Die meisten Deutschen haben bestimmt schon von Grillo und „seiner" politische Bewegung „Movimento 5 Stelle" („5 Sterne Bewegung") gehört. Die M5S hat in wenigen Jahren ein Viertel der Italiener überzeugt. Wie auch schon 1994 die Partei „Forza Italia" in der Marketing Abteilung von Berlusconi´s Unternehmen kreiert wurde, lag auch die Geburt von „Movimento 5 Stelle" in den Händen einer Marketing Agentur namens „Casaleggio e associati". Casaleggio ist der echte „Guru" der Bewegung! Der Mann, der die politische Richtung am meisten vorgibt. Ein Beispiel: Casaleggio publizierte 2008 ein beunruhigendes Video über die Zukunft der Erde, in dem ein dritter Welt-Krieg prognostiziert wird (Video auf Englisch).
Natürlich haben nicht alle Mitglieder der M5S solche Gedanken - und genau die Vielfalt von Meinungen und Ideen sind das Hauptmerkmal der Bewegung. In der M5S finden sowohl Rechts- als auch Linksradikale ihren Platz, aber auch mittelständigen Unternehmer sowie Umweltschützer sind hier anzutreffen. Das Prinzip der Bewegung ist einfach: alle Mitglieder sind gleich wichtig und alle Mitglieder werden zu den wichtigen Entscheidungen des Landes befragt. Die Mitglieder stimmen direkt im Internet darüber ab. Die M5S-Politiker sind das Werkzeug des Volkes und Grillo ist „nur" die bekannteste Stimme, die die Ideen der Bewegung verbreitet.
Die Fragen lauten: Entscheidet das Volk immer das Richtige? Ist die „direkte Politik" die Zukunft der Politik? Hat das Volk nicht für Barabbas und gegen Jesus entschieden?
Jetzt doch Fernsehen.
Seit ihrer Geburt hat sich die Bewegung gegen eine direkte Präsenz im italienischen Fernsehen und der Presse entschieden. Die „Movimento 5 Stelle"-Mitglieder sind der Meinung, dass die italienischen Journalisten nur Sklaven der Politik sind (zumindest die meisten von Ihnen). In letzter Zeit allerdings haben aber nicht nur ein paar Parlamentarier, sondern auch Grillo selbst, ihre Meinung dazu geändert. Grund dafür ist die nächste Europawahl. Ab 1. April wird Grillo mit seiner Theater-Tournee „Te la do io l´Europa" durch Italien ziehen und dazu braucht er Publicity. Diese Tournee ist eine echte Wahlkampagne - das Ticket kostet zwischen 20,-€ und 30,-€. Scheinbar ist schon alles ausverkauft.
Würde ein Deutscher 20,- € bezahlen, um Merkel oder Gabriel zu hören? ...
Grillo und Renzi.
In einem dieser TV-Interviews erzählte Grillo, dass es sein Ziel ist, mindestens einen Abgeordneten mehr als die Partei „PD" von Renzi im EU-Parlament zu stellen und damit die M5S als stärkste Partei Italiens zu bestätigen. Grillo ist der Meinung, dass ein Erfolg der M5S bei der Europawahl die ganze interne italienische Politik in Frage stellen würde. Möchte Grillo eine Regierungskrise provozieren und neue nationale Wahlen, um endlich an die Regierung zu kommen? Das ist unklar.
Klar ist, dass Renzi sein neuer größter Feind ist. Die „Movimento 5 Stelle" ist eine Bewegung, die ihren Erfolg auf der allgemeinen Unzufriedenheit der Leute gegen die Politik aufbaut.
Obwohl Renzi im ersten Monat seiner Amtszeit ziemlich enttäuscht hat (z.B. was neue Reformen angeht), wird er momentan von den Italienern geliebt. Der ehemalige Bürgermeister von Florenz gibt den Italienern das Gefühl, dass er hart daran arbeitet und das ihm bestmögliche tut, um Italien zu retten. Ein Politiker, der vom Volk geliebt wird, passt aber nicht in Grillos Darstellung.
Andererseits weiß Renzi, dass Grillo durch einen „Anti-EU" Wahlkampf viele Stimmen gewinnen kann. Stimmen, die Renzi nötig braucht, um sich als Leader Italiens und vor allem als Leader seiner Partei zu etablieren. Renzi kann sich nicht leisten, unter 30% zu rutschen. Angeblich ist die Konfrontation zwischen den beiden ein Kampf pro oder contra Europa, in Wirklichkeit ist es aber ein Kampf über die Macht in Italien. Nach dem Motto: „Wer hat den Längsten?"
Europa...
Laut Grillo würde ein Erfolg der „M5S" bei der Europawahl zu einem neuen Europa führen. Eine EU des Volkes und nicht, wie die aktuelle EU, eine EU der Banken. Grillo und „seine" Bewegung möchten dem europäischen Volk z.B. die Entscheidung darüber geben (durch ein Referendum), ob der Euro noch Sinn hat. Die Bewegung tendiert ziemlich klar gegen den Euro. Außerdem möchte Grillo den „Fiscal Pact" in Frage stellen und vor allem nicht die ganzen Schulden von Italien zurück bezahlen. Grillo betonte, dass auch die deutschen Schulden 1953 halbiert wurden. Grillo fragte: Würde Deutschland jetzt so reich sein, wenn die anderen europäischen und internationalen Länder nicht geholfen hätten? Grillo empfindet die aktuellen Schulden von Italien als unmoralisch (aber er hat sich auch keine Mühe gegeben zu erklären, aus welchem Grund).
Verbündung mit den deutschen Grünen...
Grillo ist es bewusst, dass er seinen Siegeszug in Europa nicht allein durchführen kann. In Europa sind Koalitionen (oder zumindest Kooperationen) nötig, um eine Fraktion innerhalb des Parlaments zu kreieren und um Überhaupt eine Rolle bei Entscheidungen für (oder gegen) Europa zu spielen. Grillo hat sich in einem Interview des italienischen Fernsehens „La7" für ein Bündnis mit einigen deutschen Grünen (denn jeder Abgeordnete hat seine freie Entscheidung zu treffen, welcher Fraktion er angehören will - demzufolge müssen auch nicht alle deutschen Grünen in der Fraktion der europäischen Grünen sitzen) geöffnet. Eine Alternative könnte auch die kommunistische Tsipras-Liste (die europäische Bewegung des griechischen Politiker Alex Tsipras) sein. Die letzte Entscheidung bleibt aber wie gewohnt bei den eigenen Partei-Mitgliedern. Dennoch wäre es sehr interessant zu wissen, was die „Grünen" dazu zu sagen haben.
Würde Grillo wirklich Europa durcheinander bringen? Grillo wollte auch Italien revolutionieren, aber bis jetzt gab es keine große Veränderung. Vielleicht ist es nur einer Bluff, aber möchte Europa es wirklich riskieren dieses herauszufinden?
Die europäischen Politiker hoffen daher jetzt auf Renzi und - auch wenn sie das nichts sagen - auch auf Berlusconi. Nur ein Erfolg für die Beiden kann den Siegeszug von Grillo in Europa stoppen.
Natürlich haben nicht alle Mitglieder der M5S solche Gedanken - und genau die Vielfalt von Meinungen und Ideen sind das Hauptmerkmal der Bewegung. In der M5S finden sowohl Rechts- als auch Linksradikale ihren Platz, aber auch mittelständigen Unternehmer sowie Umweltschützer sind hier anzutreffen. Das Prinzip der Bewegung ist einfach: alle Mitglieder sind gleich wichtig und alle Mitglieder werden zu den wichtigen Entscheidungen des Landes befragt. Die Mitglieder stimmen direkt im Internet darüber ab. Die M5S-Politiker sind das Werkzeug des Volkes und Grillo ist „nur" die bekannteste Stimme, die die Ideen der Bewegung verbreitet.
Die Fragen lauten: Entscheidet das Volk immer das Richtige? Ist die „direkte Politik" die Zukunft der Politik? Hat das Volk nicht für Barabbas und gegen Jesus entschieden?
Jetzt doch Fernsehen.
Seit ihrer Geburt hat sich die Bewegung gegen eine direkte Präsenz im italienischen Fernsehen und der Presse entschieden. Die „Movimento 5 Stelle"-Mitglieder sind der Meinung, dass die italienischen Journalisten nur Sklaven der Politik sind (zumindest die meisten von Ihnen). In letzter Zeit allerdings haben aber nicht nur ein paar Parlamentarier, sondern auch Grillo selbst, ihre Meinung dazu geändert. Grund dafür ist die nächste Europawahl. Ab 1. April wird Grillo mit seiner Theater-Tournee „Te la do io l´Europa" durch Italien ziehen und dazu braucht er Publicity. Diese Tournee ist eine echte Wahlkampagne - das Ticket kostet zwischen 20,-€ und 30,-€. Scheinbar ist schon alles ausverkauft.
Würde ein Deutscher 20,- € bezahlen, um Merkel oder Gabriel zu hören? ...
Grillo und Renzi.
In einem dieser TV-Interviews erzählte Grillo, dass es sein Ziel ist, mindestens einen Abgeordneten mehr als die Partei „PD" von Renzi im EU-Parlament zu stellen und damit die M5S als stärkste Partei Italiens zu bestätigen. Grillo ist der Meinung, dass ein Erfolg der M5S bei der Europawahl die ganze interne italienische Politik in Frage stellen würde. Möchte Grillo eine Regierungskrise provozieren und neue nationale Wahlen, um endlich an die Regierung zu kommen? Das ist unklar.
Klar ist, dass Renzi sein neuer größter Feind ist. Die „Movimento 5 Stelle" ist eine Bewegung, die ihren Erfolg auf der allgemeinen Unzufriedenheit der Leute gegen die Politik aufbaut.
Obwohl Renzi im ersten Monat seiner Amtszeit ziemlich enttäuscht hat (z.B. was neue Reformen angeht), wird er momentan von den Italienern geliebt. Der ehemalige Bürgermeister von Florenz gibt den Italienern das Gefühl, dass er hart daran arbeitet und das ihm bestmögliche tut, um Italien zu retten. Ein Politiker, der vom Volk geliebt wird, passt aber nicht in Grillos Darstellung.
Andererseits weiß Renzi, dass Grillo durch einen „Anti-EU" Wahlkampf viele Stimmen gewinnen kann. Stimmen, die Renzi nötig braucht, um sich als Leader Italiens und vor allem als Leader seiner Partei zu etablieren. Renzi kann sich nicht leisten, unter 30% zu rutschen. Angeblich ist die Konfrontation zwischen den beiden ein Kampf pro oder contra Europa, in Wirklichkeit ist es aber ein Kampf über die Macht in Italien. Nach dem Motto: „Wer hat den Längsten?"
Europa...
Laut Grillo würde ein Erfolg der „M5S" bei der Europawahl zu einem neuen Europa führen. Eine EU des Volkes und nicht, wie die aktuelle EU, eine EU der Banken. Grillo und „seine" Bewegung möchten dem europäischen Volk z.B. die Entscheidung darüber geben (durch ein Referendum), ob der Euro noch Sinn hat. Die Bewegung tendiert ziemlich klar gegen den Euro. Außerdem möchte Grillo den „Fiscal Pact" in Frage stellen und vor allem nicht die ganzen Schulden von Italien zurück bezahlen. Grillo betonte, dass auch die deutschen Schulden 1953 halbiert wurden. Grillo fragte: Würde Deutschland jetzt so reich sein, wenn die anderen europäischen und internationalen Länder nicht geholfen hätten? Grillo empfindet die aktuellen Schulden von Italien als unmoralisch (aber er hat sich auch keine Mühe gegeben zu erklären, aus welchem Grund).
Verbündung mit den deutschen Grünen...
Grillo ist es bewusst, dass er seinen Siegeszug in Europa nicht allein durchführen kann. In Europa sind Koalitionen (oder zumindest Kooperationen) nötig, um eine Fraktion innerhalb des Parlaments zu kreieren und um Überhaupt eine Rolle bei Entscheidungen für (oder gegen) Europa zu spielen. Grillo hat sich in einem Interview des italienischen Fernsehens „La7" für ein Bündnis mit einigen deutschen Grünen (denn jeder Abgeordnete hat seine freie Entscheidung zu treffen, welcher Fraktion er angehören will - demzufolge müssen auch nicht alle deutschen Grünen in der Fraktion der europäischen Grünen sitzen) geöffnet. Eine Alternative könnte auch die kommunistische Tsipras-Liste (die europäische Bewegung des griechischen Politiker Alex Tsipras) sein. Die letzte Entscheidung bleibt aber wie gewohnt bei den eigenen Partei-Mitgliedern. Dennoch wäre es sehr interessant zu wissen, was die „Grünen" dazu zu sagen haben.
Würde Grillo wirklich Europa durcheinander bringen? Grillo wollte auch Italien revolutionieren, aber bis jetzt gab es keine große Veränderung. Vielleicht ist es nur einer Bluff, aber möchte Europa es wirklich riskieren dieses herauszufinden?
Die europäischen Politiker hoffen daher jetzt auf Renzi und - auch wenn sie das nichts sagen - auch auf Berlusconi. Nur ein Erfolg für die Beiden kann den Siegeszug von Grillo in Europa stoppen.