Von Michael Vollmann und Lars Scholtyssyk
Die digitale Revolution unserer Zeit hat traditionelle Machtstrukturen aufgerissen und definiert sie neu: Wissen ist jederzeit und überall für fast jeden verfügbar. Neue Medien eröffnen die Möglichkeit für Millionen von Menschen, gesellschaftlich aktiv zu werden, ihre Meinung zu vertreten, oder in direkten Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern zu treten. Dieses Phänomen hat potentiell eine radikale Demokratisierung unserer Gesellschaft zur Folge. Gleichzeitig untergräbt es aber auch das Modell traditioneller Medienanstalten, durch welches in vielen Ländern freie und faire Berichterstattung gewährleistet wird. Diese können viel von Sozialunternehmern lernen, wenn es darum geht, wie man Beteiligungsplattformen schafft, innovative Finanzierungsformen findet oder (neue) Medien als Instrument für sozialen Wandel einsetzt.
„From Information to Participation" ist daher auch der Titel des Global Media Forum 2014, zu dem die Deutsche Welle Ende Juni in Bonn einlädt. Ashoka wird dort 18 Sozialunternehmer aus 14 Ländern zusammenbringen, die neue Beteiligungsformen für (Bürger-)Journalismus schaffen. Auf dem vorgelagerten Globalizer on Participative Journalism werden sich die Medien(-entwicklungs)-Unternehmer aus aller Welt vor allem mit folgenden Fragen auseinander setzen: Wie kann der Umbruch der Medienlandschaft genutzt werden, um den demokratischen und sozialen Wandel voranzutreiben und zu beschleunigen? Wie kann Technologie, wie können neue Medien, neue Informationskanäle und neue Partizipationsmöglichkeiten soziale Missstände bekämpfen und bisher Ausgegrenzte in unsere Gesellschaft mit einbeziehen? Wie können sich (Online-) Aktivisten und (digitale) Changemaker in Zeiten zunehmender staatlicher Kontrolle schützen?
Sozialunternehmer bieten bereits innovative Lösungen für die großen Fragen der Medienrevolution: Rund um den Globus arbeiten Ashoka-Fellows an diversen Einsatzmöglichkeiten für neue Technologien und Medien zum Wohle der Gesellschaft.
• Beispielhaft für den Einsatz neuer Technologien für mehr Transparenz steht PODER (Project on Organizing, Development, Education, and Research), eine in Mexico City ansässige Organisation des Amerikaners Ben Cokelet. PODERs wichtigstes Projekt: Das 'Who's Who Wiki', eine Online-Datenbank, welches für die Gesellschaft ansonsten unzugängliche Informationen zu Unternehmen in Lateinamerika sammelt und veröffentlicht. Die Bereitstellung dieser Informationen trägt damit vor allem zur Durchsichtigkeit von Geschäftsgebaren und Bekämpfung von Korruption bei - in einer Region, welche ansonsten von Ungleichheit und Intransparenz gekennzeichnet ist. Als Quelle für Journalisten, Politiker, Investoren, und Gemeinden dient das 'Who's Who Wiki' als Werkzeug, um Unternehmer zur Rechenschaft zu ziehen.
• 'FrontlineSMS', eine Firma des Sozialunternehmers Ken Banks, entwickelt Software für Handys, die zum Sammeln und zur Verbreitung von Informationen in schwer zugänglichen Regionen eingesetzt wird. FrontlineSMS wurde bereits zur Überwachung diverser regionaler und nationaler Wahlen in den Philippinen, Afghanistan und Nigeria genutzt. Gleichzeitig kommt die Software auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge zum Einsatz: In abgelegenen Gegenden, wo schlechte Straßen, lange Wege zwischen Orten und ein Mangel an medizinischem Personal die Versorgung von Menschen erschwert, können entsprechende medizinische Informationen schnell und einfach via SMS gesammelt und übermittelt werden.
• Der Palästinenser Ramzi Jaber und seine Firma 'Visualizing Impact' beschäftigen sich vor allem damit, Informationen über Missstände in den Palästinensergebieten zu verbreiten, welche ansonsten in den westlichen Medien nicht auftauchen. Das Team von 'Visualizing Impact' benutzt Daten und Statistiken über soziales Unrecht, welche von Menschenrechtsorganisationen im Westjordanland und Gaza zusammengetragen werden, und produziert daraus leicht verständliche Infografiken. Diese werden dann mit dem Ziel veröffentlicht, dass sie sich viral in den sozialen Medien verbreiten. Gleichzeitig werden die Grafiken von 'Visualizing Impact' auch von etablierten Publikationen wie Al Jazeera, The Guardian, oder der Huffington Post übernommen, was zu einer ausgewogeneren Berichterstattung über die Zustände in Palästina beiträgt.
Digitale Medien bieten grenzenlose Möglichkeiten, um gesellschaftliche Potentiale zu aktivieren, ausgegrenzten Menschen eine Plattform zur Partizipation und Meinungsäußerung zu geben, sowie ansonsten unzugängliche Informationen auch in abgelegene Regionen und zu bisher ausgeschlossenen Zielgruppen zu tragen.
In dieser Realität müssen sich auch etablierte Medienanstalten neu definieren. Dies betrifft vor allem auch die Rolle von Journalisten, welche sich traditionell dafür verantwortlich zeigen, Wahrheiten zu Tage zu fördern und Missstände aufzuzeigen - jedoch nie in die Folgen Ihrer Entdeckungen involviert waren. Im Gegensatz dazu spielt die Einbindung der Leserschaft nun eine immer größere Rolle. Denn diese denkt kritisch und fordert von den Verfassern der Artikel eine direkte Auseinandersetzung mit der Lösung von Missständen. Wenn neue Medien unsere Gesellschaft demokratisieren, werden so aus Konsumenten treibende Kräfte für gesellschaftlichen Wandel - durch traditionelle und durch neue Kanäle. Sozialunternehmer sind hier Pioniere, die ins Risiko gehen, um Neues auszuprobieren und somit neue Rollen, Finanzierungsformen und Verbreitungswege für ein Feld im Umbruch aufzeigen.
Am 29. Juni findet der Ashoka Globalizer on Participative Journalism in Bonn statt. Mehr Informationen zu allen teilnehmenden Sozialunternehmern gibt es hier.
Ein Interview des Autors zum selben Thema finden Sie hier.
Die digitale Revolution unserer Zeit hat traditionelle Machtstrukturen aufgerissen und definiert sie neu: Wissen ist jederzeit und überall für fast jeden verfügbar. Neue Medien eröffnen die Möglichkeit für Millionen von Menschen, gesellschaftlich aktiv zu werden, ihre Meinung zu vertreten, oder in direkten Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern zu treten. Dieses Phänomen hat potentiell eine radikale Demokratisierung unserer Gesellschaft zur Folge. Gleichzeitig untergräbt es aber auch das Modell traditioneller Medienanstalten, durch welches in vielen Ländern freie und faire Berichterstattung gewährleistet wird. Diese können viel von Sozialunternehmern lernen, wenn es darum geht, wie man Beteiligungsplattformen schafft, innovative Finanzierungsformen findet oder (neue) Medien als Instrument für sozialen Wandel einsetzt.
„From Information to Participation" ist daher auch der Titel des Global Media Forum 2014, zu dem die Deutsche Welle Ende Juni in Bonn einlädt. Ashoka wird dort 18 Sozialunternehmer aus 14 Ländern zusammenbringen, die neue Beteiligungsformen für (Bürger-)Journalismus schaffen. Auf dem vorgelagerten Globalizer on Participative Journalism werden sich die Medien(-entwicklungs)-Unternehmer aus aller Welt vor allem mit folgenden Fragen auseinander setzen: Wie kann der Umbruch der Medienlandschaft genutzt werden, um den demokratischen und sozialen Wandel voranzutreiben und zu beschleunigen? Wie kann Technologie, wie können neue Medien, neue Informationskanäle und neue Partizipationsmöglichkeiten soziale Missstände bekämpfen und bisher Ausgegrenzte in unsere Gesellschaft mit einbeziehen? Wie können sich (Online-) Aktivisten und (digitale) Changemaker in Zeiten zunehmender staatlicher Kontrolle schützen?
Sozialunternehmer bieten bereits innovative Lösungen für die großen Fragen der Medienrevolution: Rund um den Globus arbeiten Ashoka-Fellows an diversen Einsatzmöglichkeiten für neue Technologien und Medien zum Wohle der Gesellschaft.
• Beispielhaft für den Einsatz neuer Technologien für mehr Transparenz steht PODER (Project on Organizing, Development, Education, and Research), eine in Mexico City ansässige Organisation des Amerikaners Ben Cokelet. PODERs wichtigstes Projekt: Das 'Who's Who Wiki', eine Online-Datenbank, welches für die Gesellschaft ansonsten unzugängliche Informationen zu Unternehmen in Lateinamerika sammelt und veröffentlicht. Die Bereitstellung dieser Informationen trägt damit vor allem zur Durchsichtigkeit von Geschäftsgebaren und Bekämpfung von Korruption bei - in einer Region, welche ansonsten von Ungleichheit und Intransparenz gekennzeichnet ist. Als Quelle für Journalisten, Politiker, Investoren, und Gemeinden dient das 'Who's Who Wiki' als Werkzeug, um Unternehmer zur Rechenschaft zu ziehen.
• 'FrontlineSMS', eine Firma des Sozialunternehmers Ken Banks, entwickelt Software für Handys, die zum Sammeln und zur Verbreitung von Informationen in schwer zugänglichen Regionen eingesetzt wird. FrontlineSMS wurde bereits zur Überwachung diverser regionaler und nationaler Wahlen in den Philippinen, Afghanistan und Nigeria genutzt. Gleichzeitig kommt die Software auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge zum Einsatz: In abgelegenen Gegenden, wo schlechte Straßen, lange Wege zwischen Orten und ein Mangel an medizinischem Personal die Versorgung von Menschen erschwert, können entsprechende medizinische Informationen schnell und einfach via SMS gesammelt und übermittelt werden.
• Der Palästinenser Ramzi Jaber und seine Firma 'Visualizing Impact' beschäftigen sich vor allem damit, Informationen über Missstände in den Palästinensergebieten zu verbreiten, welche ansonsten in den westlichen Medien nicht auftauchen. Das Team von 'Visualizing Impact' benutzt Daten und Statistiken über soziales Unrecht, welche von Menschenrechtsorganisationen im Westjordanland und Gaza zusammengetragen werden, und produziert daraus leicht verständliche Infografiken. Diese werden dann mit dem Ziel veröffentlicht, dass sie sich viral in den sozialen Medien verbreiten. Gleichzeitig werden die Grafiken von 'Visualizing Impact' auch von etablierten Publikationen wie Al Jazeera, The Guardian, oder der Huffington Post übernommen, was zu einer ausgewogeneren Berichterstattung über die Zustände in Palästina beiträgt.
Digitale Medien bieten grenzenlose Möglichkeiten, um gesellschaftliche Potentiale zu aktivieren, ausgegrenzten Menschen eine Plattform zur Partizipation und Meinungsäußerung zu geben, sowie ansonsten unzugängliche Informationen auch in abgelegene Regionen und zu bisher ausgeschlossenen Zielgruppen zu tragen.
In dieser Realität müssen sich auch etablierte Medienanstalten neu definieren. Dies betrifft vor allem auch die Rolle von Journalisten, welche sich traditionell dafür verantwortlich zeigen, Wahrheiten zu Tage zu fördern und Missstände aufzuzeigen - jedoch nie in die Folgen Ihrer Entdeckungen involviert waren. Im Gegensatz dazu spielt die Einbindung der Leserschaft nun eine immer größere Rolle. Denn diese denkt kritisch und fordert von den Verfassern der Artikel eine direkte Auseinandersetzung mit der Lösung von Missständen. Wenn neue Medien unsere Gesellschaft demokratisieren, werden so aus Konsumenten treibende Kräfte für gesellschaftlichen Wandel - durch traditionelle und durch neue Kanäle. Sozialunternehmer sind hier Pioniere, die ins Risiko gehen, um Neues auszuprobieren und somit neue Rollen, Finanzierungsformen und Verbreitungswege für ein Feld im Umbruch aufzeigen.
Am 29. Juni findet der Ashoka Globalizer on Participative Journalism in Bonn statt. Mehr Informationen zu allen teilnehmenden Sozialunternehmern gibt es hier.
Ein Interview des Autors zum selben Thema finden Sie hier.
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