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Die Stadt der Zukunft ist essbar!

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Der Wunsch nach einer lebendigen Stadt, in der das öffentliche Grün zum Paradiesgarten wird, ist schon uralt. Vor gut 2600 Jahren war es der Prophet Jeremia, der den Stadtbewohnern - die aus Jerusalem vertriebenen Israeliten - den verantwortlichen Führungskräften und Stadtältesten eine bis heute hochaktuelle Forderung nahe brachte. „Bauet Häuser, darin ihr wohnen möget, pflanzet Gärten, daraus ihr Früchte essen möget. Nehmet Weiber und zeuget Söhne und Töchter. Mehret euch daselbst, dass euer nicht wenig sei. Seid um das Wohl der Stadt besorgt. Suchet der Stadt Bestes, denn wenn's ihr wohl geht, so geht's auch euch wohl." (Jeremia 29,1.4-7)

Das große, hoffnungsvolle Credo ist die Vision einer himmlischen Polis (El Dorado, Atlantis, Avalon). Einer ganz und gar neuen Stadt, in der Leid und Angst weitgehend beseitigt sind, in der Heimat „Sich-Wohlfühlen" das Leben prägt, in der die Stadtbewohner Partner und Mitstreiter am Entwicklungsprozess sind. Die Stadt ist Fluchtpunkt für Sehnsucht und Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit, nach Teilhabe am sozialen Leben, nach Heimat, in der alle Obdach und Asyl haben, in der Raum für alle da ist.

Es ist die Sehnsucht nach der „Stadt der Zukunft".

Übersetzen wir diesen uralten Wunsch auf unser Projekt „die essbare Stadt" Andernach. Kann es etwas Aktuelleres, Unstrittigeres geben, als den uralten biblischen Imperativ:
  • sich um das Wohl der Stadt zu kümmern, damit es ihr und damit den Bürgern gut gehen wird;

  • im Bewusstsein von Biodiversität und Klimawandel, von oftmals bedenklicher Nahrungsmittelproduktion und ungesunder Ernährung auf jeden Fall Gärten zu bauen, zu pflanzen und die gesunden Früchte zu essen;

  • angesichts zahlreicher vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten die Stadt als neue Arche Noah zu entwickeln;

  • den Bewohnern fast vollständig vergessene Obst- und Gemüsesorten wieder nahe - zum Genuss - zu bringen;

  • sich mit den Schülern und neuen Schulgärten, mit älteren und auch ärmeren Bürgern ganz intensiv um das Wohl der Stadt zu kümmern

  • angesichts des demografischen Wandels und einer immer exorbitanter ansteigenden Alterspyramide ob der zu geringen Kinderzahl, sich auch diesem Thema zu widmen. Der Slogan; „Mehret euch daselbst, dass euer nicht wenig sei"?


Also: eine Stadt zu entwickeln, als Fluchtpunkt für Sehnsucht und Geborgenheit mit Teilhabe am sozialen Leben- schlicht: eine Stadt als Heimat.

Dass alles ist in wenigen Worten Andernach - ein Modell für eine Stadt der Zukunft. Wenn eine Stadt durch neues öffentliches Grün, in dem Betreten erwünscht und Pflücken erlaubt ist, sich zum Paradies entwickelt, stellt sich mir die Frage, warum dieses Modell, welches am Ende der Stadtverwaltung sogar mehr Geld einbringt, als kostet, nicht überall übernommen wird.

Versöhnung von Natur und Mensch im Raum der Stadt

Alles, was es braucht, ist der Wunsch seine Stadt wieder zum Lebens-Mittel-Punkt zu machen und sich miteinander auf den wunderschönen Weg der Versöhnung von Natur und Mensch in der Stadt zu begeben. Und diese Zeit ist gekommen, denn wir leben in einer Zeit, in der die Menschen mobiler, ortsunabhängiger und freier, aber auch immer heimatloser werden.

Mancher fragt sich, was "die essbare Stadt" so erfolgreich macht. Es ist der multifunktionale Ansatz und die lebendige Bildung oder die Bildung des Lebens, angefasst haben, was aus Erde wachsen soll, gekümmert, gegossen, an den richtigen Ort gepflanzt.

Lebendiges Grün in der Stadt - die Vision einer neuen Stadt.

Die Schnelligkeit der Verkehrssysteme lässt den Raum zur lästigen Nebensache werden, den man rasch überwinden möchte. Gleichzeitig bringen demografische und soziokulturelle bedingte gesellschaftliche Veränderungen neue Werte im Umgang miteinander, im Umgang mit Ernährung und Gesundheit. Der Sucht nach weiter, schneller höher, billiger erwächst langsam aber sicher die Gegenbewegung: gesünder, qualitätsvoller, innere Entschleunigung, soziale Kommunikation.

Ganz nach, Peter Joseph Lenné (* 29. September 1789 in Bonn; † 23. Januar 1866 in Potsdam), dem wir einer unsere Auszeichnung verdanken, und der sich vor allem in seiner Spätzeit auf eine sozialverträgliche Stadtplanung Berlins konzentrierte, indem er Grünanlagen für die Naherholung der Bevölkerung schuf. Und die sollten „die Menschen nicht nur sich sinnlich ergötzend durchlaufen, sondern im Sinne eines Volks- oder Stadtparks auch nutzen, erleben, genießen."

Das Projekt die essbare Stadt hat im Jahr 2014 sowohl die Leene Medaillie wie auch den Zeit-Wissen Preis erhalten. Heike Boomgaarden zählt zu den ausgewählten Social Entrepreneurs in Deutschland und ist eine der Ashoka-Fellows 2014.


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