Die Aufklärung. Ach ja, die Aufklärung. Jetzt wird mir Einiges klar. Sie ist an ihrem Ende angelangt. Und am Ende des Zeitalters der Aufklärung steht die Transparenz. Willkommen im Zeitalter der Transparenz. Auf den Transparenten der Demonstration für eine neue Welt steht die Wahrheit, die wir uns alle hinter die Ohren schreiben sollten: „Ich habe nichts zu verbergen." Doch was ist Transparenz?
Als Kant im Jahre 1784 in der Berliner Monatsschrift den Aufsatz „Was ist Aufklärung?" veröffentlichte, gelang ihm ein philosophisches Meisterstück. Was wäre, wenn er heute noch aus seinem verschlafenen Königsberg der wilden neuen Welt die Leviten lesen würde? Würde er dann bemerken, dass der Übergang von der Aufklärung zum Zeitalter der Transparenz sich in Etappen vollzog?
Der wichtigste Schritt zur Überwindung der Aufklärung war das Konzept der „aufgeklärten Gesellschaft". Hochmut und Fall vereinten sich konsequent in dem Gedanken, dass die westlichen Industrienationen einen historischen Endpunkt darstellen. Denn in Wirklichkeit war es nicht das Ende der Geschichte, es war das Ende des Projekts des Aufklärung, das die Menschen untätig werden lies. Es ist zunächst kaum jemandem aufgefallen, dass die Idee einer „aufgeklärten Gesellschaft" in sich selbst widersprüchlich ist. Übersehen, vergessen, verschwiegen wurde, dass Aufklärung kein Zustand ist, sondern ein aktiver Prozess - der Schritt aus der Unmündigkeit - der den Mut erfordert, seinen eigenen Verstand zu bedienen. Und dieser Prozess kann nicht gelingen ohne das Taumeln, die Irritation und den Schmerz, wenn der grelle Schein die Augen trifft.
Das Ziel der Aufklärung war niemals die „aufgeklärte Gesellschaft", die es sich dann zur Aufgabe macht, die Kunst der Aufklärung in Museen auszubreiten. Eine solche Gesellschaft sollte man besser „erleuchtete Gesellschaft" nennen. Aufklärung ist das Bekenntnis zu einem ständigen Streben danach, die Bequemlichkeit des Unwissens abzuschütteln und mit Hilfe seines eigenen Verstandes das unkalkulierbare Risiko einzugehen, sich auf eigene Faust über die Welt zu informieren.
Aber das alles brauchen wir nun nicht mehr, denn im Zeitalter der Transparenz wird es nicht notwendig sein, liebgewonnene Wahrheiten als Trugbilder zu entlarven und die Fäden zu erkennen, an denen die Marionetten der Mächte ihre Verrenkungen aufführen. Im Zeitalter der Transparenz wird man sich damit begnügen, Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit als gegeben hinzunehmen, um sie als formelhafte Lippenbekenntnisse immer und immer wieder zu wiederholen. Man gibt sich ihr ganz und gar hin, der aufgeklärten Gesellschaft. Man vertraut ihr.
Das Zeitalter der Transparenz ist nicht der Untergang des Abendlandes, es ist die Kapitulation vor der exponentiell gestiegenen Komplexität der sozialen Realität. Denn Transparenz wird sich nur für den Einzelnen durchsetzen lassen, für den Untertan. Die institutionelle Wirklichkeit der Staats- und Industriemacht selbst ist für Transparenz nicht zugänglich, zu abstrakt und unergründlich sind die Kräfte, zu detailliert und spezifisch sind die Regeln, nach denen sie funktioniert. Und daher verzeiht man auch, dass die Kommandozentralen der freiheitlichen Gesellschaft in fensterlosen Zimmern untergebracht sind.
Aber jetzt mal im Ernst: Wahre Transparenz ist das Gegenteil von Undurchsichtigkeit. Transparenz auf politischer Ebene bedeutet, die sozial relevanten Handlungen in ihren wesentlichen Grundzügen durchschaubar zu machen. Ziel eines nicht pervertierten Transparenzbegriffs ist die bewusst hergestellte Einordnungsfähigkeit von Informationen und die damit verbundene Befähigung zur aktiven Suche und Definition des eigenen Standpunktes. Transparenz ist nicht der Versuch, die Wirklichkeit wie sie ist, die Wirklichkeit des Einzelnen, offenzulegen. Es ist der ernstgemeinte Anspruch, alle Information bereitzuhalten, die für die Einordnung durch die beteiligten gesellschaftlichen Akteure von Nutzen sind.
In dem Satz „Ich habe nichts zu verbergen." zeigt sich nichts anderes als die vollständige Kapitulation vor der gesellschaftlichen Aufgabe, echte Transparenz herzustellen. Es ist die Rückbesinnung auf die überwunden geglaubte selbstgewählte Unmündigkeit. Der gläserne, vorratsgespeicherte, moblifunkgeortete und retinagescannte Bürger ist kein Bürger. Er ist Untertan. Kant wäre stinksauer.
Als Kant im Jahre 1784 in der Berliner Monatsschrift den Aufsatz „Was ist Aufklärung?" veröffentlichte, gelang ihm ein philosophisches Meisterstück. Was wäre, wenn er heute noch aus seinem verschlafenen Königsberg der wilden neuen Welt die Leviten lesen würde? Würde er dann bemerken, dass der Übergang von der Aufklärung zum Zeitalter der Transparenz sich in Etappen vollzog?
Der wichtigste Schritt zur Überwindung der Aufklärung war das Konzept der „aufgeklärten Gesellschaft". Hochmut und Fall vereinten sich konsequent in dem Gedanken, dass die westlichen Industrienationen einen historischen Endpunkt darstellen. Denn in Wirklichkeit war es nicht das Ende der Geschichte, es war das Ende des Projekts des Aufklärung, das die Menschen untätig werden lies. Es ist zunächst kaum jemandem aufgefallen, dass die Idee einer „aufgeklärten Gesellschaft" in sich selbst widersprüchlich ist. Übersehen, vergessen, verschwiegen wurde, dass Aufklärung kein Zustand ist, sondern ein aktiver Prozess - der Schritt aus der Unmündigkeit - der den Mut erfordert, seinen eigenen Verstand zu bedienen. Und dieser Prozess kann nicht gelingen ohne das Taumeln, die Irritation und den Schmerz, wenn der grelle Schein die Augen trifft.
Das Ziel der Aufklärung war niemals die „aufgeklärte Gesellschaft", die es sich dann zur Aufgabe macht, die Kunst der Aufklärung in Museen auszubreiten. Eine solche Gesellschaft sollte man besser „erleuchtete Gesellschaft" nennen. Aufklärung ist das Bekenntnis zu einem ständigen Streben danach, die Bequemlichkeit des Unwissens abzuschütteln und mit Hilfe seines eigenen Verstandes das unkalkulierbare Risiko einzugehen, sich auf eigene Faust über die Welt zu informieren.
Aber das alles brauchen wir nun nicht mehr, denn im Zeitalter der Transparenz wird es nicht notwendig sein, liebgewonnene Wahrheiten als Trugbilder zu entlarven und die Fäden zu erkennen, an denen die Marionetten der Mächte ihre Verrenkungen aufführen. Im Zeitalter der Transparenz wird man sich damit begnügen, Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit als gegeben hinzunehmen, um sie als formelhafte Lippenbekenntnisse immer und immer wieder zu wiederholen. Man gibt sich ihr ganz und gar hin, der aufgeklärten Gesellschaft. Man vertraut ihr.
Das Zeitalter der Transparenz ist nicht der Untergang des Abendlandes, es ist die Kapitulation vor der exponentiell gestiegenen Komplexität der sozialen Realität. Denn Transparenz wird sich nur für den Einzelnen durchsetzen lassen, für den Untertan. Die institutionelle Wirklichkeit der Staats- und Industriemacht selbst ist für Transparenz nicht zugänglich, zu abstrakt und unergründlich sind die Kräfte, zu detailliert und spezifisch sind die Regeln, nach denen sie funktioniert. Und daher verzeiht man auch, dass die Kommandozentralen der freiheitlichen Gesellschaft in fensterlosen Zimmern untergebracht sind.
Aber jetzt mal im Ernst: Wahre Transparenz ist das Gegenteil von Undurchsichtigkeit. Transparenz auf politischer Ebene bedeutet, die sozial relevanten Handlungen in ihren wesentlichen Grundzügen durchschaubar zu machen. Ziel eines nicht pervertierten Transparenzbegriffs ist die bewusst hergestellte Einordnungsfähigkeit von Informationen und die damit verbundene Befähigung zur aktiven Suche und Definition des eigenen Standpunktes. Transparenz ist nicht der Versuch, die Wirklichkeit wie sie ist, die Wirklichkeit des Einzelnen, offenzulegen. Es ist der ernstgemeinte Anspruch, alle Information bereitzuhalten, die für die Einordnung durch die beteiligten gesellschaftlichen Akteure von Nutzen sind.
In dem Satz „Ich habe nichts zu verbergen." zeigt sich nichts anderes als die vollständige Kapitulation vor der gesellschaftlichen Aufgabe, echte Transparenz herzustellen. Es ist die Rückbesinnung auf die überwunden geglaubte selbstgewählte Unmündigkeit. Der gläserne, vorratsgespeicherte, moblifunkgeortete und retinagescannte Bürger ist kein Bürger. Er ist Untertan. Kant wäre stinksauer.