Durch die Ereignisse der letzten Zeit sind Privatsphäre und Sicherheit im Internet stark in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten. Ich nehme die laufende Debatte zum Anlass für einige Reflektionen: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir diesen Moment nicht einfach an uns vorbeiziehen lassen und zur gewohnten diesbezüglichen Sorglosigkeit zurückkehren, sobald sich der Sturm im medialen Wasserglas gelegt hat.
Heute müssen wir - angesichts der exponentiell wachsenden digitalen Spuren, die wir hinterlassen - mehr denn je selbst die Initiative ergreifen, um unsere Freiheiten im Internet zu wahren. Warum? Das Internet nützt uns allen und gehört uns allen - deshalb tragen wir auch gemeinsam die Verantwortung dafür, es zu bewahren.
Für die Vorteile des Internets müssen wir einen Preis zahlen, darunter ein gewisser Verlust an Privatsphäre. Außerdem sind wir in höherem Maße anfällig für Datenmissbrauch und Betrug durch Identitätsdiebstahl. Doch es gibt auch etliche Maßnahmen, mit denen wir beide Risiken minimieren können.
Im gleichen Maß, wie unsere Abhängigkeit vom Internet gestiegen ist, stieg auch die Bedrohung durch Hacker und Cyber-Kriminelle. Je stärker wir auf Online-Angebote angewiesen sind, desto zahlreicher werden auch die Möglichkeiten, dass wir Betrügern aufsitzen. Online-Datenmissbrauch ist kein neues Phänomen. Es gibt ihn schon seit dem Entstehen der ersten Netzwerke. Doch derzeit besteht das Risiko, dass dieser Missbrauch epidemische Ausmaße annehmen könnte - bei uns in den USA etwa weist derzeit keine Verbrechenskategorie so hohe Wachstumszahlen aus wie die Cyber-Kriminalität - und uns möglicherweise die Freiheit raubt, das Internet auf diese Weise zu nutzen, wie wir es gerne möchten.
Doch genau wie bei früheren Epidemien, ist auch hier eine Kombination von kollektivem und individuellem Handeln nötig. Der Unterschied dazu, wie wir Seuchen in vergangenen Zeiten medizinisch in den Griff bekommen haben, ist nicht groß. Wenn nur genug Menschen zu Hause blieben, sich die Hände wuschen oder sich impfen ließen, gelang es, bestimmte Krankheiten von der Erde zu verbannen. Es hat seine Zeit gedauert, die Menschen davon zu überzeugen, ihr Verhalten zu ändern. Doch schließlich arbeiteten wir als Gesellschaft gemeinsam daran, uns gegen viele Epidemien zu immunisieren.
Doch nun zurück zum Internet: Wir sollten unsere digitalen Identitäten als etwas betrachten, was der Gefahr digitaler Epidemien ausgesetzt ist. Vor 50 Jahren begannen wir damit - allen voran die IT-Abteilungen von Unternehmen - Desktop-Computer mit Antiviren-Software zu schützen. Dieser Kampf hat sich jetzt in die Cloud verlagert. Gleichzeitig müssen wir Maßnahmen ergreifen, um unsere digitale Kommunikation, die wir zunehmend mobil verrichten, abzuschirmen. Je mehr Menschen sich gegen Malware, gezielte Phishing-Attacken oder Hacker-Angriffe schützen, desto sicherer wird das Internet für uns alle.
Das ist bedenkenswert: Sobald man selbst Schranken gegen ungewollte Eindringlinge aufbaut, grenzt man auch digitale Krankheitserreger ein, die sich sonst so schnell verbreiten. Die eigene Online-Kommunikation wäre auf diese Weise eine Komponente weniger bezogen auf einen großen Botnet-Angriff. Und auch der eigene E-Mail-Account oder das Facebook-Profil lässt sich nicht für gezielte Phishing-Angriffe auf Freunde, Kollegen oder Geschäftspartner nutzen, die wiederum zu einem umfassenderen Datenmissbrauch führen könnten.
Aus meiner Sicht besteht die wichtigste Einzelmaßnahme im Kampf gegen Cyberkriminalität darin, dass man persönlich Verantwortung für die eigene Privatsphäre und Sicherheit im Internet übernimmt. Doch trotzdem spielen auch die Behörden und Sicherheitsorgane hier eine gewisse Rolle. Wir befinden uns inmitten einer interessanten Zeit: Bei uns in den USA existiert noch keine umfassende und funktionierende Gesetzgebung hinsichtlich des Sammelns von Daten. Und nur in einigen wenigen Ländern - viele davon in der EU - existieren jeweils voneinander abweichende Verordnungen, Gesetze und Initiativen zum Schutz der Privatsphäre.
Hier in den USA gab es während der vergangenen 50 Jahre zahlreiche Entscheidungen des Supreme Courts zur Sicherung des Rechts auf Privatsphäre - ein Recht, dass von der US-Verfassung zwar angedeutet, von dieser aber nicht explizit garantiert wird. Dabei richtet sich ein Großteil der derzeitigen Empörung auf bestimmte US-Regierungsbehörden, die sich nicht an diese Prinzipien halten.
Die laufenden Debatten - um die NSA, um große Technologiefirmen, die mehr Transparenz fordern, um Identitätsdiebstahl im medizinischen Bereich und sogar um das Ausspionieren von W-LAN-Daten durch Google Streetview - so kompliziert sie auch sein mögen, alle zeigen sie eins: Privatsphäre und Sicherheit im Internet schaffen es endlich in die Schlagzeilen. Wir sollten uns diesen öffentlichen Diskurs zunutze machen, um konstruktiv voranzukommen.
Im Zuge aller großen Auseinandersetzungen der US-amerikanischen Geschichte - um Rassengleichheit, Gleichheit der Geschlechter, Chancengleichheit und heute um die allgemeine Krankenversicherung, gleichgeschlechtliche Ehen und die Reform der Einwanderungsgesetze - kam es zu einem entscheidenden Dialog zwischen der Regierung und den Bürgern. Und schließlich entwickelte sich eine Gesetzgebung, mit der die Gesellschaft weiter voranschritt.
Es ist ebenso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, dass wir - die Bevölkerung - tätig werden. Wir als Individuen müssen zeigen, dass Privatsphäre und Sicherheit im digitalen Raum oberster Priorität hat - und dass wir bereit sind kollektiv dafür Verantwortung zu übernehmen, uns vor der waschsenden Gefährdung unserer Privatsphäre und Freiheit im Internet zu schützen.
Eine Studie des Pew Research Institute vom vergangenen Sommer hat gezeigt, dass 86 Prozent aller US-Amerikaner mittlerweile Maßnahmen ergriffen haben, um im Internet anonym zu bleiben -Cookies löschen, E-Mails verschlüsseln und/oder ihre IP-Adresse schützen. Ein weiterer aufschlussreicher Wert aus dieser Studie besagt, dass 50 Prozent aller Internet-Nutzer sich Sorgen wegen der Informationen machen, die online über sie verfügbar sind. Im Jahr 2009 waren es erst 33 Prozent. Von diesen Zahlen lässt sich beispielhaft auch auf andere Regionen der Welt schließen.
Eine Studie von AnchorFree vom Juni 2013 zeigt darüber hinaus, dass unter den 1.200 befragten Studenten aus dem USA und Großbritannien ähnliche Einstellungen zu finden sind. 82 Prozent gaben an, sich Sorgen darum zu machen, ob ihre Daten privat bleiben. Es handelt sich um wichtige Entwicklungen, die darauf hinweisen, dass sich die Einstellung gegenüber Privatsphäre im Internet derzeit ändert.
Doch jeder einzelne muss noch mehr tun. Eine aktuelle Verizon-Studie, die Statistiken internationaler Polizeibehörden auswertet, zeigt, dass Delikte mit Datenmissbrauch sich seit 2009 verdoppelt haben. Cyber-Betrugsfälle gegenüber Einzelpersonen nehmen laut der US-amerikanischen Federal Trade Commission jährlich um 15 bis 20 Prozent zu. Die einzige Möglichkeit, eine gegen Datenmissbrauch, Hackerangriffe und Identitätsdiebstahl gewappnete Kultur zu schaffen ist folgende: Es den Kriminellen im Kleinen schwer machen, sie so einschränken und nicht zulassen, dass diese sich an einem massenhaften Angriff beteiligen können. Je mehr wir uns selbst gegen die digitale Grippe impfen, desto unwahrscheinlicher wird daraus eine digitale Epidemie.
Es genügt nicht mehr, sich eine Anti-Virus-Software auf dem PC zu installieren und einmal im Monat seine Cookies zu löschen. Ich möchte jeden nachdrücklich dazu auffordern, sich vor allem aktiv an der Debatte um Privatsphäre und Sicherheit im Internet zu beteiligen. Ebenso wichtig ist es für jeden von uns, die eigenen Online-Gewohnheiten zu überdenken und anzupassen, um so Risiken bezüglich der Privatsphäre und Sicherheitslücken zu vermeiden. Es gibt einfache Maßnahmen, die jeder ganz einfach treffen kann: sorgfältig ausgewählte Passwörter nutzen; sich beschränken, wenn es darum geht, wo, wann und mit wem man sensible Daten austauscht; und die Verwendung eines VPN zur Datenverschlüsselung sobald man online geht.
Es liegt ebenso in Eurer wie in meiner Verantwortung, die Internet-Community für die User von morgen zu erhalten.
Übersetzt von Dr. Oliver Grasmück
Heute müssen wir - angesichts der exponentiell wachsenden digitalen Spuren, die wir hinterlassen - mehr denn je selbst die Initiative ergreifen, um unsere Freiheiten im Internet zu wahren. Warum? Das Internet nützt uns allen und gehört uns allen - deshalb tragen wir auch gemeinsam die Verantwortung dafür, es zu bewahren.
Für die Vorteile des Internets müssen wir einen Preis zahlen, darunter ein gewisser Verlust an Privatsphäre. Außerdem sind wir in höherem Maße anfällig für Datenmissbrauch und Betrug durch Identitätsdiebstahl. Doch es gibt auch etliche Maßnahmen, mit denen wir beide Risiken minimieren können.
Im gleichen Maß, wie unsere Abhängigkeit vom Internet gestiegen ist, stieg auch die Bedrohung durch Hacker und Cyber-Kriminelle. Je stärker wir auf Online-Angebote angewiesen sind, desto zahlreicher werden auch die Möglichkeiten, dass wir Betrügern aufsitzen. Online-Datenmissbrauch ist kein neues Phänomen. Es gibt ihn schon seit dem Entstehen der ersten Netzwerke. Doch derzeit besteht das Risiko, dass dieser Missbrauch epidemische Ausmaße annehmen könnte - bei uns in den USA etwa weist derzeit keine Verbrechenskategorie so hohe Wachstumszahlen aus wie die Cyber-Kriminalität - und uns möglicherweise die Freiheit raubt, das Internet auf diese Weise zu nutzen, wie wir es gerne möchten.
Doch genau wie bei früheren Epidemien, ist auch hier eine Kombination von kollektivem und individuellem Handeln nötig. Der Unterschied dazu, wie wir Seuchen in vergangenen Zeiten medizinisch in den Griff bekommen haben, ist nicht groß. Wenn nur genug Menschen zu Hause blieben, sich die Hände wuschen oder sich impfen ließen, gelang es, bestimmte Krankheiten von der Erde zu verbannen. Es hat seine Zeit gedauert, die Menschen davon zu überzeugen, ihr Verhalten zu ändern. Doch schließlich arbeiteten wir als Gesellschaft gemeinsam daran, uns gegen viele Epidemien zu immunisieren.
Doch nun zurück zum Internet: Wir sollten unsere digitalen Identitäten als etwas betrachten, was der Gefahr digitaler Epidemien ausgesetzt ist. Vor 50 Jahren begannen wir damit - allen voran die IT-Abteilungen von Unternehmen - Desktop-Computer mit Antiviren-Software zu schützen. Dieser Kampf hat sich jetzt in die Cloud verlagert. Gleichzeitig müssen wir Maßnahmen ergreifen, um unsere digitale Kommunikation, die wir zunehmend mobil verrichten, abzuschirmen. Je mehr Menschen sich gegen Malware, gezielte Phishing-Attacken oder Hacker-Angriffe schützen, desto sicherer wird das Internet für uns alle.
Das ist bedenkenswert: Sobald man selbst Schranken gegen ungewollte Eindringlinge aufbaut, grenzt man auch digitale Krankheitserreger ein, die sich sonst so schnell verbreiten. Die eigene Online-Kommunikation wäre auf diese Weise eine Komponente weniger bezogen auf einen großen Botnet-Angriff. Und auch der eigene E-Mail-Account oder das Facebook-Profil lässt sich nicht für gezielte Phishing-Angriffe auf Freunde, Kollegen oder Geschäftspartner nutzen, die wiederum zu einem umfassenderen Datenmissbrauch führen könnten.
Aus meiner Sicht besteht die wichtigste Einzelmaßnahme im Kampf gegen Cyberkriminalität darin, dass man persönlich Verantwortung für die eigene Privatsphäre und Sicherheit im Internet übernimmt. Doch trotzdem spielen auch die Behörden und Sicherheitsorgane hier eine gewisse Rolle. Wir befinden uns inmitten einer interessanten Zeit: Bei uns in den USA existiert noch keine umfassende und funktionierende Gesetzgebung hinsichtlich des Sammelns von Daten. Und nur in einigen wenigen Ländern - viele davon in der EU - existieren jeweils voneinander abweichende Verordnungen, Gesetze und Initiativen zum Schutz der Privatsphäre.
Hier in den USA gab es während der vergangenen 50 Jahre zahlreiche Entscheidungen des Supreme Courts zur Sicherung des Rechts auf Privatsphäre - ein Recht, dass von der US-Verfassung zwar angedeutet, von dieser aber nicht explizit garantiert wird. Dabei richtet sich ein Großteil der derzeitigen Empörung auf bestimmte US-Regierungsbehörden, die sich nicht an diese Prinzipien halten.
Die laufenden Debatten - um die NSA, um große Technologiefirmen, die mehr Transparenz fordern, um Identitätsdiebstahl im medizinischen Bereich und sogar um das Ausspionieren von W-LAN-Daten durch Google Streetview - so kompliziert sie auch sein mögen, alle zeigen sie eins: Privatsphäre und Sicherheit im Internet schaffen es endlich in die Schlagzeilen. Wir sollten uns diesen öffentlichen Diskurs zunutze machen, um konstruktiv voranzukommen.
Im Zuge aller großen Auseinandersetzungen der US-amerikanischen Geschichte - um Rassengleichheit, Gleichheit der Geschlechter, Chancengleichheit und heute um die allgemeine Krankenversicherung, gleichgeschlechtliche Ehen und die Reform der Einwanderungsgesetze - kam es zu einem entscheidenden Dialog zwischen der Regierung und den Bürgern. Und schließlich entwickelte sich eine Gesetzgebung, mit der die Gesellschaft weiter voranschritt.
Es ist ebenso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, dass wir - die Bevölkerung - tätig werden. Wir als Individuen müssen zeigen, dass Privatsphäre und Sicherheit im digitalen Raum oberster Priorität hat - und dass wir bereit sind kollektiv dafür Verantwortung zu übernehmen, uns vor der waschsenden Gefährdung unserer Privatsphäre und Freiheit im Internet zu schützen.
Eine Studie des Pew Research Institute vom vergangenen Sommer hat gezeigt, dass 86 Prozent aller US-Amerikaner mittlerweile Maßnahmen ergriffen haben, um im Internet anonym zu bleiben -Cookies löschen, E-Mails verschlüsseln und/oder ihre IP-Adresse schützen. Ein weiterer aufschlussreicher Wert aus dieser Studie besagt, dass 50 Prozent aller Internet-Nutzer sich Sorgen wegen der Informationen machen, die online über sie verfügbar sind. Im Jahr 2009 waren es erst 33 Prozent. Von diesen Zahlen lässt sich beispielhaft auch auf andere Regionen der Welt schließen.
Eine Studie von AnchorFree vom Juni 2013 zeigt darüber hinaus, dass unter den 1.200 befragten Studenten aus dem USA und Großbritannien ähnliche Einstellungen zu finden sind. 82 Prozent gaben an, sich Sorgen darum zu machen, ob ihre Daten privat bleiben. Es handelt sich um wichtige Entwicklungen, die darauf hinweisen, dass sich die Einstellung gegenüber Privatsphäre im Internet derzeit ändert.
Doch jeder einzelne muss noch mehr tun. Eine aktuelle Verizon-Studie, die Statistiken internationaler Polizeibehörden auswertet, zeigt, dass Delikte mit Datenmissbrauch sich seit 2009 verdoppelt haben. Cyber-Betrugsfälle gegenüber Einzelpersonen nehmen laut der US-amerikanischen Federal Trade Commission jährlich um 15 bis 20 Prozent zu. Die einzige Möglichkeit, eine gegen Datenmissbrauch, Hackerangriffe und Identitätsdiebstahl gewappnete Kultur zu schaffen ist folgende: Es den Kriminellen im Kleinen schwer machen, sie so einschränken und nicht zulassen, dass diese sich an einem massenhaften Angriff beteiligen können. Je mehr wir uns selbst gegen die digitale Grippe impfen, desto unwahrscheinlicher wird daraus eine digitale Epidemie.
Es genügt nicht mehr, sich eine Anti-Virus-Software auf dem PC zu installieren und einmal im Monat seine Cookies zu löschen. Ich möchte jeden nachdrücklich dazu auffordern, sich vor allem aktiv an der Debatte um Privatsphäre und Sicherheit im Internet zu beteiligen. Ebenso wichtig ist es für jeden von uns, die eigenen Online-Gewohnheiten zu überdenken und anzupassen, um so Risiken bezüglich der Privatsphäre und Sicherheitslücken zu vermeiden. Es gibt einfache Maßnahmen, die jeder ganz einfach treffen kann: sorgfältig ausgewählte Passwörter nutzen; sich beschränken, wenn es darum geht, wo, wann und mit wem man sensible Daten austauscht; und die Verwendung eines VPN zur Datenverschlüsselung sobald man online geht.
Es liegt ebenso in Eurer wie in meiner Verantwortung, die Internet-Community für die User von morgen zu erhalten.
Übersetzt von Dr. Oliver Grasmück