vertraut und prüfen Sie, ob kleinere Westen für Kinder vorhanden sind. Baby- oder übergroße Rettungswesten erhält man bei der Crew. Wenn Sie einmal auf hoher See sind und ein Problem haben, ist es - vielleicht - zu spät.

Vorsichtigen ist zu empfehlen, einen wasserdichten Brustbeutel mit Pass, Kreditkarte, einer eisernen Geldreserve, einem LED-Lämpchen griffbereit zu halten. Wenn man schon in Unterhose oder - günstigenfalls - im Pyjama durch die Dunkelheit ins Rettungsboot stolpern muss, wie die Passagiere der jeweiligen "Achille Lauro", "Estonia" oder "Costa Allegria" (nur Fliegen ist schöner!), hat man wenigstens Papiere und Notgeld zur ersten Überbrückung dabei. Aber zum Glück passiert derlei ja immer nur den anderen. Oder ...?

Das gilt aber nur, wenn Sie beim Alarm in Ihrer Kabine sind. Beim Versuch, sich von anderswo in Gegenrichtung zu den auf die Decks drängenden Passagieren zur Kabine durchzuschlagen, geht wertvolle Zeit verloren oder Rettungswege sind auf dem Rückweg womöglich versperrt. In keinem Fall ist es also ratsam, noch einmal in die Kabine zurückzukehren, um Dokumente oder persönliche Gegenstände in Sicherheit zu bringen.

Übrigens sollten Sie Ihre Rettungsweste fest schließen. Wenn sie zu locker ist, bekommen Sie beim Aufprall aufs Wasser einen Kinnhaken.

Apropos: Techniker empfehlen, von einem untergehenden, schräg liegenden Schiff nicht von der Seite ins Wasser zu springen, die am niedrigsten liegt, sondern von der hohen Seite, auch wenn man dadurch tiefer springen muss. Dadurch sei man außerhalb der Masse von sich anklammernden Ertrinkenden und habe bessere Chancen, nicht von dem Sog des Rumpfes in die Tiefe gerissen zu werden. Ich hatte noch keine Gelegenheit, die Richtigkeit dieser These auszuprobieren.

Es gibt auf vielen Schiffen neben Rettungsbooten auch Notflöße, die sich beim Kontakt mit Seewasser aufblasen. Versuchen Sie, darauf einen Platz zu finden, der sicherer, wärmer und bequemer sein wird.

Falls das Thema christliche Seefahrt Sie nach diesen Ausführungen noch interessiert: Denken Sie an eine Auslandskrankenversicherung (ab 6 Euro), falls Ihr Schiff die nationalen Hoheitsgewässer verlässt, eventuell an eine Police mit Weltgeltung. Dann sind Sie bei Katastrophen abgedeckt und brauchen sicher den Bordarzt nicht.

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